Na denn bekenn doch mal Farbe und ordne dich auf deiner Bandbreite selbst ein:
Was müsste ein Kiesow-SL anders machen, dass Zed mitspielt?
Wo zwischen den Polen erkennen wir deine persönliche rote Linie?
Ab wann ist Schummeln too much bzw. noch ok für dich?
Ich hijacke die Frage, die so schön ist, aber leider im Fingerfarben-Clown Geblöke (von mir) unterging...
Könnte man ja fast zur Umfrage machen.
...Auf der Suche nach dem roten Kreidestrich...
Bei mir müsste ein Ulrich Kiesow wahrscheinlich erst mal kein Kiesow sein.
Denn erst einmal muss die Chemie stimmen und man sich irgendwo sympatisch sein.
Und ich hatte es nie so mit den oberlehrerhaften Typen, die pädagogisierend durch die norddeutsche Tiefebene stapften, um die primitiven Provinzler zu kultivieren.
Dann muss er geile Ideen haben, die mich begeistern. Und Aventurien ist mir zu ramontisch. Mit Vorgarten-Zwergen, Schelmen und roten Bäckchen und so.
Da war mir Kevin Sembieda zum Beispiel näher. Der hatte Mechas und große Robots. Und Mega-Damage!
Wenn der dann schummeln möchte, sollte er das sagen.
Und dann bekommt er die Antwort: "Meinetwegen! Aber meinetwegen musst du das nicht. ich finde es okay, wenn mein Charakter auch mal drauf geht."
Und genau so meine ich das. Wenn er Würfel-resultate ignorieren möchte, soll er das. Für mich ist das nicht entscheidend. Viel wichtiger sind andere Dinge.
Wenn wir dann zocken, guck ich mir hinterher die Session an.
Spaß gehabt? Hat es gerockt? Hab ich was beisteuern können und wurde das honoriert? Hab ich mich fair behandelt gefühlt? War es Teamwork?
Und wenn insgesamt ein gutes Plus in der Rechnung rauskommt, interessiert es mich doch nicht, wie die "was passiert dann Maschine" des Spielleiters funktioniert.
Dann darf er Tarot Karten legen und die Bilder interpretieren. Oder mit Fingerfarben... ah, lassen wir das.
Wenn ich mich als dämlicher Statist fühle, aber offen gewürfelt wurde, dann interessiert es mich übrigens auch nicht, ob oder wie gewürfelt wurde.
Wenn irgendein Mitspieler ständig den Alpha raushängen lässt (also die SC der anderen fernsteuert) oder anderen das Spotlight klaut, ist es auch egal, wie ehrlich der Spielleiter ist.
Dann ist viel entscheidender, ob der SpL das unter Kontrolle kriegt. Und wenn andauernd nach Regeln geblättert wird oder alle gelangweilt Tik-Tok swappen, ist es mir auch egal, dass offen gewürfelt wird.
Will sagen: Bevor ich mir einen Kopp mache, ob der Spielleiter Würfel dreht oder nicht, gibt es eine Millionen andere Dinge, die mich viel eher zum Mitspielen oder Gehen bewegen.
Und wenn insgesamt ein "Das hat richtig Spaß gemacht!" rauskommt, dann ist das auch nebensächlich.
Und wenn der Spielleiter es eben nicht vorher ansagt und ich das Würfel-Gedrehe irgendwann wahrnehme (denn da stimme ich zu: das merkt man irgendwann), dann denke ich mir (und sage es nach der Session) "Hättste ja auch mal sagen können."
Aber ansonsten ändert sich nichts.
Oft ist es (meiner Erfahrung nach) aber so, dass das mit dem Würfel-Gedrehe nur ein Symptom ist. Und dass dann andere Dinge auch nicht stimmen und einem den Spaß versauen.
Zum Beispiel, weil der Spielleiter eben seine Story durcherzählen möchte und nicht mit den Leuten zusammen was machen will. Oder er eben fucking unerfahren ist und versucht, so seine Fehler oder sein Unterschätzen der Spieler zu kompensieren. Dann muss ich mich aber auch nicht divenhaft übers schummeln aufregen. Dann ist der Typ halt der falsche Spielleiter für mich und dann spiele ich demnächst eben nicht mehr mit.
Und andersherum hat jeder Spielleiter auch genug andere Werkzeuge, um sein Ding durchzusetzen. Der Grund, warum Gegner irgendwann Herausforderungsgrade bekamen. (Auch wenn die nie sauber funktionierten)
Ich brauche keinen Autor, der seine Story im Kopf hat. Ein bisschen Autor ist aber durchaus richtig und wichtig. Zum Beispiel um die Charaktere gut abzuholen und motiviert ins Spiel zu kriegen. Und vielleicht auch, um ein geiles Abenteuer skizziert zu bekommen.
Ich brauch auch keinen Shakespeare-Company Schauspieler, der mich rumsitzen läßt damit ich seinen Monologen zusehe. Ein bisschen Straßen-Theater ist aber wichtig, weil da Spontanität, Improvisation und Darstellung relevant ist.
Ich brauch auch keinen Rules-Lawyer und Taktician, der mich mit seinen NSCs und Monstern fertig zu machen versucht. Ich hab einen Vollzeit-Job, Familie und genug anderes um die Ohren, dass ich keine Zeit mehr für Charakteroptimierung und Regelgewichse habe. Wenn mir jemand ein bisschen Herausforderung gibt, die ich lösen kann, fein. Dann ist mir die Art, wie er seine Würfelergebnisse nutzt auch egal. Wenn bei jedem Spieleabend der TPK droht, nur weil meine Woche zu scheiß anstrengend war, dann fuck off. Egal, wie ehrlich er dabei würfelt.
Alles klar soweit?