Autor Thema: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?  (Gelesen 3341 mal)

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Offline Isegrim

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Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« am: 2.04.2024 | 11:52 »
Eine Aussage aus einem anderen Thread, die auch vorher schon in diversen Themen getroffen wurde:

Regeln sind, was mir sagt, was ich im Spiel zu tun und zu lassen habe. Hintegrund tut das. Hintergrund ist folglich Regel.

Das kann man so sehen, wenn man den begriff "Regeln" sehr weitlläufig auslegt. Ich halte das nicht für sonderlich sinnvoll. Regeln sagen einem mE nicht, was ich zu tun habe, sondern wie dieses Tun am Spieltisch umgesetzt wird. So betrachtet ist der Hintergrund kein Teil der Regeln. Hintergrund bzw Setting geben mir Ideen, welche Möglichkeiten es gibt; unbedingt daran halten muss man sich nicht, solange di Mitspieler mitspielen.

ME wird das besonders deutlich bei Settings, die auch unabhängig vom RPG existieren. Mittelerde sieht eigentlich keine Sauron-anbetenden Hobbit-Assassinen vor, und ich würd auch keine in meiner Kampagne haben wollen. Je nach genutztem Regelwerk und der Offenheit der Mitspieler heißt das aber nicht, dass man so etwas grundsätzlich nicht spielen kann. Bei Star Trek zeichnen sich die Alien-Völker durch recht eng gesetzte Charakteristika aus; Klingonen sind Krieger, Vulkanier handeln logisch etc. Dennoch kann man einen Vulkanier-Berserker spielen, wenn man unbedingt will, wenn einen die anderen damit mitspielen lassen. usw isf.

Regeln (bzw das Hausregelwerk mit Änderungen, auf das man sich geeinigt hat) sind anders. Wenn die Regeln sagen, wie man einen Angriff umsetzt, oder einen Überredungsversuch, ist das so; zumindest bis die SL zu handwedeln anfängt...

Allgemein ist Hintergrund meist anpassungsfähiger als Regeln, und wird öfter bzw umfangreicher den Wünschen der Mitspieler angepasst. Schon weil er, außer in sehr kleinteiligen Beispielen (DSA...), oft nur einen Überblick bietet und viele Lücken hat, manchmal sogar als geplantes Feature, um den Mispielern genau diese Möglichkeiten zu bieten, das Setting den eigenen Wünschen anzupassen.

Natürlich gibt es RPGs, die diese Trennung an einigen Stellen aufweichen und eine enge Verknüpfung zwischen Hintergrund und Regeln fordern (Fate-Aspekte sind dafür ein Beispiel). Auch gibt es Systeme, die sehr eng fokussiert sind, und die Trennung praktisch gar nicht kennen; sind nicht meine Systeme, daher kann ich dazu nur wenige sagen. Aber viele Systeme machen das nicht, daher halte ich bei allgemeinen Diskussionen über Rollenspiel die Unterscheidung zwischen Regeln und Hintergrund für hilfreich und sinnvoll.
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Offline Zed

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #1 am: 2.04.2024 | 12:06 »
Ich bin nicht sehr breit im Wissen unterschiedlicher Systeme aufgestellt. Aber unter folgender Bedingung würde ich 1of3 Recht geben:

Wenn eine sehr komplexe Welt - so könnte ich es mir beim Rollenspiel zu Game of Throne vorstellen - mit einem vielleicht einfachen System verwoben ist, dann kann das System nicht mehr als "regelleicht" gelten. In so einem Fall wäre auch für mich "Hintergrund ist folglich Regel."

Online AndreJarosch

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #2 am: 2.04.2024 | 12:17 »
Im Englischen gibt es die Begriffe Crunch (Regeln/Spielmechaniken) und Fluff (Hintergrund/Setting).
Manchmal vermischen sich die beiden, aber häufig sind sie recht gut trennbar.

Für mich sieht das so aus:
Crunch/Regeln sind Spielmechaniken, Fluff/Hintergrund die Beschreibung wie die Welt die in dem Regelbuch enthalten ist funktioniert.

Somit sind z.B. die RuneQuest-Regeln Crunch, die Beschreibung der einzelnen Reiche Gloranthas Fluff.

Das ganze vermischt sich da, wo Regeln Teile des Hintergrundes simulieren müssen (Göttliche Magie und ihre Wunder im oben genannten Beispiel).
Wobei ich diese Mischversion als Regeln definiere wenn:
a) Diese Regeln für einen anderen Hintergrund anders funktionieren würden.
b) Der Hintergrundinformationen für jemanden der den Regelteil nicht kennt keinen Sinn ergeben würden.

 

Offline Maarzan

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #3 am: 2.04.2024 | 12:19 »
Ich würde auch sagen, dass Regeln und Hintergrund zwei Teile sind.
Idealerweise  - für mich - sollten die Regeln auch alleinstehend genommen und dann mit einem eigenen Hintergrund bespielt werden können.
Die offizielle Spielwelt sollte da eher eine Art direkt nutzbares Beispiel sein.
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Offline Irian

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #4 am: 2.04.2024 | 12:22 »
Ich würde auch für die Trennung plädieren. Regeln sind eines, Setting das andere. Sicherlich, in manchen Fällen ist das eine sehr stark auf das andere abgestimmt, aber es ist - imho - eher selten, dass der Hintergrund zum Teil der eigentlichen Regeln wird.

Wobei man hier evtl. auch zwischen "Allgemeine Regeln" und "Regeln für diesen Hintergrund" unterscheiden kann. Also z.B. W20 kleiner/größer irgendwas, wären "Allgemeine Regeln", hingegen wäre "Ein Halblings-Berserker aus der Sippe der Hügelwäldler hat einen irgendwas von 12." eher "Regeln für diesen Hintergrund". Es gibt also (meist) einen Regelwerks-Kern der "generisch_er_" ist und einen spezifischen Teil der Regeln, welche explizit diesen Hintergrund "modellieren". Natürlich ist das sehr fließend, manche Systeme bemühen sich, da strikt zu trennen und generisch zu sein, andere wurden nur für ein Setting gebaut und man müsste das für andere erstmal mühsam aufdröseln.
Hinweis: Nein, ich will dir nicht verbieten, X, Y oder Z in deinem Rollenspiel zu tun. Nein, ich habe dich keinen Rassisten genannt. Ja, du darfst X, Y oder Z auch weiterhin tun (außer es ist illegal, dann ist es aber auch nicht mein Problem). Wenn du denkst, es gibt eine einflussreiche oder auch nur mäßig große Gruppe hier im Forum oder in der dt. Szene, die dir dein Rollenspiel verbieten will, liegst du sehr wahrscheinlich falsch, insb. weil es idR keinen interessiert, was du so tust.

Offline ThinkingOrc

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #5 am: 2.04.2024 | 12:28 »
Ich empfinde die Unterscheidung in Spielmechanik und Hintergrund, beides als Teil der Regeln als zutreffende Definition.
Klar kann man eine Spielmechanik mit anderem Hintergrund verwenden und umgekehrt, aber dann macht man halt neue Regeln.

Offline felixs

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #6 am: 2.04.2024 | 12:33 »
Auch ich würde Welt und Regeln klar auseinander halten wollen. Es gibt sicher Fälle, wo beides ineinander greift, dadurch wird das eine aber nicht Teil des anderen.

Was sicher richtig ist: Beides (Weltbeschreibung und Regeln) beschreibt verbindliche Setzungen. Meinetwegen kann man dazu auch in beiden Fällen "Regeln" sagen, man schafft damit aber unnötige Verwirrung.

Letztlich eine Frage von Sprachkonventionen, würde ich meinen.
« Letzte Änderung: 2.04.2024 | 12:42 von felixs »
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Offline ThinkingOrc

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #7 am: 2.04.2024 | 12:43 »
Regeln regeln das Spiel.
Durch den Hintergrund wird geregelt, dass man z.B. in Mittelerde keine Jediritter spielen kann.
Oder Superhelden ala Flash in Aventurien.
Finde ich schon ziemlich eindeutig.
Ob man mit 3d6+x oder 1d20-y eine Proben würfelt ist auch eine Regel, aber eben eine Mechanik.
Also wenn, dann liegt die Sprachkonvention schon implizit vor, auch wenn es evtl. explizit bisher keiner so definiert.

Offline aikar

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #8 am: 2.04.2024 | 12:44 »
Ich würde Welt und Regeln klar auseinander halten wollen. Es gibt sicher Fälle, wo beides ineinander greift, dadurch wird das eine aber nicht Teil des anderen.

Was sicher richtig ist: Beides (Weltbeschreibung und Regeln) beschreibt verbindliche Setzungen. Meinetwegen kann man dazu auch in beiden Fällen "Regeln" sagen, man schafft damit aber unnötige Verwirrung.
Das.

Wenn eine sehr komplexe Welt - so könnte ich es mir beim Rollenspiel zu Game of Throne vorstellen - mit einem vielleicht einfachen System verwoben ist, dann kann das System nicht mehr als "regelleicht" gelten
Sie kann nicht mehr als leicht zugänglich oder einsteigerfreundlich gelten. Aber trotzdem noch als regelleicht.

Regeln sind, was mir sagt, was ich im Spiel zu tun und zu lassen habe. Hintegrund tut das. Hintergrund ist folglich Regel.
Nach dieser Definition ließe sich keinerlei Einordnung der Regelschwere mehr treffen. Weil z.B. das Spielen in Aventurien (einer sehr detaillierten Welt) mit einem ultra-minimalistischen 1W6-System auf einmal "regelschwer" wäre.

Mir kommt vor, hier gibt es einen Zirkelschluss.
1) Ich empfinde ein Spiel, dass nicht leicht zugänglich ist, nicht mehr als regelleicht.
2) Das was das Spiel komplex macht, ist der Hintergrund.
3) Ergo muss der Hintergrund zu den Regeln gehören.
4) Ergo hat ein Spiel mit komplexem Hintergrund viele Regeln und ist nicht mehr regelleicht.

Das resultiert aber nur aus der willkürlichen sprachlichen Setzung 1, die die meisten aber wohl nicht implizieren.

Ich hatte im Ursprungsthema auch schon ein paar Posts vorher geschrieben:
Und man sollte auch sagen, dass regelleicht nicht unbedingt leicht zugänglich bedeutet. PbtA und Fate stellen einige Leute vor ziemliche Herausforderungen um rein zu finden, wenn man zu sehr auf "klassische" Rollenspiele geeicht ist.
« Letzte Änderung: 2.04.2024 | 12:47 von aikar »
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Offline General Kong

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #9 am: 2.04.2024 | 13:06 »
Zur Eingangsfrage: Nein.

Ein Spiel kann einfach oder kompliziert, einsteigerfreundlich oder eher für diese mit Hürden behaftet sein aus einem der beiden oder beiden Gründen:
Ein ausufernder und detaillierter Hintergrund oder ein solcher mit vielen ungewöhnlichen Namen oder exotischen Kultutren (Empire of the Petal Throne für mich z.B.) mit einem einfachen Regelsystem kann da genauso herausfordernd sein wie ein Spiel mit einem sehr generischen Hintergrund, aber vielen Regeldetails, Detailregeln, komplizierter Charaktererschaffung, Rechenfolgen usw.

Eine Verzahnung von Hintergrund und Regeln find eich generell positiv in dem Sinne, dass das Regelwerk die Spielweise unterstützt.

Ich mag zum Beispiel keine Spiele, die mir etwas von "actiongeladenen, cinematischen Abenteuern" vorschwafeln, dann in den Regeln das aber überhaupt nicht unterstützen, weil ein beherzter Schwung vom Kronleuchter von Musketier Kongaleur nicht mal eben schnell gemacht werden kann und im wahrsten Sinne Schwung in den Kaapf bringt, sondern regeltechnisch ewig dauert und meistens mit Sturz und Arschbruch endet und im besten Falle nicht ganz so viele Nachteile bringt wie, mir das Regelwerk also sagt: NIMM DOCH DIE TREPPE, DU HELD!

Andersherum mag ich auch keine "düsteren, tötlichen" Settings, bei denen man bei Feuergefechten keine Deckung suchen muss, weil ein, zwei MP-Garben hält man eh aus. Sofern die Gegner denn mal treffen.
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Offline aikar

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #10 am: 2.04.2024 | 13:19 »
Ich mag zum Beispiel keine Spiele, die mir etwas von "actiongeladenen, cinematischen Abenteuern" vorschwafeln, dann in den Regeln das aber überhaupt nicht unterstützen, weil ein beherzter Schwung vom Kronleuchter von Musketier Kongaleur nicht mal eben schnell gemacht werden kann und im wahrsten Sinne Schwung in den Kaapf bringt, sondern regeltechnisch ewig dauert und meistens mit Sturz und Arschbruch endet und im besten Falle nicht ganz so viele Nachteile bringt wie, mir das Regelwerk also sagt: NIMM DOCH DIE TREPPE, DU HELD!

Andersherum mag ich auch keine "düsteren, tötlichen" Settings, bei denen man bei Feuergefechten keine Deckung suchen muss, weil ein, zwei MP-Garben hält man eh aus. Sofern die Gegner denn mal treffen.
Tatsächlich geben die Regeln das Spielgefühl mindestens genauso stark vor wie das Setting, wenn nicht noch stärker. Und wenn Setting und Regeln nicht in die gleiche Kerbe schlagen (egal in welche Richtung), fühlt es sich irgendwann nach Persiflage an. Das kann durchaus auch gewollt sein.
Ich kann beim gleichen Setting über das Regelsystem steuern, ob ich Walking Dead oder Zombieland erhalte.
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Offline General Kong

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #11 am: 2.04.2024 | 13:26 »
Stimmt, beides muss in der Intention aufeinander abgestimmt sein.

Auch ein "generisches" Regelwerk, das alles und nichts gleich gut bespielbar werden lassen soll, versagt, wenn es dann im Regelwerk sehr settingsbezogene Einstellungen vornimmt, ohne die die Regeln dann nicht funktionieren ("Für alle Charaktere ist das Sternzeichen und die Blutgruppe von besonderer Wichtigkeit" (Boni/ Mali inklusive).
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Offline Isegrim

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #12 am: 2.04.2024 | 13:30 »
Tatsächlich geben die Regeln das Spielgefühl mindestens genauso stark vor wie das Setting, wenn nicht noch stärker.

Da würde ich mitgehen, va weil ein Setting mE kein Spielgefühl vorgibt. Mittelerde oder SR - 6. Welt kann man völlig unterschiedlich  angehen. Der Hobbit oder der Herr der Ringe? Im Prinzip gleiches Setting, aber völlig anderes Erleben, sowohl die Bücher als auch der Versuch, deren Geist im Rollenspiel einzufangen. Street Punks oder Profi-Agenten? Gleiches Setting, ziemlich anderes Spiel.
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Offline JollyOrc

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #13 am: 2.04.2024 | 14:31 »
Ich denke, es gibt drei Dinge:
  • "Regeln", also die Mechanik, wie Punkte verteilt, Schaden gemessen, Fähigkeiten gelernt und geprüft werden, die Weltphysik, wie man sie als Spielgruppe über die Regeln manipuliert und nutzt, etc.
  • "Hintergrund", also die sachliche Beschreibung der Spielwelt, ihrer Einwohner, der bestehenden Konflikte, Übernatürliches, das Verständnis der Weltphysik aus Sicht der Bewohnenden, usw.
  • Und ein "Amalgam" aus Regeln und Hintergrund, nennen wir es "Weltmaschinenregeln". Erst diese Weltmaschinenregeln geben den umfassenden Überblick darüber, was in der Welt vorkommt und wie es sich verhält.
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

Offline JollyOrc

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #14 am: 2.04.2024 | 14:34 »
Wenn man jetzt für ein Rollenspiel schreibt, kann man "Regeln" und "Hintergrund" getrennt voneinander abhandeln. Das kann man sogar in getrennten Büchern veröffentlichen, ohne dass es weh tut.

Aber "am Tisch" wird beides zwangsläufig miteinander verschmolzen.

Und dann gibt es eben auch Spiele, die bewusst diese Trennung von "Regeln" und "Hintergrund" wegwerfen. Da werden die beiden Dinge stark vermischt beschrieben und befruchten sich gegenseitig.
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

Offline Jiba

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #15 am: 2.04.2024 | 14:36 »
Und dann gibt es eben auch Spiele, die bewusst diese Trennung von "Regeln" und "Hintergrund" wegwerfen. Da werden die beiden Dinge stark vermischt beschrieben und befruchten sich gegenseitig.
Einige PbtA-Varianten fielen mir da ein. Die treffen innerhalb der Regeln sehr konkrete Aussagen über die Spielwelt. Z.B. "Ironsworn" mit seinen zig Zufallstabellen.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline First Orko

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #16 am: 2.04.2024 | 15:04 »
In Beyond the Wall existiert die Spielwelt ausschließlich in Zufallstabellen! Beziehungsweise ist das mehr so "Optionsraum", welche Variante an den Spieltisch kommt. Da wäre dann die Frage, ob man da überhaupt noch von "Hintergrund" sprechen kann - wobei ich mit diversen BtW-Spielenden gesprochen habe und den Eindruck habe, dass es schon ein gutes Verständnis darüber gibt, wie die Welt von BtW so funktioniert - ohne dass es ein dediziertes Settingbuch gibt!
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Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #17 am: 2.04.2024 | 15:11 »
Das kann man so sehen, wenn man den begriff "Regeln" sehr weitlläufig auslegt. Ich halte das nicht für sonderlich sinnvoll. Regeln sagen einem mE nicht, was ich zu tun habe, sondern wie dieses Tun am Spieltisch umgesetzt wird. So betrachtet ist der Hintergrund kein Teil der Regeln.

Ich sehe, nicht wie sich eine Unterscheidung von Was und Wie abstrakt treffen lässt. In einem Gesprächszusammenhang kann man mit Wie nach Details und mit Warum nach Hintergründen fragen, aber erst nachdem ein Was etabliert wurde.

Ich denke, es gibt drei Dinge:
  • "Regeln", also die Mechanik, wie Punkte verteilt, Schaden gemessen, Fähigkeiten gelernt und geprüft werden, die Weltphysik, wie man sie als Spielgruppe über die Regeln manipuliert und nutzt, etc.
  • "Hintergrund", also die sachliche Beschreibung der Spielwelt, ihrer Einwohner, der bestehenden Konflikte, Übernatürliches, das Verständnis der Weltphysik aus Sicht der Bewohnenden, usw.
  • Und ein "Amalgam" aus Regeln und Hintergrund, nennen wir es "Weltmaschinenregeln". Erst diese Weltmaschinenregeln geben den umfassenden Überblick darüber, was in der Welt vorkommt und wie es sich verhält.

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  • Du darfst den Jenga-Turm bewusst umwerfen und erzählen, wie die Szene ausgeht.
  • Du darfst die X-Karte hochhalten, dann wird das Spiel unterbrochen und ggf. eine Entwicklung zurückgenommen.


Beispiele aus diversen Spielen. Gehören demnach jeweils in welche Kategorie?

Wenn man jetzt für ein Rollenspiel schreibt, kann man "Regeln" und "Hintergrund" getrennt voneinander abhandeln. Das kann man sogar in getrennten Büchern veröffentlichen, ohne dass es weh tut.

Du kannst auch Charakerklassen, Waffen oder Monster in verschiedenen Büchern veröffentlichen. Ich glaube, das zeigt uns nichts.

In Beyond the Wall existiert die Spielwelt ausschließlich in Zufallstabellen! Beziehungsweise ist das mehr so "Optionsraum", welche Variante an den Spieltisch kommt.

Bei D&D in Form des Monster Manual und bei Nobilis als Snippets von Beispielcharakteren bei jeder angebotenen Fähigkeit. Bei Super Ganget wird an Hand eines Comics erklärt, wie zu würfeln ist.

Offline chad vader

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #18 am: 2.04.2024 | 15:14 »
@1of3
Siehst du wirklich keinen Wert in der Unterscheidung zwischen rein informativen Fakten und funktionalen Regeln?

Beispiel: In Aventurien (DSA) ist das bekannteste Getränk aus der Region Thorwal der Rübenschnaps "Premer Feuer".

Ist der Bekanntheitsgrad von Premer Feuer  jetzt für dich "Hintergrund" und damit gleichzeitig "Regel"?

Offline First Orko

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #19 am: 2.04.2024 | 15:26 »
Beispiel: In Aventurien (DSA) ist das bekannteste Getränk aus der Region Thorwal der Rübenschnaps "Premer Feuer".

Ist der Bekanntheitsgrad von Premer Feuer  jetzt für dich "Hintergrund" und damit gleichzeitig "Regel"?

Gegenfrage: "In Thorwaler Kneipen wird ausschließlich Ziegenmilch ausgeschenkt, da dort niemand Alkohol trinkt" => Spiel man Aventurien damit regelgerecht?  :think:
Klar kann jeder "sein" Aventurien basteln. Aber den meisten DSA-Gruppen würde man als SL damit vor den Kopf stoßen, weil ihnen die impliziten Regeln des Hintergrunds (Thorwaler trinken Schnaps!) eben genauso wichtig ist, wie die 3W20 mit denen man würfelt.

EDIT: Ich verweise mal als Beleg auf die Antwort unter mir  ;D
« Letzte Änderung: 2.04.2024 | 15:28 von First Orko »
It's repetitive.
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Offline ThinkingOrc

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #20 am: 2.04.2024 | 15:26 »
Zitat
Ist der Bekanntheitsgrad von Premer Feuer  jetzt für dich "Hintergrund" und damit gleichzeitig "Regel"?
Ich antworte mal für mich:
Aber sowas von. Das erkennt man z.B. daran, dass sich vermutlich 80% der Hardcore DSA fans daran stören würde, wenn ein SL auf einmal in einer Thorwalschen Kneipe den Wirt die Frage nach demselbigen mit einem "Wasn' das?" quittieren würde.
Das wäre nämlich ein Regelverstoß oder eben eine Hausregel ob nur für diese eine Kneipe oder allgemein in der Version dieses SLs, wäre der Bekanntheitsgrad des Premer Feuers nicht der Regel entsprechend anders als es jeder Spieler, mit der Lektüre des Regelbuchs erwarten dürfte.
Zitat
Siehst du wirklich keinen Wert in der Unterscheidung zwischen rein informativen Fakten und funktionalen Regeln?
Die Trennung zwischen Spielmechanik (/-System) und Spielwelt (Hintergrund/Setting) ist ja trotzdem möglich. Aber sie sind beide eben Teil der Regeln.

Gesetze und Höflichkeit sind was ganz scharf trennbares, dennoch sind sie beide Teil der gesellschaftlichen Regeln unter denen wir den Umgang miteinander regeln.

Offline Maarzan

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #21 am: 2.04.2024 | 15:33 »
Ich versuch mal einen anderen Vergleich:
Regeln sind wie ein Betriebssystem, welches bestimmte Befehle zur Verfügung stellt.
Darauf basieren dann Programme (Hintergründe), welche es erlauben bestimmte Daten/Dokumente  (Abenteuer) zu bearbeiten.

Auf manch einer speziellen Konsole mag nur ein Programm laufen und ohne das richtige Programm (ggf ergänzt um lokale Businessregeln/Konfigurationen, aka Hausregeln und lokale Besonderheiten) wird es auch mit spezifischen Daten ein Problem geben, aber es bleiben 3 Schichten.
« Letzte Änderung: 2.04.2024 | 15:51 von Maarzan »
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Online 1of3

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #22 am: 2.04.2024 | 15:39 »
@1of3
Siehst du wirklich keinen Wert in der Unterscheidung zwischen rein informativen Fakten und funktionalen Regeln?

Beispiel: In Aventurien (DSA) ist das bekannteste Getränk aus der Region Thorwal der Rübenschnaps "Premer Feuer".

Ist der Bekanntheitsgrad von Premer Feuer  jetzt für dich "Hintergrund" und damit gleichzeitig "Regel"?

Die Frage ist nicht im Inhalt, sondern in der Formulierung. Regelgerecht darfst du nicht ausdrücken, dass dieser Schnapps nicht das bekannteste Getränk Thorwals sei. Gut, das wäre vielleicht doof, aber das liegt dann daran, dass die Regel an sich eben doof ist. Anderes Beispiel: Vampirstädte werden von einem Fürsten regiert. Wenn du also eine Vampirstadt beschreibst, überlege, wer dort Fürst ist. Es kann sein, dass es keinen gibt. Dann solltest du aber wissen, warum diese Stadt vom hergebrachten Modell abweicht. Gibt es vielleicht einen Machtkampf? Oder haben sich mehrere Vampire zu einem Rat organisiert?

Offline Isegrim

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #23 am: 2.04.2024 | 15:44 »
Ich sehe, nicht wie sich eine Unterscheidung von Was und Wie abstrakt treffen lässt. In einem Gesprächszusammenhang kann man mit Wie nach Details und mit Warum nach Hintergründen fragen, aber erst nachdem ein Was etabliert wurde.

Das "Was" kann man auch aus Werken nehmen, die nichts mit Rollenspiel zu tun hat, oder auch aus der Realität, wenn man in der spielt. Was ein Vulkanier ist steht Star Trek-Büchern, die nichts mit RPG zu tun haben. Welche Vorteil der in einer Star Trek-RPG-Runde genau hat nicht; auch wenn es bei manchen Systemen nicht notwendig sein mag, dass es solche Vorteile gibt. Die Polizei kennen wir aus der Realität und fiktiven Werken, die keinen RPG-Bezug haben. Wann genau die kommt, wenn mein Runner einen Stuffer Shack überfällt, steht vermutlich in irgendwelchen SR-Regelwerken; auch wenn man das nicht unbedingt braucht sondern es einfach die SL entscheiden lässt. Welche verschiedenen Schwerttypen es gibt findet man in tausend Büchern über historischen Waffengebrauch; wie es genau abgehandelt wird, wie man damit zuhaut, steht in den Regel, ob die da jetzt Unterschiede zwischen Kurzschwert, Rapier oder Stuhlbein gemacht wird oder nicht.

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Nichts davon ist Hintergrund oder Setting oder Fluff oder wie man es auch nennen will. Hört sich für mich nach Regeln an (bzw die X-Karte nach einer Meta-Regel, die universell in jedem System, Regelwerk, Setting einsetzbar sein sollte, wenn ich das Konzept richtig verstanden habe).

EDIT
Das mit dem Premer Feuer steht so va in den Hintergrund-Teilen von DSA-Büchern, nicht so sehr im Regelteil, würd ich sagen. Da steht, was passiert, wenn man Schnaps trinkt, ob Premer Feuer oder Balihoer Bärentod. Sicher werden sich Verbindungen oder Überschneidungen finden lassen, zB dass die entprechende Zechen-Probe unterschiedliche Modifikatoren aufweist. Ich hab (vor langer, langer Zeit) aber auch mit DSA-Regeln andere Hintergründe als Aventurien bespielt. Da gab es Schnaps (vermutlich... ist wie gesagt lange her...), aber weder Thorwal noch Premer Feuer. Klappt, weil das eine Regeln sind, das andere Hintergrund.
« Letzte Änderung: 2.04.2024 | 15:52 von Isegrim »
"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides

Offline JollyOrc

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Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
« Antwort #24 am: 2.04.2024 | 16:03 »

[Liste von Anweisungsbeispielen entfernt]

Beispiele aus diversen Spielen. Gehören demnach jeweils in welche Kategorie?

sind für mich alles "Regeln" nach meinem Definitionsversuch. Ggfs., wie Isegrimm anmerkte, braucht es noch eine Kategorie "Meta-Regeln", die festlegen, wie man persönlich miteinander umgeht.

Was ich im Beitrag nicht explizit geschrieben hatte, aber eigentlich ausdrücken wollte: Das war ein Versuch, Dingen Namen zu geben, damit man über sie reden kann. Ich will damit keinerlei These beweisen oder widerlegen. Siehe auch direkt meinen Nachtragspost, dass man durchaus bewusst die ersten beiden Dinge zusammenwerfen kann.

Bei D&D in Form des Monster Manual und bei Nobilis als Snippets von Beispielcharakteren bei jeder angebotenen Fähigkeit. Bei Super Ganget wird an Hand eines Comics erklärt, wie zu würfeln ist.

Das vermischt IMHO Inhalt und Darreichungsform. Um es mit Scott McCloud zu sagen:


Was ich meine: Wie die von einem Rollenspiel transportierten Informationen tatsächlich bei mir ankommen, ob in einem oder in zwölf Büchern, als Comic, Fließtext, Tanzvideo, oder was auch immer ist Banane. Ich kann aber die Informationen klassifizieren, den Klassen Namen geben, und Mischklassen herausarbeiten.

Offensichtlich gibt es mechanische Regeln, die kein Setting beschreiben (siehe GURPS), und auch Settings, die ohne Regeln daherkommen (siehe systemagnostische Quellenbücher). Und ebenso offensichtlich gibt es zuhauf Werke, die beides untrennbar verbunden haben. (Von D&D zu den meisten Powered by the Apocalypse Spielen)

Dafür getrennte Wörter zu finden, um mit denen dann Dinge besser beschreiben zu können finde ich nicht falsch.
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)