Autor Thema: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen  (Gelesen 1496 mal)

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Offline Ludovico

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Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« am: 2.07.2025 | 07:55 »
In dem anderen Thread hab ich ja schon mal angedeutet, dass es meiner Wahrnehmung nach eine unglaublich große Anzahl an neuen Spielen gibt und immer weitere neue auf den Markt rücken.
Meine Algorithmen zeigen mir ständig neue Kickstarter für Rollenspielsysteme und auch die Läden selbst haben immer wieder neue Spiele am Start. Daneben gibt es noch Neuauflagen älterer Spiele, wie etwa Blue Planet Recontact (auf das ich noch immer warte).

Und ich frage mich, ob das nun ein Fluch oder ein Segen ist.

Meines Einschätzung nach erscheint es mir eher als ein Fluch.
Ich hab früher selbst System-ADHS gehabt, aber mittlerweile ist das komplett ausgebrannt.
Aber bei dem jetzigen Angebot wäre ein echter System-ADHSler komplett überfordert.

Was ich noch kritischer sehe, ist die mögliche Gefahr der Schnelllebigkeit. Früher, als es wenige Spiele gab, waren langjährige Gruppen mit ebenso langjährigen Kampagnen häufig. Aber mit all den neuen Spielen, die einem vorgestellt werden und auch der Schnelllebigkeit der Gesellschaft, habe ich den Eindruck, dass der Trend zu Kurzkampagnen geht, die nur wenige Wochen oder Monate gehen, damit man dann das nächste Spiel anfangen kann.
Tiefergehendes Charakterspiel- und entwicklung in Verbindung mit Immersion wird so schwieriger.
Pen & Paper-Spiele werden somit auch mehr wie Computerrollenspiele, bloß mit schlechterer Grafik.

Vielleicht liege ich mit dieser Einschätzung auch komplett falsch.
Wie seht ihr das?

Offline Mithras

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #1 am: 2.07.2025 | 08:04 »
So wie du. Es ist zu viel, zu viel Hype, zu viel Spiel X wie Y aber mit Besonderheit Z. Zu viel Kickstarter.
"Le jeu c'est sérieux!"

Tolkien ist stark überbewertet und seine Bücher nach Der kleine Hobbit furchtbar zäh und langatmig. Das beste was er zustande gebracht hat, war die Vorlage für die Drei besten Fantasyfilme zu liefern, die bisher gedreht wurden.

Ich spiele lieber AD&D statt Pathfinder und Cyberpunk 2020 statt Shadowrun.

Online Weltengeist

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #2 am: 2.07.2025 | 08:09 »
Ich verstehe, was du meinst.

Wobei ich nichts gegen "öfter mal was Neues" habe, aber die Betonung liegt hier auf "Neues". Das meiste von dem, was da rauskommt, ist aber nicht neu. Es sind größtenteils die immer gleichen Setting-Tropes, und es sind Regeln, die sehr ähnlich (aber eben doch nicht kompatibel) sind zu den bereits bekannten Regeln.

Mich persönlich nervt ganz besonders, dass jedes halbwegs interessant aussehende Setting (so es nicht für 5E erscheint) meint, auch gleich eigene Regeln machen zu müssen. Da ich aber keine Lust habe, für jedes neue Setting gleich eine Regelkonversion vorzunehmen, bleibt es dann meist doch im Regal liegen. Hinzu kommt, dass für das Setting dann eben doch nur noch 80 Seiten übrig sind, weil man den Rest des Platzes ja für das eigene (und mindestens 3 mal geplaytestete) Regelwerk braucht.

Okay, zugegeben, ich übertreibe etwas. Aber von der Tendenz her hätte ich gerne mehr Sachen, die wirklich neu sind und nicht nur ein bisschen anders.
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Offline Raven Nash

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #3 am: 2.07.2025 | 08:17 »
Die Problematik liegt wohl auch darin, dass jeder Autor davon überzeugt ist, etwas NeuesTM zu machen. Viel wird unbewusst (oder bewusst) von Systemen übernommen, die man gespielt hat. Wirklich "Neu" in punkto Setting geht auch kaum noch. Zumindest, wenn man nicht komplett abgedrehte Sachen macht, die dann auch wieder niemand spielt.

Die Leute wollen eben ihre Vorstellung verbreiten und ein wenig Geld damit verdienen. Zumindest die KS.

Hype bekomme ich selten mit, und meine Algorythmen werfen mir fast nur Dragonbane- und 5e-Sachen aus. Liegt wohl auch daran, dass ich kaum RPG-YTber konsumiere (ich find die meisten davon schlicht unsympathisch).
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Offline Runenstahl

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #4 am: 2.07.2025 | 08:20 »
Ich sehe das als Fluch und Segen zugleich.

Das es derart viele neue Spiele gibt bedeutet das die Hürde etwas zu veröffentlichen gering ist. Das wiederum bedeutet das man auch mal experimentelle Sachen und verrückte Settingideen bekommt ohne das diese erst einen "Marktest" bestehen müssen.

Die Kehrseite ist natürlich das da auch viel Settingschrott und unausgegorene Regeln dabei sind.

Ist letztlich die Frage was man will... einen riesigen Haufen Schrott in dem ein paar Perlen versteckt sind oder als anderes Extrem ein einziges glattgebügeltes Hochglanzprodukt das irgendwie okay ist aber niemanden wirklich vom Sockel haut.

Das Optimum liegt irgendwo dazwischen aber so schlimm ist der Schrotthaufen nicht, denn dank Internet muß man den Schrotthaufen nicht mehr selbst durchsuchen oder hat zumindest einen Haufen hilfreicher Hände die dabei helfen.
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Offline Horsinand

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #5 am: 2.07.2025 | 08:20 »
Naja, das nennt sich halt Auswahl.

Offline Zed

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #6 am: 2.07.2025 | 08:25 »
(Ob das Corona-Nachfolgen sind? Da haben die Leute vielleicht angefangen, endlich ihre Systemideen aufzuschreiben und drei Jahre später ist es soweit, dass sie ihr System veröffentlichen können…)

Ich treibe mich nicht allzusehr auf den entsprechenden Distributionsplattformen rum. Und trotzdem erreichen selbst mich einige Systeme, die ich interessant finde: Destiny, DC20 und Daggerheart.

Fluch oder Segen? Für Systemcreator gilt wahrscheinlich: Das System muss raus aus dem eigenen System! Die Chance, dass sich das System etabliert, ist sowieso gering und aktuell wegen der Schwemme halt noch geringer - egal: Was raus muss, muss raus. 😅

Für potenziell Interessierte ist die Flut wohl zweischneidig: Auf der einen Seite ist der Systemdschungel jetzt noch dichter, Orientierung fällt schwerer und die Chance, dass das Indiesystem auch zündet und bleibt und sogar weiterentwickelt wird, ist noch geringer.

Andererseits ist die Chance, dass unter den vielen Angeboten das persönliche Herzensbrechersystem ist, noch größer.

Unterm Strich würde ich abwägen, dass die Nachteile überwiegen.

Offline PzVIE

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #7 am: 2.07.2025 | 08:40 »
Naja, das nennt sich halt Auswahl.
Genau das. Man kann aus dem Vollen schöpfen. :)

Online nobody@home

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #8 am: 2.07.2025 | 08:45 »
Vielleicht schlägt sich da auch einfach nieder, daß die meisten von uns hier im :t: mittlerweile schon lange im Hobby unterwegs sind und deswegen schon alles Mögliche kennen. Denn "Mann, was sind das viele Spiele" ist erst mal auch nur ein Eindruck, den ich schon von meinen ersten Besuchen in gut sortierten ausgesprochenen Fachläden in den 80er Jahren kenne -- ob das heute wirklich so viel mehr oder so viel mehr "Müll" dabei ist als schon damals, bin ich mir also gar nicht mal unbedingt so sicher.

Okay, daß man heute dank Internet & Co. einfach schneller als seinerzeit mitkriegt, was gerade an neuem angeblich heißem Scheiß herausgekommen ist, spielt wahrscheinlich auch noch mit hinein.

Offline HAL 40000

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #9 am: 2.07.2025 | 09:09 »
Servus. Ich staune immer wenn irgendwelche Freunde und Bekannte mit Spielen um die Ecke kommen von denen ich noch nie gehört habe. Ist das gut? Warum nicht? Ich muss sie ja nicht kaufen oder spielen wenn es mir nicht zusagt. Und falls doch mal was dabei ist, was mir zusagt, ist es doch ein Gewinn für mich.
Wobei diese Schwemme (?), ja ggf. den Nachteil hat, das die eh schon dünne Anzahl an Spielern in D auf viele Systeme verteilt wird. Oder kennt die breite Masse den ganzen Kram gar nicht und spielt eh nur DSA, DnD, usw?

Offline AndreJarosch

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #10 am: 2.07.2025 | 09:12 »
Ich empfinde es gleichermaßen als Fluch und Segen.

Segen:
Ich finde es toll Rollenspiele für jede Art von Setting zu haben (Auswahl!) und finde es gut, dass jedes Setting auch in unterschiedlichen Regelsystemen gibt.
So findet jeder fast immer das Setting war er mag mit dem Regelsystem was er mag.

Fluch:
Die Anzahl der Rollenspieler die das selbe Setting mit dem selben Regelsystem mögen müssen sich erst einmal finden, damit das Spiel dann auch auf den Tisch kommt.
Da jeder seine Lieblinge (Setting und/oder Regelsystem) hat muss die Bereitschaft da sein auch mal etwas zu spielen was nicht der absolute Liebling jedes Spielers am Tisch ist, sonst hat man schnell 5 Spielleiter die jeweils 2 Spieler hätten die das selbe Zeug toll finden wie ihr Spielleiter, aber keine der Runden findet statt, da die Gruppe zu klein bleibt.

Online Hereagain

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #11 am: 2.07.2025 | 09:35 »
Es hat Vor- und Nachteile, würde ich sagen.
Ich empfinde die Auswahl mittlerweile aber als zu groß und möchte das mal an einem Beispiel festmachen.

Es ist großartig, dass D&D5 unser Hobby so populär gemacht hat und so viele Spieler ins Hobby geholt hat. Dies hat aber jetzt das "Problem", dass viele ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Aktuell versuchen ja alleine diese mir bekannten Systeme Kunden von D&D in ihr Spiel zu bringen: Shadowdark, Draw Steel, Daggerheart, Nimble 5e, DC20, Tales of the Valiant, levelup 5e und bestimmt habe ich noch etwas vergessen. Diese Spiele zielen auf die D&D-Kundschaft.

Dazu kommen die Massen an Kickstartern für das 5e-Ökosystem. Dann haben wir noch den ganzen Indie-Bereich und die Systeme die nebenher laufen. Das führt mich zu der Frage, welche System können überhaupt noch in einem Ladengeschäft geführt werden? Reine Onlinehändler, wie in Deutschland der Roland sind da im Vorteil.

Dann gibt es die Systemfamilien und hier werden mich einige steinigen aber wie nachhaltig ist bitte das Geschäftsmodell von Free League? Sie haben in meinen Augen ein mittelmäßiges System und leben von den Lizenzen und dem guten Willen der Fans. Wie lange geht das gut? (Mir ist bewusst, dass sie mit den * Borgs und Dragonebane noch zwei andere Spielen haben aber ihr Hauptportfolio ist MYZ) Gleiches gilt für Modephius und ihrem 2d20-System.

Ich habe die Vermutung, dass dies nicht mehr so lange gut geht. Wir haben die Zollproblematik, die immer noch Verwerfungen in den Brett- und Rollenspielindustrie nach sich zieht. Dazu kommt in den USA die Pleite von Diamond, die jetzt die Bücher, die ihnen nicht gehören, einfach verkaufen um die Banken zu bezahlen: https://www.youtube.com/watch?v=OgLHw2riPE0&t=700s
Das Video hier spricht Bände: Patreon in denen man Spielrunden mit den Machern kaufen kann, Bitte Bücher auf der eigenen Verlagswebseite zu kaufen. Und Steve Glicker ist ja nicht der erste, der da in schwieriges Fahrwasser zu kommen scheint. Ich würde gerade nicht seinen Shadowdark-Kickstarter ende des Monats unterstützen.

Maybe stehen wir vor einem neuen Crash, durch Überangebot durch zu viel Hype. Die Videospielindustrie musste das nach Corona auch in den letzten zwei Jahren auf die harte Tour lernen.

Womit ich wieder zur Ausgangsthese kommen: Die große Auswahl auf viele Player sorgt dafür, dass sich das Geld auf viele Player verteilt und somit keine stabilen Rücklagen da sind, um verwerfungen wie die aktuellen aufzufangen, da vor allem in den USA scheinbar von Crowdfunding zu Crowdfundig gelebt wird.


Offline Smoothie

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #12 am: 2.07.2025 | 09:41 »
Segen!
Vom System her:
In einigen langlebigen Linien halte ich die aktuelle Version für die beste. (DnD, Vampire, u.a.) (Unrühmliche Ausnahme Shadowrun)
Narrative Spiele haben mit Pbta und Fitd neue Höhen erreicht, von denen nicht zu träumen war.
Investigative Spiele haben mit dem Gumshoe System ihren bisherigen Höhepunkt erreicht.
Selbst die von mir nicht sehr geschätzte OSR hat mit Shadowdark und Mothership inzwischen spannendes Zeug am Start.

Und von den Inhalten der Spiele ist mehr Auswahl immer gut, finde ich.
Ich gehöre aber auch zu den Leuten, die sehr gerne viel unterschiedliches spielen und nicht so festgelegt sind.
Inzwischen bin ich geneigt zu glauben, dass an der DnD Satanic Panic in den 80ern was dran war. Allein, es waren nicht die Inhalte. Es waren die Regeln, die aus der Hölle kommen...

Online Maarzan

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #13 am: 2.07.2025 | 09:42 »
Ich sehe die Spieleschwemme in fast allen Belangen als Segen.

Ein Problem ist sie eigentlich nur für diejenigen Spieledesigner, welche es nicht schaffen durch entsprechende Neuerungen aus der Masse heraus zu stechen (oder dies nicht kommunizieren können)  und dies trotzdem als Beruf und nicht als Hobby sehen.
Aber dies Problem galt denke ich im Prinzip schon immer und ob sich da nun 30 oder 300 in einer Nische tummeln ist im Endeffekt egal, wenn man nicht zu den Top 3 / Top6 geschätzt gehört wird es hart.

Für den Konsumenten wäre wohl am ehesten die oft wenig präzise Beschreibung, was ein Spiel nun anders macht als die bereits bekannten Spiele, ein (Luxus)-Problem.

EIne Zerfaserung der Spielerschaft auf zu viele Kleinsysteme kann ich nicht erkennen. Meinem Eindruck nach sind die allermeisten Spieler innerhalb eines gewissen Teilbereichs dann doch flexibel genug, dass es in der Regel vielelicht einzelne Nogos gibt, aber sonst alles, auch Neues innerhalb der Nische erst einmal Ok ist.

Und eigene Regeln zu haben, kann auch binden, da dann keiner Lust hat dann nach einem Start noch einmal umzulernen, insbesondere wenn er dann leiten soll.

Entsprechend sehe ich da auch keinen nennenswerten Einfluss auf den Rollenspielmarkt durch LLMs: dann werden es statt 300 dann halt 400 neue Spiele, aber die graue Masse geht eh unter -  ob mit KI-Konkurrenz oder nicht, aber genauso kann ein angereichertes LLM-Produkt eine neues Projekt überhaupt erst einmal ermöglcihen, welches sonst nie entstanden wäre.
Die Kernherausforderung bleibt genau diese Anreicherung (die LLM meines Erachtens alleine nicht hinbekommt) und dann Bewerbung dieser Neuerung über den bekannten Marktstandard hinaus, welcher ein neues Werk dann potentiell zum Erfolg macht, gegenüber 300 oder eben 400 graue Konkurrenten.

« Letzte Änderung: 2.07.2025 | 09:45 von Maarzan »
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Offline tarinyon

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #14 am: 2.07.2025 | 09:47 »
Mal anders gefragt: kann uns das als Konsumenten (die wir hier im Forum ja mehrheitlich sind) alles nicht ein bisserl Wurst sein? Klar, einige hier schreiben für Verlage oder sind vielleicht sogar selbst als Herausgeber tätig. Aber leben tut hier doch niemand davon. Außerdem haben wir doch genügend hochqualitative Produkte um bis an unser Lebensende zu zocken. Und ganz ehrlich: anstatt dem Xten Aufguss von BX-D&D mit ach so tollen Features kann ich auch einfach den Reprint der Rules Cyclopedia nehmen (setze hier ein: x-beliebiges anderes bewährtes RPG mit ähnlichen Klonen oder Neuauflagen).

Ansonsten bin ich bei einigen der Vorrednern: ich glaube auch, dass da ab 2014 eine riesige Blase entstanden ist, die kurz vor dem Zerplatzen steht. Danach hat sich der Markt halt reguliert. Die Schwemme der RPGs (und damit verbundenen Produkten) wird aber nicht abnehmen, sondern im Zeitalter von KI mMn exponentiell zunehmen. Es werden wohl noch mehr Konsumenten zu Prosumenten werden, aber viel weniger Leute werden damit Geld verdienen als jetzt.

Offline Fillus

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #15 am: 2.07.2025 | 09:48 »
Ich sehe es auch als Segen an. Wenn es gut ist, spricht (schreibt) es sich rum. Wenn nicht, dann bemerkt man es vielleicht nichtmal.

Es hat aber das Kaufverhalten meiner Meinung nach geändert. Früher hat man mehr Blind gekauft, weil endlich was zum Wunschsetting erschienen ist. Heute schaut man genauer hin, ob es wirklich taugt. Die Hype-Macherei versucht das zum umgehen, klappt aber bei mir nicht so wirklich.

Online Edgar Allan Poe

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #16 am: 2.07.2025 | 09:56 »
Ich wollte erst "Fluch und Segen" schreiben.

Aber, wenn ich genau drüber nachdenke, ist es eigentlich nur Fluch. Es gibt so viel geiles Zeug, was ich alles mal gerne probieren würde. Und meistens entfalten die Spiele ihr volles Potential ja auch nur, wenn man zumindest eine Kurzkampagne spielt. Aber Gruppen krieg ich dafür nicht.

Also sammelt sich immer mehr Zeug in meinem Regal, das ich einfach niemals spielen werde.
Den Akkusativ zu nutzen ist sexy.

Offline JS

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #17 am: 2.07.2025 | 09:59 »
Das ist aktuell nicht die erste "Schwemme" meine Rollenspieljahrzehnte, und letztlich brachten all diese Boomphasen ihr Gutes mit sich und regelten sich dann früher oder später von selbst wieder ein. Ich finde zwar diese ganze Kickstarterei unangenehm, weil sie den Markt mMn stärker überhitzt, zerfasert und überansprucht, aber da ich dafür keine konkreten Daten auf den Tisch legen kann, bleibt es ein persönlicher Eindruck ohne Faktenkraft.

Was mir an der momentanen Schwemme (oder einem Teil dieser Schwemme) weniger gefällt, ist diese ermüdende Kopierfreude mit erheblicher Redundanz, die daraus entsteht. Satirisch überspitzt: "Mein System ist wie 5E, aber mit Elementen von OSR, stärker Richtung AD&D, doch auch wieder mit eigenen Ideen, und mein Setting dazu ist High Fantasy High Magic, aber ganz darque dabei, und Magie ist doch beschränkt und böse, und Elfen gibt es nicht, dafür Feenwesen mit spitzen Ohren namens Ulfen, die sehen sehr schön aus, aber ich mag EDO nicht, deshalb habe ich mir eine Spezies kleiner, muskulöser Bartträger ausgedacht, die ich Dfarfen nenne und die Gold mögen, und dann muß man am Anfang 20 Charaktere bauen, die alle totgehen bis auf wenige, was man aber vorher nicht weiß, und mit dem, was bleibt, spielen die Leute dann voll coole Dungeonabenteuer. Yeah! Das ist der Hammer! Unterstützt mich auf Kickstarter und Patreon und Starterkick und Matreon! Das ganze Paket kommt dann 2028 ... ähm ... 2026 raus!"

Ja, ne ... ist nicht meins. Das fühlt sich an wie damals der d20-Boom in seiner überhitzten Phase. Ich mag Boomphasen und Vielfalt, aber ich bin froh, daß ich meine Systeme und Settings habe. Wobei ich sagen muß, daß sich die meisten mir bekannten Spieler/innen eher weniger bewegen und neue Systeme/Settings noch sturer ignorieren, als mir das lieb ist.
:)
« Letzte Änderung: 2.07.2025 | 11:23 von JS »
Ratte is doch auch 'n Kollege!

Offline Ludovico

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #18 am: 2.07.2025 | 10:01 »
@tarinyon
Was ist ein Prosument?

Offline Mithras

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #19 am: 2.07.2025 | 10:02 »
Leute, wir befinden uns hier im Forum und generell vom Konsum von Rollenspielen her in einer Blase. Ich hatte 4 Gruppen im Laufe der Jahre als SL. Die Spieler die sich andere Rollenspiele angesehen haben, ausser denen die ich geleitet habe, kann ich an einer Hand abzählen. Jetzt auch wieder: ich bin mal wieder der SL weil niemand sonst möchte. Also wird gespielt worauf ICH Bock habe. Aber keiner der Speielenden beschäftigt sich ausserhalb von der Spielsitzung mit dem Thema Rollenspiel. Also kriegt auch niemand was mit von FATE, PbtA, Daggerheart, A5E, Draw Steel oder was weiss ich noch. Von anderen obskuren Sachen ganz zu Schweigen.
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Offline unicum

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #20 am: 2.07.2025 | 10:10 »
Ich muss an der stelle sagen - ich will mir kaum noch was neues kaufen.

Erstens hab ich eigentlich schon genug, zweitens ist das neue was ich mir anlese so das ich mir mittlerwiele sage "Das könnte eine KI geschrieben haben" (also ein mix von verschiedenen Systemen, oder negativ formuliert: Ideen von anderen Systemen geklaut)

Mag auch daran liegen das ich eben schon sehr vieles kenne.

Warum Geld für etwas Ausgeben das keinen signifikanten Mehrwert hat? Nur um einen Verlag am Laufen zu halten?

Online Hereagain

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #21 am: 2.07.2025 | 10:12 »
Leute, wir befinden uns hier im Forum und generell vom Konsum von Rollenspielen her in einer Blase. Ich hatte 4 Gruppen im Laufe der Jahre als SL. Die Spieler die sich andere Rollenspiele angesehen haben, ausser denen die ich geleitet habe, kann ich an einer Hand abzählen. Jetzt auch wieder: ich bin mal wieder der SL weil niemand sonst möchte. Also wird gespielt worauf ICH Bock habe. Aber keiner der Speielenden beschäftigt sich ausserhalb von der Spielsitzung mit dem Thema Rollenspiel. Also kriegt auch niemand was mit von FATE, PbtA, Daggerheart, A5E, Draw Steel oder was weiss ich noch. Von anderen obskuren Sachen ganz zu Schweigen.

So sieht es aus und das ist für die Verleger das schwierige, es gibt das aktuelle Angebot nicht die entsprechende Kundschaft.
Uns kann das egal sein aber mal sehen was kommt.

Online Maarzan

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #22 am: 2.07.2025 | 10:27 »
@tarinyon
Was ist ein Prosument?

Mein Tipp: Produzentenkonsument- ehemals nur kaufende Nur-Spiel(leit)er, die nun ihr eigenes Homebrew auch irgendwo veröffentlich, statt das auf der eigenen Festplatte versauern zu lassen.
« Letzte Änderung: 2.07.2025 | 10:30 von Maarzan »
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Online Mr. Ohnesorge

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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #23 am: 2.07.2025 | 10:58 »
Wobei diese Schwemme (?), ja ggf. den Nachteil hat, das die eh schon dünne Anzahl an Spielern in D auf viele Systeme verteilt wird. Oder kennt die breite Masse den ganzen Kram gar nicht und spielt eh nur DSA, DnD, usw?

Davon würde ich ausgehen. Gleichzeitig spielen viele Runden das Systen, das die SL leiten will, was ja auch was anderes als D&D oder DSA  sein kann.
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Re: Schwemme neuer Spiele - Fluch oder Segen
« Antwort #24 am: 2.07.2025 | 11:19 »
Davon würde ich ausgehen. Gleichzeitig spielen viele Runden das Systen, das die SL leiten will, was ja auch was anderes als D&D oder DSA  sein kann.

Das ggf. außerdem. Inwieweit der jeweils aktuellste große Internet-Hype tatsächlich die Realität der privaten Rollenspielrunden widerspiegelt, ist ja seinerseits nicht unbedingt klar -- erzählen die Leute beispielsweise auf YouTube deswegen primär von D&D, weil das tatsächlich überall gespielt wird, oder vielleicht doch eher, weil sie sich davon die meisten Klicks versprechen, und wie weit pfuscht einem da der Vorschlagsalgorithmus vielleicht noch mal separat dazwischen?