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Enkidi Li Halan (N.A.):
Wenig später glitt das massive runde Schott der Kapelle zur Seite und gab den Blick auf einen kleinen Vorraum frei. Enkidi drehte sich zu Megan um, und als er sicher war, dass sonst niemand auf dem Gang unterwegs war, nahm er ihre Hand und sah sie ernst an. "Du mußt mich wirklich nicht begleiten, Megan. Das wird eine lange Nacht und mir wäre es lieber, wenn du dich ein bißchen im Handelssektor amüsieren gingest. Du hast dir eine Auszeit verdient. Und dann schlaf dich aus, wenigstens einer von uns sollte morgen ausgeruht sein."
Er lächelte, als sie einfach nur störrisch den Kopf schüttelte.

Enkidi Li Halan (N.A.):
Es war still. Noch nicht einmal das sonst allgegenwärtige Summen der Luftaufbereitungsanlage war zu hören. Vielleicht gab es hier einfach keine, denn die Luft war schwer und von betäubenden Weihrauch-Schwaden durchdrungen. 
Das Portal im Vorraum hatte die Form eines Sprungkreuzes, von dessen höchsten Punkt eine Schar empyrianischer Engel mit strengen Gesichtern auf die Gläubigen hinab blickte. Dahinter schimmerte in sakralem Zwielicht der eigentliche Kapellenraum.
Enkidi beugte sein Knie, bekreuzigte sich und trat zu der mit Lumos-Flüssigkeit gefüllten Schale, die neben dem Portal hing. Mit einer flüchtigen Geste benetzte er seine Stirn, und das gesegnete Wasser glomm für einen kurzen Augenblick auf. Sie traten ein.

Die Kapelle wirkte klein, gedrungen, hatte nichts von der himmelsstrebenden Eleganz der großen Kathedralen. Ein Skelett spitzbogiger Stahlträger trug die Decke, von der einige schwere Lüster herabhingen. Das Wachs der Kerzen zog lange Fäden, die fast bis zu den schlichten Holzsitzbänken hinabreichten. Eine Reihe künstlich erleuchteter Glasfenster hinter dem massiven Altarblock, undefiniertes, konturenverwischendes Licht.
Eine Reihe von Alkoven war an die Wände des Raumes gedrängt, kleine Schreine, in der still die kostbaren Ikonen auf Besucher warteten. Die Gesichter der Heiligen waren dunkel von der jahrhundertealten Schicht von Kerzenrauch und abgebranntem Duftharz, durchzogen von einem feinen Geflecht von Rissen, die ihre Züge fremd und alt erscheinen ließen. Selbst das Gold der kunstvollen Rahmen und der Heiligenscheine wirkte stumpf und verblichen.
Mumien, schoß es Enkidi durch den Kopf. Glaube, für die Ewigkeit konserviert. So leblos wie das wurmstichige Holz, auf dem sie erstarrt sind. Es hatte eine Zeit gegeben, in der er sich vor jeder einzelnen dieser Ikonen verbeugt und sie ehrfurchtsvoll geküsst hätte, auf den Segen der Heiligen und des Propheten hoffend. Orthodoxe Riten und Pflichten.
Enkidi war dankbar, dass die Kapelle leer war, so mußte er nichts vortäuschen, wovon er sich seit langem abgekehrt hatte. Er trat an den Ikonen vorbei und ließ sich vor dem Altar auf die Knie sinken. 
Schmerz rollte in einer glühenden Woge seinen Rücken hinab, und er musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht aufzustöhnen. Hätte es einer Erinnerung bedurft, warum er hier war, sie hätte nicht deutlicher sein können. Das Dunkel wehrte sich.
Heiliges Licht, das mich nährt, murmelte er,
das mich trägt,
unendlich wie das Meer.

Komm herab auf diese Stadt,
schütte dich aus über die harten Gesichter,
die rastlosen Seelen,
die stummen Herzen.

Heiliges Licht, das mich nährt...

Das Gebet auf den Lippen, in endloser Litanei, sank er zu Boden, den Leib demütig vor dem Altar ausgestreckt, büßend für das, was er getan hatte. Büßend für das, was er war.

Megan:
Zwei Stunden sind vergangen. Megan sitzt mit angezogenen Beinen im hinteren Bereich der Kapelle.
Ihr Blick geht ins Leere. Sie friert. Noch eine Stunde und sie wird auf der harten Holzbank nicht mehr
sitzen können. Das Dunkel dieses Ortes wirkt beklemmend. Der metallene Geruch der Station, die
zum wieviel tausendsten Mal gefilterte Luft, vermischt mit dem Dunst des Räucherwerks. Die Stille,
die keine ist, denn überall hört man den Stahl arbeiten, entferntes Hallen von Schritten, Kratzen, das
Brummen der Anlagen...
Unter den verschiedenen Heiligenbildern stehen rote Windlichter, die im leichten Luftzug flackern.
Dieser Ort lädt nicht zum Verweilen ein. Vielleicht ein kurzes Gebet zu Paulus, möglicherweise eine
Kerze für den verstorbenen Freund, wenn nötig auch ein kleines Vaterunser, eine Beichte oder der-
gleichen...

Vorne, unter dem Sprungkreuz liegt Enkidi. Reglos, starr. Sie hatte ihm gesagt, sie würde mitkommen.
Sie hatte nicht erwartet, dass es so schwierig werden würde, ihm bei seiner Buße zuzusehen. Zwei
lange Stunden zu erleben, wie er sich quält, wie er vor etwas kriecht, das ihn so nie erhören wird. Was
muss das für ein Gott sein, der soetwas von seiner Schöpfung verlangt? Wie kann man bedingungslos
lieben, was einen nur mit Furcht und Leid und Schuldgefühl erfüllt. Etwas, das stets nur nach Deiner
Sünde sucht, Deinem Versagen?

"...Noch immer stehe ich auf meinem Weg, Daton, und ich weiß, ich muss weitergehen. Die Sonnen
warten. Sie  haben nicht mehr sehr viel Zeit. Apokalyptischen Szenarien steuern wir entgegen, und
dennoch gibt es Hoffnung. Sie schwebt wie eine Fata Morgana zwischen den Sternen - schwindend,
schemenhaft, schwach, fast surreal:
Ein Flüstern erzählt uns von der Wiedergeborenen Sonne, ein Mund weiß hinter vorgehaltener Hand
von Visionen, beängstigend intensive Träume schleichen sich des Nachts in unsere Gedanken, und
während wir verzweifelt versuchen zu ruhen kommen sie als Sendboten des Untergangs und des Neu-
beginns, und dort draußen, im Nachtschwarz wird es kälter. Die Menschen werden vergehen, nach
Jahrtausenden des erbitterten Kampfes gegen sich selbst auf dem ureigenen Stigmata ihrer Seele.

Litaneien erfüllen den Raum. Heisere Gebete flehen um Gnade. Priester mit fanatisch verzerrten Gesich-
tern klagen die Menschheit an, beschuldigen sie der immerwährenden Sünde. Buße verlangen sie. Buße
für was? Dafür, dass wir das sind, was der Pankreator geschaffen hat? Aber vielleicht sind wir gar nicht
sein Produkt. Vielleicht sind wir das eines anderen?..."


Megan zittert. Wie lange ist sie ihren düsteren Gedanken nachgehangen? Ihre eiskalten Finger schmerzen.
Enkidi liegt noch immer dort vorne - wie ein Toter. Sie schluckt. Wie gerne würde sie zu ihm gehen. Lass
diesen Mist würde sie sagen und ihm seinen Mantel reichen. Warum sollte der Pankreator Dir nicht an
jedem anderen Ort genausogut zuhören? Komm, würde sie sagen, lass uns von hier verschwinden. Ich
werde auf Dich aufpassen. Aber könnte sie das? Es ist ihr schon einige Male gelungen, aber es war immer
wieder lebensgefährlich. Ihre einzige Waffe ist ihre Liebe. Sonst nichts. In ihrem Hals bildet sich ein Kloß.
Sie muss hier raus. Nur ein paar Minuten. Eine Runde um den Block, vielleicht nochmal die schöne Fregatte
bestaunen, vielleicht eine Decke holen..

Raschen Schrittes verlässt die Sternfahrerin die Kapelle.

Elisabeth Hawkwood:
Nachdem Sophia noch nicht wieder zurueck war, liess Baronin Elisabeth eine Nachricht, sie sei in der Haupthalle zu finden, fuer diese hinterlegen und machte sich dann auf den Weg.
Wenn mein Hiersein auch nur die Spur eines Erfolges werden soll, dann muss ich mir einen Ueberblick darueber verschaffen was hier so los ist und wer hier ist. Die Aussichtsplattform ist ein netter Nebeneffekt.

Managarmr:
Bruder Erland drehte mit einem leichten Knistern die braune, vom Alter schon sproede gewordene Pergamentseite um. Hastig uebrflog er die Passage. Ja das könnte es ein. Artefakte, mit unheilvollen Runen, die sich dem pruefenden Blick zu entziehen versuchen. Oder war es doch nur eine Störung des Chakra? Auf der anderen Seite allerdings, eine Besessenheit durch einen niederen Diener von etwas, das in Wirklichkeit Ashtarath, der Sternenkönigin aus dem 4. Qulippoth, unterstand, könnte auch in Frage kommen. Aber das hätte ich merken muessen, bzw. es wäre jetzt wahrscheinlich zu spät. Das Licht des Allschöpfers beschuetze mich.
Unbewusst fuehrte einen komplizierten Gestenablauf der Somatologen aus. Er blickte mit mueden Augen auf und rieb sich die schmerzenden Pupillen, während sein Ruecken vor Schmerz protestierte. Eigentlich war es Zeit fuer die Zelle. Nicosius trat ein, geflogt von einer unscheinbaren, älteren Dame in Hawkwood-Livree. "Verzeiht, Bruder Erland, Sophia Dundee, in ihrer Eigenschaft als Leibdienerin der Baronin Elisabeth Aleide Johanna Mountbatten Hawkwood wuerde Euch gerne sprechen"....
Eine Viertelstunde später, nachdem Sophia Dundee ihn wieder verlassen hatte, streckte Bruder Erland sich mit krachenden Gelenken. Gedanken fuer ein paar Tote. Warum kann ich eigentlich nie NEIN sagen? Muede schlurfte er vor zu Nicosius, der gerade an der Konsole das Sperrkommando fuer das Schott zum Eskatonierfluegel eingab. Während mit einem dumpfen metallenen Geräusch die schweren Bolzen in ihre Position glitten, sah Bruder Erland die betreten dreinschauende Novizin Hildegunn an. "Negativ, nicht wahr?" Stumm nickte sie. "Nun, kein Grund die Hoffnung zu verlieren. Lasst uns Schlafen gehen. Nach einem Gebet in der Hora Lupinum werden wir weitersehen.

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