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Rulings vs Rules

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ThinkingOrc:
Nein, ich würde sagen, sobald etwas verlässlich immer gleich funktioniert, selbst wenn es ein Spezialfall ist, der nicht häufig vorkommt. Ist es eine (Haus-)Regel (rule).
Eine Regelung (Ruling) wäre, dass in einer ganz bestimmten Situation du mit Wurf von X und Skill A von Y so z.B. einen Antagonisten entwaffnen kannst.
in einer anderen Situation, die aber so ähnlich ist, dass keine schon bestehende Regel andere Bedingungen verwendet würde, brauchst du aber auf einmal Attribut von Z und Skill B von V.
In einer dritten Situation kann es aber auch auf einmal gleich sein wie beim ersten mal, es ist nur nicht festgelegt wann Regelung 1 oder 2 oder noch eine Regelung angewendet wird.
Sobald du verlässlich eine bestimmte einmal angewendete Regelung für bestimmte Situationen erwarten kannst wird es m.E. eine Regel.

Arldwulf:

--- Zitat von: ThinkingOrc am 19.04.2024 | 14:00 ---Nein, ich würde sagen, sobald etwas verlässlich immer gleich funktioniert, selbst wenn es ein Spezialfall ist, der nicht häufig vorkommt. Ist es eine (Haus-)Regel (rule).

--- Ende Zitat ---

Mhh, nur tut es das ja nicht. Oder nicht mehr oder weniger als die Brücke. Der nächste Ork oder die nächste Brücke könnte ja schon wieder ganz andere, eigene Regeln haben.

Ehrlich gesagt glaube ich, dass die Frage nach der Verlässlichkeit oder Häufigkeit der Regel gar nicht den entscheidenden Faktor ausmacht.

Eher würde ich eine alternative Definition von Ruling/Regelung und Rule/Regel anwenden. Und zwar würde ich sagen, dass es immer beides gibt. Es gibt immer eine (und sei es auch noch so abstrakte oder allgemeine Regel) und eine Auslegung dieser Regel für einen konkreten Fall (die Regelung).

Dies verschiebt die Diskussion dann in die Richtung "wie konkret oder allgemein sind die Regeln" aber funktioniert dafür auch bezüglich der obigen Fragen weil es "ist das Ruling oder Rule?" mit "immer beides" beantwortet.

nobody@home:

--- Zitat von: Arldwulf am 19.04.2024 | 13:52 ---Ist ein schönes Beispiel, weil es auch aufzeigt wie kompliziert diese Frage werden kann.

Nimm mal an man würde sagen "diese Regelung gilt nur für eine Brücke, ist also ein Ruling", wie würde man dies dann auf andere Regelbereiche anwenden.

Wenn nun ich einen Ork bastel und dieser eine Ork hat einen besonderen Angriff den andere Orks nicht haben, ist das dann ebenfalls ein Ruling? Was ist wenn letztlich fast jeder Gegner eigene Attacken hat?

Gibt es ja durchaus, selbst in ziemlichen Mainstreamregelwerken.

--- Ende Zitat ---

Ich denke, viele Dinge, die wir im Spiel als so selbstverständlich wahrnehmen, daß wir sie gar nicht mal mehr wirklich bemerken, sind streng betrachtet in der Tat Rulings. Sei das nun, daß ich als SL (oder Abenteuerdesigner) den Schwierigkeitsgrad für einen bestimmten Wurf einfach über den Daumen gepeilt festlege, ohne den unbedingt "regeltechnich akkurat" herleiten zu können oder auch nur zu müssen, oder daß ich bei aller möglichen Verquastheit der Kampfregeln meines Systems immer noch die Möglichkeit habe, selber zu entscheiden, wer eigentlich gegen die SC antritt und wie genau welcher NSC dann jeweils im eigentlichen Gefecht vorgeht, ohne ein vorverregeltes Skript abarbeiten zu müssen.

Mit den angesprochenen Spezialattacken sieht's ähnlich aus. Wenn das System individuelle Spezialattacken erlaubt oder zumindest nicht ausdrücklich verbietet, dann ist "Im Prinzip kann jeder Gegner eigene Spezialattacken haben" dank Allgemeingültigkeit erst mal eine (ggf. unausgesprochene) Regel. "Knorbasch der Ork hat genau diese Spezialattacke, weil ich das so entschieden habe" bleibt aber ein Ruling, weil Einzelfall.

Zed:

--- Zitat von: nobody@home am 19.04.2024 | 13:38 ---Beispiel: in einem Abenteuer steht die Gruppe vor dem Problem, bei stürmischem Wetter eine wackelige Seilbrücke überqueren zu müssen. Das Abenteuer sieht dabei vor, daß jeder eine Geschicklichkeitsprobe von Schwierigkeit S zu absolvieren hat, daß ein Fehlschlag erst mal dazu führt, daß jemand anders mit auf die Brücke muß, um ihm zu helfen, und daß dann ein Fehlschlag bei der zweiten Probe einen Absturz bedeutet (und zwar je nach W6 für bei 1-3 den ursprünglichen Kandidaten, bei 4-5 den Helfer, und bei einer 6 beide). Das ist jetzt so erst mal, auch, wenn's "ganz offiziell" schon im Text etwa eines Kaufabenteuers steht, ein Ruling: abgedeckt ist eben nur genau diese Situation an dieser bestimmten Brücke unter diesen Umständen, und unter Umständen fallen auf dem Rückweg, wenn sich der Sturm inzwischen gelegt hat, ausdrücklich gar keine Würfe mehr an.

So...wie oft braucht und will man in der typischen Spielrunde jetzt also eigene gründlich auf Konsistenz abgeklopfte Spezialregeln mit allen Modifikatoren und sonstigen Schikanen für Brückenüberquerungen allgemein? :)

--- Ende Zitat ---
Interessantes Beispiel.

Für Dich wäre die Regelung ein Ruling, weil sie einen speziellen Einzel- oder Sonderfall erfasst und nicht zu verallgemeinern ist. Das kann man sicher als Kriterien heranziehen.

Für mich wäre es kein Ruling, weil es keine Regellücke schließt und nicht von der Gruppe kommt, sondern im (Regel-)Text steht.

felixs:
Kurzer Kommentar zur Diskussion um Regelabdeckung: Die meisten Regelwerke haben explizit nicht den Anspruch, alles abzudecken. Sie geben eine Richtschnur vor und die konkreten Situationen sind dann mehr oder weniger komplexe Anwendungsfälle dieser Regeln. In der Tat kann man darüber streiten, wie sinnvoll das Beharren auf vorhersehbaren Regeln ist, wenn eben nicht vorhersehbar ist, welche Situationen im Spiel vorkommen und wie die sich auf die Regeln auswirken. Zuschläge und Abzüge auf Probenwürfel sind ja im Grunde bereits Regelungen (auch wenn gute Regeln dafür Leitfäden beigeben.
Kampfregeln sind vermutlich der Teil des Regelwerks (der "rules"), welcher in den meisten Regelwerken am meisten ins Detail geht und welcher noch am ehesten mechanisch anwendbar ist. Aber selbst das deckt nie alle Situationen ab. Und man kann auch darüber streiten, ob es akzeptabel ist, einen Gegner mit Werten zu versehen, die von den im Regelwerk gegebenen abweichen (z.B. der oben genannte Ork mit dem Spezialangriff; oder mehr oder weniger Lebenspunkte z.B.). Ich meine, dass es allgemeine Konvention ist, dass es in Ordnung ist, wenn der SL Gegner aufstellt, deren Werte nicht den im Regelbuch gegebenen Werten entsprechen. Die Konvention ist aber eigentlich willkürlich, wenn man aus einer Perspektive argumentiert, der es auf Vorhersehbarkeit und Planbarkeit ankommt.

Nichtsdestoweniger ist diese Diskussion ganz interessant, weil sie wieder einmal zeigt, dass 1) wir nicht alle das gleiche Spiel spielen (ich bin immer wieder - wertungsfrei - erstaunt über manche Ansätze) und 2) es doch einige grundsätzliche Unterschiede auch innerhalb der verschiedenen Spiele gibt, die wir spielen.


--- Zitat von: Zed am 19.04.2024 | 14:23 ---Für Dich wäre die Regelung ein Ruling, weil sie einen speziellen Einzel- oder Sonderfall erfasst und nicht zu verallgemeinern ist. Das kann man sicher als Kriterien heranziehen.

Für mich wäre es kein Ruling, weil es keine Regellücke schließt und nicht von der Gruppe kommt, sondern im (Regel-)Text steht.

--- Ende Zitat ---

Meinem Bauchgefühl nach ist das ebenfalls keine Regelung, weil es eben den Konventionen entspricht.

Eine Regellücke wird durchaus geschlossen: Es gibt für die Darstellung dieser speziellen Figur (oder hier: Hindernis) keine Regeln. Also gibt es eine Regellücke und die wird durch die Regelungen bezüglich dieser Figur geschlossen. (Ich finde das aber zugegenermaßen selbst etwas arg eristisch und spiele hier nur den Teufelsanwalt - von der Praxis sind wir hier weit entfernt).

Ansonsten müsste man das Fass aufmachen, was Regeltext ist und wer die Rechte besitzt, diesen zu verfassen.

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