Autor Thema: Das "Problem" an Stock Art  (Gelesen 1018 mal)

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Offline Doc-Byte

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Das "Problem" an Stock Art
« am: 4.05.2024 | 19:22 »
Vorhin kam der tägliche Newsletter von Drivethru (bzw. der Drivethru Händler) bei mir reingeschneit und aus Neugier hab ich mal geschaut, was mir unter https://www.drivethrurpg.com/de/product/242198/ELEMENTAL-Complete-Guide denn so tolles für einen 'Wahnsinnsvorzugspreis' an diesem WE angeboten wird... Nun ja, was mir ziemlich schnell ins Auge sprang, war das Vorschaubild des Preview Videos, denn es enthält drei Bilder, von denen ich nicht nur auf Anhieb sagen kann, aus welchem Stock Art Pack die stammen, sondern von denen ich zwei selber für mein Star Reeves Basis-Handbuch verwende und auch bei den Artists Credits kamen mir ein paar Namen doch sehr bekannt vor...

Ob man das jetzt als "Problem" sieht, ist natürlich erst mal eine diskutable These. Aber im ersten Moment löst es schon ein komisches Gefühl aus, wenn man sich so einen Trailer für ein anderes Produkt anschaut und diverse Bilder wiedererkennt, die man selber entweder immer noch verwendet oder in einer früheren Version mal verwendet hat. :think:

Es ist jetzt auch nicht das erst mal, dass so was passiert. Ich habe "meine" Stock Arts bei Drivethru auch schon auf anderen Covern gesehen und selbst in einem der letzten equinox Bücher - das ja eigentlich ein eigenständoges Artwork benutzt - fand sich ein s/w Stock Art Bild, dessen Version in Vollfarbe ich selber auch nutze, was sich noch mal komischer anfühlt, weil ich ja auch zu ca. 95% mit equinox identische Regeln verwende.

Wie seht ihr das so? Nutzt ihr für eure Eigenbauten Stock Art und hab dabei auch hin und wieder einen merkwürdigen Wiedererkennungsmoment oder stört euch so was überhaupt nicht? Würdet ihr aus diesem Grund gar lieber komplett auf Stock Art verzichten oder tut es sogar schon? (KI lässt grüßen.)

Ich muss sagen, dass ich inzwischen zumindest wählerischer geworden bin und nicht mehr alles an Stock Art verwende, was irgendwie so halbwegs passt, aber ich bin halt auch "KI affin" eingestellt. Die Alternative (bei schmalem Budget) wäre dann halt, deutlich weniger Artwork zu nutzen. Aber so ganz ohne wird man heutzutage mit ziemlicher Sicherheit niemanden mehr für sein Werk begeistern, egal wie fantastisch der Inhalt ansonsten auch sein mag. - Und selber zeichnen ist halt nicht jedem gegeben...

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Offline Swanosaurus

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Re: Das "Problem" an Stock Art
« Antwort #1 am: 4.05.2024 | 20:11 »
Ich finde (überrascht wahrscheinlich keinen, da ich das schon so oft geschrieben habe ...), das Problem ist die Erwartung, dass alles in "fetter" Vierfarb-Ästhetik daherkommen muss. Dass die Leute die Stock Art oder computergeneriertes Zeug in ihre RPG-Bücher klatschten als sich z.B. notfalls einfach auf ein paar grafische Elemente zu konzentrieren ... na ja, ist verständlich, weil das halt heutzutage der "Standard" ist. Ich find's halt einen bescheuerten Standard, insbesondere, wenn die Konsequenz ist, dass die Hälfte der Cover entweder neuerdings statt eines "sieht cool aus" immer nur noch ein, "Moment, auf welchem anderen Rollenspiel habe ich die noch gesehen?" bei mir auslösen oder direkt aus dem Uncanny Valley kommen.

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Offline Zed

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Re: Das "Problem" an Stock Art
« Antwort #2 am: 4.05.2024 | 20:32 »
Dass die Leute die Stock Art oder computergeneriertes Zeug in ihre RPG-Bücher klatschten als sich z.B. notfalls einfach auf ein paar grafische Elemente zu konzentrieren ... na ja, ist verständlich, weil das halt heutzutage der "Standard" ist. Ich find's halt einen bescheuerten Standard, insbesondere, wenn die Konsequenz ist, dass die Hälfte der Cover entweder neuerdings statt eines "sieht cool aus" immer nur noch ein, "Moment, auf welchem anderen Rollenspiel habe ich die noch gesehen?" bei mir auslösen oder direkt aus dem Uncanny Valley kommen.

Wie mächtig und anziehend tolle KI-Illustrationen sein können, zeigt dieser Nachbarthread:



Hab euer/dein Werk gerade im "Zu spät! Ich konnte nicht Widerstehen!" Thread gesehen.

Wer hat denn das Cover designed, da werde ich ja schwach. Wunderschön!
Dem Statement kann ich mich nur anschließen.

Da stimme ich dir zu, das sieht top aus. Designed hat das leider keiner, das Bild ist mit Midjourney entstanden und damit ein Kunst-Algorithmus-Bild mit persönlicher Nachbearbeitung um Kontraste, Farben und Formen stärker rauszuheben,
da ich kein aus meiner Perspektive für die Zeit passendes Cover-Bild gefunden habe und mich dann letztlich dafür entschieden habe. Wenn du willst, kann ich es dir das PNG hochladen.

Offline Swanosaurus

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Re: Das "Problem" an Stock Art
« Antwort #3 am: 4.05.2024 | 21:33 »
Wie mächtig und anziehend tolle KI-Illustrationen sein können, zeigt dieser Nachbarthread:


Okay, auf ein Cover mit Bedacht und Nachbearbeitung bezog sich mein Rant jetzt nicht so - mehr auf die "Wir brauchen 1,5 Farb-Illus pro Seite, also stopfen wir das jetzt mit Stock Art und/oder KI-Kram voll." Gerade bei dem erwähnten Elemental macht mich das echt traurig, weil mir das System eigentlich gut gefällt, aber die Gestaltung (mit ein paar Ausnahmen, bei denen das Artwork aus anderen Originalquellen wie z.B. Eclipse Phase stammt)  einfach unterirdisch ist (ganz schlimm finde ich das offensichtlich KI-generierte Cover des neuen Supplements "The Living Galaxy", das ich mir natürlich trotzdem gekauft habe ...).
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Offline Doc-Byte

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Re: Das "Problem" an Stock Art
« Antwort #4 am: 4.05.2024 | 23:42 »
Ich finde (überrascht wahrscheinlich keinen, da ich das schon so oft geschrieben habe ...), das Problem ist die Erwartung, dass alles in "fetter" Vierfarb-Ästhetik daherkommen muss. Dass die Leute die Stock Art oder computergeneriertes Zeug in ihre RPG-Bücher klatschten als sich z.B. notfalls einfach auf ein paar grafische Elemente zu konzentrieren ... na ja, ist verständlich, weil das halt heutzutage der "Standard" ist. Ich find's halt einen bescheuerten Standard, insbesondere, wenn die Konsequenz ist, dass die Hälfte der Cover entweder neuerdings statt eines "sieht cool aus" immer nur noch ein, "Moment, auf welchem anderen Rollenspiel habe ich die noch gesehen?" bei mir auslösen oder direkt aus dem Uncanny Valley kommen.

Hm, ich gestehe, dass ich auf Vollfarbe stehe. Und ich liebe es, mit Illus zu arbeiten, räume gleichzeitig aber ein, dass ich tatsächlich einen gewissen Hang dazu habe, bei der Verwendung selbiger zu übertreiben. Allerdings nicht aus dem Wunsch heraus, ein optisch überkrasses Buch erstellen zu wollen, sondern weil mir selbst die Illus einfach gefallen und ich es nicht über mich bringe, die / Teile davon wieder rauszuwerfen. (Obwohl ich im Laufe der Entwicklung die Bilder mehrfach durch Updates ersetzt habe, aber da gefielen mir die neuen halt noch besser als die alten. ;)) Ich nutze zwar inzwischen viele KI Bilder, die einfach näher an meiner Vorstelllung des Settings als Stock Art liegen, weil sie nach meiner Berschreibung davon entstanden sind, finde aber auch, dass man Stock Art schon mit einem gewissen Geschick einbinden kann, wenn das Bild zum Text passt. (Bei Stock Art natürlich grundsätzlich mit der Einschränkung "annähernd" passt, aber KIs sind auch nicht zu 100% perfekt.) Und recycelte Bilder gab es auch früher hier und da schon. (Ganz "schlimm" tieb es füher der Heyne Verlag mit den Romancovern, wofür es aber auch "Gründe" gab.) Wenn ich mir gerade noch mal das "Elemental" Preview so anschaue, fällt mir erst so richtig auf, dass hier ja mehr oder weniger zu 100% nur die Stock Art Bilder (evtl. plus KI Bilder, kann ich auf die Schnelle nicht beurteilen) in den Trailer geklatscht werden, ohne jede(n) Kontext / Verbindung zum textlichen Inhalt, was bei näherer Betrachtung doch etwas wierd rüber kommt. - Deshalb....

Zitat von: Swanosaurus
Ich kaufe mir ein Rollenspielprodukt nicht dafür, dass hinlänglich bekannte und verbreitete grafische Inhalte darin neu abgemixt werden.

...stimme ich dem zumindest in sofern bei, dass "bekannte" Illus im Prinzip wirklich nur dort verwendet werden sollten, wo sie sich in den Text einfügen und kein Selbstzweck sind. (Vielfach ist das Artwork halt auch wichtig, damit das Layout vernünftig ausschaut und nicht permanent aus halbleeren Seiten am Kapitel- oder Abschnittsende besteht.) Unter diesem Aspekt betrachtet, wird der verlinkte "Elemental" Trailer dann fast schon zum Marketing-GAU. :think:

Ich will aber auch gar nicht zu hart kritisieren, da ich ja selber in der Materie stecke und eine gewisse Erfahrung habe, wie man sich als Klein- oder Kleinstentwickler durchkämpft und versucht, einfach das (für einen persönlich) bestmögliche Ergebnis aus den vorhanden Möglichkeiten herauszuholen. Ich kenne "Elemental" ehrlich gesagt auch gar nicht näher und wollte in diesem Thread auch nicht speziell darauf eigehen. - Im Gegenteil, ging es mir ja um mein eigenes Werk, bei dem ich durch den Trailer bewogen gerade meinen Einsatz von Stock Art etwas hinterfrage. (For reference und nicht als pseudo-getarnte Werbung gedacht: Star Reeves Basis-Handbuch, aktuellstes eBook / more to come) Alleine die Auseinandersetzung mit deinem Post hat mich zu der Ansicht gebracht, dass ich im großen und ganzen vermutlich "vertretbar" Stock Art einsetze, aber in Zukunft weiterhin bewusst-kritisch bei diesem Aspekt bleiben sollte. :think:

Davon unabhängig interessieren mich natürlich weiterhin auch eure Ansichten zu dieser Thematik.
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Re: Das "Problem" an Stock Art
« Antwort #5 am: 4.05.2024 | 23:48 »
Aber so ganz ohne wird man heutzutage mit ziemlicher Sicherheit niemanden mehr für sein Werk begeistern, egal wie fantastisch der Inhalt ansonsten auch sein mag.

Ein paar lose Gedanken:

- Mir fällt aus der letzten Zeit zumindest ein "richtiges" Produkt ein, auf das ich zum allergrößten Teil aufgrund des mMn absolut unterirdischen Artworks verzichtet habe - als reine Textwüste hätte ich mir das tatsächlich eher zugelegt als in der aktuellen Form.
Und etwa ein Five Torches Deep würde mir auch ganz ohne Artwork kein bisschen weniger gefallen.


- Mindestens 10 (!) Bilder aus dem verlinkten Preview-Video finden sich auch in Stars Without Number (Revised Edition); vielleicht sinds noch 1-2 mehr.
Die sind immerhin nicht rundum furchtbar und ein paar davon mMn ziemlich gelungen, aber so ein bisschen fehlplatziert wirkt das eine oder andere in SWN auch ohne den Dopplungsaspekt doch. Da greift offensichtlich der zitierte Gedanke: ohne einen ganzen Schwung Artwork geht es zumindest gefühlt i.d.R. nicht.
Zumindest in dem Umfang hätte ich das auch da nicht gebraucht, denke ich.


- Ein hier auch aktiver Bekannter hat mindestens ein ausgedrucktes Rollenspiel-PDF nahezu komplett mit selbstgewähltem Artwork überklebt, weil ihm das "mitgelieferte" nicht gefiel.
Und er hat ein seit Jahrzehnten nicht mehr erhältliches Brettspiel komplett in Eigenregie mit anderem Artwork und Schachteldesign nachgebaut.

Da könnte man zumindest für die DIY- und Kleinklitschensparte schon auf den Gedanken kommen, einfach Flächen frei zu lassen, damit die Leute sich die lieblos reingeklatschte Stock Art o.Ä. wenigstens selbst aussuchen können ;D


- Bei der nahen Verwandtschaft der Brettspiele und da insbesondere Wargames gibt es sog. Print-and-Play-Produkte oder sehr minimalistisch "normal" produzierte; da hat es öfter jenseits des Covers gar kein Artwork (vom eigentlichen Spielmaterial ggf. abgesehen), aber allein aufgrund des Layouts und Designs sind das teils Werke mit erstaunlich hohem Wiedererkennungswert.
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Re: Das "Problem" an Stock Art
« Antwort #6 am: 5.05.2024 | 00:14 »
- Mindestens 10 (!) Bilder aus dem verlinkten Preview-Video finden sich auch in Stars Without Number (Revised Edition); vielleicht sinds noch 1-2 mehr.

Das liegt daran, dass das Artwork von SWN als (afair kostenloses) Paket auf Drivethru zur allgemeinen Verwendung eingestellt wurde. Das war damals auch mein Erstkontakt mit dem Thema Stock Art und lieferte die ziemlich ersten Illus für Star Reeves. Tatsächlich stecken auch immer noch einige dieser Bilder in der aktuellen Ausgabe und sprangen mir daher in dem Trailer entsprechend sofort ins Auge. (Auch wenn mir bewusst war, dass die zumindest natürlich auch in SWN stecken.) Allerdings habe ich fast alle dieser Bilder in einen Kontext zum Text gesetzt und zudem davon weggelassen, was sich wirklich nicht mit dem Setting vereinbaren lässt.

"Blankografiken" wären ne witzige Idee und als "Marketinggag" sicher ein Stück weit mal was anderes. Könnte ich mit theoretisch bei einem POD-Produkt (als alternatives Angebot) vorstellen, aber bei einer klassischen Printausgabe sehe ich das (zumindest bei Kleinstauflagen) eher als "wirtschaftlichen Selbstmord". :think:
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Re: Das "Problem" an Stock Art
« Antwort #7 am: 5.05.2024 | 01:08 »
Das liegt daran, dass das Artwork von SWN als (afair kostenloses) Paket auf Drivethru zur allgemeinen Verwendung eingestellt wurde.

Ah, so rum war das :)
Dann ist es natürlich witzig, dass mir originäres SWN-Artwork unpassend vorkommt, wenn ich es im Stock Art-Kontext anschaue ;D

"Blankografiken" wären ne witzige Idee und als "Marketinggag" sicher ein Stück weit mal was anderes. Könnte ich mit theoretisch bei einem POD-Produkt (als alternatives Angebot) vorstellen, aber bei einer klassischen Printausgabe sehe ich das (zumindest bei Kleinstauflagen) eher als "wirtschaftlichen Selbstmord". :think:

Ja, sehe ich auch so. Das ist schon eine ziemlich spezielle Nische.
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Offline Warmduscher

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Re: Das "Problem" an Stock Art
« Antwort #8 am: 5.05.2024 | 04:50 »
Auch in Europa Inferna, das gerade andere neu entstandenes System für das ich Werbung mache findet man diverse Gestaltungsmöglichkeiten:

Original entworfen als Logo:


AI und modifiziert:




Offline Raven Nash

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Re: Das "Problem" an Stock Art
« Antwort #9 am: 5.05.2024 | 08:18 »
Das eigentliche Problem an Stock Art ist, dass sie absolut generisch ist. Wenn man ein 08/15 Fäntelalter EDO-Setting bebildern will, kann man damit auskommen - aber wehe, man will etwas anderes. Außerdem ist es damit schwierig, einen einheitlichen Stil zu fahren.

Für mich sind Illustrationen ein wesentlicher Bestandteil eines RPGs/Settings. Wie sollte ich sonst die Optik einer fremden Welt transportieren? Ausgedehnte Bleiwüsten von Beschreibungen liest in Wahrheit doch niemand.

Ein weiteres "Problem" für die KI-Gegner ist ja auch die Frage, wieviel Überarbeitung nötig ist, um ein KI-Bild wieder zu einem "menschlichen" zu machen.
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Offline Ainor

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Re: Das "Problem" an Stock Art
« Antwort #10 am: 5.05.2024 | 09:39 »
Das eigentliche Problem an Stock Art ist, dass sie absolut generisch ist. Wenn man ein 08/15 Fäntelalter EDO-Setting bebildern will, kann man damit auskommen - aber wehe, man will etwas anderes. Außerdem ist es damit schwierig, einen einheitlichen Stil zu fahren.

Jupp. Dann schon lieber KI wo sich die Autoren die Mühe gemacht haben etwas auszuwählen dass wirklich passt.

Ich finde (überrascht wahrscheinlich keinen, da ich das schon so oft geschrieben habe ...), das Problem ist die Erwartung, dass alles in "fetter" Vierfarb-Ästhetik daherkommen muss.

Ich glaube die wenigsten erwarten das explizit, aber die meisten Produkte für die man Geld ausgeben will sehen nunmal so aus...

Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
Im Rollenspiel ist auch hinreichend fortschrittliche Technologie von Magie zu unterscheiden.
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Offline Aedin Madasohn

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Re: Das "Problem" an Stock Art
« Antwort #11 am: 5.05.2024 | 09:47 »
ich persönlich habe keine Probleme mit KI-Werken, wenn also ein Selbstpublisher damit arbeitet, halte ich ihm das auch nicht vor

wenn zur Lückenauffüllung das X-te generische Schwert/Sturmgewehr/Pergamentschinkenbuch reingeklatscht wird, empfinde ich das schon als unnützen Füllstoff

wenn irgendwas als primitive Stockart reingewurstet wird, was so ganz-gar-nicht zu Flair gehört (etwa wenn die überall beschriebene Vercyberung der neuen Elite sich nirgends in der Artwork zeigt, weil man nur mit PAINT verfemte (vercomicte) Gala-Bilder genommen hat...  :q
das kann ich sogar selber unter Effekte-Künstlerisch-Ölgemälde_unddann_Skizze-nachzeichnen selber klicken  ;D

Hintergrundfreistellen und in anderem Bild als neue_Ebene_einfügen platzieren, ausrichten (Ebene Rotationszoom "seitlich quetschen" geht ja auch noch)
Helligkeiten/Kontraste/Sättigungen der verschiedenen Quellen anpassen; Weichzeichner/Schärfen für den Kontext nicht vergessen
und dann nach unten sichtbare Ebene verbinden

ich benutze das gerne, um echte_urige&Wildnis-Landschaften mir als Bild zurechtzulegen
Wasserfall (wie dran vorbei steigen)
Steilwand  (Kletterprobe veranschaulichen)
oder einfach nur mutterseelenallein TieferWald vorstellen

da muss man halt auch mal einen modernen Wegweiser/Schautafel/Mülleimer wegschneiden können  ;D

um das hier nicht zu kappern
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Offline Weltengeist

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Re: Das "Problem" an Stock Art
« Antwort #12 am: 5.05.2024 | 10:05 »
Ich finde (überrascht wahrscheinlich keinen, da ich das schon so oft geschrieben habe ...), das Problem ist die Erwartung, dass alles in "fetter" Vierfarb-Ästhetik daherkommen muss.

Ich selbst mag trotz ihrer Unterschiedlichkeit den bonbonbunten D&D-Stil genauso wie die Optik von Shadows of Esteren, von Coriolis, von Against the Darkmaster oder von Malmsturm. Aber es nervt mich (und da sind wir vermutlich beim Thema des Threads), wenn irgendwelche Sachen in verschiedenen Stilrichtungen zusammengeworfen werden (hier mal ein Manga, dort CG-Stil, da mal 8.-Klasse-Selbstgemacht, und wie wäre es hier noch mit einer künstlerisch wertvollen impressionistischen Illu zur Auflockerung?), weil man die Bilder einfach irgendwie zusammengekauft hat. Was soll denn das - man verwendet doch auch nicht auf jeder Textseite einen anderen Font oder andere Farben?

Neulich wieder ganz schlimm: Ich freue mich darüber, dass das GRW von HARP durchgängig schmucke und konsistente Schwarz-Weiß-Zeichnungen verwendet. Und bin dann total entsetzt, dass die Erweiterungsbände plötzlich auf Farbe umstellen und stilistisch gar nicht mehr dazu passen. Sowas finde ich sch...ade.
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Offline Raven Nash

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Re: Das "Problem" an Stock Art
« Antwort #13 am: 5.05.2024 | 10:38 »
Das kritisiere ich z.B. an LevelUp! - es gibt keinen durchgängigen Stil. Abgesehen davon, dass ich die meisten Illus für "hingeklatscht" halte, variiert der Stil einfach zu stark. Einiges wirkt deutlich ausgereifter, anderes mehr als hätte man mitten in der Ausarbeitung aufgehört.

Eine Mischung kann durchaus Sinn machen - wenn sie ein Konzept hat. Ich habe z.B. bei meinem Settingbuch doppelseitige Vierfarbbilder als Kapiteltrenner, die Illus im Text sind aber alle Schwarz-Weiß Lineart.
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Offline Swanosaurus

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Re: Das "Problem" an Stock Art
« Antwort #14 am: 5.05.2024 | 17:36 »
Ich selbst mag trotz ihrer Unterschiedlichkeit den bonbonbunten D&D-Stil genauso wie die Optik von Shadows of Esteren, von Coriolis, von Against the Darkmaster oder von Malmsturm. Aber es nervt mich (und da sind wir vermutlich beim Thema des Threads), wenn irgendwelche Sachen in verschiedenen Stilrichtungen zusammengeworfen werden (hier mal ein Manga, dort CG-Stil, da mal 8.-Klasse-Selbstgemacht, und wie wäre es hier noch mit einer künstlerisch wertvollen impressionistischen Illu zur Auflockerung?), weil man die Bilder einfach irgendwie zusammengekauft hat. Was soll denn das - man verwendet doch auch nicht auf jeder Textseite einen anderen Font oder andere Farben?

Für das Zusammenwerfen bin ich ehrlich gesagt durchaus auch zu haben, wenn dann die thematische Klammer stark genug ist. Bei Numenera finde ich das Artwork sehr gelungen zusammengeworfen, da passt die stilistische Vielfalt m.E. sogar inhaltlich.  Das kann zumindest gelingen.

Wenn du aber z.B. ein Universalregelwerk hast, dann brauchst du eine stilistische Klammer, damit nicht alles auseinanderfällt. Fate Core macht das m.E. gut; GURPS 3rd Edition hat das auch sehr gut hinbekommen, da konnte das Bild eines Mannes, dem der Inhalt seines Mixers ins Gesicht gespritzt ist (Als Illustration des Nachteils Pechvogel) gut neben Fantasy-Motiven stehen, weil stilistisch ganz gut eine Linie durchgehalten wurde.

Ich finde Star Reeves in der Beziehung vom Durchschauen gar nicht so problematisch, das vermittelt ganz gut eine geschlossene grafische Identität (mich spricht es ehrlich gesagt auf der Ebene überhaupt nicht an, aber das ist wieder eine andere Frage), und ich könnte da nicht auf Anhieb rauspicken, was jetzt Stock Art ist. Das wirkt insgesamt rund. Aber es gibt andere Kandidaten, da springt einen das grauenhafte Mischmasch auf allen Ebenen wirklich an.
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Offline Trollkongen

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Re: Das "Problem" an Stock Art
« Antwort #15 am: 5.05.2024 | 18:13 »
Aber es nervt mich (und da sind wir vermutlich beim Thema des Threads), wenn irgendwelche Sachen in verschiedenen Stilrichtungen zusammengeworfen werden (hier mal ein Manga, dort CG-Stil, da mal 8.-Klasse-Selbstgemacht, und wie wäre es hier noch mit einer künstlerisch wertvollen impressionistischen Illu zur Auflockerung?), weil man die Bilder einfach irgendwie zusammengekauft hat.

Aber das Problem gibt es ja nicht nur bei Stock-Bildern und Co. Das war mein erster Gedanke bei Swanosaurus' Rant: Auch mit angeheuerten Illustratoren ist es oft ein wilder Mix an Stilen und Interpretationen. Ich finde es nicht verkehrt, wenn man sich einem Thema aus leicht anderer Perspektive nähert, und das lässt sich auch gar nicht vermeiden, wenn man es von verschiedenen Leuten machen lässt. Aber nicht selten "widersprechen" sich die Ansätze und stören so das Feeling, das man gern vermittelt bekommen hätte - zumindest ich sehe das so. Und manche Illustrationen sind auch einfach so generisch und/oder lieblos (oder mitunter einfach schlecht), dass man da Stockfotos oder (nun) KI hätte nehmen können.

Ich finde Illustrationen und Vollfarbdesign auch gut. Aber manchmal ist weniger eben mehr. Lieber sagen wir 20-30 gute Illustrationen, die genau das vermitteln, was vermittelt werden soll, als 100, weil man halt mehr Bilder möchte (die aber den Gesamteindruck dann verwässern).

Offline Swanosaurus

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Re: Das "Problem" an Stock Art
« Antwort #16 am: 5.05.2024 | 18:17 »
Ich finde Illustrationen und Vollfarbdesign auch gut. Aber manchmal ist weniger eben mehr. Lieber sagen wir 20-30 gute Illustrationen, die genau das vermitteln, was vermittelt werden soll, als 100, weil man halt mehr Bilder möchte (die aber den Gesamteindruck dann verwässern).

Das trifft für mich eigentlich auch den noch wichtigeren Punkt: Farbe oder nicht, jedenfalls lieber weniger und Qualität als mehr (nur weil jede Seite bunt sein muss) und Mist oder unpassend.
Und lieber schwarz-weiß als schlecht koloriertes Zeug, nur, weil "bunt" als hochwertiger gilt.
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Offline Jens

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Re: Das "Problem" an Stock Art
« Antwort #17 am: 5.05.2024 | 19:22 »
Gilt es eigentlich als Stock-Art wenn man ein RPG zu einer Serie nimmt und dann einfach Frames aus den Folgen nimmt und etwas anpasst? Ich mache sowas nicht selbst aber z.B. bei Avatar Legends ist das irgendwie easy-mode und trotzdem schick ;D

Offline Doc-Byte

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Re: Das "Problem" an Stock Art
« Antwort #18 am: 5.05.2024 | 23:22 »
Das eigentliche Problem an Stock Art ist, dass sie absolut generisch ist. Wenn man ein 08/15 Fäntelalter EDO-Setting bebildern will, kann man damit auskommen - aber wehe, man will etwas anderes. Außerdem ist es damit schwierig, einen einheitlichen Stil zu fahren.

Meiner Erfahrung nach gibt es solche und solche Stock Art. Vieles ist sicherlich generisch-beliebig, aber manche Künstler bieten echt gute Bilder als Stock Art an. Da kann man schon immer wieder mal gute Sachen finden, die ins Setting passen. Klar, es sind dann eher allgemeiner Aspekte und nicht ganz spezielle Eigenheiten, aber das liegt in der Natur der Sache. - Und mal ehrlich, eine KI kriegt settingspezifische Details auch nicht zu 100% hin, da bräuchte es halt echt einen menschlichen Künstler für. Mit etwas Sorgfallt kann man auch einen allzu wilden Stilmix vermeiden und im Druck relativiert sich nach meiner Erfahrung dann noch mal einiges, gerade auch bei stark "CGI-igem Look".

Am Ende des Tages bleibt halt auch etwas die Frage, wie viele Leser außerhalb des vielfach beschwornen Speziellfalls "Tanelorn-Forums-Rollenspielveteran" tatsächlich derart viele Indie Produktionen konsumieren, dass ihnen eine gehäufte Wiederholung einzelner Illus (negativ) auffällt. :think: Ich denke, maßvoll und mit Sorgfallt eingesetzt, ist Stock Art durchaus vertretbar. - Ich meine, bis vor zwei Jahren gabe es ja für das kleine Budget kaum Alternativen (außer halt auf Illus zu verzichten oder sich irgendwas mit Paint zu basteln) und es ging auch; wobei ich klar sage, dass man mit den heutigen Möglichkeiten in meine Augen schönere / passendere Illus erzeugen kann.

Aber das komische Gefühl, wenn man "seine" Illus in anderen Werken wiederfindet, bleibt halt... :-\

Ich finde Star Reeves in der Beziehung vom Durchschauen gar nicht so problematisch, das vermittelt ganz gut eine geschlossene grafische Identität (mich spricht es ehrlich gesagt auf der Ebene überhaupt nicht an, aber das ist wieder eine andere Frage), und ich könnte da nicht auf Anhieb rauspicken, was jetzt Stock Art ist. Das wirkt insgesamt rund.

Tipp: Bilder, auf denen vollständige Personen auf kurze bis mittlere Distanz abgebildet sind, sind zu 99% Stock Art, weil die KI das erst so allmählich gescheit hinbekommt. ;D ;) Konkretes Beispiel: Auf der Doppelseite 19/20 ist links ein Stock Art Bild aus dem SWN Artpack und rechts ein mit Stable Diffusion generiertes Bild zum Einsatz gekommen.

-------

Das ist, btw, auch ein Beispiel dafür, wie ein ziemlich generisches Bild (Frau in futuristischer Körperpanzerung schießt auf technisch wirkende Wesen) adaptiert werden kann, da auf der ensprechenden Seite u.a. eine Kriegerkultur vorgestellt wird. Und das Bild bildet mMn auch einen schönen Kontrast zu dem friedlichen Bild auf der gegenüberliegenden Seite, wo im Text eine friedvolle, naturverbundene Kultur vorgestellt wird. - Oh, und die beiden Bilder sorgen aus layouttechnischer Sicht natürlich dafür, dass dieses Kapitel nicht mit einer halbleeren Seite endet.

Gilt es eigentlich als Stock-Art wenn man ein RPG zu einer Serie nimmt und dann einfach Frames aus den Folgen nimmt und etwas anpasst? Ich mache sowas nicht selbst aber z.B. bei Avatar Legends ist das irgendwie easy-mode und trotzdem schick ;D

Schon West End Games hat vor 30 Jahren das erste Star Wars Rollenspiel u.a. mit Screenshots aus den Filmen illustriert. ~;D (Und ansonsten bis zum Ende das s/w Design durchgezogen. Das sah auch nicht schlecht aus, wirkt aus heutiger Sicht mMn aber dann doch eher altbacken statt zeitlos.)
« Letzte Änderung: 6.05.2024 | 01:35 von Doc-Byte »
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