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Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Quaint:
Es kommt ja nicht nur auf das Material an, sondern auch auf die Behandlung. Einige Youtuber haben sich da ja reichlich dran abgearbeitet. Und abgesehen von historischer Verwendung oder deren fehlen, ist es erwiesenermaßen so, dass man Leder so herstellen und bearbeiten kann, dass es eine gewisse Schutzwirkung hat, und zwar auch ohne moderne Technik. Und auch Eisen oder Stahl ist korrekt legiert und wärmebehandelt viel besser schützend als ohne dies. Auch richtig ist allerdings, dass so die typische stealthy Lederkluft (also die DnD Lederrüstung) eigentlich mehr Kleidung als sonstwas ist. Dann wiederrum gibt es etwa aus dem Koreakrieg Berichte, die .30 Carbine Munition wär manchmal nicht so gut durch Winteruniformen gegangen. Je nachdem was da an Bedrohung anliegt ist also Lederkleidung ähnlich wie eine robuste Jeans vielleicht besser als nix.
YY:
--- Zitat von: Skaeg am 16.10.2025 | 09:21 ---Tatsächlich aber kann man davon ausgehen, dass die allermeisten Rüstungen über ihr Gewicht hinaus (das über die normalen Tragkraftregeln abgehandelt werden kann) körperlich kaum bis gar nicht hinderlich sind - jedenfalls nicht mehr als normale Kleidung.
--- Ende Zitat ---
Über eine große Bandbreite an Bewegungen ist das so, aber dann kommen relativ spezielle Bewegungen, die mit bestimmten Rüstungen gar nicht (mehr) gehen - das macht dann die Gewöhnung daran aus, dass man diese Bewegungen unbewusst vermeidet.
Das funktioniert natürlich da nicht mehr, wo man genau diese Bewegungen situationsbedingt machen müsste.
Spielmechanisch ist das sehr undankbar abzubilden, weil man es mit einem einfach handzuhabenden pauschalen Abzug genau falsch macht. Der liegt ja meistens gar nicht vor und andersrum ist er manchmal viel zu klein.
Da gibt es im Grunde nur zwei halbwegs zielführende Möglichkeiten: Entweder erzählt man das als "Farbe" bei sowieso gescheiterten Proben rein oder man lädt die Bewertungsarbeit beim SL ab, welcher sich dann natürlich mit dem Thema befassen muss.
Für die Anwendung durch jemanden, der es nicht sowieso schon weiß, bekommt man das wohl kaum handhabbar geregelt.
--- Zitat von: Skaeg am 16.10.2025 | 09:21 ---Auch beim Schleichen sind viele Rüstungen kein Problem, wenn man sich langsam und bedächtig bewegt.
--- Ende Zitat ---
Also sind sie ein Problem ;)
Man zieht sich ja gerade "schleichig" an, damit man punktuell auch mal spürbar Gas geben kann, wenn es nötig wird - etwa, weil sich recht unvermutet jemand nähert und man die absehbar entstehende Sichtlinie unterbrechen muss.
Insbesondere relevant wird das Thema auch in engen und dunklen Umgebungen. Man will ja gerade dort nicht gehört werden, wo man ohnehin schlecht gesehen wird. Und dann ist es gerne mal fatal, wenn man rüstungs- oder auch nur kleidungsbedingt nicht genug Tastmöglichkeiten hat bzw. an Torso und Schultern kein Feedback bekommt und zu wenig Gefühl dafür hat, wie viel zusätzliches Volumen man denn mit der jeweiligen Rüstung hat. Einmal an der Wand lang schrappen o.Ä. reicht ja schon für eine gescheiterte Probe ;)
--- Zitat von: Skaeg am 16.10.2025 | 09:21 ---Es gibt noch eine Problematik, die in Rollenspielen interessanterweise selten aufgegriffen wird, obwohl sie mMn viel relevanter ist als die Beweglichkeitsbeschränkung: Durch Helme ist man im Sehen und Hören eingeschränkt. Speziell natürlich durch geschlossene Helme, die den gesamten Kopf einschließlich Gesicht schützen und nur kleine Sehschlitze haben. Überhaupt sind Helme in Rollenspielen irgendwie ein unbeliebtes Thema. Viele Charaktere scheinen gar keine zu tragen, obwohl das realistischerweise in den meisten Kampfsituationen der wichtigste Teil der Rüstung ist.
--- Ende Zitat ---
Hier und da gibt es das, aber meistens scheitert es daran, dass die Wahrnehmungsbehinderung nicht linear ist. Sprich: man kann ein recht gutes Schutzniveau ohne große Einschränkungen erreichen, aber nach oben raus gehen dann auch die Einschränkungen recht plötzlich durch die Decke. Die meisten Systeme modellieren das aber linear mit der Schutzwirkung.
Fürs Protokoll: In Feuersängers altem "Waffen und Rüstungen"-Thread hatten wir mal den Gedanken aufgeworfen, Rüstungen nicht rein additiv zu behandeln und die übliche Herangehensweise umzudrehen, so dass Helm und Schild meist die Grundlage der Rüstung sind und die eigentliche Rüstung nur die Ergänzung.
Ansonsten ist ein gerne vergessener Faktor beim Thema Rüstung der Hitzestau. Das ist ähnlich wie die Behinderung der Wahrnehmung beim Helm über weite Strecken nicht kritisch bzw. nur unangenehm, aber wenn es zum Problem wird, dann ist es schnell ein Riesenproblem.
Das ist immerhin etwas dankbarer situativ anzuwenden als die oben angesprochene Bewegungseinschränkung.
--- Zitat von: Quaint am 17.10.2025 | 01:10 ---Dann wiederrum gibt es etwa aus dem Koreakrieg Berichte, die .30 Carbine Munition wär manchmal nicht so gut durch Winteruniformen gegangen.
--- Ende Zitat ---
Das ist zumindest genau so definitiv falsch - wenn man da nicht a priori drauf kommt, gibt es auch genug Versuche von einschlägigen Amis ;)
Freilich gibt es terminalballistisch spürbare Unterschiede zwischen .30 Carbine und z.B. .30-06, aber das betrifft dann eben das Ziel an sich und nicht die Frage, ob irgendwelche egal wie dicken Klamottenschichten durchschlagen werden - die interessieren auch eine .30 Carbine nicht im Geringsten.
Feuersänger:
--- Zitat --- In Feuersängers altem "Waffen und Rüstungen"-Thread hatten wir mal den Gedanken aufgeworfen, Rüstungen nicht rein additiv zu behandeln und die übliche Herangehensweise umzudrehen, so dass Helm und Schild meist die Grundlage der Rüstung sind und die eigentliche Rüstung nur die Ergänzung.
--- Ende Zitat ---
Das ist so ein bisschen sehr vergröbert ;D aber ja, das von dir eingebrachte Stichwort war Grenznutzen:
- einerseits könntest du so viel Rüstung tragen wie du willst, solange du deinen Deez nicht schützt ist das weitgehend vergebliche Liebesmüh --> Helm höchste Prio
- und am anderen Ende der Skala bringt der Schild irgendwann nicht mehr viel, wenn man auch so schon genug Rüstung am Leibe trägt.
Bei dem Einen könnte man mit der Umsetzung so anfangen, dass man dem Helm eine wesentlich größere Bedeutung für die Defensive als ein optionales +1 zugestehen könnte. Aber wie man den Grenznutzen des Schilds abbilden könnte, hab ich jetzt grad auswendig nicht parat.
YY:
Ich habe so was Ähnliches kürzlich mit Gilborn in der Traveller-Ecke gebaut; da tut Rüstung und Deckung unterm Strich das Gleiche, sprich solange man Deckung hat, braucht man keine Rüstung und umgekehrt.
Da kann man jetzt Rüstung und Schild noch ein bisschen gegeneinander verschieben, weil die nicht exakt die gleichen Stellen abdecken, aber der größte Nutzen der Rüstung ist dann als "Notbremse" für die Fälle, in denen der Schild umgangen wird und überhaupt nichts beiträgt. Das muss das System dann natürlich auch irgendwie modellieren.
nobody@home:
Das Keine-Helme-tragen-Wollen mag ein Stück weit dem Vorbild Hollywood & Co. geschuldet sein. Auf der Leinwand oder in der Flimmerkiste tragen die Leute ja unter anderem meist deswegen wenig Helm, weil die Macher ja wollen, daß man die teuer bezahlten Charaktervisagen ihrer Stars möglichst oft sehen soll...zumindest das Problem hatten historische Kämpfer in solcher Montur vermutlich noch weniger. :)
Ein anderer Punkt mag nebenbei gerade bei Helmen, die auch den Mund verdecken, noch die schlichte Verständigung gewesen sein. Wie gut und klar kommen allein schon die eigenen Worte durch so eine mehr oder weniger lückenlose Metallbarriere eigentlich durch, und das auch und gerade im Kampf mit dem verbundenen Lärm und sonstigen Streß?
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