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[Hard SF] Weltraum-Habitate und Nahrungsproduktion

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Feuersänger:

--- Zitat von: Alexandro am 23.06.2025 | 23:44 ---Ja, eine solche Linse müsste schon ordentlich groß sein, und wahrscheinlich auch näher am Mars dran, um die Sonnenwinde wirklich sinnvoll umzulenken. Das ist schon eine ziemliche Hausnummer (wobei auch eine "nur" L1-Linse vom Driften abzuhalten nicht trivial ist).
--- Ende Zitat ---

Ich habe den Verdacht, ein L1-Magnetfeldgenerator wäre das einzig praktikable. Es gibt da auch eine NASA-Studie dazu. Wenn ich das richtig verstehe, würde schon ein 200km großer Supraleiter-Ring ausreichen, gefüttert mit Strom im Megaampere-Bereich, damit der Planet noch mit 23µT geschützt wird, was dem Erdmagnetfeld entspricht. Es wird quasi eine Schutzblase aufgebaut, die die Partikel um Mars herumleitet.

Eine Alternative oder evtl ergänzend dazu wären kleinere, areostationäre Generatoren (auf 17000km Höhe über Grund), die mit jeweils ca 100kA auskämen. Dieser Ansatz hat ein paar Vor- und Nachteile gegenüber dem L1-Plan.

Jeder dieser Ansätze ist aber sicherlich um einige Größenordnungen praktikabler als das Vorhaben, in den flüssigen Kern des Mars runterzubohren und dort das Material zu filtern oder sonstwie zu tun was man tun muss, damit sich dort ein "natürlicher" Elektromagnet bildet.


--- Zitat ---Oberirdische Gebäude sind, wie weiter oben schon ausgeführt, keine besonders gute Idee. Strahlung, Mikrometeoriten, da kann einfach zuviel schiefgehen (und ein relativ kleines Loch kann schon massive Probleme bereiten). Unterirdische Komplexe ("Mars-Vaults") mögen nicht so "sexy" auf Planungsunterlagen aussehen, sind aber auf Dauer deutlich lebensfähiger.

--- Ende Zitat ---

Das mag prinzipiell richtig sein, aber das ist dann sicher auch deutlich teurer zu bauen. Wie gesagt, darum ist mein Ansatz, dass der Mars eher so ein Shithole ist, dessen Bewohner großteils als "expendable" gelten. Eben so in der Art Sträflingskolonie, auch wenn es mitnichten alles Sträflinge sein müssen -- es reicht wenn es einfach arme Schlucker sind, für die es auf der Erde keine Arbeit gibt und denen mit sexy Bildern von malerischen Kuppelstädten ein besseres Leben auf dem Mars vorgegaukelt wurde, damit sie freiwillig kommen. Für den Staat ein Win-Win; sie liegen ihm auf der Erde nicht mehr mit Sozialhilfe auf der Tasche, können auf dem Mars produktive Arbeit verrichten, und wenn sie in einem tragischen Unfall umkommen, naja, wo die herkommen gibt's noch mehr.

Wie dem auch sei:
Ja, vielleicht sind die eigentlichen Wohneinheiten trotzdem doch eher unterirdisch.
Und wie gesagt, die Partikelstrahlung kriegen wir ja ganz gut in den Griff.
Mikrometeoritentreffer in eine Kuppel sind auch nicht unbedingt der Weltuntergang: bei einem niedrigen Luftdruck im inneren dauert es lange, bis da durch ein kleines (!) Leck so viel entwichen ist, dass es gefährlich wird. Genug Zeit um zu reagieren. Denkbar ist auch, die Kuppeln mehrschichtig (Whipple-Prinzip) und mit Verbundglas zu bauen. Klar treibt das den Massenbedarf etwas hoch, und der PVB-Kleber für das Verbundglas muss importiert werden, bleibt aber alles im Rahmen.

Chaos:

--- Zitat von: Feuersänger am 24.06.2025 | 01:00 ---Das mag prinzipiell richtig sein, aber das ist dann sicher auch deutlich teurer zu bauen. Wie gesagt, darum ist mein Ansatz, dass der Mars eher so ein Shithole ist, dessen Bewohner großteils als "expendable" gelten. Eben so in der Art Sträflingskolonie, auch wenn es mitnichten alles Sträflinge sein müssen -- es reicht wenn es einfach arme Schlucker sind, für die es auf der Erde keine Arbeit gibt und denen mit sexy Bildern von malerischen Kuppelstädten ein besseres Leben auf dem Mars vorgegaukelt wurde, damit sie freiwillig kommen. Für den Staat ein Win-Win; sie liegen ihm auf der Erde nicht mehr mit Sozialhilfe auf der Tasche, können auf dem Mars produktive Arbeit verrichten, und wenn sie in einem tragischen Unfall umkommen, naja, wo die herkommen gibt's noch mehr.

--- Ende Zitat ---

Ich könnte mir auch vorstellen, dass Gruppen, die weg wollen von der Erde, aber die Gewohnheit nicht aufgeben wollen, auf einem Planeten zu leben, auf den Mars ziehen - eben weil er relativ gesehen ein Shithole ist und dort deswegen nicht so ein furchtbares Gedränge herrscht, ohne dass man gleich vollkommen vom Rest der Menschheit isoliert ist.

Ich denke da an Religionsgemeinschaften (die Mormonen haben es ja einst vorgemacht), an Rassisten, die eine abgeschlossene Ethno-Gemeinschaft bilden wollen, oder an Gruppen wie Libertäre oder Kommunisten, die einfach nur ungestört ihr Ding praktizieren wollen.

Mars wäre (in der Wahrnehmung der restlichen Menschheit) ein Ort für Sträflinge, Verzweifelte, und Spinner.

unicum:

--- Zitat von: Feuersänger am 22.06.2025 | 01:34 ---Was aber auch noch ganz spannend ist: auf Mars ist tatsächlich der CO2-Partialdruck höher als auf der Erde. Da lag ich also insofern falsch: man muss die Marsluft nicht verdichten, sondern womöglich sogar verdünnen. Keine Ahnung ob normale Pflanzen mit so einer hohen CO2-Konzentration zurechtkämen. (Gengineering wäre freilich eine Option.) So oder so brauchen Pflanzen ja aber auch Sauerstoff zum Atmen, um Gewächshäuser und künstliche Atmosphären kommt man halt doch nicht rum.

--- Ende Zitat ---

Was bringt der Partialdruck wenn der Gesammtdruck gering ist? Der liegt bei laut Wiki bei 6e-3Bar - das ist reichlich wenig das ist eigentlich schon grob-Vakuum. (was dann auch "lustig" ist wenn man gewisse Filme sich anschaut mit den gewaltigen Stürmen auf dem Mars,... die aber eben keine "Masse" hinter sich haben.) Stürme auf dem Mars machen zwar optisch was her aber ohne den Druck können die nur die kleinsten Staubteilchen bewegen.

In der Erdgeschichte gab es auch schonmal deutlich höhere Sauerstoffkonzentrationen - daraus resultiertzen wohl auch viele Waldbrände und daraus eine höhere Fluktuation des CO2,...
Einerlei - ohne Gewächhäusser wird man auf dem Mars nicht drumrum kommen. Nicht genug gravitation um eine dichtere Atmosphäre zu halten.

Mars bekommt zwar deutlich weniger Sonnenstrahlung ab aber dafür bekommt er alles davon ab. Kein Magnetfeld um die hochenergie abzufangen und keine dichte atmosphäre um den anderen krahm abzufangen - ist aber fast egal da man eh im Gewächshaus sachen anbauen muss.

Mir stellt sich eher die Frage ob die Sonnenstrahlung ausreicht um Pflanzen wachsen zu lassen oder ob ich eh mit künstlicher Beleuchtung arbeiten muss. Ich vermute stark lezteres.

Feuersänger:

--- Zitat von: Chaos am 24.06.2025 | 16:20 ---Ich denke da an Religionsgemeinschaften (die Mormonen haben es ja einst vorgemacht), an Rassisten, die eine abgeschlossene Ethno-Gemeinschaft bilden wollen, oder an Gruppen wie Libertäre oder Kommunisten, die einfach nur ungestört ihr Ding praktizieren wollen.

Mars wäre (in der Wahrnehmung der restlichen Menschheit) ein Ort für Sträflinge, Verzweifelte, und Spinner.

--- Ende Zitat ---

Immer müssen die Mormonen herhalten, war ja auch schon in Expanse so. xD

Anyway, ist halt die Frage wie plausibel das ist, selbst mit Spinner-Faktor.

Stichwort "furchtbares Gedränge" -- Stand heute gibt es riesige, gewaltige, quasi menschenleere Landflächen auf der Erde, etwa fast ganz Kanada, Sibirien, und die Präriestaaten der USA. Natürlich sind die klimatisch und infrastrukturell herausfordernd (oder "herausgefordert"), aber immer noch ungefähr um Faktor 100 angenehmer als Mars.

In 1-200 Jahren dürfte sich freilich klimatisch einiges verändert haben - Auftauen von Permafrostböden, Desertifikation, was weiss ich. Aber immer noch besser als Mars. Es ist freilich im Detail schwer vorauszusagen, vor allem wenn man keine Klimawissenschaften studiert hat.
Beispielsweise für den Verbleib der USA nur mal zwei denkbare Szenarien:
A) die USA brechen aufgrund gesellschaftlicher Scherkräfte auseinander, die Leute ziehen entsprechend ihrer politischen Präferenzen hin und her, es finden aber keine großen Netto-Migrationen statt. Die Präriestaaten werden sich selbst überlassen; hier bietet sich mehr als genug Landfläche für Rassisten, Libertäre und religiöse Spinner.
B) die Südstaaten werden aufgrund des Wet Bulb Effekts unbewohnbar, die Prärie kann aufgrund zunehmender Aridität keine Fluchtströme aufnehmen. Es gibt Migrationen Richtung Great Lakes und evtl Kanada. Doch auch hier ist die Prärie immer noch wohnlicher als Mars.

Zu den Libertären habe ich ja schon ein paar Takte gesagt. Mal ausführlicher:
Libertäre Ideale scheitern an der Materialität des Weltraums. Genau da ist der inhärente Widerspruch: Libertarismus basiert auf individueller Souveränität, aber Raumkolonien sind strukturell auf totale Interdependenz und zentralisierte Kontrolle angewiesen. Du kannst keine Luft privatisieren, wenn das Nichtbezahlen sofort den Tod bedeutet.

Denkbar wäre da mE höchstens eine Art "SpaceXodus" unter Federführung eines Unternehmens, wobei das eben ein reiner "Unternehmensstaat" wäre, und letztendlich die libertäre Grundidee vollumfänglich unterläuft, da auf dem Mars zwangsläufig jeder vollkommen von der Infrastruktur abhängig wäre. Es wäre also dann quasi Libertarismus für genau 1 Person, nämlich den in Nährflüssigkeit konservierten Kopf von Elmo Skum.

Es KANN natürlich sein, dass die ganzen Libertarier da halt einfach komplett geleimt werden. Lassen sich mit Versprechungen von einem libertären Utopia auf den Mars locken, und wenn sie dann da sind müssen sie feststellen, dass sie jetzt de facto Sklaven sind, und wer nicht spurt kriegt den Hahn abgedreht.

Chaos:

--- Zitat von: Feuersänger am 24.06.2025 | 19:02 ---Immer müssen die Mormonen herhalten, war ja auch schon in Expanse so. xD

Anyway, ist halt die Frage wie plausibel das ist, selbst mit Spinner-Faktor.
--- Ende Zitat ---

Die Unwirtlichkeit des Mars ist in der Sache ein Vorteil. Selbst die ungastlichste Ecke der Erde gehört immer noch zu den begehrenswertesten Ecken des ganzen Sonnensystems, und selbst die entlegendste Insel oder hinterste Ecke der (Ant-)Arktis ist für Eindringlinge oder Erdregierungen wesentlich einfacher zu erreichen als der Mars. Wer allein gelassen werden will, der sucht sich eine Ecke, für die sich möglichst niemand interessiert, und da passt der Mars noch eher als die Erde.


--- Zitat ---Zu den Libertären habe ich ja schon ein paar Takte gesagt. Mal ausführlicher:
Libertäre Ideale scheitern an der Materialität des Weltraums. Genau da ist der inhärente Widerspruch: Libertarismus basiert auf individueller Souveränität, aber Raumkolonien sind strukturell auf totale Interdependenz und zentralisierte Kontrolle angewiesen. Du kannst keine Luft privatisieren, wenn das Nichtbezahlen sofort den Tod bedeutet.
--- Ende Zitat ---

Libertäre Ideale scheitern ja schon an den Realitäten auf der Erde. Zivilisation ist und bleibt ein Teamsport. Und doch, es gibt auf der Erde Libertarier.

Von daher kann man von der Tatsache, dass sie krachend scheitern würden, nicht automatisch darauf schließen, dass sie es nicht versuchen, vielleicht sogar mehrfach. Als ich noch mehr in den US-zentrischen Teilen des Internets unterwegs war, hatte ich öfter mit Libertären zu tun, einschließlich eines ihrer Kandidaten für eine Kongresswahl - und glaub mir, die sind echt so verblendet; einer von ihnen wollte mir weismachen, die Tragedy of the Commons sei nur dadurch zu vermeiden, dass der Staat sich vollkommen aus der Sache raushält, und ein anderer hat behauptet, der Bürgerkrieg sei damals ausgebrochen, weil die Sklavenbesitzer in den Südstaaten ihre Sklaven befreien wollten, die Bundesregierung das nicht zugelassen hat, und die Südstaaten deshalb ihre Unabhängigkeit erklären mussten.


--- Zitat ---Denkbar wäre da mE höchstens eine Art "SpaceXodus" unter Federführung eines Unternehmens, wobei das eben ein reiner "Unternehmensstaat" wäre, und letztendlich die libertäre Grundidee vollumfänglich unterläuft, da auf dem Mars zwangsläufig jeder vollkommen von der Infrastruktur abhängig wäre. Es wäre also dann quasi Libertarismus für genau 1 Person, nämlich den in Nährflüssigkeit konservierten Kopf von Elmo Skum.

Es KANN natürlich sein, dass die ganzen Libertarier da halt einfach komplett geleimt werden. Lassen sich mit Versprechungen von einem libertären Utopia auf den Mars locken, und wenn sie dann da sind müssen sie feststellen, dass sie jetzt de facto Sklaven sind, und wer nicht spurt kriegt den Hahn abgedreht.

--- Ende Zitat ---

Das ist der andere mögliche Ausgang für diese Geschichte.

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