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Wie verhalten sich eure NSC/Monster im Kampf typischerweise?

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Issi:

--- Zitat von: flaschengeist am 30.07.2025 | 21:32 ---Ich habe darüber nachgedacht, welche typischen Muster im Gegnerverhalten ich bei Spielleitungen (inklusive mir selbst) beobachte. Dabei habe ich zwei sehr häufige Muster identifiziert:

1. Angriffe aufteilen: Während schlaue Spieler dazu tendieren, sich auf einen Gegner nach dem anderen zu konzentrieren, sehe ich diese Taktik bei SL nur selten. Würden SL sowas ebenso häufig wie Spieler machen, wäre in meinen Runden die Charaktersterblichkeit viel höher.
2. Bossgegner greifen den Charakter an, der ihnen zuletzt am meisten Schaden zugefügt hat.

Kennt ihr diese Muster auch und welche Muster beobachtet ihr darüber hinaus?

--- Ende Zitat ---
Zu 1.
Ich denke, es ist als SL meine Pflicht, die Gegner etwas dümmer agieren zu lassen, als möglich.

(Aus den von Dir genannten Gründen. Ich bin kein Gegner der Gruppe und gewinne mit ihr zusammen. Möglichst viele "mitzunehmen " ist daher nicht das Ziel)

Zu 2.
Ganz so dumm, allerdings auch wieder nicht. :-)
Meine NSC versuchen schon auch taktisch anzugreifen.
Wenn ein bestimmter SC für sie gefährlicher ist, als der, der sie zuletzt gehauen hat, (und sie sind jetzt keine No Brainer wie Zombies und Co) dann nehmen sie auch mal den.

Es macht aus Sicht der Gegner ja zum Beispiel keinen Sinn, wenn ihr eigener Magier nicht versucht, sich auch mal mit dem SC Magier zu beschäftigen.

In weniger klaren Situationen kann auch einfach mal der Würfel entscheiden, wer als nächstes Haue bekommt.

Klar wäre es zum Beispiel im Nahkampf uU. logischer zuerst auf den schwächsten Gegner zu gehen. Was weg ist, ist weg.
(Aber es ist eben auch ein SC weniger. )
Dennoch fehlt es mir zuweilen an der dafür nötigen Grausamkeit   >;D

Edit.
Und ja, manchmal muss ich auch bewusst auf eine bestimmte Handlung verzichten, die für den Gegner logisch
und machbar wäre, damit ich nicht als extra grausame SL ende.

Dann fühlt sich das natürlich bisschen an, als hätte ich an der Plausibilität der Figur geschummelt.
Aber auch  ein dankbarer Gruppenvertrag, sollte nicht überstrapaziert werden.



Torsten (Donnerhaus):
Ich lasse Gegner grundsätzlich allein auf Basis ihrer eigenen Psychologie agieren. Das bedeutet in aller Regel, dass NSC vor allem Gegner attackieren, die ihnen besonders nahe sind, die besonders exponiert sind oder die besonders gefährlich wirken. Und wenn ich keine eindeutige Präferenz für den NSC sehe, würfle ich es einfach aus. Bzw. ich lasse die Spieler würfeln. Jeder ein Würfel und wer den niedrigsten Wurf macht, ist das Ziel. Und Charaktere die Tarnung haben oder besonders sneaky sind, dürfen zweimal würfeln und den besseren Wurf nehmen.

Allgemein versuche ich NSC so kompetent und clever zu spielen, wie möglich, passend zu ihrem Hintergrund und ihren Werten. Lieber ein Gegner weniger, als dumme NSC die unsinniges Zeug machen. Spieler siegen lieber über kompetente und gefährliche Gegner. Außerdem bin ich als SL eh im Hintertreffen, denn ich habe ein Gehirn gegen die Gehirne der gesamten Spielergruppe. Die Spieler sind daher bereits taktisch im Vorteil. Nur strategisch hab ich den Vorteil aufgrund der Informationshoheit. Die wiederum darf ich natürlich nicht ausnutzen.

Das Spieler sich koordinieren ist mitunter eine gewünschte Facette im Rollenspiel. Ich persönlich lehne das ab. Wenn die Charaktere nicht miteinander kommunizieren, sich nicht abgesprochen haben, keinen Funk oder Telepathie haben, erlaube ich den Spielern auch auf Dauer keine Alpha-Strike Fokus-Taktiken und ich lasse sie auch nicht auf der Metaebene Informationen über Feinde teilen. Aber ich erkläre ihnen dann auch, dass sie das nicht wollen würden, wenn ich das als SL ebenfalls machen würde. Ein wenig hier und da ist okay, aber wenn es überhand nimmt, ruiniert es die Immersion und darunter leiden am Ende die Spieler mehr als ich als SL.

nobody@home:
Was die Kompetenz von Gegnern angeht, habe ich nebenbei keine großen Hemmungen, die auch mal "realistisch" inkompetent oder vorsichtig/"feige" zu modellieren. Ein brutal aussehender Schlägertyp mit einem brauchbaren Wert in Einschüchtern etwa muß ja gar nicht zwingend immer auch gleich ein Superkrieger sein, um in der Welt durchzukommen, und ein halbwegs intelligentes Raubtier, das es mit zuviel Widerstand zu tun bekommt, wird sich auch oft lieber schnell wieder zurückziehen und auf eine bessere Gelegenheit warten (oder gleich leichtere Beute suchen), als eine ernsthafte Verletzung zu riskieren, die es längerfristig am Jagen hindern und damit zum Hungertod verurteilen könnte. Selbst so etwas wie ein Drache, der seinen Hort verteidigt, wird den bei sich bietender Gelegenheit lieber im Stich lassen, wenn er erst mal gemerkt hat, daß er tatsächlich in halbwegs ernster Gefahr ist -- schließlich muß er, um sich beizeiten rächen und seine Schätze zurückholen zu können, erst mal im Hier und Jetzt selbst am Leben bleiben!

Schön, umgekehrt kann's natürlich genauso leicht auch Leute und Kreaturen geben, die aus diesem oder jenem Grund einfach nicht checken, daß sie eine Flucht zumindest versuchen könnten, und genau deshalb weiterkämpfen, bis sie entweder tot sind oder gewonnen haben (hatten wir zu dem Thema nicht gerade einen Faden? ;)). Auch da kommt's wieder auf zumindest das individuelle Gefecht samt Beteiligten und Umständen an.

Torsten (Donnerhaus):
Inkompetenz, Fehler und andere Erwartungsbrüche finde ich ungemein wichtig. Mache ich eigentlich immer, dass ich mit solchen Dingen arbeite.

Shadowrunner planen ihren Heist, schleichen über das Konzerngelände, kennen den Wachplan. Auf einmal geht eine Tür auf, ein Wachmann tritt in den Verladehof. "Was soll das heißen, sie tritt das Sorgerecht nicht ab? Wir hatten das vereinbart! Nein, ich kann nicht in 30 Minuten vorbeikommen. Ich bin noch vier Stunden auf Schicht. Außer Barney hängt noch ne Extrarunde dran, aber da muss ich ihn erst fragen. Der war vorhin schon völlig durch."
NSC haben Vorgeschichte, Ziele, Probleme. Das beeinflusst dann auch ihr Kampfverhalten. Wenn der Wachmann mit der hässlich laufenden Scheidung keinen Ersatz findet, bleibt er vor Ort und ist auf Adrenalin, aber abgelenkt. Kommt es zum Kampf, dann ist er vielleicht echt wütend und hofft auf eine Chance Dampf abzulassen. Seine Vertretung hingegen, könnte nun völlig übermüdet sein. Oder gerade nicht, weil sie was dagegen einwirft, schnupft oder spritzt. Aber vielleicht hat der nach einer bereits geleisteten vollen Schicht keinen Bock mehr die kugelsichere Weste zu tragen. Oder er hatte sich bereits frisiert für das Frühstück mit seiner neuen Freundin und setzt deswegen jetzt lieber den Helm nicht auf…

Sowas ist ja genre-unabhängig. Dinge die das Kampfverhalten beeinflussen, können lange zurückliegen oder noch in der Zukunft. Die Torwache, die sich mit knurrendem Magen auf ihr Abendessen freut, könnte mitten in einem Kampf einfach zusammenklappen, weil sie völlig unterzuckert ist. Der elbische Waldläufer, der noch ein wenig beschwipst ist von der Feier am Vorabend, anlässlich der Nachricht, dass seine Gefährtin schwanger ist mit ihrem gemeinsamen Kind, könnte deutlich vorsichtiger kämpfen und sich eher zurückziehen, als sein Kollege, der beim gleichen Anlass einen demütigenden Streit mit seinem Schwiegervater hatte und jetzt geladen ist wie ein Pulverfass.

Streunendes Monster:
Typisch gibts eher nicht.
Wenn ich leite gibt es wenige, dafür knackige Kämpfe (BRP/RQ6).
Die Gegner verhalten sich ihrem Zweck entsprechend. Untote Wächter in einer verlassenen Zwergenmine greifen alles Lebende rücksichtslos an. Konstrukte erfüllen ihre Aufgabe, Feen treibnen Schabernack und gegnerische Söldner haben ihre Agenda und "Moral".

Endgegner im klassischen Sinne gibt es auch, ja, aber da kann man nicht von typischem Verhalten sprechen. Auch die haben ihre Pläne, Rettungspläne oder Gründe bis zum Tod zu kämpfen.

Und natürlich agiert ein Drache (intelligentes, böses Raubtier) anders als ein Wächtergolem (Körper plus Geist ohne Seele) und dieser wieder anders als ein intelligenter Strippenzieher ...

Wichtig ist mir die Aufgabe, Motivation, Intelligenz und grobe Moral (nicht im ethischen Sinne) festzulegen, damit das Individuum auch plausibel handelt.

Klingt jetzt alles total überakademisch und komplex, ist aber relativ flott entschieden.

--

Was die konkrete Kampftaktik angeht, so ist es schwer von einem Goldstandard auszugehen.
Einerseits spielen wir keine Systeme mit klassischen Rollenverteilungen (kill the mages first) und auch dann ist es eher reaktiv im Kampf, wie sich das Kampffeld ausgestaltet. Dieser Dynamik kann nicht mit typischen Aktionen vorgeplant/-beugt werden.
Ist ja schön, wenn man sich als SL nen Kopf macht, welcher Gegner zu welchem SC passte und welche Taktik dann gefahren würde ... aber da KEIN Plan den Erstkontakt mit der Realität oder erst recht den Spielern überlebt ...  8]

Wenn ein Konstrukt gegen mehrere SC kämpft, dann versuche ich es plausibel handeln zu lassen.
Hat es mehrere Angriffe und ist eher einfach "programmiert", dann wird es alles geradeaus niederwalzen wollen/müssen.
Ein Wraith probiert seine Gegner evtl erstmal und schaut, wessen Essenz am besten "schmeckt".
Ein gerissener Schwertkämpfer wird seine Mittel suchen, seine Gegner zu schwächen, seine Angriffe und Verteidigungen aufzuteilen und seine miesen Tricks nach besten Möglichkeiten ausreizen.

Zuletzt hat die Gruppe gegen einen 4,5m großen degenerierten Frostriesen gekämpft. Dessen Stärke und Schadensboni passen gar nicht auf die Tabellen für die SC. Allerdings hat ein SC einen Artefaktschild (Stasis-Rune) erbeutet, dessen Kraft es war umso stärker die Schläge wurden, desto mehr hat er absorbiert.
Also hat der Kämpfer der Gruppe den Riesen so lange abgelenkt und abgewehrt (nicht vorzustellen, was geschehen wäre, wenn der Verteidigungswurf nicht geklappt hätte ...), bis man den Riesen auf einen größeren und für ihn wichtigeren Feind lenken konnte. Die Rhetorik hat, dem Höhepunkt entsprechend, etwas länger gebraucht um durchzudringen.
Der Riese hat natürlich fleißig weitergemacht, weil es ja nicht sein darf, dass da ein kleines Menschlein seine Schläge pariert ...

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