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Rulings vs Rules
felixs:
--- Zitat von: Zed am 19.04.2024 | 15:00 --- Das Kriterium für "Was ist ein Ruling" kann in meinen Augen nicht sein, ob Regellücken geschlossen werden. Denn sonst wäre das Schreiben von Regelwerken ja nur eine Rulingsammlung - und in dem Fall fielen beide Begriffe (in sich) zusammen.
Das Kriterium für "Was ist ein Ruling" muss sein, w e r die Regellücke schließt: Ist es die Gruppe/SL, dann ist es ein Ruling.
--- Ende Zitat ---
Hmm... Ich glaube, da ist ein teilweiser Widerspruch drin zu:
--- Zitat von: Zed am 19.04.2024 | 14:23 ---Für mich wäre es kein Ruling, weil es keine Regellücke schließt und nicht von der Gruppe kommt, sondern im (Regel-)Text steht.
--- Ende Zitat ---
Macht aber nichts. Ich finde das eh nicht so wichtig.
Interessant finde ich allerdings die Idee eines Regelwerks als Sammlung von Regelungen. Ich denke, wenn wir sagen, Regeln seien "kanonische Regelungen", dann kommt das schon hin. Und dass beide Begriffe an irgendeiner Stelle zusammenkommen ist OK und auch erwartbar; sonst würden wir ja nicht über die Ausdifferenzierung schreiben müssen. Ich denke, Regelungen schlagen irgendwann in Regeln um, wenn ausreichende Systematik und Quantität gegeben sind. (Frei nach engelsscher/leninscher Dialektik).
--- Zitat von: Kurna am 19.04.2024 | 15:15 ---Das sehe ich anders. Für mich ist der Unterschied zwischen Regel und Regelung nicht, von wem sie kommt, sondern wie dauerhaft sie geplant ist/genutzt wird.
Regeln (sowohl die offiziellen Regeln des Systems, als auch Hausregeln), sollen so (in vergleichbaren Situationen) immer angewendet werden.
Regelungen sind (zunächst) nur dafür gedacht, die eine bestimmte Situation zu lösen, z.B. weil keiner sich an die richtige Regel erinnert.
Eine Regelung kann zu einer Hausregel werden, wenn sie allen Beteiligten gut gefällt und deshalb in die Sammlung aufgenommen wird. Sie muss es aber nicht, wenn z.B. beim nächsten Mal sich jemand an die offizielle Regel erinnert, wird die dann genommen.
--- Ende Zitat ---
So würde ich es auch sehen. (Ist wahrscheinlich redundant, weil das aus meinen Ausführungen schon deutlich geworden sein dürfte. Aber so trägt es vielleicht zur Klarheit bei).
--- Zitat von: ThinkingOrc am 19.04.2024 | 15:32 ---Ja, der gute alte Spielleiterentscheid drängte sich schon die ganze Zeit auf. Allerdings empfinde ich den Rollenspielerischen Zeitgeist als weniger Unilateral. Und das Wort Entscheidung suggeriert mir die Wahl zwischen schon vorgegebenen Alternativen, weniger die Formulierung einer neuen Auflösungsmechanik.
Deswegen finde ich den Begriff Regelung ganz gut. Natürlich auch wegen der Verwandtschaft zur Regel und auch den englischen Begrifflichkeiten.
--- Ende Zitat ---
Die Frage wäre dann, ob man die Regel akzeptieren möchte, dass der Spielleiter die Aufgabe hat, Spielleiterentscheidungen in Form von Regelungen zu geben.
Ich würde meinen, ja. (Mit diversen Zusätzen von Gruppenkonsens, alles vor dem Hintergrund, dass man eh nicht sinnvoll mit Leuten spielen kann, die völlig inkompatible Vorstellungen haben etc.)
Und ansonsten finde ich das Begriffspaar "Regel" und "Regelung" auch sehr gut.
Tudor the Traveller:
Die ganze Diskussion erinnert mich an den Faden, der fragte, ob die Hintergrundwelt zu den Regeln gehört. Hier im Forum besteht eine sehr inhomogene Auffassung darüber, was Regeln eigentlich sind. Daher ist eine Diskussion zur Abgrenzung von Rulings eigentlich nicht zielführend, weil wir uns zwangsläufig in Definitionsdetails verheddern.
Eine Regel hat nach meinem Verständnis einen Lenkungszweck, der Spielabläufe in erwünschte Richtungrn lenken soll. Dafür muss ich vorher wissen, was erwünscht ist und was nicht.
Ein Ruling wäre demnach eine ad-hoc Regelung, die eine bestehende Lücke quasi in media res schließt, weil die Regel ihren Zweck nicht erfüllt - entweder, weil sie in media res nicht vorhanden ist (es gibt keine oder sie ist nicht zur Hand) oder weil das Ergebnis unerwünscht wäre. Die regelnde Instanz ist dabei imo irrelevant, fällt aber imo in die etablierte Rolle der SL.
Ich würde Ruling nicht mit Regelung gleichsetzen, weil Regeln auch Regelungen sind. Treffender wäre so etwas wie "Schiedsspruch" o.ä.
ThinkingOrc:
Bis auf den letzten Satz gehe ich mit.
Regeln sind keine Regelungen. Sie können für Regelungen herangezogen werden.
Jegliche ergebnisoffene Konfliktauflösung benötigt eine Regelung wie man zum Ergebnis kommt.
Entweder es gibt Regeln dafür, dann kann man diese für die Regelung der Konfliktauflösung benutzen. Oder man macht nur eine Regelung. Wenn man sich einigt, dass diese Regelung immer so gehandhabt werden soll, wird sie zur Regel.
Meine Analogie von oben mit Rechtsprechung und Gesetzen (Normen), finde ich immer noch recht passend.
Und das passt mit Hintergrund auch ganz hervorragend.
Die Regel besagt, dass Wookies nicht Basic aussprechen können. Rallracheen soll aber Basic aussprechen können (Regelung: er kann Basic aussprechen weil er vom Imperium operiert wurde).
Wenn jetzt die neue Norm gesetzt wird: "alle Wookies können operiert werden und dann Basic auch aussprechen (aber haben dann Schmerzen)", gibt's eine neue (Haus-)Regel.
1of3:
--- Zitat von: Kurna am 18.04.2024 | 23:18 ---Also wenn das der komplette Regelsatz wäre, hätte ich sofort zwei Fragen:
1. Was mache ich, wenn eine Situation drei mögliche Ausgänge hätte?
2. Was heißt, "nicht sicher über den Ausgang"? (Ich muss zwischen zwei gleich wahrscheinlichen Möglichkeiten wählen? Oder zwischen ungefähr ähnlich wahrscheinlichen? Order zwischen irgendwelchen 2 Optionen, egal wie unterschiedlich die Wahrscheinlichkeit ist?)
--- Ende Zitat ---
Nicht sicher heißt nicht sicher. Ob die gleich warscheinlich sind spielt keine Rolle.
Du hast aber erkannt, welche Frage ich provozieren wollte: Die erste. Wenn jetzt also jemand dieses Regelwerk hat und auf dieses Problem stößt, drei oder mehr sinnvolle Optionen zu haben, dann gibts verschiedene sinnvolle Möglichkeiten. Einen W3 nehmen. Oder sich die zwei interessantesten Ausgänge aussuchen. Wenn man sich also für ein solches Vorgehen entscheidet, also etwas, das durch die Regeln augescheinlich nicht abgedeckt ist, ist das dann ein Ruling? Oder eine Hausregel?
Es ist ja eher unwahrscheinlich, unsere Entscheidung in dieser Sache wieder zu vergessen. Es ist also nicht provisorisch, wie von einigen für Ruling angeführt wird.
Wenn "provisorisch" das zentrale Kriterium ist, eine Hausregel von einem Ruling zu unterscheiden, kann ich sagen: Rulings gibts bei mir für gewöhnlich nicht.
Und The Pool, Primetime Adventures, With Great Power und andere Spiele mit Forgianischer Stake-Resolution machen in der Tat die Sache mit den zwei spannensten Ausgängen und wählen dann zufällig eine aus. Meistens wird dann noch was von wegen Charakterwerte drum rum gestrickt, aber das ändert am Grundmechanismus wenig.
--- Zitat von: nobody@home am 19.04.2024 | 15:27 ---Tatsächlich ist meine Vorstellung von "Ruling" kein reines Eigengewächs, sondern mein Verständnis der Definition, wie sie im Fate-Handbuch beschrieben wird. Ich zitier' mal den entsprechenden Abschnitt aus dem englischen Original:
--- Zitat ---[...] For example, when you tell a player that his character can’t take that longrange sniper shot because the boat he’s on is bobbing up and down too much, you’re making a ruling.[...]
--- Ende Zitat ---
--- Ende Zitat ---
Das wäre eine Regel, die mir nicht gefällt. Also nicht, was hier beschrieben wird, sondern die Regel, welche die Möglichkeit zu solchem bereitstellt. Entweder wir sind uns alle einig, dass man da schießen kann. Oder wir sind uns alle einig, dass man da nicht schießen kann. Oder wir würfeln. Dazu sind Würfel da.
Arldwulf:
--- Zitat von: Tudor the Traveller am 19.04.2024 | 16:05 ---Ein Ruling wäre demnach eine ad-hoc Regelung, die eine bestehende Lücke quasi in media res schließt, weil die Regel ihren Zweck nicht erfüllt - entweder, weil sie in media res nicht vorhanden ist (es gibt keine oder sie ist nicht zur Hand) oder weil das Ergebnis unerwünscht wäre.
--- Ende Zitat ---
Mhh, in den meisten Fallen existiert ja irgendeine Regelung und sei sie auch noch so abstrakt oder implizit.
Insofern trifft der "mit dem Ergebnis bin ich nicht zufrieden" Fall wohl auf nahezu alle Anwendungen zu.
Aber wenn dies so ist, so wäre dies nur eine Frage der Regelqualität.
Nimm mal an ein Regelwerk gibt an, dass sich die Charaktere mit einer Geschwindigkeit von zehn Schritt bewegen können, ich als Spielleiter sag aber "heute ist es rutschig, da gehen nur 5 Schritt".
Ist das eine Regellücke? Eigentlich nicht, das Regelwerk sagt ja wie schnell die Charaktere in dieser Situation sind und mir gefällt (in diesem Beispiel) nur das Ergebnis der Regel nicht.
Die Regel dort zu ändern würde ich als klaren Fall einer Hausregel sehen, nicht als Ruling. Es geht hierbei ja darum eine Regel zu ändern mit der man unzufrieden ist.
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