Autor Thema: Musik aus dem Mittelalter hören  (Gelesen 285 mal)

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Offline korknadel

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Musik aus dem Mittelalter hören
« am: Gestern um 12:30 »
Da ich in letzter Zeit viel Settingsmaterial zur Hârnworld lese, habe ich mal wieder Lust bekommen, Musik aus dem Mittelalter zu hören.

Aber ich stelle wieder fest: Es ist keine einfache Sache. Viele Aufnahmen/Interpretationen überzeugen mich nicht so recht. Dazu kommt der mittelalterliche Hang zu Borduntönen, die bei gewissen Interpretationen rasch ein Gefühl von Schwere oder gar Monotonie erzeugen.

Geistliche Musik hört sich in meinen Ohren oft unproblematischer an, solange sie mehrstimmig ist, reine monodische Gregorianik ist halt, was sie ist. Weltliche Lieder sind sehr viel anfälliger für Interpretationen, die für mich rasch mühsam werden. Das Ensemble Millenarium, das tolle Sachen gemacht hat, hat aber auch einige derartige Beispiele aufgenommen. Da improvisieren erstmal die Instrumente über einem Akkord -- mittelalterliche Harmonik ist ja nun keine Achterbahn, sondern eher eine Garageneinfahrt --, um so etwas wie Ambiente zu erzeugen, so dieses mythische Mittelalterding halt. Wo ich mich beim Zuhören schon immer frage, wie die Zupfenden und Blasenden das aushalten, immer um die gleichen fünf Töne rum auf und ab zu zupfen und zu blasen. Und dann kommt ein elegischer Frauengesang dazu wie von Elfenaliens. Das zieht sich dann so avalonvernebelt über fünf Minuten oder länger. Plingpling, sing.

Bei den Aufnahmen von Minnesang gefallen mir sehr häufig die Stimmen nicht, die mir fast immer zu schlank, zu sehr liedermachermäßig sind.

Gut gefallen mir Aufnahmen von Jordi Savall, der liegt eben doch allermeistens richtig, allerdings hat er nicht so furchtbar viel Musik aus dem Mittelalter aufgenommen, vieles ist dann eben doch schon aus der Renaissance.

Anonymous4 sind natürlich ein großes Hörvergnügen, tolle Aufnahmen -- nur bin ich mir da oft nicht so sicher, ob das alles authentisch ist.

Diabolus in musica ist ein tolles, stimmlich sehr expressives Ensemble, das überzeugt mich sehr. In eine ähnliche Richtung geht das Ensemble Organum.

Eine andere Schwierigkeit ist dann auch die vertrakte Musik des Trecento bzw der Ars Nova. Das ist schon krass faszinierend, aber der Höreindruck ist oft doch etwas artifiziell spröde. Ob ich da auch nur nicht die richtigen Interpretationen habe?

Mittelalterliche Musik ist für unsere heutigen Hörgewohnheiten eben auch immer etwas gedeckt. Das liegt natürlich zum einen an den "Tönen", sprich Tonarten, die nach unserer Prägung fast alle etwas Molliges haben. Die Melodien bewegen sich in einem sehr behrenzten Tonumfang, große Intervallsprünge gibt es nicht, und die Instrumente sind auch nur selten sonderlich obertonreich, auch wenn manch ein Gebläse zuweilen hübsch schnarrt und quäkt.

Musik aus dem Mittelalter: sehr, sehr interessant, zuweilen wahnsinnig schön, aber nicht immer leichte Kost bzw ist es schwierig, packende, gelungene Interpretationen davon zu finden.

Oder was meint ihr? Wie geht es euch damit? Erfahrungen (vielleicht gar aus der Praxis), Vorlieben, Empfehlungen, Warnungen, Rants, Fragen? Ich spreche das hier in der Annahme an, dass es zwischen Rollenspielenden und Mittelalterfans ja durchaus eine kleine Schnittmenge geben könnte.

(Und mir ist inzwischen bewusst, dass so gut wie niemand zu einer Hârnmaster- oder Ars Magica-Runde wirklich mittelalterliche Musik hören wollen würde, ganz anders als ich.)
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Offline KWÜTEG GRÄÜWÖLF

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Re: Musik aus dem Mittelalter hören
« Antwort #1 am: Gestern um 12:41 »
(Und mir ist inzwischen bewusst, dass so gut wie niemand zu einer Hârnmaster- oder Ars Magica-Runde wirklich mittelalterliche Musik hören wollen würde, ganz anders als ich.)

Vehementer Widerspruch - ich will genau sowas hören! ^-^

Zu der Problematik: Mittelaltermusik, die heute aufgenommen wird, ist ja auch immer Interpretation. Man schaue sich mal an, wie in der 80er-Jahre-Fernsehreihe "Die Leute vom Domplatz" (die ich immer noch sehr gut finde) Gesang vorgetragen wurde, und vergleiche das dann mit Estampie. Da kann sich haargenau das gleiche Liedgut sehr verschieden anhören und -fühlen.

Ich selber habe eigentlich ganz gern Interpretationen von musikwissenschaftlichen Gruppen wie dem Studio der frühen Musik, bei puren bands hab ich oft das Gefühl, dass man da versucht, den Erwartungen und Hörgewohnheiten moderner Hörer zu sehr entgegen kommen zu wollen.
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Offline korknadel

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Re: Musik aus dem Mittelalter hören
« Antwort #2 am: Gestern um 13:25 »
Ja, das finde ich sehr sympathisch. Ich kann mit "Mittelalterbands" tatsächlich auch nichts bis extrem wenig anfangen. Die von mir oben genannten Ensembles sind ja auch allesamt Alte-Musik-Spezialisten, auch wenn Millenarium manchmal etwas experimentell wird.

Estampie, hm, hatte ich da nicht auch irgendwo was ...?
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Offline Trichter

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Re: Musik aus dem Mittelalter hören
« Antwort #3 am: Gestern um 13:27 »
Interessantes Thema!

Von Mittelaltermärkten sind mir immer die nervigen Dudelsäcke in Erinnerung geblieben. ... Ja, da klingt irgendwie jeder Song gleich. :D
Ob das authentisch ist, weiß ich nicht. Ich würde behaupten, im Mittelalter haben die Leute auf Märkten auch einfach mit den Instrumenten, die sie damals zur Verfügung hatten Musik gemacht. Wenn eine Band also halbwegs realistische Instrumente aus der Zeit verwendet, kann es nicht so weit daneben liegen.

Je mehr der "Mittelalter-Sound" dann mit modernen Gerätschaften kombiniert wird (Medieval Rock/Metal), desto weniger authentisch wird es natürlich.

Offline tarinyon

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Re: Musik aus dem Mittelalter hören
« Antwort #4 am: Gestern um 13:30 »
Kurze Anwort, da ich grad nicht so viel Zeit hab: Ich bin zwar vom Grundstudium her Mittelalterarchäologe, habe mich aber nicht spezifisch mit Musik beschäftigt. Was ich aber dazu sagen möchte: die komplette Mittelalter-Folk-Rock-Mittelaltermarkt-Musik hat natürlich null-komma-null zu tun mit der historischen mittelalterlichen Musik. Das nur am Rande. Mehr dazu später.

Offline korknadel

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Re: Musik aus dem Mittelalter hören
« Antwort #5 am: Gestern um 13:48 »
Von Mittelaltermärkten sind mir immer die nervigen Dudelsäcke in Erinnerung geblieben. ... Ja, da klingt irgendwie jeder Song gleich. :D
Ob das authentisch ist, weiß ich nicht.

Doch, das ist schon authentisch. Es gab tatsächlich etliche Dudelsackarten, und das klingt eben schon allein deswegen einigermaßen "gleich", weil da eben immer derselbe Bordunton drunterliegt. Und solche Borduntöne wurden im Mittelalter (auch noch in der Renaissance und als Zitat immer wieder auch im Barock oder sogar in der Klassik) sehr häufig benutzt. Zum Beispiel anscheinend auch bei der Orgelmusik. Auch Streichinstrumente hatten oft eine Bordunsaite, die mitgestrichen wurde. Derlei gibt es auch heute noch in allerlei Volksmusiken rund um die Welt.
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Offline Luxferre

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Re: Musik aus dem Mittelalter hören
« Antwort #6 am: Gestern um 13:57 »
Wir hören beim HârnMaster spielen meist
Wardruna, Heilung und Sowulo.
Einiges davon basiert auf authentischen, allerdings nordischen, Musik-Überbleibseln.

Vielleicht trifft das Deinen Nerv  :d
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Offline korknadel

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Re: Musik aus dem Mittelalter hören
« Antwort #7 am: Gestern um 17:20 »
Einiges davon basiert auf authentischen, allerdings nordischen, Musik-Überbleibseln.

Was gibt es denn für Quellen für diese mittelalterlichen nordischen Musiken? Ich glaube, mir ist noch keine begegnet.

Aber wo wir es von Quellen haben, eine sehr ausgiebige ist ja die große Sammlung von vor allem Marienliedern von Alfonso X el Sabio aus dem 13. Jahrhundert, "Cantigas de Santa Maria". Dieser Sammlung hat sich natürlich auch Jordi Savall angenommen. Die 400 Lieder zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie viele lange Strophen haben. Deswegen gibt es eigentlich immer nur Auswahleinspielungen. Eduardo Paniagua allerdings hat über zig CDs verteilt eine Gesamteinspielung geleistet, leider nicht ganz auf dem Niveau Savalls und seiner Mitstreitenden. Dieser Musik merkt man an, dass sich die Monodien rund ums Mittelmeer gar nicht so wahnsinnig voneinander unterschieden. Musikalisch bewegen sich Orient und Okzident erst in der Renaissance so grundsätzlich auseinander. Ich bin leider noch nie dazu gekommen, mich mal eingehender mit diesen Marienliedern zu beschäftigen.
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Re: Musik aus dem Mittelalter hören
« Antwort #8 am: Gestern um 17:39 »
Wir hören beim HârnMaster spielen meist
Wardruna, Heilung und Sowulo.
Einiges davon basiert auf authentischen, allerdings nordischen, Musik-Überbleibseln.

Vielleicht trifft das Deinen Nerv  :d

Leider hat Korknadel da recht, was nordische Musiküberbleibsel angeht. Heilung und Wardruna (die ich beide sehr mag) basieren nicht auf irgendwelchen Überlieferungen, sondern versuchen mehr, etwas zu basteln, das sich für den modernen Hörer so "anfühlt". Da ist es wie mit Tribal Tatoos - der moderne Mensch empfindet es als archaisch, dabei ist es eine moderne Neuschöpfung, die auf sein Empfinden von Archaik zugeschneidert wurde.
Was eine völlig legitime Herangehensweise ist. Nur sollte man es nicht fälschlicherweise als etwas tatsächlich Archaisches betrachten.  ;)
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Offline Luxferre

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Re: Musik aus dem Mittelalter hören
« Antwort #9 am: Gestern um 18:35 »
Originale Instrumente und altnordische Poesie sind doch die Basis für deren Musik. Worüber diskutiert Ihr gerade?

Und jaaaaaa, okaaaaaay, die haben jetzt keine Notenzettel aus der Zeit ausgegraben  ~;D
Für mich ist das original genug.

War nur‘n Tipp …
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Re: Musik aus dem Mittelalter hören
« Antwort #10 am: Heute um 11:43 »
Anscheinend kam meine Frage falsch rüber. Mir ist keine Quelle für mittelalterliche nordische Musik bekannt, aber mir ist durchaus bewusst, dass ich nicht alles kenne, deshalb habe ich ganz ohne Skepsis danach gefragt. Ich wollte die Existenz solcher Quellen gar nicht in Zweifel ziehen.

Da Wardruna und wie die alle heißen ja ständig in entsprechenden Threads genannt werden, muss ich mir das natürlich auch mal anhören. Bei derartigen Bands bin ich aber tatsächlich skeptisch.

Wir haben ja ohnehin das riesige Problem, dass wir so gut wie nichts über Volksmusik im Mittelalter wissen. Im feudal-klerikalen Europa, wo wegen der horrenden Kosten für Pergament sehr sparsam mit Aufzeichnungen umgegangen wurde, wurde natürlich selten festgehalten, was der Pöbel aufm Marktplatz oder beim Dorffest für Musik gespielt hat. Es wurden eigentlich fast ausschließlich geistliche Lieder (Gregorianik), geistliche Kompositionen (Motetten etc) und die literarisch-musikalisch kunstvollen Hervorbringungen aus der Adelssphäre (Minnesang, Trouveres etc) notiert. Man kann so gut wie nicht feststellen, ob und wo volkstümliche Musik die hohe Kunst beeinflusst hat. Erst in der Renaissance rückt Volkstümliches mehr in den Blick. Da gibt es dann zum Beispiel Messkompositionen, die auf populären Liedern basieren (Parodiemesse), wie zum Beispiel die Missa "L'homme armé" (https://de.wikipedia.org/wiki/L%E2%80%99homme_arm%C3%A9).

Sehr, sehr Vieles, was ich so an Bandmusik höre, die mittelalterlich sein soll, basiert auf den zahlreichen Sammlungen von Liedern und Tänzen, die aber fast alle erst in der Renaissance und im Barock zusammengestellt und veröffentlicht wurden -- nun, da der Buchdruck die Sache billiger gemacht hatte. Eine Ausnahme stellt hier zum Beispiel das "Llibre Vermell de Montserrat" aus dem Spätmittelalter dar. Aber derlei ist eine Seltenheit. Wie derlei Tänze und Lieder sich zwei- bis fünfhundert Jahre früher angehört haben mochten, ist die Frage.
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Re: Musik aus dem Mittelalter hören
« Antwort #11 am: Heute um 12:43 »
Deine Skepsis ist einerseits gerechtfertigt, andererseits ... eben nicht.
Du suchst nach Musik die zu HârnMaster passt und so mittelalterlich daherkommt, wie es nach dem Stand der Dinge möglich ist.
Wardruna nutzt rekonstruierte Musikinstrumente aus der Zeit der Wikinger (793 - 1066), was Deinem Suchparameter "Mittelalter" (was ja recht grob ist, ca 500 - 1500) entspricht und ihre Texte sind teilweise Originale oder Interpretationen aus dieser Zeit.

Ich persönlich glaube, dass Du wenig finden wirst, das näher dran ist.

Was Deiner Skepsis zu recht nicht standhalten wird ist zum Einen die neumodische, musikalische Interpretation mit zusätzlichen moderneren Instrumenten oder den Tönen aus Natur, Wald und Co. Zum Anderen ist auch ein Quäntchen Obacht geboten, da einige Themen esoterisch aufgeladen sind und das Gründungmitglied Gaahl einen zu recht zweifelhaften Ruf genießt. Die Esoterik in der modernen Betrachtung der Wikingerzeit ist mir eh ein Graus! So viel Bullshit, so viel nationalsozialistische Rassenideologie, magische Runen (haha haha haha!!! was für'n Kokolores!) und dergleichen mehr.

Die Summe ist dennoch eine ganz phantastische und fantastische Kunst, die einen Immersion für Hârn toll erleben lässt. Orbaal, die Jarin, generell der Tenor des angelsächsischen Feudalismus und Co werden für mich musikalisch wunderbar unterlegt.

Das ist natürlich KEIN angelsächsischer Minnesang oder germanische Hofmusik. DAS kann Wardruna nicht liefern. Schrieb ich ja aber auch gar nicht ;)

EDIT | und nochmal: das war ein gut gemeinter Tipp. Nicht mehr, nicht weniger. Wenn's Dir nicht ins Suchparameter passt ist doch völlig okay  :d
« Letzte Änderung: Heute um 12:45 von Luxferre »
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Online Uisge beatha

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Re: Musik aus dem Mittelalter hören
« Antwort #12 am: Heute um 14:17 »
Gewiss nicht, was gesucht wird, aber vielleicht geht es grob in die richtige Richtung...

Duivelspack - "Mythos Hildebrandslied - Die Musik der Germanen"

Zitat
Die erstmals 2009 und 2016 erneut veröffentlichte CD »Mythos Hildebrandslied« stellt den Versuch dar, germanische Musik zu rekonstruieren. Dabei näherte sich das Detmolder Trio Duivelspack der vorchristlichen Epoche der Jahre 0 bis 500 an, indem es Instrumente gemäß historischen Vorbildern nachbaute und sich darüber hinaus mit dem Kanon früher altnordischer und altisländischer Texte sowie mit der Aussprache des Althochdeutschen und Altnordischen beschäftigte.

Mit universitärer Unterstützung entstand so ein authentisches Programm zwischen Kunst und Wissenschaft, das einen Weg zu den Klängen unserer Ahnen weist. Am Anfang dieses deutschlandweit einzigartigen Projektes stand viel Recherche und Papierkram, denn eines ist klar: Kein Mensch kann mit Sicherheit sagen, wie die Musik der Germanen geklungen hat – und so ist auch dieses Projekt nur eine Annäherung. Nachweisbar sind jedoch die Instrumente, die von den Germanen gespielt wurden. In der Musikarchäologie gibt es dazu gutes Material, das aus zahlreichen Funden herrührt.

Gemeinsam mit Instrumentenbauern fertigten die Musiker von Duivelspack Rekonstruktionen der Funde wie die Trossinger-Leier, eine Lure, Signalhörner, Knochen- und Hornflöten, verschiedene Trommeln mit tönernem Korpus und Rahmentrommeln an.
O thou, my muse! Guid auld Scotch drink!
Whether thro' wimplin worms thou jink,
Or, richly brown, ream owre the brink,
                    In glorious faem,
Inspire me, till I lisp an' wink,
                    To sing thy name!

- Robert Burns

Offline korknadel

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Re: Musik aus dem Mittelalter hören
« Antwort #13 am: Heute um 14:52 »
@Luxferre: Vielen Dank noch mal für Deine Erläuterungen. Ich werde mir Wardruna auch definitiv mal anhören.

Allerdings liegt zumindest ein MIssverständnis vor: Ich bin hier gar nicht auf der Suche nach irgendwas, auch wenn ich natürlich Empfehlungen dankbar nachgehe. Das mit Hârnworld sollte nur eine Einleitung sein, ich wollte nur kurz hinführend erläutern, dass ich aufgrund der Hârn-Lektüre gerade wieder viele CDs mit Musik aus dem Mittelalter aus dem Regal ziehe. Und dabei ist mir eben aufgefallen, dass das Hören von mittelalterlicher Musik nicht ganz einfach ist. Das war für mich Anlass, hier einfach ein Gespräch zu starten über Hörerfahrungen oder allerlei anderen Kram im Zusammenhang mit Musik aus dem Mittelalter, deren Konsum, Aufführung, Vermarktung, Rezeption, was auch immer.

Und bisher hat das ganz gut funktioniert auch Dank Deines Inputs. Nur suche ich hier eben nicht dezidiert Tipps zur Untermalung meiner Hârnmodule.   
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Re: Musik aus dem Mittelalter hören
« Antwort #14 am: Heute um 15:08 »
Also als erstes möchte ich Kwütegs vehementen Widerspruch hier auch noch einmal wiederholen. Natürlich spielt man zu Hârn mittelalterliche Musik.

Zweitens ist es leider so, dass sich mir bei dieser ganzen Pseudomittelalterlichen Spektakulums- / NeoPaganGermanicWhatever Musik wirklich, WIRKLICH die Zehnägel aufrollen. Es ist so viel Schindluder mit vermeintlich mittelalterlichen und/oder Germanischen Dingen getrieben worden, wo die Grenze zwischen historischer Realität und (im besten Fall) Pipi-Langstrumpfartigem "ich mache mir die Welt" oder gar völkischen Ideen verwischt, dass ich da hochgradig allergisch reagiere. Einige der Lieder von z. B. Heilung mag ich vom Klang und der Atmosphäre ja durchaus. Aber allein, dass die ihre Konzerte als eine Art Ritual zelebrieren finde ich hochgradig problematisch. Von der (mindestens) sorglosen Verwendung rechtesoterischer bis rechtsextremer Symbolen mal ganz abgesehen. Und ja, ich weiß, dass Symbole wie die Schwarze Sonne nicht verboten sind und ich weiß, dass sich Heilung davon schon öffentlich distanziert haben. Ich gebe das Beispiel nur um zu verdeutlichen, woher meine Schwierigkeiten mit solcher Musik und solchen Bands kommen. Das soll nicht heißen, dass die Musik als solches schlecht wäre. Nur das Vermischen von Realität und kruden Ideen finde ich gefährlich.
„Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“
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Offline tarinyon

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Re: Musik aus dem Mittelalter hören
« Antwort #15 am: Heute um 15:35 »
Was der Hexer sagt. 100 Prozent Zustimmung. Aber korknagel kann ich nicht weiterhelfen. Du kennst dich ja eh schon gut aus.

Ich höre beim rpg ja gar keine Musik. Komischerweise habe ich bei HârnMaster überhaupt keinen Drang (höhö), Mittelalterflair zu verbreiten. Hârn ist für mich einfach was ganz eigenes und fantasy! Bei Ars Magica sähe das anders aus.