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Die Notwendigkeit des Nahkampfes (Fantasy Gun Control)
Feuersänger:
--- Zitat ---Obwohl es taktisch eigentlich recht effektiv sein müsste, ist mir noch keine Gruppe begegnet, die nur aus Fernkämpfern (inkl. Magiern) bestand.
--- Ende Zitat ---
Tjaaaaaa... da kann ich dir ne Anekdote erzählen. ^^ Ich hab mal kurzzeitig in einer Pathfinder-Gruppe mitgespielt, in der es zumindest ein sehr starkes Übergewicht von Fernkämpfern gab (etwa 5:1, Zauberer eingerechnet). Zwischenzeitlich glaub ich sogar mal 6:0. Und da mussten die Spieler dann feststellen: wenn niemand Nahkämpfer sein will, ist jeder ein Nahkämpfer. >;D Denn der Fernkämpfer ist halt immer noch drauf angewiesen, dass irgendwer ihm allzu kuschelbedürftige Gegner vom Hals hält.
Naja, ansonsten ist der Hintergrund vermutlich eher in unserer Folklore zu suchen. Fast alle Legendenstoffe und Heldensagen unserer Welt handeln von Nahkämpfern. Dir fallen bestimmt auf Anhieb etliche Namen von sagenhaften Schwertern ein, aber womöglich kein einziger Bogen und noch weniger benamte Feuerwaffen. Feuerwaffen werden maximal nach Typen oder Aussehen benannt (Peacemaker, Henrystutzen, Silberbüchse), aber Schwerter haben Eigennamen wie Gram, Excalibur, Durendal.
Will sagen, der Nahkampf-Bias in der Fiktion ist keine neumodische Romantisierung, den gibt es schon seit tausenden von Jahren. ;)
Waldviech:
--- Zitat ---Hast du Beispiele? Außer Warhammer ist mir kein prominentes Setting bekannt.
--- Ende Zitat ---
Oh, da gibt's schon einige - Warcraft, Spire, Shadows of Esteren, Iron Kingdoms, streng genommen Splittermond usw. Und das sind jetzt nur die, die mir so spontan aus dem Bauch heraus einfallen. (Und zugegeben: wer jetzt ein Freund extrem enger Genregrenzen ist, wird einiges davon wahrscheinlich unter "Steampunk" einsortieren)
schneeland:
--- Zitat von: Feuersänger am 31.10.2021 | 00:40 ---Und da mussten die Spieler dann feststellen: wenn niemand Nahkämpfer sein will, ist jeder ein Nahkämpfer. >;D Denn der Fernkämpfer ist halt immer noch drauf angewiesen, dass irgendwer ihm allzu kuschelbedürftige Gegner vom Hals hält.
--- Ende Zitat ---
Muss man halt einen einzelnen Nahkämpfer mitnehmen. Am besten gut gepanzert und mit Uniform in Signalfarben (gewissermaßen der sprichwörtliche "Neon Knight" ;D).
Tudor the Traveller:
--- Zitat von: Feuersänger am 31.10.2021 | 00:40 ---Tjaaaaaa... da kann ich dir ne Anekdote erzählen. ^^ Ich hab mal kurzzeitig in einer Pathfinder-Gruppe mitgespielt, in der es zumindest ein sehr starkes Übergewicht von Fernkämpfern gab (etwa 5:1, Zauberer eingerechnet). Zwischenzeitlich glaub ich sogar mal 6:0. Und da mussten die Spieler dann feststellen: wenn niemand Nahkämpfer sein will, ist jeder ein Nahkämpfer. >;D Denn der Fernkämpfer ist halt immer noch drauf angewiesen, dass irgendwer ihm allzu kuschelbedürftige Gegner vom Hals hält.
--- Ende Zitat ---
Ich denke, das hängt auch am typischen Encounterdesign. In einem Dungeon können Fernkämpfer ihren Reichweitenvorteil oft nicht ausnutzen, weil die Begegnungsdistanzen so kurz sind. Wenn die Gegner aber erstmal 300 m Distanz fressen müssen, um in den Nahkampf zu kommen, sieht das imo schon wieder anders aus. Die meisten Encounter im D&D-Umfeld, die ich kennengelernt habe, sind halt so kurz-Distanz-Encounter.
YY:
--- Zitat von: Tudor the Traveller am 30.10.2021 | 22:53 ---Meine Vermutung ist, dass es nicht an dem Argument liegt, dass Rüstung und Nahkampf dann unplausibel würden. Ich denke eher, dass es durch Genre-Konventionen konserviert ist, dass Feuerwaffen nicht in Fantasy-Settings verwendet werden. Ich vermute da Gründe der Nostalgie, Romantik und Eskapismus. Es ist eben vielleicht heldenhafter, den Drachen im Nahkampf mit dem Schwert zu erschlagen, als ihn aus 200 m zu erschießen. Face-to-Face ist der Kampfmodus des wahren Kriegers. ?
--- Ende Zitat ---
Ja, nicht nur Genrekonventionen, sondern als deren Fundament auch (Pop)Kultur.
Das landläufige Mittelalterbild ist in der Hinsicht ja doppelt schräg, weil das "gefühlte" oder wahrgenommene Mittelalter quasi erst im Spätmittelalter anfängt, aber man dann gleichzeitig nicht auf dem Schirm hat, dass es da bereits Feuerwaffen gab.
Und wieder ja, eine deutliche Unterströmung, dass die Schusswaffe und zuvor schon der Bogen die Waffe des Feiglings sei, ist schon deutlich wahrnehmbar. Andersrum muss man aber auch nicht sonderlich tief bohren, um viele berühmte Schützen in Mythologie, Literatur, Geschichte & Co. zu finden.
Auch in zeitgenössischen Unterhaltungsmedien finden sich ohne große Verrenkungen unterhaltsame Darstellungen von Fernkämpfen, die ein ziemlich breites Spektrum abdecken.
Da ist die Behauptung vom per se dramatischeren und erzählerisch ergiebigeren Nahkampf mMn ziemlich kurzsichtig (pun intended :P).
Zumal das im Rollenspiel sowieso mit der Spielmechanik steht und fällt - wenn man das nicht verrafft, sind Fern- und Nahkampfwaffen natürlich auf Augenhöhe bzw. haben beide ihre Existenzberechtigung. Den Schuh müssen sich gerade die frühen DSA-Autoren anziehen, die sich mit mMn recht schrägen Tödlichkeitsargumenten von Anfang an gegen Feuerwaffen gewehrt haben.
--- Zitat von: Feuersänger am 31.10.2021 | 00:40 ---Fast alle Legendenstoffe und Heldensagen unserer Welt handeln von Nahkämpfern. Dir fallen bestimmt auf Anhieb etliche Namen von sagenhaften Schwertern ein, aber womöglich kein einziger Bogen und noch weniger benamte Feuerwaffen. Feuerwaffen werden maximal nach Typen oder Aussehen benannt (Peacemaker, Henrystutzen, Silberbüchse), aber Schwerter haben Eigennamen wie Gram, Excalibur, Durendal.
Will sagen, der Nahkampf-Bias in der Fiktion ist keine neumodische Romantisierung, den gibt es schon seit tausenden von Jahren. ;)
--- Ende Zitat ---
Hm...berühmte Schützen fallen mir schon ein paar ein. Da wird sich aber so auf den ersten Blick eher auf die Personen konzentriert als auf ihre Gerätschaften - was ja eigentlich aus Erzählerperspektive sogar für die Schützen sprechen würde statt für die materalistischen Nahkampf-Powergamer :think: ;D
So halb in die Gegenrichtung: bei moderneren Feuerwaffen sieht man es immer wieder, dass der Waffe keine besonderen Eigenschaften zugeschrieben werden, aber ihre Geschichte sehr wohl registriert wird und die Dinger immer noch entsprechende Aufmerksamkeit bekommen (z.B. Gavrilo Princips M1910 oder die Waffen von Bonnie und Clyde; von den ganzen Wildwest-Schießeisen in verschiedenen kleinen Museen gar nicht angefangen).
Edit/Nachtrag:
--- Zitat von: Tudor the Traveller am 30.10.2021 | 22:53 ---Und wenn ich so darüber nachdenke, finde ich reihenweise Beispiele, wo sehr viel Nahkampf stattfindet, selbst wenn Handfeuerwaffen fest im Setting etabliert sind. Es ist nämlich gar nicht auf klassische Fantasy reduziert. Ganz prominent: Star Wars mit seinen Lichtschwertern. Mit denen kann man Laserschüsse abwehren...! (was ist da eigentlich mit kinetischen Projektilen?). Shadowrun hat seine Katana-schwingenden Straßensamurai. Selbst Star Trek hat relativ viel Nahkampf (Hallo Klingonen), nicht selten inklusive Phaser im Handgemenge. Warhammer 40k hat reihenweise Einheiten, die auf Nahkampf spezialisert sind. Bei den Avengers wird sich auch primär auf die Birne gehauen. Bei Mass Effekt steckt man auch Ruckzuck im Nahkampf usw.
--- Ende Zitat ---
Da muss ich sagen: So richtig funktioniert das für mich von den genannten nur bei Star Wars.
40K und noch mehr Star Trek halten sich mMn eher unbeholfen ziemlich was ab, um dem "dramatischeren" Nahkampf zu huldigen, was bei mir aber eher lächerlich rüberkommt.
Mass Effect mag man da stellvertretend für jede Menge Videospiele sehen, wo einfach durch die Engine, durch Level- und allgemeiner Spieldesign die Schusswaffen ihre Stärken nicht recht ausspielen können. Das schlägt dann in die gleiche Kerbe wie das genannte Encounterdesign, das auch gerne mal von der Dimensionierung der Battlemap geprägt wird...
Gut, das kann auch seine Berechtigung haben - der Dungeon-Gedanke ist ja schon folgerichtig. Da haben langsame, laute, unzuverlässige Feuerwaffen im Vergleich mit magischem Nahkampfgerät auch mal recht glaubwürdig nicht viel zu melden. Aber man kann das auch deutlich zu weit treiben.
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