Autor Thema: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.  (Gelesen 1652 mal)

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Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
« Antwort #75 am: 7.05.2025 | 20:21 »
Letztendlich klingt mir das ganze Szenario ein bißchen fast schon verzweifelt nach "Wir haben hier das Fantasygegenstück zum Erstkontakt zwischen Europäern und einheimischen Australiern, aber ignoriert bitte alles daran außer dieser einen speziellen religiösen Eigenheit -- ist ja nicht so, als ob der ganze Rest irgendwie interessant wäre"... :o

Online manbehind

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Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
« Antwort #76 am: 7.05.2025 | 20:43 »
Ich kann ebenfalls nur dringend empfehlen, den von Lichtschwerttänzer oben verlinkten Text von Devereaux zum Polytheismus zu lesen.

Ich versuche, dazu zu kommen ^^

Entsprechend gälte dann für den in diesem Faden angenommenen Fall von religiösen Totalisolationisten, daß es wohl ihre Götter selbst sein müssen, die mächtig genug sind, alle anderen Götter derselben Welt aus ihrem Revier herauszuhalten. Damit hätten wir dann aber auch gleich einen wesentlich größeren Konflikt als bloß einen rein grammatischen oder kulturellen...

Den größeren Konflikt gibt es grundsätzlich, allerdings ist der in dieser Phase des Spiels nicht das Thema.

Und genau das macht es so schwer, weil sich manbehind eben dazu komplett ausschweigt.  ;)

Mir war nicht klar, dass das so wahrgenommen wird. Grundsätzlich ist aber unter der Woche meine Zeit begrenzt, so dass ich nicht zeitnah und nicht auf alles antworten kann. Welche Infos brauchst du denn genau?

Ebenso. Wie sich diese Leute, ihre Religion, und ggf. ihre Götter in den Rest der Welt einfügen, ist bisher herzlich undefiniert -- und damit stochern wir dann auch in Sachen Umgang mit ihnen und Art der "Herausforderung", die sie darstellen mögen, weitgehendst im Nebel. (Werden diese Götter beispielsweise auch anderswo verehrt und haben in dieser Gegend einfach nur eine Art von privatem Club mit "Alle anderen bitte draußen bleiben"-Schild an der Tür, oder sind sie komplette Außenseiter -- vielleicht sogar Invasoren -- und zwischen ihnen und sämtlichen anderen Gottheiten der Spielwelt herrscht entsprechend ein ausgesprochener himmlischer kalter Krieg?)

Vielleicht werden oder wurden sie z. T. auch anderswo verehrt. Das kann, muss den SCs aber nicht bekannt sein. Das ist offen.
Die Beziehung zu anderen Göttern ist nicht genau definiert. Aber ja, Einfluss und Verehrung anderer Götter sind unerwünscht; aufkommende Kulte werden für gewöhnlich von den Priestern der Acht aufgespürt und zu einem Ende geführt.

Nochmal, was du hier einfach vollständig ignorierst ist, dass es dieses fremdartige Weltbild nur geben kann, wenn die ganze Kultur total isoliert ist. Wenn es Austausch gibt, dann stellt sich dieses sprachliche Problem nicht. Wenn es keinen Austausch gibt, was haben die SC dann da überhaupt verloren.

Die SCs sind dort einfach gestrandet und müssen gucken, wie sie mit dieser Situation klarkommen. Ungefähr so, wie der Held aus „Planet der Affen“. D. h. die Welt ist grundsätzlich feindselig und fremdartig, aber es ist möglich, wie nennt man das, „to recruit agency“, d. h. sie sind nicht vollständig auf sich allein gestellt, aber eben auch weit davon entfernt, „in Sicherheit“ zu sein. Vertraute Bezüge zu ihrer Welt gibt es, die werden allerdings erst später erkannt.
Es gibt dort auch durchaus unterschiedliche Kulturen, die wiederum relativ isoliert voneinander leben, d. h. es gibt Kontakt, aber wenig, allerdings ist allen gemeinsam, dass der „Kult der Acht“ überall vorherrschend die ausschließliche Religion ist, wenn auch mit regionalen kultischen und Macht-Unterschieden.
« Letzte Änderung: 7.05.2025 | 20:53 von manbehind »

Offline Paßwächter

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Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
« Antwort #77 am: 7.05.2025 | 22:51 »
Das wäre tatsächlich eine irrelevante Frage. Ob Kulthandlung oder nicht ist ja eine situative Entscheidung, keine kategorative.
Wenn man den Polytheismus-Texten von Deveraux folgt, doch. Es gibt klare Kriterien - siehe die Zitate in meinem letzten Beitrag. Das Handeln in bezug auf die "Macht #-heiten" ist Deveraux zufolge kein polytheistischer Kult:
- es fehlen "venerating, pleasing or appeasing": "Die herrschenden Götter wollen nicht verehrt werden; sie erwarten die Unterwerfung unter und Befolgung ihrer Gebote, die durch ihre Priester verbreitet und durchgesetzt werden."
- es gibt keine "practical results for you – both good and bad!": "allerdings muss da denke ich schon einiges mehr passieren, damit die direkt intervenieren"
- und (dementsprechend) ist "effective" nicht anwendbar: [diese] "Götter sind nicht direkt erfahrbar"

Darum sind sie, folgt man Deverauxs Ausführungen, etwas kategorial anderes als Hofkobold und Ahnen, von denen angenommen wird, daß sie zumindest in begrenztem Umfang wirksam werden, und mit denen eine "Absprache" Sinn ergibt. Handlungen in bezug auf diese "Macht #-heiten" mögen kultartige Elemente enthalten und sogar gänzlich kultartig wirken, sie sind aber keine Kulte im Sinne des deverauxschen Polytheismus, weil ihnen dazu die Interaktion ("do ut des" im weiteren Sinne) fehlt.

Solange man also alles, was durch andere Religionen hineingetragen wird, als "Unterwerfung unter und Befolgung ihrer Gebote" deklarieren kann, kann das ohne Konflikt abgehen - die "Macht #-heiten" sorgen für die Ordnung, die Götter im Rahmen dieser Ordnung für Pech und Glück und dergleichen.

Offline Haukrinn

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Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
« Antwort #78 am: Gestern um 07:52 »
Huh, reden wir da jetzt aneinander vorbei? Ich habe meine Aussage nicht auf das hier benannte Settingelement sondern auf polytheistisches Handeln im allgemeinen bezogen.
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Offline Ainor

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Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
« Antwort #79 am: Gestern um 08:01 »
Wobei "zuständig" auch ein unpassender Begriff sein könnte. Also ein Gott der Blitze schleudert muss ja nicht für alle Blitze zuständig sein. Es könnte auch ggf. einfach normales Wetter geben.

Es KANN alles sein. Es ging mir darum dass eben:

Wenn Thor nur in seiner eigenen Existenzebene janz weit drusse herumdonnert und auf das tatsächliche Wetter bei den Sterblichen selbst nicht den geringsten Einfluß hat (außer vielleicht indirekt über einen Kleriker)

keineswegs so sein muss. Der alte Blaue Drache bei D&D5 hat: "Thunderstorms rage within 6 miles of the lair."
Entsprechend wäre es halt naheliegend dass ein Wettergott das Wetter gobal oder in seinem Territorium beeinflusst,
und dass wenn er weg ist kein normales Wetter mehr herrscht sondern irgendwas anderes.

Aber ja. Die Regeln nach denen Fantasygötter funktionieren sind selten aufgeschrieben. Es KANN also immer anders sein.

das tangiert den sumerischen Iskur, den Jupiter etc jetzt wie

Kommt drauf an. Das hier:

tatsächlich wäre es bei so einer Welt sogar recht plausibel, wenn sie wenigstens in den "großen" Dingen einfach überall von denselben Göttern regiert würde

wäre ja ein globales Pantheon. Auf einer Fantasy-Erde mit antiken Göttern ist beides denkbar. In einem  globalen Pantheon sind Thor und Jupiter verschiedene Namen für denselben indoeuropäischen Gott. In einem lokalen
Pantheon sind Thor und Jupiter unterschiedliche Götter und der Tod des einen tangiert das Wetter im Herrschaftsbereich des anderen nicht.
Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
Im Rollenspiel ist auch hinreichend fortschrittliche Technologie von Magie zu unterscheiden.
Meine 5E Birthright Kampagne: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122998.0.html

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Re: "Gottheit" vs. "Gott" u. a.
« Antwort #80 am: Gestern um 09:06 »
Kommt drauf an. Das hier:

wäre ja ein globales Pantheon. Auf einer Fantasy-Erde mit antiken Göttern ist beides denkbar. In einem  globalen Pantheon sind Thor und Jupiter verschiedene Namen für denselben indoeuropäischen Gott. In einem lokalen
Pantheon sind Thor und Jupiter unterschiedliche Götter und der Tod des einen tangiert das Wetter im Herrschaftsbereich des anderen nicht.

Knifflig wird's ggf. mit Sonne und Mond. :) Sind Helios und Ra jetzt dieselbe Gottheit, die nur gelegentlich mal den fahrbaren Untersatz wechselt, oder doch zwei verschiedene, und wenn ja, wer kontrolliert oder ist wann die Sonne, die die Sterblichen tatsächlich sehen?

Wobei mir zugegebenermaßen selbst da schon mal (Mythic Egypt im Kapitel "Crossovers") die Antwort "Degradier' sie einfach beide zu Göttern des örtlichen Sonnenlichts, dann können sie problemlos auch unabhängig voneinander existieren" untergekommen ist -- das wäre also auch noch ein Ansatz.