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Die langweiligen guten NSC - wie werden sie interessant
Zanji123:
in der letzten Kampagne waren die Lieblings NSCs beide teilweise von den Spielern gebastelt.
der erste: Ein leicht zugedröhnter Kräuterhändler der mit Heilkräutern, "Gewürzen" und "Weihrauch" handelt. Die Gruppe sollte im Auftrag des örtlichen Unterweltbosses herausfinden woher eine neue Droge in die Stadt kommt und wer die vertreibt. Ein Spieler hat schon vorher beim Einkaufen immer "ich geh zum Kräuterhändler" gesagt um das kurz zu machen. Als die Spieler dann genau DIESEN Kräuterhändler befragen wollten und mir absolut nix eingefallen ist fragte ich den Spieler ob er den kurz beschreiben könnte. Daraus wurde halt der typische "Hanfladebesitzer" der sich mit echter Heilkunst auskennt. Innerhalb kurzer Zeit hatten wir gesetzt das dieser
- von einer Hexe die Heilkunst gelernt hat daher das auch so n bisschen kann (auch magisch)
- sich eben mit Heilkräutern usw auskennt
- aufgrund von...sagen wir mal "Umständen" aber nie tiefer in die Materie eingetaucht ist und es bei "rudimentären Magiewissen" aber guten Handwerklichen Kenntnisse belassen hat.
der zweite NSC war ein junger Nekromant da die Gruppe ein Nekromantisches "Ding" gefunden hatten aber keine Ahnung hatten was das ist. Mit so einem Ding zum nächsten Akademielehrer zu gehen wollte der Gruppenmagier nicht also fragte er ob es möglich sei das evtl. sein Mitbewohner in der Akademie evtl. Nekromantie studierte. War möglich und so hatte man einen Habling Nekromanten der sich im verlauf der Kampagne wunderte woher der Gruppenmagier diese ganzen verbotenen Sachen herhat "und wenn er so weitermacht dann werden wir beide noch aus der Schule rausgeschmissen und überhaubt".. der NSC wird in späteren Abenteuern noch auftauchen und diesmal ist er dann wirklich auf die dunklere Seite abgerutscht :D
nobody@home:
--- Zitat von: Raven Nash am 4.11.2024 | 11:46 ---Ich trenne grundsätzlich nicht in "gut" oder "böse". Ich halte von dem Konzept ganz einfach nichts - was für den einen "gut" ist für den anderen "böse". Es geht einfach darum, ob etwas für den Einzelnen positive oder negative Auswirkungen hat. Für die "Hexe", die unschuldig auf dem Scheiterhaufen steht, ist der Hexenjäger "böse" - für den Grundbesitzer, der sich ihr Haus einverleiben darf, ein Ausbund an Gerechtigkeit, und daher "gut". Und der Hexenjäger selbst sieht sich ohnehin als Werkzeug einer höheren Macht, und daher muss alles, was er tut "gut" sein.
Und so baue ich auch meine NSCs auf. Was tun sie, aus welchen Beweggründen. Ihre Handlungen können aber für die SCs positiv oder negativ sein, bzw. die SCs ihren eigenen Plänen diametral entgegen stehen. Und das macht sie dann feindlich, nicht ihre "Natur".
Und natürlich gitl das umgekehrt auch für Figuren, die für die SCs positiv sind. Die warten ja nicht darauf, dass irgendwelche Abenteurer vorbei kommen, denen sie helfen können. Die haben nur zufällig gerade die gleichen Ziele.
Ich hab sogar aufgehört, Dämonen einfach als "böse" zu spielen. Sie sind extrem chaotisch, bis zum Grad des Wahnsinns. Aber einfach nur "böse" sind sie eigentlich nicht - sie haben halt nichts, was sich auf die Welt positiv auswirken würde.
--- Ende Zitat ---
Sehe ich grundsätzlich ähnlich. Wenn ich denn schon mal argumentiere, daß es leichter ist, "böse" zu sein oder sich zumindest in schmuddeligen Grautönen durchzumogeln, als sich tatsächlich als so richtig "gut" zu qualifizieren, dann ist das letztendlich einfach ein gutes Stück weit in dem begründet, was ich so für allgemein gängige menschliche Mentalität halte und was sich ggf. direkt aus der guten alten Thermodynamik ableiten läßt: es ist schlicht leichter und bequemer, zu demolieren, als aufzubauen, und die Entropie nimmt lieber zu als ab. Also machen sich die Wenigsten wirklich die Mühe, auch nur zu versuchen, einen Charakter auch nur ausnahmsweise mal als so richtig einigermaßen glaubhaft leuchtendes Beispiel für "das Gute" hinzukriegen...man wird ja als Lohn für die ganze Anstrengung von gewissen Leuten eh nur wieder mit "Boah, der ist ja so was von langweilig!" abgewatscht. ;)
felixs:
--- Zitat von: Raven Nash am 4.11.2024 | 11:46 ---Für die "Hexe", die unschuldig auf dem Scheiterhaufen steht, ist der Hexenjäger "böse" - für den Grundbesitzer, der sich ihr Haus einverleiben darf, ein Ausbund an Gerechtigkeit, und daher "gut". Und der Hexenjäger selbst sieht sich ohnehin als Werkzeug einer höheren Macht, und daher muss alles, was er tut "gut" sein.
--- Ende Zitat ---
Aber die moralische Bewertung, die man als außenstehender Nichtprofiteur dabei machen würde ist doch (hoffentlich) klar?
Selbstverständlich ist es schlecht eine unschuldige Person als "Hexe" zu verbrennen und böse ist es, dies aus Profitgier zu tun. Der Hexenjäger mag "Verblendung" als Entschuldigung vorgeben, grundsätzlich tendiert das aber auch eher Richtung böse. Das ist gemeint, wenn man zwischen "guten" und "bösen" Figuren unterscheidet.
Die meisten bösen Figuren werden sich selbst nicht für böse halten - entweder weil sie wirklich von dem überzeugt sind, was sie tun, oder weil sie sich selbst gegenüber eine Ausrede brauchen. Aber darum geht es doch nicht - also nicht um die Bewertung aus der Eigenperspektive, nichtmal unbedingt um die Bewertung der Mehrheitsmeinung in der Spielwelt, sondern um die moralische Bewertung durch die Spieler. Außer natürlich, man spielt in einer fynsterbösen Welt - dann kann man das anders spielen wollen.
Raven Nash:
--- Zitat von: felixs am 4.11.2024 | 12:36 ---Aber die moralische Bewertung, die man als außenstehender Nichtprofiteur dabei machen würde ist doch (hoffentlich) klar?
--- Ende Zitat ---
Äh, nein? Weil der moralische Standpunkt nunmal davon abhängt, was man als "Moral" erlernt hat. Die Leute, die der Verbrennung beiwohnen und das Spektakel bejubeln sind ja auch nicht "böse" - man hat ihnen aber beigebracht, dass a) Hexen böse und b) Vertreter der Geistlichkeit gut sind.
"Moral" ist ein soziales Konstrukt, abhängig von vielen Faktoren, die sich laufend verändern. Und sie sind auch noch regional massiv unterschiedlich.
Ich betrachte daher meine NSCs vor allem im Kontext von Background und Story. Und da kann es auch dazu kommen, dass der einst hilfreiche und gute NSC zu einem späteren Zeitpunkt weder das eine, noch das andere ist.
felixs:
--- Zitat von: Raven Nash am 4.11.2024 | 13:25 ---Ich betrachte daher meine NSCs vor allem im Kontext von Background und Story.
--- Ende Zitat ---
Das ist dann vermutlich der Unterschied. Ich würde von einer Bewertung ausgehen, die mehr oder weniger den heute akzeptierten Stand der Dinge darstellt.
Natürlich ist Moral ein relatives Konstrukt, das ist zutreffend. Genau damit spielen viele mediale Darstellungen auch - der Oberschurke wird erst dadurch richtig grausam, dass er die moralischen Vorstellungen seiner Zeit zu seinen Gunsten und zugunsten seiner perversen Machenschaften einzusetzen (hier: Der "Grundbesitzer").
Die jubelnde Menge ist vermutlich einfach aufgehetzt und schlecht informiert. Insofern durchaus als "böse" instrumentalisiert.
Zumindest der "Grundbesitzer" in Deinem Beispiel ist böse - ihm ist die Schuld/Undschuld der Hexe ja egal; ihn interessiert der Gewinn, den er damit macht - auf Kosten des qualvollen Todes einer anderen Person (für dessen Berechtigung er sich nicht interessiert).
Vermutlich ist insofern das Beispiel auch nicht ideal.
Den "Hexenjäger" aus dem Beispiel würde ich für ein geeignetes Beispiel einer (in der Spielwelt) nach eigenem Ermessen moralisch "gut" Handelnden, tatsächlich "böse" agierenden Figur halten. In DSA finden sich ja Praios-Geweihte oft in dieser Rolle (wenn auch meist nicht so extrem).
Aber ja - Moral ist relativ, alle grundsätzlichen Dilemmata der Moral sind nicht befriedigend zu lösen etc.
Gerade deshalb möchte ich im Rollenspiel gern einfachere Schemata; mir ist eine Spiegelung der realen Welt da schlicht zu anstrengend.
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