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[Savage Worlds | Ironsworn] Savage World of Eternia
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Sein Magen beginnt zu knurren. Er sieht dabei zu, wie unterhalb seines Baumes das Dunkel der Nacht sich ausbreitet, während das letzte Tageslicht verglüht. Er glaubt nicht, dass größere Raubtiere hier hinauf kämen … Er befiehlt sich selbst, einzuschlafen. Er wird morgen jedes bisschen Kraft brauchen für einen derart langen Marsch!
Er hat die Augen geschlossen, aber die exotischen Geräusche dieser Wildnis — Vogelgezwitscher, Echsenrufe, Rascheln im Gebüsch — dringen auf ihn ein. Er denkt an seine Eltern, Randor und Marlena; und an Teela. Wenn er hier draußen drauf geht, dann hat er sich von ihnen allen unter sehr unangemessenen Umständen zum letzten Mal verabschiedet. Er verdrängt diesen Gedanken mit aller Kraft. Er würde überleben, schon allein, um herauszufinden, ob seine Freunde und die Gardisten es von jener Lichtung wieder heruntergeschafft hätten …
Das wird der Move namens Undertake a Journey, mit dem Prinz Adam seinen Weg allein nach Südosten zurück finden muss! Ich definiere die Reise als Formidabel; mit einem Fluggerät wäre dies nicht viel mehr als ein ein längerer Spazierflug, aber alleine, zu Fuss, und ohne Ausrüstung ist es eine herkuläische Herausforderung.
Der Evergreen Forest
Tag 1: Adam wird immer wieder nachts wach auf seiner unbequemen Liegestatt im Geäst. Ein paarmal landen handtellergroße Käfer auf seinem Gesicht, so dass er vor Schreck fast vom Baum kullert. Die Morgensonne weckt ihn: Die kriechende Kälte der Nacht verschwindet fast schlagartig aus dem Evergreen Forest. Er sieht sich ängstlich nach Neptuniern oder Raubtieren um, dann macht er sich an den Abstieg.
Soundtrack: Mark Morgan, Tribal Wasteland
https://www.youtube.com/watch?v=uyd1U6R-IMc
Die Messerwunde ist überschorft, aber schmerzt ganz abscheulich. Adam beginnt seine Wanderung auf der Suche nach Trampelpfaden, auf denen leichter zu laufen sein könnte.
„Ich bin der Prinz von Eternis, kein geringerer, mir gebührt es, zu schreiten, nicht in einem fort über Unterholz zu klettern!“, sagt er laut zu sich selbst, um sich aufzumuntern. Dann findet er, dass das Gesagte trotz der ironischen Note irgendwie arrogant klingt.
„Wer bin ich denn überhaupt …?“, murrt er halblaut, „Einer jedenfalls, der seinen elterlichen Palast bisher fast nur zum Vergnügen verlassen hat …“
Würfelglück beim Wild Die beschert heute eine Fünf für den Survival-Wurf! Die Challenge Dice machen dennoch ganz knapp einen Fehlschlag daraus. Als Pay-the-Price-Move entscheide ich daraufhin, dass Adam erst einmal durch das unwegsame Unterholz gezwungen wird, einen weiten Umweg zu beschreiben, und dann in die falsche Richtung weiter marschiert.
Er sieht seinen Fehler erst nachmittags ein, ganz verzweifelt. Diesen Tag ist er viele Stunden unnötig gewandert!
Aber was jagen oder sammeln kann er sich vielleicht, denn er hat keinen Supply bei sich, das war alles im Wind Raider. Dafür mache ich den Move Resupply. Mein Resultat von drei ist ein deutlicher Fehlschlag laut den Challenge Dice, die eine ehrgeizige Neun und Zehn zeigen. Es gibt hier in diesem Wald durchaus jede Menge Beute und Früchte, aber nichts davon kann Adam mit Blaster oder Kurzschwert ergattern! Pay the Price soll ein weiteres Encounter sein: Die Neptunier sind weg, aber der Evergreen Forest hat zahllose eigene Gefahren. Sagen wir mal, Folgende:
Dies ist ein Arcogarax, mit einer Mischung aus Gorilla- und Echsen-Physiologie. Adam ist beim Abbiegen fast gegen ihn gelaufen, weil er von hinten gesehen aussieht wie grünliche Felsen!
Der Arcogarax
Der Arcogarax bedeutet den Move Face Danger. Den versuche ich lieber mit Stealth als mit Fighting! Bennies sind längst alle, aber man kann ja mal Glück haben …? Adam erschleicht eine Drei, die Challenge Dice zeigen eine Doppel-Neun, ein Extremer Fehlschlag! Die Würfeltabelle von Pay the Price sagt, ‚etwas von Wert geht verloren‘, und da Adam derzeit nur noch seine beiden Waffen hat, ist das sein Kurzschwert.
Beim Versuch, das herumfahrende Ungetüm auf Distanz zu halten, wird es ihm aus der zitternden Hand geschleudert! Adam flieht wie von Sinnen, taumelt dabei in einen reißenden Wildnisbach, und wird davon gespült!
Japsend rettet er sich schließlich aus den Fluten: „… auch noch Gewässer! … Könnten jederzeit Unterseeische drin sein!“, wimmert er. Checkt besorgt seinen Laserblaster: Der hat alles intakt überstanden. Sein letzter irdischer Besitz, und seine Lebensversicherung. Wenn er den auch noch verlieren sollte, ist‘s aus.
„... Ach ja, und mein königliches Siegel habe ich noch dabei“, japst er, „Das ist hier draußen leider nichts wert! Ich könnte ja den Arcogarax mal fragen, ob ich hier etwas beschlagnahmen oder verlautbaren könnte …!“
Dann fährt er auf, weil er glaubt, das Trampeln des Arcogarax tatsächlich noch irgendwo hinter sich zu hören. Vielleicht folgt das Scheusal dem Flusslauf? Keuchend rennt Adam weiter …
Ich muss den Move Resupply erneut versuchen, Adam hat heute noch nichts gegessen. … Erneut ein Extremer Fehlschlag, wieder mit einer Doppel-Neun! Der Pasch bedeutet zusätzliche Schereien als Dreingabe zum Misserfolg: Der Arcogarax ist also durchaus nicht abgehängt!
Ich mache den Move Face Danger, diesmal mit Athletics zum Wegrennen. Ein Fehlschlag: Der Folge-Move ist (laut der Tabelle von Pay the Price) Endure Stress. Ich würfle also Spirit gegen Nausea (SWADE S. 124), und Adam kassiert ein neues Level Fatigue.
Also mache ich den Move Make Camp, wieder hoch in einem Baum, obwohl es erst später Nachmittag ist. Auch dieser Move wird ein Fehlschlag, was bedeutet, dass Adam die ganze Nacht kein Auge zutun kann. Der Arcogarax könnte hier noch sein, die Neptunier, oder wer weiß was noch alles! Dieser Wald ist eine summende, brummende, raschelnde, zischelnde grüne Hölle! Nach den Regeln für Schlaf muss er Vigor würfeln, um noch ein zweites Fatigue-Level zu vermeiden. Der Vigor-Wurf wird eine Doppeleins, denn warum sollte irgendetwas klappen! Also ist sein Fatigue jetzt zwei. Gegen Hunger muss ich ebenfalls Vigor würfeln, noch ein Misserfolg. Das Fatigue-Level davon ersetzt das Level vom psychologischen Schrecken vorhin. (Der hat von selbst nachgelassen, Müdigkeit und Hunger jedoch werden das nicht!)
Tag 2: Blass und zitterig klettert Adam am nächsten Morgen aus den Ästen herab. Ihm ist äußerst flau.
„Ich muss mich an alles erinnern, was Man-At-Arms und andere mir übers Jagen beigebracht haben!“, ermahnt er sich. Ihm wird bewusst, dass er sein ganzes Leben lang noch nie in solch einer Lage war — gänzlich auf sich allein gestellt.
Also versuchen wir uns abermals am Move Resupply: Na, wer sagt’s denn: Der Wild Die zeigt zweimal eine Höchstzahl in Folge, hier ist das lang ausgebliebene Würfelglück wieder. Das wird dann auch ein Strong Hit! Laut dem Move steigt mein Supply auf zwei, also habe ich nun einen W6 als Supply-Würfel!
Es gelingt dem Prinzen, eine Schreckensantilope zu schießen, und mit einem scharfen Stein auszunehmen. Eine schmutzige, garstige Angelegenheit. Er dankt ergeben ihrem Geist, so wie es bei den Wildnis-Stämmen Brauch ist. Und zwar die ganze Zeit über, während seiner blutigen Arbeit, er empfindet wirklich tiefe Dankbarkeit. Über einem Feuer röstet er die essbaren Stücke. Alles, was er nicht essen kann, hüllt er sorgsam in Blätter und nimmt es mit.
Daraufhin vergräbt er die Feuerstelle und zieht eilig weiter, er befürchtet, der Blut- und Rauchgeruch könnte erneut Raubtiere angelockt haben!
Also mache ich einen Survival-Wurf für den Reiseabschnitt, und auch hier sind die Würfel jetzt gnädig: Ein Strong Hit, trotz Abzügen! Das bedeutet unseren ersten Reise-Waypoint. Da die Reise Formidabel ist, bedeutet dies einen Punkt Fortschritt.
Für den Make-Camp-Move bringt der Survival-Wurf nur eine Drei. Die Challenge Dice sind jedoch gnädig, und gewähren einen Weak Hit. Damit verschwindet auch das Fatigue-Level durch den Schlafverlust, und obendrein erhält der gebeutelte Wanderer wieder einen Benny.
Was gibt’s denn noch für einen Orakelspruch für den heutigen Reisetag? Die Würfel zeigen an, Defeat Nature. Nanu, das ist weder Adams Ansinnen, noch liegt das hier draußen irgendwie in seiner Macht …? Aber es fällt mir noch was anderes zu diesem Orakel ein:
Am Nachmittag beginnt es zu regnen, und bedeckt von Schmutz, Schweiß, und Blut kriecht Adam zwischen dichte Blätter, spürt sein rechtes Schulterblatt dumpf schmerzen, und fällt in diesem Unterschlupf gegen seinen Willen fast sofort in einen fiebrigen Schlaf der Erschöpfung.
In seinem Traum ist er endlich, endlich wieder daheim. Eternis! Doch erneut steht es in Flammen. Es ist offensichtlich niemandem gelungen, es zu retten. Er rennt weg, jetzt wieder durch den Evergreen Forest. Diese urwüchsige, blutgierige Natur ohne Weg und Steg, sie hat sich gegen ihn aufgelehnt, stellt sich ihm in den Weg, fordert ihn heraus, irgendwie gezähmt zu werden, besiegt zu werden.
„Ich kann Dich nicht besiegen“, sagt Adam keuchend zum Immergrünen Wald.
„Nein?“, fragt die Schreckensantilope.
„Nein, ich kann gegen überhaupt niemanden bestehen“, gibt Adam zu.
„Nein?“, fragt der Arcogarax, denn dieser ist es eigentlich, dem er gegenübersteht.
„Ich bin schwach“, haucht Prinz Adam.
„Ja?“, fragt er selbst sich, denn er selbst ist es eigentlich, dem er gegenübersteht.
Er sieht sich verwirrt an. Es ist wie ein Spiegelbild, aber irgendwie eigenständig, und definitiv lebendig. Es gibt ihn, Adam, also gewissermaßen zweimal.
„Wer bist Du überhaupt?“, fragt er sich also.
„Der Prinz von Eternia bin ich, der künftige Herrscher von Eternis. Dem mächtigsten Stadtstaat dieses Planeten! Ich kann tun und lassen, was auch immer mir beliebt!“, sagt er sich, in großartigem Tonfall.
„Wer bist Du überhaupt, irgendwelche Entscheidungen treffen zu wollen? Du warst Dein Leben lang immer in Sicherheit!“, sagt Adam zu seinem Gegenüber.
„Immerhin krieche ich nicht durch den Schmutz, wie Du gerade. Das gebührt mir! Es ist mein Geburtsrecht, ich entscheide alles für mich selbst, ganz frei von Lob oder Tadel.“
„Ist das wirklich meine wahre Natur?“, raunt Adam.
„Pah, wenn ich es wünsche: Dann ja!“
„Nein, das kann nicht so sein“, sagt Adam leise zu sich selbst.
Er blinzelt. Er kann nur Minuten geschlafen haben, denn schon wird er vom Regen wieder wach. Er ist völlig desorientiert.
Der Move Make Camp wird leider schon wieder nichts am heutigen Abend. Es gibt hier keine Baumkronen, die erkletterbar wären, und keine Höhlen. Der Prinz muss sich damit zufrieden geben, sich zwischen den Büschen zusammenzukauern, in die wiederkehrenden Schauer aus leisem Nieselregen zu lauschen, und etwas zu dösen. Pay the Price bedeutet dann einen weiteren Vigor-Wurf: Ein Misserfolg bringt abermals ein Level Fatigue wegen Schlafentzug.
Tag 3: Mit dem ersten, graugrünen Tageslicht schleppt Adam sich weiter. Trotz großem Hunger zwingt er sich, seinen Proviant zu rationieren, wer weiß, wann ihm so etwas noch einmal gelingt.
Ich würfle Survival, um den Weg zu finden, aber der Move ist ein Fehlschlag: Also erneut Pay the Price. Die Tabelle sagt, ‚eine überraschende Entwicklung verkompliziert Deine Queste‘. So? Viel Raum für soziale Interaktion ist hier draußen ja nicht. Aber dazu fällt mir dann trotzdem was ein:
Als Adam dieselbe Stelle zum zweiten Mal passiert, wird ihm klar, dass er die letzten zwei Stunden so gelaufen ist, dass er einen Kreis beschrieben hat! Er fletscht wütend die Zähne, so darf er nicht mit seinen verbleibenden Kräften umgehen, oder er geht hier draußen noch drauf! Dabei fällt ihm jedoch etwas merkwürdiges auf: „Es … sind ja zwei paar Fußspuren!“, murmelt er.
Das andere Fußpaar ist größer, und viel schwerer. Menschlich zwar, aber barfuß mit langen Fußkrallen! Jemand ist seiner Fährte nachgegangen. Der andere hat sich trotz seiner viel größeren Masse viel geschickter bewegt, seine Fährte ist längst nicht so deutlich wie die Adams.
„Oh nein …“, raunt dieser, und sieht sich um.
Wo ist der Unbekannte jetzt?
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Adam versucht seine Laufrichtung zu korrigieren, und kommt bei diesem zweiten Anlauf auf einen Weak Hit. Für die heutige Etappe bedeutet das, der zweite Waypoint ist erreicht, und der Fortschritt steigt damit auf zwei, jedoch auf Kosten eines Schritts beim Supply-Würfel, der sinkt auf W4.
Ich versuche mich also noch einmal an Resupply: Ich komme auf einen Weak Hit, bei dem darf ich laut Move-Spielregel neue Supply-Stufen dazukaufen, aber für je einen Benny. Ich investiere den einzigen Benny also in einen Würfelschritt, und habe jetzt wieder einen W6. Adam findet einiges an Wurzeln, von denen er zufällig weiß, dass sie essbar sind, und ein paar Äpfel.
Er muss sich bald nach einem Nachtlager umsehen. Und was ist mit dem Verfolger mit den Fusskrallen? Ist der mittlerweile weg …? Adam hebt erneut lauschend den Kopf, aber hört nur das Rauschen des abendlichen Evergreen Forest, und das Geschrei und Gezwitscher seiner Tiere in der Ferne.
Er kennt die Karten dieser Gegend gut genug, um zu vermuten, dass irgendwo im Süden der Waldrand gelegen sein müsste. Wenn er in den Ebenen wandern würde, wäre er zwar leichter von unliebsamen Augen zu entdecken, aber dafür auch von Wind Raidern zu sehen, die ihn wahrscheinlich suchen. Und außerhalb des Evergreen Forest käme er besser voran.
Ich würfle Make Camp, jetzt habe ich einen W6 als Supply-Würfel, und erhalte einen Strong Hit! Das lässt das Fatigue-Level abstreichen, und spielt mir einen dringlich benötigten Benny ein.
Adam fühlt Wind durch sein nasses Haar streichen, und sieht hinauf: Ein Unwetter kommt auf, erneut riecht es nach Regen, stärker diesmal.
Adam findet ein paar große, übermooste Felsbrocken, zwischen zweien ist bequem Platz für ihn, und nach oben ist die Stelle geschützt vor dem erwarteten Regen und Wind.
Prinz Adam glaubt, wieder merkwürdige, symbolhafte Träume zu haben, während der Sturm über ihm tost. Mehrmals schreckt er auf aus solchen Traumbildern, vielleicht geweckt vom Windgeheul. Schließlich klettert er ganz hinauf auf die Felsen, und steht im tosenden Sturm, fühlt das Prasseln von heftigem Regen auf seiner Haut. Die Wolken ziehen über die wogenden, uralten Baumwipfel dahin.
Tag 4: Der Sturm hat sich gelegt, aber es grollt und donnert heute Vormittag noch kontinuierlich am fernen Horizont, jenseits der immergrünen Wipfel. Adam wandert weiter nach Südosten, überklettert die endlosen Hindernisse, eins nach dem anderen, wie automatisch.
Der Survival-Wurf für die nächste Etappe ist ein Weak Hit. Das ist dann der dritte Waypoint, und der Fortschritt der Reise wird zu drei, der Supply-Würfel wird wieder zu einem W4. Damit ist fast alles von der Antilope aufgegessen, Adam hebt ein letztes Stück auf. Und einige Wurzeln sind noch übrig.
Make Camp ist ein Misserfolg, mit Siebener-Pasch, also ein Extremes Resultat. Wieder kein nennenswerter Schlaf für Adam in dieser Nacht. Und das Extreme Resultat muss eine Dreingabe bedeuten: Er ist gefunden worden!
Der Prinz dämmert mitten in der Nacht hoch zwischen den feuchten Ästen aus Unterholz, als er zwei große, bullige Silhouetten entdeckt, die im Geäst behutsam niedriger steigen! Ihre Panther-Krallen helfen ihnen beim Klettern. Ihre gefiederten Flügelpaare sind auf den breiten Rücken eingefaltet! Es sind zwei junge Streifenschnabel-Greifen!
Das bedeutet den Move Face Danger, um zu entkommen. Blindlings hastet er los, über das Totholz hinweg, zwischen den Baumstämmen hindurch! Die Greifen kreischen angriffslustig, breiten ihre Schwingen aus, und setzen ihm nach. Sie haben die Köpfe und Flügel von Falken, aber die Körper von Berglöwen.
Adam würfelt Athletics für den Move, aber kommt auf eine lumpige Zwei und hat keine Bennies mehr für Rerolls. Das ist dann auch knapp am Weak Hit vorbei. Die Tabelle von Pay the Price sagt, dies würde eine Verzögerung bedeuten. Hm! Das machen wir so:
Tag 5: Adam blinzelt gegen die Müdigkeit an. Er hat von seiner Position aus die Sonne steigen sehen, jetzt sinkt sie wieder. Er kämpft verzweifelt gegen das Einnicken. Wenn die Streifenschnabel-Greifen bemerken, das er nicht mehr mit der Pistole auf sie schießt, wenn sie am Baum hochklettern oder hochfliegen, dann werden sie sogleich erneut angreifen. Sie verhalten sich gänzlich merkwürdig für Streifenschnabel-Greifen. Es sind Jungtiere, aber sie sollten weder nachtaktiv sein, noch derartig fixiert auf ein Ziel wie ihn — noch dazu ein Ziel mit einem Laserblaster. Sie belauern ihn seit Mittag aus einigem Abstand im Dickicht. Er hört sie umher streichen und gelegentlich krächzen. Er spürt, dass sie nur auf ihre Chance warten. Wäre er bloß ein besserer Schütze!
Der ganze heutige Tag hat jedenfalls keinen Reisefortschritt gebracht! Und er würde wohl für immer hier oben auf seinem Baum bleiben müssen, wenn die beiden Biester ihr widernatürliches Verhalten nicht bald aufgeben würden.
Das könnte ein Patt sein! Wie endet die Belagerung denn schließlich? Die Orakelwürfel sagen dazu, Weaken Hope. Da wird die Hoffnung der Greifen auf Beute gemeint sein! Das machen wir dann so:
Bei Nachteinbruch dröhnen schwere Schritte. Adam fährt auf, wie es auch die gefiederten, braunen Köpfe der Lauerer tun: Aus dem Buschwerk bricht ein Galo-Yorno, einer der dreiköpfigen Drachen des Evergreen Forest. Adam bebt angsterfüllt vor sich hin, den Blick seiner tellergroß geweiteten Augen auf das unter ihm hinweg stampfende Monster geheftet, ohne auch nur den kleinsten Laut von sich zu geben. Die Greifenvögel heben kreischend ab, um nicht ihrerseits zum Snack zu werden!
Der dreiköpfige Galo-Yorno
Adam zieht es vor, jetzt auch noch hier oben zu übernachten. Der Make-Camp-Move gibt einen Strong Hit: Adam erhält einen Benny, und würfelt für Natural Healing. Mit einem Erfolg ist die Messerwunde von dem Neptunier mittlerweile verheilt.
Tag 6: Adam kommt bei Morgendämmerung leise von dem Baum herab, und reckt seine schmerzenden Glieder. Von den Greifen und dem Galo-Yorno ist mittlerweile längst nichts mehr zu sehen, den Göttern sei Dank!
Ich würfle für das Vorankommen, und erziele einen Weak Hit. Das ist unser vierter Waypoint, und der Reise-Fortschritt wird vier. Dafür wird der Supply im Verlaufe dieses Reisetages endgültig dahin schwinden.
Das Terrain wird noch undurchdringlicher, Lianen hängen in üppiger Menge aus den Wipfeln herab.
Vorerst folgt Adam den gestrigen Spuren des entsetzlichen Galo-Yorno. Die tonnenschwere Bestie hat ihre Füße tief ins weiche Erdreich eingedrückt mit jedem Schritt. Ihr Erscheinen war dennoch ein Vorteil für den Prinzen, und vielleicht bietet ihre Spur noch weitere Hinweise?
Dafür mache ich den Move Gather Information. Ein Notice-Wurf wird leider ein Patzer! Das ist ein automatischer Fehlschlag, da muss ich die Challenge Dice gar nicht erst würfeln. Die Würfeltabelle von Pay the Price sagt, ‚eine überraschende Entwicklung verkompliziert Deine Queste‘. Erneut, hm. Also eine Interaktion, die Gefahr mit sich bringt. Da knüpfe ich an meine Idee für das letzte Resultat dieser Art an:
Adam folgt der Spur zwischen den dichten Lianen hindurch. Im Gehen dreht er sich suchend um. Das aber hätte er mal nicht machen sollen, denn dadurch prallt er plötzlich frontal gegen etwas Haariges, Übelriechendes!
Er macht einen Satz zurück, während das Etwas herumwirbelt, es ist vielleicht eine Art Gorilla, zottig, leuchtend orange, mit einer roten Mähne! Es stößt ein tiefes Gebrüll aus, das Adam erneut rückwärts taumeln lässt, und dann wirbelt es seine Peitsche über den Kopf, mit einem hohen Pfeifen, gefolgt von einem lauten Knall! Der Prinz stolpert zurück und landet unelegant auf dem Hosenboden.
„Wer da!“, verlangt eine tiefe, grollende Stimme zu wissen.
Beast Man
(Ich stelle mir die Sprachmelodie vor wie die des großartigen Hörspiel-Sprechers Christian Rode, wie in dieser Folge beispielsweise; die Stimme nur tiefer und unheimlicher, eben wie ein wildes Tier.)
Diese Begegnung bedeutet zwangsläufig den Folge-Move Face Danger. Scheinbar kann man vorerst verhandeln; ich würfle Adams Persuasion dabei. Mit einem Reroll komme ich auf eine Acht, und die wird sogar ein Strong Hit. Damit darf ich diese Begegnung sich entspinnen lassen, wie ich will, dann mal folgendermaßen:
„Oh, Du kannst sprechen?!“
„Schweig! Antworte! … Wer bist Du?“, verlangt der zottige Barbarenkrieger.
„Ich … bin nur ein einheimischer Wanderer …“
„Schweig’, sagte ich! … Hm. Ein Einheimischer? Nicht vielleicht ein eternischer Prinz?“, fragt der Hüne nach, und schnuppert misstrauisch in seine Richtung, „Es stimmt, Du riechst unauffällig. Jedenfalls nicht nach Seife oder dergleichen ...“
Er fletscht hasserfüllt die schrecklichen Zähne, und wirbelt seine riesige Peitsche herum.
„Eternischer Prinz, sagst Du? Oh, daher weht der Wind, ja. Ich habe ihn gesehen, dieser Prinz Adam, nicht wahr?“
„Genau der! Hatte den Namen zwischendurch vergessen. Ist auch so schwierig! … Adam … ja … Er trägt eine … weinrote Weste, ein weißes Hemd … und einen violetten Pelz-Lendenschurz mit einem Metallgürtel, und … ebensolche Stiefel. Ja. Der Herr hat mich dazu gebracht, es mir genau zu merken!“
Seine Blicke mustern misstrauisch Adam. Dessen Kleidung hat jedoch nach all den Tagen in der Wildnis ihre ursprüngliche Farbe völlig verloren, und ist durchgehend schlammbraun.
„Äh, ja!“, nickt Adam rasch, „Ganz so war er gekleidet! Und er roch tatsächlich ein bisschen nach Seife. Und sogar Badezusätzen.“
Der Unbekannte entblößt angeekelt seine überlangen Fangzähne, so dass dem Prinzen sich vor Furcht die Nackenhaare sträuben.
„… Nichts für ungut“, sagt Adam unsicher, „Wer bist Du?!“
„Ich? Oh, ich bin Raqquill Rqazz!“
„Das ist auch etwas kompliziert, mit Verlaub.“
„Ja. … Mein Herr nennt mich Beast Man!“
„Wer ist Dein Herr? Was wollt Ihr mit dem Prinzen von Eternis?“
„Ich habe meine Greifen nach ihm ausgeschickt! Sie sollen ihn zerreißen!“
Adam wird blass um die Nase, als er das hört. Das war also der Grund für das unnatürliche Verhalten der wilden Tiere: Sie sind dressiert!
Der zottige Krieger fährt fort, „Aber ich habe sie leider aus den Augen verloren! … Mein Gedächtnis …! Heute morgen ist es mir wieder eingefallen! Sie waren hier, ich rieche ihre Fährte, aber jetzt sind sie weg. Möglicherweise hatten sie ihn ja schon in der Falle gehabt! … Ein Galo-Yorno war hier! … Viele Tonnen schwer, und wahrscheinlich dreiköpfig. Wie prächtig …! Siehst Du nicht seine Spuren? Der hat meine Greifen verjagt … Und es liegt kein Nacht-Blut auf dem Wind … das rieche ich … der Eternier lebt also noch.“
„Ja, putzmunter!“, nickt Adam, „Beast-Man, Du musst Dich beeilen! Ich hab‘ ihn gesehen, gestern schon, auf dem Weg nach Nordwesten!“
„Nordwesten! Hab‘ Dank, Einheimischer! Verdammter Evergreen Forest, daheim in meinem Vine Jungle hätte ich meine Beute längst! Ich werde ihn häuten, wenn ich ihn habe, sein Genick brechen, zweimal an derselben Stelle, um ganz sicher zu gehen!“
„Je länger Du hier stehst und Dir Todesarten ausdenkst, desto schneller entfernt sich der Bursche!“, gemahnt Adam, „Er schien recht flinken Fußes unterwegs zu sein! Er muss schon Meilen zurückgelegt haben!“
„Ja, ich mache mich auf! Danke, Einheimischer!“
Und der riesige Kerl macht einen gewaltigen Satz, und hangelt sich hinauf in die Lianen, und schwingend an Ästen wie ein Akrobat setzt er davon, mit einer Gewandtheit, die seiner scheinbaren Grobschlächtigkeit spottet! Adam sieht dem Wilden mit offenem Mund nach.
Dann sieht er zu, dass er schleunigst Land gewinnt.
Nachdem diese Gefahr gebannt ist, muss Adam noch einen Resupply-Wurf machen. Der wird leider ein Fehlschlag. Das bedeutet Pay the Price:
Adam pirscht sich an ein großes Wildschwein heran, welches vor Kurzem von einem anderen Raubtier geschlagen wurde, aber nicht verspeist. Kaum ist er in Reichweite, hört er Flügelschlagen: Das Wildschwein ist nämlich die Beute eines anderen Greifen, und der hat sie mitnichten ganz zurückgelassen!
Also schon wieder Face Danger: Ich verwende Stealth, um davon zu kommen. Das ist ein klarer Fehlschlag, also folgt ein Kampf!
Griffon
Attributes: Agility d8, Smarts d8 (A), Spirit d8, Strength d10, Vigor d8
Skills: Athletics d8, Fighting d8, Intimidation d8, Notice d8, Survival d10
Pace: 7 (walking), 12 (flying); Parry: 6; Toughness: 7 (1)
Special Abilities:
Armor (1): Thick hide.
Claws/Beak: Str+d6
Flight: Griffons have a Flying Pace of 12”.
Runde 1: Der Greif breitet seine Flügel aus und kreischt bedrohlich, während er näher kommt. Es ist keiner der beiden Exemplare von gestern, sondern alt und räudig und erfahren. Sein Schnabel und seine langen, gebogenen Krallen sind schartig und verblichen. Adam unterliegt knapp bei einem Spirit-Wurf gegen das Intimidation-Resultat des Greifen, und wird Vulnerable. Er reißt hastig seine Blasterpistole höher, und der Laser streift das Gefieder des Untiers, und macht es Shaken.
Runde 2: Ein zweiter Schuss trifft ebenfalls, und brennt dem Biest ein Loch zwischen die Augen, und es klappt zusammen.
Adam steht mit großen Augen da, das war der Treffer aus klarer Schusslinie, den er den ganzen gestrigen Tag über ersehnt hatte, als die beiden anderen Räuber ihn auf seinem Baum umkreist hatten. Sofort empfindet er Reue, normalerweise hätte er Greifen viel lieber aus sicherer Entfernung bewundert, anstatt sie zu erlegen! Aber er hat keine Zeit für Sentimentalitäten.
Also wiederhole ich den Resupply-Wurf, und der Supply-Würfel steigt zurück auf W6.
Streifenschnabel-Greifen sind nicht essbar, vor allem nicht derart zähe, ledrige Exemplare, aber Adam klaut das frisch erlegte Wildschwein; dankt seinem Geist (anstelle seines eigentlichen Jägers), während er es gründlich durchbrät über einem Feuer, und verpackt dann alles. Er verscharrt die Knochen und Eingeweide zusammen mit dem Greifen und der Asche des Feuers, so gut er kann.
Er watet eine ganze Weile durch einen Fluss, in der Hoffnung, seine Fährte unlesbar zu machen — für den Fall, dass der furchtbare Koloss Beast Man mit seiner scharfen Witterung zurückkehren könnte!
Ein Make-Camp-Move wird daraufhin ein Weak Hit:
Adam findet eine trockene, windgeschützte Felsnische an einem Überhang, und sinkt in einen traumlosen Schlaf.
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Tag 7: Erneut grollt Donner in der Ferne an diesem Morgen, als der Prinz aufwacht. Er rechnet durch, und kommt darauf, dass er nunmehr seit sieben Tagen verschollen ist. Da er an zweien dieser Tage überhaupt keinen Wegfortschritt machen konnte, bedeutet das, dass er noch wenigstens eine weitere Woche Marsch vor sich hat! Außer, er stößt doch auf einen der Trampelpfade der örtlichen Stämme des Evergreen Forest. Oder er findet zum Ulgu'ug-Fluss, dann könnte er sich ein Floss bauen, und viele Tage Marsch sparen!
„… Aber dann tausche ich die mühselige Kletterei über das Unterholz nur gegen Wolken aus blutsaugenden Gigriz-Insekten“, murrt er, sich der Bücher entsinnend, die er über den Evergreen Forest gelesen hat, „na ja, darüber mache ich mir später Gedanken. Erstmal heißt es, mit dem Unwetter umzugehen, das heute zu erwarten ist ...“
Der heutige Fußmarsch bringt durch einen Weak Hit den fünften Punkt Reise-Fortschritt, auf Kosten eines Punkt Supply, jetzt habe ich wieder einen W4 als Supply-Würfel.
Am Mittag verfinstern die Gewitterwolken den Urwald. Adam sucht Schutz im tieferen Dickicht, um nicht allzu sehr auszukühlen. Dafür mache ich den Move Secure an Advantage. Siehe da, die Challenge Dice gewähren einen Weak Hit! Dafür gibt’s einen Benny, und ich mache daraus folgendes:
Das Laubdach wird den Regen nur eine Weile abhalten, aber besser als nichts. Es ist beinahe nachtdunkel geworden, und donnert ohrenbetäubend. Adam hockt zusammengekauert da, mit dem Rücken an eine moosüberzogene Felswand. Der Wald riecht wunderbar, und nach dem Unwetter wird dies sich noch intensivieren.
Dabei sieht er ein paar goldgelb leuchtende Augen in der Dunkelheit, zwischen den dichten Pflanzen! Er fährt zusammen, und schaut gebannt dorthin. Dies ist kein Galo-Yorno oder Arcogarax — sondern eine Raubkatze! Das Restlicht bringt ihre Augen zum Leuchten, wie zwei Glühwürmchen in der Dunkelheit. Adam verharrt reglos, rührt keinen Muskel. Sein Verstand indes rast: Könnte er versuchen, die Felswand hinter sich zu erklettern? Sollte er zur Seite ausbrechen, und rennend flüchten? Beides ist höchstwahrscheinlich ausweglos, denn das Tier ist beinahe in Sprungreichweite! Und was seine rudimentären Schießkünste anbelangt, braucht er eine sehr klare Schussbahn und kürzeste Distanz, um einen seiner Glückstreffer zu erzielen, wie auch der gestrige Tag gezeigt hat!
Er hört ein leises Knurren und Fauchen von dem Biest.
Dann erklingt ein Donner über ihnen, der einem das Trommelfell beben lässt. Adam zuckt leicht zusammen davon … aber das Tier ihm gegenüber noch mehr! Mit zwei weiten Sätzen ist es da, aber viel mehr erschreckt als angriffslustig, in derselben Zeit, die der Prinz brauchte, um auf die Füße zu springen.
Es ist ein grüner Tiger. Irritiert und mit Klagelauten umkreist er sein Ziel langsam, die Ohren angelegt. Offensichtlich nicht sicher, ob er zuschlagen will, irgendetwas hält ihn zurück, und das ist nicht nur das Donnertosen. Mit grünen Tigern und ihrer Körpersprache kennt Adam sich aus wie kaum ein zweiter.
„... Cringer!“, entfährt es ihm plötzlich, „Bist Du das etwa?!“
Das große Tier duckt sich, umso irritierter, und gibt ein Grollen von sich. Ganz so, als würde es seinen damaligen Namen wiedererkennen!
„Cringer! Du bist es doch! Junge, Du hast Dich gemacht! Erinnerst Du Dich an mich?“, sagt Adam, zwingt sich dazu, seine Stimme warm und vertraulich klingen zu lassen, wie früher im Palastgarten.
Kein Zweifel: Cringer ist etwas größer und um einiges drahtiger geworden. Aber er ist alles andere als prächtig, man merkt es an seinem Gang, seiner Kopfhaltung, seinem fragenden Blick.
„Lass‘ Dich mal genauer ansehen, Junge! Komm‘ mal her … Erinnerst Du Dich? Ich bin es, Prinz Adam! Es ist gar nicht so lange her, nicht wahr …? Gar nicht so lange, dass wir Dich hierhin ausgewildert haben!“
„Ooohhh“, entringt es sich dem Maul des Tigers, beinahe mitleiderweckend, als könne er immer noch alle Worte verstehen, und als würde er ungern daran erinnert werden.
Adam reckt ihm die Hand entgegen, damit er seinen Geruch erkennen kann.
„Oh, warte, ich hab‘ etwas für Dich“, sagt er, denn er entsinnt sich dem letzten und besten Stück von der Schreckensantilope, das hatte er sich eigentlich für eine besondere Gelegenheit aufgehoben. Aber diese Gelegenheit ist doch durchaus angemessen! Er wickelt es aus und hält es seinem Gegenüber hin. Die Großkatze leckt sich im Affekt sofort das Maul. Vorsichtig, ganz vorsichtig beschnuppert sie das Angebot.
Donner tost, und Cringer springt entsetzt zurück, kauert sich zusammen.
Cringer, unser furchtloser Freund von damals
„Komm‘ schon, alter Kater! Das ist nur ein Unwetter! Du lebst seit über einem Jahr hier draußen, das müssen Du und Deine Freunde doch kennen!“
Der Regen setzt ein, und prasselt auf den Baumkronen und breiten Blättern über ihnen. Cringer geht auf Samtpfoten rückwärts, presst sich mit gesenktem Kopf an die Felswand, sträubt das Nackenfell.
Adam verharrt geduldig, die Hand mit dem Antilopenstück ausgestreckt. Cringer behält die Ohren angelegt, gibt hin und wieder einen seiner klagenden, langgezogenen Laute von sich. Er behält Adam im Auge.
„Komm‘, mein Lieber! Du siehst ehrlich gesagt nicht gerade so aus, als solltest Du auf eine freie Mahlzeit verzichten!“, raunt Adam lächelnd, „Nein, wohlgenährt bist Du bisher nicht!“
Eine Stunde vergeht auf diese Weise. Adam verharrt mit unbeirrbarer Geduld, wie er sie im Umgang mit den Palasttigern gelernt hat. Der Regen pladdert immer heftiger, und durchdringt die Blätterdecke merklich, jetzt werden sie beide doch nass.
Adam legt schließlich das Beutestück behutsam ins Gras ab, und sagt leise, „Für Dich, mein alter Freund! Hol‘ es Dir, wenn Du möchtest!“, und entfernt sich etwas.
Cringer wartet reglos weiter, während der Sturm heftiger wird. Er schaut zwischen dem Prinzen, und — hungrig — dem Beutestück im Gras hin und her. Schließlich tappt er näher, und frisst es, er sieht sehr dankbar dabei aus. Adam lacht leise, und beobachtet ihn. Der Tiger trottet wieder zurück auf seine Position. Pudelnass sieht er noch etwas kläglicher aus.
„Ich wünschte, Du könntest mir erzählen, was Dir hier draußen so alles widerfahren ist, seitdem!“
Dann wird der Regen noch heftiger, Blätter biegen sich unter der Wasserlast weg, und es schüttet auf die beiden Kauernden. Cringer springt auf, und schnellt davon. Adam muss dasselbe tun, und einen besseren Unterstand finden.
Ich wiederhole den Move Secure an Advantage, würfle Survival, aber leider eine Doppeleins. Also mal wieder Pay the Price als Folge-Move: Im Starkregen muss das ein Level Fatigue bedeuten.
Adam marschiert stundenlang durch das sintflutartige Prasseln, fast ohne Sicht und Orientierung, hält sich grob weiterhin in Richtung Südosten, immerzu auf der Suche nach einer Höhle oder anderem Unterstand, der aber einfach nicht kommt.
Sein Herz schlägt jedoch höher, als er bemerkt, dass immer wieder die reflektierenden Augen hinter ihm auftauchen: Cringer folgt ihm! Vielleicht aus tierhafter Neugier heraus, vielleicht in der Hoffnung, mehr Futter oder einen trockenen Platz gezeigt zu bekommen. Oder hat er Adam doch wiedererkannt ...?
Am Nachmittag hört das Unwetter auf. Adam überprüft sorgsam seinen Proviant, und wartet seine Blasterpistole. Die Sonne kommt allmählich raus, und wird bald beginnen, ihn wieder zu trocknen.
Der Move Make Camp gewährt einen gnädigen Weak Hit, trotz geringem Würfelresultat: Dadurch verliert Adam das Fatigue-Level wieder.
Tag 8: Wie erwartet ist Cringer seinem einstigen Herren weiter gefolgt! Adam sieht sein jadegrünes Fell in der Morgensonne leuchten, wie er auf einem Ast liegt. Er fühlt dabei eine unbändige Freude: Nicht nur erinnert der einstige Palasttiger ihn an sein geliebtes Zuhause, er ist das einzige in dieser unerbittlichen Wildnis, das ihm überhaupt vertraut ist!
Der Tiger sieht hin und wieder herab zu dem Menschen, scheinbar mürrisch und abfällig, und ein bisschen manisch, so wie diese Großkatzen nun einmal drein schauen. Adam sagt halblaut während seines Frühstücks, „Du, mein alter Kater, könntest auch hier runter kommen, ich habe hier noch ein wenig Wildschwein, dass ich bereit wäre, mit Dir zu teilen!“
Ein leises Murren erklingt von da oben.
„Ich hatte Dich so schön aufgepäppelt damals“, fügt er hinzu, „Ich hätte gedacht, es würde Dir gefallen hier draußen in der Freiheit! Viel besser als ein Leben hinter Gittern. Du scheinst Dich aber mehr schlecht als recht allein durchzuschlagen, was?“
Er erkennt Adam offensichtlich wieder, das ist mittlerweile in seinen Augen zu sehen.
✪
Ich baue Cringer als eigenständigen Charakter nach denselben Regeln wie die anderen, unter Zuhilfenahme von ein paar mehr Racial Traits aus dem Grunderegelwerk.
⚔️ Cringer
Fearless friend
Seasoned (4 Advances)
Attributes: Agility d10, Smarts d6, Spirit d4, Strength d10, Vigor d8
Skills: Athletics d8, Common Knowledge d4, Fighting d6, Notice d6+2, Occult d4, Persuasion d4-1, Stealth d8, Survival d6
Pace: 10 (d10 Running Die); Parry: 5; Toughness: 6
Hindrances: Greedy (Minor: Always hungry), Habit (Minor: Sleepyhead), Loyal (Prince Adam), Yellow
Edges: Alertness, Fleet-Footed, Dodge
Special Abilities:
Race — Lavicat: Bite: Str+d4 (1), Claws: Str+d6 (3), Low Light Vision (1), Pace +2 (2), Big: Can‘t use most equipent (-2), Reduced Core Skills (Common Knowledge & Persuasion start at 0) (-2), Skill Penalty (Persuasion -1) (-1)
Gear: -
Sein Profil bleibt logischerweise vorerst unvollendet wie das von Adam, bis er seinen Vorteil Super Powers erhält.
✪
Gemeinsam mit seinem wiedergefundenen Begleiter zieht Adam weiter. Tatsächlich scheint Cringer ihm weiterhin folgen zu wollen, wenn auch mit etwas Abstand. Anfänglich fragt sich Adam, ob das große Tier ihn womöglich zu seiner Sippe führen wird. Alt genug für eine solche wäre Cringer eigentlich mittlerweile, und man hat ihn damals deswegen in die Immergrünen Wälder hinaus gebracht, weil es hier andere seiner Art gibt. (Einige der Gelehrten von Eternis behaupten sogar, sie würden hier Familiengruppen bilden, die menschenähnliche Stammesbräuche pflegten, sogenannte ‚Tiger Tribes‘.)
Alles in allem ist es jedoch nicht allzu verwunderlich, wenn Cringer gar keinen Anschluss zu seinesgleichen gefunden hat, er hat etwas von einem Außenseiter: Er hat nicht nur Angst vor Unwettern, sondern, wie sich heute herausstellt, außerdem ebenso Angst vor den Gerüchen großer Tiere, vor Schlangen, vor Fledermäusen, ganz schreckliche Angst davor, in Flüsse zu fallen, und schließlich auch Angst vor steiler Höhe.
„… Nur im Dunkeln fürchtest Du Dich doch wohl nicht“, scherzt Adam, „Für Deine Katzenaugen ist‘s ja niemals gänzlich dunkel.“
„Ooohhh“, seufzt (oder knurrt) der Tiger, wie zur Entgegnung; mit ein wenig Phantasie könnte man sich vorstellen, dass er damit auch diese Vermutung in Frage stellen wolle!
Hier in der Einsamkeit scheint der Prinz damit nun auf einen Gefährten gestoßen zu sein, der ihn wahrhaftig spiegelt: Einen Feigling. Das sagt er sich selbst, als die Abenddämmerung hinaufzieht. Aber sei‘s drum, in dieser Wildnis jemanden zu haben, mit dem er sprechen kann, scheint ihm dennoch geradezu wie ein Geschenk der Götter.
Dafür kommen sie heute allerdings keinen Deut voran, Adams heutiger Survival-Wurf ist ein Kritischer Misserfolg. Das bedeutet, dass sie den Tag über bei ihrer Wanderung so ziemlich genau einen Kreis beschreiben.
Für den Move Resupply hat er ab jetzt jedoch die Hilfe des grünen Tigers. Der ist zwar erstaunlich zögerlich beim Zupacken, aber Beute aufspüren, das kann er gut. Das Schießen kann (mehr schlecht als recht) Adam übernehmen. Dank gnädiger Challenge Dice steigt ihr Supply-Würfel auf einen W8.
Allerdings findet Adam keinen Schlafplatz, als die Nacht hereinbricht, und harrt zwischen mehreren Felsbrocken aus, die ganze Nacht über den Blaster in der Hand: Er legt alle paar Stunden müde auf das Rascheln im Unterholz an, das von den ungesehenen Tieren herrührt, die ihn umschleichen. Die Lauerer zeigen sich zwar nie, aber scheinen darauf zu warten, dass ihre potentielle Beute endlich einnickt!
„… Wenn ich gegen meinen Willen einschlafe, und die Viecher aus ihrer Deckung kommen, dann packst Du sie Dir doch, oder, alter Kater?“, raunt Adam, als er während einer solchen Störung gerade wieder den Blaster herunternimmt, als das Rascheln sich just wieder entfernt hat.
Cringers golden glühende Augen betrachten ihn von seinem hohen Ast aus, sein Schweif zuckt hin und her. Man könnte sich einbilden, dass er konsterniert schaut, jedenfalls nicht sonderlich so wie ein heldenhafter Beschützer.
Adam lächelt schief.
Schalter:
Tag 9: Also sammelt der Prinz sich heute aus seiner Kauerhaltung auf mit neuerlichem Fatigue-Level wegen der Übernächtigung. Dafür kann sein zögerlicher Begleiter ihn aber supporten für den Wurf zum Vorankommen. (Cringer hat einen W6 als Survival-Würfel, ist darin also um Längen besser als Adam; er kann jedoch nicht den Hauptwurf machen, weil er nur instikthaft agiert, und den Rückweg nach Eternis auch nicht kennt.)
Wir erreichen heute einen Weak Hit, was Supply wieder auf W6 senkt und dafür den sechsten Punkt Fortschritt für die Reise bedeutet.
Heute Abend erreichen die beiden etwas, auf das Prinz Adam bereits nicht mehr zu hoffen gewagt hätte: Eine schmale Sandstraße, die sich durch das ewige Unterholz schlängelt!
Sie folgen dieser ein paar Stunden, bis Dunkelheitsanbruch. Hier bildet sie eine Abzweigung, eine führt direkt nach Süden, die andere weiter nach Osten, wo Eternis liegt. Adam bildet sich sogar kurz ein, in dieser Richtung kreisende Lichtlein am Himmel zu sehen — vielleicht die Suchlichter der Wind Raider, die dort noch ihre Kreise ziehen, um ihn endlich wiederzufinden. Vielleicht auch nur Glühwürmchen, deren Licht seinen brennenden Augen einen Streich spielt.
„… Jedenfalls führt dieser Weg zurück, alter Kater!“, murmelt er, während er im Gras zusammensinkt, „Du siehst aus, als wolltest Du mich weiterhin begleiten! Jedenfalls kommen wir auf dieser Sandstraße viel schneller voran … binnen weniger Tage können wir in Eternis sein …!“
Wir bekommen einen Strong Hit beim Make-Camp-Move. Adam verliert sein Fatigue-Level, und schläft geschützt zwischen dichten Büschen einen tiefen, erholsamen Schlaf.
Tag 10: Bevor die Sonne ihr erstes Licht durch das immergrüne Blätterdach schickt, schlägt Adam heute seine Augen auf, und ist sofort wach. Er fühlt sich merkwürdig klar.
Zu dieser Stunde ist der finstere Wald fast völlig still, jedes Rascheln, das Adam im Aufstehen verursacht, scheint weit zu hallen. Er tritt wieder vor die Abzweigung. „Ich schwöre Dir, Man-At-Arms … ich schwöre … mein Schicksal zu ergreifen … in Castle Grayskull.“ Er spürt das Stück Eternium in seiner Hand, vor die Brust erhoben, er hält den Stahlsplitter so fest, dass er einschneidet. Sein Blick ist nach Süden gerichtet, zu jener Abzweigung der Sandstraße, wo der Pfad nicht zur Sicherheit der Hauptstadt zurück führt.
Hiermit wiederhole ich endlich den Move Swear an Iron Vow. Adam braucht drei Rerolls für seinen Spirit-Wurf (was seine zusammengesparten Bennies wieder dezimiert), dann aber kommt er auf eine maximale Zehn. Die Challenge Dice rollen erneut, und machen daraus einen Strong Hit! Dies also ist der endgültige Beginn seiner
Queste (Gefahrvoll): Sein Schicksal in Castle Grayskull ergreifen.
Prinz Adam (so viel eben noch von ihm übrig ist) schwört seinen Eisenschwur auf Eternium, im Morgengrauen
Der heutige Survival-Wurf von Adam wird erneut supportet von Cringers Instinkten, und dadurch wird er einen Weak Hit. Supply ist wieder W4, und unser Reise-Fortschritt steigt auf sieben.
Cringer wagt sich heute näher: Fast auf paralleler Höhe zu Adam schleicht er dahin. Er läuft nicht auf dem Sandpfad, sondern hält sich immerzu im Unterholz am Wegesrand, steigt kätzisch darüber hinweg.
Der Blick seiner großen, goldenen Augen ist bisweilen fragend, während er seinen einstigen Herren im Dahinschleichen von der Seite mustert.
„Du fragst Dich bestimmt, warum wir nicht mehr nach Osten gehen, sondern nunmehr nach Süden, stimmt’s, Katerchen?“, fragt Adam ihn irgendwann.
Er knurrt leise.
„Nun, wie kann ich mich Dir erklären, Freund? Vieles hat sich verändert binnen des letzten Jahres, seit wir Dich ausgewildert haben. Aber die größten Veränderungen kamen jetzt gerade über Eternis … neue Kriegstreiber bedrohen den Frieden unseres Stadtstaats. Ich kann die Bedrohung nicht einschätzen, aber eines weiß ich: Ich werde ihr begegnen müssen. Mit mehr Möglichkeiten, als ich sie bisher habe.“
Er sieht die Großkatze an, „Verstehst Du, was ich sage?“
Cringer bleibt stumm, aber seine Augen wirken auf Adam sehr menschlich, und sehr verständig.
„Nun, so gerne ich Dich mal wieder auf einen saftigen Fisch in der Palastküche einladen würde, Katerchen … wir müssen stattdessen nach Castle Grayskull. ... Verstehst Du? Wir gehen nicht zurück. Das ... ist Deine Chance, umzukehren, mein Freund. Zu Deinem Leben in der freien Wildbahn, das wir Dir zugedacht hatten.“
Cringer sieht Adam furchtsam an, und es scheint kein Zweifel, dass er das Gesagte verstanden hat.
Er verlangsamt tatsächlich seinen Gang etwas. Eine Weile fällt er zurück, aber er wendet sich nicht ab.
Er folgt weiter.
✪
Sie rasten außer Sicht des Wegesrands. Zusammengesunken in seinem Versteck in der Wildnis hat Adam einen Fiebertraum. Er träumt davon, ein mächtiger Stammesheld zu sein, wie es sie bei den primitiven Stämmen der Ebenen und Felswüsten gibt. In seinem Traum ist er hünenhaft und muskelbepackt. Er bricht zu einer längeren Reise auf, hinaus in die undurchdringliche Wildnis. Er braucht nichts außer ein paar Fellen am Körper, und den Speeren, die er für sich gemacht hat; er hat nicht einmal Proviant mitgenommen. Allem, was er in dem Traum tut, haftet eine große, stoische Selbstverständlichkeit an. Er ist ein Sohn seines Stammes, und sein Volk ist eins mit der Natur. Nahrung, Unterkunft, und Werkzeuge müssen nicht künstlich hergestellt und vorgehalten werden, sie sind doch überall griffbereit, in Stöcken, Zweigen, scharfkantigem Gestein, Knochen, Pflanzenwurzeln. Seine Blutsverwandten winken ihm nach, als er davon geht, sie lassen ihn nur ungern fort aus ihrer Mitte. In diesem Traum jedoch weiß Adam, dass es für ihn an der Zeit ist, hinaus zu ziehen; und auf jene grünhäutige Göttin in der Schlangenrüstung zu treffen, die ihm sein Schicksal aufzeigen wird. Er sieht sie deutlich vor sich, in einer Vision, wie vorherbestimmt, wie ein Traumbild in einem Traum ...
Die Schlangengöttin
(Vielleicht ist er auch einfach in eine Szene aus dem allerersten der einstmaligen Mini-Comics zurückversetzt worden, wer weiß es schon zu sagen ...?)
Beim Hochdämmern fühlt sich Adam völlig desorientiert. Kurz begreift er nicht, welche Epoche es überhaupt ist, welches Zeitalter ...?
Er setzt sich auf. Die glühende Mittagssonne ist tief gesunken während seinem fiebrigen Traum; es ist höchste Zeit, weiter zu ziehen, um heute noch ein paar Kilometer auf dem Pfad zu schaffen. Ein Rascheln im Geäst über ihm kündet davon, dass Cringer zurück ist von einer kleinen Jagd, er hat ein sehr mager aussehendes Moorhuhn gefangen, und beginnt, es zu zerrupfen, um es zu fressen, schaut Adam dabei unverwandt an.
„Habe ich aufgeschrieen? ... Nur ein Traum, alter Kater“, murmelt Adam, und spürt dem Gesehenen nach, „bloss eine ... Machtfantasie. Ich als großer Recke, als primitiver Stammesheld, wie die kriegstreiberischen Stämme sie haben. Ja, fürwahr …! Wahrscheinlich war dieser Traum inspiriert von den Geschichten von Goras. Erinnerst Du Dich, Cringer? Der gute, alte Goras, mein stattlicher Vetter, der uns damals immer seine Heldengeschichten aufgetischt hat. … Oder vielleicht die Sagen des Barbaren Wun-Dar von Tundaria, die habe ich als Kind so gerne gehört …“, murmelt er, immer noch schlaftrunken, immer noch mehr im Traum als im Hier und Jetzt.
… Hatte die Zauberin von Grayskull nicht Ro und Wun-Dar erwähnt? Oder war auch das nur ein Traum gewesen …?
Sein Vetter Goras, und auch die Sagengestalt Wun-Dar, das sind Helden aus Adams Kindheit. Die Vorstellung an sie lässt den Prinzen sich jetzt gerade leider nur noch schwächlicher und kläglicher vorkommen. Er befühlt seine Stirn, er fühlt sich leicht fiebrig. Vielleicht hat er zu allem Überfluss vorhin einen Sonnenstich abbekommen. Oder vielleicht ist er mittlerweile dabei, in den Wahn abzugleiten. Er muss den eingeschlagenen Weg zurück nach Castle Grayskull erst einmal überhaupt überstehen!
„Iss‘ schnell, Cringer“, murrt er, während er seinen Blaster wartet, „He, Du hast mir nicht zufällig ein zweites Moorhuhn mitgebracht, oder?“
Die Großkatze sieht ihn befremdet an, von ihrem Ast aus. In Cringers Welt ist es offensichtlich leicht akzeptabel, dass der Mensch namens Adam ihn füttert; das Umgekehrte jedoch scheint ihm absurd.
„Schon gut, mein Freund! Vielleicht kannst Du im Verlauf des Vorabends nochmal etwas aufscheuchen, das ich uns schießen kann … auf dessen Knochen mehr Fleisch ist als auf denen Deines Appetithappens da!“
Der Resupply-Wurf ist jedoch leider ein Kritischer Misserfolg. Der Folge-Move ist also Pay the Price, und dessen Tabelle sagt, ‚eine neue Gefahr oder ein neuer Widersacher zeigt sich‘. Dazu fällt mir was Fetziges ein:
Während die beiden am Rand der Sandstraße versuchen, Beute zu schlagen, scheuchen sie mehrmals Schwärme aus Gleit-Leguanen auf. Während diese krächzend in den Abendhimmel stieben, erhebt sich plötzlich ein lauter Schrei von hinter ihnen: Ein zischelndes Schnarren, so laut und durchdringend, dass es scheinbar meilenweit erklingt!
Adam fährt zusammen und lauscht, Cringer macht sich sofort klein zwischen den Farnen.
„Ob das noch ein Galo-Yorno war …?“, raunt der Prinz.
Oh nein, denn dies ist eine Art vieläugiges Lindwurm-Ungeheuer, und es bewegt sich mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch den Wald, man hört das Krachen und Splittern von Unterholz und Gebüschen, als es sich rapide nähert. Es jagt zielgenau auf Adam und Cringer zu — auch diese Bestie verhält sich also ungewöhnlich. Wahrscheinlich ist auch sie befehligt von Beast Man!
Jagen wir unsere Wild Cards mal durch einen Face-Danger-Move, um zu sehen, ob sie Deckung finden! Adam würfelt Stealth, unterstützt von Cringers Survival-Skill. Das wird ein Weak Hit. Mit anderen Worten entkommen die beiden Fliehenden, aber auf Kosten eines Nebeneffekts, sagen wir mal, Endure Harm. Sie stürzen eine schlammige Böschung hinab. Hierfür würfle ich für beide Wild Cards 2W6 Schaden. Der richtet glücklicherweise aber jeweils nur blaue Flecken und Schrammen an, keine Wundlevel.
Adam liest sich und Cringer mühevoll aus dem Matsch auf.
„… Wo … ist jetzt die Straße?“, bringt er hervor.
Darüber hinaus ist es mittlerweile dunkel. So finden sie den Sandpfad nie wieder! Ein undurchdringlicher Bodendunst beginnt aufzusteigen, während sie versuchen, sich aus der Klamm hinaus zu tasten.
Adam fühlt sich beobachtet. Mehrmals fährt er herum, aber niemand ist zu sehen!
„Hmmmh?“, knurrt Cringer besorgt, und schaut zu ihm auf.
„Nichts, alter Kater, besorg‘ Dich nicht! Ich dachte nur, da ist jemand … hinter uns, im Dunst!“
Cringer zittert ängstlich, und Adam tätschelt ihm beruhigend im Laufen die Seite. (Derartiges lässt der Tiger mittlerweile wieder geschehen.)
„Dieses Scheusal mit den vielen Augen wird es schon nicht sein! Das würden wir deutlicher hören, schwergewichtig, wie das ist!“, raunt er, und versucht, ermunternd zu klingen.
Schalter:
Am Ausgang der Klamm erstreckt sich ein weites Feld aus Farnen und Schachtelhalmen, grünlich grau im letzten, vergehenden Dämmerlicht. Und hier wirft jemand ihnen Blicke entgegen, nicht etwa von hinter ihnen, sondern von geradeaus! Beide zucken zusammen.
Ein einsamer Wanderer steht aufgerichtet auf einem Stein, in einen grauen Mantel gehüllt. Er scheint eine Maske zu tragen, oder einen ungewöhnlichen Helm. Zwei übergroße, kreisrunde Augen ruhen auf den beiden Neueingetroffenen — pechschwarz, absolut reglos.
„H-heda! Wer seid Ihr?“, ruft Adam zurückhaltend.
Schweigen.
Die beiden Wild Cards wechseln einen Blick, Cringer signalisiert mit eingezogenem Kopf und Schwanz und schleichenden Tritten, dass er lieber einen Bogen um den Kerl machen will.
„Wie kann ein so großes Tier wie Du denn so ängstlich sein?“, flüstert Adam, „Wir brauchen jede Hilfe gegen Beast Man, die wir kriegen können!“
„Ich bin nicht hier, um Euch gegen Beast Man zu helfen“, stellt der Unbekannte lautstark fest, wie als habe Adam ihn angeredet, nicht seinem Tiger zugeflüstert! Seine Stimme ist schnarrend und dramatisch, mit leicht rollendem R, wie von einem zähen, alten Mann, und ein wenig nasal. Dabei wirkt die Silhouette ungemein breitschultrig und kraftstrotzend.
(Ich stelle mir seine Stimme natürlich vor wie die vom sagenhaften Jürgen Thormann in den Hörspielen damals.)
Ein Unbekannter, der nur zu beobachten gedenkt ...
„Seid gegrüßt, Wanderer!“, sagt Adam, indem er sich doch etwas näher wagt, „Nun, Ihr scheint ausgezeichnete Ohren zu haben! Darf ich meine Frage erneut stellen: Wer seid Ihr? Was ist Euer Begehr?“
Es ist tatsächlich ein Helm, den die Gestalt trägt, vielleicht hat er zeremonielle Funktion, er wirkt bei näherem Hinsehen wie ein Relikt aus der Zeit der Mechano-Monarchen Eternias, wie von Maschinen hergestellt. Den Rest der Panzerung kann man unter dem grauen Überwurf nicht sehen.
„Ich habe keinen irdischen Begehr, junger Prinz Adam! Und wenn Du wirklich wissen willst, wer ich bin, so befrage Deinen Freund Legendro zu mir. Wenn Ihr diesem jemals wieder ansichtig werden solltet! Dort wirst Du eine detailliertere Antwort erhalten, als ich sie zu geben gewillt bin!“
„Legendro! Er kennt Euch? Und … woher wisst Ihr, wer ich bin?“
„Niemand weiß so recht, wer Du bist, Prinz. Du weißt ja nicht einmal mehr selbst genau zu sagen, was Dich wirklich ausmacht! Du weißt nicht, was Deine Natur ist.“
„Ich … ich weiß nicht, was Ihr damit … nun, warum wollt Ihr uns nicht gegen Beast Man helfen? Ich glaube, er hat unsere Fährte doch wieder aufgenommen! Dieses Schlangen-Vieh dort oben an der Abhangkante, das muss doch von ihm aufgehetzt worden sein, oder nicht? Es ist eines seiner dressierten Ungeheuer!“
„Ja, Prinz Adam. Ihr habt es hier mit dem gefürchteten Wyvernoid von Evanndall zu tun, einer der zahlreichen, alten Schrecken des Evergreen Forest. Ein Entkommen vor seinen acht hypnotischen Augen hat sich schon für viele Verschollene als unmöglich herausgestellt.“
„Oh ja? Ihr scheint tatsächlich ähnlich versiert zu sein mit den Sagen Eternias wie Legendro es ist! Seid Ihr womöglich ein verlorener Stammesbruder von ihm?“
„Ich bin sehr viel älter als Dein Freund Legendro, Prinz. Es ist vergeblich, weitere solcher Fragen an mich zu richten! Ich bin nur hier als Beobachter, mitnichten plane ich, in die Geschehnisse einzugreifen.“
Adam würfelt Common Knowledge mit -2, um von selbst darauf zu kommen, wem er hier gegenüber getreten ist, aber kommt auf keinen Erfolg. Jetzt wäre ihm der Occult-Skill nützlich. (Cringer hat den auf W4, und würfelt einen Erfolg ... er versteckt sich noch ein wenig mehr hinter seinem zweibeinigen Begleiter. Er kann seine Vermutung leider nicht verbalisieren!)
„Und was gibt es hier draußen für Euch zu beobachten?!“
„Dein Schicksal, Prinz, hat begonnen, bestimmte Wellen durch Raum und Zeit zu schicken. Ich werde beobachten, was es damit auf sich hat“, stellt die Stimme nüchtern fest.
„Das ist doch absurd! … Ich gebiete Euch, mir und Cringer zu helfen!“
„Deine Gebote zählen so weit fern von Eternis aber nicht viel, wie ich fürchte, Prinz. Und mir gegenüber erst recht nicht!“
„… Was soll ich also jetzt Eurer Ansicht nach tun …?“
„Du wirst Dein Schicksal erfüllen — auf die eine, oder die andere Weise. Für die Vorteilhaftigkeit aller beider dieser Ausgänge spricht sehr vieles.“
„Außer, wir landen im Magen des Wyvernoid!“
„Das ist einer der möglichen Ausgänge!“, schnarrt die Stimme mitleidlos.
Adam sieht mit großen Augen Cringer an, der ein klägliches Murren von sich gibt.
Das ist jedenfalls vielleicht die Gelegenheit, unsere Reise durch den Evergreen Forest abzuschließen, mit dem Move namens Reach Your Destination. Ich würfle die Challenge Dice gegen unseren angesammelten Fortschritt von sieben: Und ein Strong Hit kommt zustande! Dann geht’s hier folgendermaßen weiter:
Adam macht eine zögerliche Verneigung zu dem unbekannten Fremden, denn ihm scheint, dass alles gesagt ist. Ratlos sieht er sich auf der weiten, dunstigen Lichtung um, die sich jenseits der morastigen Klamm erstreckt: Der Evergreen Forest hat sich hier noch nicht im geringsten gelichtet. Cringer und er brauchen eine Position, die sie vor dem Lindwurm verteidigen können. Zu seiner Rechten türmen sich Felsblocks auf, über und über mit Lianen überwachsen ... Vielleicht könnten sie dort hinauf klettern? Er sucht verzweifelt das Lianen-Dickicht ab, und dabei stellt er überrascht fest, dass an einer Stelle hinter den üppig wuchernden Schlingpflanzen ein Durchgang im Fels ist!
Er würfelt Common Knowledge, und kommt diesmal auf einen Erfolg:
„He, Cringer! Hat der fremde Wandersmann dort hinten nicht gesagt … ‚Evanndall‘?“
Der Tiger sieht sich unsicher um. Seine Ohren zucken nervös, er lauscht viel mehr auf das Herannahen des riesigen Verfolgers, das wieder zu vernehmen ist!
„Ich meine, mich an meine Bücher über den Evergreen Forest zu erinnern …! Es gibt eine schmale Waldschlucht, die eine Abkürzung ist nach Süden, wo sie auf die Evannor-Ebene hinaus führt! Daher der ähnliche Name! Die ist nur keinem Kartographen genau bekannt! … Dies hier muss der Zugang dorthin sein!“
Adam sieht sich um, und bemerkt den Blick des gestrengen Beobachters. Er steht unverändert reglos, als Silhouette in der Distanz, nimmt genau Notiz davon, was Adam und Cringer tun. Er ist Adam nicht geheuer. Vielleicht können die beiden in dieser Waldschlucht auch ihn abhängen ...?
Die abgeschlossene Reise ist in jedem Fall ein erster Milestone für unsere gewählte
Queste (Gefahrvoll): Sein Schicksal in Castle Grayskull ergreifen.
Der Questen-Fortschritt steigt damit auf zwei.
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