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Achamanian:

--- Zitat von: nobody@home am 24.04.2022 | 10:33 ---die Aliens sind jetzt hier und können nicht wieder weg.) Dann sind sie aber in gewisser Hinsicht weniger "exotische Weltraumaliens" und mehr einfach "neue Nachbarn"...und zu dem Thema kann ich dann theoretisch auch gleich wieder zu Shadowrun greifen, wo die Welt ja in Sachen "Hey, es gibt plötzlich nicht mehr nur Menschen hier!" eine ähnliche Umwälzung durchgemacht hat.

--- Ende Zitat ---

Das wäre für mich schon was ganze anderes - die "Aliens" aus Shadowrun sind ja im Prinzip alle in die menschliche Gesellschaft hineingeboren und bringen keine eigene Kultur, keine eigene Sprache, keine eigenen Werte mit - klar bilden sie bei Shadowrun irgendwie eigene Kulturen heraus (was ich ehrlich gesagt auch eher bemüht und wenig glaubwürdig finde), aber mit der Idee einer fremden Alien-Kultur, mit der die Menschheit unvermittelt zusammentrifft, hat das für mich eher wenig zu tun.

nobody@home:

--- Zitat von: Rumpel am 24.04.2022 | 16:08 ---Das wäre für mich schon was ganze anderes - die "Aliens" aus Shadowrun sind ja im Prinzip alle in die menschliche Gesellschaft hineingeboren und bringen keine eigene Kultur, keine eigene Sprache, keine eigenen Werte mit - klar bilden sie bei Shadowrun irgendwie eigene Kulturen heraus (was ich ehrlich gesagt auch eher bemüht und wenig glaubwürdig finde), aber mit der Idee einer fremden Alien-Kultur, mit der die Menschheit unvermittelt zusammentrifft, hat das für mich eher wenig zu tun.

--- Ende Zitat ---

Die Frage wäre halt "Macht das fürs Spiel einen Unterschied?".

Und ich denke, da steckt auch ein Stück weit mit drin, warum das Thema eher etwas "nischig" ist -- "Die Aliens sind jetzt ganz offen hier und anscheinend friedlich, aber die Handlung spielt immer noch hier unten" bietet aus menschlicher Sicht nicht so viel wirklich Neues. Gewohnt haben wir hier schließlich immer schon. Schön, man kann damit sicher Themen wie Einwanderung, Asyl, und/oder Tourismus beleuchten (tun die genannten Vorbilder ja wenigstens unter anderem auch), aber "Angewandte Sozialkritik im Spiegel der Fiktion: Das Rollenspiel" dürfte jetzt auch nicht so der nächste Megahit sein, nach dem der Markt geradezu schreit... :think:

Waldviech:

--- Zitat ---Und ich denke, da steckt auch ein Stück weit mit drin, warum das Thema eher etwas "nischig" ist -- "Die Aliens sind jetzt ganz offen hier und anscheinend friedlich, aber die Handlung spielt immer noch hier unten" bietet aus menschlicher Sicht nicht so viel wirklich Neues.
--- Ende Zitat ---

Oh, ich sehe da verdammt viel Potential für Neues - wenn man sich nicht an ausgekauten Einwanderungs- und Asyl-Topoi abarbeitet und hinterfragt, was Kontakte zu technologisch höher entwickelten Kulturen von Außerhalb denn wirklich bedeuten könnten:
- Erstens findet sich die Weltbevölkerung urplötzlich in der Situation wieder, das es nun tatsächlich ein "Außen" gibt. Und für dieses Außen ist die Erde allenfalls irgend ein Backwater-Planet von vielen. Das verschiebt das Selbstverständnis der mächtigsten Erdnationen plötzlich von "Wir sind die Größten" zu "Wir sind kleine Underdogs" und dafür müssen die Aliens nicht mal was Böses tun. Die müssen nur da sein. Welche Gesellschaftlichen Auswirkungen hat das, wenn die USA plötzlich nicht mehr die "letzte verbliebene Großmacht" sind? Was macht es mit Han-Chinesen, wenn sie plötzlich nicht mehr mit "5000 Jahren kultureller Kontinuität" angeben können, weil das antaranische Imperium nebs drölfzig anderen Alienzivilisationen das um lockere vier Millionen Jahre übertrumpft?
- Zweitens wird technologischer Influx selbst im Kleinen ordentlich was umkrempeln. Von jetzt auf gleich ist selbst die modernste irdische Technologie antiquiertes Zeug. Wer kauft noch einen Benzingenerator, wenn die Fusionszelle vom Alienhändler die Hälfte kostet, nur ein Viertel so groß ist und nur alle hundert Jahre nachgetankt werden muss? Für manch einen Großkonzern bedeutet das den plötzlichen Freifall - und wieder müssen die Aliens dafür nicht mal was explizit Böses tun, sondern einfach nur da sein (gut - und Zeug verkaufen..).
- Drittens ist ein plötzlicher Kontakt mit Außerirdischen was völlig anderes als Migration mit dem Fischkutter übers Mittelmeer. Wer die Möglichkeit hat, interstellare Entferungen zu überbrücken, stellt von jetzt auf gleich einen Machtfaktor dar - schon allein, weil er ein Raumfahrzeug hat.

Da stecken schon mehr als nur ein paar interessante Geschichten drin.


--- Zitat ---Waldviech hat die Möglichkeit in seinem Nomads-Settingentwurf mitgedacht (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,118733.0.html), das kommt der Sache eigentlich am nächsten, aber ist natürlich kein echtes Setting, sondern nur eine Ideensammlung.
--- Ende Zitat ---
Ah, Danke! :). Hatte ich nicht gepostet, weil ich davon ausgegangen bin, dass hier nach publizierten Settings gefragt wird, und das ist Nomads natürlich nicht. Allerdings ist Near-Future mit Aliens tatsächlich einer der Kerngedanken.


Haukrinn:
Was heißt denn für dich "auseinandersetzen"? In Arrival setzt man sich mit Aliens auseinander, in Picknick am Wegesrand mit den Auswirkungen ihres Besuchs. Aber das sind halt nur punktuelle Verknüpfungen. District 9 und Alien Nation dagegen gehen ja ganz klar auf das gesellschaftliche Zusammenleben (oder Nebeneinanderherleben, wie immer man das auch sehen möchte) ein, was deutlich weiter ist. Und dann gäbe es da ja auch so etwas wie V...

nobody@home:

--- Zitat von: Waldviech am 25.04.2022 | 10:03 ---Oh, ich sehe da verdammt viel Potential für Neues - wenn man sich nicht an ausgekauten Einwanderungs- und Asyl-Topoi abarbeitet und hinterfragt, was Kontakte zu technologisch höher entwickelten Kulturen von Außerhalb denn wirklich bedeuten könnten:
- Erstens findet sich die Weltbevölkerung urplötzlich in der Situation wieder, das es nun tatsächlich ein "Außen" gibt. Und für dieses Außen ist die Erde allenfalls irgend ein Backwater-Planet von vielen. Das verschiebt das Selbstverständnis der mächtigsten Erdnationen plötzlich von "Wir sind die Größten" zu "Wir sind kleine Underdogs" und dafür müssen die Aliens nicht mal was Böses tun. Die müssen nur da sein. Welche Gesellschaftlichen Auswirkungen hat das, wenn die USA plötzlich nicht mehr die "letzte verbliebene Großmacht" sind? Was macht es mit Han-Chinesen, wenn sie plötzlich nicht mehr mit "5000 Jahren kultureller Kontinuität" angeben können, weil das antaranische Imperium nebs drölfzig anderen Alienzivilisationen das um lockere vier Millionen Jahre übertrumpft?
- Zweitens wird technologischer Influx selbst im Kleinen ordentlich was umkrempeln. Von jetzt auf gleich ist selbst die modernste irdische Technologie antiquiertes Zeug. Wer kauft noch einen Benzingenerator, wenn die Fusionszelle vom Alienhändler die Hälfte kostet, nur ein Viertel so groß ist und nur alle hundert Jahre nachgetankt werden muss? Für manch einen Großkonzern bedeutet das den plötzlichen Freifall - und wieder müssen die Aliens dafür nicht mal was explizit Böses tun, sondern einfach nur da sein (gut - und Zeug verkaufen..).
- Drittens ist ein plötzlicher Kontakt mit Außerirdischen was völlig anderes als Migration mit dem Fischkutter übers Mittelmeer. Wer die Möglichkeit hat, interstellare Entferungen zu überbrücken, stellt von jetzt auf gleich einen Machtfaktor dar - schon allein, weil er ein Raumfahrzeug hat.

--- Ende Zitat ---

Setzt natürlich alles voraus, daß es da draußen ein großes Alien-Imperium gibt, mit dem die Neuankömmlinge auch noch fleißig Kontakt pflegen. In dem Fall sind wir halt wieder beim "Föderationsszenario in grün" -- es mag (noch) keine eigenständige menschlich-interstellare Raumfahrt geben, aber im Prinzip sind wir damit, und sei es erst mal nur durch die Kontakte mit den Aliens selbst, auch schon ein gutes Stück weit "da draußen", weil jetzt angeschlossen. (Und natürlich kann ich da auch wieder Quasi-Star-Trek spielen. Die Abenteuer der ersten menschlichen Gastbesatzungsmitglieder an Bord eines Alien-Forschungsschiffs bieten sich als Thema ja geradezu an.)

Aber du wirst dich vielleicht erinnern, daß ich den Shadowrun-Vergleich vor allem im Hinblick auf hier selber schiffbrüchige Aliens gezogen habe...und da fallen dann all diese Faktoren wieder weitgehend aus dem Bild heraus. Egal, wie fortschrittlich diese Leute sind, wenn sie hier nicht mehr ohne weiteres wegkommen und auch nicht mit Nachschub rechnen können, stehen sie gegen die eingeborene Bevölkerung eines ganzen Planeten schon längst nicht mehr so dominant da. (Tatsächlich würde ich in so einem Fall sogar eher mit einem Invasions- oder Geheimverschwörungsszenario rechnen als bei "Das antarische Imperium hat geklingelt!", weil solche Aliens, solange sie überhaupt die Wahl haben, wohl kaum einfach naiv auf unsere Gnade und Gastfreundschaft setzen werden.)

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