Autor Thema: Marlon Brando ist tot  (Gelesen 1025 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Gast

  • Gast
Marlon Brando ist tot
« am: 3.07.2004 | 10:48 »
http://www.rp-online.de/public/article/magazin/film/news/53202
veröffentlicht: 02.07.04 - 17:33
   

Los Angeles (rpo). Im Alter von 80 Jahren ist Marlon Brando gestorben. Der Schauspieler verstarb nach Angaben seines Anwalts in einem Krankenhaus in Los Angeles. Er gehörte zu den bekanntesten Schauspielern weltweit.

Brando selbst hat es nicht gerne gehört, doch der Schauspieler war bereits zu Lebzeiten eine Legende. Für Stars wie Robert de Niro, Jack Nicholson, Al Pacino ist der übergewichtige Leinwandheld ein Vorbild.

Aus der spektakulären Hauptrolle in der Verfilmung des Romans "Der Herbst des Patriarchen" von Gabriel Garcia Marquez, mit der Brando sich von seiner unvergleichlichen Kinokarriere verabschieden wollte, ist nichts geworden, mit seinen Kindern und Frauen hatte er in jüngster Vergangenheit nur Verdruss und Sorgen.
Marlon Brando in der Rolle des Terry Malloy in dem Film 'On The Waterfront' von 1954.
Bild vergrößernMarlon Brando in der Rolle des Terry Malloy in dem Film 'On The Waterfront' von 1954.

Die bedeutendsten Rollen des 1924 im US-Bundesstaat Nebraska geborenen Schauspielers waren noch stets überragende Kinoereignisse: Ob an der Seite Vivien Leighs 1951 in "Endstation Sehnsucht", 1954 in "Die Faust im Nacken", 1962 in "Die Meuterei auf der Bounty" oder in den beiden sensationellen Kassenhits des Jahres 1972 "Der Pate" und "Der letzte Tango von Paris".

Jeder dieser Filme gilt inzwischen als Klassiker, zu denen 1979 auch noch Francis Ford Coppolas Meisterwerk "Apocalypse Now" zu zählen ist, in dem Brando eine seiner beklemmendsten Vorstellungen als durchgedrehter Colonel Kurtz gab. Der Sohn einer irischen Familie aus Omaha gehört zu den wenigen Darstellern, deren faszinierende Ausstrahlung im Dunkel des Kinosaals suggestive Wirkung beim Publikum erlangt.

Es verwundert deshalb nicht, dass Brando bei der Umfrage einer Zeitschrift im Vorjahr zum besten männlichen Filmschauspieler aller Zeit gekürt wurde - mit einem Bekanntheitsgrad von 100 Prozent.


Bei der Arbeit vor der Kamera galt der Schauspieler, der sich nie den Mächtigen Hollywoods gebeugt hat, als schwierig und unberechenbar. Die Eltern, vor allem die musisch begabte, äußerst dominante Mutter, waren Brandos Erinnerungen zufolge "die meiste Zeit besoffen". Erst als Footballtalent, dann auf einer Militärakademie kam der junge Brando rasch in Konflikt mit der geforderten Disziplin. Schließlich folgte er seiner Schwester nach New York, wo er sich anfangs mit Gelegenheitsarbeiten durchschlug. Dann aber führten so berühmte Lehrer wie Lee Strasberg, Elia Kazan und Erwin Piscator den begabten jungen Mann in die Kunst der Menschendarstellung ein.

Nach dem Oscar-Eklat 1973 Rückzug von den Kameras

Mit Tennessee Williams' Drama "Endstation Sehnsucht" feierte Brando 1947 am Broadway einen Sensationserfolg, der ihm einen Filmvertrag für das ferne Hollywood einbrachte. Bereits die zweite Rolle dort in der Verfilmung des Williams-Stücks machten ihn weltberühmt. 1954 bereits konnte Brando den ersten Oscar entgegennehmen für die Hauptrolle in dem Sozialdrama "Die Faust im Nacken". Er spielt darin einen Rebellen, der ihn bei jugendlichen Kinogängern jener Zeit zum Idol machte.

Als Brando 1973 für die brillante Verkörperung eines alten Mafiabosses in "Der Pate" mit seinem zweiten Oscar belohnt wurde, lehnte er die begehrte Auszeichnung aus Protest gegen die Behandlung der Indianer in den USA ab. 1972 war auch das Jahr seines skandalträchtigen Auftritts in dem Erotik-Klassiker "Der letzte Tango in Paris". Die Sexszenen mit der jungen, längst vergessenen Maria Schneider wollte die ganze Welt sehen. Nach dem Oscar-Eklat machte sich Brando vor den Kameras sehr rar. Und der im Sommer 2001 mit mäßigem Erfolg in Deutschland gezeigte Gangsterfilm "The Score" zeigte den übergewichtigen Veteranen letztmals auf der Leinwand - übrigens in einer Nebenrolle.

Brando selbst hat das nicht bekümmert, war er doch überzeugt, niemals einen großartigen Film gemacht zu haben. Dreharbeiten hielt er für "reine Verschwendung von Lebenszeit", was allerdings die Frage provoziert, ob einer wie er sein Leben hätte anders füllen können. Als Brando vor etlichen Jahren von einem Interviewer in den höchsten Tönen gepriesen wurde, raunzte der weltberühmte Star zurück: "Im Reich der Blinden ist der Einäugige König".

Bilder: http://www.rp-online.de/public/bildershow/magazin/film/bildershows/promis/3313