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Die langweiligen guten NSC - wie werden sie interessant

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unicum:

--- Zitat von: Raven Nash am  4.11.2024 | 14:50 ---Ich mag diesen "PC-Game Zugang" nicht, in dem es bestimmte NSCs gibt, die nur zum Gebrauch durch die SCs existieren. Der dritte Schmied in der Gasse muss jetzt nichtmal einen Namen haben, aber er steht nicht rum und wartet, dass ihn ein SC anspricht.

--- Ende Zitat ---

Verstehe gerade das Problem nicht, du bist doch in dem fall als SL selbst "schuld" einen dritten Schmied in der Gasse angesiedelt zu haben.

Etwas anderes was ich manchmal (nicht immer) mache bei "wichtigen" NSC oder solche die daraus werden können, ich nehme mir Prominente oder Leute die ich kenne (Geschäftskollegen, etc) und mache NSC draus. Hab dann meistens ein Bild davon wie der ausschaut und wie der sich verhält. Dann noch den Namen etwas verballhornen und schon hat man eine bute Figur, exemplarisch könnte ich mir etwa einen Grafen Södler vorstellen der unbedingt Kanzler am Hofe das Kaiseres im Empire in Warhammer werden will,... da hat doch jeder gleich ein Bild und weis was er in etwa von der Figur zu halten hätte.

felixs:

--- Zitat von: unicum am  4.11.2024 | 14:33 ---Marl May schreibt mit seiner eigenen Brille auf der Nase,... da gibt es oft auch in jeder Kultur die Guten und die Bösen, der Herr der Ringe - ich hätte schwierigkeiten Boromir eindeutig als Böse zu definieren und selbst Gollum ist imho nicht komplett zu verdammen (und ohne Gollum wäre die Geschichte am Ende gekippt).

--- Ende Zitat ---

Natürlich schreibt Karl May aus seiner Sicht - das aber sehr konsequent und es gibt kaum "graue" Figuren. Und ja, Karl May müht sich stets um Abstufungen innerhalb der Kulturen; da ist er eigentlich seiner Zeit weit vorraus (und reift dabei übrigens noch viel weiter. Sein Spätwerk, vor allem Und Friede auf Erden, ist geradezu bemerkenswert fortschrttlich).

Boromir ist eindeutig nicht böse, sondern hat halt einen kurzen Aussetzer aufgrund eines Mangels an Weisheit.

Gollum ist böse und entscheidet sich für das Böse; ich denke, da hat Tolkien die christliche Lehre vom freien Willen im Kopf gehabt.
Ebenso übrigens Sauron. Wobei auch bei ihm natülich Motive vorlieben, naiv ist das nicht.

Raven Nash:

--- Zitat von: unicum am  4.11.2024 | 15:18 ---Verstehe gerade das Problem nicht, du bist doch in dem fall als SL selbst "schuld" einen dritten Schmied in der Gasse angesiedelt zu haben.
--- Ende Zitat ---
Jein. In dem Fall hätte ich mir einfach keine besonderen Gedanken dazu gemacht, wer nun in der Gasse ansässig ist und es spielt für die Story auch keine Rolle.
Damit hab ich zwei Möglichkeiten. Entweder ich spiele die Interaktion nicht aus - Spieler schreibt seine Münzen ab und kriegt die Ware, fertig. Oder ich spiele es aus, und nehme Schablone B für Händler/Handwerker aus Region Y und überlege mir kurz, ob die Interaktion hier überhaupt so Sinn macht (schön, der SC hat ein magisches Schwert, das er verkaufen will - aber der Schmied gar nicht das Vermögen, oder der Handel ist beschränkt, usw.).

Ich hab mittlerweile tatsächlich einige NSC-Schablonen im Kopf, für genau solche Fälle.

felixs:
Um nicht einen falschen Eindruck zu erwecken: Ich möchte gar nicht für moralische Schwarz-Weiß-Schemata argumentieren, weder in der Realität noch in Phantasiewelten. In zweiteren braucht es auch ein wenig Augenmaß, damit es nicht zu schematisch wird. Aber ich möchte mich schon dafür aussprechen, dass eine relativ klare Orientierung vieles im Spiel erleichtert. Ich möchte außerdem (das ist eine persönliche Präferenz) im Spiel meist keine moralischen Dilemmata haben. Das kann Mal und in Maßen ganz hilfreich sein, aber ein ständiges Lavieren zwischen Schmutz und Elend möchte ich nicht - dem will ich ja gerade entkommen.
Man kann das ander sehen - über den gewünschten und erträglichen Grad von Fynsterkeit im Rollenspiel gab es ja hier auch schon viele Diskussion.


--- Zitat von: nobody@home am  4.11.2024 | 14:56 ---Speziell bei Robinson Crusoe kann ich mich eigentlich an gar keine rechte Schwarz-Weiß-Zeichnung erinnern. Robinson verbringt Jahre auf seiner Insel komplett allein -- Freitag kommt erst deutlich später dazu --, und daß er als einzelne Person einschlägigen in größerer Anzahl auftretenden "Wilden", denen er als Weißer unter diesen Umständen eh nicht recht traut und mit denen auch Freitag seinerseits verfeindet zu sein scheint, lieber aus dem Weg geht, braucht auch keine Gut/Böse-Kennung.

Was es natürlich immer gerne gibt, ist eine protagonistenzentrierte Moral. Die "Helden" der Geschichte sind klassischerweise die "Guten", egal, was sie anstellen, und Rechtfertigungen für ihr Handeln lassen sich insbesondere aus ihrer Perspektive leicht finden. Aber das ist dann halt nicht wirklich dasselbe wie eine "objektive" Gut-Böse-Schiene, sondern einfach nur wieder die Logik des Hexenjägers aus dem Beispiel.

--- Ende Zitat ---

Ich meine, bei Robinson Crusoe kommen am Ende Schiffbrüchige (und auch Piraten?) vor, die in ihrer moralischen Entwicklung bewertet werden. Und auch die Äußerungen über die "Wilden" sind stark moralisch geprägt. Habe das aber nicht geprüft. Vielleicht ist das Beispiel wirklich nicht gut. Ansonsten nehmen wir als Beispiel für moralische Schwarz-Weiß-Malerei vielleicht lieber die Schweizer Familie Robinson (wobei das den Nachteil haben könnte, dass es keiner kennt).

Ich würde meinen, dass es einen Unterschied macht, ob es um die Darstellung des Innenlebens der Figuren in postmoderner Relativität geht, oder ob es um ein Lehrstück geht, in dem der Autor auch genau diese Ansicht verbreiten möchte.
Und dann gibt es natürlich die naive Herangehensweise, nämlich die, dass man genretypische Setzungen akzeptiert. Und das bedeutet, dass man, in weiten Teilen, eine vereinfachte, naive Version der moralischen Vorstellungen der eigenen Lebenswelt auf die Spielwelt projeziert. Also so tut, als würde diese Moral funktionieren und die dann überträgt. Das ist das, was - meine ich - für Rollenspiel am besten funktioniert. Die Differenzierung (wenn man so möchte "Aufklärung") hat der Spielbarkeit von Inhalten im Rollenspiel eher nicht gut getan, finde ich.


--- Zitat von: nobody@home am  4.11.2024 | 14:56 ---Ein Beispiel für wirklich recht hart schwarzweiße Moral wären, denke ich, die Chroniken von Narnia...und selbst da ist es mehr ein Fall von "Du bist entweder für Aslan oder gegen ihn, dazwischen gibt's nix!", denn so einiges von dem, was Möchtegern-Jesus-in-Löwenform und seine Anhänger im Lauf der Romane anstellen, ist seinerseits nicht ganz unfragwürdig. Aber das ist halt C.S. Lewis auf seinem schriftstellerischen Kreuzzug.

--- Ende Zitat ---

Ja, ist ein gutes Beispiel.

nobody@home:
Generell gilt mMn auch, daß man als SL sowieso gar nicht alle NSC "interessant" machen kann -- dafür reichen die Zeit (egal, ob Vorbereitungs- oder Spiel-) und die geistige Bandbreite eines einzelnen Gehirns für gewöhnlich schlicht nicht aus. Ich würde mich also von vornherein gleich möglichst auf die konzentrieren, die fürs Abenteuer wirklich einigermaßen wichtig sind und auch schon mal längere Zeit das Scheinwerferlicht mit den SC teilen sollen, denn bei denen lohnt sich konkrete Vorbereitung noch am ehesten; 08/15-Szenenfüller wie der Standardwirt oder der Gemüsehändler auf dem Markt (gibt's da einen? Natürlich gibt's da einen...) kann ich auch improvisieren, aber wenn der Auftraggeber den SC einen kleinen Trupp Soldaten unter einem eigenen Anführer mitgibt, dann sollte ich vorher schon halbwegs wissen, wie zumindest dieser Anführer tickt.

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