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[Savage Worlds] Ghostbusters Solo Play
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Soundtrack: Pointer Sisters, Dance Electric
https://www.youtube.com/watch?v=fMK8D8JjLnA
Dana kommt spät vom Lincoln Center zurück, und fühlt sich ein wenig benommen. Sie hat es geschafft, im Gespräch mit dem Dirigenten und dem Management die Wogen wieder zu glätten; die waren ziemlich angepisst wegen ihrem plötzlichen Fehlen neulich. Dana ist in geheimer Aufruhr wegen dem Ganzen: Sie hatte sich vor einiger Zeit selbst versprochen, dass ihre Faszination für das Okkulte nicht mehr ihrer Karriere in den Weg kommen würde! Gestern ist das wieder passiert. Sie darf ab jetzt nicht mehr die Kontrolle verlieren.
Auf dem Flur hört sie laute Musik und Stimmen aus dem Apartment schräg gegenüber von ihrem. Jetzt gerade laufen die Pointer Sisters. Ach ja: Dies ist ja auch der Tag von Louis' Party! Die hatte sie über die Ereignisse von letzter Nacht ganz vergessen. Der Typ hat leider ein Gehör wie ein Wachhund, wenn er Schritte bei ihrem Apartment hört! Sie schleicht an seiner Wohnungstür vorbei. Jetzt auch noch erklären müssen, warum sie heute doch nicht auf seine Feier kommt, will sie wirklich nicht!
In dem Moment steckt Louis aber tatsächlich seinen sorgfältig pomadierten Kopf raus auf den Gang!
„Oh, hallo Dana! Da bist Du ja endlich! Komm' rein, die Party hebt gleich mega-Style-mäßig ab!“
„Ja, hallo Louis! Äh, ich hab' nicht mehr daran gedacht! Tut mir leid. Ich hatte gestern wirklich schlimme …“
Louis kommt raus auf den Gang, „Was? Du kommst nicht vorbei? Aber Dana, ich habe Dich doch schon allen Gästen angekündigt!“
„Ich bin wirklich abgespannt, Louis. Es tut mir leid! Ich komme gerade erst vom Orchester zurück …“
„Ja ja! Wir bauen Dich gleich wieder auf. Wir flößen Dir was von dem Weltklasse-Punsch ein, und ein paar von den Häppchen, und dann machen wir eine Scharade!“
„Okay, okay. … Ich hatte es ja zugesagt …“
„Du hattest schon vor Längerem zugesagt!“
„Ich komme gleich vorbei. Ich muss nur kurz etwas runter kommen, und mich umziehen. Okay?“
„Ja, klar, hey, klasse, ich sage allen Bescheid! Das wird die funkynesischste Tanzschaffe des Jahres, wir spielen Twister, und machen etwas Breakdance, warte nur!“, und er wendet sich enthusiastisch seiner Apartmenttür zu, die aber wieder zugefallen ist; wie von Geisterhand fällt sie ständig zu, wenn er gerade draußen steht.
„Hey, lasst mich rein! Ich bin’s, Louis!“, ruft er hilflos nach drinnen.
Das gibt Dana Gelegenheit, in ihr eigenes Apartment zu verschwinden.
Während sie sich aus ihren Arbeitsklamotten schält, klingelt das Telefon. Ihre Mom hat sie abgepasst, einer der gelegentlichen, liebevollen Kontrollanrufe. Es gelingt Dana, sie einigermaßen schnell abzuwimmeln.
Soundtrack: Elmer Bernstein, Attack
https://www.youtube.com/watch?v=RUukvGxwHFY
Sie landet abgespannt in einem ihrer Sessel. Sie hat keine Lust, Licht zu machen, und sitzt eine Weile nur in dem bläulichen Lichtsmog, der durch die Fenster von den Straßen hinauf scheint. Sie schaut auf, zum Telefon, und hat kurz wirklich vor, Peter anzurufen; in Peters Gesellschaft ist alles irgendwie scheißegal, wenn der erstmal aufdreht. Und Louis hatte neulich selbst gesagt, dass sie ihn mitbringen könne. Mit dem könnte man sogar einen Anstandsbesuch da nebenan überstehen, und sich eventuell sogar dabei amüsieren. Dann lehnt sie sich aber erstmal in ihrem Sessel zurück.
In dem Moment dringt das Grollen aus der Küche an ihre Ohren. Es muss schon seit einer ganzen Weile da gewesen sein, sie hat es anfangs nicht bemerkt, weil es so leise begonnen hat. Es klingt wie ein fernes Erdbeben, oder Gewitter. Als sie aufschaut, ist auch das goldgelbe Licht wieder da, eine ganz merkwürdige Lichtqualität, wie aus einer fremden Welt.
Wie gelähmt wendet sie ihren Kopf dorthin; wie in Zeitlupe. Der Lichtschimmer kommt durch die Fugen der Küchentür. Das Holz scheint auch absurderweise seine Struktur zu verändern, denn Hände und klauenbewehrte Pranken scheinen dahinter zu tasten, und das Holz einzudrücken als sei es nichts als eine dünne Membran ...
„Oh, Scheiße“, bringt sie heraus.
Dann brechen geisterhafte Arme aus ihrem Sessel hervor, packen sie begierig, und von telekinetischen Energien erfasst schwenkt der Sessel selbsttätig herum, zur Küchentür, die sich öffnet, und eine massige, kauernde Gestalt zum Vorschein bringt. Es ist das Ding aus dem Kühlschrank, das Ding aus Nancys Trance, das nicht dazu zu bewegen war, auf Danas Fragen zu antworten. Es sitzt geduckt da, zieht die Lefzen hoch, und knurrt heiser.
Schreiend und gegen den Griff der Pranken ankämpfend wird Dana in ihrem Sessel vorwärts gezogen, halb rutscht das Möbel, halb schwebt es, direkt durch die Küchentür, und diese fällt zu.
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Weit oben über den Dächern des Viertels finden sich gotische Ornamente und Figuren auf dem Gebäudedach. Ungesehen vom Gebäudemanagement liegen die beiden steinernen Statuen seit vorhin in Scherben. Sie waren innen hohl, als wären sie nicht etwa aus solidem Stein gewesen, sondern bloße Tonfiguren oder Gussformen, als wäre das, was einst darin eingeschlossen war, jetzt fort.
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In freudiger Erwartung auf Danas Erscheinen unterhält Louis Tully auf seiner Party seine Gäste mit einem unfassbaren Wortschwall. Er quasselt, ohne Luft zu holen, preist seine verschiedenen Häppchen an, hindert gelangweilte Gäste daran, zu gehen, begrüßt neue Gäste, tritt Leuten mit seiner Wortwahl auf den Schlips, ohne es zu merken, und ist insgesamt in ausgezeichneter Stimmung. Bis das laute Knurren aus seinem Kleiderschrank ertönt!
„Okay, Leute, wer hat den Hund hierhin mitgebracht?“, fragt er, vorwurfsvoll, aber amüsiert.
Dann katapultiert sich das graue, lederhäutige Biest mit solcher Kraft durch die Schranktüren, dass diese bersten, Holzsplitter fliegen in alle Richtungen! Geschrei erhebt sich von den auseinander stiebenden Partygästen. Das unbeschreibliche Ding kauert am Boden, es knurrt und sabbert, als es sich erneut sprungbereit macht. Es ist hinter Louis her. Kreischend türmt dieser aus dem Apartment auf den Flur, dem rettenden Lift entgegen, das gehörnte Scheusal setzt ihm nach, es bemüht sich nicht einmal, einen gezielten Sprung zu machen, es bricht einfach durch die Wand; mit schnappenden, zerrenden Kiefern befreit es sich von Splittern und Mauerwerk, schüttelt sich, und prescht auf den Gang, seinem Ziel hinterher.
Louis jagt wie vom wilden Affen gebissen über die Straße, und findet trotz seiner Panik seine Sinne in genügendem Maße wieder, dass er weiterfaseln kann, zumindest zu sich selbst: „… In meiner Wohnung läuft ein Bär frei rum, das gibt’s ja wohl nicht! Das werde ich bei der nächsten Mieterversammlung aber zur Sprache bringen. In diesem Gebäude ist die Haustierhaltung streng verboten, mit nur wenigen Ausnahmen, ganz wenigen Ausnahmen! Und ich glaube wohl, dass ein Bär oder Berglöwe nicht zu diesen gehört, oh nein!“
Bei der berühmten ‚Tavern on the Green‘ stellt der Verfolger seine Beute. Seine Augen glühen in rotem Licht, wie ferne Planetoiden. Gelassen trottet er jetzt aus der Dunkelheit des Central Park auf Louis Tully zu. Der steht mit dem Rücken zu den Fenstern des feinen Restaurants; die eleganten Leute da drin schauen pikiert, sie sehen in ihm nur einen weiteren Großstadt-Spinner, der einen Film fährt, offensichtlich halluziniert er ja. Verfolgungswahn. Sie sehen nicht die massige Gestalt, die knurrt, und sich sprungbereit macht. Und dann ist es vorerst vorbei für Louis, als ihm die Sinne schwinden.
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Peter hat sich eilig geduscht, so halbwegs in Schale geworfen, und ist mit Bleifuss nach Central Park West gefahren. Ihm ist immer noch ein wenig schwindelig bei dem Gedanken daran, wie Jas vorhin fast von der Plattform herunter geputzt worden wäre. Er klopft sich innerlich selbst auf die Schulter, denn diesmal hat er noch daran gedacht, an einem Straßenstand Scheiß-Blumen zu kaufen, er fühlt sich zwar wie ein Konformisten-Arschloch mit seinem affigen Sträußchen da in der Hand, aber er ist nun mal liebeskrank, und bereit, alles zu tun, was nötig ist. Jetzt wird Dana zur Rede gestellt, über diese sogenannte Foundation, ihre ständige Wankelmütigkeit, ihre vielen anderen Verehrer, und überhaupt über ihre Zukunftsvorstellungen!
Er kommt vorbei an einem Loch in der Wand, wo Mieter, Polizei, und Verwaltungsfritzen durcheinander reden. Sein Heroic-Nachteil lässt ihn besorgt einen prüfenden Blick durch die Wand werfen, um zu sehen, ob da irgendwer in direkter Gefahr ist. Hätte er nicht Dringlicheres zu tun, würde er mal nachfragen. Aber er hat viel Dringlicheres zu tun.
Er klopft gefühlvoll einen kleinen Rythmus an Danas Apartmenttür. Dann fällt ihm auf, dass es der von ‚Pale Bourbon Moon Blues’ ist, das lässt er lieber mal wieder, also klopft er den Rythmus von 'Null Detector' von seiner Lieblings-Punkband. Trotz dem ganzen Geklopfe macht niemand auf.
„Bist Du zuhause? Wir müssen reden!“, ruft er gedämpft.
Die Tür schwingt unvermittelt auf, und Dana steht da, in dem extravagantesten Tüllkleid, das in ihrem Kleiderschrank auffindbar gewesen sein dürfte.
„Bist Du der Schlüsselmeister?“, raunt sie in rauchiger Stimme.
Peter ist mehr erleichtert, Dana zu sehen, als er perplex ist über ihren Auftritt, und er fragt, „Ist das so 'ne Art Fangfrage? So wie ein Klopf-Klopf-Wer-Ist-Da-Witz?“
„Gib' schon Antwort!“, gurrt sie.
„Dana, ich bin so verdammt froh, Dich zu sehen. Ich hab' vorhin angerufen … Darf ich reinkommen?“
„Hör' auf zu plappern! Antworte! Bist Du der Schlüsselmeister?“, herrscht sie ihn an, mit ziemlich unerwarteter Intensität.
„Öh … nein?“, versucht er.
Prompt knallt sie ihm die Tür vor der Nase zu.
Verdattert steht er da, dann klopft er erneut 'Null Detector'.
Erneut geht die Apartmenttür auf: „Bist Du der Schlüsselmeister?“, fragt die rauchige Stimme, als wäre nichts gewesen.
„Ja, klar, siehst Du doch“, sagt er, gespielt abfällig.
Dana wandelt in ihr Apartment hinein, offensichtlich äußerst zufrieden mit dieser Antwort.
„… Ich bin jedenfalls ein guter Freund von dem, er sagte, wir treffen uns hier zum Vorglühen und so“, murmelt Peter, als er die Tür hinter sich schließt.
Im Apartment herrscht eine heillose Unordnung.
„Okay … in was für einem Trouble steckst Du diesmal, Süße?“, fragt Venkman.
„Du erscheinst zur rechten Zeit“, sagt sie, schaut sich raubtierhaft um, und geht vor ihm her.
Wir lassen Peter J. mal Notice würfeln, und er erzielt direkt ein Raise (Jas hat Recht, er hat auch mal Empathie, wenn’s drauf ankommt): Er ahnt, das Dana nicht einfach dissoziiert, sondern tatsächlich gerade nicht sie selbst ist.
Da lassen wir ihn mal gegen Nausea würfeln, das kann einen schon weggruseln; mit Benny-Einsatz schafft er es.
„Ja, klaro, immer doch …“, antwortet er salopp, „nur Deinen Namen habe ich nicht ganz behalten. Wer bist Du gleich?“
„Ich bin Zuul. Ich bin die Torwächterin.“
Peter schluckt. Er sieht sich genauer um: Hier drin sieht’s aus als wäre ein Wirbelsturm hindurch gefegt, als hätte jemand alles durchsucht, der nicht wusste, wie Danas Ordnung funktioniert — oder wie ein New Yorker Apartment überhaupt aufgebaut ist. Oder vielleicht, als habe der Maulwurf-Morton-Geist mit seiner Schaufel gewütet. Und so weit ist das gar nicht hergeholt, fällt Venkman auf, denn der Rahmen der Küchentür ist bedeckt von dunkelgrünem Ectoplasma, und auch der Kachelboden dort.
„Ah. Zuul, was? … Schon was vor für heute Abend?“
„Wir müssen uns vorbereiten für die Ankunft von Gozer!“, sagt sie, durchquert die aus den Angeln gerissene Schlafzimmertür, und steigt auf ihr Bett.
„Gozer, ja?“
„Der Vernichter“, raunt sie, schwelgerisch.
Zögerlich kommt Venkman ihr nach, und muffelt, „Du übertreibst es jetzt aber mit der Nicht-Spießigkeit, weißt Du? So wie die Bude aussieht, das ist ja nicht mehr Punk, das ist schon Existenzialismus.“
„Möchtest Du diesen Körper?“, gurrt sie.
„Ist das schon wieder so eine Fangfrage?“
„Nimm' mich jetzt, Subkreatur!“, raunt ihre Stimme, und schlägt dann plötzlich um in ein tiefes, gutturales Grollen, „Schlimm genug, dass wir beide geschlagen damit sind, auf zwei Beinen einher zu gehen und in der widerwärtigen Muttersprache dieser Elendiglichen zu sprechen!“
Mit einigem Geschick packt sie ihn am Kragen, schwenkt ihn herum, und der grobknochige Kerl fällt auf ihr Bett, sie spricht durch gefletschte Zähne, „Die einzige Wohltat ist, dass es nicht allzu lange dauern wird! Gozer der Reisende ist auf seinem Weg hierher ...! Sieh', ich habe ein Werkzeug mit einer gewissen Agilität; Beine, elegant zu Staksen, Hände, geschickt zu Greifen, für komplizierte Manipulationen! Sie ist gewohnt, irgendeine Erzeugerin von Musik zu sein! Ausgezeichnet für die Vereinigung!“
Schon hat Peter ihre Zunge in seinem Rachen und fühlt ihre Zähne in seine Lippe beißen, „Au ja!“, lacht er, „immer wieder gerne, diesmal mit Gefühl! … Aber im Ernst, lass' mal, ich habe da diese Richtlinie, mich nicht mit besessenen Leuten einzulassen!“, und er macht sich mühevoll wieder los aus Danas begierlicher Umklammerung, „Da war mal diese eine Punk-Biene, weißt Du, au weiha, total besessen, das soll mir eine Lehre gewesen sein!“
Und er arrangiert sie so auf ihrem Bett, dass er neben ihr sitzen kann, „Aber jetzt mal Tacheles, Zuul, ich will mit Dana sprechen. Lass' mich mit Dana sprechen“, und seine dunklen Augen fixieren sie eindringlich, fast wütend.
„Es gibt keine Dana, es gibt nur Zuul.“
„Ach Zuulie, Du verrückte Nuss, komm' schon! Lass' mich — mit — Dana — reden. Dana, ich bin’s. Peter.“
Ihre Stimme verzerrt sich wieder, jetzt klingt sie wirklich tief und dämonisch, „Es gibt keine Dana, es gibt nur Zuul!“
„Nein, was für eine bezaubernde Gesangsstimme Du haben musst! Was treibst Du überhaupt hier? Wie kommst Du auf Dana?“
„Sie sollte nicht hochmütig sein! Es war nicht ihr Blut, und nicht ihr Name. Fleisch und Sehnen, im Grunde sind sie alle gleich, diese wimmelnden Volksmassen! Ich hätte jede andere wählen können, und ich hätte eigentlich auch eine andere gewählt.“
„Aber hier bist Du am Ende ja doch aufgeschlagen, nicht wahr? Also, warum? Warum Dana?“
„Sie war die einzige, die zurückgeschaut hat! Darum war mir so, dass genausogut sie es sein könnte! Beine, elegant zu Staksen, Hände, geschickt zu Greifen! Nimm' mich jetzt hin!“
„So, jetzt ist Schluss mit lustig! Ich zähle jetzt bis drei, und dann kommt Dana wieder, oder hier in diesem Apartment gibt’s richtig Stress! Klar? Also, eins …“
Die Besessene scheint in Trance zu verfallen, mit geschlossenen Augen, die sich rapide unter den Lidern bewegen.
„… zwei …“
Sie öffnet die Augen, die Pupillen flattern, sie knurrt in einer dämonischen Tierstimme.
„… zweieinhalb …“, sagt Peter, jetzt unsicher.
Damit beginnt sich Danas Körper in die Luft zu erheben, und über dem Bett zu levitieren.
Voll fasziniertem Entsetzen betrachtet Peter sie. Die Besessene schwebt in Trance, dreht sich ganz langsam um sich selbst.
„... Bitte, komm' wieder runter“, sagt er schließlich — und weicht zurück, als sie nach ihm schnappt.
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Louis Tullys abgerissene Gestalt taumelt aufgescheucht durch den Central Park. Das blaue Hemd hängt ihm aus der Hose, die Haare stehen zerwühlt ab. Er hat die Arme ausgebreitet im Laufen.
„Der Reisende wird kommen … der Zerstörer …!“, und „Torwächterin!“, bringt er gelegentlich hervor, „Ich bin der Schlüsselmeister!“
Verzweifelt schnuppernd versucht er, ihre Fährte aufzunehmen. Die Sinne seiner kläglichen Gestalt sind wie stumpf, der kleine Mann kann praktisch überhaupt nichts wittern. Das groteske Menschengewimmel in dieser überfüllten, übergroßen Stadt strömt auch einen solch überwältigenden Gestank aus, dass jede Fährte überdeckt wird davon! Es bleibt ihm wohl nichts anderes übrig, als sich auf sein bloßes Gespür zu verlassen. Außerdem vertraut er durchaus auf die uralte Vorsehung: „Das Zeichen!“, knurrt er manisch, „Ja, das Zeichen wird zu sehen sein!“
Bei einer Kutsche am Straßenrand macht er Halt, wo Touristen sich durch den Central Park fahren lassen können. Der Geruch des Zugpferds zieht ihn an, und es wirkt auf ihn wie der vernünftigste Gesprächspartner seit Langem.
Er kann es genauso gut hier versuchen: „Ich bin Vinz Clortho, Schlüsselmeister von Gozer, Volguus Zildrohar, Herrscher von Sebuillia! Bist Du die Torwächterin?“
„Er hier zieht nur die Kutsche, Mister, über den Fahrpreis müssen Sie mit mir verhandeln!“, ruft der Kutscher lachend von seinem Bock herunter.
Der Besessene sieht dorthin, knurrt, und seine Augen beginnen, von innen her rot zu erglühen! Der Kutscher zieht die Augenbrauen hoch, und sagt sich, dass er sich das eingebildet haben muss!
Der Besessene wendet sich wieder an das Pferd, zischt ihm hilfreich zu: „Warte auf das Zeichen! Dann werden alle Gefangenen befreit!“, und zum Kutscher ruft er hinauf: „Du wirst in den Flammen zugrunde gehen, Du und Deinesgleichen! … Warte nur, Du sterblicher Abschaum! Die Torwächterin … Das Zeichen …!“, und flüchtend stolpert er fast über einen Mülleimer, und taumelt gegen den Einkaufswagen eines Penners, der daraufhin versucht, ihm eins mit seiner Krücke überzuziehen.
„Was für'n Arschloch …!“, kommentiert der Kutscher, als er dem kleinen Mann nachsieht, wie er heulend und brabbelnd in der Nacht verschwindet.
Vielleicht sollte jemand mal die Bullen rufen.
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In derselben Nacht also klingelt es am Tor der Feuerwache. Janine öffnet, und sieht sich einem Polizeibeamten gegenüber.
„Woll'n Sie wen oder bringen Sie wen?“, fragt sie unfreundlich.
„Wir bringen wen“, antwortet der Cop.
„Dann einen Moment.“
Janine holt Egon dazu, der wortlos das PKE-Gerät hebt, nachdem die Tür des Gefangenenwagens geöffnet wurde. Louis Tully sitzt da drin, in einer Zwangsjacke.
„Bist Du die Torwächterin?“, fragt er Egon, mittlerweile klingt seine Stimme erschöpft.
„Ja, äh … wir haben diesen Typ aufgegriffen. Die Klapse wollte ihn nicht“, sagt der Cop, „und bei uns auf der Wache lassen konnten wir ihn auch nicht so gut. Und man weiß ja, dass Ihr Leute sich für derartiges Zeug interessiert … also wollten wir grade mal anfragen … so ganz inoffiziell …“
Das Gerät schlägt sofort deutlich aus.
„Sie bringen ihn am besten gleich zu uns rein!“, kommentiert Egon.
Der Beamte nickt dankbar, und seine Kollegen setzen sich in Bewegung, um den Gefangenen nach draußen zu bugsieren.
„Ich finde es großartig, dass Sie sich dem Armen annehmen! Wissen Sie, Sie sind'n richtiger Menschenfreund!“, lobt Janine Egon, als sie wieder reingehen.
„Ich glaube nicht, dass er ein Mensch ist“, versetzt dieser.
Kurz darauf ist der Fremde ins obere Stockwerk gebracht worden, und mit der elektrischen Haube ausstaffiert, die ihn mit dem Aura-Leser verbindet. Ein Röhrenbildschirm neben ihm zeigt als flackerndes Pixelbild die Visage eines dämonischen Hundes mit seitlichen Hörnern.
„Wie sagten Sie noch gleich, wie Ihr Name lautet?“, fragt Egon, nach einem alarmierten Blick auf den Schirm.
„Vinz Clortho, Schlüsselmeister von Gozer!“, sagt dieser kooperativ. Er vermutet, hier vielleicht auf der richtigen Spur zu sein! Er ahmt Egons Bewegungen nach, der große Lulatsch wirkt auf ihn irgendwie vertrauenserweckend.
„Laut seinem Ausweis ist sein Name Louis Tully. Er wohnt am Central Park West“, sagt Janine, während sie seine Sachen durchsieht, und fragt die Testperson, „Wollen Sie etwas Kaffee, Mister Tully?“
„Will ich?“, fragt dieser Egon.
„Ja, nehmen Sie etwas.“
„Ja, nehmen Sie etwas!“, wiederholt Vinz höflich.
Janine guckt befremdet, und geht rüber zur Kaffeemaschine.
Egon nimmt ein Diktiergerät zur Hand und legt eine Tonbandkassette ein, und hält es dem Fremden entgegen.
„Vinz, Du sagtest vorhin, Du wartest auf ein Zeichen!“, sagt Egon, „Welches Zeichen wäre das?“
Bereitwillig sagt dieser, „Gozer der Reisende! Er wird in einer der vorausgewählten Formen erscheinen. Während der Rektifikation der Vuldronaii kam der Reisende in der Gestalt eines großen, bewegten Torb! Dann aber, während der dritten Aussöhnung der letzten Meketrex-Bittsteller, wählten sie für ihn eine neue Form — die eines riesigen Sukur! … Viele Shuvs und Zuuls mussten erfahren, was es hieß, in den Tiefen des Sukur geröstet zu werden in jenen Tagen, das kann ich Dir sagen!“
Vinz' Augen glänzen manisch, er ist ganz in seinem Element.
„Egon, kann ich Dich bitte mal sprechen?“, fragt Janine, gespielt gelassen.
Egon schaltet sein Diktiergerät aus und geht zu ihr rüber, sie zieht ihn ins Nebenzimmer. Sie können ihre Testperson durch den Türrahmen im Auge behalten; Vinz sieht relativ entspannt aus, er nimmt mehrere herumliegende Gegenstände zur Hand, um sie animalisch zu beschnüffeln.
„Egon, was geht hier vor?“, verlangt sie in gedämpfter Stimme zu wissen.
„Das würde ich auch sehr gerne final determinieren, Janine!“, sagt er leise, „Dieses Individuum ist offensichtlich einer Besitzergreifer-Entität zum Opfer gefallen. Ich halte diese für einen Klasse-VI-Geist … oder sogar VII! Mit anderen Worten …“
„Mit anderen Worten, so eine Dingsda-Klasse, mit der Sie es noch nie zu tun hatten!“
„Ja, gewiss. Ich muss warten, bis Jasper und Raymond wieder hier sind, bis ich extensivere Tests mit Mr. Tully durchführen kann.“
„Und was machen wir bis dahin?!“
„Ich fahre mit meiner mündlichen Befragung fort.“
„Egon, das ist hier keine Routine! Hier stimmt etwas nicht, und zwar ganz gewaltig! Ich will nicht, dass Sie sich hier weiterhin in Gefahr begeben!“
„Die Gefahr ist kalkulierbar, Janine. Er scheint ja jetzt nicht mehr tobsüchtig zu sein!“
„Oh nein, damit kommen Sie mir nicht durch. Das hier ist auch nicht viel anders als der Stunt, den Sie sich da auf dem Empire State Building geleistet haben! Dr. Elliott wäre da fast vom 86. Stock in sein Verderben gerissen worden! Ich mache mir definitiv Gedanken um Sie, Egon, und Ihre Einschätzung von Gefahren! ... Sie leben in Ihrem Elfenbeinturm, Sie hatten es bisher im Leben noch nicht mal mit einem Handtaschendieb oder einem fiesen Türsteher zu tun! Und jetzt wollen Sie sowas machen!“
„Ihre Fürsorge in allen Ehren, Janine. Aber wir haben gerade faktisch keine Wahl. Diese Sache wird sehr bald die ganze Stadt betreffen. … Wir sollten zurück zu unserer Testperson …“
„Sehr bald? Egon, wir sind doch schon mittendrin! Bis zum Hals sind wir da drin. Das, was Sie und Dr. Elliott und Dr. Stantz da vermuten, das hat doch bereits angefangen!“
„Möglich.“
„Wissen Sie, ich bin sehr gut in Vorahnungen! Ich habe ein ganz ungutes Gefühl bei dieser ganzen Sache! … Ich befürchte, dass Sie sterben werden!“, und die Leidenschaft überkommt sie, und sie umarmt ihn.
Egon weiß nicht, wie er damit umzugehen hat, und erwidert die Umarmung, wenn auch mechanisch. In dem Moment klingelt das Telefon. Gerettet!
„Ich geh' schon ran“, sagt Egon, und macht sich hastig von Janine los.
„Egon! Peter hier“, kommt die Stimme aus dem Hörer, „ich habe heiße Neuigkeiten aus der Welt von Gozer.“
„Worum geht’s, Peter?“
„Ich bin hier mit Dana Barrett. Sieht so aus, als hätte Gozie sich zwischenzeitlich hart rangemacht an meine heimliche Freundin!“
„In welcher Art Zustand ist sie?“
„Ich würde sagen, wir können ihr einen Gastauftritt verschaffen in einer schönen Wildtier-Doku. Ich hab' eben geschafft, ihr ordentlich Thorazin einzutrichtern, sie wird jetzt ein kleines Schläfchen machen. Aber sie sagt, sie ist ‚die Torwächterin‘, und den Namen Zuul verwendet sie jetzt für sich selbst! Sie sucht nach ‚dem Schlüsselmeister‘! Läutet das bei Dir irgendwelche Glöckchen?“
„Partiell. Ich habe hier den Schlüsselmeister bei mir im Hauptquartier. Er verwendet uns gegenüber für sich den Namen Vinz Clortho.“
„Ach nee? … Moment, was sagst Du da, Vinz Clortho? Ich glaube, das war doch auch der Name von der Stimme, die das Dickerchen kanalisieren wollte, dieser Steward Bower!“
„Das war mir ebenfalls als merkwürdig aufgefallen. Du hattest doch berichtet, diese Spiritisten-Gruppe habe Mr. Bower auf diese spezielle Entität gebracht?“
„Ja, das hat der Dicke so gesagt!“
„Möglicherweise hat unsere heutige Testperson hier irgendwie das geschafft, was für Mr. Bower nur bei einem Versuch geblieben ist. Er ist zum Schlüsselmeister geworden.“
„Schlüsselmeister und Torwächterin, ja, ganz toll. Na, dann ist das bestimmt informativ, was die zu sagen haben, wenn wir die zusammenbringen!“
„Das sollte meiner Einschätzung nach um jeden Preis vermieden werden. Das könnte außerordentlich gefährlich sein.“
„Okay, verstanden. Dann sehe zu, dass ich alleine hier loskomme, und treffe Euch in der Zentrale.“
Peter überprüft noch einmal den Puls der ausgeknockten Dana, und murmelt, „Schlechte Nachrichten, Baby. Ich muss kurz rüber zur Arbeit! Du bleibst erstmal noch schön im Bett, bis ich wiederkomme!“
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Ray und Winston waren auf einem Einsatz draußen im historischen Fort Detmerring, das heutzutage eine Touristenattraktion am Hudson River ist. Spät in der Nacht fahren sie im Ecto-1 wieder rein nach New York City.
„Hey Ray“, sagt Winston am Steuer schließlich, „glaubst Du eigentlich an Gott?“
„Bin ihm nie begegnet“, antwortet der, während er angestrengt über seinen mitgebrachten Gebäudeplänen brütet.
„Aber ich schon“, sagt Winston lächelnd, „und weißt Du, ich liebe Jesus' Stil!“
Abgelenkt sagt Ray, „Das hier macht alles keinen Sinn! Diese Träger sind aus einer Magnesium-Wolfram-Legierung!“
„Was ist das da eigentlich, mit dem Du die ganze Zeit so beschäftigt bist?“
„Ich habe doch endlich die Gebäudepläne bekommen, von dem Apartmenthaus, in dem Dana Barrett lebt. Und die sind tatsächlich … sehr, sehr seltsam.“
„Hey, Ray“, sagt Winston leise, „kennst Du die Stelle in der Bibel über die Letzten Tage … wenn die Toten sich aus ihren Gräbern erheben …“
„Ich erinner' mich an die Offenbarung, Vers 12 … ‚Und ich sah, dass es auftat das Sechste Siegel, und siehe, da ward ein großes Erdbeben. Und die Sonne ward schwarz wie ein härender Sack. Und der Mond ward wie Blut.“
Winston ergänzt, „Und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde.“
„Das Jüngste Gericht“, fasst Ray zusammen.
„Das Jüngste Gericht.“
„Jede olle Religion hat ihren eigenen Mythos über das Ende der Welt.“
„Ray. Ist Dir eigentlich jemals in den Sinn gekommen, dass der Grund, warum wir letztlich so beschäftigt sind, sein könnte, dass das Ende der Welt gekommen ist, und die Toten sich aus ihren Gräbern erhoben haben?“
Ray schweigt, und sagt dann, „Wie wär’s mit etwas Musik?“, und dreht das Radio an.
Soundtrack: Elmer Bernstein, Judgement Day (Long Edit)
https://youtu.be/-inX4MkApPA?t=20
„Hah! … Ja“, seufzt Winston.
Poppige Synthesizer-Beats erklingen im Einsatzfahrzeug, als es auf die Brooklyn Bridge fährt. In dem Moment lässt der Sonnenaufgang die Hochhäuser hellgrau werden, und in der Höhe ist bereits ein Band aus feurigem Orange erschienen.
Schalter:
Bei Tagesanbruch ist auch Jas erreicht worden, und er hat es am schnellsten in die Feuerwache geschafft. Jetzt steht er an Janines Schreibtisch, hält den Hörer des roten Telefons ans Ohr, Janine steht aufgeregt neben ihm. Sein Research-Wurfergebnis war eine sieben, er hat also den ganzen gestrigen Tag damit zugebracht, sich durch verschiedene Instanzen der Shandor Foundation zu telefonieren. Dabei hat er schließlich mit seinen zuckersüßen Worten die Telefonnummer einer gewissen Isolda Glumby bekommen.
„... Dann hilft es jetzt nichts, Janine, wir klingeln die wohltätige Dame jetzt aus ihrem Schlaf!“, sagt er entschieden, „es ist ja auch schon fast sieben Uhr früh, fast normale Geschäftszeiten!“
Nach langem Klingeln und einiger Überzeugungsarbeit seitens Dr. Elliott, holt Mrs. Glumbys Butler die Dame endlich ans Telefon.
„Hallo, da müssen Sie jetzt aber wirklich einen guten Grund zu nennen haben, warum Sie mich zu dieser Stunde ans Telefon holen!“, sagt ihre schroffe Stimme.
Jas spricht mit großem Enthusiasmus, „Ja, den habe ich auch, wie ich Ihrem Butler ja schon beteuert habe, Mrs. Glumby! Ich bin hocherfreut! Und vor allem, weil Sie ja unseren Vinz kennen! Unseren Goldjungen!“
„Vinz? Was soll das bedeuten?“
„Vinz Clortho, Ma'am! Was würden Sie sagen, wenn ich sage, dass der bei uns hier zu Besuch ist?“, frohlockt Jas.
Schweigen.
„Dann würde ich sagen, Sie lügen“, sagt die Alte.
„Aber immerhin kennen Sie sich!“
„Wer sind Sie und warum rufen Sie an? Wie kommen Sie da überhaupt auf mich?“
„Ich bin ein eifriger Benefaktor der Stadt, meine Liebe, so wie Sie! Alles in Butter geschwenkt, keine Sorge!“
„Hmh“, macht Isolda Glumby mürrisch, „Sie wollen anscheinend irgendwelche Spielchen machen. Das würde ich Ihnen aber nicht raten. Da verbrennen Sie sich sehr wahrscheinlich die Finger.“
„Jetzt mal Hand aufs Herz, Ma'am: Was will die Foundation denn mit unserem Vinz? Ehrlich gesagt ist er nicht mal so der Bringer bisher, ich vermute, er ist nicht mal stubenrein und kann auch noch gar nicht apportieren!“
„Sie Quatschkopf. Vinz Clorthos Bewandtnis erschließt sich Ihnen auch nicht. Bringen Sie ihn bei unserer Foundation vorbei, das ist das einzig Kluge, das Sie machen können.“
„Und Ihre Gruppe weiß, was zu tun ist …?“, fragt Jas lauernd.
„Wir haben einiges an Hinweisen zusammengesetzt! Wir sind Archivare und Beobachter bestimmter Abläufe.“
„Abläufe?“
„Kosmischer Geschicke! Vorgänge haben sich in Bewegung gesetzt, jenseits dessen, was für uns Erdenmenschen der Horizont des Begreifbaren ist! Vinz Clortho ist unser As im Ärmel dabei. Einer der essenziellen Faktoren. Raus mit der Sprache, Mister: Ist es Steward? Hatte er mit seinem Versuch etwa Erfolg?“
„Wenn Sie nicht auspacken, Ma'am, hören Sie von mir auch nicht mehr!“
„Sie sind ein Narr, Mister. Sie glauben doch nicht, dass die Foundation Ihnen helfen wird? Wir haben weitreichende Verbindungen. Wir werden Vinz Clortho schon bekommen, oh ja. Geben Sie ihn besser freiwillig heraus.“
„Soll das etwa eine Drohung sein, werte Dame?“
„Oh ja. Ich sorge dafür, dass man Sie politisch so sehr fertig macht, dass Sie sich wünschten, sich nie für das Jenseits interessiert zu haben, mein Junge!“, knurrt Mrs. Glumby, jetzt klingt sie plötzlich richtig garstig.
Jas guckt doof den Hörer an, er unterliegt knapp bei einem Wurf gegen die Einschüchterung (trotz mehrfacher Benny-Ausgabe), und ist Distracted.
„Dann lassen wir das vielleicht mal lieber, Ma'am! Sie sind mir heute morgen etwas zu sperrig. Ich melde mich wieder, Ihre Nummer hab' ich ja. Tüdelü!“, und schnell knallt er den Hörer drauf.
„Ziemlich arglistiger Haufen, diese sogenannten Wohltäter!“, sagt Janine, die mit spitzen Ohren mitgehört hat.
„Ja“, sagt Jas gedankenvoll, „aber vielleicht gar nicht so umfassend in das ganze Geschehen hier verwickelt wie wir jüngst dachten. Die wissen mehr als wir, klar … aber wissen die alles?“
„Die hat Sie doch praktisch ausgelacht, als Sie deren Pläne hören wollten!“, gibt Janine zu bedenken.
„Ja, heller als unser Besessener es ist, sind diese feinen Pinkel allemal …“, sagt Jas, „Bevor wir nicht endlich aus Miss Barrett alles rauskriegen, was die über diese Foundation weiß, tappen wir noch weiterhin im Dunkeln.“
„Wenn die denn viel mehr weiß als sie uns neulich gebeichtet hat!“, gibt Janine zu bedenken.
Draußen hört man in dem Moment mehrere Autos gleichzeitig vorfahren, und Wagentüren schlagen.
„Was ist denn jetzt wieder los?“, fragt Janine.
Walter Peck lässt sich mit berechnendem Lächeln seinen braunen A4-Umschlag in die Hand reichen, und marschiert mit dem Polizeioffizier und seinem Elektriker durch die Tür in die Fahrzeughalle.
Janine stellt sich den dreien in den Weg: „Bitte warten Sie! Was glauben Sie eigentlich, wo Sie gerade hingehen?“
„Treten Sie beiseite, Miss, oder ich lasse Sie verhaften wegen Behinderns einer amtlichen Handlung“, sagt Peck kühl.
„Oh nein, nicht so schnell, Mister, ich hab' nämlich auch schon mal ferngesehen. Ich weiß, dass Sie hier nicht einfach rein dürfen ohne einen Durchsuchungsbefehl oder Vorladung!“
„Unterbinden aller Handelsaufträge, Inbesitznahme des Grundstücks und Eigentums, Verbot öffentlicher Dienstleistungen für nichtlizensierte Abfallbeseitiger, und, Miss Melnitz, ein Bundesbefehl für Betreten und Inspizieren!“, leiert Peck herunter, seinen braunen Umschlag erhoben.
Dann marschiert er an der verblüfften Janine vorbei. Jas kommt dazu gelaufen, aber ist ausnahmsweise kurz sprachlos.
Egon ist mit Vinz gerade dort unten im Keller, und er erklärt der Testperson gerade, welchen Versuch er und Dr. Elliott als nächstes mit ihm machen wollen.
„Egon, ich hab' versucht, sie aufzuhalten!“, hört man Janine verzweifelt, während sie dem Trupp der drei Offiziellen nachläuft, die gerade die Kellertreppe herunter kommen.
„Das ist es also, ja? Sehr gut, alles sofort abschalten“, ordnet Peck an, wie beiläufig.
Der Elektriker sieht sich etwas perplex um.
„Ich muss sie warnen! Wenn man diese Systeme einfach abschaltet, kann das äußerst gefährlich werden!“, sagt Egon laut.
Peck versetzt, „Ich sage Ihnen, was gefährlich werden kann: Auf Sie kommen eine Menge Anklagen zu, für ein halbes Dutzend Umweltverstöße, also entweder schalten Sie umgehend diese Apparaturen aus, oder wir tun es für Sie!“
„Jetzt machen Sie aber mal halblang, mein bürokratischer Freund“, empört sich Jas, „Sie legen hier doch nicht einfach den Hebel um, da müssen wir erstmal in Ruhe sprechen, kommen Sie erstmal schön wieder nach oben, alle miteinander, da haben wir Plätzchen!“
„Versuchen Sie, zu verstehen, dies ist ein Hochspannungs-Laser-Arrest-und-Sperr-System! Es einfach auszuschalten wäre so, als werfen Sie eine Bombe auf diese Stadt!“, sagt Egon, und stellt sich mit ausgebreiteten Armen vor die Anlage.
„Hören Sie auf, so von oben herab zu quatschen, ich bin nicht so grotesk dumm wie die Leute, die Sie betrügen!“, schilt Peck.
Peter ist gerade eingetroffen, und kommt eilig die Treppe herab, „Stehen Die bequem, Officer! Guten Morgen allerseits, Peter J. Venkman mein Name. Wie meine Kollegen gerade gesagt haben, können wir das alles besprechen, ich bin ebenfalls gern bereit, in jeder erdenklichen Form zu kooperieren!“
„Vergessen Sie's Venkman! Sie hatten Ihre Chance dazu, und Sie fanden es amüsanter, mich zu beleidigen! Und jetzt bin ich am Zug, Klugscheißer!“, zischt Peck.
„Er will das Schutznetz ausschalten, Peter, stell' Dir das mal vor!“, sagt Jas, der jetzt neben Egon und Janine vor der Anlage steht. (Vinz steht da auch rum, aber nur, weil er die Bewegungen der anderen imitiert.)
Venkman sagt zu Peck, „Wenn Sie das machen, werden wir nicht die Verantwortung übernehmen für das, was —“
„Oh doch, Sie werden zur Verantwortung gezogen werden!“, keift der, und herrscht seinen mitgebrachten Elektriker an, „Schalten Sie es aus!“
„Schalten Sie es nicht aus!“, droht Venkman mit einem bitterbösen Blick.
„Ich habe etwas derartiges noch nie vorher gesehen …“, gibt der junge Mann zu.
„Für Ihre Meinung interessiert sich hier aber keiner! Sie setzen nur meine Weisungen um!“, knurrt Peck.
Peter stellt sich diesem in den Weg, „Mein Freund, Sie hören doch nicht auf den, sein Sie bitte kein Spacken!“
Peck fährt den Polizeioffizier an, „Wenn der hier handgreiflich wird, können Sie ihn erschießen!“
„Machen Sie Ihren Job, Füllfederhalter, aber erzählen Sie mir nicht, wie ich meinen machen soll!“, schimpft der Polizist zurück.
„Alles abschalten! Sofort!“, schreit Peck.
Egon, Jas und Janine gehen widerwillig aus dem Weg, Egon macht dabei wortlos zu Peter eine Handbewegung, die bedeuten soll, ‚es fliegt gleich alles in die Luft‘.
Beherzt ergreift der Elektriker den Hauptschalter, und reißt den Hebel nach unten. Ein tiefer, dröhnender Alarm ertönt augenblicklich, und ein rotes Licht blinkt hastig, als der Verbannungscontainer ohne Strom ist.
Zuul in Dana Barretts Erscheinung liegt im selben Moment mit geschlossenen Augen schnell atmend auf ihrem Bett, und kämpft gegen die Sedierung an …
„Oh, Scheiße“, sagt der Elektriker gedämpft.
Schon platzen Leitungen und verteilen heißen Dampf. Ein Beben geht durch die Wand, in die der signalrote Container eingelassen ist, und durchwandert die ganze Gebäudestruktur. Grelles Licht fällt zwischen den Mauersteinen hervor, und erste Steine beginnen sich durch die Vibrationen wie von selbst frei zu schütteln und aus der Wand zu poltern.
„Alle raus aus dem Haus!“, brüllt Egon über den Lärm.
Funken stieben und Qualm steigt auf, als sie allesamt ins Freie rennen. Mit einem ohrenbetäubenden Donnern wird das Dach des Feuerwehrhauses durchschlagen von einem gleißenden, violetten Strom aus Lichtern! Steinbröckchen regnen herab, und auf den Straßen erhebt sich entsetztes Geschrei.
Zuul erwacht schlagartig, mit einem überraschten Keuchen.
„Das ist es! Das ist das Zeichen!“, ruft Vinz gebannt.
„Ja, das ist in der Tat ein Zeichen!“, ruft Janine über den Lärm, „Wir sind aus dem Geschäft raus!“
In dem Moment kommt auch das Ecto-1 vorgefahren, aber kommt nur bis zu der Stelle, wo die Polizei hastig bereits eine Absperrung aufbaut, und wo die fassungslose Menschenmenge sich sammelt. Ray und Winston steigen aus und rennen zu Fuß herbei.
„Was ist denn jetzt schon wieder passiert?“, fragt Ray gehetzt.
Jas sagt, „Der Fuzzi vom Amt hat unser Netz abschalten lassen!“
„Oh, das ist schlecht“, keucht Ray.
„Wie schlecht?“, will Winston wissen.
„Scheiße schlecht, würde ich sagen!“, ruft Jas, und gestikuliert mit beiden Händen hinauf zu dem gleißenden Strom aus verdammten Seelen, der hinauf in den Morgenhimmel wandert!
„Wo ist überhaupt der Schlüsselmeister?“, fragt Egon.
„Wer is'n der Schlüsselmeister?“, fragt Ray verwirrt.
Der Besessene hat sich in dem Trubel offensichtlich davon gemacht! Egon, Jas, und Janine rennen los, um ihn irgendwie noch einzuholen.
„Stehen bleiben!“, donnert Walter Peck, stellt sich ihnen in den Weg, und ruft der Traube aus Cops zu, „Captain, diese Leute verstoßen auf kriminelle Weise gegen das Umweltschutzgesetz! Diese Explosion ist das direkte Resultat davon!“
„Jetzt hab' ich aber genug!“, lässt der sonst immerzu gefasste Egon sich plötzlich vernehmen, und will Peck an den Kragen! Ray und Winston kommen hinterher gerannt, eigentlich eher, um Egon davon abzuhalten, jetzt auch noch handgreiflich zu werden. Das halten die sowieso enervierten Cops jedoch für einen Angriff.
Schreiende und schimpfende Polizisten rangeln Egon, Peter, Jas, Ray, Winston, und Janine zu Boden. Es wird geflucht, gezetert, und Hände werden Leuten auf den Rücken gedreht, Knie in Genicke gedrückt!
Schlieren aus violettem und rosafarbenem Licht fließen währenddessen über den Himmel, fächern auf, sausen zwischen den Hochhäuserschluchten hindurch.
Schalter:
„Irgendwie hab' ich die ganze Zeit über geahnt, dass es noch dazu kommt!“, dringt Phil Crouchers Stimme durch den Telefonhörer.
„Wozu? Dass uns das Gebäudedach wegfliegt? Laber' nicht!“, knurrt Venkman bärbeißig zurück.
„Quatsch, Pete. Dazu, dass ich Dich irgendwann aus dem Knast holen muss!“
„Jetzt keine familiären Standpauken, Mann! Hättest Du uns mal schon hier rausgeholt!“
„Und Ihr habt das sogar geschafft, Spengler da mit reinzuziehen! Und sogar Janine! Die sitzt nämlich nebenan bei Euch, Freundchen, in der Mädels-Abteilung!“
„Jetzt hör' doch mal auf, Phil, das bringt uns gerade nicht weiter. Wir sind stinkend reich, wir haben jetzt wochenlang jeden Tag Tausende von Dollars erwirtschaftet! Du wirst ja wohl ein bisschen was von diesem Zaster benutzen können, um uns hier zeitig raus zu holen. Bestich' irgendwen!“, sagt Peter, und sieht sich dann paranoid um, hier auf dem Gang der Polizeiwache haben die Wände Ohren.
„Ja, ja. Verlass' Dich auf mich.“
„Ruf' alle Deine ganzen Connections an! Diese Florida-Business-Arschlöcher und so! Alles, was irgendwo irgendwas zu sagen hat!“
„Ja, das habe ich schon getan.“
„Wir müssen ganz fix hier raus, Phil, und zurück zur Einsatzzentrale! Was immer Walter Peck dort angerichtet hat, wir sind die einzigen, die damit umgehen können! Und außerdem müssen wir Louis Tully wieder einfangen! Und Du musst jemanden zu Dana schicken, verdammt nochmal, die sollen sie aus ihrem Apartment wegholen, pronto! Die müssen da die Tür eintreten oder so, jetzt ist alles egal!“
„Weißt Du überhaupt, was in den Straßen seit einer Stunde los ist?“, fragt Phil.
„Nein, weiß ich nicht, Bruder! Denn ich — sitze — im — Gefääängniss!“, schreit Peter in den Hörer.
Ein nahe stehender Polizist schnauzt ihn an, „Ey, Ruhe da! Deine Zeit für Dein Telefonat ist eh gleich um!“
Phils Stimme ertönt, „Hier ist Landunter, absolute Anarchie. Alle drehen durch, Leute verlassen ihre Häuser nicht mehr oder scharen sich an öffentlichen Plätzen zusammen. Es spukt überall in der ganzen Stadt. Verkehrschaos. Diese Lichtphänomene am Himmel von heute früh …“
„Ja“, sagt Peter kraftlos, „das waren Geister, was? Haben die wohl ein bisschen Frust aufgestaut nach ein paar Wochen in unserem Verbannungscontainer?“
„Man kommt teilweise hier nicht mehr von A nach B, Pete. Im Radio hieß es eben, vielleicht wird der Ausnahmezustand ausgerufen.“
„Ja, das sollen die ruhig mal machen. Dann haben wir freie Bahn, wenn wir zum Schauplatz der Katastrophe zurück fahren, wenn Du, Bursche, uns hier rausgeboxt hast!“
„Verstehst Du nicht, Pete? Die werden versuchen, uns das alles in die Schuhe zu schieben!“
„Aber Du bist unser Manager! Jetzt bist Du am Zug, Phil, jetzt musst Du Dir was einfallen lassen!“
„Ja, ja. Keine Sorge, ich bin da schon dran. … Aber Peter …?“
Der Wachhabende nähert sich grimmig, „Deine Zeit ist rum! Auflegen bitte.“
„Ja, was?“
„Ich garantiere für nichts!“
⚡
Peter lässt sich unsanft wieder in die Sammelzelle zurück bugsieren, seine massige Gestalt strahlt dabei großen Widerwillen aus. Das wirkt auf die Wärter äußert provokativ.
„Rein mit Dir, Du Scheiß-Bombenleger!“, schimpft einer davon.
Alle möglichen schweren Jungs stehen um die Wild Cards herum. Jas, Ray, und Egon sehen neugierig zu Peter, „Was hat er gesagt?“, will Ray wissen.
Der trottet näher, zuckt mit den Schultern, „Er sagt, er ist da schon dran, um uns irgendwie hier raus zu kriegen. Und, dass da draußen in den Straßen New Yorks gerade die Hölle los sei.“
„Na, das ist doch nichts Neues!“, witzelt Winston.
„Scheinbar ist es gerade sogar besser, hier drin zu sein, als da draußen! Was, Jungs?“, sagt Peter, und schaut die anderen Insassen an, die sie umstehen. Man weiß nicht, ob er die zum Lachen bringen will, oder eine Prügelei mit ihnen anfangen, um Dampf abzulassen.
Ray, Jas, und Egon gucken wieder auf Rays Gebäudepläne, die sie auf dem Tischchen ausgebreitet haben.
Egon nimmt seinen Faden von eben wieder auf, „… Seht Ihr die Eisenstruktur des Daches? Die ist genauso wie die Telemetrie-Struktur, welche die NASA benutzt, um tote Pulsare in den Tiefen des Weltraums zu entdecken!“
„Und hier: Kaltvernietete Tragbalken mit Kernen aus putem Selen!“, ergänzt Ray.
„Was guckt Ihr denn so?“, fragt Peter die Schaulustigen, „wollt Ihr auch was beitragen?“ (Wahrscheinlich will er sich doch prügeln.)
Jas sinniert, „Auf mehreren Seiten steht in den Anmerkungen das Wort ‚Mandala‘, mit irgendwelchen Referenznummern! Vielleicht für weitere Gebäudeteile, die nie gebaut wurden …? Ich kann mir keinen Reim darauf machen … abgesehen davon, dass es ziemlich abgedrehter Eso-Scheiß ist!“
Peter mischt sich entnervt ein, „Also, was bedeutet das alles? Total altmodischer Schickimicki-Baustil, ja? Angeber-Butzen für Angeber-Bonzen?“
Ray braust auf, „Nein, Unsinn! Nicht altmodisch, das war nie verbreitet, das so zu bauen! Und sauteuer noch dazu. Entweder war der Architekt ein unbegreifliches Genie, oder ein total Wahnsinniger!“
Peter knurrt, „Ray! Tu' doch mal einfach so, als würde ich nichts von Metallurgie verstehen, und Architektur, und Physik … und sag' mir einfach mal im Klartext, was hier los ist.“
Ray sieht Peter an, und seufzt, „Du hast nie richtig studiert!“
Dann deutet er auf die Baupläne, und erklärt, „Das gesamte Gebäude, Peter, ist eine Art riesige, superleitfähige Antenne. Entworfen und gebaut für einen besonderen Zweck: Dem Anziehen und Konzentrieren von spirituellen Turbulenzen! Deine Freundin, Peter, wohnt hier im Eck-Penthouse von dem, was man … Geister-Center nennen müsste!“
„Sie ist ja nicht meine Freundin“, stellt Peter fest, „ich verehre und respektiere sie, auch deshalb, weil sie über ihrer Bettdecke zu schlafen pflegt, einen Meter zwanzig hoch über ihrer Bettdecke! Sie knurrt, geifert, und krallt! Eine richtig heiße Schnecke eben.“
„Aber es ist eben nicht die Schnecke, Peter, es ist das Gebäude!“, stellt Jas fest.
Egon erklärt: „Etwas Furchtbares ist im Begriff, in unsere Welt einzutreten, und dies Gebäude ist offensichtlich das Tor. … Jasper hat mir erzählt, was er gestern und heute früh über die Shandor Foundation herausfinden konnte. Deren Einmischung verwundert etwas weniger, wenn man den Namen des Gebäude-Architekten kennt: Dies nämlich war ein gewisser Ivo Shandor! Ich habe seinen Namen auch in Tobin’s Geisterführer wiedergefunden. Er war außerdem seinerzeit Arzt, und führte eine Menge überflüssiger Operationen durch. Und in den 1920ern schließlich hatte er eine Geheimgesellschaft um sich geschart.“
„Lass' mich raten …“, sagt Peter, „Gozer-Anbeter?“
„Richtig.“
Peter sieht ironisch Ray an, „Ich soll nie richtig studiert haben, ja?“
Egon fährt fort, gleichzeitig fasziniert und angewidert: „In Bezug auf die heutige Shandor Foundation können wir vorerst nur theoretisieren, dass sie ein letztes Überbleibsel des einstigen Kultes sind. Sie sind über die Jahrzehnte angepasst und gesellschaftskonform geworden. Aber ihre Wurzeln haben sie in etwas vollständig anderem: Nach dem ersten Weltkrieg nämlich war Ivo Shandor der Meinung, dass die menschliche Gemeinschaft ‚zu krank‘ zum Weiterbestehen sei! … Und er war nicht allein, er hatte bis zu seinem Tod um die 1000 Anhänger um sich geschart! Man sieht es nicht von der Straße aus, aber die gotischen Aufbauten auf dem Gebäude sind äußerst umfangreich, und sie hatten tatsächlich keine dekorative Funktion — sondern kultische. Sie führten Rituale durch, oben auf dem Dach, bizarre Rituale; Rituale, die das Ende der Welt herbeiführen sollten! Und jetzt, 1984, sieht es so aus, als könnte dies tatsächlich geschehen!“
Die Wild Cards und die umstehenden Knackis schweigen einen Moment.
Jas beginnt plötzlich lautstark zu singen, „Heeeyy, morgen kommt der Weihnachtsmann, kommt mit seinen Gaben!“, und mehrere der Leute zucken zusammen.
Winston übertönt ihn: „Hey, hey, hey, wartet mal! Wollt Ihr mir wirklich erzählen, wir sollten vor einen Richter treten, und dem ernsthaft sagen, irgendein verschimmelter, babylonischer Gott würde demnächst vom Central Park West aus über die Stadt herfallen und alles in Schutt und Asche legen?!“
„Sumerisch, nicht babylonisch!“, verbessert Egon.
„Ja, großer Unterschied“, knurrt Peter.
Jas dreht weiterhin seine Runden durch die Sammelzelle, und singt sein Weihnachtslied, „also seid lieber brav, buhuhu, ja wer hat Angst?“
Winston endet, „Jungs, das soll keine Beleidigung sein … aber ich will meinen eigenen Anwalt.“
Ein kleiner, dicker Wärter tritt in dem Moment ans Gitter heran, und ruft, „Okay, Ghostbusters! Heute ist vielleicht doch noch Euer Glückstag! Wir haben gerade Befehl erhalten, Euch zum Bürgermeister zu bringen! Sieht wohl so aus, als würde jetzt die ganze Stadt überschnappen.“
⚡
Soundtrack: Mick Smiley, Magic
https://youtu.be/hK2EUIYiWXU?t=139
Draußen vor der Polizeistation treffen die fünf auf Janine, die auch gerade heraus geführt wird. Forsch wie immer sieht sie aus, nicht das Häuflein Elend, das man nach der Festnahme erwarten hätte können, erhobenen Hauptes steht sie da, richtiggehend rebellisch sieht sie aus. Sofort bildet sich eine aufgeregte Menschentraube um die Entlassenen, und Fotografen machen Schnappschüsse. Peter winkt fröhlich denjenigen der Gaffer zu, die scheinbar zu ihren Fans gehören.
Die sechs Wild Cards werden hinten in drei Polizeiwagen verfrachtet, und zur New York City Hall gefahren. Unterwegs können die sechs Delinquenten sich ein Bild machen von dem, was Phil Croucher angekündigt hatte: Es stimmt, die Innenstadt ist ein Hexenkessel. Die Lichtphänomene am Himmel von der Explosion heute Morgen sind mittlerweile verschwunden. Aber dafür hat ein unwiderstehliches Gefühl von nervöser Panik um sich gegriffen: Alle New Yorker sind in Eile, Menschengrüppchen flüchten durcheinander, Fenster sind mit Steinen eingeworfen, ein paar Ladenfronten sind von Plünderungen ausgeräumt, vereinzelte Hauseingänge wurden mit Möbeln verrammelt. Mehrere Straßenkreuzungen sind derzeit gesperrt und müssen von den Polizeiautos umfahren werden, weil sich hier Massenkarambolagen ereignet haben. Alle Brücken werden von Feuerwehrwagen abgesichert. Daheim über dem Stadtteil Tribeca vermeint man noch eine Art hellrosa Lichtsmog ausmachen zu können, trotz des Sonnenscheins, von dort, wo das Feuerwehrhaus steht. Widerliche, violett-rosafarbene Dünste steigen an mehreren Stellen aus der Kanalisation auf. Und Ray meint, im Vorbeifahren an einer Straße einen Hot-Dog-Stand zu sehen, der gerade überfallen wird von einem grün leuchtenden Etwas, das gierig ist auf Fressalien.
Ein fast untrüglicher Instinkt hat sich Vinz Clortho bemächtigt, während er erneut durch die Stadt der Sterblichen marschiert ist. Schließlich hält er inne und hebt den Blick: Er hat wieder die Behausung seines Werkzeuges erreicht. Weit oben hat eine telekinetische Kraftentwicklung die Außenwand zersprengt. Er begreift, dass er nach seiner langen Irrfahrt durch diese Stadt am Ziel ist.
Die Tür fliegt krachend auf, und der kleine Mann sieht auf das Trümmerfeld, das einst Danas Apartment war. Ohne die Außenmauer ist der Blick über den Central Park umso spektakulärer. Der kalte Wind peitscht über das Durcheinander hinweg. Auf einem übrig gebliebenen Sessel sitzt lasziv die Telekinetin, die die Verwüstung hervorgerufen hat, und hebt den Kopf.
„Ich bin der Schlüsselmeister!“, stößt er hervor.
„Ich bin die Torwächterin“, antwortet ihre dunkle Stimme.
Sie küssen sich leidenschaftlich, und gehen dann wortlos Seite an Seite als äußerst ungleiches Paar hinauf zum Dach.
Schalter:
Nachdem wir zuletzt nur sporadische Zufalls-Elemente im Gameplay hatten (da der Handlungsverlauf der Filmvorlage an dieser Stelle nun mal so packend ist!), könnte man sich ja hier mal wieder an einem der Spielmechanismen von SWADE versuchen. Nämlich den Regeln für Social Conflict (Grundregelwerk, S. 143)! Im Büro des Bürgermeisters sind alle möglichen Experten und Journalisten versammelt, unter anderem der hämische kleine Hater, Percy Hayburn, und natürlich Walter Peck, um unsere Helden ordentlich zu bezichtigen. Dafür ist auch Phil Croucher zugegen, dessen Connections diese Unterredung so schnell ermöglicht haben.
Mein Team muss vier oder fünf Influence Tokens einspielen innerhalb von drei Runden, um die Unterstützung der Stadtverwaltung zu bekommen im selben Umfang wie im Film. Schaffen sie das nicht, müssen sie andere Wege finden, sich für die finale Konfrontation zu regruppieren. Gegen sich haben sie Walter Peck, der sie auszubremsen versucht, weil er sie hinter Gitter bringen will. Peck würfelt dagegen mit seinem Academics-Skill, von dem bezieht er seine Rechtskenntnisse, oder mit Persuasion.
👻Walter Peck
Suspicious EPA Inspector
Attributes: Agility d6, Smarts d10, Spirit d8, Strength d6, Vigor d6
Skills: Academics d8, Athletics d6, Common Knowledge d8, Notice d8, Persuasion d8, Research d10, Science d4, Stealth d6, Taunt d6
Pace: 6; Parry: 2; Toughness: 5
Hindrances: Doubting Thomas (Weary of charlatans), Mean, Suspicious (Minor: Rulebreakers), Vengeful (Minor)
Edges: Connections (NYC politics), Investigator
Gear: -
„Also dann, Herrschaften, wir wollen das Ganze hier mal zügig über die Bühne bringen!“, sagt der Bürgermeister, als er in sein Büro kommt, er hat sein Jackett ausgezogen, die Krawatte gelockert, und die Hemdsärmel hochgekrempelt, er sieht ziemlich fertig aus, die letzten sechs Stunden müssen auch für ihn ein Albtraum gewesen sein.
Bürgermeister Lenny
Er sieht sich genervt um: „Was ist das hier, ein Volksauflauf? Müssen so viele Leute hier rumstehen, Cleveland?“
Der eine seiner Assistenten sagt, „Die haben alle ein berechtigtes Interesse an dem, was Sie entscheiden, Lenny. Soll ich alle rausschmeißen …?“
„Aber, aber!“, empört sich Radiojournalist Percy Hayburn sofort, „Was wäre das denn jetzt für ein Schachzug, die Medien des Zimmers zu verweisen? Das muss ja sogar ein Demokrat merken, dass das mehr als fadenscheinig wäre!“
„Das ist hier aber keine verdammte Pressekonferenz!“, sagt der Chef der Feuerwehr angepisst.
„Ja, ja“, sagt der Bürgermeister, „ich will das jetzt nicht auch noch diskutieren! Die können meinetwegen alle hierbleiben. Die Ghostbusters sind aber vollzählig?“
„Meine Leute sind alle da“, sagt Phil Croucher, und deutet auf die sechs Personen, die bei ihm stehen.
„Mehr als vollzählig, wie mir scheint! Ich dachte, das wären nur diese drei aus dem Fernsehen!“
„So ein Laden schmeißt sich nicht von alleine!“, sagt Phil.
„Hey, und wo ist dieser Peck?“
„Ich bin Walter Peck, Sir!“, knurrt dieser, indem er aus der Menge der Umstehenden vortritt, „Ich war heute Morgen Augenzeuge in Tribeca. Und ich bin bereit, einen vollständigen Bericht abzuliefern!“
„Wie auch immer, alles schön und gut“, winkt Lenny ab, und setzt sich auf den Rand seines pompösen Schreibtisches, „So, allesamt: Sie müssen mir jetzt zügig bei einer Entscheidungsfindung helfen! Dank den Ghostbusters — und vielleicht auch anderer Faktoren! — hat meine Stadt ein Problem, das es vorher noch nie gab. Dass sich hier keiner täuscht: Wir sind hier am Rande eines Ausnahmezustandes. Und was das bedeutet, organisatorisch, politisch, und so weiter, will und brauche ich hier keinem auseinander zu setzen.“
Damit beginnt der Social Conflict!
Runde 1: Lenny deutet auf Phil, und fordert ihn auf, „Dann erklären Sie uns doch als erstes bitte mal, Mister Croucher, was da in ihrer Zentrale passiert ist! So, dass auch ich das verstehe!“
Phil sagt, „Das macht Dr. Elliott, der war die ganze Zeit über dabei.“
„Das stimmt“, grinst Jas, und tritt vor, das Rampenlicht sagt ihm zu, „Euer Ehren, Dr. Spengler und ich haben kürzlich eine Lagereinheit für gefangene Geister gebaut. Diese Vorrichtung hat uns ermöglicht, die Stadt von dem Spuk-Gelöt zu befreien, das derzeit so renitent ist!“
„Ohne Baugenehmigungen, oder vorherige Erprobung offensichtlich!“, fährt Walter Peck dazwischen, „Wenn Sie Papiere gehabt hätten, dann hätten Sie die ja vorlegen können!“
„Aber ja, aber halten Sie doch erstmal die Flatterlappen, Mister! Zu Ihnen komme ich gleich!“, grinst Jas, „Also, Lenny, wir waren, wie Sie vermutlich wissen, den ganzen Herbst über bärenstark im Geschäft, und ich meine saumäßig bärenstark, ja? Giuseppes Feinkostladen haben wir gesäubert, wo angeblich auch Sie selber gerne einkaufen! All die wütenden Partikel von so vielen Gespenstern müssen klasse eingekühlt bleiben; sobald man die kurz auftaut, verursachen die einen Ionen-Reflux von spektakulären Ausmaßen. Das hat uns heute Morgen er hier beschert, Mister Peckkkk, indem er bei uns reinmarschiert ist und der Meinung war, das beste Mittel gegen ein Gerät ohne Patent sei es, selbigem Gerät einfach gleich mal ganz den Stecker zu ziehen! Wir haben ihn vorher gewarnt!“
„Sie hatten aber von vornherein gar keine Erlaubnisse, dieses System zu bauen, oder ungetestet in Betrieb zu nehmen!“, versetzt Peck mit verschränkten Armen.
Jas entgegnet sofort, „Ja, weil die Dringlichkeit es leider geboten hat! Fragen Sie mal Miss Melnitz hier, wie eilig unsere vielen hysterischen Anrufer es hatten in den letzten Wochen! Das war bisher ein Live-Test unserer Technologie, bei laufendem Betrieb. Den kann man aber nicht machen, wenn ein Heini, der keinen Schimmer von High-Tech hat, daher gewackelt kommt, und hysterisch schreit:“, und er imitiert sehr gekonnt Walter Peck, „Schalten Sie es aus, schalten Sie es sofort aus!“
Mehrere Anwesende müssen lachen, besonders laut Peter und Phil.
Da habe ich ein gutes Gefühl mit, mal sehen, wie gründlich Jas' Würfelwurf seine Argumentation untermauert. Er hat ja den Charismatic-Vorteil, und darf schlechte Persuasion-Würfe je einmal gratis neu würfeln. … Aber es fallen Schlangenaugen, ein Kritischer Misserfolg! Das hat Dr. Elliott alles ein wenig zu salopp rübergebracht! Die darf ich laut Regeln auch nicht neu würfeln. (Da muss dann Widersacher Walter Peck auch gar nicht erst dagegen würfeln.)
„Begreift sich das hier eigentlich als Unterhaltungsprogramm?“, tönt der untersetzte Percy Hayburn, „Ist das hier eigentlich Stand-Up Comedy, oder was? Wer hat den Grinserich überhaupt hier reingelassen? Warum wird der überhaupt gefragt? Das, was der hier erzählt, ist doch deren Propaganda!“
Allgemeines Protestieren und Wutgeschrei erhebt sich daraufhin, viele Konservative sind empört über Jas Elliott's Erzählstil. Die Nerven aller Anwesenden liegen heute ziemlich blank, nicht erst seit eben.
Diese Runde gibt's also keine der benötigten Influence Token für unsere Wild Cards!
Lautstark sorgt der Bürgermeister für Ruhe.
Runde 2: Lenny massiert sich das Nasenbein, und fasst zusammen, „Okay, ich glaube, dann haben wir alle immerhin so halbwegs verstanden, was sich da heute früh zugetragen hat. Aber was bieten Sie uns denn jetzt an, wie Ihre Firma das wieder geradebiegen kann?“
Peter tritt ungefragt neben Jas: „Das, was mein Kollege hier beschreibt, ist ja leider nur ein Glied in einer ganzen Kette von Ereignissen! Die Psychokinetische Energie in der ganzen Stadt klettert seit Tagen auf dramatische Level an! Dr. Stantz dort hinten hat Blaupausen bei sich, die belegen, dass ein bestimmtes Gebäude in Manhattan das verursacht. Und in dieses Szenario ist leider Mister Pickel herein gestolpert, um alles maximal schlimmer zu machen mit seiner voreiligen Fuchtel! Ihren Ausnahmezustand bekommen Sie sowieso, Sir, aber nicht wegen unseren Geräten, sondern wegen 55 Central Park West … und dank Peck umso schneller!“
Peck braust auf, „Was reden Sie denn da zusammen, Venkman! Herr Bürgermeister, diese Männer und diese Frau hier verwenden offensichtlich halluzinogene Nervengase, um die Leute der Stadt glauben zu lassen, dass sie Gespenster sehen. Und dann erscheinen diese Clowns prompt, um ihre falsche, elektronische Lichtshow zu veranstalten, und den Leichtgläubigen ihre Taschen zu leeren!“
Winston tritt vor den Schreibtisch, und sagt etwas zurückhaltend, „Ich bin Winston Zeddemore, Sir. Ich arbeite für diese Leute erst seit wenigen Wochen. Aber ich muss Ihnen sagen — diese Dinge sind wirklich. Seit ich diesem Team beigetreten bin, habe ich einen Haufen Scheiße gesehen, die Sie weiß im Gesicht werden lassen würde!“
„... Geisterglaube oder nicht, Herrschaften!“, beschwichtigt Lenny, „Ihre Technik ist experimentell, Dr. Elliott, ja? Kann es nicht sein, dass Sie doch selbst die Schuld tragen für diese Explosion?“
„Alles war okay mit unseren Systemen, bis der Strom abgeschaltet wurde von diesem Schwanzlosen da“, sagt Ray.
„Die Explosion heute früh geht voll auf deren Kappe! Diese Vorrichtung war hochexplosiv!“, fährt Peck dazwischen.
„Ist das wahr?“, fordert der Bürgermeister zu wissen.
„Ja, das ist die Wahrheit“, sagt Peter, und zeigt auf Peck, „Dieser Mann … hat keinen Schwanz.“
Erneut erheben sich erboste Stimmen, und es wird durcheinander gerufen.
„… Hab' ich jedenfalls gehört!“, ergänzt Peter schnell, ordentlich laut. Peck stürzt sich jähzornig auf ihn, und wird nur von den Umstehenden davon abgehalten, Peter was auf die Schnauze zu hauen.
„Ruhe jetzt! Hören Sie endlich auf, rumzublödeln!“, ruft Lenny sauer, „Das ist doch hier das Rathaus, und kein Sandkasten, mein Gott!“
Die Würfel müssen erneut das Gesagte unterfüttern. Peter würfelt diesmal Persuasion, um das Argument mit der Kette von Ereignissen klar zu machen. Peck hält mit seinem eigenen Persuasion-Würfel dagegen, er selber hat versucht, diejenigen im Raum anzuspielen, die wie er nicht an Spuk glauben. Venkman hat eine sechs, damit toppt er knapp Pecks vier, und ergattert das erste Influence Token. Leider kein Raise, um dem Würfelpech von letzter Runde etwas entgegen zu setzen.
Runde 3: „Na dann“, moderiert der Bürgermeister ab, „und wenn Sie Recht haben sollten, und die Unfallstelle bei ihrer Feuerwache ist nicht einmal das größte Problem für meine Stadt … was gedenken Sie denn, zu tun?“
Phil hebt die Schultern, „Alles Gerät, das meine Jungs hier brauchen, um sich dieser Sache anzunehmen, hat die Explosion überdauert! Das habe ich schon überprüft. Unsere Firma sind die einzigen, die 55 Central Park West für Sie untersuchen können. Was wir hinterher mit der Einlagerungs-Problematik machen, werden wir hinterher sehen. Aber die eigenen Sicherheitskräfte der Stadt, Sir, Polizei wie Militär, sind nicht dem gewachsen, was einen in den nächsten Stunden dort erwartet.“
Walter Peck verkündet, „Oh nein, diese Männer und diese Frau gehören ins Gefängnis! Sie haben die ganze Saison über die Öffentlichkeit ausgenommen wie Weihnachtsgänse, und dabei auch noch gefährdet!“
„Und jetzt wollen die auch noch für ihren Griff ins Klo von heute Morgen erneut bezahlt werden!“, keckert Percy Hayburn von hinten, „Das sieht denen ähnlich! Absurder und gieriger geht’s ja gar nicht mehr!“
„Ja, ganz Recht!“, trumpft Peck auf, „Jeder weitere sogenannte Arbeitseinsatz dieser Klugscheißer-Truppe stellt nur weitere Gefährdungen dar! Sie müssen vernünftig sein, Sir, und die jetzt sofort in Haft nehmen lassen!“
Lenny plumpst in seinen dicken Ledersessel, und sagt, „Und nun?“
Ray tritt neben Jas und Peter: „Nehmen Sie den wissenschaftlichen Rat meiner Kollegen bitte ernst, Sir! Wenn Sie uns jetzt inhaftieren lassen, und wir nichts unternehmen können, dann droht der Stadt ein Desaster von biblischen Proportionen!“
„Biblisch?! Was meinen Sie denn mit biblisch?!“, fragt Lenny befremdet.
Ray antwortet aufgeregt, „Alttestamentarische Szenarien, Sir, richtiges Der-Zorn-Gottes-mäßiges Zeug! Feuer und Schwefel regnen vom Himmel hernieder!“
Jas bestätigt, „Geistererscheinungen in den Straßen, am helllichten Tag, im ganzen Bundesstaat!“
Egon bekräftigt, „Vierzig Jahre Dunkelheit! Erdbeben, Vulkanaktivitäten!“
Janine ruft dazwischen, „Wie der Treibhauseffekt, nur tausendmal schlimmer!“
Winston fällt ein, „Die Toten erheben sich …!“
Und Peter intoniert hochdramatisch, „Menschenopfer wie zu Zeiten der Barbarei! Hunde und Katzen leben miteinander!“, und er ruft gellend hinaus, „Massenhysterie!“
Der Bürgermeister schreit, „Genug, ich hab's ja verstanden!“ Er zögert einen Moment, und fragt dann nachdenklich, „Aber was mache ich, wenn Sie sich irren?“
„Wenn wir uns irren, dann wird überhaupt nichts passieren!“, wiegelt Phil Croucher ab, „dann gehen wir ins Gefängnis, still und friedlich, wir werden's genießen. Aber wenn wir Recht haben … und die Jungs hier das alles irgendwie aufhalten können … dann haben Sie, Lenny … Millionen Leben gerettet. Von Millionen … treuer, loyaler Wähler.“
Phil macht also in dieser Runde den Hauptwurf, und er wird unterstützt von Ray. Dank dem Support kommt Phil genau auf eine 12, das sind fette zwei Raises! Noch dazu ist es diesmal an Walter Peck, eine Doppeleins dagegen zu setzen! Seine Argumentation, die er gemeinsam mit dem Volksverhetzer Hayburn versucht, klingt äußerst dünn und parteiisch!
Damit hat unverhofft Runde drei unser Team noch auf vier Influence Token katapultiert!
„Ich kann nicht glauben, dass Sie tatsächlich in Erwägung ziehen, den Worten dieser Gestalten zu glauben!“, sagt Peck fassungslos.
Der Bürgermeister lächelt Croucher an. Dann deutet er auf Peck und Hayburn, und sagt ruhig, „Die beiden da … schaffen Sie jetzt bitte mal raus.“
„Dich mach' ich fertig, Venkman“, knurrt Peck mit ausgestrecktem Zeigefinger, „Dich mach' ich fertig!“, während die Polizei ihn und den ebenfalls pöbelnden Radio-Mann raus bugsiert.
„Haha, ich werde dem ein schönes Zigarrenkistchen zusenden …!“, feixt Peter, „Ich werde den vermissen!“
Lenny mustert die Wild Cards, und sagt dann, „So, genug diskutiert. Sie sagen mir jetzt, was Sie von mir brauchen.“
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Advances:
Nach der Unterredung mit dem Bürgermeister gibt's außerdem neue Advances, mittlerweile hat auch Winston genügend EXP zusammen um mitzusteigern.
Jas: Nice Shooting, Tex-Vorteil
Ray: Shooting ➜ W8
Peter: Command-Vorteil
Winston: Nice Shooting, Tex-Vorteil
Der Vorteil Nice Shooting, Tex ist speziell für diese Kampagne, zum verbesserten Beherrschen des Protonenstrahlers. So funktioniert er:
Nice Sooting, Tex
Requirements: Seasoned, Shooting d6
If this Ghostbuster makes a Shooting attack with one action using a proton pack and another Shooting attack in a later action in the same turn, the second attack doesn't inflict a Multi-Action penalty.
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In einem Besprechungsraum in der Stadthalle sichten die Ghostbusters ihr noch verfügbares Equipment, und legen schließlich ihre Overalls an.
Apropos Equipment-Check: Ich habe noch drei Honorar-Bonus-Marker gebunkert. Die gebe ich an dieser Stelle aus, um unser Team auf den Endkampf vorzubereiten. Ich wollte ja einen Supercharger für Winston's Pack, aber der ist teuer und muss noch ein wenig warten. Ich kaufe also eine Ausgabe von Tobin's Geisterführer fürs Feld, eine weitere Geisterfalle, und ein zweites PKE-Gerät (das ist dann das, mit dem letztlich Egon daheim hantiert hat, während Jas auf Einsätzen war).
Jas fasst zusammen: „… Während also Phils Laufburschen und die Polizei wie wild nach unserem entsprungenen Vinz Clortho suchen, fahren wir schon mal vor zu unserer heutigen Großbaustelle! Wir werden Dana da rausholen, und nebenbei dieses Geister-Center auf Herz und Nieren testen, bis die Messgeräte glühen! Besonders Ray's Lieblinge, die Selen-Wolfram-Trägerelemente. Wenn die tatsächlich die Negativ-Energie leiten, welche sie derzeit in der ganzen Stadt aufnehmen, dann sind die der Schlüssel!“
„Dafür wird meine Mithilfe benötigt werden“, stellt Egon fest, und greift überraschend einen der überzähligen Schutzanzüge.
„Sehr richtig“, sagt Ray, „eigentlich bräuchten wir im Idealfall sogar jeder ein PKE-Gerät … und eine Armee von Praktikanten, die hinter uns her wieselt und alles mitschreibt!“
„Egon, nein!“, lässt sich plötzlich Janine vernehmen, „Was habe ich Ihnen gestern Abend gesagt? Sie sind nicht der Typ für derartig brenzlige Situationen!“
Spengler schaut sie verwundert an, während er in die Hosenbeine des Overalls steigt, und sagt, „Wir stecken hier nun mal alle mit drin, Janine! Auf sportliche Präferenzen und Stellenbeschreibungen sollten wir in einer derartigen Überlebenssituation nicht allzu genau schauen! Und außerdem muss ich ehrlich sein — meine Erfindungen im Feld einmal extensiv selbst zu testen hat mich schon seit Längerem gereizt.“
Jas schaut zwischen den beiden hin und her, ihm ist sehr klar, was zwischen ihnen gerade abgeht, und er grinst, „Und auf dem Observation Deck hat Egon sich ja auch großartig geschlagen! Obwohl man sich mit dem Protonen-Pack natürlich gehörig abschleppt, wenn man's nicht gewöhnt ist!“
Phil wedelt das Ganze ab, „Ja ja, so ungern ich ihn gehen lasse, Spengler hat recht. Hier sollten alle mit anpacken, das hier ist die totale Ausnahmesituation. Außerdem ist das nicht gesagt, dass das nicht noch ordentlich haarig wird da am Central Park. Während wir hier palavern mussten, hat sich nach allem was wir vermuten können da draußen weiterhin was zusammengebraut!“
„Dann gehe ich auch mit“, sagt Janine bockig, und greift sich ebenfalls einen der überzähligen Anzüge.
Alle gucken doof.
„Aber Sie sind doch ein Mädel, Janine, was soll denn der Käse?“, fragt Phil.
Sie knurrt, „Das haben Sie doch selber gerade gesagt, Mr. Croucher, hier sollten wir alle mit anpacken! Und Dr. Venkman betont manchmal, dass er extra in meine Stellenbeschreibung reingeschrieben hat, dass ich auch im Bedarfsfall andere Aufgaben je nach Auftragslage zu übernehmen habe! Stimmt's, oder hab' ich Recht!“
„Ja, stimmt!“, grinst Venkman, „habe ich gemacht! Aber eigentlich, um Sie zur Tanke schicken zu können, Kippen holen!“ Aber in seinem Gesicht steht bereits, das er das gut findet, was sie hier macht.
„Egal“, sagt Janine, und zieht den Reißverschluss ihrer Uniform hoch, „Ich steige mit ein.“
„Ja, unbedingt!“, sagt Peter.
„Also … äh, gut“, sagt Phil, und klatscht in die Hände, „Gürtel umlegen, Protonen-Packs checken, aufrüsten, ausrücken! Wir haben's eilig! Ich will der Stadt eine fürstliche Rechnung ausstellen! Schon allein, um die ganzen Bußzahlungen aufzuwiegen, die ich da auf uns zu rollen sehe!“
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