Autor Thema: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu  (Gelesen 9849 mal)

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Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #50 am: 19.10.2025 | 09:17 »
Die seidene Stadt: Teil I (Spoiler für das Abenteuer „Die seidene Stadt“)
Kintai, zwischen Atasato und Senrai (Akira, Hao)

In Atasato blieb die Lage nach dem durch den Rachefeldzug der „Bleichen Frau“ verursachten Tod eines hochrangigen Triadenmitglieds und dem darauf folgenden Einsatz kaiserlicher Truppen angespannt. Es kam wiederholt zu Streitigkeiten zwischen den von Generalin Ranku Kane kommandierten Soldaten und den lokalen Wachtruppen, sowie zu einzelnen Angriffen auf Soldaten durch verärgerte Einwohner. Das durch die Schwächung der „13 Blätter“-Triade entstandene Machtvakuum  drohte in einen ausgewachsenen Unterweltkrieg zu eskalieren. Von jenseits des Jadebands kamen zudem beunruhigende Nachrichten aus dem zhoujiangischen Bürgerkrieg. Die von den Triaden mit Hilfe Kungaitans auf Kiel gelegten Schildkrötenpanzerschiffe waren vom Stapel gelaufen. Die Frage war, wo diese neue Waffe zum Einsatz kommen würde. Würden die Triaden versuchen, die von den Truppen von General Wu besetzten Inseln auf dem Maishi-See zurückerobern? Oder hatten sie ambitioniertere Pläne – vielleicht die Blockade des Zugangs des Generals zum Maishi-See oder die Eroberung der neutralen Flussdelphin-Provinz?

Gleichzeitig war endlich der Aufbruch der „Seidenen Stadt“ herangerückt. Atasato füllte sich mit Adligen und Gefolgsleuten, Händlern und Kunsthandwerkern, Darstellenden und Künstlern sowie den Tributsendungen. Selbst kleine Dörfer schickten ihre Geschenke für die göttliche Myuriko. Die „Seidene Stadt“ war Teil des hochritualisierten Tributsystems Kintais. Im Wechsel brach jährlich eine Karawane aus einer der „fünf Himmelsrichtungen“ gen Senrai auf:
•   Die „Seidene Stadt“ aus Atasato und damit dem Land am östlichen Jadeband, der sich seit jüngster Zeit auch Händler, Künstler und Darstellende aus Zhoujiang und sogar dem fernen Selenia anschlossen.
•   Die „Geisterstadt“ aus Miari, die unter anderem Kostbarkeiten und lebende Tiere aus dem Schattenwand-Gebirge und dem Kamioku, dem „Wald der zehn Millionen Geister“ brachte und häufig von Feen- und Geisterwesen begleitet wurde.
•   Die „Stadt der Wogen“ aus der Hafenstadt Yuizu, die die Kostbarkeiten der Nebelbucht sowie aus dem Handel mit den Stromlandinseln und Kungaitan mit sich führte und der sich gelegentlich einige der legendären und dafür eigens aus Kungaitan angereisten Nungmae-Wanderschmiede anschlossen.
•   Die besonders streitbare „eiserne Stadt“, die in der Festung Matatabi aufbrach. Sie führte die Kostbarkeiten der Ostprovinzen Kintais mit sich. Ihren Namen verdankte die Karawane dem Umstand, dass die Grenze zu Sadu von dem kriegerischen Klan Ranku dominierte wurde und dennoch (oder gerade deswegen) die Tribute ein beliebtes Ziel für transkabilische Rebellen und die Saboteure der Gojoshu waren.
•   Die „Jadestadt“ mit den Kostbarkeiten der Jadesee, die symbolisch in Kimeisha, dem Ort des Erscheinens Myurioks startete, so richtig allerdings erst ab Kyoroku Gestalt annahm, und von zahlreichen Geistlichen und Künstlern begleitet wurde.

Akira und Hao waren fest entschlossen, sich der „Seidenen Stadt“ anzuschließen. Ihre Gefährten hatten allerdings andere Pläne: Ren und Luo wollten vorerst in Atasato bleiben, um Prinzessin Amuis zu unterstützen. Für Takur hatte sich überraschend die Möglichkeit aufgetan, sich einem Handelszug anzuschließen, der über die Hafenstadt Silangan zu den fernen Stromlandinseln reiste. Nachdem Takur bei einem der letzten Abenteuer zwei drachlingische Gedankenkristalle in die Hände bekommen hatte, sah der Jaguarkrieger die Zeit gekommen, der vor einiger Zeit erhaltenen Prophezeiung zu folgen, auf den Stromlandinseln nach seinen verschollenen Ma’Ua-Gefährten zu suchen und mit ihnen in seine Heimat im Jaguardschungel zurückzukehren. Die Abenteurer wussten, dass dies ein Abschied auf lange Zeit, vielleicht sogar für immer sein würde, und schieden mit vielen Glückwünschen und Umarmungen voneinander.

Die diesjährige „Stadtherrin“ Suguri Tomoe war ob ihrer Jugend nicht unumstritten, zumal sich seit einigen Jahren Ausländer aus Zhoujiang und Selenia dem Zug anschließen konnten – eine Entscheidung der Suguri, die bei vielen Kintarai und ganz besonders bei Uome Satomi, der obersten Ritualwächterin der Karawane, auf wenig Gegenliebe stieß. Zudem gab es nicht nur unter den verschiedenen Nationalitäten, sondern auch zwischen den einzelnen in der „Seidenen Stadt“ vertretenen Gewerben und Zünften Spannungen – zusätzlich verkompliziert durch die Rivalitäten der fünf großen Kintarai-Klans.

Das von zahlreichen Bannerträgern und Bewaffneten begleite Eintreffen der auf einem Quirin reitenden Suguri Tomoe und ihre Begrüßung durch den Fürsten von Atasato wurde mit einem großen Fest gefeiert. Die zahllosen Teilnehmenden und Zuschauenden boten einen beeindruckenden Anblick – wobei aufmerksamen Beobachtern auffiel, dass manche der Handelsherren Atasatos prunkvoller gekleidet waren als viele der Adligen. An das Stadtfest schloss sich ein Empfang beim Fürsten an, an dem auch Akira und Hao teilnehmen konnten. Sie gewannen einen ersten Eindruck von einigen der wichtigsten Teilnehmenden der „Seidenen Stadt“, konnten Suguri Tomoe ihre Empfehlungsschreiben überreichen und um Aufnahme in den Tributzug bitten. Obwohl die „Stadtherrin“ von Honoratioren umschwärmt wurde, nahm sie das Ansinnen wohlwollend auf. Tatsächlich erhielten die Helden sogar die Gunst einer Privataudienz bei der „Stadtherrin“. Dies ließ sie allerdings sehr rasch realisieren, dass die internen Eifersüchteleien und Rivalitäten nicht das einzige Problem sein würden, die die „Seidene Stadt“ begleiteten. Suguri Tomoe war nicht alleine: sie wurde  von einem rätselhaften, stets in Schatten gehüllten Mann (?) begleitet, der höchstwahrscheinlich zu der berühmt-berüchtigten kaiserlichen Geheimpolizei gehörte.
Auch aufgrund ihrer bisherigen Leistungen für Klan Suguri wollte Tomoe die Unterstützung der Helden bei der Suche nach Saboteuren und Feinden des Kaiserreiches, die laut der Geheimpolizei möglicherweise danach trachteten, die Tributkarawane zu sabotieren. Wer diese Feinde freilich waren, was für Ziele sie verfolgten und ob sie aus dem Ausland oder aus Kintai selber stammtem, konnte oder wollte der Geheimdienst nicht sagen.
Natürlich erklärten sich die beiden Helden bereit, diesem Ansinnen zu entsprechen – Akira mit deutlich mehr Begeisterung als Hao, die sich daran erinnerte, dass ihre jüngsten Ermittlungen in der Mordserie der „Bleichen Frau“ nicht allzu erfolgreich verlaufen waren.
Nach kurzer Beratung wurde beschlossen, dass Hao sich als Heilerin und Tiertrainerin der die „Seidene Stadt“ begleitenden Menagerie anschließen würde, während Akira einen Platz als Gunso (Feldwebel) in der Reiterei der Karawane erhalten würde.

In den nächsten drei Tagen machten sich die beiden Helden mit ihren Aufgaben vertraut. Beiden konnten sich gut einpassen, ohne dass ihre neuen Weggefährten etwas von dem Geheimauftrag Haos und Akiras erfuhren.
Hao unterstand nun der Vargin Ayaka, die die unter anderem aus zwei jungen Schneeleoparden, einigen Hirschen, edlen Pferden sowie zahlreichen Hunden und Vögeln bestehende Menagerie leitete. Zusätzlich zu ihren Aufgaben bei der Menagerie half Hao auch, als die Zugtiere eines der die Karawane begleitenden Seleniers auszufallen drohten. Dass Gebhard Bigeran allerdings sofort einen Giftanschlag vermutete und die konkurrierenden Kintarai-Händler der „Seidenen Stadt“ verdächtigte, nahm Hao nicht gerade für den Stoff- und Farbhändler ein. Wie sie feststellte, war die Paranoia des Gnomen unbegründet – die Tiere waren nicht vergiftet worden, sondern lediglich erkrankt. Dank der rechtzeitigen Diagnose und Behandlung konnten die meisten Tiere gesundgepflegt und ein Ausgreifen der Krankheit auf weitere Zugtiere verhindert werden.
Hao wollte mehr über die möglichen Saboteure des Handelszuges erfahren – dass es einen regelrechten Widerstand gegen Myuriko gab, war ihr bisher unbekannt gewesen. Dieses Thema wurde in Kintai selten öffentlich diskutiert und Akira war auch keine echte Hilfe, da seiner Meinung nach eine Rebellion gegen die lebende Göttin ungefähr so sinnvoll war, wie der Kampf gegen die Jahreszeiten oder den Wind.
Bei der Gründung des Kaiserreiches vor fast 500 Jahren waren viele derjenigen, die sich Myuriko nicht unterwerfen wollten, nach Kungaitan und Sadu geflohen, wo sie und ihre Nachfahren ihren Groll hegten. Das war einer der Gründe für die seitdem gegenüber Kintai schwelenden Feindseligkeit Kungaitans und der jenseits des Kabila lauernden Rebellenbanden und Geheimbünde, die angeblich immer wieder Spione und Saboteure gen Kintai schickten. Noch heterogener und schattenhafter waren die in Kintai selber operierenden Gegner der Lebenden Göttin. Teilweise sollte es sich dabei um die Agenten, Verbündeten und Marionetten ihrer auswärtigen Feinde handeln, teilweise freilich auch um Kintarai: Nicht-Alben, die sich an der Vorherrschaft der Schwertalben rieben, Anhänger der vom Kult Myurikos verdrängten Tiergeister und anderer, dunklerer Götter, ehrgeizige Adlige, die mit der Isolationspolitik Kintais unzufrieden waren sowie all diejenigen, die die strikte Gesellschaftsordnung des Kaiserreiches oder die fast grenzenlose Macht Myurikos (und ihren Gottstatus) ablehnten.

Akira stellte sich inzwischen dem Kommandeur der Reiterei vor. Taisa (Hauptmann) Suguri Ito empfing den Neuzugang reserviert, doch Akira schaffte es, seinen Vorgesetzten und seine neuen Untergeben von sich zu überzeugen. Trotz seines eher zurückhaltenden Naturells gab er sich Mühe, die Männer und Frauen seines Trupps besser kennenzulernen. Das beinhaltete auch ein chaotisches Pferderennen durch die Straßen Atasatos, bei dem Akira trotz seiner durchschnittlichen Reitkünste gut mithielt. Die Aktion gipfelte allerdings in einem Eklat, als die Reiter beinahe einige Gefolgsleute des Momoku-Klans über den Haufen ritten. Zum Glück konnte Akira die wütenden Krieger beruhigen, sodass es zu keinem Blutvergießen kam.
Suguri Ito erwies als ein strenger Anführer, der die ihm untergebenen drei Dutzend Reiter hart rannahm und intensiv drillte – sehr zur Verärgerung der aus verschiedenen Klans stammenden und oft bereits sehr kampferfahrenen Krieger. Offenbar gab es allerdings auch andere Dinge, die Itos Aufmerksamkeit fesselten: Akira sah ihn mehrmals in der Begleitung von „Himmelsblume“ einer der Kurtisanen der „Seidenen Stadt“. Das weckte bei Akira leichtes Misstrauen, der sich fragte, ob Ito überhaupt die Mittel für eine so kostspielige Begleitung hatte. Er beschloss, wachsam zu bleiben.

Dann war der Tag des Abmarschs gekommen. Nach einer feierlichen Verabschiedung durch den Fürsten von Atasato machte sich die „Seidene Stadt“ auf den Weg.
Die Reise der Handel- und Tributkarawane in die ferne Hauptstadt Senrai würde einen Monat dauern. Auf ihrem Weg würde der Zug an drei Stationen „erblühen“:
•   Bei der Festung Kaedejo, dem Sitz des mächtigen Daimio Gankoda Saburo. Dies war eine große Ehre für die Gankoda, die sie sogar einmal mit Waffengewalt gegen ihre Rivalen hatten verteidigen müssen
•   bei Yokosawa, der „Stadt der Lichter“
•   sowie am Kirameki no Yama, dem legendären „Weißen Berg“ oder auch „Berg der Geister“, dem Zugang zu einer Domäne jenseitiger Wesen, die sich der Gottkaiserin unterworfen hatten
•   schließlich würde die Karawane in Senrai noch einmal eine Woche lang blühen

Die erste Etappe der Reise zur Festung Kaedejo soll etwa fünf Tage dauern. Neben ihren Dienstpflichten versuchten die Helden, ihrem geheimen Auftrag gerecht zu werden. Hao machte sich mit den die „Seidene Stadt“ begleitenden Künstlern und Dienstleistern vertraut. Sie vermutete, dass die schattenhaft bleibenden Feinde Myurikos unter diesen am ehesten Spione und Agenten würden platzieren können, statt unter den angesehenen Händlern und Handwerkern, den hoffentlich sorgfältig ausgewählten Wachtruppen oder den ausländischen Händlern. Akira konzertierte sich darauf, die Offiziere und Unteroffiziere der Wachtruppen kennenzulernen. So hoffte er, mögliche „faule Äpfel“ zu identifizieren und im Notfall einschätzen zu können, auf wen er sich verlassen konnte. Beide Helden gingen vorsichtig vor, um kein unnötiges Misstrauen zu wecken.
Die Reise verlief ohne unangenehme Zwischenfälle. Immer wieder säumten Schaulustige die Straße. Als am zweiten Tag ein Quirin-Gestüt passiert wurde, erhielt Stadtherrin Suguri Tomoe zwei Quirin-Fohlen als Tribut für die Lebende Göttin – ein ungeheuer großzügiges Geschenk. Hao hatte von nun an mit der Versorgung der Fohlen eine zusätzliche Aufgabe – eine Pflicht, die sie mit großer Freude erfüllte. Auch Akira war fasziniert von den Neuzugängen und opferte etwas von seiner freien Zeit, um die legendären Reittiere anzuschauen.

Nach zwei Tagen ließ die Karawane das Umland Atasatos hinter sich und überschritt die Grenze des Gankoda-Klans. Dem kriegerischen Ruf des Fürsten entsprechend war die Grenze gut bewacht und von einer Kette von Wachtürmen gesichert. Die Militärpräsenz auf den Straßen war deutlich höher als im Einflussgebiet Atasatos, die Bevölkerungsdichte allerdings geringer.
Die Wachsamkeit der Helden wurde durch eine Nachricht geschärft, die Hao eines Abends in ihrem Zelt fand, und die davor warnte, dass die „Feinde“ möglicherweise auf dem Land oder gar im Haushalt der Gankoda aktiv waren. Beide Helden gingen davon aus, dass die Nachricht von dem Agenten der Kaiserlichen Geheimpolizei stammte, den sie in Atasato kennengelernt hatten und der den Zug insgeheim begleitete. Beide Helden beschlossen, in den nächsten Tagen noch vorsichtiger zu sein, hatten allerdings tagsüber durch ihre Aufgaben genug zu tun: Hao mit der Versorgung der Tiere und Akira als Vorhut oder Flankenschutz der Kolonne.

Am Abend des vierten Tages tauchten am Horizont die beeindruckenden Befestigungsanlangen der Burg Kaedejo auf. Die Karawane wurde von einer Formation von Gankoda-Kriegern und Soldaten empfangen. Angeführt wurden sie von Gankoda Keita, den die Helden bereits bei einem früheren Abenteuer kennengelernt hatten, als er die Ausbildung einer für den Einsatz im zhoujiangischen Bürgerkrieg bestimmten Söldnereinheit aus dem Einflussbereich verschiedener nördlicher Daimyo befehligte. Akira konnte verhindern, dass einige seiner Untergebenen versuchten, die Gankoda zu provozieren.

Die „Seidene Stadt“ erblühte zum ersten Mal auf ihrer Reise in einer Zeremonie, die Anmut und Magie in atemberaubender Art und Weise miteinander verband. Hao und Akira nutzten ihre freie Zeit, um durch die Stände zu spazieren, die verschiedenen angebotenen Köstlichkeiten zu probieren und die zum Kauf angebotenen Kostbarkeiten zu bewundern – zum Kaufen fehlten ihnen allerdings die nötigen Mittel. Hao interessierte sich besonders für Rüstungen und Seidengewänder, Akira war auch von den angebotenen Klingen fasziniert. Allerdings vergaßen die beiden nicht, dass sie einen Auftrag hatten. Erfolgreich verhinderten sie, dass die Konkurrenz zweier Händler zu einer unschönen Szene eskalierte. Als Akira allerdings seinen Vorgesetzten Suguri Ito im Auge behalten wollte, dessen Schwärmerei für eine der Gesellschafterinnen der „Seidenen Stadt“ Akira etwas fragwürdig erschien, fiel das auf. Akira handelte sich einen wütenden Verweis seitens Ito ein. Irgendwie schaffte er es immer wieder, anzuecken…

Immerhin konnte er seinen Patzer etwas ausgleichen, als am Folgetag Fürst Gankoda Saburo seinen offiziellen Besuch der „Seidenen Stadt“ absolvierte. Auch dank seiner noblen Herkunft gelang es Akira sogar, eine Einladung zu dem abendlichen Fest für sich und Hao zu erlangen. Allerdings blieben die Helden wachsam: es gab zu viele konkurrierende Interessen und unterschwellige Strömungen. Unter anderem fiel Akira eine Frau im Gewand einer Kantioku, also einer Kriegerpriesterin auf, die Lord Gankoda wachsam beobachtete. Er nahm sich vor, sie im Auge zu behalten, auch weil sie bemüht schien, ihr Gesicht vor ihm zu verbergen. Hao hatte gleichzeitig den Eindruck, dass bei den Darstellenden der „Seidenen Stadt“ während Fürst Gankodas Besuch eine eigenartige Spannung in der Luft lag, ohne diese jedoch an einer speziellen Person festmachen zu können. Beide Helden befürchteten, dass die unterschwelligen Spannungen explodieren würden.

Der größte Teil des nächsten Tages war mit den Vorbereitungen des abendlichen Festempfangs auf Burg Kaedejo ausgefüllt. Die Helden machten sich präsentabel und rekapitulierten die Regeln und Gepflogenheiten für derartige Anlässe. Eingedenk der Tatsache, dass solche Empfänge mit einem längeren Umtrunk verbunden waren, stärkten sich Hao und Akira mit einer kräftigen Mahlzeit. Gerade die gnomische Affenpriesterin fürchtete, andernfalls vom Alkohol überwältigt zu werden.

Dann war die Zeit für den feierlichen Einzug in die ebenso wehrhafte wie prachtvolle Burg gekommen. Die Helden rangierten unter den weniger prominenten Gästen, hatten aber genug Gelegenheit, die Ausstattung der Burg und die zahlreichen (oft besser als sie gekleideten) Gäste des Festes zu bewundern.
Ein wenig heikel war, dass man Akira neben Rokaku Jun platzierte, einem Gefolgsmann des Gankoda-Klans, der schon mehrmals den Weg der Helden – und einmal Akiras Klinge – gekreuzt hatte. Die Atmosphäre zwischen den beiden Kriegern war angespannt. Die Helden konnten den Umtrunk ohne größere Malheurs absolvieren, auch wenn Akira bei der letzten Runde Mühe hatte. Nach einer Theatervorführung, dem Umtrunk, dem Austausch von Geschenken und dem – teilweise eher dekorativen als nahrhaften – Festmahl war die Zeit für den „geselligeren“ Teil des Festes gekommen. Die bisher recht straffe Sitzordnung löste sich auf und die Gäste hatten Gelegenheit, mit Rezitationen, Musizieren, Debatten, aber auch ihren magischen und kriegerischen Fähigkeiten zu glänzen. Sowohl Hao als auch Akira bewiesen ihre rhetorischen Fähigkeiten, Hao in einem philosophischen Streitgespräch mit einer Hofdame und Akira in einer angeregten Debatte zum zhoujiangischen Bürgerkrieg.
Weniger Erfolg hatte er, als er zu einem Übungskampf gegen die – verschleiert erschienene – Kantioku Aki antrat, die Akira zuvor aufgefallen war. Die Kampfpriesterin dominierte den Kampf und schickte den jungen Krieger zu Boden. Hao brachte ihren Kameraden wieder auf die Beine, der seine Niederlage formvollendet aber zerknirscht akzeptierte. Akira konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, der jungen Kämpferin schon einmal begegnet zu sein. Ihr schien zudem etwas die stoische Ausgeglichenheit zu fehlen, die man von einer Kantioku erwarten würde. Das verstärkte Akiras vagen Verdacht. Er entschloss sich, mehr über Aki herauszufinden. Vielleicht würde er dabei auch etwas von Akis beeindruckenden Fechtkünste lernen können.
Hao war sehr viel erfolgreicher als ihr Gefährte, als sie ihre magischen Fertigkeiten demonstrierte, indem sie ihren Eichhörnchen-Tiervertrauten auf die Größe eines Gnomen vergrößerte. Das weckte das Interesse von Lord Gankoda Saburo. Hao konnte mit dem machtbewussten Fürsten ins Gespräch kommen und nicht nur für einen ihrer neuen Bekannten in der „Seidenen Stadt“ Werbung machen, sondern auch einiges über die politischen Ansichten des Fürsten erfahren. Gabkoda Saburo machte kein Hehl daraus, dass er wenig von der letztlichen Initiative des Hauses Suguri hielt, in den südlichen Provinzen Zhoujiangs durch politischen Druck Macht zu gewinnen und so gegen missliebige Exilanten und den wachsenden Einfluss der Handelsrepublik Kungaitan vorzugehen. Vermutlich sah der Fürst seine eigenen Ambitionen in Zhoujiang gefährdet.

Akira, der sich nach seiner wenig beeindruckenden Darbietung und mit immer noch brummendem Schädel auf die Beobachtung der anderen Gäste beschränkte, fiel auf, dass Lord Gankodas Erbe Genma nicht allzu gut mit Suguri Tomoe, der Stadtherrin der „Seidenen Stadt“ zurechtkam und sich unter einem Vorwand unauffällig entfernte. Akira informierte Hao, die Genma ihren (wieder auf Normalgröße geschrumpften) Eichhörnchen-Tiergefährten hinterherschickte. Der junge Adlige schlich in den Garten, wo er sich mit einer jungen Menschen- oder Albenfrau traf, der er etwas übergab, nachdem diese ihm eine orange Papierfigur gezeigt hatte.
Als die Fremde Haos Tiergefährten bemerkte griff sie sofort zur Waffe. Das Eichhörnchen entkam den Wurfsternen mit einer ernsten Wunde. Dies ließ die Helden vermuten, dass es sich bei der Kontaktperson Genmas um eine Agentin handeln musste: Sie hatte nicht nur das Eichhörnchen bemerkt, sondern es auch noch nachts auf fast 20 Schritt getroffen. War Genma die Kontaktperson der schattenhaften Widerstandskämpfer und die unbekannte Fremde eine in die „Seidene Stadt“ eingeschleuste Agentin? Leider blieb ihr Äußeres vage und die Helden hatten nicht die Autorität, den Sohn von Lord Gankoda zur Rede zu stellen. Sie konnten nur wachsam bleiben.

Der nächste Tag brachte eine fürstliche Jagd, an der auch die Helden teilnehmen durften. Einige der Gäste jagten hoch zu Ross mit Pfeil und Bogen, andere mit Jagdvögeln. Akira, der weder schießen noch besonders gut reiten konnte, hielt sich zurück. Hao hingegen war im Umgang mit Tieren wohlvertraut und gab bei Falkenjagd eine gute Figur ab.
Ihr Kamerad fand Gelegenheit sich hervorzutun, als Hao auf den Wunsch von Fürst Gankoda einen gefangengehaltenen Bären magisch vergrößerte und der Fürst nach Wagemutigen fragte, die sich dem Ungetüm stellen wollten. Zusammen mit seiner gestrigen Kontrahentin Aki trat Akira den Kampf an. Hao fiel bei der Vorbereitung des Kampfes auf, dass die Zauber der vorgeblichen Kantioku Aki eher magischer statt göttlicher Natur waren – war sie am Ende gar keine Priesterin?
Akira und Aki überwanden den gefährlichen Gegner, auch wenn beide verwundet wurden. Hao, die dem Spektakel mit gemischten Gefühlen zugesehen hatte, verzichtete darauf, den tödlich verwundeten Bären magisch zu heilen. Sie wollte das Tier nicht zusammenflicken, nur damit es in Gefangenschaft dahinvegetieren und bei nächster Gelegenheit erneut in einen Kampf gehetzt würde. Akira jedenfalls hatte seine gestrige Schlappe auswetzen können.

Ihre Freizeit nutzten die Helden, um sich nach der mysteriösen Fremden umzusehen, die am vorherigen Abend mit Gankoda Genma Kontakt aufgenommen hatte. Doch da sie nur die vagen Informationen von Haos Tiervertrauten hatten, konnten sie sich nicht auf eine Person festlegen. Stattdessen gab es allein in der „Seidenen Stadt“ vier Menschen- oder Albenfrauen, auf die die Beschreibung passen mochte. Eine war die Kurtisane Himmelsblume, die Akira wegen ihrem Verhältnis zu dem Kommandeur der Reiterei der Karawane verdächtigte. Aber letztlich waren das nur Spekulationen, die die Helden über den vereinbarten „toten Briefkasten“ an den Kaiserlichen Geheimdienst weitergaben. Hao hatte allerdings Bedenken, ob dadurch am Ende Unschuldige in Gefahr gebracht werden würden.
Dann war das Ende des ersten Aufenthaltes der „Seidenen Stadt“ gekommen. Nach einer feierlichen Abschiedszeremonie des Fürsten wurden die Festzelte abgebaut und die Karawane machte sich auf den Weg zu ihrem nächsten „Erblühen“.

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #51 am: 25.10.2025 | 06:10 »
Die seidene Stadt: Teil II (Spoiler für das Abenteuer „Die seidene Stadt“)
Kintai, zwischen Atasato und Senrai (Akira, Hao)

Die „Seidene Stadt“ wurden bis zur Grenze des Gankoda-Territoriums von Truppen des Daimyos begleitet. Akira achtete darauf, dass es zu keinen Reibereien zwischen seinen Soldaten und den fürstlichen Truppen kam. Allerdings gab es weiterhin Spannungen unter den Händlern der Karawane. Am Abend rastete man unweit der zerstörten Burg Ishikama. Diese hatte einst einem Rivalen von Fürst Gankoda gehört und war zerstört worden, als die Gankoda sich das Recht eroberten, die „Seidenen Stadt“ zu beherbergen.

Die Abenteurer trafen sich mit ihrem – vorerst maskiert bleibenden – Kontaktmann zum kaiserlichen Geheimdienst, auch wenn Hao auf dem Weg zum Treffpunkt mehr Aufmerksamkeit auf sich zog, als ich lieb war. Die bisher von den Helden gefundenen Spuren einer Verschwörung gegen die „Seidenen Stadt“ waren zu vage, um Verhöre oder gar Verhaftungen zu rechtfertigen. Stattdessen sollten die Helden einige der Personen observieren, die sie als mögliche Kontaktpersonen der Rebellen identifiziert hatten. Andere würde der Geheimdienst überwachen. Akira wollte zudem die Kriegerpriesterin Aki im Auge behalten, die ebenfalls etwas zu verbergen schien. Dass sie ihm gefiel und Akira ihre kämpferischen Fähigkeiten bewunderte, spielte dabei freilich auch eine Rolle. Allerdings stieß er rasch mit Satomi, der Ritenmeisterin der „Seidenen Stadt“ zusammen, die einen Groll gegen den aus einem verfeindeten Klan stammenden Akira hegte. Etwas erfolgreicher war Akira dabei, für die Überwachung einer als Rebellen-Kontaktperson verdächtigten Händlerin einen ihrer Konkurrenten zu rekrutieren.
Hao stellte derweil Erkundigungen zu zwei als mögliche Rebellen-Kontakte identifizierten Gesellschafterinnen an. Allerdings erregten ihre Fragen Aufsehen und sie beschloss, für einige Tage die Füße still zu halten.
Jedoch wurde die Aufmerksamkeit der Helden schnell abgelenkt: Einige Mitreisende erkundeten die Ruinen der Burg Ishikama, obwohl – oder weil – es dort spuken sollte. Die Helden mussten zwei Soldaten aus Akiras Trupp und der vargischen Geschichtenerzählerin Kitsuki helfen, die von einem Poltergeist attackiert wurden. Die Helden mussten einige Blessuren hinnehmen. Während Akira seine Untergebenen ob ihres Leichtsinns abkanzelte, versorgte Hao die Wunden.

Am nächsten Tag erreichte die Karawane die Grenze des Gankoda-Territoriums. Offensichtlich herrschte zwischen Gankoda Saburo und der benachbarten Daimyo keine Freundschaft. Die zur Begrüßung aufmarschierten Drachenrohr-Schützen waren ebenso eine Ehrenbezeugung gegenüber der Karawane, wie eine Warnung an den ehrgeizigen Fürsten. Während Akira vor allem mit der Außensicherung des Zuges beschäftigt war, nutzte Hao den Tag, um sich mit der vargischen Geschichtenerzählerin Kitsuki anzufreunden. Hao hoffte, die von den Helden Gerettete als Informationsquelle unter den Dienstleistenden der Karawane zu gewinnen. Allerdings hatte die Affenpriesterin mehrmals den Eindruck, beobachtet zu werden.
Eine kleine Schar Myuriko-Priesterinnen, die die entlang der Straße errichteten Schreine pflegte, schloss sich dem Zug an. Die jungen Priesterinnen fanden freundliche Aufnahme – nur die Kriegspriesterin Aki schien Abstand zu halten. Darauf angesprochen, blockte Aki die Fragen Akiras geschickt ab und lenkte das Gespräch auf die Schwierigkeiten der Reise. Anscheinend war sie an möglichen Fehlern der „Stadtherrin“ Tomoe interessiert. Akira gab mehr preis, als klug gewesen wäre.

Am nächsten Abend gab es neue Komplikationen: unter den selenischen Händlern grassierte ein ansteckendes Fieber. Das sorgte für Spannungen, da einige Kintarai – nicht zuletzt Ritenmeisterin Satomi – grundsätzlich gegen die Präsenz der Fremden waren. Hao half bei der Untersuchung der Kranken. Sie stellte fest, dass das gefährliche Fieber von Parasiten-Bissen verursacht wurde. Linderung war möglich, doch eine Heilung nicht einfach. Immerhin konnte eine weitere Ausbreitung verhindert werden. Auch dank Haos Unterstützung konnte „Stadtherrin“ Tomoe verhindern, dass die Spannungen eskalierten.
Auf Haos Vorschlag begann Akira sich umzuhören. Die heilkundige Affenpriesterin hielt es für möglich, dass die Parasiten gezielt freigesetzt worden waren, um die Karawane zu sabotieren und Unfrieden zu stiften. Zwar fand Akira keine dahingehenden Hinweise, hörte aber, dass eine Arbeiterin seltsam silbrig-glänzende Insektenpuppen gefunden hatte. Akira stöberte die Finderin auf und kaufte ihr die Puppen ab, die sie im Lagerbereich der Kintarai-Händler gefunden hatte. Die Puppen waren ungewöhnlich groß, hatten eine erstaunlich harte Oberfläche und waren laut Hao magisch. Die Helden schlossen den Fund weg und beschlossen, weitere Erkundigungen anzustellen.
Da Akira aufgrund der Nachforschungen das mit Aki vereinbarte Kampftraining versäumte, kaufte er in einem nahegelegenen Dorf eine magisch konservierte Lotosblüte als Entschuldigung. Die junge Kantioku nahm das Geschenk an, schien aber bezüglich Akiras Intentionen etwas misstrauisch.

Am folgenden Tag wurde das Gelände hügeliger. Akira, dessen Trupp die Flanke der Karawane sicherte, bemerkte eine einzelne Person, die dem Zug folgte und immer wieder auf verschiedenen Seiten der Karawane auftauchte. Als er der Sache nachging, traf er auf einen seltsamen Fremden mit einer Rabenmaske. Der Mann (?) behauptete, ein reisender Kräutersucher zu sein. Akira vermutete, dass sich hinter der Maske ein Tengu verbarg. Diese rätselhaften Rabenmenschen hatten einen zwiespältigen Ruf, doch erschien Akira der Fremde harmlos. Kurzerhand lud er den Kräutersammler ein, den Abend im Lager zu verbringen.
Das Lager zu errichten, war in dem hügligen Gelände nicht einfach, weshalb die Zelte und Wagen weiter verstreut standen, was die Bewachung erschwerte. Derartige kleinere Probleme wurden von Ritenmeisterin Uome Satomi kritisch kommentiert. Der Tengu (?), den Akira ins Lager eingeladen hatte, stieß bei einigen Reisenden auf Misstrauen, doch Akira konnte die Lage beruhigen. Für die Geschichten der Helden revanchierte er sich mit einigen lokalen Legenden. Er wusste einiges über den heiligen Berg Kirameki no Yama, die übernächste Station der „Goldenen Stadt“. Der dortige Feenmarkt präsentierte sich im Wechsel als der gefährliche aber besonders lukrative „Markt der Nacht“ oder aber als der deutlich sicherere „Markt des goldenen Lichts“. Laut dem Tengu wurde der Berg und Markt von einem Oni namens Irjoku regiert.

Der nächste Tag führte die Karawane weiter durch das Hügelland. Spätabends überquerte man eine monumentale Steinbrücke, die bei dem Siegeszug Myuriokos vor einem halben Jahrtausend von der Lebenden Göttin selbst erschaffen worden war. Deshalb gab es einige hochgezogene Augenbrauen, als Akira seinem Trupp befahl, das Bauwerk nach Schwachstellen abzusuchen. Akira war der Meinung, dass die Elemente dem Werk der Göttin kaum etwas anhaben konnten, gezielte Sabotage aber etwas anderes sei. Doch die Soldaten wurden nicht fündig und die Karawane setzte ungehindert ihren Weg fort. Am Abend veranstalteten die den Zug begleitenden Priesterinnen eine feierliche Andacht. Wieder hielt sich die Priesterkriegerin Aki im Hintergrund.
Ansonsten verliefen der Abend und der folgende Marschtag wohltuend ereignislos und man erreichte die nächste Station: die Stadt Yokosawa. Diese lag, von kleinen Burgen gegen Banditen und feindliche Adlige gesichert, am Ufer des tiefblauen Gezu-Sees. Als eine Station auf dem Siegeszug der Lebenden Göttin Myuriko war die 5.000 Einwohner zählende Stadt ein beliebtes Ziel für Pilgernde, namentlich aus den hier einstmals in den Adel erhobenen Familien, und zudem berühmt für ihre große, frei zugängliche Bibliothek.

Die Fürstin von Yokosawa, Zakur Azumi, war persönlich gekommen, um die „Seidene Stadt“ willkommen zu heißen. Das „Erblühen“ des Lagers wurde allerdings unterbrochen, als das aus dem Boden beschworene Wasser sich als eine widerlich stinkende, blassviolette Brühe erwies. Sofort begannen unter den Mitgliedern der Karawane und den in großer Zahl aus der Stadt und dem Umland gekommenen Zuschauenden Gerüchte umherzuschwirren. Es wurde beschlossen, die „Seidene Stadt“ an einer anderen Stelle „erblühen“ zu lassen. Allerdings war der Ausweichstandort weiter von der Stadt entfernt und lag am Rande eines Waldes. Auch wenn der Aufbau des Lagers diesmal durch kein böses Omen unterbrochen wurde, herrschte eine gewisse Unruhe.
Die Helden glaubten weder an einen Zufall noch an ein böses Omen, sondern vermuteten gezielte Sabotage. Während Hao eine Probe des kontaminierten Wassers sicherte, behielt Akira den ursprünglichen Rastplatz im Auge. Tatsächlich fielen im zwei Personen auf: Ein Arbeiter schien sich für den Boden zu interessieren, und das gleiche galt für die Kantioku Aki. Akira sprach die Kampfpriesterin an, die zwar erneut aus ihrer Skepsis gegenüber „Stadtherrin“ Tomoe kein Geheimnis machte, aber bereit war, ihre Erkenntnis mit Akira zu teilen. Sie hatte im Boden Spuren eines seltsamen Pulvers gefunden – vermutlich die Ursache der Wasserkontamination. Akira konnte Aki überzeugen, ihren Fund nicht nur Ritenmeisterin Uome Satomi, sondern auch „Stadtherrin“ Suguri Tomoe zu zeigen. Auch Hao hatte Erfolg: mithilfe eines Alchemisten der Karawane hatte sie in dem Wasser „Krötenquarz“ gefunden – eine Substanz, die mit dem von Aki gefundenen Pulver identisch war. Das Pulver war schwach giftig, aber bei Kontakt mit Wasser sehr übelriechend.
Die Helden brachten ihre Funde und Erkenntnisse „Stadtherrin“ Tomoe vor. Auf ihren Vorschlag wurde die Außensicherung des Lagers verschärft. Zudem patrouillierten Spähtrupps die Ausläufer des Waldes. Die Helden, die sich mit Aki an der Erkundung beteiligten, fanden einige Fußspuren und sichteten kurz eine verdächtige Person, stießen allerdings auf keine eindeutigen Hinweise auf einen drohenden Angriff.
Zurück im Lager hatten die Helden wenig Muße, das bunte Treiben zu genießen, weil sie die Augen nach möglichen Bedrohungen offenhielten. Allerdings ließ sich Hao von den zahlreichen Ständen und den vielen Besuchenden doch etwas ablenken. Akira fielen hingegen einige verdächtige Gestalten auf, die einen Juwelierstand beobachteten. Dass die drei weiche, bequeme Laufschuhe statt den bei einfachen Leuten üblichen Sandalen trugen, machte sie noch verdächtiger – zumal die Helden im Wald auf Spuren von ähnlichem Schuhwerk gestoßen waren. Akira alarmierte Hao, damit die Helden die Verdächtigen abwechselnd im Auge behalten konnten.

Die Helden rechneten mit einem Überfall und einem Ablenkungsmanöver vom Wald aus. Dennoch waren sie überrascht, als nicht nur vom Waldesrand Pfeile und einzelne Gewehrkugeln ins Lager flogen, sondern gleichzeitig an verschiedenen Stellen in der „Seidenen Stadt“ Flammen aufflackerten und Waffenlärm laut wurde. Die Angreifer erwiesen sich als zahlreicher und besser organisiert als die Helden gedacht hatten. Dennoch konnten die Helden im Verbund mit den Wachen des Juweliers die an dieser Stelle Angreifenden rasch zurückschlagen und zwei der Banditen festsetzen, wobei sich besonders Hao auszeichnete. Sie half auch bei der Versorgung der Verwundeten und rettete einen der Feuermagie kundigen Alchemisten vor einem hinterhältigen Angriff, sodass dieser die auflodernden Brände unter Kontrolle bekommen konnte.
Akira half bei der Organisierung des Widerstandes. Bei der Verfolgung der sich inzwischen zur Flucht wendenden Angreifer war er hingegen weniger erfolgreich, da er in der Dunkelheit vom Pferd stürzte. Die berittenen Soldaten konnten einige Banditen stellen und ihnen – angeführt von Aki, die auf eigene Faust die Verfolgung aufgenommen hatte – einige Beutestücke abjagen, darunter die zwei Quirin-Fohlen. Die meisten der Räuber verschwanden allerdings im Wald. Der Angriff hatte die Banditen ein halbes Dutzend Tote und vier Gefangene gekostet. Doch auch unter den Zivilisten und Kämpfern der „Seidenen Stadt“ gab es Verletzte und Tote. Beträchtliche Werte waren zerstört oder gestohlen worden.
Dass damit die die „Seidene Stadt“ umgebenden Intrigen noch nicht vorbei waren, zeigte sich, als Hao eine junge Frau auffiel, die einem der toten Banditen heimlich etwas abnahm und zwischen den Zelten verschwand. Eine Untersuchung des Toten ergab, dass er nicht durch eine Klinge, sondern durch einen (vergifteten?) Wurfstern gestorben war. Immerhin konnten die Helden die junge Frau identifizieren: Es handelte sich um Hikibi, die Gehilfin eines heilkundigen Masseurs der „Seidenen Stadt“. Die junge Frau war schon bei den früheren Ermittlungen der Helden als eine mögliche Kontaktperson der Myuriko-feindlichen Rebellen identifiziert worden und hatte sich jetzt natürlich an die Spitze der Verdachtsliste katapultiert. Die Helden hinterließen eine entsprechende Warnung für ihren Kontaktmann zum kaiserlichen Geheimdienst am vereinbarten Ort.

Am nächsten Tag suchte Hao die berühmte Bibliothek Yokosawas auf, in der vergeblichen Hoffnung, die vor einigen Tagen gefundenen magischen Insektenpuppen zu identifizieren. Anscheinend kamen die Insekten aber aus einer sehr fernen Anderswelt - vielleicht einer dragoreischen?
Akira half währenddessen, die Folgen des Überfalls zu beseitigen. Er beteiligte sich auch am Verhör der gefangenen Banditen, wovon sich Hao lieber fernhielt. Die brutalen Verhör- und Strafmethoden Kintais waren ihr fremd. Allerdings verlief das Verhör recht blutarm: Akira schlug vor, den Gefangenen beim Einzelverhör im Gegenzug für ihre Kooperation einen Verzicht auf die Todesstrafe anzubieten. Tatsächlich war eine von Akira am Vorabend gefangene Banditin bereit, ihre Kameraden zu verraten:
Die Angreifer hatten zu der Fünf-Tiger-Bande gehört. Der Plan für den Überfall auf die „Seidene Stadt“ war die Idee ihres Räuberhauptmanns Gotora gewesen, der leider entkommen war – ebenso wie der Spitzel, den er in die Tributkarawane eingeschleust hatte. Da die Bande aus einem etliche Tage entfernten Niemandsland operierte, das von keinem der Klans kontrolliert wurde, erschien eine Verfolgung wenig aussichtsreich.

Bei der feierlichen Kremierung der Gefallenen der „Seidenen Stadt“ wurde das Auftauchen eines Kranichschwarms als ein Zeichen der Lebenden Göttin gedeutet, was die angeschlagene Moral stärkte. Die Asche der Toten würde die „Seidene Stadt“ bis nach Senrai begleiten.
Anschließend wurden jene belobigt, die sich bei der Verteidigung des Lagers ausgezeichnet hatten. Hao gehörte zu denen, die besondere Würdigung fanden. Ihr sollte die Ehre zuteilwerden, an der Präsentation der Tributgaben vor der Lebenden Göttin teilzunehmen.
Akira erhielt zwar auch lobende Worte, aber sein blamabler Sturz brachte ihm von Seiten seines Vorgesetzten und seiner Untergebenen auch Spott ein. Der junge Krieger ertrug das mit steinerner Miene. Zudem durften sich die Helden aus dem Sortiment des von ihnen geretteten Juwelier ein Schmuckstück aussuchen und erhielten die Waffen der von ihnen bezwungenen Banditen.

Auch wenn die „Seidene Stadt“ ihren Betrieb nach dem Angriff rasch wieder aufnahm, blieb die Stimmung angespannt. Als Hao zusammen mit Akira beim Fürstenpalast von Yokosawa eine prachtvolle Katze für die Menagerie der „Seidenen Stadt“ abholte, wurden die Helden von einigen anderen Mitgliedern der Karawane abgepasst – darunter der „Arbeiter“, der Akira bei dem alten Lagerplatz aufgefallen war. Die drei identifizierten sich als Mitglieder des kaiserlichen Geheimdienstes. Alarmiert von der Nachricht der Helden bezüglich der Verdächtigen Hikibi wollten sie aktiv werden: die Masseurin und ihr Meister sollten festgesetzt werden, ebenso die Kurtisane Himmelsblume, die mehrfach Kontakt mit Hikibi gehabt hatte. Auch die Helden waren der Meinung, dass es zu riskant sei, länger zu warten. Akira hatte Himmelsblume bereits wegen ihrer Beziehung zum Kommandeur der Reiterei der Karawane misstraut. Deshalb war er mit seinem Vorgesetzten aneinandergeraten und wollte sich jetzt an der Verhaftung der Verdächtigen beteiligen. Die Helden würden Himmelsblume festsetzen, während die Agenten sich um Hikibi und ihren Meister kümmerten.
Die Helden beschlossen, die Kurtisane aus ihrem Zelt zu locken. Da Himmelsblume Akira vermutlich misstraute, würde Hao die Botin eines vorgeblichen Klienten spielen. Akira rekrutierte zwei Soldaten seines Trupps, mit denen er Himmelsblume unter dem Vorwand festsetzen würde, man habe sie des Diebstahls beschuldigt.

Die Aktion lief nicht ganz wie erhofft. Zum einen weckte Hao das Misstrauen der Verdächtigen, konnte es aber zerstreuen. Doch bei der versuchten Verhaftung leisteten Himmelsblume und ein Varg, der ihr gefolgt war, erbitterten Widerstand. Die Helden und ihre Helfer wurden dadurch gehandicapt, dass sie die Kurtisane unverletzt festsetzen wollten. Das gelang schließlich, aber das Ganze war nicht gerade unauffällig geblieben. Die Gefangenen wurden gefesselt, durchsucht – wobei man Giftkapseln fand – und in einem der Wachzelte festgesetzt. Während Akira die Gefangenen im Auge behielt, eilte Hao zu dem Geheimdienst-Trupp, der ebenfalls auf heftigeren Widerstand als erwartet gestoßen war. Hikibi schaffte es, Gift zu schlucken, doch konnte Hao sie stabilisieren und mithilfe eines der Alchemisten der „Seidenen Stadt“ ein Heilmittel herstellen. Alles in allem war die Operation ein Erfolg mit Schönheitsfehlern: die Sache hatte Aufsehen erregt. Falls weitere Verschwörer im Lager waren, würden sie vermutlich alarmiert sein, auch wenn die Helden und ihre Verbündeten ausstreuten, die Verhaftungen stünden in Zusammenhang mit einem Diebstahl beziehungsweise dem kürzlichen Räuberüberfall.
 
Hao hielt sich aus den in den nächsten Tagen anlaufenden Verhören der Rebellen heraus. Akira hatte keine solchen Skrupel, war aber keine große Hilfe. Hikibi und Himmelsblume erwiesen sich als extrem widerspenstig. Hikibis Meister war hingegen wohl nicht Teil der Verschwörung gewesen, sondern hatte nur als ahnungslose Tarnung gedient und wurde freigelassen. Hingegen erwies sich der Varg, der Himmelblüte bei ihrer Verhaftung zur Hilfe geeilt war, als aussagewillig – vermutlich auch, weil er nur ein Gehilfe war. Immerhin konnte er mitteilen, dass die Verschwörer eine größere Aktion planten, die aber erst in der kaiserlichen Hauptstadt Senrai stattfinden sollte. Dort sollte eine örtliche Kontaktperson mit Hikibi Verbindung aufnehmen, deren Identität dem Varg jedoch unbekannt war.
Bei der Durchsuchung der Habseligkeiten der Verhafteten wurden neben Giften und verborgenen Waffen auch eine Summe Geld sowie – deutlich mysteriöser – vier Bohnensamen gefunden. Eine Untersuchung enthüllte diese als magisch. Die Helden, denen die nötigen magischen Fähigkeiten fehlten, suchten die Unterstützung der Ritenmeisterin Satomi. Auch wenn sie erneut „Stadtherrin“ Tomoe kritisierte und aus irgendeinem Grund Akiras Interesse an der Kampfpriesterin Aki ablehnte, war sie auf jeden Fall Patriotin.
Auf Satomis Vorschlag hin wurden die seltsamen Bohnensamen in einer kontrollierten Umgebung magisch zum Keimen gebracht. Aus ihnen spross jeweils ein einzelnes Blatt, das eine Strichzeichnung trug, deren Bedeutung vorerst ein Rätsel blieb.
Vielleicht würde man ja bei der nächsten Station der „Seidenen Stadt“, auf dem Feenmarkt, Mittel finden, um die Gefangenen zum Reden zu bringen – oder Experten, die mit den seltsamen Insektenpuppen etwas anfangen konnten. Ganz offensichtlich war die Gefahr noch nicht vorbei.
Dennoch nutzte Hao die verbleibenden Tage in Yokosawa, um sich nach dem Stress der letzten Tage ein wenig zu entspannen. Auch Akira besichtigte die Stadt und suchte – trotz des Missfallens von Ritenmeisterin Satomi - weiter den Kontakt zu Aki. Die junge Kampfpriesterin schien nichts dagegen zu haben, vielleicht auch, weil Akira ihr gegenüber mehr ausplauderte, als klug war.
Die öffentliche Hinrichtung von drei der gefangenen Räuber (die vierte hatte sich durch ihre Aussage eine Verbannung gesichert) dämpfte die Stimmung nur kurz. Die meisten sahen die harte Strafe für völlig gerechtfertigt an. Ansonsten verlief der weitere Aufenthalt in Yokosawa erfreulich ereignislos und die Karawane konnte fristgerecht aufbrechen.

Offline manbehind

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #52 am: 27.10.2025 | 17:41 »
Krasser Thread, der in der Druckversion nun beinahe 200 (!) A4-Seiten einnimmt - danke dafür :)

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #53 am: 1.11.2025 | 11:44 »
Vielen Dank für das Feedback!  ;D Ja, unsere Kampagne ist sehr viel länger (und im Laufe der Zeit auch komplexer) geworden, als wir es ursprünglich gedacht oder geplant haben. Ursprünglich war es (zumindest für zwei der drei Spieler) erst mal ein "Reinschnuppern" in Splittermond. Und hatte keiner daran gedacht, dass viele Abenteuer aufeinander aufbauen und manche Themen und Personen so häufig erneut auftauchen... ;) 
« Letzte Änderung: 1.11.2025 | 11:46 von Takur »

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #54 am: 1.11.2025 | 11:44 »
Die seidene Stadt: Teil III (Spoiler für das Abenteuer „Die seidene Stadt“)
Kintai, zwischen Atasato und Senrai (Akira, Hao)

Die nächste Reiseetappe sollte fünf Tage dauern, würde allerdings durch ein gefährliches, zwischen verschiedenen Adelsfamilien umstrittenes Niemandsland führen. Banditen und ähnliches Gesindel gediehen in der Abwesenheit von Recht und Gesetz, drangsalierten die Bevölkerung und nutzten die Gegend als Basis für ihre Raubzüge. Das verlangte nach erhöhter Wachsamkeit, zumal der zumindest halb erfolgreiche Raubüberfall auf die „Seidene Stadt“ möglicherweise Nachahmer ermutigen würde. 

Der erste Reisetag verlief ereignislos. Allerdings wurde Akira von seinem Vorgesetzten Suguri Ito wegen Akiras Verwicklung in die jüngsten Festnahmen zur Rede gestellt. Ito hatte der verhafteten Kurtisane Himmelsblume nahegestanden. Er glaubte nicht an die offizielle Geschichte, dass sie einen Diebstahl begangen hatte. Akira wollte nicht preisgeben, dass Himmelsblume als vermutliche Rebellin festgesetzt worden war. Er konnte die bohrenden Fragen Itos abblocken. Freunde würden die beiden jungen Männer aber bestimmt nicht werden.
Abend rastete die „Seidene Stadt“ bei der kleinen Siedlung Ashiba. Die Dorfbewohner empfingen die Tributkarawane gastfreundlich, flehten aber gleichzeitig um Unterstützung gegen die örtlichen Räuberbanden. Dies hätte allerdings bedeutet, ein größeres Kontingent Truppen für längere Zeit zu detachieren. Dazu war „Stadtherrin“ Tomoe nicht bereit, zumal ein solches Engagement in dem umstrittenen Territorium leicht politische Komplikationen nach sich ziehen konnte.
Im Lager kam es aufgrund der kärglichen Wasserversorgung zu Spannungen zwischen den Händlern. Dabei zumindest konnte Akira helfen, indem er die Streitenden beruhigte und seinen Reitertrupp einsetzte, um zusätzliches Wasser heranzuschaffen. Auch Hao hatte damit zu tun, Unfrieden zu besänftigen: Eines der Unterkunftszelte war beim Transport beschädigt worden: Die Leinwand und Zeltstangen wiesen große, übelriechende Löcher auf. Die Betroffenen – Bedienstete aus dem Dienstleistungssektor der „Seidenen Stadt“ – vermuteten Sabotage durch Konkurrenten oder sittenstrenge Mitreisende, beispielsweise unter den Seleniern. Hao dämmte die Spekulationen ein und konnte mit ihrer Magie den Schaden weitgehend reparieren. Bei einer Untersuchung des betreffenden Transportwagens fand sie Spuren von Säurefraß. Hatte es vielleicht einen Unfall mit Schmuggelgut gegeben? Ein auf Haos Initiative herbeigeholter Spürhund reagierte ängstlich und hatte Mühe, der Spur zu folgen. Letztlich führte er die Suchenden aber zu einem weiteren Wagen, bei dem sich ebenfalls Säurefraßspuren fanden. Die Ursache blieb ein Rätsel. Ein von Hao hinzugezogener Alchemist stellte fest, dass es sich um eine starke Säure handeln musste. Allerdings sei sie wenig zielgerichtet angewandt worden. Hao informierte die Verwaltung der „Seidenen Stadt“, doch nahm man die Sache nicht allzu ernst.
Die Helden beschlossen, wachsam zu bleiben. Nachts fiel Akira ein blaues Leuchten jenseits der Lagergrenzen auf. Hao stellte fest, dass einige Tiere der Menagerie unruhig wirkten. Beides trug nicht dazu bei, das Misstrauen der Helden zu verringern.

Am nächsten Morgen stellten sich die Befürchtungen als begründet heraus: Diesmal waren zwei Weinfässer ausgelaufen – und die Fässer wiesen ebenfalls Säurespuren auf. Sofort wurden wieder wechselseitige Verdächtigungen laut, die Hao einzudämmen versuchte. Allerdings setzte sie durch, dass eine Warnung herausgegeben wurde, auch wenn die Angelegenheit von offiziellen Stellen immer noch als lediglich lästig angesehen wurde.
Akira fiel während des Tages einer der seltenen Blaureiher auf, der dem Zug folgte. Er wertete das als ein gutes Omen. An diesem Abend lagerte die Karawane in der Wildnis, weshalb die Wachen besonders aufmerksam waren. Akira erwärmte sich inzwischen immer mehr für die Idee, dass die Säure-„Sabotage“ eventuell das Werk eines blinden Passagiers sei. Er erinnerte sich an die seltsamen Insektenpuppen. Beherbergte der Zug vielleicht irgendein säurespuckendes Insekt aus den Feenwelten, welches zum Beispiel auf dem Mondpfad nach Palitan in das Gepäck der selenischen Händler gelangt war?
In der Nacht stellte Hao fest, dass die Tiere der Menagerie – besonders die Quirin – erneut unruhig waren. Akira sah wieder das blaue Leuchten außerhalb des Lagers. Als er dem nachging, erblickte er den Blaureiher, der ihm schon tagsüber aufgefallen war – doch leuchtete dessen Gefieder in der Dunkelheit. Akira war sich sicher, dass ein so anmutiges Wesen nicht böse sein konnte und näherte sich ehrerbietig. Er gewann den Eindruck, dass das Tier (?) wegen irgendetwas im Lager aufgeregt schien, sich allerdings nicht näher wagte. In der Hoffnung, mehr über das Wesen zu erfahren, suchte er das Zelt auf, in dem Aki und einige andere Priesterinnen untergebracht waren. Diese identifizierten den leuchtenden Vogel nach Akiras Beschreibung als einen Aosagibi, ein magisches, glücksbringendes Wesen. Hao konnte beisteuern, dass Aosagibi Wesen der Finsternis und des Todes verfolgen würden – das verhieß nichts Gutes für den Zug. Die Helden beschlossen, am nächsten Abend erneut den Kontakt mit dem Aosagibi zu suchen.

Der nächste Morgen brachte neuen Streit unter den Händlern, da an zwei Wagen Säureschäden an den Achsen festgestellt wurden. Auch dank Haos Unterstützung konnten die Schäden beseitigt werden, aber langsam wurden die Schäden beunruhigend und verlangsamten die Reise zunehmend. Die Nerven lagen blank, auch wenn Hao und Akira ihr Möglichstes taten, die wechselseitigen Verdächtigungen zwischen den verschiedenen Händlern beziehungsweise den Kintarai und den Ausländern zu zerstreuen. Der Blaureiher folgte dem Zug weiterhin. Akiras nächtlicher Besuch bei den Priesterinnen brachte ihm kritische Nachfragen seitens Ritenmeisterin Uome Satomi ein, die an den Motiven des jungen Kriegers zweifelte.
Gegen Mittag stieß Akiras Reitertrupp überraschend auf einige Bewaffnete. Beinahe wären Waffen gezogen worden, aber der junge Unteroffizier konnte die Lage beruhigen. Die Holzmasken tragenden Fremden hatten ihre Mäntel mit Asche geschwärzt. Es handelte sich um herrenlose Kriegerinnen, die nach dem Tod ihres Anführers im Dienste der „Seidenen Stadt“ ihre Ehre wiederherstellen wollten. Am Abend durften sie ihr Ansinnen Tomoe vortragen. Akira legte ein gutes Wort für die Ronin ein, und schließlich gab die zögernde „Stadtherrin“ nach. Sie durften den Zug begleiten und sollten ihr Anliegen in Senrai vortragen können.
Bei Einbruch der Dunkelheit machten sich Hao und Akira auf die Suche nach dem Aosagibi. Tatsächlich fanden sie den magischen Vogel und Hao konnte ihn dazu bewegen, das Lager zu betreten. Allerdings mussten die Helden einige Neugierige wegscheuchen, die dem angeblich glücksbringenden Vogel auf den Leib rückten.

Die Operation erwies sich als voller Erfolg, als der magische Vogel ein seltsames Insekt mit silbernen Flügeln und blauem Leib einfing, das sich in einem Wagen verborgen hatte. Hao konnte es dem Vogel vorsichtig abnehmen, heilte das wespenartige Wesen magisch und brachte es in einem Gefäß unter, dessen Wände hoffentlich der Säure des Insektes widerstehen konnten. Eine Analyse am folgenden Tag bestätigte mit Hilfe einiger Fachleute, dass das Insekt magischen Ursprungs war und vermutlich aus einer an Dragorea grenzenden Feenwelt stammte. Die Säure dieser Wespen wurde anscheinend teilweise für Waffen- und Rüstungsätzungen verwendet. Handelte es sich eventuell doch nur um einen missglückten Fall von Schmuggel? Hao kam auf die Idee, Fallen für die Wesen auszulegen und begann mit Experimenten, um einen geeigneten Köder zu finden.
Am Abend lagerte die Karawane an einem See, der von Kappas bewohnt wurde. Die scheuen Wasserwesen erwiesen sich als gastfreundlich. Sie brachten Geschenke als Tribut an die göttliche Kaiserin und versorgten die Reisenden mit frischem Proviant. Außerdem wurden Wettkämpfe im Ringen und Armdrücken veranstaltet, bei denen die überraschend kräftigen Kappa klar dominierten. Auch Akira wurde mühelos von einem der Wasserwesen besiegt. Hao stellte ihre Fallen auf, um die magischen Insekten zu fangen. Tatsächlich gingen fünf der gefährlichen Insekten in die Falle, allerdings entkamen einige weitere.

Der weitere Weg zum „Leuchtenden Berg“ Kirameki no Yama verlief ereignislos. Der Aosagibi folgte weiterhin der Karawane – die Bedrohung durch die rätselhaften Feen-Insekten war offenbar noch nicht vorbei. Schattenhafte Bewegungen im Unterholz ließen vermuten, dass der Zug beobachtet wurde, vermutlich neugierige Feenwesen. Die „Stadtherrin“ Tomoe ermahnte alle Offiziere, dass der Marktfrieden für alle Seiten gewahrt werden müsse.
Die Abenteurer überlegten, wie sie bezüglich der Bedrohung durch die Rebellen weiter vorgehen sollten. Auch wenn die in die Karawane eingeschleusten Rebellen-Agenten festgesetzt worden waren – da war immer noch die Gefahr weiterer Aktionen durch andere Aufrührer in der Hauptstadt. Laut dem Verhör würden diese den Kontakt zu der Verhafteten Masseurin Hikibi suchen. Gab es eine Möglichkeit, die Rebellen-Kontakte in die Irre zu führen? Und was bedeutete die seltsamen Markierungen auf den magischen Bohnensamen, die man den Rebellen abgenommen hatte? Zusammengesetzt ergaben die Zeichnungen das (leider unvollständige) Bild einer Blüte. Aber was bedeutete das?
Inzwischen erhielten die Helden noch einige Informationen zu dem Feenmarkt im „Leuchtenden Berg“. Geld stand bei den Feenwesen nicht hoch im Kurs und musste meist gegen die lokale Marktwährung umgetauscht werden. Lieber nahmen die Feen für ihre exotischen Waren Darbietungen, Edelsteine, Schmuckstücke, aber auch Blut, Tränen, Haare, Magie, Atemzüge oder auch Erinnerungen, den Schatten oder das Spiegelbild des Käufers.

Der Kirameki no Yama erwies sich als ein hoher Kalksteinfelsen, dessen in die Felswand eingelassenes Tor sich nach einem magischen Ritual für die „Seidene Stadt“ öffnete. Die Karawane folgte dem Weg in eine von geisterhaften Lichtern schwach erhellte Dunkelheit. Offenbar würde in diesem Jahr der „Nacht-Markt“ stattfinden, der besondere Waren, aber auch deutlich mehr Gefahren versprach. Beim „Erblühen“ der „Seidenen Stadt“ in einer schattenhaften Ebene (?) zu Füßen einer gigantischen Festung zeigte sich die Magie des Marktes: das aus dem Boden beschworene Wasser leuchtete und verstärkte den unirdischen Glanz des Marktes. Der über den Berg herrschende Oni hieß die irdischen Gäste feierlich willkommen. Stumme, in schwere Holzpanzer gehüllte Krieger wachten über den Marktfrieden. Einige würden die „Seidene Stadt“ als Tributgabe an die Lebende Göttin begleiten. Akira schärfte seinen Untergebenen ein, auf keinen Fall Streit zu suchen, war dann aber ebenso begierig wie Hao, in das faszinierende Wirrwarr des Marktes einzutauchen, auf dem exotische Materialien, seltsame Waren, Getränke und Speisen sowie magische Dienstleistungen angeboten wurden. Sogar lebendige Wesen konnte man kaufen, zum Beispiel Spinnen, die als Schmuck getragen werden konnten, oder die magische Wiegen für Kinder spannen. Und natürlich waren schon die fremdartigen Händler und Besucherinnen ein beeindruckender Anblick.
Die Spannungen unter den Händlern der „Seidenen Stadt“ waren allerdings auch auf dem Feenmarkt spürbar und Hao musste beschwichtigend eingreifen. Nur wenig später musste sie vermitteln, als gegenüber einem feeischen Händler der Vorwurf laut wurde, er hätte betrogen und jemandem „den Atem gestohlen“. Für sich selber suchte Hao nach dem seltenen Feengarn. Tatsächlich wurde sie fündig, zahlte allerdings einen recht hohen Preis – nicht nur in Silber, sondern auch in Magie, Blut und ihrem eigenen Schatten, den sie für zwei Wochen veräußerte. Zudem suchte sie nach Informationen zu den seltsamen feeischen Insekten, die den Wagenzug seit einigen Tagen plagten. Leider erfuhr sie nur wenig Neues, abgesehen von der Bestätigung, dass der Herkunftsort der Insekten eine an Dragorea grenzende Feenwelt sei. Es handelte sich wohl um Schwarminsekten. Es war also zu befürchten, dass sich noch mehr in der „Seidenen Stadt“ verbargen, möglicherweise sogar ein ganzes Nest.
Währenddessen erkundete auch Akira die Stände der Feenhändler. Er hatte sich der jungen Kampfpriesterin Aki angeschlossen, die den Helden in den letzten Tagen wiederholt geholfen und für die Akira mehr als nur Respekt zu empfinden begonnen hatte, obwohl sie möglicherweise nicht die zu sein schien, die sie vorgab. Bei einem Stand entdeckte der Krieger ein exzellent gefertigtes Wakizashi. Der Preis war beträchtlich, aber im Austausch für die Geschichte von dem Zweikampf Akiras mit einem magischen Panther, sowie etwas Blut, Magie, Silber und ein kürzlich für die Abwehr des Räuberüberfalls erhaltenes Schmuckstück, konnte der junge Krieger die Klinge erwerben. Allerdings spottete die Rabentochter, der der Stand gehörte, dass die Klinge ihrem vorherigen Besitzer neun Leben lang gedient und dieser jedes Mal blutig geendet hätte. Vermutlich handelte es sich um ein Beutestück aus der feeischen „Welt des Krieges“. Aki schien vor allem an den Informationen und Geheimnissen interessiert, die auf dem Markt angeboten wurden, fand allerdings nicht das, was sie suchte.

Die Freizeit der Helden wurde jäh beendet, als Hao zu der „Stadtherrin“ Tomoe gerufen wurden: man hatte einen Toten gefunden. Anscheinend handelte es sich um den Gehilfen eines Händlers, doch eine genaue Identifizierung war schwierig, da jemand oder etwas dem Toten das Gesicht abgerissen hatte. Die Helden sollten unauffällig ermitteln, um den Marktfrieden nicht zu stören. Bei der Untersuchung der Leiche fand Hao ein langes silbernes Haar, das mit feinen Haken besetzt war. Vorsichtige Recherchen auf dem Feenmarkt brachten die Helden zu der Vermutung, dass der Tote einer Hari-Onago zum Opfer gefallen sei: einem mächtigen weiblichen Feenwesen, das junge Männer anlockte, sie mit ihrem magischen Haar erwürgte und ihr Gesicht raubte. Einigen Gerüchten zufolge waren Hari-Onago Rachegeister, die die Familienmitglieder ihres Mörders verfolgten.
Die Helden baten sowohl Aki als auch die Kontaktleute beim Kintarai-Geheimdienst um Unterstützung – auch wenn das bedeutete, dass die vor einigen Tagen festgesetzten Rebellenagenten statt von den Geheimdienstlern vorerst von Soldaten bewacht werden mussten. Aufgrund der Weitläufigkeit des Marktes wollten sich die Jäger in zwei Gruppen aufteilen: In der aus Hao, Aki und Akira bestehenden Gruppe sollte Akira als Lockvogel agieren.
Vermutlich stellte sich der junge Krieger zu ungeschickt an, denn die Suche blieb erfolglos. Wenig später wurden die Helden durch Schreckensschreie alarmiert. Eine weitere Leiche war gefunden worden – diesmal in einer belebteren Ecke des Marktes. Es handelte sich um einen Soldaten der „Seidenen Stadt“. Akira gelang es, die entstehende Unruhe zu kontrollieren, während Aki und Hao nach Spuren suchten. Da das Verbrechen erst vor kurzem stattgefunden hatte (soweit man das in der feeischen Umgebung sagen konnte), fanden sie tatsächlich eine schwache Blutspur. Dieser folgend, stießen Hao und Aki auf eine der Kurtisanen der seidenen Stadt, deren Gesicht Hao seltsam…falsch vorkam. Ein Trugbild vermutend, stellte Hao der jungen Frau eine Fangfrage und kam zu der Überzeugung, dass sich hier jemand hinter einem vertrauten Gesicht verbarg. Direkt angesprochen, ließ die Hari-Onago die Maske fallen und griff die Helden und Aki an. Die Geisterfrau erwies sich als gefährlicher Gegner, die Hao und Akira mit ihrem magischen Haar umschlang und ihnen gefährliche Wunden zufügte. Nur mit vereinten Kräften konnte der Geist besiegt werden. Leider blieb der Kampf nicht unbemerkt – der Vorfall stellte natürlich einen mehr als peinlichen Verstoß gegen den Marktfrieden sowie gegen die Ehre der „Stadtherrin“ Tomoe und des Herrschers des Berges dar.

Leider sollte dies nicht das einzige Blutvergießen bleiben: Als man zu dem Wagen zurückkehrte, in dem die Rebellenagenten gefangen gehalten wurden, fand man sie erschlagen vor. Offenbar hatte eine zur Bewachung abgestellte Soldatin von Akiras Einheit alle drei Gefangenen brutal abgeschlachtet. Die normalerweise stets zu Scherzen aufgelegte Kriegerin wirkte apathisch und wiederholte immer wieder, sie hätte die drei töten müssen. Alles sprach dafür, dass sie unter einem Suggestionszauber gehandelt hatte. Vermutlich hatte die Gefangene Himmelsblume den Zauber ausgelöst, als sie einen Anfall simuliert und dadurch dafür gesorgt hatte, dass jemand sie berührt und sich die zweite Wache auf der Suche nach einem Arzt entfernte. Das war ein beunruhigender Beweis der Entschlossenheit der Rebellen und ein schwerer Schlag für die Ermittlungen, wie auch für den Geheimdienst und Akira, dessen Untergebe die Tat verübt hatte. Der junge Krieger legte ein gutes Wort für die unfreiwillige Mörderin ein, aber sie wurde vorerst festgesetzt.
Nach diesem Debakel und angesichts der erlittenen Wunden waren die Helden kaum noch in der Stimmung, den Feenmarkt zu genießen, bevor die „Seidene Stadt“ wieder aufbrach. Obwohl dem Gefühl nach wenig mehr als eine Nacht vergangen war, verriet der Stand des Mondes beim Verlassen des „Leuchtenden Berges“, dass tatsächlich seit dem Passieren des Feentors mehrere Tage verstrichen sein mussten.

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #55 am: 7.11.2025 | 22:13 »
Die seidene Stadt: Teil IV (Spoiler für das Abenteuer „Die seidene Stadt“)
Kintai, zwischen Atasato und Senrai (Akira, Hao)

Auf dem Weg zur kaiserlichen Hauptstadt kam die „Seidene Stadt“ wieder in zivilisiertere Gefilde, was sich auch an dem besseren Zustand der Wege und dem Wohlstand der Dörfer zeigte. Die Nähe zu dem magischen Berg und dem Feenmarkt blieb spürbar – etwa bei der Rast in einem Dorf, dessen Einwohner vielfach Feenblut hatten. Überwiegend schien es sich um Sterbliche mit Schatten- oder Lichtfeenblut zu handeln. Trotz ihrer „gegensätzlichen“ Herkunft lebten sie friedlich zusammen und hießen die Karawane gastfreundlich willkommen.
In Akiras Einheit war die Stimmung nach dem Versagen bei der Bewachung der Gefangenen und der vorläufigen Festsetzung einer Kriegerin angespannt. Obwohl verwundet, versah Akira weiterhin seine Pflicht. Er wollte keine Schwäche zeigen und die Moral seiner Leute stabil halten.
Die dramatischen Ereignisse auf dem Feenmarkt kamen auch zur Sprache, als einer der Geheimdienstler die Helden aufsuchte und andeutete, dass man die Schuld an dem Tod der inhaftierten Rebellen dem Kommandeur der Geheimdienst-Einheit in die Schuhe schieben sollte. Einen Sündenbock würde den Druck von den anderen Beteiligten nehmen. Hao hatte keine Lust, sich darauf einzulassen, und Akira hielt ein solches Vorgehen für wenig ehrenvoll. Es blieb abzuwarten, ob das die richtige Entscheidung gewesen war…

Stattdessen kümmerten sich die Helden um die feeischen Insekten, die die „Seidene Stadt“ befallen hatten. Hao lockte den immer noch der Karawane folgenden magischen Blaureiher in das Lager, um so die Quelle des Befalls zu finden. Auch dank Haos Insektenfallen wussten die Helden, wo die magischen Insekten häufiger auftraten. Tatsächlich hatte die Suche Erfolg: Der Reiher wurde bei dem Wagen der Händlerin Tishiba Riko unruhig. An einer Weinkiste fanden die Helden verdächtige Löcher. Mit äußerster Sorgfalt transportierten die Helden die schwere Truhe aus dem Lager. Ein vorsichtiger Blick ins Innere zeigte, dass sich ein ganzes Nest der gefährlichen Insekten in der Truhe verbarg.
Die Händlerin beteuerte glaubwürdig ihr Unwissen. Die Truhe sei in Palitan mit kostbaren Weinen aus Selenia bestückt worden, ohne dass etwas Verdächtiges aufgefallen sei. Es war ihr ein Rätsel, wie und wann das Nest hineingekommen war.
Die Helden beschlossen, die gefährlichen Insekten mit einem  Eiszauber unschädlich zu machen. Um ein Ausfliegen zu verhindern, verstopften die Helden die von den Insekten in die Truhe geätzten Löcher und ummantelten die Truhe mit Metall- und Keramikgeschirr, das die Insekten hoffentlich lange genug daran hindern würde, sich mit Hilfe der von ihnen ausgeschiedenen Säure zu befreien. Da keiner der Helden einen passenden Zauber beherrschte, wandten sie sich erneut an Ritenmeisterin Satomi. Diese war bereit zu helfen, wenn auch etwas widerwillig ob der wiederholten Störung. Sie hielt weder von Hao (als Ausländerin) noch Akira (als Mitglied eines verfeindeten Klans) viel.
Die von Satomi beschworene Eisaura verletzte auch die Helden, doch die Wirkung auf die Insekten war sehr viel tödlicher. Nur wenige der Wesen konnten sich befreien und wurden von den Helden getötet. Leider hatte die Eisaura auch die Weinflaschen zerstört, doch dafür waren die Insekten nun alle tot. Eine Untersuchung des Nestes brachte mehrere hundert Exemplare des gefährlichen Ungeziefers ans Tageslicht, die vielfach noch nicht geschlüpft waren. Dies wäre vermutlich in den nächsten Tagen geschehen.  Wären sie ausgeschwärmt – oder bei einem unvorsichtigen Handhaben der Kiste schlagartig aufgescheucht worden – hätten sie großen Schaden anrichten können.
Anscheinend war das Nest absichtlich in der Truhe platziert worden. Die wenigen Insekten, die ins Freie gelangt waren, waren wohl vorfristig geschlüpft. All das sprach für gezielte Sabotage. Handelte es sich um eine weitere Aktion der Anti-Myuriko-Rebellen, oder war das die Tat einer weiteren Fraktion im Intrigenspiel um die „Seidene Stadt“?
Während „Stadtherrin“ Tomoe sich erleichtert zeigte, dass eine potentielle Katastrophe verhindert worden war, war die Besitzerin der Truhe weniger froh. Tishiba Riko hatte nicht nur ihre für die Göttliche Kaiserin bestimmte Tributgabe verloren, sondern musste auch damit rechnen, als Rebellenkontakt verdächtigt zu werden. Es war nicht sehr fair seitens der Helden, dass sie der Händlerin einen riskanten Ausweg aus ihrer misslichen Lage vorschlugen: Durch einen Zauber getarnt, sollte sie – abwechselnd mit einer weiblichen Angehörigen des Geheimdienstes – in der Hauptstadt als die verstorbene Rebellenagentin auftreten, um deren noch unbekannte Kontaktleute in die Falle zu locken. Wohl oder übel erklärte sich Tishiba Riko mit dem Vorschlag einverstanden.

Auf dem Rest der Strecke bis zur kaiserlichen Hauptstadt Senrai blieb die Karawane von weiteren Angriffen oder unliebsamen Zwischenfällen verschont. Mit wachsender Nähe zur Hauptstadt nahm die Anzahl der Siedlungen deutlich zu. Die Landschaft gewann eine märchenhafte Schönheit. Der Zustrom an Tributgaben schwoll noch einmal deutlich an.
Hao hoffte, dass nach der Verhaftung und dem Tod der Rebellen sowie der Neutralisierung der Feen-Insekten endlich Ruhe einkehren würde und widmete sich wieder ihrer Tarnaufgabe in der Menagerie der Karawane. Akira war nicht so sicher. Immerhin gab es noch die Kontaktleute der Rebellen in der Hauptstadt, die angeblich etwas „Großes“ planten. Außerdem wollte er herausfinden, wer das Nest der Feen-Insekten in der Weinkiste platziert hatte. Deshalb befragte Akira Tishiba Riko und ihre Gehilfen noch einmal eingehend. Wenig überraschend verdächtige Riko ihre Konkurrenten in der „Seidenen Stadt“: die dragoreischen Händler, aber auch die Kintarai-Familie der Jiribi, mit der sie eine langjährige Rivalität verband. Akira schlug Hao vor, sich bei der Befragung der Verdächtigen aufzuteilen: Hao würde die Händler aus Dragorea befragen, Akira die Jiribi. Bei diesen würde er seinen adligen Stand besser zu Geltung bringen können.
Haos Erkundigungen brachten leider keine neuen Erkenntnisse. Niemand schien etwas zu wissen. Stattdessen geriet Hao mit einem der Händler aneinander. Akira war bei den Jiribi erfolgreicher: Zwar beschränkte sich deren Mitteilsamkeit anfangs darauf, ihre Konkurrentin schlechtzureden. Aber dem jungen Krieger fiel auf, dass der Sekretär des Händlers etwas zu verbergen schien. Schließlich brach Sekretär unter den bohrenden Fragen Akiras zusammen. Er gestand, das Nest bei der Konkurrentin platziert zu haben, behauptete aber, dass seine Dienstherren nichts davon wussten. Akira informierte „Stadtherrin“ Tomoe, die den Unglücklichen festsetzen ließ. Nur Akiras Fürsprache war es zu verdanken, dass es den anderen Mitgliedern der Jiribi-Delegation nicht ebenso erging. Selbst im günstigsten Fall drohten den Jiribi hohe Geldstrafen und ein Ausschluss von der Teilnahme an der „Seidenen Stadt“. Hao spekulierte, dass jemand die Missgunst der Jiribi ausgenutzt und sie gezielt manipuliert hatte, aber dafür fanden sich vorerst keine Beweise.
Akira drohte allerdings aus einer anderen Richtung Ungemach: Sein Vorgesetzter Suguri Ito stellte ihn zur Rede. Der junge Kommandeur der Reiterei hatte von dem Tod der Kurtisane Himmelsblume erfahren – und realisiert, dass die Tarngeschichte um ihre Verhaftung nicht stimmig war. Akira konnte den Leutnant mit dem Verweis abwimmeln, dass es um Dinge ging, die zu enthüllen nicht im Belieben Akiras lag. Das verbesserte die Stimmung zwischen den beiden Kriegern natürlich nicht, zumal Ito sich den Tod der Kurtisane sehr zu Herzen nahm. Anscheinend verdächtigte er Akira, an ihrem Tod mitschuldig zu sein. Zumindest wurden keine Schwerter gezogen.

Am nächsten Tag erreichte die Karawane Senrai. Die Bauern der umliegenden Dörfer hatten mithilfe verschiedenfarbiger Blumen nicht nur Sagenwesen und Heroen, sondern auch Ausschnitte des Stadtpanoramas in die Landschaft „gemalt“. Eine Eskorte von 300 Berittenen nahm die „Seidenen Stadt“ in Empfang und geleitete sie die letzten Kilometer. Unter den prachtvoll gepanzerten und bewaffneten Kriegerinnen und Krieger waren zahlreiche Quirin-Reiter. Zusammen mit den Schaulustigen und Tributbringern schwoll der Zug auf 10.000 Personen an.
Die „am Reißbrett“ geplante Hauptstadt war ein atemberaubender Anblick mit ihren Palästen, Tempeln, Plätzen und Prunkstraßen, den zahllosen Schreinen und prunkvoll gekleideten Bewohnern. Die von einer hohen Mauer umgebene Stadt war in der Form einer Blüte errichtet worden. Wie die ganze Kintarai-Gesellschaft wurde Senrai von den großen Klans und dem Standessystem Kintais geprägt. Jeder der fünf großen Klans (Momoku, Ranku, Suguri, Uome, Zakur) hatte ein eigenes Stadtviertel, ein sechstes war der Kaiserin gewidmet. Die unteren Stände lebten am Stadtrand, die Höherrangigen näher am Zentrum. Den Mittelpunkt der Stadt bildete der kaiserliche Palast. Auch dieser war in der Gestalt einer Blüte errichtet.

Auf einem riesigen Platz im Osten Senrais „erblühte“ die „Seidene Stadt“ zum letzten Mal. Diesmal wurde kein Wasser aus dem Boden beschworen, stattdessen wurden bunte Stoffbahnen zwischen den Ständen ausgerollt, die durch neu hinzugekommene Händler und Handwerker aus ganz Kintai und dem Ausland noch einmal deutlich zahlreicher geworden waren.
Die Menagerie wurde an den Stadtrand verlegt, um den Tieren etwas Ruhe zu gönnen. Hao wäre am liebsten bei ihren „Schützlingen“ geblieben. Angesichts der immer noch drohenden Gefahr durch die Rebellen entschloss sie sich jedoch, ihren Tarnberuf aufzugeben und in der „Seidenen Stadt“ selber zu bleiben. Die Stadt sollte in Senrai insgesamt fünf Tage „blühen“ – was hoffentlich genug Zeit bot, damit die Rebellen Kontakt mit der falschen Hikibi aufnehmen und in die Falle gehen würden. Die Helden sollten den Geheimdienstleuten helfen, die Falle abzusichern. Akira hätte gerne die Kantioku Aki für den Einsatz rekrutiert, denn er hatte gelernt, ihren Fähigkeiten zu vertrauen (und eine Schwäche für die junge Kampfpriesterin entwickelt). Allerdings war sie wie vom Erdboden verschluckt. Bei der Besprechung mit dem Geheimdienst kam auch ein beunruhigender Punkt zur Sprache, der den Helden beim Erreichen Senrais aufgefallen war: der ferne Kaiserinnenpalast ähnelte der Zeichnung auf den magischen Blütenblättern der Rebellen. Zielte die „große Aktion“ der Rebellen auf den Palast Myurikos?
Akira nutzte den Abend, um mit einem der rätselhaften Feenkrieger zu trainieren, die auf dem Feenmarkt zu der Karawane gestoßen waren.

Am folgenden Tag suchte und fand Hao eine Schneiderin für das erworbene Feengarn. Die Schneiderin hätte das kostbare Garn zwar lieber für etwas Repräsentativeres verwendet als die Tracht der zhoujiangische Affengott-Kirche. Schließlich einigte man sich aber auf eine für beide Seiten zufriedenstellende – wenn auch für Hao nicht billige – Lösung.
Akira machte währenddessen seine Aufwartung im örtlichen Palast des Ranku-Klans, da seine Familie zu deren Vasallen gehörte und sein verstorbener Vater ein Ranku gewesen war. Der junge Krieger durfte dem Haushofmeister Bericht erstatten. Allerdings stießen Akiras Geschichten auf begrenzten Zuspruch: Die Jiribi, deren Intrige Akira zu verhindern und offenzulegen beigetragen hatte, waren den Ranku verschworen. Dem Klan wäre es lieber gewesen, wenn die Angelegenheit „unter der Hand“ geregelt worden wäre – etwa mit einem Selbstmord des Hauptschuldigen. Diese Möglichkeit bestand nun nicht mehr. Dass Akira eine Spur zu den aus Sadu stammenden Mördern seines Vaters gefunden hatte, brachte ihm wenig mehr als lobende Worte. Zwar würde man die Informationen über die verantwortliche Rebellengruppe an die Grenztruppen weitergeben. Der Ranku-Haushofmeister machte allerdings klar, dass man keinen Vorstoß auf die andere Seite des Kabila unternehmen wollte. Dies sei politisch zu heikel. Ernüchtert kehrte Akira zur „Seidenen Stadt“ zurück.
Dort wurden die Helden von der hochrangigen kaiserlichen Beamtin Zakur Mai zu der verhinderten Sabotage mit den Feen-Insekten befragt. Hao und Akira legten ein gutes Wort für „Stadtherrin“ Sugrui Tomoe ein. Akira versuchte zudem, den für seinen Lehensklan angerichteten „Schaden“ zu minimieren, indem er für Milde gegenüber den Jiribi plädierte.
Die Helden waren nicht die Einzigen, die befragt wurden. Ritenmeisterin Uome Satomi, die während der Reise von den Helden mehrmals zu Hilfe gerufen worden war, gab ebenfalls eine Rapport ab, äußerte sich bezüglich Tomoes allerdings deutlich weniger günstig. Auch Aki war vorgeladen worden. Die junge Albin erschien freilich diesmal nicht im Gewand einer Kantioku, sondern in den Kleidern einer Kintarai-Adligen und unter ihrem echten Namen: Momoku Eiko, Schwester des Fürsten der am Maishi-See gelegenen Stadt Tsusaka. Jetzt fiel es den Helden wie Schuppen von den Augen: Sie waren der jungen Adligen vor einem Jahr flüchtig begegnet, hatten sie aber in ihrer Verkleidung nicht erkannt.

Akira nahm das Doppelspiel von „Aki“ gelassen. Sie begleitete die Helden, als diese am Abend den „Silbernen Pavillon“ besuchten, einen der beiden großen Myuriko-Tempel Senrais. Hier wurde Myuriko vor allem als Herrscherin und Kriegerin verehrt. Im „Goldenen Pavillon“, den die Helden bei der Andacht im folgenden Morgengrauen besichtigten, wurde der Lebenden Göttin hingegen mehr in ihrer Rolle als Weltenschöpferin, Beschützerin und Spenderin von Harmonie und Leben gehuldigt.
Neben ihrem „Wachdienst“ fand Hao Zeit, nach den Tieren der Menagerie zu sehen. Akira traf sich mit Eiko, deren Besuch im Palast der Momoku ähnlich unbefriedigend verlaufen war wie Akiras Besuch des Ranku-Klans. Während sie im fernen Tsusaka fast gleichauf mit ihrem fürstlichen Bruder rangierte und für ihre Taten im Kampf gegen Monster, Piraten und rivalisierende Klans Ansehen genoss, galt sie bei der Hauptfamilie ihres Klans in Senrai offenbar weniger. Auch die „nicht ganz erstrangige“ Herkunft von Eikas Mutter, die ihr Vater in zweiter Ehe geheiratet hatte, war zur Sprache gekommen. Um auf andere Gedanken zu kommen, besuchten die jungen Adligen die für ihre Kampfkünste, Gelehrten und magischen Lehrkräfte berühmte Kaiserliche Akademie.

Am fünften Tag des Aufenthalts in Senrai wurde die Geduld der Helden und ihrer Verbündeten belohnt, als ein Wasserträger die vermeintliche Rebellin Hikibi ansprach, die gerade von einer Geheimdienstlerin gespielt wurde. Der Wasserträger übergab der Masseurin zwei Bohnensamen mit der Botschaft „Jetzt gleich“ und entfernte sich rasch. Akira folgte dem Rebellenkontakt unauffällig bis zum Palast. Hao ließ währenddessen die Bohnensamen magisch wachsen: die sprießenden Blätter vervollständigten die Skizze des Palastes und markierten einen Gebäudeflügel. Zudem enthielten sie die Botschaft „Der Mondkönig gewährt Einlass“ und zwei kleine, aber bemerkenswert detaillierte Porträts – offenbar die Ziele für einen Anschlag „wenn der Himmel birst“. Vermutlich sollte Hikibis Trupp den Attentätern Unterstützung leisten.
Hao, Momoku Eiko und einige Verbündete stießen zu Akira. Haos zur Erkundung ausgeschickter Eichhörnchen-Tiergefährte stellte fest, dass sich offenbar bereits zwei Unbefugte Zugang zu dem Palastgarten verschafft hatten und tatsächlich Einlass in den Palast erhielten. Bei sich hatten sie ein voluminöses Fass – vielleicht eine Bombe? Es war keine Zeit zu verlieren. Akira gelang es, die misstrauischen Palastgarden zu überreden, den Helden und Eiko Einlass zu gewähren. Von mehreren Gardisten „begleitet“ eilten sie zu dem auf der Skizze markierten Palastflügel. Die Pforte, durch die die vermutlichen Rebellen Einlass erhalten hatten, war wieder verschlossen. Doch der dahinter wachestehende Soldat gab widerspruchslos den Weg frei, als Akira einer Eingebung folgend die ominöse Botschaft „der Mondkönig gewährt Einlass“ wiederholte. Der Soldat wirkte seltsam…abwesend. Vermutlich stand er unter einem Beherrschungszauber.
Als die Helden die Rebellen einholten, war es fast schon zu spät: die Attentäter hatten bereits zwei Hofdamen niedergestochen, die zufällig ihren Weg gekreuzt hatten. Gerade waren sie dabei, die Lunte der Bombe zu zünden.
Hao stürzte sich auf die Lunte. Akira und Eiko kreuzten die Klingen mit dem einen der beiden Attentäter, während die Palastgarden den anderen angriffen. Die Rebellen erwiesen sich als äußerst versierte Fechter. Doch Akira gelang es, einen heftigen Glückstreffer landen. Zusammen mit Eiko konnte er seinen Gegner niederzwingen, auch wenn er selber schwere Verletzungen davontrug. Inzwischen schaffte es Hao, die Lunte zu löschen. Der zweite Rebell wurde von den Palastgarden und Eiko erschlagen. Leider kam für die beiden Hofdamen jede Hilfe zu spät. Der „Wasserträger“, der die Botschaft der Rebellen überbracht hatte, wurde zwar gestellt, konnte aber nicht lebend gefasst werden. So endete der Abend mit fünf Toten und mehreren Verletzten. Doch der Anschlag war vereitelt worden.

Am nächsten Tag rief Zakur Mai, die auch die Ermittlungen bezüglich des Attentats übernommen hatte, alle Beteiligten zusammen. Sie lobte die Helden, Eiko, die „Stadtherrin“, die Ritenmeisterin und auch die Geheimdienstler, die die „Seidene Stadt“ begleitet hatten, für ihr mutiges und entschlossenes Handeln. Gleichzeitig bedauerte sie, dass alle an der Verschwörung namentlich bekannten Beteiligten tot waren. Dadurch würden die Hintermänner und weitere Kontakte anonym bleiben. Auch die mögliche Verbindung des jungen Gankoda zu den Rebellen musste unaufgelöst bleiben: Sein verdächtiges Verhalten und das – nur von Haos Tiergefährten beobachtete – Treffen mit einer Frau, die VERMUTLICH eine Rebellinnen gewesen war, war nicht genug. Man könne nicht den Sohn eines mächtigen Fürsten auf die „Aussage“ eines Eichhörnchens hin festsetzen… Er sollte aber künftig genauer beobachtet werden.
Die Helden erfuhren, dass es sich bei den getöteten Hofdamen um Momoku Akane und ihre Tochter handelte. Die eigentlichen Anschlagsziele waren Suguri Mitsuaki (im diplomatischen Dienst vor allem in Sadu tätig) und Zakur Reina (ein Mitglied des kaiserlichen Geheimdienstes) gewesen. Dies ließ Akira vermuten, dass es sich bei den Attentätern um sadische Rebellen handelte.
Bezüglich der Sabotage mit den feeischen Insekten teilte Mai mit, dass das Verhör des Jiribi-Sekretärs neue Erkenntnisse gebracht hatte. Zakur Mai war sich sicher, dass der Mann nicht nur auf eigene Faust gehandelt hatte. Deshalb war nicht nur der Sekretär sondern auch sein zurzeit im zhoujiangischen Palitan weilender Herr geächtet worden. Die Waren, die die Jiribi mit der „Seidenen Stadt“ geschickt hatten, sollten beschlagnahmt und zur Wiedergutmachung der entstandenen Schäden genutzt werden. Die Familie Jiribi würde für 25 Jahre von der Teilnahme an der „Seidenen Stadt“ ausgeschlossen bleiben – falls sie nicht durch Reue, Buße und Wiedergutmachung die Frist verkürzen konnten. Angesichts der Schwere des Vergehens war dies eine maßvolle Strafe. Dennoch war dies natürlich für Klan Ranku, dem die Jiribi zugeschworen waren, wenig erfreulich. Aber Akira hatte durch seine Leistung bei der Verhinderung des Attentats so viel Ehre erworben, dass der Klan seines Vaters sich anscheinend entschloss, Akiras Verwicklung in die für die Ranku peinliche Aufdeckung der Jiribi-Intrige zu ignorieren.
Über den Anschlag wie auch die Sabotage sollte Stillschweigen bewahrt werden. Weder der Versuch, die sakrosankte „Seidene Stadt“ für eine Intrige gegen Konkurrenten zu nutzen, noch ein beinahe gelungenes Attentat im Herzen des Kaiserreiches durften bekannt werden. Durch ihr beherztes Verhalten hatten sich die Helden auf jeden Fall die Teilnahme bei der feierlichen Übergabe der Tributgaben an die Göttliche Myuriko verdient.

Am folgenden Tag endete der Markt der „Seidenen Stadt“. Viele Teilnehmende (auch Akira) opferten in einem der Tempel Myurikos mehr oder weniger wertvolle Geschenke. Daneben verbrachte er noch etwas Zeit mit Eiko. Die Schwester des Fürsten von Tsusaka verriet endlich, warum sie die „Seidene Stadt“ unter einem falschen Namen begleitet hatte: Ihre Aufgabe war es gewesen, „Stadtherrin“ Suguri Tomoe im Auge zu behalten. Tomoes Eignung für den verantwortungsvollen Posten wurde wohl nicht von allen akzeptiert – vor allem, wenn sie wie Klan Momoku mit den Suguri verfeindet waren. Eikos Mission war – auch dank der Helden – kein Erfolg gewesen, doch die junge Fürstenschwester schien das nicht zu schwer zu nehmen. Offensichtlich hatte Akira gerade durch seine jüngsten Leistungen bei ihr Eindruck gemacht.

Zum Abschluss der „Seidenen Stadt“ wurden die Tributgüter für die Göttliche Myuriko feierlich auf dem Marktplatz präsentiert und in einer feierlichen Prozession in den Plast gebracht. Die Ehrengäste – darunter auch die Helden – begleiteten den Zug. Jetzt hatten sie auch Gelegenheit, die atemberaubende Anmut und Pracht des Palastes zu würdigen. Höhepunkt der Prozession war der Empfang der Tributgeber durch den Gemahl der Göttlichen und dann – für wenige kostbare Augenblicke – durch die Göttliche Myuriko selbst. Auch wenn es niemand vermochte, der Göttlichen auch nur aus den Augenwinkeln ins Gesicht zu sehen, waren alleine ihre Stimme und Präsenz überwältigend. Ein sichtbares Zeichen ihrer überirdischen Macht waren auch die Hofdamen an ihrer Seite – die beiden Momoku, die bei dem gescheiterten Attentat ermordet, und durch die Gnade der Göttin wiedererweckt worden waren.
Jeder der Ehrengäste erhielt ein wertvolles Geschenk: Hao eine magische Goldkugel für ihre Gebetskette, Akira einen prachtvollen Rapphengst aus den kaiserlichen Ställen, samt einem kunstvoll gefertigten Sattel und Zaumzeug.