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[Candela Obscura] Ein erster Eindruck
Gambit:
--- Zitat von: Wonko am 1.06.2023 | 12:33 ---Vielen Dank für die interessanten und detaillierten Einblicke. Ich möchte hier mal ein paar positive Punkte anbringen, die in der ganzen Diskussion etwas zu kurz kommen:
Zunächst einmal: Es ist ein Quickstarter. Ich kann hundert intelligente Fragen zum Setting stellen, aber ich kann nicht erwarten, dass sie alle auf 9 Seiten Regel- und Settingbeschreibung beantwortet werden. Ist das Setting interessant? Mit Sicherheit. Eine untergegangene Zivilisation, gefährliche Magie, ein mühsam abgewehrte und jederzeit neu drohende Invasion, Geheimgesellschaften, angedeutete cthulhoide Elemente gemischt mit Teslapunk ... wer daraus keine Inspiration für viele, viele Abenteuer ziehen kann, ist selber schuld.
Grundsätzlich neu ist davon nix, letztendlich muss es die Mischung machen, und dafür wird man auf das eigentliche Regelwerk warten müssen. Interessant finde ich das angedeutete "Bleed", die Korruption durch Magie (Verzeihung: Magick), das sich hier nicht nur auf die Bösewichte sondern auch die SC auswirkt.
Sind die Regeln funktional? Ich glaube schon und sie passen gut zum Setting und helfen unmittelbar dabei, die Stimmung und den Fokus des Spieles zu setzen. Es wird viel davon abhängen, wie die Subsystem im eigentlichen Spiel zusammenhängen und welche Mittel der GM (dazu gibt es leider sehr wenig im Quickstarter) zur Verfügung hat.
Am schwierigsten fand ich die eingestreuten moralischen Ansprüche ... an die Spieler (!), die aber irgendwie auch ins Spiel übertragen werden sollen, obwohl es da im Setting wiederum ziemlich rau zugeht und auch nicht gerade immer sehr differenziert ... Ich habe da beim Lesen reflexhaft ziemlich ablehnend reagiert, weil ich mir nicht gern vorschreiben lasse, wie ich mein Spiel zu spielen habe. Andererseits finde ich das Anliegen, sich mit stereotypen Darstellungen und problematischen Genrekonventionen auseinanderzusetzen, an sich sehr unterstützenswert und auch spannend. Auch hier wird man sicherlich sehen müssen, wie sehr das Endprodukt mit dieser schwierigen Balance zurechtkommt.
Das Abenteuer lässt mich zwiegespalten zurück. Mir gefällt gut der Fokus auf Struktur (Hook, Arrival, Exploration, Escalation, Climax, Epilogue) und die Betonung von "Reveals", die von Szene zu Szene führen. Mir gefällt auch die Offenheit gegenüber verschiedenen Lösungsansätzen und der Versuch, der SL einen Werkzeugkasten dafür bereitzustellen statt jedes Detail von vornherein bestimmen zu wollen. Allerdings bleibt es oft ein bisschen beim Versuch, weil die Hinweise oft zu vage sind. Gerade in der Anfangsszene, wo überhaupt keine NPC beschrieben werden, obwohl sie einfach notwendig sind. Und auch später, wenn es solche gibt, werden sie nur angedeutet und sind nicht gut zur praktischen Nutzung ausgearbeitet.
Möchte ich den Quickstarter leiten? Eher nicht, dazu kenne ich das Blades-System zu wenig und Setting und Abenteuer lassen mich mit zu vielen Fragezeichen zurück. Aber ich bin froh, dass ich ihn gelesen habe. Das ist eines der interessanteren Rollenspielunternehmen, die ich in letzter Zeit gesehen habe, und ich wünsche dem System viel Erfolg und werde es mit Sicherheit weiter beobachten.
--- Ende Zitat ---
Ich persönlich bin da ganz bei deinem Eindruck. Meine Neugierde ist definitiv geweckt und ich mag das Setting und die Thematik. Der Quickstart selbst ist leider in entscheidenen Bereichen zu dünn und ich musste mir da dank Reddit etwas mehr FitD Background aneignen, damit es halbwegs klick macht. Potential sehe ich in einer fertigen Version aber auf jeden Fall. Letzten Montag haben wir dann einen One Shot gespielt und aufgenommen, geleitet habe ich hier aber nicht das Szenario aus dem Quickstart (das mir so gar nicht zugesagt hat), sondern das schöne Sweet Dreams aus dem Reddit von SventheScribe (Credits in der Video Beschreibung). Wer Lust hat einen Blick reinzuwerfen, hier mal der Link zu unserem Spielabend: https://www.youtube.com/watch?v=vHFpv7jz-f4&t=107s
Blizzard:
Ich werfe hier auch mal -etwas verspätet- meinen obscuren Hut in den Ring. Ich bin den letzten Tagen auf Candela Obscura aufmerksam geworden und muss sagen, dass ich - wie viele andere hier auch- das Setting einfach unheimlich spannend finde. In den Schnellstarter lese ich mich gerade ein und bin bei meinem ersten Eindruck eher bei Wonko:
--- Zitat von: Wonko am 1.06.2023 | 12:33 ---Zunächst einmal: Es ist ein Quickstarter. Ich kann hundert intelligente Fragen zum Setting stellen, aber ich kann nicht erwarten, dass sie alle auf 9 Seiten Regel- und Settingbeschreibung beantwortet werden. Ist das Setting interessant? Mit Sicherheit. Eine untergegangene Zivilisation, gefährliche Magie, ein mühsam abgewehrte und jederzeit neu drohende Invasion, Geheimgesellschaften, angedeutete cthulhoide Elemente gemischt mit Teslapunk ... wer daraus keine Inspiration für viele, viele Abenteuer ziehen kann, ist selber schuld.
--- Ende Zitat ---
Die Kritkipunkte, die sma anbringt kann ich allerdings auch nachvollziehen (die meisten, zumindest). Einige der Kritikpunkte sind mir auch schon aufgefallen und an die werde ich auch etwas Hand anlegen.
Allerdings sehe ich einige Punkte nicht ganz so kritisch und ich denke- ähnlich wie Wonko- dass man im Hinterkopf behalten muss, dass es sich um einen Schnellstarter handelt (und das fertige Regelwerk noch auf sich warten lässt). Einige der hervorgebrachten Kritikpunkte könnte man sicherlich gut auch in anderen Abenteuern anbringen - von daher stelle ich mir die Frage, wie kritisch man so ein Abenteuer im Schnellstarter begutachten sollte. Man sollte da imho eher mal fünf gerade sein lassen und es vielleicht nicht bis ins letzte Detail zerpflücken- sonst hat man Ende (vor lauter Kritikpunkten) gar kein Abenteuer mehr. Zumal auch die Spieler bei einem Abenteuer erfahrungsgemäß nicht darauf lauern, möglichst viele Logiklücken darin zu finden. Für die stehen eher andere Sachen im Vordergrund (beim Spielen eines Abenteuers). Sollte man zumindest meinen.
Zu den Regeln kann ich noch nichts sagen, zumal ich bislang noch keinerlei Berührungspunkte mit Blades in the Dark habe oder Erfahrungen damit machen konnte. Allem Anschein nach funktionieren die Regeln aber ganz gut, ohne irgendwie besonders hervor zu stechen. Sowas ist mir aber im Zweifelsfall lieber als ein vermeintliches neues, revolutionäres Regelsystem, das dann im Endeffekt nicht funktioniert und/oder den gewünschten Spielstil nicht unterstützt.
Alles in allem bin ich schon sehr gespannt darauf, Candela Obscura mal in der Praxis auszuprobieren. Einerseits, um die BitD-Regeln mal zu testen, andererseits weil das Setting so spannend klingt. Und nicht zuletzt, weil ich einfach durch dieses Bild
direkt Lust bekommen habe, Candela Obscura mal auszuprobieren.
Wer weiß, vielleicht biete ich das hier sogar im Rahmen einer Forenrunde an. 8]
sma:
Aus meiner Sicht stimmt mir Wonko in allen Punkten zu. Einzig der Punkt, welchen Anspruch man an einen Schnellstarter haben darf, ist bei uns verschiedenen hoch. Ich erwarte, dass mir ein Schnellstarter einen Einblick in das System und ein für das System typische Abenteuer gibt und sich dabei von der bestmöglichsten Seite zeigt.
Die Aussage "Das Abenteuer lässt mich zwiegespalten zurück" und "Möchte ich den Quickstart leiten? Eher nicht." ist IMHO eine Brankrotterklärung und vielleicht sogar vernichtender als meine "sanfte" (und ich hoffe begründete) Kritik.
Ich hatte außerdem nicht die Freiheit zu entscheiden, ob ich's nun spiele oder nicht, sondern weil wir das ausprobieren wollte, musste ich da durch. Und weil wir das vorhandene Abenteuer ausprobieren wollten und nicht meine durch das Setting inspirierte Geschichte, wollte ich natürlich auch so nah wie möglich am Original bleiben.
Ich glaube, das Abenteuer hat niemand außer dem Autoren testgespielt. Oder aber innere Konsistenz war ihnen eben so unwichtig wie gefühlt jeder modernen Netflix-Serie. Ein zwei Seiten mehr Hintergrund hätten glaube ich sehr geholfen, das Setting besser zu erklären – so es denn diese Erklärungen überhaupt gibt. Denn das Problem sind nicht die Regeln, sondern dass sie in ihrem Wunsch, Industrielle an den Pranger zu stellen, die die Gesundheit ihrer Angestellten der Profitgier opfern, leider auch die Logik der Geschichte geopfert haben.
Dummerweise ist innere Logik und nachvollziehbare Motive der Antagonisten aber das wichtigste im investigativen Rollenspiel, wo die Spieler ja ein Rätsel lösen sollen (und hoffentlich auch wollen).
Dass das Bild inspirierend ist und wahrscheinlich der beim Lesen der Setting-Bruchstücke eigene Ideen spinnt, ist unbestritten. Ich glaube nur, dass dabei komplett andere Settings herauskommen würden, als was Darington Press aufschreiben wird und dann braucht man das Buch eigentlich gar nicht. Ich persönlich würde den Kriegsaspekt z.B. in den Fokus setzen, etwas, was glaube ich aus meiner Historie (und dem aktuellen Anlass in der Urkaine) mehr mehr bewegt als irgendwelche Klassen- und Kulturkämpfe.
Blizzard:
--- Zitat von: sma am 12.06.2023 | 16:46 ---Aus meiner Sicht stimmt mir Wonko in allen Punkten zu. Einzig der Punkt, welchen Anspruch man an einen Schnellstarter haben darf, ist bei uns verschiedenen hoch. Ich erwarte, dass mir ein Schnellstarter einen Einblick in das System und ein für das System typische Abenteuer gibt und sich dabei von der bestmöglichsten Seite zeigt.
--- Ende Zitat ---
Ich habe auch nicht gesagt, dass Wonko dir in einem deiner Punkte und/oder allgemein grundlegend widersprochen hätte. Ansonsten sind unsere Erwartungen an einer Schnellstarter allerdings so ziemlich dieselben. Wobei ich persönlich es bei einem Schnellstarter ja schlimmer finde, wenn dort eine -imho- wichtige Sache nicht geregelt ist als wie wenn das darin enthaltene Abenteuer an der ein oder anderen Stelle eine vermeintliche Logicklücke enthält.
--- Zitat ---Die Aussage "Das Abenteuer lässt mich zwiegespalten zurück" und "Möchte ich den Quickstart leiten? Eher nicht." ist IMHO eine Brankrotterklärung und vielleicht sogar vernichtender als meine "sanfte" (und ich hoffe begründete) Kritik.
--- Ende Zitat ---
Für mich ist das keine Bankrotterklärung an das Abenteuer (an sich). Bei Weitem nicht. Denn zwiegespalten bedeutet ja, dass es nicht nur negative Punkte gibt, sondern eben auch positive Aspekte. Und er hat ja auch geschrieben, dass er das Abenteuer eher nicht leiten würde (was für mich nur eine schwache Form der Ablehnung darstellt) und nicht, dass er das Abenteuer unter gar keinen Umständen leiten würde. Letzteres wäre für mich schon eher eine Bankrotterklärung.
--- Zitat ---Ich hatte außerdem nicht die Freiheit zu entscheiden, ob ich's nun spiele oder nicht, sondern weil wir das ausprobieren wollte, musste ich da durch. Und weil wir das vorhandene Abenteuer ausprobieren wollten und nicht meine durch das Setting inspirierte Geschichte, wollte ich natürlich auch so nah wie möglich am Original bleiben.
--- Ende Zitat ---
Du hattest (zumal als SL) also nicht die Freiheit zu entscheiden, zu sagen: " Hey Leute, mir sind beim Abenteuer viele Dinge negative aufgefallen"...oder " ich finde das Abenteuer nicht gut/geeignet, weil..."..."Lasst uns ein anderes Abenteuer zu Candela Obscura spielen" ?
--- Zitat ---Ich glaube, das Abenteuer hat niemand außer dem Autoren testgespielt. Oder aber innere Konsistenz war ihnen eben so unwichtig wie gefühlt jeder modernen Netflix-Serie.
--- Ende Zitat ---
Ersteres kann sein, glaube ich aber bei der Popularität von Critical Role nicht mal. Aber selbst wenn das zutreffen sollte ist/wäre das ein Grund mehr, das Abenteuer mal anzutesten.
--- Zitat ---Ein zwei Seiten mehr Hintergrund hätten glaube ich sehr geholfen, das Setting besser zu erklären – so es denn diese Erklärungen überhaupt gibt. Denn das Problem sind nicht die Regeln, sondern dass sie in ihrem Wunsch, Industrielle an den Pranger zu stellen, die die Gesundheit ihrer Angestellten der Profitgier opfern, leider auch die Logik der Geschichte geopfert haben.
--- Ende Zitat ---
Das wäre -mit Verlaub- nicht der erste Schnellstarter, dem ein oder zwei Seiten mehr zum Setting nicht geschadet hätten. Da(mit) ist der QS also nicht alleine, was das anbelangt. Es kann gut sein, dass ein paar Seiten mehr Settinginfos nicht geschadet hätten. Da werde ich vermutlich zustimmen- allerdings bin ich mit dem Schnellstarter noch nicht durch. Ich werde aber -sobald ich damit fertig bin- auch nochmal meinen Eindruck zum Schnellstarter schildern.
--- Zitat ---Dummerweise ist innere Logik und nachvollziehbare Motive der Antagonisten aber das wichtigste im investigativen Rollenspiel, wo die Spieler ja ein Rätsel lösen sollen (und hoffentlich auch wollen).
--- Ende Zitat ---
Es ist ein Schnellstarter. Da muss der Antagonist einfach nur böse sein. Und irgendwas Böses machen um irgendwas Böses zu erreichen. Warum? Wieso? Das interessiert doch eigentlich keinen. Man will ja schließlich in 1. Linie die Regeln und das Setting ein bisschen kennenlernen. Vielleicht gibt's noch ein paar Hintergrundinfos zu den NSCs, aber allzu tiefgreifende Motive oder Hintergründe darf, kann und sollte man in einem Schnellstarter nicht erwarten.
--- Zitat ---Dass das Bild inspirierend ist und wahrscheinlich der beim Lesen der Setting-Bruchstücke eigene Ideen spinnt, ist unbestritten.
--- Ende Zitat ---
Wenigstens sind wir uns in dem Punkt einig. ;)
--- Zitat --- Ich glaube nur, dass dabei komplett andere Settings herauskommen würden, als was Darington Press aufschreiben wird und dann braucht man das Buch eigentlich gar nicht.
--- Ende Zitat ---
Ich schätze das erfahren wir erst dann, wenn Darrington Press das GRW herausgebracht hat.
Murphy:
--- Zitat von: Jens am 28.05.2023 | 23:49 ---Vielen Dank für diesen grandiosen Wortwitz ;D :d
--- Ende Zitat ---
Ihr wisst schon, dass das System zu "Candela Obscura" "Illuminated Worlds" heisst!?
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