Autor Thema: Gar nicht oder mangelhaft durch RSP bediente Genres/Genrekreuzungen  (Gelesen 7662 mal)

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Offline nobody@home

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J.K. Rowling will nicht, dass andere Geschichten in ihrer Welt schreiben/erleben, daher war sie (ich bezweifle, dass sich das ändern wird) gegen ein offizielles RPG. Mit dem Hogwarts RPG gibt es ein inoffizielles, sehr gutes Harry Potter Rollenspiel.

Soll sie damit halt glücklich werden. Persönlich würde ich "Kids erleben Abenteuer an einer Zaubererschule" als Genre sogar ganz gerne mal spielen, aber speziell Hogwarts mit seinen hundert Jahre alten nassen Socken muß es nun wirklich nicht sein -- dann schon eher was in Richtung Sabrina oder Bibi Blocksberg. :)

Offline tartex

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Müsste man dafür nicht US-Recht studiert haben?  :o
(Btw, ich habe eine große Schwäche für US-Justiz-Filme und -Serien. Die 12 Geschworenen - kann ich jedes Jahr wieder sehen.)

Ja, genauso wie Schwertkampf für die Fantasy-Spiele.  8]

Die Drehbuchautoren, Regisseure und Darsteller bei Arztserien sind auch alles Mediziner.  ;D
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Offline AndreJarosch

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Fast alles was du geschrieben hast berücksicht nicht:
"Also, zumindest unterrepräsentiert scheinen mir die meisten Genres zu sein, die keine übernatürlichen Elemente, Hai-Tek-Gadgets, oder ähnlichen Firlefanz verwenden."

Rollenspiele ohne jegliche Phantastik-Elemente sind tatsächlich eher rar.

Offline tartex

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Sehe ich genauso. Es gibt verhältnismäßig wenig Rollenspiele, die sich mit der heutigen, modernen Welt auseinandersetzen und sie in einer wie auch immer gearteten Ästhetik (postmodern, romantisch, "realistisch", etc...) als Spielwelt aufbereiten. Das ist aber wohl auch die Königsdisziplin beim Rollenspiel schreiben, schwieriger gehts wahrscheinlich nicht.

Was heißt denn "keine Ästhetik"?

Sind z.B. Nachrichten-Stil oder Militarismus keine Ästhetiken? 

Wenn du "realistisch" nicht explizit als Gegenbeispiel genannt hättest, hätte ich ja angenommen du meintest das.
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Offline KyoshiroKami

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Soll sie damit halt glücklich werden. Persönlich würde ich "Kids erleben Abenteuer an einer Zaubererschule" als Genre sogar ganz gerne mal spielen, aber speziell Hogwarts mit seinen hundert Jahre alten nassen Socken muß es nun wirklich nicht sein -- dann schon eher was in Richtung Sabrina oder Bibi Blocksberg. :)

Neben dem Hogwarts RPG könntest du Kids in Brooms (Kids in Bikes-Ableger), Bubblegumshoe (von Veronika Mars, über Gänsehaut, die drei ??? bis hin zu Harry Potter alles spielbar auf Basis von Gumshoe), Academies of the Arcane (für Troika), Arcana Academia (GMless) oder Arcana Academy (PbtA).

Offline KWÜTEG GRÄÜWÖLF

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Ich lese hier sehr gerne mit, weil meine schon länger gehegte Vermutung, dass es nix gibt, dass nicht schon mal RPG-mäßig verwurstet wurde, hier mit jedem Posting mehr und mehr verfestigt wird  ;D

Es ist ja ne richtige Sportleistung, etwas zu finden, das nicht mal ansatzweise in Regeln gegossen wurde.

Aber da kommt mir: deutsche Fernsehserien der 80er und 90er! Drei Damen vom Grill, Familie Heinz Becker  :headbang: :headbang: :headbang:, Polizeiinspektion 1, Auf Achse, Schimanski-Tatort! Wie sieht das denn aus? Ohne dass man die einfach mit einem vage generischen System bedienen will? Hat das jemand mal gebastelt?
 ^-^
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Offline DonJohnny

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Wie Jiba bereits geschrieben hat sehe ich auch diverse historische Epochen oder Zeiten unterrepräsentiert. Auch wenn ich jetzt kein großer Freund davon bin, Rollenspiel didaktisch oder sogar pädagogisch zu überladen, ich bin ein großer Fan davon, durch Rollenspiel Geschichte erlebbar zu machen. Und da finde ich das Angebot recht dünn. Klar, gibts Rollenspiele die in irgendwelchen historischen Settings spielen aber das Historische wirkt durch anderes Zeug oft sehr verdünnt. Ich hätte gerne Rollenspiele die solche Sachen deutlicher in den Fokus rücken.

Insbesondere würde mich interessieren
- die unmittelbare Nachkriegszeit so 1945 bis 1950, finde ich eine unheimlich spannende Zeit weil die Welt sich in einer Phase der kompletten Neuordnung befindet. Der sehr gute Film "Deutschland im Jahre Null" von Roberto Rossellini fällt mir da spontan als Vorlage ein. Aber nicht nur Deutschland ist hier spannend, auch die Staatsgründung Israels, die Vorgänge in Ostmitteleuropa oder die ersten Unabhängigkeitsbestrebungen in den Kolonialreichen (Mau-Mau-Aufstand) oder der Chinesische Bürgerkrieg um hier nur ein paar zu nennen.
- Kalter Krieg, insbesondere der Nahe Osten, Persien in den 50ern mit dem Sutrz Mohammad Mossadeghs, Solidarność, Prager Frühling. The Death of Stalin, RAF, Vietnamkrieg (ohne jetzt ein Kriegsrollenspiel spielen zu wollen), uvm.
- Völkerwanderungszeit und Übergang von der Antike zum Mittelalter, hierbei würde ich mich insbesondere gerne mit den Merowingern beschäftigen oder mit dem spätantiken/frühmittelalterlichen Britannien
- Speziell zum Thema Irland fände ich die große Hungersnot und der Unabhängigkeitskampf in den 1910ern und 1920ern spannend, ebenso wie der Nordirlandkonflikt in den 70ern und 80ern.
- Bronzezeit, Hethiter, Ägypter, und Angriff der Seevölker auf Ugarit
- Die Reisen Marco Polos
-1989 bis 1996, Zusammenbruch des Ostblocks und der Sowjetuntion
ich glaube die Liste könnte ich noch eine Weile fortsetzen.

Ich hab hier auch schon einiges gemacht wie z.B. ein längeres Hüttenabenteuer bei dem die Spieler Mossad-Agenten im Vorfeld des Sechstagekriegs gespielt haben (Historischer Hintergrund war Operation Damokles), war eine legendäre Runde, außerdem habe ich mal das "Trial for Poland"-LARP von Jason Morningstar angeboten, kam auch sehr gut an. Ach ja, da gabs noch eine Deadlands-Runde rund um König Ludwig das in Füssen gespielt hat, war zwar geschichtlich nicht so tief aber ich glaub ich hab die damaligen Vorgänge ganz gut in Szene gesetzt.

Klar gibt es zu vielen dieser Themen Rollenspiele oder Rollenspielmaterial (World War Cthulhu und World War Cthulhu: Cold War hab ich mir mal besorgt, das macht auch einen sehr guten Eindruck) aber wenn man ein Thema wirklich so erfassen will, dass man für die Spieler hauptsächlich Geschichte erlebbar machen möchte (und der Fokus nicht drauf liegen soll, irgendwelche Kultisten zu stoppen), muss man sich zusätzlich anderweitig bedienen.
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Offline KWÜTEG GRÄÜWÖLF

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DonJohnny: Das würde ich alles mit unterschreiben. Stunde NUll in Deutschland wäre ein Hammerbackground für ne sehr zynische Noir-Runde, so im Stil von Der Dritte Mann.
Auch Völkerwanderungszeit, abseits der Klischees, wäre ein sehr exotisches und komplexes Spielfeld. Hier haben die diversen Romane Gillian Bradshaws extrem gute Ideen geliefert. Aber ja, historische unfantastische Thriller, das seh ich eher selten.

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Offline Jiba

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DonJohnny: Das würde ich alles mit unterschreiben. Stunde NUll in Deutschland wäre ein Hammerbackground für ne sehr zynische Noir-Runde, so im Stil von Der Dritte Mann.

Ich denke schon ewig über ein Cthulhu-Sourcebook namens "Niemandszeit" im Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg nach. Trümmer-Cthulhu. Müsste ich vielleicht mal ein Treatment schreiben. :think:
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“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline KWÜTEG GRÄÜWÖLF

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Ich hingegen hab mir schon überlegt, ne Art Miami Vice im Saargebiet der 20er Jahre (wir waren ein Völkerbundsmandat, abgetrennt vom Deutschen Reich) anzusiedeln.
Klingt bescheuert, basiert aber auf Fakten, die ich in unseren Archivakten gefunden habe: es gab in der Zeit einen Kokainschmugglerring, der das Zeug über die sehr offene Grenze von oder nach Frankreich transportierte. Und die nichtstädtische Polizei, die Landjäger, hatten eigens ne Sondertruppe dafür aufgestellt, was dann zu Automobilverfolgungsjagden durch den Bliesgau führte.
Kann man sich nicht ausdenken.

Sogar passendes Bildmaterial hätten wir hier auf der Arbeit:

« Letzte Änderung: 15.02.2024 | 12:33 von KWÜTEG GRÄÜWÖLF »
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Offline Eiserne Maske

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Ein einigermaßen breit aufgestelltes (Techno-)Thriller-RPG fehlt mir auch, insbesondere eines, das explizit nicht den Ansatz von Leverage oder in abgeschwächter Form Night's Black Agents fährt - letzteres geht ansonsten als Quasi-Baukasten schon in die richtige Richtung.
Da muss ich für den letzten gefälligen Vertreter tatsächlich über 30 Jahre zurückgehen zu Millennium's End.

Zitat
Das ist aber wohl auch die Königsdisziplin beim Rollenspiel schreiben, schwieriger gehts wahrscheinlich nicht.

Wo siehst du da die großen Schwierigkeiten?

Wenn man sich mal für ein Genre bzw. eine Perspektive* entschieden hat, schreibt sich vieles doch mehr oder weniger von allein.

*Die große Hürde dürfte sein, sich von der Vorstellung zu lösen, man könnte oder müsste die eine objektive Perspektive auf die Welt präsentieren.

Zum einen sind die Vorausetzungen und vorab getätigten Festlegungen wie etwa soziale Beziehungen in unserer Welt unter echten Personen bekanntermaßen komplexer als in einer ausgedachten.  Man kann natürlich vereinfachen wie beim James-Bond-Film, aber ich hätte halt gerne Rollenspiele mit nicht weniger als literarischer Qualität  :D . Ja, ganz schön großspurig, ok. Ich habe Ian Fleming nie gelesen, aber mir wurde mitgeteilt, dass der damals schon für die Bahnhofsbuchhandlung geschrieben hat. Die echte Welt ist letztendlich nicht nur entsetzlicher, sondern auch schöner und interessanter als die ausgedachte.

Ich beschäftige mich mittlerweile halt überwiegend mit französischen Rollenspielen und kann deshalb nur Beispiele aus diesem Sprachraum anführen: COPS oder auch Crimes haben zwar Sci-Fi- oder auch fantastische Elemente, der "irdische" Anteil überwiegt jedoch klar. Rollenspiele können unterhalten und zusätzlich auch über unsere moderne Welt reflektieren ohne sich von ihr mit Grauen abzuwenden. Aber das ist natürlich richtig schwer.
« Letzte Änderung: 15.02.2024 | 14:29 von Eiserne Maske »

Offline Arkam

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Hallo zusammen,

zu einigen hier aufgeführten mangelhaft bedienten Genres habe ich ein paar Dinge gefunden die die jeweiligen Genres erschließen.
„Robert Red Shirt RPG Show, https://ludus-leonis.com/de/robert-redshirt , ist mit 16 Din A5 Seiten sicherlich kein Schwergewicht aber dafür kostenlos.
Auf der Hauptseite https://ludus-leonis.com/de/spiele findet man auch noch 111 Jahre indem man
alte Spielsachen spielt.
In Raupen, https://www.aufiblue.de/blog/004-raupen/ , spielet man Raupen die in einer Stadt leben und zu Schm,etterlingen werden wollen. Das System ist zwar auch eher leicht aber macht beim Überfliegen einen klassischen Eindruck.
Unter https://talienstower.blogspot.com/search/label/freebies gibt es eine Menge von Filmumsetzungen, darunter Aliens, Predator und Matrix für D20.

Gruß Jochen
Paranoia Discord Runde sucht neue Mitspieler:

https://discord.gg/RuDqVSFYtC

Offline DonJohnny

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Ich denke schon ewig über ein Cthulhu-Sourcebook namens "Niemandszeit" im Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg nach. Trümmer-Cthulhu. Müsste ich vielleicht mal ein Treatment schreiben. :think:

Ich würds sofort kaufen.

Ich arbeite mich gerade an dem Thema ab und hab mir das Buch "Wolfszeit - Deutschland und die Deutschen 1945-1955" von Harald Jähner besorgt. Und dabei wiedermal gleich noch den Wert einer guten Buchhandlung erfahren. Dem Buchhändler erklärt was und wofür ich es brauche, ein Griff in den Schrank, falls ich Nachschub brauche, soll ich mich melden.
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Offline Jiba

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Zitat
das Buch "Wolfszeit - Deutschland und die Deutschen 1945-1955" von Harald Jähner besorgt.
Das Buch war genau meine Inspiration dafür.  ;)
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

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Offline DonJohnny

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Das Buch war genau meine Inspiration dafür.  ;)

Ach wie geil  ;D
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Offline Eiserne Maske

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Zitat
    Sehe ich genauso. Es gibt verhältnismäßig wenig Rollenspiele, die sich mit der heutigen, modernen Welt auseinandersetzen und sie in einer wie auch immer gearteten Ästhetik (postmodern, romantisch, "realistisch", etc...) als Spielwelt aufbereiten. Das ist aber wohl auch die Königsdisziplin beim Rollenspiel schreiben, schwieriger gehts wahrscheinlich nicht.
Was heißt denn "keine Ästhetik"?

Sind z.B. Nachrichten-Stil oder Militarismus keine Ästhetiken? 

Wenn du "realistisch" nicht explizit als Gegenbeispiel genannt hättest, hätte ich ja angenommen du meintest das.

Tja, da bin ich wohl selber Schuld wenn ich unnötig mit diesen Begriffen um mich werfe. Es ist natürlich kein Spiel frei von Ästhetiken, richtig. Ich meinte jetzt allerdings nicht Ästhetik im umgangssprachlichen Sinn (und ich habe nicht das Geringste gegen diese Auslegung), sondern kulturwissenschaftliche Begriffe wie Aspekte unserer Moderne (Dekadenz, Moderne, Postmoderne, Kitsch, Avant-Garde, blabla...).  Ich bereue dass ich das so formuliert habe, ich fasse mich im Folgenden so kurz wie möglich, äh zu Ende bringen was man angefangen hat und so.

Ich versuche mal ein Beispiel: Ein zentrales Dilemma für Menschen im Westen ist ja immer noch das Streben nach nie erreichter Freiheit. Ein Teil der kulturwissenschaftlichen Analyse erklärt wie folgt: Die Moderne entwickelt die Heils-/Freiheitsversprechen des Christentums weiter und verwirklicht diese im modernen Sozialstaat anstatt in der Familie oder der Dorfgemeinschaft, Säkularisierung eben, auch in anderen Bereichen wie der bildenden Kunst zu finden. In der Postmoderne, so ab den 80ern, wird dann jede kollektive Identität als Ausdruck von Herrschaft angesehen und sowohl vormoderne Gemeinschaften als auch moderne Institutionen wie eben der Sozialstaat hinterfragt, dadurch dass man wählt ob man in so einem System leben will oder nicht wird man mutmaßlich freier.

Ich würde das gerne in ein Biker-Rollenspiel mit Sci-Fi-Elementen und Film-Noir-Anleihen übersetzt sehen. Biker die sich im Sinne von „Dr Kimble ist immer noch auf der Flucht“ von der Obrigkeit als gesellschaftliche Außenseiter zu verstecken versuchen oder flüchten. Biker glauben an Befreiung durch Technisierung (Moderne) in Form des Motorradfahrens, was wohl doch eine Illusion sein wird, gleichzeitig lehnen sie die gesellschaftlichen Institutionen ab (Postmoderne) sind außerdem Teil einer vormodernen Ersatzfamilie, nämlich ihrer Biker-Gang. Die Institutionen reagieren wütend und versuchen, diese Außenseiter zu beseitigen. Was, wenn innerhalb einer Kampagne die flüchtenden Biker tatsächlich abseits der Gesellschaft und auch nicht durch kriminelles Verhalten irgendeine Freiheit in dieser Gesellschaft finden könnten? Sowas zu spielen würde mich jedenfalls interessieren. Das ist immer noch Genre-Rollenspiel/Thriller, aber es könnte eine wirklich facettenreiche Kampagne werden.

 
« Letzte Änderung: 15.02.2024 | 15:49 von Eiserne Maske »

Offline KhornedBeef

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Irgendwo wird auch gerade so etwas gecrowdfunded, aber ich habe es aus den Augen verloren.
Verwechelt: Es war The Monster Hunters' Club für SaWo, also schon länger veröffentlicht. Aber eben Kids gegen Grusel.
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Ahab

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Jungejunge, das ist ja schnell gestartet hier. :D

Zum Thema "Romantasy" gibt es noch Blue Rose von Green Ronin. Nutzt das AGE-System.

Zu den historischen Epochen: Das ist natürlich auch immer ein schmaler Grat, was politische oder religiöse Themen angeht, die in den jeweiligen Landstrichen und den jeweiligen Epochen vorgeherrscht haben. Gerade im Hinblick auf den Eskapismus, den unser Hobby feiert, sind solche Aspekte wahrscheinlich beim Großteil der Hobbytreibenden langweilig bis unerwünscht. Da dürften viele argumentieren, dass sie im normalen Leben schon ausreichend Hardship haben und deswegen nicht auch noch versuchen wollen, im Nachkriegsdeutschland mit Generationenschuld und Armut kämpfen zu müssen (nur als überspitztes und stellvertretendes Beispiel genannt). Gerade der Eskapismusaspekt sorgt ja für die übernatürlichen, genretypischen oder dystopischen Elemente, die unsere Charaktere zu Helden werden oder schlimme (aber historisch/religiös unbedenkliche) Herausforderungen bestehen lassen. Nur so als Erklärungsversuch.

Ich glaube, auf der Suche nach noch nicht oder kaum abgebildeten Spielhintergründen wird man am ehesten fündig, wenn man Genres kreuzt. Survival Horror in der Bronzezeit. Aliens in der Rennaiscance. Öko-Punks in einer dem Untergang geweihten Fantasy-Welt. Okkultismus unter Wasser, nachdem die Oberfläche von nuklearen Stürmen verwüstet wurde, usw. So wie die Battlestar Galactica Serie so gut funktioniert hat, weil dort analoge Technik (also zumindest teilweise), Whodunnit (bzw. Who is it) und Mystizismus mit Space Opera verknüpft worden sind.
« Letzte Änderung: 15.02.2024 | 14:00 von 3P_Manni »

Offline DonJohnny

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beim Großteil der Hobbytreibenden langweilig bis unerwünscht

Joa, aber was die Mehrheit will ist mir eigentlich relativ Hupe. Auch bei einem großen persönlichen Intresse meinerseits seh ich da natürlich keinen Mainstrammarkt, wenn es den gäbe, dann wäre es wahrscheinlich schon lange Mainstream, gilt aber wahrscheinlich für alles, was hier diskutiert wird. Ich hab Bock drauf, für alles, was ich bisher in die Richtung gemacht habe, habe ich Spieler gefunden und die fanden es auch jedes mal richtig gut, zumindest von den Rückmeldungen her, die ich bekommen habe. Und als Mossad-Agenten unterwegs zu sein war jetzt nicht unbedingt leichte Kost.
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Offline Gunthar

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Wie sieht es eigentlich mit Mystery à la Akte X usw. aus?
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Wie sieht es eigentlich mit Mystery à la Akte X usw. aus?

Da gibt es das total dieses Schema wiedergebende Conspiracy-X-Rollenspiel (https://en.wikipedia.org/wiki/Conspiracy_X).
« Letzte Änderung: 16.02.2024 | 10:25 von KWÜTEG GRÄÜWÖLF »
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Offline AndreJarosch

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Wie sieht es eigentlich mit Mystery à la Akte X usw. aus?

Es gibt Spielwerte für Mulder und Scully für Cthulhu!

Offline KhornedBeef

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Da gibt das total dieses Schema wiedergebende Conspiracy-X-Rollenspiel (https://en.wikipedia.org/wiki/Conspiracy_X).
Ja, stimmt. Mir spukt noch eine anderes im Kopf herum, aber eigentlich braucht es hier ja nicht viel System, dafür mehr Abenteuer zur Unterstützung.
Wobei, systemseitig könnte man abbilden, was der "Job" mit dem Privatleben der Agenten macht und dass sie die falsche Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber auch Verbündete finden. Das bildet aber sogar Delta Green ganz gut und elegant ab. Gibt aber bestimmt auch irgendwo einen GUMSHOE-Hack oder so etwas dafür.
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Offline YY

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Geht ja grundsätzlich in beide Richtungen - also einerseits kann man das auch in fiktiven Welten komplex betreiben und andererseits auch in der "echten" (Spiel-)Welt sehr weit reduzieren.

Ich stelle bei den in meinen Augen gelungenen "unmagischen" Spielen jedenfalls fest, dass sich im Vergleich die Autoren "magischer" Settings und Regelwerke gerne sehr stark bei den fantastischen Elementen austoben. Wo das im Vergleich nicht geht, kann und muss man sich eben intensiver mit den mundanen Aspekten auseinandersetzen*. Da zeigt sich für mich immer wieder, dass das allemal genug Spieltiefe hergibt. Es muss ja auch bei Weitem nicht alles verregelt sein, nur weil die Kernfaktoren und Funktionsweisen erklärt werden. Vieles lässt sich dann auch "nur" auf der beschreibenden Ebene mit Leben füllen.
 

*Was die notwendige Recherche und spieltaugliche Aufbereitung angeht, würde ich sogar ein Stück weit mit gehen und das als Königsklasse bezeichnen. Andererseits wälzen auch die Autoren sonstiger Rollenspiele mal ein Fachbuch u.Ä. :think:
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Offline Nazir ibn Stonewall

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Das ist eine gute Beobachtung. Was bleibt von SR oder DSA, wenn man die Elemente Magie, Kampf, bei SR Matrix/Riggen weglässt? Mundane Talente und Vorteile und so, das passt in ein sehr schmales Regelheftchen. ;)
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