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[Splittermond] Abenteuer in Takasadu

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Takur:
Piraten im Nebel
Tsusaka und Umland, Nord-Kintai und Maishi-See (Akira, Takur, Luo, Ren)
 
Nachdem Akira, Takur und Hao in Tsusaka eingetroffen waren, wurde rasch klar, dass es nicht leicht werden würde, weiterzureisen – zumindest auf dem Seeweg. Der Handel über den Maishi-See stagnierte, was die Stadt und ihre Bewohner wie die hier festsitzenden Auswärtigen beunruhigte.
Es war nicht leicht für Takur und Akira, Genaueres herauszufinden. Der Jaguarkrieger war ein Exot, der den Umgang mit den Angehörigen anderer Völker nur begrenzt beherrschte, und Akira hatte zwar gute höfische Umgangsformen, aber in einer Momoku-Stadt nützten ihm dies als Ranku-Vasall nicht sehr viel. Und für den Umgang mit dem einfachen Volk war er kaum besser geeignet als sein Freund. Immerhin erfuhren sie, dass die Unterbrechung des Handels durch eine Reihe ungewöhnlich brutaler Piratenangriffe verursacht wurde. Manche munkelten, die in Tsusaka seit einigen Jahren aktive Triade der Lotosfalken wissee mehr oder stecke gar hinter den Angriffen.

Takur fand dank seines „exotischen Flairs“ einen allerdings bestenfalls halblegalen Nebenverdienst: er nahm an heimlich organisierten Schaukämpfen teil, an denen die Triaden zweifellos mitverdienten. Kämpferisch war er exzellent, verstand es aber nicht, sich bei den Zuschauern beliebt zu machen. Er traf sich noch ein paar Mal mit der Vargin Hanaka, bevor die Köhlerin (die eine passable Feuerzauberin war) wieder in ihr Dorf zurückkehrte.
Hao hatte ihre eigenen Projekte. Sie half aus Zhoujiang stammenden Flüchtlingen, von denen es in Tsusaka eine wachsende Gemeinde gab, die mehrheitlich außerhalb der Stadt am Seeufer lebten, ihre priesterlosen Tiergötterschreine zu pflegen – was nicht illegal, aber nicht von allen Einwohnern Kintais (und einige assimilierten Zhoujiangi) gerne gesehen wurde.
 
Als Ren und Luo in Tsusaka eintrafen, brachte man sich auf den neusten Stand. Luo – ausgestattet mit einiger Erfahrung in den Straßen verschiedener Städte – führte die Nachforschungen im Hafen fort. Allem Anschein war „Irukas Atem“, der mysteriöse magische Nebel, der dem Willen des Flußdelphin-Tiergottes folgen sollte und immer wieder über dem See hing, an Gefährlichkeit zugenommen. Früher war er berechenbarer gewesen, doch nun tauchte er viel häufiger auf. Und im Nebel lauerten die Piraten von Kapitän Jiang Biehe. Nicht nur seine Brutalität verängstigte die Seefahrer, denn Gerüchten zufolge griff zeitgleich mit seinen Angriffen irgendetwas im Wasser die Schiffe an und schlug sie leck. Einige Überlebende sprachen von krebsartigen Ungeheuern. Andere behaupteten zudem, dass auch mache der Piraten selber halbe Ungeheuer seien. Allerdings sollte es einige Kapitäne geben, die dennoch durch den Nebel segelten und den Piraten auszuweichen verstanden.

Luo beschloss, sich auch bei den Triaden umzutun. In Tsusaka dominierten die Lotosfalken das organisierte Verbrechen, die besonders unter den zhoujiangischen Flüchtlingen Einfluss besaßen. Schmuggel war freilich weniger ihr Metier. Stattdessen überließen sie diesen ihren „Kollegen“ von den Lotosmessern, die ihrerseits in harter Konkurrenz mit dem örtlichen Ableger der Roten Karpfen standen. Genauere Informationen zu diesem diffizilen Beziehungsgeflecht waren allerdings nicht zu erlangen.
Luo suchte zunächst Kontakt mit den Lotosfalken. Takur konnte ihm dabei über seine Kontakte zu den halblegalen Schaukämpfen helfen. Der vargische Organisator war bereit, ein Treffen zu arrangieren. Luo besorgte sich ein angemessenes Geschenk und traf sich mit Akira als Auftraggeber in einer Teestube mit einer „Madame Chie“, die mittlerer Führungsebene der Lotosfalken zählte. Es wurde schnell klar, dass die Lotosfalken (respektive ihre Kontakte bei den Lotosmessern) keine Überfahrt nach Timog anzubieten hatten. Auch ihre Versuche, die Piraten oder die Ursachen für Kapitän Jiang Biehes Erfolg ausfindig zu machen, waren erfolglos geblieben. Sie hatten bisher weder seinen Unterschlupf noch eine Spur der von ihm erbeuteten Waren gefunden, um die Behörden auf den Störenfried anzusetzen. Akira die Hilfe der Helden: seine Möglichkeiten als Mitglied der  Kintari-oberschicht, Ren und Haos magisches und mythisches Wissen und Luos weitverzweigte Connection. Dieses Angebot stieß tatsächlich auf Interesse. Die Lotosfalken wollten herauszufinden, ob ähnliche Kriseen schon einmal vorgekommen waren. Doch da sie weder am lokalen Fürstenhof  noch bei der lokalen Myuriko-Kirche oder generell der alteingesessenen Bevölkerung gut angesehen waren,  gingen ihnen etwas die Optionen aus.
Als gewinntüchtige Geschäftsfrau war Chie allerdings sehr knauserig mit ihren eigenen Informationen, etwa bezüglich der Gerüchte, dass manche Kapitäne eine Möglichkeit gefunden hatten, die Bedrohung durch die Piraten und den Nebel zu umgehen. Falls Akira, und seine Gefährten aber ihrerseits wertvolle Informationen hätten…

Akira und Ren begannen ihre Ermittlung in dem berühmten schwimmenden Myuriko-Tempel von Tsusaka. Das prunkvoll bemalte Holzgebäude war für seine wunderbaren Bodenfenster bekannt, die direkten Blick in die Unterwasserwelt und angeblich manchmal sogar in die Domänen der Seegeister boten. Dort wusste man einiges über den Maishi-See und seine überirdischen Gefahren. Laut den Priestern beherrschte der Flussdelphin Iruka den Maishi-See nicht direkt, auch wenn sein „Atem“ den See prägte. Stattdessen war der See vor allem das Reich des Feen-Molchkönigs Ginleizhu, der mit großem Gefolge in einem Schloss auf dem Grund residierte. Zu seinem Gefolge gehörten zahlreiche Krebswesen, wie sie angeblich auch die Piraten unterstützten. So war etwa Ginleizhus oberster Mandarin und Hofwesir ein gigantischer Krebs. Doch galt der Molchkönig eigentlich weder als grausam, feindselig oder als leicht bereit, sich von Sterblichen für ihre Verbrechen einspannen zu lassen. Laut den Myuriko-Priestern hatte der Göttliche Kranich im Zuge ihrer Eroberungen mit dem Molchkönig ein Abkommen geschlossen, das seit über 400 Jahren Bestand hatte. Früher hatte es in Tsusaka auch einen Ginleizhu-Kult gegeben, der sich allerdings inzwischen wohl aufgelöst hatte. Die beiden Abenteuer konnten Zugang zur Bibliothek erlangen, um zusätzliche Informationen zu erlangen und eventuell Hinweise zu finden. Allerdings blieben ihre Recherchen vorerst erfolglos.
Gleichzeitig horchte Luo die Fischer aus. Auch diese verwiesen auf Ginleizhu und seine Diener und erinnerten sich an den Kult des Molchkönigs. Angeblich hatte sich der zentrale Zeremonienschrein des Kultes in der Nähe Tsusakas gestanden, doch blieben die Hinweise auf den Standort vorerst sehr vage.

Akira bemühte sich, auch am Fürstenhof Informationen einzuholen. Aufgrund seiner Gefolgschaft zu dem mit Haus Momoku rivalisierenden Haus Ranku hielt man ihn allerdings auf Abstand. Offenkundig liefen die Vorbereitungen für einen Einsatz der kleinen Kriegsflotte von Tsusaka, die den Piraten aufstöbern sollte. Die Momoku suchten zudem nach den Händlern, die einen Weg gefunden hatten, Nebel und Piraten zu umgehen. Bezüglich des alten Molchkönig-Kultes verwies man Akira kurzerhand erneut an den Tempel, doch blieb auch eine erneute Nachsuche in dessen Archiven ergebnislos.
Nachforschungen nach den Überlebenden der Piratenangriffe brachten nur wenige Erkenntnisse, abgesehen von erneuten Geschichten von Seeungeheuern, die die Piraten unterstützten. Nur von wenigen Augenzeugen bestätigt, wurden die Gerüchte über magisch veränderte Piraten: Männer und Frauen mit Schwimmhäuten, Schuppen, seltsamen Augen oder deformierten Gliedmaßen. Interessant war, dass Jiang Biehe laut einigen Kapitänen zwar schon früher die Gegend heimgesucht hatte, doch damals weder besonders erfolgreich oder grausam bekannt gewesen war. Irgendetwas mochte ihn verändert haben. Hatte er einen Pakt mit jenseitigen Mächten geschlossen oder vielleicht einen Fluch auf sich gezogen?
Akira suchte mit Rens Hilfe auch nach den Kapitänen, die angeblich trotz der Gefahren immer noch in See stachen. Offenbar handelte es sich nur um eine Handvoll, die angeblich über machtvolle Amulette verfügten, die sie vor dem Nebel und den Piraten warnten oder beschützten. Und es waren angeblich die Roten Karpfen gewesen, die die Amulette zu einem unverschämten Preis beschaffen konnten. Die Roten Karpfen gehörten zu dem Zweig der Triaden, die bevorzugt auf mehr oder weniger legale und halblegale Geschäfte setzten. In den letzten Jahren expandierten sie allerdings auch im Schmuggelgeschäft. In Tsusaka waren sie allerdings wohl relativ wenig präsent, lag doch das Zentrum ihrer Operationen in Zhojiang und vor allem in der Spinnen- und Kranichprovinz.
Nach einigem Herumfragen erfuhren die Helden den Namen einer lokalen Kontaktperson der Roten Karpfen-Triade: Tie Nantiang.

Ehe die Helden dieser Spur nachgingen, hatten Luos Erkundigungen nach dem alten Schrein des Ginleizhu-Kultes Früchte getragen. Laut den etwas unpräzisen Wegbeschreibungen lag er nur einen halben Tagesmarsch von der Stadt entfernt im sumpfigen Uferbereich des Maishi-Sees. Die Helden folgten der Beschreibung und fanden nach einigem Herumwaten tatsächlich die vergessene Kultstätte. Die erhaltenen Teile des Schreins umfassten lediglich ein kleines Gebäude mit wenigen Räumen. Die Reliefs an den Wänden zeigten zumeist Ginleizhu bei seinem segensreichen Werk – in seinem Gefolge auch krebsartige Diener, die aber nicht als Ungeheuer dargestellt wurden. Im Schrein fanden sich zudem alte Talisman-Papiere, laut denen der Kult – und nach ihm eine Weile auch noch Priester der Myuriko - hier eine…Macht oder Fluch (?) festgehalten oder kontrolliert hatten. Außerdem fand sich eine alte Tempelchronik. Den Spuren zufolge war das Gebäude vor etwa einem Jahr gewaltsam aufgebrochen und etwas vom Altar gestohlen worden.

Ren und Akira machten sich nach der Rückkehr an das Studium der gefundenen Aufzeichnungen, die ebenso ausführlich wie trocken über das Wirken des alten Kultes und seinen schrittweisen Niedergang berichteten. Offenbar war der Schrein vor gut 200 Jahren in Einvernehmen mit der Myuriko-Kirche nach dem Tod des letzten örtlichen Ginleizhu-Priesters versiegelt worden. Interessant war, dass im Schrein anscheinend der legendäre Zerrspiegel aufbewahrt wurde, unter dessen Einfluss Ginleizhu einstmals seine Ehefrau in sieben Takte Magie verwandelt hatte, was zu seiner Vertreibung aus der Feenwelt geführt hatte und ihn bis heute mit unsterblicher Trauer erfüllt. Ein Teil des Textes war verschlüsselt, doch unter großen Mühen und manchen Rückschlägen konnten Ren und Akira auch diese Aufzeichnungen entziffern. Dort hieß es, dass der Spiegel eingesetzt werden konnte, um die Aufmerksamkeit des Seeherren zu wecken und diese zu kanalisieren. Da es sich dabei aber eher um seine negativen Gefühle handelte, konnte man wohl seinem Zorn in diesem Fall nicht auf Dauer entgehen. Es gab jedoch ein Ritual (bestehend aus dem Spielen der Melodie, in die Ginleizhu seine Frau verwandelt hatte) welches den fokussierten Zorn verfliegen lassen konnte. Ren fand diese Informationen sehr interessant und war entschlossen, sie nach Zhoujiang zu bringen. Die Helden vermuteten zudem, dass die Mordlust der Piraten wie ihre monsterhafte Verwandlung eine ungewollte Folge der Verwendung des Spiegels durch die Piraten war, da  die Seeräuber nicht um das Besänftigungsritual wussten.

Die Abenteurer überlegten, ob sie diese Informationen an die offiziellen Stellen übergeben sollten. Sie entschieden sich, zunächst einmal Kontakt mit den Roten Karpfen zu knüpfen. Diese verfügten offenbar über eine Methode, sich vor den Piraten und Ungeheuern zu schützen. Die Delden trafen sich mit der lokalen Kontaktperson der Roten Karpfen in einem Teehaus, wobei Akira als angeblicher Auftraggeber auftrat. Ren begleitete den Schwertalben zu dem Treffen mit Tie Nantiang, Takur und Luo fungierten als Rückendeckung.
Die Konversation mit der Triadenoffizierin brachte an den Tag, dass die Roten Karpfen es verstanden, aus den Silbernen Tränen, die der Lurchkönig über seine verlorene Ehefrau weinte und die gelegentlich im Maishi-See gefunden wurden, eine Art Schutzamulett zu fertigen. Da die Tränen aber sehr selten waren, besaßen sie jedoch nur sehr wenige Schutzartefakte. Eventuell – so war zu erfahren – würde das Amulett auch bei einer Konfrontation mit den Piraten den Einsatz der Seeungeheuer verhindern. Die Abenteurer erzählten im Gegenzug Tie Nantiang, was sie im Tempel herausgefunden hatten.
Die Roten Karpfen waren einer Kooperation mit den Momoku nicht abgeneigt, fehlte ihnen doch die militärische Stärke, selber gegen die Piraten vorzugehen. Allerdings wollten sie für ihre Unterstützung handfeste Vorteile: einen stärkeren Einfluss beim Fürsten oder aber den Spiegel selber. Tie Nantiang schlug vor, dass Akira als adliger Alb ein solches Bündnis mit den Momoku vermitteln könne. Vorerst trennte man sich allerdings ohne eine Vereinbarung.

Die Abenteurer berieten sich. Während Luo die Kooperation mit den Roten Karpfen für erwägenswert hielt, lehnte Ren dies aufgrund ihrer Loyalität zur Fraktion von Prinzessin Yi ab. Während Takur indifferent blieb, neigte Akira aufgrund eigener Vorurteile gegenüber den Triaden dazu, Ren beizupflichten. Die Helden beschlossen, sich direkt an den örtlichen Momoku-Fürsten zu wenden und die Rote Karpfen-Triade aus den Verhandlungen herauszuhalten.
Mit viel Mühe arrangierte Akira eine Audienz bei dem jungen Fürsten Momoku Masajuro (Oberhaupt der örtlichen Momoku-Linie). Zu ihrer Überraschung erwies sich der politisch eher gemäßigte Masajuro als durchaus offen für die Vorschläge der Helden, vor allem da die Abenteurer die Unterstützung des örtlichen Myuriko-Tempels gewinnen konnten.
Der Fürst ließ sich überzeugen, einen Trupp Spähmagier zusammenzustellen und ein Kriegsschiff auszurüsten, um die Piraten aufzuspüren und zu stellen. Er war ein wenig überrascht, dass die Abenteurer keine Versuche machten, die Führung bei dem Unternehmen an sich zu reißen und auch nicht darum rangen, dass der Ruhm vor allem ihnen gebühren sollte. Auf Vorschlag der Helden arrangierte der Fürst zudem über einen Strohmann den Erwerb eines der kostbaren Schutzsiegel der Roten Karpfen.

Wenige Tage später stach ein mit Soldaten besetztes Kriegsschiff unter dem Kommando von Lord Towada Mizuki in See. Mit an Bord waren die Helden und mehrere Magier, die das Aufspüren der Piraten übernehmen sollten. Tatsächlich gelang es, die Piraten mithilfe magischer Späher zu finden und ihr Schiff stellen. Schnell wurde klar, dass einige der Piraten tatsächlich abnorm verändert waren: mit Scheren anstatt Händen, Schuppenhaut und ähnlichen monströsen Deformierungen. Es entbrannte ein erbittertes Gefecht.
Während der Großteil der Kämpfer das gegnerische Schiff enterte, manövrierte ein kleines Kommando mithilfe eines Beibootes ans Heck des Piratenseglers und schlich sich an Bord, um den Spiegel zu finden und das Ritual abzuhalten und so den Piraten ihre magische Waffe zu nehmen. Mit dabei waren Akira und Luo – allerdings nicht Ren, die sich bei einem fehlgeschlagenen Zauber verletzt hatte. Sie unterstützte das Enterkommando mit einem beschworenen „Höllenhund“.
Mit einiger Mühe fand der Stoßtrupp den Spiegel, der von drei erfahrenen Piraten verteidigt wurde. In einem harten Kampf konnten diese besiegt und das Ritual durchgeführt werden. Zusammen mit dem Einsatz der anderen Kämpfer entschied dies den Kampf: als der Spiegel besänftigt war, ließ die Kampfkraft und Entschlossenheit der Piraten schlagartig nach und etliche suchten ihr Heil in einem Sprung über Bord. Ihr Kapitän fiel den Schwertern der kintarischen Soldaten zum Opfer.
Die Verluste der Seesoldaten und Matrosen der Momoku waren relativ gering. Das gekaperte Schiff erhielt eine Prisenmannschaft und man segelte zurück nach Tsusaka. Auf der Heimfahrt drängten sich die Magier um den Spiegel. Auch Ren beteiligte sich an der Untersuchung. Gemeinsam kam man zu dem Schluss, dass der Spiegel mehr ein Fokuspunkt denn ein aus eigener Macht bedeutsames Artefakt war, dessen Wirkung wohl an die Nähe zum See gebunden war. Ren bedauerte es, den Spiegel nicht Prinzessin Yi sichern zu können, aber sie war einfach nicht in der Position, ihn für sich fordern zu können. Zudem hielt sie das Artefakt für zu mächtig, um es gezielt einzusetzen. Letztlich blieb es in der Hand der Kintari, auch wenn Ren im Privaten spöttelte, dass die Diener des Himmlischen Kranichs eine Angewohnheit hatten, alte Tempel, Kulte und Bedrohungen zu vergessen. Ren regte an, den Stützpunkt der Piraten ausfindig zu machen und auszuheben, um die Gefahr endgültig auszuheben. Die gefangenen Piraten zu verhören und ihre Geständnisse auszuwerten, würde freilich noch ein paar Tage dauern. Aber der Seeweg über den Maishi-See war nun wieder frei – abgesehen von „normalen“ Sommerstürmen, Seeungeheuern, Piraten und Freibeutern. Das bot den Abenteurern die Möglichkeit, in naher Zukunft nach Timog aufzubrechen.

In jedem Fall hatten die Abenteurer Eindruck gemacht und der Fürst von Tsusaka kündigte eine baldige erneute Audienz an, bei der die Helden ihre Wünsche für eine Belohnung würden äußern können. Die Wünsche der Abenteurer erwiesen sich teilweise als etwas ungewöhnlich:
Akira fühlte sich durch seine noble Herkunft verpflichtet, auf eine materielle Belohnung zu verzichten, sah er sich doch als ein Repräsentant des Klan Ranku. Stattdessen betonte er, dass ihm die Dankbarkeit des Fürsten genug sei, äußerte jedoch die Hoffnung, dass dieser angesichts der jüngsten Spannungen mit Klan Ranku eventuell einen Ausgleich suchen könne.
Ren versuchte, Fürst Masajuro für die Sache von Prinzessin Yi zu gewinnen. Sie bat ihn untertänig, Vorsicht beim Umgang mit den Triaden und General Wu zu beweisen und wenn möglich ein offenes Ohr zu haben, falls die Kaiserlichen Kontakt mit ihm aufnehmen würden.
Allerdings waren sowohl Ren als auch Akira recht skeptisch, ob der Fürst derart wichtige Entscheidungen aufgrund der Bitte von Auswärtigen entscheiden würde, die ihm nur einen mäßig wichtigen Dienst erwiesen hatten.
Luo schließlich bat um Fürsprache beim Myuriko-Tempel von Tsusaka, damit man ihm dort die Zukunft weissagen könne, denn die Priester von Tsusaka waren berühmt für ihre Meisterschaft der Schicksals Magie.
Takur hatte hingegen eine eher mundane Bitte: Er brauchte Geld für eine verbesserte Waffe.

Takur:
Wellen auf dem Maishi-See
Tsusaka, Maishi-See und Timog (Hao, Ren und Luo)

Die Abenteurer hatten mit ihrem Beitrag zur Öffnung der Schifffahrtsrouten von Tsusaka einige Verdienste erworben. Der erbeutete Spiegel des Molchkönigs wurde feierlich dem Fürsten Tsusakas übergeben, der ihn ebenso formell (und mit einer prunkvollen Prozession) dem örtlichen Tempel der Myuriko zur Aufbewahrung übergab. Bei der Siegerehrung stand freilich erst einmal der Kommandeur der Expedition, Lord Towada Mizuki, im Mittelpunkt. Die fremdländischen (Ren, Luo) beziehungsweise aus einem rivalisierenden Klan (Akira) stammenden Abenteurer wurden in die Zeremonie eingeschlossen, aber nicht besonders herausgehoben. Vermutlich hätte es schlecht ausgesehen, wenn der Eindruck vermittelt worden wäre, dass die Momoku die Hilfe Auswärtiger (und eines Halb-Ranku) benötigt hatten. An Ansehen hatten die Abenteurer aber auf jeden Fall gewonnen, was Luo auch nutzte, um sich in der Stadt ein wenig zu brüsten.
Ihnen allen wurde zudem eine informelle Audienz beim Fürsten in Aussicht gestellt.
Hao, die an den Ereignissen um die Piraten und den Spiegel von Ginleizhu nicht direkt involviert gewesen war, widmete sich weiterhin der örtlichen Gemeinde exilierter Zhoujiangi. Die Priesterin des Affengottes zelebrierte Andachten für die Exilgemeinde und half mit Ren zusammen bei der medizinischen Versorgung der ärmeren Exilanten. Hao war  im Haus eines der Ältesten der von zhoujiangischen Flüchtlingen bewohnten Vorstadt Neu-Tsusaka untergekommen. Jen Fu war ein würdevoll wirkender Gnom, der seit einem halben Jahrhundert in Kintai lebte. Er hatte seit Ausbruch des Bürgerkrieges viele Verwandte in das sichere Tsusaka gerufen.
Luo hörte sich derweil nach Neuigkeiten um. Offenbar war der mithilfe der Helden überwundene Jiang Biehe nicht der einzige Pirat, um den man sich Sorgen machen musste. Generell hatte die Piraterie auf dem Maishi-See in den letzten Monaten zugenommen. Manche meinten, dass der Grund dafür Rivalitäten zwischen den Triaden seien. Einen besonders schlechten Ruf hatten die 13 Blätter: mehrheitlich Kintari-Exilanten, die sich mitunter brutale Gefechte mit Wachschiffen ihres alten Heimatlandes lieferten.
Eine vermutlich noch größere Rolle spielte aber General Wus verstärkter Einsatz von Freibeutern und Kriegsschiffen.
In dem Versuch, sich aus den Unruhen des Nachbarreiches herauszuhalten, hatte der Fürst von Tsusaka Kriegsschiffen aller Parteien verboten, in der Stadt anzulegen. Nur einmal hatte ein beschädigtes Kriegsschiff General Wus unter strenger Quarantäne Reparaturen durchführen und seine Verwundeten versorgen dürfen. Es gab in Tsusaka nur eine einzige diplomatische Vertreterin Zhoujiangs namens Gao Dia. Sie diente der Fürstin der Kranichprovinz, die – angeblich widerwillig – den Triaden Gefolgschaft leistete.

Ren und Luo wurden eines Abends von Haos Gastgebern eingeladen. Bei dem reichhaltigen Essen lernten sie eine weitere Älteste von Neu-Tsusaka kennen: die noch recht junge Albin Nai Ming, deren goldene Haare und Augen sie zu einer auffälligen Erscheinung machten. Im Gegensatz zu anderen Exilanten war sie offenbar bemüht, sich nahtlos in die Kintari-Gesellschaft zu integrieren: Sie trug Kintari-Kleidung und folgte deren Sitten und Essgewohnheiten. Nach einer Runde Smalltalk kam man zu ernsteren Dingen. Nai Ming sprach von ihrem Plan, eine Schule für Flüchtlingskinder aufzubauen. Es wurde rasch offenkundig, dass es diesbezüglich Konfliktstoff gab. Nai Ming, die sich voll und ganz assimiliert hatte, hatte andere Ansichten als Jen Fu, der die Bräuche und Kultur der alten Heimat bewahrt sehen wollte. Hao und Ren nahmen eine moderate Position ein: Es konnte nicht schaden, sich die Bräuche der neuen Heimat anzueignen. Grundsätzlich hielten sie die Schule für eine gute Idee. Luo war weniger überzeugt: selbst des Lesens und Schreibens unkundig, erachtete er dergleichen als nicht so wichtig. Dennoch spendete er (und Ren deutlich mehr) für das Projekt. Ren versprach zudem Nai Ming, ihr bei der Einwerbung von Mitteln zu helfen.
Die albische Älteste hatte ein weites Anliegen. Im Auftrag des Fürsten von Tsusaka lud sie die Abenteurer zu einem seiner geselligen Treffen ein. Nai Ming nahm offenbar häufiger an solchen Veranstaltungen teil, zu denen der intellektuell veranlagte Fürst nicht nur Adlige, sondern auch interessante Nichtadlige und sogar Ausländer einlud – vor allem Gelehrte, Magier und Künstler.
Bei dieser Gelegenheit würden die Helden Gelegenheit haben, ihre Wünsche zu äußern, ohne dass der Fürst sie in einer formellen Audienz empfing. Nai Ming bat darum, bei dieser Gelegenheit ihr Schulprojekt zu unterstützen. Allerdings wählte sie ihre Worte ungeschickt, so dass sie ungewollt sowohl die Abenteurer als auch Jen Fu beleidigte. Ren besänftigte den gnomischen Ältesten etwas. Sie half in den nächsten Tagen, das Schulprojekt in der zhoujiangischen Gemeinde zu bewerben. Dabei sprach sie gelegentlich auch die Bitte der alten Gnomin an, die sie auf der Reise nach Tsusaka kennengelernt und die zwischen den Kappa und den Menschen vermittelt hatte. Vielleicht ließ sich ja unter den Flüchtlingen eine geeignete Schülerin finden?
Hao und Luo hörten sich über die Treffen des Fürstens um. Die Gäste setzten sich im Normalfall zur Hälfte aus albischen Adligen und zu Hälfte aus „Gemeinen“ und Ausländern zusammen. Es ging in der Regel recht zwangslos zu, aber natürlich wurde gutes Benehmen und angemessene Kleidung erwartet. Die Gäste diskutierten und präsentierten Gedichte, Musikstücke und Gemälde. Seltener fanden Schaukämpfe oder Bogenschießen statt, denn dergleichen Zeitvertreib interessierte den Fürsten nur wenig, trotz der kriegerischen Traditionen seines Klans.
Hao war ein wenig nervös, wie sie sich präsentieren sollte. Sie war nicht wirklich eine Buchgelehrte, und anders als ihre Kameraden hatte sie auch keine Gelegenheit gehabt, bei der Beseitigung des Piratenproblems zu glänzen.

Am Nachmittag des Treffens holte Nai Ming die Abenteurer, die sich so gut als möglich herausgeputzt hatten, in zwei Sänften ab. Das Fest fand im Garten der Burg von Tsusaka statt, von dem man einen guten Blick auf den See hatte. Wie erwartet bestanden die Gäste aus einer bunten Mischung aus Angehörigen der Mittel- und Oberschicht sowie einigen Ausländern. Es war auffällig, dass nur wenig Krieger anwesend waren. Auch die Wachen hielten sich zurück. Akira und Takur waren ebenfalls eingeladen worden. Die Abenteurer, die sich gegen die Piraten bewährt hatten, erhielten die Gelegenheit, mit dem Fürsten zu sprechen und konnten ihre Wünsche vorbringen. Während Akira seine Hoffnung auf eine Entspannung zwischen den Häusern Momoku und Ranku gekonnt formulierte und Ren sich ebenfalls zu präsentieren wusste, waren Luo und besonders Takur etwas unbeholfener. Man schien ihnen das aber nicht wirklich nachzutragen. Takur bat um Geld für eine bessere Waffe und Luo um Fürsprache, beim Tempel der Myuriko eine Prophezeiung erhalten zu können. Ren überreichte dem Fürsten eine Petition, in der sie für die Sache von Prinzessin Yi und gegen General Wu und die Triaden einzunehmen. Verbal unterstützte sie zudem Nai Mings Projekt, das allerdings offenbar ohnehin bereits die Billigung des Fürsten besaß.

Danach bot sich die Gelegenheit, sich unter die Feiernden zu mischen. Das Fest war für Kintari-Gebräuche recht zwanglos. Eine Albin gab ein Gedicht über die Tierwelt des Maishi-Sees zum Besten, das mit spöttischen Anspielungen auf lokale Persönlichkeiten gespickt war. Andere Teilnehmer traten im Brettspiel gegeneinander an, maßen sich im sehr formellen Kintari-Fußball, bei dem man sich in Hofkleidung einen Ball  zuspielte und versuchte, diesen möglichst lange in der Luft zu halten. Einige Gäste übten sich auch im Bogenschießen. Während Hao bei ihren Gesprächsrunden etwas aneckte, konnte sich Ren bei einer Diskussion zu den magischen Eigenschaften des kürzlich von den Piraten zurückgewonnenen Spiegel des Ginleizhu behaupten. Luo beteiligte sich in der Runde um die spott-dichtende Albin, und schnitt passabel ab.
Hao und Ren fanden sich schließlich in einer Gesprächsrunde mit dem Fürsten wieder. Er befragte sie, wen sie auf einen Posten berufen würden: einen fähigen Neuaufsteiger oder jemanden, den der Posten aus Tradition und Familiengründen zustand? Während Hao eher auf Meritokratie setzte, folgte Ren der Tradition. Der Fürst ließ sie daraufhin in einem Streitgespräch den jeweils entgegengesetzten Standpunkt vertreten. Hao erwies sich als die klare Siegerin und erhielt einen gut gearbeiteten Silberring.
Auch Luo sollte sich beweisen und den Kintari die Kampfkunst Zhoujiangs demonstrieren. Sein Gegenüber war eine junge zhoujiangische Menschenfrau, gekleidet in eine leicht gewagte Mischung aus farbiger Seide und leichten Panzerteilen, die mit Dschiahn und Kriegsfächer bewaffnet war. Es war aber nicht ihr Outfit, das ihn wie ein Schlag traf – sondern der Umstand, dass er sie kannte. Vor ihm stand Sun Lin, mit der er mehrere Jahre bei ihrer Tante Sun Chen das „Handwerk“ einer Schattenklinge erlernt hatte. Er war damals in Lin verliebt gewesen, was diese freilich nicht erwidert hatte.
Während Luo etwas perplex und nervös war, schien Lin nicht überrascht, ihm gegenüberzustehen. Im Zweikampf mit flachen Klingen erwies sich Luo als der Bessere. Das war freilich nicht die Art Wiedersehen, die er erhofft hatte, auch wenn er vom Fürsten mit einer Kette aus Silbermünzen belohnt wurde.
Lin schien jedoch nicht ernsthaft verstimmt. Sie spottete, dass sie sich das Wiedersehen genauso ausgemalt hatte und ließ sich den Mitstreitern ihres Jugendfreundes vorstellen. Dieser wollte natürlich wissen, wie es Lin ergangen war. Die Kämpferin hatte in den letzten Jahren entlang des Jadebandes zwischen Inani und Palitan als Geleitschutz, Leibwächterin und Kopfgeldjägerin gearbeitet. Aus dem Bürgerkrieg hatte sie sich nach Möglichkeit herausgehalten. Ihr letzter Auftraggeber hatte sie in Tsusaka entlassen, als er wegen des Nebels und der Piraten seine Reise unterbrechen musste. Jetzt hatte sie einen neuen Auftraggeber gefunden und wollte die Abenteurer als zusätzliche Sicherheit eine Fahrt über den Maishi-See rekrutieren.
Hao und Ren warben noch etwas für Nai Mings Schule. Das Fest endete erst spät in der Nacht, während magische Lampen die Feste erhellten.

Am nächsten Tag trafen sich die Abenteurer mit Lin. Deren Auftraggeber, ein gewisser Shu, war zwar an zusätzlichen Wachen interessiert, hatte aber gewisse Vorbehalte gegenüber Akira. Dies erwies sich freilich als kein Problem, da Akira und Takur ohnehin noch für eine Mission in Tsusaka benötigt wurden.
Lins Auftraggeber war offenbar ein Händler aus Timog, der mit Metall handelte. Er suchte nun nicht nur zusätzlichen Geleitschutz, sondern auch einen erfahrenen Kapitän für eine größere Ladung. Es hatte den Anschein, dass die Sache nicht ganz astrein war. Hao wunderte sich, dass Ren keine Probleme mit dem Auftrag hatte. Aber die ließ sich von Luo beeinflussen, der seine Jugenfreundin nicht enttäuschen wollte. Außerdem hielt Ren nicht allzu viel von der Obrigkeit in Timog, da diese mit den Triaden kooperierte. Deshalb war es ihr relativ gleichgültig, ob Shus Geschäfte nicht ganz legal waren. Letztlich sagte dann auch Hao zu. Die Bezahlung sollte 50 Telare für die Zeit in Tsusaka sowie 1 Lunar pro Tag für die Überfahrt betragen.

Luo konnte tatsächlich einige geeignete Schiffe finden. Besonders passend schien die Hai Lang von Kapitän Hong zu sein – zumindest wenn man nicht zu hohe Ansprüche an die Integrität des Kapitäns stellte. Hong hatte den Ruf schnell und sicher zu segeln. Er war sogar auf Fahrt gegangen, als die Piraten und der Nebel Tsusaka blockiert hatten, was für seinen Wagemut und Geschick sprach. Seine Persönlichkeit war aber weniger beeindruckend. So wurde gemunkelt, dass er zhohoujiangische Flüchtlinge auf der Passage nach Kintai ausgeplündert und sich möglicherweise sogar an den Frauen und Töchtern seiner Passagiere vergangen hatte. Luo und Lin waren sich jedoch einig, notfalls mit dem Kapitän fertig werden zu können, falls er irgendetwas versuchen sollte.

Lin, Hao und Luo knüpften den Kontakt mit Hong. Sein Schiff war  eine ca. 20 Schritt lange und fünf Schritt breite, zweimastige Dschunke. Auffällig war die Bugfigur einer halbnackten blauhaarigen Frau. Die Crew und besonders der Kapitän waren ein weniger angenehmer Anblick. In der Crew fehlten Alben oder Gnome (offenbar hatte Hong zumindest gegenüber Gnomen gewisse Vorurteile), dafür gab es neben Menschen auch Rattlinge und den einen oder anderen Vargen. Hong selbst war ein Mensch mit  ergrauendem Haupthaar und Bart. Er behandelte Hao unfreundlich und machte Lin plumpe Avancen, die diese ignorierte. Schließlich willigte er ein, Shu und seine Fracht zu übernehmen. Die Reisenden würden auf Deck schlafen müssen, Verpflegung mussten sie selber besorgen.

Nachdem die grundlegenden Verhandlungen abgeschlossen waren, wollte Lin die Abenteurer ihrem Auftraggeber vorstellen. Sie holten Ren ab und trafen Shu, einen noch recht jungen Alben, der eine Mischung aus Kintai- und Zhoujiang-Tracht trug. Er teilte mit, dass die Fracht übermorgen eintreffen werde. In der verbliebenen Zeit setzte sich Ren noch einmal für Nai Mings Schule ein. Luo kaufte zusätzlichen Proviant, eine Zeltplane, und ähnliche Kleinigkeiten für die Überfahrt.
Als Shus Waren eintrafen, wurden sie durch eine Zöllnerin kontrolliert, die von einigen Milizionären begleitet wurde. Sie ließ einige Kisten öffnen, die teils Metallschrott, teils Metall in Form von Barren und Stangen enthielt und schien weder an der Fracht noch den Papieren Shus etwas auszusetzen zu haben. Beim Beladen war es an Luo, mit anzupacken. Hao und Ren hatten nicht wirklich die Muskeln und Ausdauer für die schweißtreibende Arbeit. Die Abenteurer sollten sofort mit der Bewachung anfangen, was ihr Misstrauen weckte. Rohmetall und Metallschrott waren nichts, was einfach gestohlen wurde, auch wenn das Schiff in einem zwielichtigen Teil des Hafens lag. Von der Crew blieben am Abend nur zwei Mann zurück, die es mit der Wachsamkeit nicht genau zu nehmen schienen. Hao und Ren übernahmen die erste Schicht. Hao nutze einen Kontrollgang unter Deck, um zu spionieren. Allerdings zerbrach sie ihre improvisierten Werkzeuge an dem Schloss einer der Frachtkisten und gab ihr Vorhaben auf.
Die Wacht war schon fortgeschritten, als Ren bemerkte, dass sich eine schattenhafte Gestalt dem Schiff näherte. Die Magierin bereitete einen Einfrieren-Zauber vor, beging aber den Fehler, einen Alarmschrei auszustoßen, um auch Hao aufmerksam zu machen. Noch ehe sie den Zauber auslösen konnte, war der Unbekannte außer Reichweite des Zaubers. Hao setzte nach, war aber zu langsam. Zumindest waren die Matrosen nun wach. Für einen Augenblick hatte es den Anschein, als ob sich auch im Wasser neben dem Schiff etwas tat, aber war im Dunkel unmöglich genau erkennen. Der Rest der Nacht verlief ereignislos.

Als Kapitän Hong am nächsten Morgen von dem Vorfall erfuhr, war er wütend, dass man ihn nicht sofort alarmiert hatte und schlug einen der Wachmänner nieder. Die Stimmung zwischen ihm und Shu war gespannt. Im Laufe des Tages traf der Rest der Fracht ein: billige Güter, die Hong auf die Schnelle hatte organisieren können, um seinen verbliebenen Laderaum zu füllen. Auch der Schiffsproviant wurde aufgefüllt – und wieder mussten Luo und Ling anpacken. Hongs Führungsstil war effektiv aber rabiat. Noch an diesem Nachmittag legte das Schiff ab, nachdem die Abenteurer sich von Akira und Takur verabschiedet hatten, die bald nach Timog nachkommen wollten.

Takur:
Die Helden hatten eine Strecke von mindestens 50 Wegstunden über den See vor sich, wobei auffällig war, dass die Hai Lang nicht wie üblich erst einmal der Küstenlinie folgte, sondern einen direkten Nordkurs steuerte.
Luo nutzte die Zeit bis zum Abend, um Lin über die letzten Jahre auszufragen. Sie erzählte von ihren Erfahrungen entlang des Jadebandes, und erkundigte sich ihrerseits nach den Erlebnissen der Abenteurer.

Am Abend wurde ein Treibanker ausgeworfen und die Segel gerefft. Luo nutzte das Abendessen, um sich ein wenig mit der Crew anzufreunden. Die Hai Lang hatte einen unerwarteten Begleiter bekommen: einen Flussdelphin, der das Schiff umspielte. Diese Tiere galten als dem Flußdelphingott Iruka heilig. Luo kaufte eigens einen Fisch vom Bordproviant um ihn dem Tier zuzuwerfen. Auffällig war, dass die Crew und besonders der Kapitän eher gleichgültig reagierten – ein etwas merkwürdiges Verhalten für gläubige Zhoujiangi. Des Nachts schlief die Crew auf dem Vorschiff oder unter Deck. Nur zwei Mann wachten, und auch die Abenteurer hielten paarweise Wache. Ganz schwach war so etwas wie eine Melodie über dem Wasser zu hören – vielleicht aus einem der treibenden Badehäuser des Maishi-Sees, vielleicht aus einer weniger harmlosen Quelle…

Am nächsten Tag fiel Hao auf, dass das Schiff den Kurs leicht nach Westen geändert hatte. So würde es nicht direkt Timog ansteuern, sondern das die Stadt umgebende Schilfmeer. Sie teilte das ihren Kameraden mit und Luo informierte Shu. Er merkte, dass der Händler weder erstaunt noch beunruhigt wirkte. Das legte nahe, dass an der Ladung wirklich etwas illegal war, und sie außer Sicht der Zöllner Timogs gelöscht werden sollte.
Gegen Mittag wurde in der Ferne ein Segel gesichtet. Wie sich herausstellte gehörte es zu einem flachgehenden, schlanken Ruderschiff. Der Flußdelphin war wieder da und umkreiste aufgeregt das Schiff, schlug einmal kräftig mit der Schwanzflosse und tauchte ab. Luo und Ren werten das als eine Warnung, doch zum Ausweichen wäre es ohnehin zu spät gewesen. Hong hisste einen schwarz-gelben Wimpel – vielleicht ein Schutzzeichen der Triaden? Aber dies war umsonst. Als die Hai Lang ein Ausweichmanöver versuchte, setzte man auf der anderen Seite ein schwarz-rotes Banner mit der Aufschrift „Sieg oder Tod“. Zweifellos handelte es sich um Piraten.

Das verfolgende Schiff holte schnell auf. Die Crew schien aus gut zwei Dutzend Menschen und Alben, sowie einigen Varge, Gnomen oder Zwergen zu bestehen. Die meisten führten Klingenwaffen, nur wenige hatten Schusswaffen. Die Kampfvorbereitungen auf der Seite der Verfolgten verliefen hektisch – Hao verletzte sich bei einem Sturz, Ren verpatzte zunächst die Beschwörung eines Feuerwesens. Doch schließlich schafften es alle, sich bereitzumachen. Hao segnete Luo und Ren beschwor einen Huodou, einen „Höllenhund“. Luo, der bei den Kampfvorbereitungen half und auch einige Pfeile absandte, entging nur knapp einem Treffer. Alle Bemühungen, das Piratenschiff abzuhängen, waren vergeblich. Schließlich flogen Enterhaken und eine Horde von tätowierten Kämpfern stürmte das Deck. Die Hautbilder legten nahe, dass sie zu den 13 Blättern gehörten, einer als Piraten bekannten Triade.
Die Abenteurer (außer der wenig nahkampfgeübten Ren) standen mit Shu und Lin in vorderster Front und schlugen sich gut, während die Crew mit Ausnahme des Kapitäns deutlich mehr Probleme hatte. Rens „Höllenhund“ hielt zwei Piraten beschäftigt und verletzte einen schwer. Luo und Lin schlugen je einen erfahrenen Gegner zurück und auch Hao wehrte gekonnt einen Piraten ab. Ohne Rens Wasser-Schutzzauber und die besonderen Fähigkeiten der Splitterträger wäre Luo aber mit Sicherheit schwer verwundet, wenn nicht gar getötet worden.
Als es kurz gelang, den Feind zurückzudrängen, brüllte Kapitän Hong einen Befehl – und plötzlich schien das feindliche Schiff Probleme zu bekommen: es erbebte im Wasser, die Enterhaken-Taue bis zum äußersten gespannt. Crew und Abenteurer kappten die Taue und konnten ihr Schiff freibekommen, zumal auch die feindlichen Ruderer Probleme zu haben schienen.
In der Crew der Hai Lang hatte es einen Toten und etliche Schwerverletzte gegeben. Hao und Ren stabilisierten zwei Todgeweihte. Natürlich waren die Abenteurer neugierig was ihnen die Flucht erlaubt hatte und fragten herum. Doch die Crew erwies sich als recht verschlossen und Kapitän Hong fuhr jedem über den Mund, der zu reden gewillt war. Offenbar glaubten die Matrosen aber fest an Hongs Glück. Ein Matrose murmelte etwas von „Iruka“, der Flussdelphin-Gottheit, bevor der Kapitän ihm barsch zu schweigen befahl.
Generell schien der Kapitän wenig glücklich zu sein. Am Abend stritt er sich heftig mit Shu. Luos Versuch, die beiden zu belauschen, missglückte. Diese Nacht stoppte der Segler nicht, sondern segelte weiter. Der Kapitän wanderte unruhig auf und ab und murmelte vor sich hin.

Die Stimmung am nächsten Morgen war angespannt. Hao war sich sicher, dass man weiter in Richtung Schilfmeer lief – und tatsächlich kam dieses gegen Mittag in Sicht: eine schier endlose Fläche aus Schilfrohr und brackigem Wasser, unterbrochen von Mangrovenhainen und kleinen Inseln.
Der Kapitän ließ erneut den schwarz-gelben Wimpel setzen, schien aber weiterhin nervös. Einige Stunden später näherten sich zwei ähnlich beflaggte Schiffe. Mit ihren  flachen Rümpfen, zahlreichen Riemen und gut bewaffneten Crew glichen sie beunruhigend den Piraten vom Vortag. Offenkundig hatte eine drahtige Fuchsvargin das Kommando. Eines der Schiffe ging längsseits. Die Vargin kam an Bord und nach einem kurzen Wortwechsel mit Hong und Shu wurde eine Teil von Shus Ladung übernommen: alles Kisten, die mit ungeraden Nummern beschriftet waren. Es wurde schnell klar, dass in ihnen unter dem Metallschrot Waffen verborgen worden waren: Schwerter, Speerspitzen, Pfeile, Bolzen, sogar Drachenrohre. Insgesamt reichte das Material, um mindestens 200 Kämpfer auszurüsten. Shu zahlte Hong und die Abenteuer großzügig aus und merkte an, man würde sich vielleicht noch einmal wiedersehen. Er warnte die Helden allerdings auch, über die Einzelheiten der Überfahrt zu schweigen und stieg auf eines der anderen Schiffe um. Er nahm den schwarz-gelben Wimpel mit sich.

Hao war erleichtert, dass es nicht zu einem Kampf mit Wachschiffen Timogs gekommen war. Sie vermutete, dass es bei den ‚Abnehmern‘ von Shus Waffen eher um Rebellen als um Schmuggler handelte. Die Abenteurer waren ein wenig nervös, ob sie Kapitän Hong trauen konnten, und blieben wachsam. Doch am Abend erreichten sie ohne weitere Vorfälle Timog, die „Schwebende Stadt aus Silber“.
Der Abschied von Crew und Schiff war kurz und wenig herzlich, und die Abenteurer machten sich auf, ein Quartier zu finden. Lin setzte sich ab, um sich nach Shu umzuhören. Auch wenn sie die Ereignisse philosophisch nahm, wollte sie mehr über den Hintergrund ihres Auftraggebers herausfinden.

Timog war zum Großteil auf dem Wasser errichtet worden. Viele Gebäude erhoben sich auf Plattformen und Stelzen über dem See. Überall fanden sich Kanäle und Wasserwege. Auch die Straßen verliefen oft über oder entlang des Wasser. Man nie weit vom See entfernt – und das ermöglichte es, dass den Abenteurern etwas im Wasser folgte: der Flußdelphin, der in den letzten Tagen wiederholt aufgetaucht war. Das Tier verhielt sich sehr eigenartig. Sobald er sah, dass er die Aufmerksamkeit der Helden hatte, tauchte er kurz unter, erschien wieder, schleuderte der Gruppe ein dünnes Stück Holz zu, dass er im Maul trug und verschwand dann. In das Holzstück hatte jemand eine Skizze der Docks gekratzt und eine Stelle markiert. Der eingravierte Sonnenstand konnte von Hao als Morgengrauen identifiziert werden.

Das Morgengrauen des Folgetages sah Luo als Rückendeckung in einem Versteck an den Docks, während Ren und Hao zum anvisierten Treffen gingen. Am Dock erwartete sie eine vermummte Gestalt in einem feuchten, zerschlissenen Umhang. Sie stellte sich als eine junge und hübsche Frau heraus – sehr wahrscheinlich kein Mensch, denn nicht nur ihre Augen, sondern auch ihre Haare waren blau. Das fließende Gewand unter dem Umhang wechselte beständig die Farbe, und ihre Schönheit wirkte seltsam fremdartig. Faszinierenderweise glich ihr Gesicht der Galionsfigur der Hai Lang. Sie zeigte Zeichen einer Schwangerschaft. Die Verständigung war schwierig, da sie kein Wort sprach. Ihre Gesten ermöglichten den Abenteurer jedoch zu schlussfolgern, dass sie an Kapitän Hong gebunden war, vermutlich mit dem Amulett, dass dieser trug und das wohl eine Haarlocke von ihr enthielt. Sie bat offenbar darum, von  dieser Fessel befreit zu werden. Ganz offenkundig WAR sie der „Flussdelphin“, vielleicht eine Gestaltwandlerin, eine Nymphe oder etwas Vergleichbares.
Angesichts der Verbindung der Flußdelphine mit dem Tiergott Iruka und dem bisherigen Verhalten des Kapitäns hatten die Abenteurer kaum Bedenken, ihr zu helfen. Hao achtete jedoch darauf, kein Versprechen zu machen (um sich nicht an ein Feenwesen zu binden). Deshalb nahmen sie auch nicht die leuchtende Perle an, die die junge Frau anbot. Die Fremde verdeutlichte, dass die Hai Lang noch etwa fünf Tage im Hafen bleiben würde. Das erschien logisch, denn das Schiff war beim Piratenangriff beschädigt worden, musste den Rest der Ladung loswerden und neue finden. Es blieb also etwas Zeit. Der Kapitän war vermutlich selten an Bord: er betrank sich und trieb andere Dinge, die die Fremde mit einer obszönen Geste andeutete.

Der Tag brachte wenig Ergebnisse. Hao beschattete die Hai Lang. Vom Kapitän war nichts zu sehen. Offenbar war er in der Stadt unterwegs. Die Ausbesserungsarbeiten liefen schleppend und die Crew war alles andere als eifrig. Luo zog bei seinen Nachforschungen in den schlechteren Vierteln die Aufmerksamkeit von zwei Schlägern der Roten Karpfen auf sich, konnte diese aber abschütteln. Ren erledigte andere Aufgaben: sie informierte die örtlichen Tempel des Kranichs und des Flußdelphins von den Ereignissen in Tsusaka. Dies brachte ihr einiges Lob, wobei freilich der Verbleib des Feen-Spiegels in der Hand der Momoku für wenig Freude sorgte. Sie leitete zudem diverse Nachrichten von Exilanten aus Miari an deren hiesige Familien weiter, wie sie es versprochen hatte, und ebenso Nachrichten an ihre kaiserlichen Verbündeten.
Etwas anderes, das sie erfuhr, verärgerte sie freilich sehr: Offenbar waren die Waffen, welche die Hai Lang geschmuggelt hatte, für die Anhänger von General Wu gedacht gewesen. Seine Farben waren Schwarz und Gelb (wie auf den Wimpeln, die Shu und seine Kunden genutzt hatten), und angeblich operierten mehrere seiner Kaperschiffe in der Kranichprovinz unter einer Fuchsvargin, die man die „Wasserdrachin“ nannte. Da die Bekämpfung General Wus eines der Hauptziele Rens war, fühlte sie sich von dem Gedanken, ihm geholfen zu haben, gedemütigt. Hao hatte mit ihren ursprünglichen Bedenken Recht gehabt, und Ren hatte sich von Luo leichtfertig überreden lassen, der seinerseits durch den Wunsch geblendet gewesen war, mehr Zeit mit Lin zu verbringen. Die Magierin nahm sich vor, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um den angerichteten Schaden wieder gut zu machen. In der nächsten Zeit war ihr Verhältnis zu Luo und Lin etwas angespannt…

Am nächsten Tag übernahm Ren die Überwachung der Hai Lang, bei der sich freilich wiederum nicht viel tat. Luo setzte seine Nachforschungen fort. Er konnte mit etwas Geldeinsatz den Kapitän aufspüren, der sich in einem Badehaus, das nebenher als Bordell diente, amüsierte. Die Abenteurer besuchten das Haus und Hao beschaffte ihnen durch Bestechung Zugang zu Hongs Kleiderschrank – doch leider hatte er das Amulett nicht abgelegt. Luo stahl das wertvolle Dao des Kapitäns – nicht nur aus Habgier, sondern weil er sich die Option offenhalten wollte, den Kapitän beim Verlassen des Etablissements anzugreifen und ihm das Amulett gewaltsam abzunehmen.
Tatsächlich verließ Hong einige Zeit später (und nach einiger Schreierei) sichtlich wütend das Badehaus. Obwohl er nur von einem Matrosen begleitet wurde, plädierte Hao gegen einen direkten Angriff. Es war noch nicht dunkel und nicht auszuschließen, dass bei einer Auseinandersetzung die Stadtwache oder andere Augenzeugen eingreifen würden. So folgte Luo ihrem Ziel geschickt bis zum Schiff, wo Hong seine schlechte Laune an den anwesenden Crewmitgliedern abreagierte. Auf Luos Vorschlag hin warteten die Abenteurer bis in die tiefe Nacht. Während Hao und Ren unter einem Vorwand die beiden Wachen in ein Gespräch verwickelten, schwamm die Schattenklinge durch das nächtliche Hafenbecken, klettere an Bord und schlich in Hongs Kajüte. Es gelang ihm tatsächlich, unbemerkt das Amulett zu stehlen und zu verschwinden.

Am nächsten Morgen übergaben die drei das Amulett mit der Haarsträhne an die blauhaarige Frau. Befreit von dem Bann, der ihr verboten hatte, ohne Erlaubnis von Hong mit anderen zu sprechen, konnte sie sich ihnen nun vorstellen. Ihr Name war Aonami in Kintial, Hai Lang in Xienyan (was beides „Welle“ bedeutete). Sie hatte ihre Haarlocke an einen hilfsbereiten Seemann verschenkt. Doch dieser von Hong ermordet worden, der das Haar zu einer Fessel für die Nymphe gemacht hatte. Aonami sprach nicht viel über ihre Knechtschaft, aber Ren fürchtete, dass Aonamis ungeborenes Kind von ihrem zeitweiligen Sklavenhalter war. Es war klar, dass sie nun auf Rache sinnen würde. Die Nymphe dankte den Helden, die getreu ihrem Wort das machtvolle Bindeamulett aus der Hand gegeben hatten und belohnte sie großzügig mit fünf blauen und zwei blaugrün leuchtenden Perlen. Zudem versprach sie, den Abenteurern wenn möglich zu helfen, sollten sie einmal Beistand benötigen. Die drei wünschten ihr Glück, und sahen ihr nach, als sie im See verschwand.

Was aus Kapitän Hong und der Hai Lang (dem Schiff) wurde, erfuhren sie jedoch nicht, denn einige Tage später war das Schiff ausgelaufen, und Luos Nachforschungen nach Hong brachten ihm nur ein Verhör bei der Stadtgarde ein, da angeblich ein anderer Kapitän Hong als Pirat verhaftet worden war. Die Schattenklinge konnte sich aus der unangenehmen Lage herausreden. Doch wie Ren sagte, an Stelle Hongs würde sie die nächsten Jahrzehnte vom Wasser fern bleiben. Ob der Seemann freilich so weise war, blieb zu bezweifeln.
Hao erhielt eine der grünblauen und eine blaue Perle, die anderen gingen an Luo und Ren. Luo fasste eine blaue Perle in einen Ring. Die zweite ließ er ebenfalls in einen Ring einarbeiten und schenkte sie Lin. Diese nahm das Geschenk an, schien aber etwas unsicher, da das Verhältnis zwischen ihr und Luo ungeklärt geblieben war – immerhin war es ein recht wertvolles Schmuckstück, und Luo hatte die Inschrift „Ein Licht in den Schatten von einem Freund in den Schatten“ im Ring bewusst vieldeutig abfassen lassen, was die Art der Freundschaft anging.

Takur:
Ein Friedensangebot
Tsusaka und Südufer des Maishi-Sees (Akira und Takur)

Während Ren, Luo und Hao ihre etwas dubiose Überfahrt nach Timog vorbereiteten, war Akira anderweitig gebunden: sein Appell, die aktuellen Differenzen zwischen Klan Momoku und Klan Ranku beizulegen, war bei dem Fürsten von Tsusaka nicht auf taube Ohren gestoßen. Akira durfte den Momoku-Fürsten bei einem Ausritt begleiten, bei dem der Fürst ihn eingehend befragte. Akira bewältigte dies gut, obwohl er sich ein Pferd leihen musste und sehr begrenzte Reitfähigkeiten besaß.
An den Ausritt schloss sich eine Audienz an. Zu Akiras Überraschung war nicht nur Haruko Nakama, eine Repräsentantin des Klan Suguri anwesend, sondern auch ein Verwandter Akarias: sein Onkel Takeda Arashi, der wegen seiner flexiblen Moral einen eher zwiespältigen Ruf hatte. Dass er nun im Dienst von Haus Momoku stand – Rivalen von Klan Ranku, dem die Takedas zugeschworen waren – nahm Akira nicht für seinen Onkel ein.

Die Audienz verlief in einer angespannten Atmosphäre, da Arashi und Nakama immer wieder aneinandergerieten. Akira schlug sich auf die Seite der Suguri-Repräsentantin. Er kannte die junge Kriegerin erst seit kurzem. Aber sie hatte den Helden geholfen, war eine fähige Schwertkämpferin und recht hübsch, weshalb Akira nicht ganz unvoreingenommen war.
Letztlich hörte der Fürst von Tsusaka auf Akiras und Nakamas Argumente, die die momentanen Spannungen der Momoku mit den Ranku und Suguri abschwächen wollten. Als Teil der Friedensdiplomatie sollte eine Botschaft, die neben Geschenken auch den magisch konservierten Kopf des kürzlich getöteten Piratenkapitäns Jang Bienhe umfasste, an Suguri Aya gehen, Herrin einer 50 Meilen westlich von Tsusaka am Ufer des Maishi-Sees gelegenen Burg. Da sie eine halbe Momoku war, sollten über sie Vermittlungen zwischen den Klans initiiert werden. Zudem hatten Verhöre ergeben, dass das Versteck der aufgeriebenen Piratenbande Jang Bienhes auf ihrem Territorium lag. Ein gemeinsames Vorgehen gegen die verbliebenen Piraten würde sich vertrauensbildend auswirken – jedenfalls eher als ein unangekündigter grenzüberschreitender Alleingang der Momoku.

Die Gesandtschaft bestand aus Akira, seinem Onkel Arashi sowie Haruka Nakama, wobei die Atmosphäre zwischen ihr und Arashi angespannt blieb. Akira tat sein Bestes, die Lage zu beruhigen. Er fragte sich allerdings insgeheim, warum ausgerechnet er den „Erwachsenen“ spielen musste. Auch Takur war mit von der Partie, hielt sich aber leicht amüsiert aus den Streitigkeiten heraus. Arashi verhielt sich seinem Neffen gegenüber freundlich, doch dieser traute ihm nicht. Er vermutete, dass sein Onkel eigennützige Motive verfolgte.
Abgesehen von den verbalen Geplänkeln zwischen Arashi und Nakama verlief die eintägige Seereise zu der Suguri-Burg ereignislos. Die Festung erhob sich mitten in dem das Ufer des Maishi-See bedeckenden Schilfgürtel und wirkte sehr wehrhaft.

Die mit 15 Jahren noch sehr junge Suguri Aya empfing die Gesandtschaft an der Seite ihres Onkel Haruki, der offenbar großen Einfluss auf die Entscheidungen der Burgherrin hatte. Er begegnete der Friedensbotschaft des Fürsten von Tsusaka mit einer gewissen Skepsis. Dennoch konnten Nakama und Akira mit ihren Argumenten für eine friedliche Kooperation zwischen den Klans punkten. Dass sich Akira bei der Diskussion teilweise gegen seinen Onkel positionierte, verbesserte das Verhältnis zwischen den beiden nicht. Das Angebot, gemeinsam mit Tsusaka gegen die Reste der Piratenbande vorzugehen, verwarf Suguri Haruki als zu langwierig. Stattdessen würden die Suguri-Truppen sofort losschlagen. Die Gesandten erklärten sich bereit, an der Aktion teilzunehmen – als Zeichen des guten Willens, aber auch aus Abenteuerlust. Takur, der bisher im Schatten seiner „höher geborenen“ Weggefährten gestanden hatte, erhielt zu seiner Belustigung eine zusätzliche Audienz bei Suguri Aya. Die junge Adlige wollte mehr über ihren exotischen Gast und seine Heimat erfahren. Der Jaguarkrieger erzählte bereitwillig über die Gebräuche seines fernen Heimatlandes, auch wenn ihn das insgeheim mit etwas Heimweh erfüllte.

Die Planung für das Ausheben des Piratenstützpunktes waren rasch abgeschlossen: während die Hauptstreitkräfte das auf einer Doppelinsel gelegenen Versteck direkt angreifen würden, sollte Akira mit einer Drachenrohr-Schützeneinheit den Fluchtweg ins Schilfmeer abschneiden. Da die Einheit aus Rattlingen bestand, war Akiras Onkel nicht daran interessiert, den Befehl zu übernehmen. Er werte das angebotene Kommando – vermutlich zu Recht – als einen wenig subtilen „Scherz“ der Suguri. Akira stimmte ihm insgeheim zu, wollte aber das Angebot nicht ablehnen und das Beste aus der Sache machen. Takur hingegen entschloss sich, wie Arashi lieber beim Sturmangriff auf den Piratenstützpunkt teilzunehmen. Er wollte einen richtigen Kampf. Akira blieb wenig Zeit, sich mit seinen Untergebenen vertraut zu machen. Doch diese wussten es anscheinend zu schätzen, dass er sie nicht so sehr von Oben herab behandelte.

Der Hauptstreitmacht gelang es nicht, die Piraten zu überraschen. Doch da verbliebenen Piraten zahlenmäßig unterlegen, von ihrer jüngsten Niederlage demoralisiert und schlecht organisiert waren, flackerte nur punktueller Widerstand auf – zumal Takur den Elementarmagier der Piraten mit einem Wurfspeer verwunden konnte. Beim Stürmen der Siedlung geriet der Jaguarkrieger mit einem Unteranführer der Piraten aneinander, den er nach kurzem, blutigem Zweikampf tötete. Kurz darauf brach der Widerstand zusammen. Ein Gutteil der flüchtenden Piraten und Zivilisten wurden von Akiras Einheit gestellt und gefangengenommen. Der von Takurs Wurfspeer verwundete Magier wurde sofort hingerichtet. Akira bot an, diese Aufgabe zu übernehmen und erfüllte sie mit großer Präzision. Die übrigen Piraten wurden gebunden mitgenommen. Die Einwohner des kleinen Dorfes, das die Piraten als Unterschlupf genutzt hatten, blieben unbehelligt. Allerdings mussten sie einige Kinder als Geiseln stellen, da sie in den Augen der Suguri etwas zu bereitwillig mit den Kriminellen kooperiert hatten. Die Beute bestand aus einigen Waffen und aus Waren der geplünderten Schiffe. Zudem fand sich im Haus des getöteten Piratenkapitäns eine kleine Kiste mit Münzen.

Die Gesandtschaft blieb noch einige Tage auf der Burg, auch weil Takur seine Wunden auskurieren musste, was Suguri Aya nutzte, um ihn weiter über den Jaguardschungel auszufragen. Als kleinen Dank erhielt er eine Halskette mit einer leuchtenden Perle. Die Suguri-Adlige sagte zu, die Friedensofferte des Momoku-Fürsten zu unterstützen und schickte einen Teil der Piratenbeute nach Tsusaka. Mit dieser kehrte die Gesandtschaft nach Tsusaka zurück, wo sie Vollzug meldete. Der Fürst schien mit dem Ergebnis zufrieden. Takur erhielt etwas Silber und Takur ein gut geschmiedetes Tanto aus der Waffenkammer der Burg.
Akira bandelte derweil mit Nakama an, auch wenn die beiden die Sache recht locker hielten, da sie beide wussten, dass die gemeinsame Zeit begrenzt sein würde.
Tatsächlich wandte sich Nakama schon wenige Tage später mit einem Auftrag an Akira: Aus der Hauptstadt Kintais war die Nachricht eingetroffen, dass die Gottkaiserin einen ihr als Weihegeschenk bestimmten Wurfspeer gen Zhoujiang geschleudert hatte. Niemand wusste den Grund oder was dies für die Beziehungen zu Zhoujiang bedeuten mochte. Manche meinten, es wäre eine Warnung für den Molchkönig des Maishi-Sees gewesen, dessen Spiegel es dem Piraten Jian Bienhe ja kürzlich ermöglicht hatte, die Küste Tsusakas zu terrorisieren. Klan Suguri wollte den Speer jedenfalls unbedingt finden. Offenbar hatte es sich bei dem seltsamen Objekt, das wenige Wochen zuvor über den Himmel von Tsusaka geflogen war, um fraglichen Wurfspeer gehandelt. Vermutlich war das Weihegeschenk in der Gegend um Timog gelandet. So schnell wie möglich suchte sich Akira ein Schiff und brach mit Takur auf.

Takur:
Mondstahlsuche (Spoiler für das Abenteuer Mondstahlsuche!)
Timog und Maishi-See (Akira, Takur, Hao)

Ren, Luo und Hao nutzten ihre Zeit in Timog unter anderem, um ihre Kontakte zu in der Stadt lebenden Bekannten und Verwandten zu erneuern. Hao musste freilich feststellen, dass manche ihrer Bekannten sich aus unbekannten Gründen zurückhaltend verhielten, was die junge Unggoy-Priesterin verunsicherte. Allerdings blieb nicht viel Zeit zum Grübeln, da sie sich aufopferungsvoll in die Arbeit des lokalen Unggoy-Tempels einbrachte, der unter anderem in der Gesundheitsfürsorge tätig war und ein Lazarett für Kranke und Verletzte unterhielt. Aufgrund der zahlreichen Kriegsflüchtlinge gab es genug zu tun. Zudem hatte in letzter Zeit die Zahl der geistig verwirrten Einwohner zugenommen. Timog hatte schon immer den Ruf einer „Stadt der verwehten Seelen“ gehabt. Legenden machten dafür einen unter der auf Pfählen errichteten Stadt liegenden Schrein von Yuzui „der in die Seelen kriecht“ verantwortlich. Hatte vielleicht die durch die Aktivitäten des Piraten Jiang Biehe verursachte zeitweilige Zunahme des Nebels etwas mit dieser Entwicklung zu tun?

Ansonsten erschien Timog geschäftig wie früher – umso mehr, da der Handel mit Tsusaka wieder florierte. Luo ließ es sich nicht nehmen, die Verdienste der Abenteurer bei der Bezwingung Biehes herauszustreichen, der mehrere Monate lang den Seeweg nach Tsusaka blockiert hatte.
Es fiel auf, dass die Militärpräsenz in Timog deutlich zugenommen hatte. Man munkelte von einer drohenden Offensive der Truppen von General Wu gegen die Flussdelphin- und die Kranich-Provinz. Neben fürstlichen Truppen waren in Timog zahlreiche Triaden-Söldner wie die „Tigeraugen“ und die „Feuerhornissen“ anzutreffen. Die Söldner waren weder bei den Einwohnern noch bei den fürstlichen Soldaten beliebt. Weniger umstritten war der Besuch eines der kampfstarken und mit mehreren Kanonen bestückten „Eintausend-Li-Schiffs“, einer durch zahlreiche Schaufelräder getriebene gepanzerte Kriegsmaschine aus der benachbarten Flussdelphinprovinz. Das Motiv dieses Besuchs war allerdings unbekannt, da sich die Flussdelphinprovinz im Bürgerkrieg bisher strikt neutral verhalten hatte. 

In diese angespannte Lage fiel die Ankunft Akiras und Takurs. Zunächst einmal überbrachte Akira seinen Gefährten Briefe vom Fürstenhof von Tsusaka. In erstaunlich formlosen Ton dankte der Fürst Ren und Luo noch einmal für ihre Rolle bei der Bezwingung des Piraten Jiang Biehe und kam zudem auf die Wünsche zu sprechen, die die Helden ihm gegenüber geäußert hatten:
Ren, die die Hoffnung geäußert hatte, dass der Fürst bezüglich des Bürgerkrieges in Zhoujiang eher Prinzessin Yi statt General Wu oder die Triaden befürworten würde, erhielt die Antwort, dass ihre Worte im Gedächtnis bleiben würden, insbesondere falls die Prinzessin sich selbst an den Fürsten wenden sollte. Allerdings müsse Tsusaka immer zuerst den Willen der Göttlichen Myuriko und den Schutz seiner Einwohner bedenken. Und dies würde manchmal dazu zwingen, einen schwierigen Weg einzuschlagen. Neben diesem nicht sehr ermutigenden Bescheid erhielt Ren ein Empfehlungsschreiben, welches Beamte und Gesandte Kintais bat, der Besitzerin mit Wohlwollen zu begegnen.
Luo, der eine Weissagung seiner Zukunft durch den für Prophezeiungen berühmten Tempel Tsusakas erbeten hatte, erhielt tatsächlich eine Prophezeiung zugesandt. Ihr Inhalt war freilich kryptisch: Die Mönche warnten vor dem Blutvergießen und der Zwietracht, die Luos Heimat bedrohe und in der er und seine Gefährten leicht zwischen die Linien geraten könnten. Gesichter und Namen würden täuschen und hinter einer Maske könne sich Freund und Feind verbergen. Tödlich sei der Kampf der drei Tiergeister. Doch es gäbe andere Mächte, die sich noch nicht in den Krieg eingemischt hätten. Wenn dies geschehe…
Sicherlich meinten sie damit den in Zhoujiang tobenden Bürgerkrieg.
Persönlicher war der zweite Teil der Botschaft, der Luo warnte, dass er einen blutigen Schatz suche. Luo solle sich vor dem Blute Shi Yaos (was „Basilisk“ oder „Schlangendämon“ bedeutete) hüten. Die Spur, der er folge, könne Dinge enthüllen, die besser verborgen bleiben sollten…
Luo bezog die letzten Worte auf seine Nachforschungen zu der Herkunft seines Schwertes „Vipernzahn“. Er ließ sich jedoch nicht entmutigen.
Der an Hao gerichtete Brief war weniger kryptisch. Der Fürst äußerte noch einmal ein Kompliment für Haos rhetorische Fähigkeiten, die er hatte erleben können und schickte ihr ein Buch mit Kintari-Geschichten über den Affenkönig. Hao erkannte schnell, dass in den Sagen das Wirken dieses größten Heiligen der Kirche Unggoys letztendlich immer den Interessen der göttlichen Myurikos entgegenkam. Sie interpretierte das Geschenk als eine Anspielung, war aber nicht beleidigt.

Da Luo und Ren momentan durch ihre eigenen Belange und Nachforschungen abgelenkt waren, besprach Akira erst einmal nur mit Hao den heiklen Auftrag, den er bei seiner Abreise aus Tsusaka erhalten hatte: Er sollte nach dem magischen Wurfspeer Myurikos suchen, der angeblich bei Timog eingeschlagen war.
Die gnomische Affenpriesterin war von der Geschichte von dem Artefakt fasziniert, welches die Göttin gen Zhoujiang geschleudert hatte. Sie äußerte den Wunsch, die Waffe genauer in Augenschein zu nehmen, warnte allerdings auch vor möglichen politischen Komplikationen. Ein solch mächtiges Artefakt könnte das Interesse verschiedener Machtgruppen wecken. Alleine die Tatsache, dass die Gottkaiserin eine Waffe gen Zhoujiang geschleudert hatte, könne sich zu einer politischen Krise entwickeln. Auf was (oder wen?) mochte sie gezielt haben? Akira stimmte Hao zu und spekulierte halb im Spaß, ob die Gottkaiserin vielleicht beschlossen hätte, dass die Grenzen Kintais nach fast 500 Jahren Stagnation einer Erweiterung bedürften. Die Affenpriesterin fand diese Idee wenig amüsant.
Aufgrund der politisch heiklen Natur der Mission und da Akira sich unsicher war, ob die in den Bürgerkrieg in Zhoujiang involvierte Ren nicht eigene Pläne für ein derart mächtiges Artefakt haben könnte, beschloss er, erst einmal auf Hilfe durch Ren und Luo zu verzichten. Der junge Samurai hatte deswegen ein schlechtes Gewissen, aber letzten Endes sah er seine Loyalität nun einmal in erster Linie bei seiner Heimat…

Um Unterstützung zu finden, suchten Hao, Akira und Takur die in Timog gelegene Kintari-Gesandtschaft auf. Sie wurden umgehend von Botschafterin Suguri Hanako und ihrem Ehemann Suguri Kenji empfangen. Offenbar kursierten in Timog bereits Gerüchte über den Speer, obwohl die Botschaft anfangs davon ausgegangen war, dass der Wurfspeer in den Wellen des Maishi-Sees verschwunden sei.
Während Fürstin Liu Luli offiziell den Vorfall ignorierte, hatten sich offenbar schon verschiedene Personen für den Speer zu interessieren begonnen. Namentlich erwähnte die Botschafterin einen Kintari-Samurai namens Rokaku Jun. Dieser stellte auf eigene Faust Nachforschungen an und hatte angeblich kürzlich einen zu redseligen Untergebenen getötet. Die Botschafterin traute dem Mann nicht, der offenbar eigene Ziele verfolgte.
Hanako betonte, dass der Speer unbedingt gefunden werden müsse. Wenn eine der Bürgerkriegsparteien ihn in die Hände bekäme, könne diese ihn als politisches Druckmittel einsetzen oder gar verkaufen, was Kintai und den göttlichen Kranich brüskieren oder eine diplomatische Krise heraufbeschwören würde. Schnelligkeit sei bei der Suche ebenso wichtig wie Diskretion.
Die Helden überlegten, wie sie potentielle Konkurrenten auf eine falsche Fährte locken könnten. Akira schlug vor, das Gerücht zu verbreiten, dass der Speer bereits von der Botschaft gefunden worden sei. Das würde andere Interessenten vielleicht bei ihrer Suche entmutigen. Dies lehnte der Ehemann der Botschafterin allerdings ab, da ein solches Gerücht seine schwangere Frau zu einem Ziel machen könnte.
Weniger riskant erschien es, das Gerücht zu verbreiten, der Speer sei im Schilfmeer heruntergekommen – einem unübersichtlichen Wirrwarr aus Schilf, kleinen Inseln, Schlamm und flachen Wasserarmen nahe Timog. Um das plausibler zu machen, sollte die Botschaft eine „Suchexpedition“ ins Schilfmeer schicken. Hoffentlich würde dies potentielle Konkurrenten ablenken, während die Helden unauffällig weitere Nachforschungen nach dem Wurfspeer anstellten. Man vereinbarte, dass Suguri Kenji und Akira über einen örtlichen Myuriko-Tempel unauffällig Kontakt halten sollten.

Während Akira sich in den „besseren“ Kreisen umhörte, recherchierte Hao bei der einfachen Bevölkerung nach Gerüchten, die auf den Speer und Zeugen seines Einschlages hindeuteten. Zwar wurde schnell deutlich, dass den Helden das Kontaktnetzwerk ihres Gefährten Luo fehlte, doch letztlich wurde Hao fündig. Angeblich hatte eine Fischerin etwas über ein merkwürdiges Objekt oder Wesen erzählt, das auf einer Insel niedergegangen sei.
Weitere Nachforschungen zu dieser Spur brachten den Helden den Namen und die Beschreibung der Fischerin: Hong Ni gehörte zu den Fischvargen, einer am Maishi-See lebenden Unterart der Varge, die bekannt für ihre Schwimmkünste und ihre Kenntnisse der Ufer- und Sumpflandschaften war. Die Suche nach Hong Ni wurde verzögert, als die Helden auf eine jener Unglücklichen stießen, denen Yuzui „der in die Seelen kriecht“ den Verstand geraubt hatte. Auch wenn gerade Takur und Akira von der Begegnung verunsichert waren (Hao hatte bereits Erfahrungen mit diesen Unglücklichen gesammelt), sorgten die Helden dafür, dass die Kranke zu einem Heiler geschafft wurde. Ob man der Zwergin allerdings würde helfen können…

Endlich war die Suche nach Hong Ni erfolgreich. Die fuchsartige Vargin, die wie viele Fisch-Varge Schwimmhäute zwischen Fingern und Zehen aufwies, gab – widerwillig – Auskunft. Sie hatte in der Tat beim Fischen „Etwas“ auf einer Insel niedergehen sehen, was ihr einen ziemlichen Schrecken eingejagt hatte. Da auf der Insel zudem Harpyien hausten, hatte sie von einer Untersuchung abgesehen. Akira schlug Hong Ni vor, die Helden gegen Bezahlung zu der Insel zu fahren (auch um die Vargin so anderen Suchenden zu entziehen).

Dass Akiras Befürchtungen nicht unbegründet waren, zeigte sich, als Takur, der während der Verhandlung außerhalb der Fischerhütte Wache hielt, Alarm gab: Es näherten sich drei Bewaffnete, darunter ein hochgewachsener, muskulöser Schwertalb mit einer zweihändigen Klinge. Offenbar war Rokaku Jun ebenfalls auf die Spur Hon Nis gestoßen.
Es kam zu einer Konfrontation, die in ein Blutvergießen zu eskalieren drohte. Akira war nicht bereit, Jun den Weg frei geben und ihm Hong Ni zu überlassen und Jun wollte auf keinen Fall zurückzustecken.
Rokaku Jun versuchte, die Helden einzuschüchtern, indem er darauf verwies, im Auftrag des mächtigen Daimyo Gankoda Saburo zu handeln. Dieser Fürst gehörte zwar nicht zu einem der großen Kintari-Klans (Zakur, Uome, Suguri, Ranku, Momoku), stellte aber einen wichtigen Machtfaktor an der nordöstlichen Grenze Kintais dar. Er kontrollierte weite und fruchtbare Ländereien in der Nähe von Atasato und gebot über eine große Zahl von Soldaten und Vasallen. Der stolze und willensstarke Fürst war sehr auf seine Unabhängigkeit im Machtspiel der großen Klans bedacht, auch wenn ihm niemand mangelnde Loyalität gegenüber der Gottkaiserin nachsagen konnte. Gerüchten zufolge war er ein entschiedener Expansionist und würde Palitan und das nördliche Umland gerne als Teil des Kranichreiches sehen. Er sah in Myurikos Wurfspeer wohl ein Werkzeug, um Spannungen mit Zhoujiang zu schüren und einen Vorwand für eine militärische Intervention zu schaffen. Angesichts dessen wollte Hao auf keinen Fall, dass die Waffe in die Hände Rokakus geriet. Ihr Heimatland hatte schon genug zu leiden. Ein Krieg mit Kintai…
Akira war zwiegespalten. Eigentlich befürwortete er eine offensivere Außenpolitik Kintais (wenn auch nicht unbedingt gen Zhoujiang). Er konnte die Argumente Rokaku Juns nachvollziehen, der die Bequemlichkeit und Stagnation Kintais kritisierte. Doch da Akira geschworen hatte, den Speer Klan Suguri zu übergeben und weil er Hao nicht in den Rücken fallen wollte, hatte er keine Wahl, als Jun weiter den Weg zu verwehren.
Zu Haos (und seiner eigenen) großen Überraschung konnte Akira Rokaku Jun durch seine geschickte Argumentation dazu bewegen, erst einmal zurückzustecken. Vermutlich schätzte Jun seine Chancen in einem Kampf gegen die drei Helden als ungewiss ein. Außerdem befürchtete er wohl, dass ein Gefecht zu viel Aufsehen erregen würde und wollte nicht, dass andere Parteien bei der Jagd auf den Speer erfolgreich waren, weil Jun und die Abenteurer sich gegenseitig ausschalteten. Im Zweifelsfall bevorzugte er es wohl, dass der Speer durch Akira wieder in Kintari-Hände überging, statt dass er in die Hände einer der Bürgerkriegsparteien Zhoujiangs geriet. Grollend entfernte sich der Samurai deshalb mit der Warnung, dass sich die Helden Feinde gemacht hätten.

Nach dieser spannungsgeladenen Begegnung hatten die Helden Mühe, Hong Ni zu beruhigen (die tatsächlich versuchte, sich schwimmend davonzustehlen). Sie verfluchte den Tag, an dem sie den Speer hatte niedergehen sehen. Die Helden brachten sie in einem sicheren Quartier unter und planten, so schnell wie möglich Hong Nis Geschichte von dem auf der Insel eingeschlagenen Objekt zu überprüfen.
Hao und Akira nutzen den Abend, um an dem Aschefest teilzunehmen, das an die Selbstverbrennung des Phönixgottes Hüengs erinnerte. Das Fest war eindrucksvoll, wenn auch eher besinnlich als ausgelassen und partiell überschattet durch die politischen Fronten des Bürgerkriegs. Immerhin war Hüeng der Schutzpatron des Kaiserhauses.
Takur leistete währenddessen Hog Ni Gesellschaft, der nach dem Zusammenstoß mit Rokaku Jun der Sinn nach Festlichkeiten vergangen war. Takur fand die Vargin attraktiv und wollte sie zudem vor dem möglichen Zugriff anderer Parteien schützen – allerdings auch dem Risiko vorbeugen, dass sie kalte Füße bekam und sich absetzte. Hong Ni fand den rauen Humor des Jaguarkriegers gewöhnungsbedürftig, aber die beiden kamen gut miteinander zurecht.

Um etwaigen Konkurrenten keine Gelegenheit zum Aufholen zu geben, wollten die Helden schon am nächsten Tag aufbrechen. Sie besorgten sich Verpflegung sowie zwei Schleudern (als zusätzliche Vorkehrung gegen die angeblich auf der Insel nistenden Harpyien), hinterließen der Kintari-Botschaft eine Nachricht über ihr weiteres Vorgehen und stachen in See. Der kleine Fischerkahn Hong Nis war mit vier Personen schon sehr gut gefüllt. Die Helden unterstützten die Fischvargin nach Kräften und obwohl keiner von ihnen viel Ahnung von Seefahrt hatte, kamen sie gut voran. Die Fahrt verlief ereignislos, nur einmal wäre das Boot beinahe auf einen im Schlamm versunkenen Baumstamm aufgelaufen.
Gegen späten Nachmittag kam die mangrovenbestandene Insel in Sicht, auf der laut Hong Ni der Wurfspeer Myurikos (oder zumindest „Etwas“) heruntergekommen war. Im Schutze einer kleinen Nachbarinsel spähten die Helden ihr Ziel aus. Schnell erkannten sie, dass Hong Ni bezüglich der Harpyien recht gehabt hatte: mehrere dieser Wesen kreisten in der Luft. Die Helden beschlossen, in der Nacht einen Vorstoß zu wagen, wenn die Ungeheuer hoffentlich schliefen. Bei der Beobachtung fiel außerdem auf, dass die Harpyien immer wieder um einen alten Baum kreisten, dessen Standort sich laut Hong Ni ungefähr mit dem Einschlagort des von ihr beobachteten Objektes deckte.

Im Schutze der Dunkelheit brachte Hong Ni das Boot nahe genug an das Ufer heran, sodass die Helden an Land waten konnten. So leise wie möglich schlichen sie in Richtung des alten Baums, wo sie den Wurfspeer vermuteten. Tatsächlich ließ ein von dem Baum ausgehendes schwaches Leuchten und eine seltsame…Aura in der Luft vermuten, dass das Ziel der Suche in greifbarer Nähe war. Um die Harpyien nicht aufzuschrecken, blieben Hao und Akira zurück, während Takur die letzte Strecke alleine zurücklegte. Jetzt machte sich bezahlt, dass der Jaguarkrieger durch die harte Lebensschule seiner fernen Dschungelheimat gegangen war: fast unsichtbar und beinahe lautlos pirschte er sich an den Baum heran.
Die Helden hatten richtig vermutet: der Wurfspeer Myurikos hatte den Stamm praktisch gespalten und steckte tief im Holz. Die Waffe war von beeindruckender Eleganz und ein silbriges Leuchten ging von ihrer Spitze aus. Vorsichtig lockerte Takur die Waffe und tatsächlich konnte er sie unbemerkt aus dem Holz lösen und sich davonschleichen, ohne dass eine der schlafenden Harpyien erwachte. So leise wie möglich kehrten die Helden zum Ufer der Insel zurück, wo Hong Ni mit dem Boot auf sie wartete.

Obwohl alle übermüdet waren, war an Rast nicht zu denken. Wenn die Harpyien erwachten, würden sie das Verschwinden des Speers bemerken. Die Helden wollten nicht direkt nach Timog zurückfahren, um eventuell sie verfolgende Harpyien – oder in Timog wartende Konkurrenten – zu verwirren und hielten sich bei ihrer Rückfahrt so gut wie möglich im Schutz kleiner Eilande und Inseln.
Tatsächlich hatten sie Glück: auch wenn sie einige Harpyien sichteten, wurde das Boot offenbar nicht bemerkt. Im Schutz einer größeren Insel hatten die Helden dann endlich die Muße, die Weihegabe an Myuriko genauer in Augenschein zu nehmen. Die Spitze der Waffe bestand aus Mondsteinstahl und war wie der kunstvoll gedrechselte Schaft mit anmutig-filigranen Kranich-Gravuren überzogen. Alleine die Waffe auch nur zu berühren, flößte ein Gefühl der Ehrfurcht ein. Wie Takur etwas zweideutig bemerkte, war die Waffe zweifellos einer Göttin würdig (er meinte damit die „lebende Göttin“ seiner Heimatstadt Huatla). Der Jaguarkrieger stellte sich kurz vor, wie viel Ehre und Würde ihm winken könnten, wenn er dieses großartige Geschenk nach Hause bringen würde. Aber er wusste, dass seine Kameraden dem niemals zustimmen würden und dass die Waffe einer anderen „lebenden Gottheit“ – nämlich Myuriko – gebührte. Es fiel ihm dennoch schwer, den Speer aus der Hand zu legen…
Hao bewunderte vor allem die Kunstfertigkeit und Macht des Artefaktes. Sie überlegte immer noch, warum der Göttliche Kranich solch ein prachtvolles Geschenk fortgeschleudert hatte. Sei das eine Warnung oder Botschaft gen Zhoujiang gewesen – oder würde vielleicht ein Fluch auf der Waffe liegen?
Akira, der leichte Hemmungen hatte, eine Waffe zu berühren, die die Göttliche Myuriko in den Händen gehalten hatte, versicherte im Brustton der Überzeugung, dass kein simpler Fluch die Berührung durch den Göttlichen Kranich überstehen würde. Er vermutete in dem Wurf Myurikos eher eine Botschaft. Welchen Wortlaut diese freilich haben mochte…
Nachdem sich die Helden nach der Anstrengung der letzten Tage etwas ausgeruht hatten und die in der Ferne kreisenden Harpyien verschwunden waren, machten sich die Helden auf die letzte Etappe ihrer Fahrt.

Dass ihre Vorsicht nicht unbegründet war, zeigte sich beim Erreichen des Hafens. Von Ferne sichteten die Helden ein Undare (ein elementares Wasserwesen), welches sich zwischen den einlaufenden Fischerbooten herumtrieb. Einen magischen Spion fürchtend, wichen die Helden dem Wesen so gut wie möglich aus und konnten das Elementarwesen in der Tat umgehen. Die zahlreichen Kanäle der auf Pfählen errichteten Stadt ausnutzend, schafften es die Abenteurer bis in die Nähe der Botschaft, wo sie Hong Ni auszahlten und verabschiedeten. Akira überzeugte sie, über die ganze Angelegenheit vorerst Stillschweigen zu bewahren.
Noch war der Wurfspeer Myurikos freilich nicht in Sicherheit, denn den Helden fielen mehrere Bewaffnete auf, die die Umgebung der Kintari-Botschaft aufmerksam beobachteten. Jetzt kam den Helden die gedrängte Bauweise Timogs und das lebhafte Straßenleben zugute: Im Schutze der Passanten konnten sie die Beobachter umgehen und das Tor der Botschaft erreichen, bevor diese einen letzten Versuch unternehmen konnten, den Speer an sich zu bringen. Wie die Abenteurer später erfuhren, war ihr Gegenspieler Chiu Hu, ein Söldner und Schläger mit Triadenverbindungen, der dem Speer wohl auf eigene Faust hinterherjagte.

In der Botschaft wurden die Abenteurer sofort von Botschafterin Suguri Hanako empfangen, der Akira feierlich den Wurfspeer überreichte. Natürlich war die Botschafterin hoch erfreut und sparte nicht mit Lob – zumal die Helden den Wurfspeer ohne größeres Aufsehen oder gar Blutvergießen zurückgebracht hatten, was die diplomatische Beilegung der Angelegenheit erleichtern würde.
Entsprechend großzügig war die Belohnung: Die Helden erhielten nicht nur etliche Lunare, sondern ihnen wurde zudem die Möglichkeit angeboten, sich eine materielle Belohnung aus den Schatzkammern und Werkstätten eines Myuriko-Tempels (etwa des Tempels in Tsusaka) zu wünschen oder in der Gunst von Klan Suguri aufzusteigen. Akira entschied sich für letzteres, hoffte er doch, so sein Ansehen (und damit das seiner Familie) zu erhöhen.
Hao – die sich nicht in die komplizierten Machtkonflikte und Beziehungsnetzwerke der Kintari-Politik verwickeln lassen wollte – entschloss sich für eine handfestere Belohnung. Sie erbat sich Wandelndes Holz, einem kostbaren, aus dem Stamm der gefährlichen Dämmerweiden gewonnenen Rohstoff. Auch Takur folgte einem eher praktischen Ansatz und erfragte Unterstützung bei der Fertigung einer verbesserten Waffe.

In den folgenden Tagen beschäftigten sich die Helden mit ihren jeweils eigenen Projekten. Takur verbrachte noch etwas Zeit mit Hong Ni, da er Gefallen an der sarkastischen Vargin gefunden hatte, was diese erwiderte. Akira hingegen unterstützte die Botschaft bei der Bewachung des Wurfspeers Myurikos. Er befürchtete, dass eine der anderen Interessensgruppen von dem Fund des Speers erfahren und einen Angriff auf die Botschaft versuchen könnte. Seine Aufmerksamkeit wurde allerdings abgelenkt, als er von Luo erfuhr, dass dessen Halbweltkontakte möglicherweise auf eine Spur des verschwundenen Katanas von Akiras Vater gestoßen waren: Angeblich hatte ein rothaariger zwergischer Triadensöldner von einer ähnlich aussehenden Waffe erzählt. Die Spur, die vielleicht zu den Mördern von Akiras Vater führen mochte, war zwar schwach, aber sie war es sicherlich wert, verfolgt zu werden…

In einer ganz anderen Angelegenheit trafen sich Ren und Hao zu einem gemeinsamen Essen. Die Magierin, die aus ihrer Abneigung gegenüber den Triaden und ganz besonders gegenüber General Wu kein großes Geheimnis gemacht hatte, wollte ihrer Weggefährtin reinen Wein einschenken. Sie gab zu, im Bürgerkrieg fest auf Seiten von Prinzessin Yi zu stehen und versuchte die Affenpriesterin von ihrem Standpunkt zu überzeugen.

Tatsächlich fielen ihre Argumente teilweise auf fruchtbaren Boden. Hao stimmte ihr zu, dass General Wus brutale Machtpolitik und wenig durchdachte Reformversuche der schlechteste Weg für Zhoujiang waren. Bezüglich der sehr heterogenen Triaden war Haos Meinung weniger eindeutig. Sie sah die Händler und Kriminellen ganz gewiss nicht an der Spitze des Staates, konnte aber einigen ihrer Argumente für mehr Rechte für Händler und Handwerker und mehr Autonomie für die einzelnen Regionen durchaus etwas abgewinnen. Und was Prinzessin Yi anging, so war diese noch sehr jung und unerfahren…

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