Ich finde heutzutage alles zu bunt, zu kleingedruckt, zu viel Text, zu fette Bücher, zu viel sinnloser spielunrelevanter Schwafeltext.
Mir kann auch keiner von euch erzählen, dass ihr das alles auch wirklich lest.
Denke die meisten kaufen nur nach der Masse an "CONTENT". Den sie aber eh nie benutzen werden. Wie soll das auch gehen.
Gebt mir Produkte, die mich flashen und kompakt reinbomben in meine Fantasie. 50 bis 60 Seiten wo von Setting bis Spielregeln alles drin ist. Cover darf bunt und aufwändig sein. Wie früher. Aber keine Hardcover weil unhandlich.
Drinnen große Schrift, schwarz/weiß, paar nette Illus. Mehr brauch ich nicht.
Seh ich auch in etwa so, wobei es auch gerne mehr als 50 oder 60 Seiten sein dürfen - entscheidend finde ich weniger die absolute Textmenge und mehr der Grad der Verschwafeltheit. Wobei ich finde, dass Gegenteil von Verschwafeltheit sind nicht Diagramme und Tabellen, sondern schlicht und einfach ein prägnanter Schreibstil.
Schwarz-weißes Innenlayout und -Illustrationen, am liebsten Line-Art, finde ich im Allgemeinen deutlich ansprechender als den wohl durch Pathfinder etablierten überladenen Vierfarb-Stil. Ausnahmen bestätigen die Regel, einen Troika-Band im dezenten Vierfarbdruck lass ich mir gerne gefallen.
Von manchen OSR-Geschichten bin ich aber auch ziemlich abgegessen. Z.B. finde ich gerade bei Mothership, dass da das ästhetische Programm leider auch wieder oft die Brauchbarkeit und Verständlichkeit trumpft. Bei Gradient Decent z.B. habe ich mich zur Hälfte durchgequält, und dann waren so viele offene Fragen und Ungereimtheiten angestaut, dass ich das Handtuch geworfen habe. Auf Nachfragen im Discord kam dann eher: "Ja, wenn deine Spieler finden, etwas ergibt keinen Sinn, schau sie an und sag: Ja genau!, und dann werden sie sich TOTAL KRASS GRUSELN", was irgendwie nicht so meinen Spielerfahrungen entspricht.
Da hatte ich den Eindruck, dass das Dogma, möglichst viel in Listen und Diagrammen zu verpacken, es den Autor:innen auch ein Stück weit ermöglicht, sich aus der Verantwortung zu stehlen, wenn es darum geht, ein konsistentes Werk vorzulegen, das auch in seiner Gesamtheit als Text rezipiert und verstanden werden kann, wenn ich das möchte.
(Ich bin allerdings auch ein Diagramm-Feind und neige dazu, die Dinger je weniger zu kapieren, desto einfacher der dargestellte Sachverhalt ist. In der Schulliteratur ist es z.B. total beliebt, statt einer Liste mit Unterpunkten immer irgendwie alles kreisförmig um einen Mittelpunkt anzuordnen, im schlimmsten Fall mit Pfeilen dazwischen, die überhaupt keine Herleitungsbeziehungen symbolisieren, sondern einfach nur da sind, weil so ein Diagramm muss halt auch Pfeile haben. Und ich zerbrech mir dann wieder ne Viertelstunde den Kopf, bis ich feststelle: "Ne, eine einfache Liste hätte es auch so getan.")
Mein Positivbeispiel für ein gelungenes Rollenspielprodukt, das in Farbe, aber trotzdem ästhetisch, übersichtlich, gut lesbar und inhaltlich hervorragend nachvollziehbar ist, bleibt das Abenteuer
Fronds of Benevolence Für Troika. Kann man besser machen, aber nicht viel.
Auch durchaus erwähnenswert finde ich Against the Darkmaster. Genau so stelle ich mir ein Layout vor, das schön ist, aber nie im Weg. Und der Aufbau der meisten Abenteuer ist auch außerordentlich logisch. Die setzen zwar eher auf Fließtext und fallen dadurch durchaus mal länger aus, aber wenn ich z.B. die Abenteuer aus Secrets of the Golden Throne einmal durchgelesen habe, habe ich auch die Zusammenhänge zwischen den auftauchenden Elementen verstanden und muss nicht noch selbst ewig rumpuzzlen wie bei so manchem OSR-Produkt.
Ein schönes Beispiel für die Verbindung von ansprechendem künstlerischen Design und guter Lesbarkeit finde ich auch das spanische Tierras Quebradas.
Insgesamt wäre ich sehr viel glücklicher mit einer Dominanz von "schwarzer Text auf weißem Papier plus Line-Art", mit gelegentlichen Ausnahmen für Werke, die künstlerisch hinreichend originell sind, um Vierfarbdruck zu rechtfertigen.