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Schwammigkeit von Regeltexten - Fehler oder "notwendige Hintertür für Freiheit"?

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tartex:
Wollt ihr eure Lieblingsregelpassagen oder Zaubersprüche mal posten oder zumindest verlinken?

Gute Beispiele helfen immer am meisten.

aikar:

--- Zitat von: Tudor the Traveller am  6.08.2024 | 23:19 ---Mit ähnlich gesinnten Leuten braucht man gar keine Regeln. Wenn sich alle einig sind, was in einer Situation passieren soll, sind Regeln obsolet. Regeln sollen bei kurzfristig unterschiedlicher Meinung in eine vorher festgelegte Richtung lenken.

Wenn es also ein Problem mit Regeln gibt, dann imo das, dass Menschen die Funktion von Regeln nicht verstehen.
--- Ende Zitat ---
Interessante Einstellung zu (Spiel-)Regeln. Klar, die Definition würde ich auch für den Regelbegriff allgemein (Soziale Regeln etc.) anwenden aber gerade bei Rollenspielregeln geht es mir eigentlich eher um die Strukturierung des Zufalls.

Zufall (üblicherweise in Form von Würfelwürfen) bringt Spannung in das Spiel und unterscheidet (klassische) Rollenspiele von reinem gemeinsamen Geschichtenerzählen.
Um diesen Zufall nicht völlig willkürlich und Faktoren wie Charakter-Eigenheiten und Genre/Stimmung relevant zu machen brauche ich gezielte, von diesen Faktoren abhängige Einflussmöglichkeiten auf diesen Zufallsfaktor (Charakterwerte werden auf Würfe aufgeschlagen, gewisse Ergebnisse werden abhängig von der angezielten Stimmung zwischen Pulp und Horror wahrscheinlicher oder weniger wahrscheinlich gemacht, gewisse Merkmale erlauben mir, in einer Situation die Geschichte zu beeinflussen ohne zu würfeln,...). Für mich optimalerweise (aber das ist schon nicht für alle Rollenspielende und Rollenspiele der Fall) sorgen die Regeln auch noch für eine Balance, so dass alle Spielenden zumindest im Schnitt in etwa gleich viel (aber unterschiedliche) Einflussmöglichkeiten haben.

Daneben gibt es noch den simulationistischen Ansatz (von dem ich mich persönlich immer weiter verabschiede), dass Faktoren der (fiktiven) Welt sich möglichst auch in Regeln abbilden sollen, um das Ergebnis dieses Zufallsfaktors möglichst "realistisch" zu machen.

Und natürlich können Regeln eine gamistische/taktische Herausforderung bieten, indem ich versuche, innerhalb bzw. mit Hilfe dieser Regeln eine Lösung für ein Problem zu finden, was ich beim reinen freien Erzählen nicht habe.

Aber Regeln zur Lenkung der Gruppenmeinung bzw. Gruppenentscheidungen bei Konflikten sehe ich am ehesten noch im Gruppenvertrag oder in der Rolle der Spielleitung. Aber nicht in den Spielregeln.

felixs:

--- Zitat von: Tudor the Traveller am  6.08.2024 | 23:19 ---Nein. Regeln können optimiert werden. Dafür gibt es Lektorat, Tests, Revisionen usw. Natürlich dürfen Regeln dabei nicht nur von wenigen geschrieben werden, die müssen durch so viele Köpfe wie möglich interpretiert werden. Aber ja, zugegeben: völlige Eindeutigkeit ist manchmal schwer zu erreichen.

(...)

Wenn es also ein Problem mit Regeln gibt, dann imo das, dass Menschen die Funktion von Regeln nicht verstehen.

--- Ende Zitat ---

Genau; das ist eigentlich immer das Problem mit Menschen.

Ich habe gar nicht bezweifelt, dass man Regeln optimieren kann. Das hilft aber alles nichts, wenn man am Tisch vollkommen unterschiedliche Vorstellungen darüber hat, was man mit den Regeln machen will.

Wenn sich alle am Tisch darüber einig sind, dass man Regeln in einer bestimmten Form handhaben will und wenn alle diese Regeln dann auch tatsächlich zur Kenntnis nehmen und umsetzen wollen und können, super. Man braucht für die sinnvolle Umsetzung klarer Regeln also eine Gruppe mit Leuten, die diese klaren Regeln umsetzen wollen; ergo Ähnlichgesinnte. Ob das in der Praxis vorkommt, weiß ich nicht. Ich habe es noch nicht erlebt.

Ich will übrigens gar nicht bezweifeln, dass klare Regeln besser sind als schwammige. Möchte nur anmerken, dass ich skeptisch bin, dass dadurch in der Praxis wirklich Probleme gelöst werden können.


--- Zitat von: Tudor the Traveller am  6.08.2024 | 23:19 ---Mit ähnlich gesinnten Leuten braucht man gar keine Regeln. Wenn sich alle einig sind, was in einer Situation passieren soll, sind Regeln obsolet. Regeln sollen bei kurzfristig unterschiedlicher Meinung in eine vorher festgelegte Richtung lenken.

--- Ende Zitat ---

Außer, diese ähnlichgesinnten Leute wollen gern Regeln haben, weil sie gern würfeln möchten und weil sie gern eine bestimmte Art der Modellierung der Spielwelt in Spielmechanismen haben möchten. Anders gesagt: Sie brauchen Regeln weil sie welche haben möchten. Was genau das dann bedeutet, unterscheidet sich aber stark.

Man kann jetzt einwenden, was Du ja getan hast, dass die Leute dann das Konzept von Spielregeln nicht verstanden haben. Das ist aber eine präskriptive, keine deskriptive Aussage. Und ich wende ein, dass die Praxis davon nicht abgebildet wird.

aikar:

--- Zitat von: felixs am  7.08.2024 | 14:39 ---Ich will übrigens gar nicht bezweifeln, dass klare Regeln besser sind als schwammige. Möchte nur anmerken, dass ich skeptisch bin, dass dadurch in der Praxis wirklich Probleme gelöst werden können.
--- Ende Zitat ---
Vor allem glaube ich, dass die Grenze zwischen "Klaren Regeln" und "Überdefinierten Regeln" extrem subjektiv ist.

Das ist ein Teil des Problems, das ich mit der Fragestellung habe. Natürlich will jede:r "klare" Regeltexte. Ich vermute aber stark, dass sich die Vorstellungen, was das bedeutet, massiv unterscheiden.


Ein ähnlicher Fall ist ja ein Gesetzeswerk. Durch eindeutige Definition von Spezialfällen und widerspruchsfreie Formulierung wird versucht, klare, reproduzierbare und damit faire Gesetze zu schaffen. Das Ergebnis dieses, durchaus positiven, Ansinnens ist, das irgendwann keiner außer (vielleicht) den Experten mehr wirklich durchblickt.

nobody@home:

--- Zitat von: aikar am  7.08.2024 | 14:42 ---Vor allem glaube ich, dass die Grenze zwischen "Klaren Regeln" und "Überdefinierten Regeln" extrem subjektiv ist.

Das ist ein Teil des Problems, das ich mit der Fragestellung habe. Natürlich will jede:r "klare" Regeltexte. Ich vermute aber stark, dass sich die Vorstellungen, was das bedeutet, stark unterscheiden.

--- Ende Zitat ---

Ein Regeltext im Umfang und Stil eines ausführlichen Gesetzbuchs ist vermutlich tatsächlich nicht ganz das, was sich die meisten von uns unter "klar" vorstellen -- auch wenn Juristen die Sprache in zumindest manchen solchen Werken vielleicht tatsächlich als glasklar und eindeutig beschreiben würden. :)

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