Also wenn keine Atomwaffen oder sowas verwendet werden, sehe ich nicht, dass sich komplette Länder gegenseitig vernichten. Auch mit moderner Technik nicht. Ich mein Mariupol sieht nimmer so gut aus, die Ukraine an sich: still kicking
Und auch Nordvietnam: hier und da mal was klein gebombt, klar, aber den Krieg haben sie am Ende gewonnen.
Ööööööööööööööööh, hier und da mal was kleingebombt?
Die amerikanische Luftwaffe hat in EINEM JAHR mehr Bomben auf Nordvietnam abgeworfen, als auf ganz Europa während des gesamten zweiten Weltkriegs. In Nordvietnam stand praktisch keine größere Stadt mehr, die Amerikaner haben das alles in Grund und Boden gebombt, und nachdem sie mit den Städten fertig waren haben sie mit Dörfern weitergemacht (hat natürlich in erster Linie Zivilisten betroffen, die Vietcongkämpfer haben sich ja im Dschungel versteckt). Und den Dschungel hat man auch versucht mit Pflanzegiften zu entlauben, die ökologischen Schäden davon sind bis heute präsent.
Auch erwährenswert, der Vietvong hat ZWEI MAL praktisch seine gesamte Armee verloren, aber weil die Amerikaner sich da so absolut horrend aufgeführt haben (die diversen Massaker bei denen ganze Dörfer ermordet und abgebrannt wurden sind zumindest in Einzelfällen gut dokumentiert) sind denen so viele Rekruten zugelaufen, dass sie sich das leisten konnten. Nicht zu vergessen, dass sie massiv von China und Russland unterstützt wurden, heimische Waffenproduktion oder Industrie gab es ja nicht mehr.
Was den Ukrainekrieg angeht - letztlich stehen sich da zwei Armeen gegenüber, die mit modernem westlichen Militär relativ wenig zu tun haben. Die Ukraine ist mittlerweile bei Ausrüstung am Boden in ungefähr bei dem, was man als NATO-Standard bezeichnen könnte, Organisation und Doktrin sind ungefähr auf halben Weg - die Ukraine kann nach wie vor keine Kampagnen oberhalb Battalionslevel ausführen, was insbesondere ihre offensiven Möglichkeiten drastisch einschränkt. Was die Luftwaffe - das absolute Kernstück westlicher Militärstrategie - ist die Ukraine bei Kampfjets vielleicht auf dem Level der 80er-Jahre, Langstreckenbomber wie B2-, B-52 oder auch nur sowas wie die 1956er Tu-95 hat sie schlicht nicht.
Und Russland... die russische Armee hat mittlerweile Panzer aus den 60er-Jahren an der Front und Relikte aus der Sowjetzeit wie Langstreckenbomber sind unersetzbar, weil das technische Können und die industrielle Basis diese komplexen technischen Gefährte zu produzieren im Post-Sowjet-Russland schlicht nicht mehr existiert.
Wie so eine moderne Luftkampagne aussieht kann man gerade sehr schön im Iran sehen - wer braucht Bodentruppen, wenn er den Feind aus der Luft zurück ins Mittelalter bomben kann. Würden die Israelis es ernsthaft drauf angelegen könnten sie innerhalb weniger Wochen jedes Kraftwerk, jedes Wasserwerk und jede größere Fabrik zu Schrott bomben und die Bevölkerung würde ohne Flucht oder Hilfe von außen früher oder später schlicht verhungern (die meisten Menschen haben überhaupt keine Ahnung wie viel Organisation in moderner Agrarkultur steckt, da geht es nicht nur um Arbeiter, auch Produktionsketten, tausende Messtationen und Experten zur Wettervorhersage, Biochemie-Expertise zur Schädlingsbekämpfung, riesige Infrastrukturprojekte gegen Dürre oder Überschwemmungen, etc. - die MAGA-Farmer werden das bald auf sehr unangenehme Art herausfinden).
Bei den vorigen drei Weltkriegen ist dann ja auch bissle die Frage, wie deutlich der Sieg war oder ob das nur ein glorifiziertes Unentschieden war. Und auch generell wie die Geisteshaltung dann war zu Kriegen. Historisch wurden ja oft auch Kriege nicht im Sinne des totalen, absoluten Krieges geführt, sondern um begrenzte Ziele und quasi so Rechtsfragen. Also ob man etwa dem Spross der Popendeckel zu seinem Gottgegebenen Herrschaftsrecht verhilft (und dann quasi das Gebiet der Popendeckel mehr oder weniger als Vasall kriegt).
Das kann also schon funktionieren, ich fand es nur interessant. Denn in einer Welt, in der das Böse existiert, und in der ich über das Böse triumphiere, da wäre mir ja auch daran gelegen, dass meine Kinder nicht die gleiche Suppe nochmal auslöffeln müssen, sondern dass man da langfristige Lösungen findet.
Kann natürlich Dinge geben, die das unterlaufen. Bei HdR etwa ist ja Saurons Essenz an den Ring gebunden, und wegen der Gier dieses einen Menschen konnte der nicht vernichtet werden, und dann kommt Sauron halt nochmal wieder und zieht da wieder seine bösen Pläne hoch. Ich spiele auch gerade Midnight, und mit den dunklen Obergott da ist es ähnlich - der hat auch drei Anläufe gebraucht, bevor er die Weltherrschaft errung. Aber als nicht direkt greifbarer Gott kannste den halt nicht erschießen, beerdigen, vergessen. Der kommt wieder, zumindest solange es das Böse gibt.
Die Sache beim ersten Weltkrieg war, dass es die Waffen mit überwältigender Schlagkraft da schlicht noch nicht gab. Ja, es gab schon Bomber, die waren aber echt erbärmlich und eher dazu geeignet Angst und Schrecken zu verbreiten, als wirklich effektiv ganze Städte einzuäschern. Die großen Bomberflotten, die ganze Stadtzentren zerstören konnten, gab es erst im zweiten Weltkrieg und die Nazis haben da mit Coventry den Anfang gemacht (prinzipiell gab es noch den Vorläufer mit dem was die Legion Condor im spanischen Bürgerkrieg gemacht hat).
Das wäre in dem Setting ja ungefähr 160 Jahre her (176 wenn man die Bombardierung von Guemica als Fixpunkt nimmt).
Da müsste es seitdem praktisch nur noch Stellvertreterkriege gegeben haben - was prinzipiell möglich ist (siehe kalter Krieg), aber eine Menge Zurückhaltung auf allen Seiten erfordert und ganz ganz schnell schiefgehen kann (siehe Kuba-Krise und anderen 2-3 Vorfälle, die fast in einem dritten Weltkrieg resultiert hätten).
Und bei all dem ist noch nicht mal berücksichtigt, dass es schon reguläre Raumfahrt und Mondkolonien gibt - wer braucht Atomwaffen, wenn er einfach einen großen Felsen aus dem Orbit abwerfen kann? (An dieser Stelle wäre es interessant zu wissen, ob es ein "keine Waffen im Weltraum"-Abkommen gibt und ob sich alle Seiten daran halten würden).
Ich meine, wie deutlich war der Sieg im historischen ersten Weltkrieg? Klar, es sind Millionen von Soldaten verreckt oder verkrüppelt worden und das hat man jeweils zu Hause dann auch deutlich gemerkt -- aber am Ende haben doch "nur" ein paar Gebiete den Besitzer gewechselt, irgendwo hat so ein Kaiser abgedankt, und die Welt ging recht bald wieder zur Tagesordnung über. Man kann mit genügend Abstand wahrscheinlich sogar recht neutral sagen, daß der erste WK die Grundlagen für den zweiten überhaupt erst mit geschaffen hat, denn ohne die Ressentiments dem Ausgang gegenüber in gewissen Ländern wäre so manches Regime in der bekannten Form wahrscheinlich gar nicht erst an die Macht gekommen...
Der erste Weltkrieg hat in erster Linie unfassbaren wirtschaftlichen und sozialen Schaden angerichtet, was aber auch daran lag, dass es die entsprechenden Waffen zur flächendeckenden Zerstörung halt schlicht noch nicht gab.
Und wenn man den zweiten Weltkrieg wirklich als einen Kampf "Gut" gegen "Böse" oder zumindest das in der kollektiven Erinnerung Nächste, was die Welt je gesehen hat, bezeichnen will (wobei man sich zumindest ein Stück weit streiten kann, wieviel schnöde Realpolitik sich da eigentlich hinter der Verklärung dazu versteckt hat)...na ja, auf welcher Seite stand dann Stalin? 
Stalin hatte sogar in Russland einen so schlechten Ruf, dass sich nach dessen Tod selbst seine Nachfolger sehr schnell sehr deutlich von ihm abgegrenzt haben. Das sagt schon einiges aus - genauso wie die Tatsache, dass im heutigen Russland gerade der glorifizierte Geist von Stalin wiederbeschworen wird - der Flughafen der Stadt wurde ja vor kurzem inoffiziell in Staligrad Aeroport umbenannt und es gibt Bestrebungen, die gesamte Stadt wieder umzubenennen. Das zeigt schon sehr deutlich, wo der Hase hinhoppelt.
Allerdings würde ich auch die Amerikaner nicht unbeschränkt als "gut" bezeichnen, wenn man Dinge wie Vietnam betrachtet oder dass der CIA die südamerikanischen Drogenkartelle unterstützt hat, um dort linke Regierungen zu stürzen (und dabei billigend die Zerstörung ganzer - mehrheitlicher schwarzer - amerikanischer Vorortgemeinden durch die Flut importierter Drogen in Kauf genommen hat) oder den demokratisch gewählten Präsidenten des Irans gestürzt und durch einen General ersetzt hat, der sich zum "Schah von Persien" ausrief und sich so daneben benommen hat, dass er wiederum vom Volk gestürzt und durch religiöse Fanatiker ersetzt wurde (die Rechnung dafür kommt gerade).
Da frage ich mich dann auch wie "gut" die VFA wirklich sein können, besonders im Angesicht einer existentiellen Bedrohung, mit der sie schon DREI 'Weltkriege' ausgefochten haben (sehr wahrscheinlich mindestens einen davon mit modernen Waffen wie Bombern oder ballistischen Raketen).
Insofern, denke ich, ist es gar nicht mal so unglaubwürdig, daß ein "Reich des Bösen" in seiner eigenen fiktiven Welt auch gleich drei Weltkriege überstanden hat, ohne daß es dort unbedingt zu einem großen dramatischen Machtwechsel gekommen ist. Selbst wenn sich der Rest der Welt komplett einig wäre, daß da die Bösen sitzen und sie selbst allesamt die Guten sind...na ja, wie bereit ist man, kriegsmäßig die nicht unbedingt komplett kollektiv mitschuldige Bevölkerung dieses Reichs weiträumig auszulöschen, nur, um an den oder die Obermacker heranzukommen? (In der realen Welt kann sich natürlich jede Regierung nur so lange halten, wie das Volk sie zumindest zu tolerieren bereit ist, weil auch sie nur aus normalen Menschen ohne Superkräfte besteht...was aber, wenn das aufgrund von geeigneter Magie oder ähnlichen Dingen plötzlich ganz anders aussieht?)
Klar, ein Regime kann durchaus größere Katastrophen und manchmal sogar verlorene Kriege überdauern, aber nach einem Krieg mit modernen Waffen würden mit ziemlicher Sicherheit dennoch große Teile aller beteiligten Länder in Schutt und Asche liegen. Irgendwann kommt halt der Punkt wo, wenn die Kräfteverhältnisse halbwegs ausgeglichen sind, auch die "gute" Seite anfängt feindliche Infrastruktur zu bombardieren, einfach aus der Notwendigkeit heraus. Da muss man noch nicht mal die Zivilbevölkerung beschießen, in Russland explodieren jede Woche Fabriken, Flugfelder und Ölraffinerien - wenn dieser Krieg vorbei ist, wird Russland in eine ökonomische Depression fallen, dagegen wird die Depression der 90er-Jahre wie ein absoluter Kindergartenspaziergang aussehen (und das berücksichtigt noch nicht mal die absolut grotesk verzerrte Altersverteilung der Populations-"pyramide" des Landes mit ihrem schon vor dem Krieg horrenden Mangel an 20-40-Jährigen, die zu weiteren extremen ökonomischen Verwerfungen führen wird).
Die Länder dieses Settings dürften eine ähnliche Nachkriegsdepression mindestens einmal (eher öfter) durchgemacht haben.
Bitte nicht missverstehen, ich finde die Grundidee cool (wenn ich's nicht cool fände, würde ich mir nicht die Mühe machen, so viel zu schreiben), aber ich glaube, da muss man sich schon ziemlich gut Gedanken über das Worldbuilding machen, damit das Setting am Ende einigermaßen konsistent herauskommt.