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[Hard SF] Langlebigkeit vs Unsterblichkeit
Chaos:
Nachdem du keine Hemmungen hast, uns hier mit Physik zu kommen, um deine Entscheidungen zu rechtfertigen ( ~;D), habe ich keine Hemmungen, dir mit VWL zu kommen, um deine Entscheidungen zu beeinflussen ( >;D).
Es gibt in der Geldtheorie eine Formel, die quasi das "Energie ist gleich Masse mal Lichtgeschwindigkeit zum Quadrat" der VWL ist:
M*V = P*Q
M ist die Geldmenge
V ist die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes
P ist das Preisniveau
Q ist die Warenmenge (Dienstleistungen zählen hier der Einfachheit halber als Waren)
Man geht allgemein davon aus, dass V unter normalen Umständen statisch ist.
Wenn nun in einer expandierenden Wirtschaft die Warenmenge stetig steigt, dann muss entweder die Geldmenge entsprechend mit steigen, oder das Preisniveau sinkt. Sinkendes Preisniveau nennt man auch "Deflation", und die ist eher noch schlechter als Inflation, weil über kurz oder lang alle nicht absolut essentiellen und dringenden Käufe/Investionen zum Stillstand kommen - warum heute etwas für 100 Euro kaufen, das ich nächsten Monat für 95 Euro bekommen kann?
Sprich, neues Geld muss her, sonst geht über kurz oder lang die Wirtschaft in die Knie.
Das ist auch der Grund, warum Notenbank versuchen, die Inflation gering zu halten (normalweise so um die 2%), nicht auf Null - Schwankungen in beide Richtungen gibt es immer, und man will verhindern, dass irgendwelche Schwankungen bis in Richtung Deflation ausschlagen.
nobody@home:
--- Zitat von: Chaos am 2.07.2025 | 14:45 ---Nachdem du keine Hemmungen hast, uns hier mit Physik zu kommen, um deine Entscheidungen zu rechtfertigen ( ~;D), habe ich keine Hemmungen, dir mit VWL zu kommen, um deine Entscheidungen zu beeinflussen ( >;D).
Es gibt in der Geldtheorie eine Formel, die quasi das "Energie ist gleich Masse mal Lichtgeschwindigkeit zum Quadrat" der VWL ist:
M*V = P*Q
M ist die Geldmenge
V ist die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes
P ist das Preisniveau
Q ist die Warenmenge (Dienstleistungen zählen hier der Einfachheit halber als Waren)
Man geht allgemein davon aus, dass V unter normalen Umständen statisch ist.
Wenn nun in einer expandierenden Wirtschaft die Warenmenge stetig steigt, dann muss entweder die Geldmenge entsprechend mit steigen, oder das Preisniveau sinkt. Sinkendes Preisniveau nennt man auch "Deflation", und die ist eher noch schlechter als Inflation, weil über kurz oder lang alle nicht absolut essentiellen und dringenden Käufe/Investionen zum Stillstand kommen - warum heute etwas für 100 Euro kaufen, das ich nächsten Monat für 95 Euro bekommen kann?
Sprich, neues Geld muss her, sonst geht über kurz oder lang die Wirtschaft in die Knie.
Das ist auch der Grund, warum Notenbank versuchen, die Inflation gering zu halten (normalweise so um die 2%), nicht auf Null - Schwankungen in beide Richtungen gibt es immer, und man will verhindern, dass irgendwelche Schwankungen bis in Richtung Deflation ausschlagen.
--- Ende Zitat ---
Das ist halt so der Kapitalismus. "Alles muß immer teurer werden, nur so wissen wir, daß es der Wirtschaft auch gut geht!"
Ich vermute stark, daß auch diese Blase irgendwann mal gründlich platzen wird -- aus grundsätzlich begrenzten Ressourcen läßt sich nun mal nicht unbegrenzt wieder und wieder Profit schlagen, wir streiten da also bestenfalls über Zeitpunkt und Auslöser. Daß heutige Wirtschaftstheorien noch nicht beschreiben, was immer auf unser derzeitiges System als Nächstes folgen mag, muß dabei nicht verwundern, schließlich sind die in erster Linie gerade dazu da, den aktuellen Ist-Zustand zu beschreiben und handhabbar zu machen; andererseits ist das potentiell ein dankbares Thema für Spekulation im SF-Gewand.
Chaos:
--- Zitat von: nobody@home am 2.07.2025 | 15:16 ---Das ist halt so der Kapitalismus. "Alles muß immer teurer werden, nur so wissen wir, daß es der Wirtschaft auch gut geht!"
Ich vermute stark, daß auch diese Blase irgendwann mal gründlich platzen wird -- aus grundsätzlich begrenzten Ressourcen läßt sich nun mal nicht unbegrenzt wieder und wieder Profit schlagen, wir streiten da also bestenfalls über Zeitpunkt und Auslöser. Daß heutige Wirtschaftstheorien noch nicht beschreiben, was immer auf unser derzeitiges System als Nächstes folgen mag, muß dabei nicht verwundern, schließlich sind die in erster Linie gerade dazu da, den aktuellen Ist-Zustand zu beschreiben und handhabbar zu machen; andererseits ist das potentiell ein dankbares Thema für Spekulation im SF-Gewand.
--- Ende Zitat ---
Diese Formel gilt ungeachtet des Wirtschaftssystems. Das kannst du genauso wenig ändern wie E = m*c^2.
Feuersänger:
--- Zitat von: Chaos am 2.07.2025 | 14:18 ---Mit entsprechenden Regulierungen, dass (in diesem Beispiel) nur der, der den Weizen auch wirklich anbaut, einen Future-Handel eingehen darf, wären der allermeiste Missbrauch und die allermeisten Ripple-Effekte der Pferdewetten schon verhindert.
--- Ende Zitat ---
Klingt auf jeden Fall sinnvoll!
--- Zitat ---Sobald die ganze Saturn-Operation richtig losgelegt hat, ist He3 (und damit Fusionsenergie) vielleicht nicht gerade im Überfluss vorhanden, aber die allerschlimmste Knappheit ist überwunden, und der Preis von Energie dürfte deutlich sinken.
--- Ende Zitat ---
Im Prinzip ja. Ich versuche es jetzt nochmal, den Weltbedarf auszurechnen wenn man _alles_ mit 3He decken wollte.
Heute haben wir einen Weltenergiebedarf von ca 620 Exajoule. (Davon heutzutage zu ca 80% fossil erzeugt.) Gehen wir mal von dieser Zahl aus, und berücksichtigen dass wir dabei viel Wärmeverluste haben. Bei einem angenommenen Wirkungsgrad von 40% reduziert sich der Gesamtbedarf an elektrischer Energie auf (120+500*0,4)= 324EJ.
Der Bedarf wird auch vermutlich nicht weniger, v.a. wenn wir in der Zukunft auch die ganzen Entwicklungsländer auf sagen wir einen südeuropäischen Lebensstandard hieven wollen.
Nehmen wir mal für die Stromerzeugung mit D-3He einen Wirkungsgrad von 60% an, dann kriegen wir aus 1kg 3He ca 350TJ = 350e12J
Das eine durch das andere geteilt, ergibt knapp 1000 Tonnen Jahresverbrauch.
--> Hurra, dieser Betrag dürfte in der Redshift-Gegenwart bereits zuverlässig gedeckt werden können. Produktionskapazität 2250: ca 3000t/Jahr (wovon natürlich auch Raumschiffe und extraterrestrische Anlagen betrieben werden). 1000t für die Erde - das klingt bei meiner Timeline etwa ab 2200 plausibel.
Der Haken an der ganzen Sache ist freilich, dass die Dekarbonisierung deutlich früher abgeschlossen sein muss, bevor die 3He-Fusion zur Verfügung steht. Aber wie ersetzt man 500EJ fossile Energieträger? --> evtl steht uns da ein Jahrhundert der Energierationierung bevor.
Um die ganzen 500EJ durch Sonne und Wind zu ersetzen, bräuchten wir eine installierte Leistung von ca 25TW. Heutige installierte Leistung 1,6TW, etwa 6% davon.
Und dann bräuchten wir _zusätzlich_ noch an Kurzzeitspeichern (Akkus) allein ca 600TWh; da sind die mittel- und längerfristigen Speicher (Power to Gas etc) noch komplett außen vor. Heute installierte Kapazität: 2-3TWh.
--- Zitat ---Nachdem du keine Hemmungen hast, uns hier mit Physik zu kommen, um deine Entscheidungen zu rechtfertigen ( ~;D), habe ich keine Hemmungen, dir mit VWL zu kommen, um deine Entscheidungen zu beeinflussen ( >;D).
--- Ende Zitat ---
Nur zu, da hab ich kein Problem damit. ^^ ich würde ja durchaus gerne mehr von VWL verstehen.
Es findet also ständig ein Rennen zwischen Geldmenge, Warenmenge und Preisniveau statt, richtig? Und dabei wollen wir das ganze so austarieren, dass der Wohlstand steigt (also die Cola vielleicht nächstes Jahr 1,02€ statt 1€ kostet, aber ich auch 1,04 statt 1€ zur Verfügung habe). Was würde alternativ ohne Wachstum passieren? Also, wenn das Ausbleiben von Wachstum kein unglücklicher Zufall ist, sondern man irgendwann sagt "So, jetzt hat jeder genug, so kann es bleiben, macht Feierabend Leute"?
Wie gesagt, ich habe nicht vor, da die heutigen Währungen auf Inflation hochzurechnen (1 Cola 100€) - es wird neue Währungen geben und fertig (1 Cola 1 Sol).
--
--- Zitat von: nobody@home am 2.07.2025 | 15:16 ---Das ist halt so der Kapitalismus. "Alles muß immer teurer werden, nur so wissen wir, daß es der Wirtschaft auch gut geht!"
Ich vermute stark, daß auch diese Blase irgendwann mal gründlich platzen wird -- aus grundsätzlich begrenzten Ressourcen läßt sich nun mal nicht unbegrenzt wieder und wieder Profit schlagen, wir streiten da also bestenfalls über Zeitpunkt und Auslöser.
--- Ende Zitat ---
Ich verstehe schon den von Chaos angesprochenen Gedankengang, dass Deflation schädlich ist, weil ja dann zB niemand mehr irgendwem irgendwas leihen wird und auch nichts mehr investiert wird. Ich frage mich halt nur, ob da nicht auch ein Gleichgewicht möglich ist.
Wobei wir halt mit dem solaren Setting da wieder viiiiieeeeeeel Raum für Wachstum haben -- die Frage ist also für Redshift eher akademisch. Die Ressourcen im Sonnensystem gehen nicht so schnell aus, und die durch Starlifting Erreichbaren noch viel später.
Chaos:
--- Zitat von: Feuersänger am 2.07.2025 | 16:23 ---Nur zu, da hab ich kein Problem damit. ^^ ich würde ja durchaus gerne mehr von VWL verstehen.
Es findet also ständig ein Rennen zwischen Geldmenge, Warenmenge und Preisniveau statt, richtig? Und dabei wollen wir das ganze so austarieren, dass der Wohlstand steigt (also die Cola vielleicht nächstes Jahr 1,02€ statt 1€ kostet, aber ich auch 1,04 statt 1€ zur Verfügung habe). Was würde alternativ ohne Wachstum passieren? Also, wenn das Ausbleiben von Wachstum kein unglücklicher Zufall ist, sondern man irgendwann sagt "So, jetzt hat jeder genug, so kann es bleiben, macht Feierabend Leute"?
Wie gesagt, ich habe nicht vor, da die heutigen Währungen auf Inflation hochzurechnen (1 Cola 100€) - es wird neue Währungen geben und fertig (1 Cola 1 Sol).
--- Ende Zitat ---
"Ohne Wachstum" ist halt auch absichtlich nicht wirklich machbar. Die Ernte ist mal mehr, mal weniger. Innovationen erhöhen Produktivität. Eine globale Pandemie macht die Staatsgrenzen dicht. Shit happens, in beide Richtungen, und man kann da nicht in Echtzeit perfekt durch Anpassung der Geldmenge reagieren.
Eigentlich will man das Preisniveau möglichst stabil halten. Da aber Deflation tendenziell als schlimmer angesehen wir als Inflation, zielt man lieber auf leichte Inflation ab, um das Risiko von Deflation zu verringern.
Allerdings... es ist schon fair zu sagen, dass der Kapitalismus heutiger Prägung vor allem darauf ausgerichtet ist, eine bestimmte Minderheit der Bevölkerung so reich und mächtig wie möglich zu machen. Wenn diese Minderheit, wie in Redshift, weitgehend entmachtet ist, dürfte sich der Fokus des Wirtschaftssystems mit der Zeit wandeln - man könnte sich zum Beispiel fragen, was denn so schlimm daran sein soll, der Arbeiterschaft einen Teil von Kuchen abzugeben, anstatt sie nur gerade eben so am Leben zu erhalten.
Gleichzeitig ist es mit wachsender Leistungsfähigkeit von Computern und dem Aufkommen von künstlichen oder virtuellen Intelligenzen immer leichter, hochkomplexe System zu modellieren, und damit auch, eine Planwirtschaft aufzuziehen, die den Karren nicht binnen kürzester Zeit an die Wand fährt wie im 20. Jahrhundert.
Gerade an den Grenzen der Expansion, im Saturnsystem und im Asteroidengürtel, dort es viel mehr darauf ankommt, dass die Dinge reibungslos laufen, als darauf, dass irgendjemand massiv Kohle scheffelt, kann ich mir eine Planwirtschaft durchaus vorstellen. Und da wäre es dann auch meines Erachtens plausibel, eine wirklich auf Preisstabilität anstatt auf möglichst gleichmäßige leichte Inflation abzielende Geldpolitik zu fahren.
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