Das Forum geht den Bach runter, hieß es.
Macht doch mal wieder mehr konstruktive Threads, hieß es.
Also bitte, ihr habt es so gewollt...
VorgeschichteMit Terry K. Amthors Shadow World verbindet mich eine besondere Beziehung. Ich bin damals um das Jahr 1990 über den Quellenband Jaiman in das Setting reingestolpert, und das Buch zählt für mich bis heute zu den genialsten Regionalbänden, die ich je in Händen hatte. Ich habe es geliebt.
Leider konnte ich das nicht pauschal für die Shadow World insgesamt sagen. Sie bestand aus Teilen, die ich absolut gefeiert habe; angefangen von der Weltkarte über die Geschichte von den 6 Kronen, die genialen Schauplätze und die ganzen saucoolen Organisationen bis hin zu den ganzen Ländern, die wirklich kreativ und eben nicht (wie damals eigentlich fast überall üblich) von irgendwelchen irdischen Königreichen abgekupfert waren.
Zugleich gab es aber auch vieles, was mich gestört hat. Sachen, die mir zu sehr in Richtung 08/15-EDO-Fantasy (aka "Es steht in den Rolemaster-Regeln, also muss es rein!") gingen. Viele (!) NSCs, die mehr als nur ein bisschen Autoren-Mary-Sues waren (bis hin zu Spielwerten für die Götter). Und sogar Sachen, die absoluter, unterirdischer Schrott waren (ausnahmslos nicht von TKA, aber die politischen Entscheidungen innerhalb von ICE hatte ich damals noch nicht auf dem Schirm).
Richtig schade fand ich auch, dass ich nicht ein einziges Shadow-World-Kaufabenteuer kenne, das mir gefallen hätte. Da baut Terry also diese absolut geniale Welt, und dann fällt ihm und den ICE-Leuten kaum besseres ein, als dröge Standardabenteuer dazu zu schreiben, die das Potential des Settings nicht ansatzweise abrufen. Besonders ärgerlich fand ich, dass Terry in seinen Beschreibungen ja vor allem auf die High-Level-Aspekte des Settings abgehoben hat, die um eine epische Kampagne bettelten. Aber diese Kampagne kam (bis auf eine fragmentarische Ideensammlung, die man eine Zeitlang von Terrys Homepage runterladen konnte) nie.
So blieb die Shadow World bei mir am Ende etwas, was ich angehimmelt, aber nie wirklich bespielt habe...
Ideen für eine RenovierungIn letzter Zeit trage ich mich aber doch immer mal wieder mit dem Gedanken, etwas aus dieser Welt zu machen. Dabei ist mir aber klar geworden, dass ich sie "by the book" nicht würde spielen wollen - auch nicht, wenn ich mich nur auf Terrys Teile konzentriere und den Rest ignoriere.
Was ich aber gerne machen würde: Ich würde die coolen Teile der Kontinente Jaiman und Emer so umbauen wollen, dass sie besser zu meinen Vorlieben passen. Wie könnte das konkret aussehen?
- Zunächst einmal würde ich das Grundkonzept, dass es schon verschiedene hochtechnische oder hochmagische Zivilisationen gab, die aber alle von den Agenten des Unlebens wieder in den Abgrund gerissen wurden, konsequenter umsetzen. Das Ergebnis wäre eine Sword-and-Sorcery-Welt: Der normale Entwicklungsstand der Welt wäre tendenziell fantastisch-eisenzeitlich, aber mit Orten und Organisationen dazwischen, die versuchen, das alte Wissen bewahren. Nomikos etwa oder die Loremaster. Die würden aber sehr genau hinschauen, wer was in die Finger kriegen darf, und ggf. auch dafür sorgen, dass Wissen unter Verschluss bleibt.
- Ich würde das völlig irrwitzig überpowerte Machtniveau des Settings um mehrere Stufen nach unten drehen. Denn das gehört zu den Dingen, die mich immer schon gestört haben: Dass man das Gefühl nicht loswurde, dass man hier unterhalb von Rolemaster Stufe 10 (eher 15-20, also Superheldenniveau) gar nicht anzutreten braucht, weil man sonst neben den ganzen abartig übermächtigen NSCs nur den Steigbügelhalter geben würde. Wenn man die aber angemessen selten macht, bleibt auch wieder Platz für "normale" Helden.
- Überhaupt entspricht "weniger ist mehr" meinen persönlichen Vorlieben besser. Ich würde vieles rauswerfen, um aus Kulthea mehr eine Welt und weniger ein Kuriosenkabinett, in dem es irgendwie alles geben soll, zu machen. Dabei ist abgedrehter Kram durchaus okay - Götter, die persönlich nachts auf die Erde steigen und Monster jagen, Grabstätten der K'Ta'Viir mit irrwitzigen Artefakten, Verbündete und Gegner auf Stufe 20, Flowstorms die einen ungefragt an völlig fremde Orte versetzen usw. Aber bitte nicht ständig und an jeder Ecke. Der Reiz des Besonderen entfaltet sich für mich vor allem, wenn es auch selten ist - wenn man beispielsweise etliche Sitzungen lang nach der Schmiede von Arion gesucht hat und nicht einfach zufällig darüber gestolpert ist.
Was mir also vorschwebt, ist eine Art postapokalyptischer Sword-and-Sorcery-Welt, in der Einsprengsel großer magischer und technischer Macht vorkommen, ohne dass sie jemals Normalität werden. Ich finde, dass die Shadow World als Startpunkt dazu taugt. Aber gefühlt müsste man sie mal komplett entrümpeln, neue Rohre und Leitungen einziehen und alles neu streichen...