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Bazaar

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Jack Hawkins:
Butch beförderte ihn unsanft aus der Luftschleuse und schnaubte wütend. Sein Seesack landete ein paar Schritte neben ihm. Das Gesicht des Maats war hochrot und wirkte noch aufgequollener als sonst.
"Verzieh dich, Jack. Und laß dich nicht mehr hier blicken. Such dir endlich einen ordentlichen Job und bleib mir vom Leib."
Jack rappelte sich auf und fuhr sich durch das zerzauste Haar. Er setze zu einer Antwort an, doch eine abwehrende Handbewegung Butchs brachte ihn zum Schweigen. 
"Laß es einfach, Jack. Ich hab keinen Bock dir jedesmal den Arsch zu retten, wenn sich unsere Wege kreuzen." Er schnaubte noch einmal, hieb dann wütend auf den Schalter der die Schleuse schloß und verschwand hinter dem pneumatischen Zischen des Schotts.

Jack seufzte, zuckte mit den Schultern und verließ den Hangar. Was soll's, dachte er. Er hatte ohnehin nicht vorgehabt, den Rest seines Lebens an Bord dieses fliegenden Schrotthaufens zu verbringen. Die Zollformalien gingen schnell über die Bühne -man kannte sich- und wenig später trat Jack Hawkins hinaus auf die große Promenade.

Bazaar. Für einen Moment blieb er stehen und genoß das Gefühl, nach Hause zu kommen. Er sog tief die Luft ein, nahm die dröhnenden Geräusche der Landungsbay in sich auf und fühlte sich wie neu geboren. Ja, das war Bazaar. Exotische Reisende, fliegende Händler, schmierige Zocker. Es hatte sich einiges geändert, seit das Banner des Imperiums über der Hauptschleuse wehte, aber er kannte diese Station, vielleicht besser als jeden anderen Ort im bekannten All, und ihr Herz würde immer auf die selbe Art schlagen.

Jack grinste, mustere die bunte Menschenmenge um ihn herum und zündete sich eine Kippe an. Der blaue Dunst mischte sich unter die vielgestaltigen Gerüche, die über die Arkaden waberten, und wurde eins mit dem Atem der Station.
Stimmengewirr. Händler, die ihre Waren anpriesen, Pilger auf der Durchreise zum Planeten, abgehalfterte Sternenvagabunden, deren Outfits dem seinen in erschreckender Weise ähnelten... und dazwischen, gelangweilt schlendernd, Zweierpatroullien der wahrscheinlich vollkommen überlasteten Stationssicherheit. Ja, manche Dinge änderten sich nie.   

Er ließ seinen Seesack von der Schulter gleiten, lehnte sich an die Brüstung und blickte über die übereinandergeschichteten Arkadendecks. In seinem Kopf arbeitete es bereits. Die Dinge hatten sich zugegebenermaßen nicht gerade zu seinem Vorteil entwickelt, in den letzten Wochen. Er hatte Pech gehabt und jetzt schleifte sein Arsch knapp über Grundeis. Kein Schiff, kein Geld -ein kurzer Blick- fast keine Kippen mehr. Er schürzte grübelnd die Lippen und kratzte sich an seinem strohblonden Bart. Nicht gerade die beste Ausgangslage, aber durchaus ausbaufähig.
Ein Plan... aber erstmal -er grinste- locker bleiben. Kein Problem war so drigend, dass es nicht bis nach einem Drink warten könnte.

Er richtete sich auf, schnappte sich den Seesack und steuerte in Richtung "Frozen Sunset".

Megan:
Megan stöhnte. Ein aufmüpfiger Li Halan-Knappe war das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte! Mit einem Seitenblick auf den interessiert beobachtenden Typen - ein Schlepper, wie sie jetzt an seinem zeichenhaften Morgenstern auf der speckigen Lederweste erkannte - überdachte sie nocheinmal die Antwort, die sie Itaru, als 16jährigem Jungen geben wollte und änderte dann ihre Strategie.

"Wie Ihr wünscht, Sir. Dann werde ich jetzt den Baron informieren, wo Ihr Euch aufhaltet." Sie deutete eine Verbeugung an und machte Anstalten, sich zu entfernen. Sie musste sich das Grinsen verkneifen, als sie sah, wie Itarus Nasenspitze etwas blasser wurde. Angestrengt schien es in ihm zu arbeiten.

"Du verlässt uns schon, Kleine? Na, ich denke, Dein junger Freund hier und ich werden uns auch so amüsieren können." Freundschaftlich nickte er Itaru zu. Im Gegensatz zu dem Jungen beeindruckte ihn die Aussicht auf einen Besuch des Barons scheinbar nicht besonders. Wahrscheinlich hatte er ihren Bluff sofort durchschaut - sie würde angesichts des Zustandes des jungen Adeligen wohl selber in Teufels Küche kommen.

Eine dunkle Zornesröte stieg in Megans Gesicht. "Misch dich nicht nicht unsere Angelegenheiten, kapiert. Du verschwindest jetzt besser, sonst könnte ich sehr ungemütlich werden!" zischte sie mit unterdrückter Wut - ihre Nerven lagen blank. Die Hand wanderte in Richtung des Halfters ihrer Laserpistole. Typen wie ihm wünschte sie von Herzen die Cadiz-Blattern an den Hals, und Szenen der Vergangeheit stiegen vor ihrem inneren Auge auf.

"Soso, Du willst Dich also mit mir anlegen, Mädchen. Wie unklug! Dabei wollte ich doch nur ein wenig plaudern." Langsam erhob sich der Gewerkschafter. Sein Grinsen wirkte nun verkniffen, fast wie ein Fratze. Megans Puls raste und sie fühlte, wie ihr der Schweiß auf die Stirn trat. Bleib ruhig verdammt nochmal, forderte die innere Stimme.

"Ich sag es zum letzten Mal: Verzieh Dich!"
Itaru war das Problem. Megan hatte keine Ahnung, wie sie sie beide hier rausbringen sollte, wenn er keine Eigeninitiative zeigte. Von den anderen Tischen blickte man interessiert herüber, doch niemand schien eingreifen zu wollen, warum auch. Die Bedienung eilte unterdessen von den Parteien unbemerkt aus dem Raum.

Der Schlepper legte den Kopf schief, über den nun ebenfalls die Röte zog. Auch seine Hand lag in Reichweite der Waffe und er trat zwei Schritte in ihre Richtung. Seine Stimme war zynisch und provokant. "Du suchst also wirklich Ärger, ja? Aufmüpfige, kleine Sternfahrerin! Wer fickt denn hier mit dem Adeligen, hä? Schlampe!"

Das Pochen in Megans Schläfen wurde lauter, steigerte sich zu einem Dröhnen. Alle Vernunft verließ sie, jegliche Selbstbeherrschung. Hass und Zorn, gesteuert von tiefverankerter Angst übernahmen die Führung. Eine Sicherung brannte in Megan durch. Mit einem wütenden Schnauben stürzte sie sich auf den bedeutend größeren Gewerkschafter. Ihr schneller, kräftiger Tritt landete hart in seiner Magengrube, wobei sie aus dem Gleichgewicht kam und in seine unmittelbare Reichweite geriet. Die Verblüffung hielt zu kurz. Sein eiserner Griff packte Megan und zog sie zu sich heran. Verzweifelt wehrte sie sich, trat und schlug, doch er ließ sie nicht los.

"Ich lass mir nicht gerne was sagen, verstehst Du? Und schon gar nicht von einer wie Dir, Puppe. Ich würde vorschlagen, wir unterhalten uns woanders weiter." Seine Bartstoppeln waren sehr nah und sie konnte jeden einzelnen gelben Zahn genau erkennen. Megan schluckte. Sein Geruch machte sie krank. Fieberhaft überlegte sie. Ihre Position war denkbar ungünstig für einen gut platzierten Tritt an die richtige Stelle. Dann spürte sie etwas Spitzes in ihrer Seite und den Druck, mit dem er sie in Richtung der Schleuse zwang.

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Für den Li Halan schien der Dialog und das darauffolgende Handgemenge bedeutend zu schnell abgelaufen zu sein. Megan befand sich bereits im Schraubstockgriff des Schleppers, als Itarus Hand das Kurzschwert lockerte.
"Das lässt Du besser stecken, Junge. Deine Freundin und ich werden ein wenig plaudern." Raunte der Gewerkschafter Itaru zu, und ließ das Messer in Megans Seite für ihn sichtbar werden. Der Knappe blickte fragend zur Sternfahrerin, doch sie schien ihn nicht wahrzunehmen.

"Lass sie sofort los!" befahl er. Sein Rausch war verflogen. Er fühlte sich elend. Er hätte eingreifen können, seine Reflexe hätten ihn lenken müssen, doch er hatte die Chance regelrecht verschlafen. Baron Enkidi würde nicht glücklich sein, soviel stand fest.

Der Gewerkschafter lockerte seinen Griff etwas, schlang den Arm um Megans Hüfte und dirigierte sie zum Ausgang. Die anderen Gäste wandten sich wieder ihren Gesprächen zu. Für sie sah es aus, als sei der Konflikt beigelegt. Itaru folgte. Er hatte keine Ahnung, wie er sie aus der Misere herausholen konnte, ohne Aufsehen zu erwecken oder Megans Niere zu gefährden. Innerlich verfluchte er sich für sein Versagen. Wie sollte er jemals ein großer Ritter werden? Er würde Buße tun müssen, wenn diese Sache ausgestanden war.

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Megans Attacke kam, als sie das Zischen der Schleusentür hinter sich hörte. Mit einem kurzen Ruck brachte sie sich vor ihren Gegner. Im gleichen Moment, als sie sein Messer über ihre Hüfte ritzen spürte, bohrte sich ihres bereits tief in das Fleisch seines Oberarms. Sein Gesicht verzog sich in einer Mischung aus Schmerz, Überraschung und Zorn. Keuchend entwand  sich Megan seinem Griff, trat nocheinmal beherzt nach und ignorierte den stechenden Schmerz in ihrer Seite. Der Gewerkschafter stöhnte auf und ging empfindlich getroffen zu Boden.

"Weg hier!" rief Megan Itaru zu und stürmte schon davon. Der Li Halan reagierte augenblicklich, versetze seinerseits dem Schlepper nocheinmal einen harten Tritt, um sicher zu gehen, dass dieser nicht allzubald wieder aufstand und folgte Megan in dem Moment, als die von der Bedienung gerufene Stationswache um die Ecke bog.

Jack Hawkins:
Einer der Transportaufzüge in der Zentralhalle war außer Betrieb und Jack hatte wenig Lust, sich einer größer werdenen Reihe von Menschen anzuschließen, die auf die beiden noch funktionierenden auswich. Immer das gleiche, amüsierte er sich in Gedanken. Die Ingenieure hielten die Station nicht in Betrieb, sie sorgten nur dafür, dass sie nicht auseinander fiel. Vielleicht würde der imperiale Gesandte, der jetzt angeblich an Bord Quartier bezogen hatte, ein paar Gelder für eine Instandsetzung auftun, vielleicht -und das war wahrscheinlicher- ließ man Bazaar auch einfach weiter in ihrem Dornröschenschlaf vor sich hin dämmern.

Die Gilden hatten wenig Interesse, zuviel in die Station zu investieren, seit die lukrative Zeit des Schmuggels und der groß angelegten Schieberein beendet war. Natürlich wollte aber auch niemand die über Jahre gesicherten Stücke des Kuchens einfach aufgeben, und so herrschte zwischen den Gilden ein behäbiger Status Quo. Man dreht sein Ding, ohne den anderen ins Gehege zu kommen, während einem die Station unter dem Arsch wegrostet. So hatte es mal Norris von den Wartungstechnikern formuliert.

Jack war das reichlich egal. Solange sich an Bord noch Menschen befanden, war sein Unterhalt gesichert. Es gab immer jemanden, der etwas brauchte, suchte oder verkaufen wollte, und Jack Hawkins war the man. Er lenkte seine Schritte an den Transtportaufzügen vorbei und nahm den weniger beliebten Weg durch die Röhren- und Gangsysteme. In Gedanken ging er die Personen durch, die ihm noch was schuldeten und die ihm nicht gleich den Kopf abreißen würden. Ja, da ließe sich was machen. Er pfiff leise das Lied vor sich hin, das ihm seit Ellis es Nachtwache um Nachtwache auf der Brücke der Napuset erdröhnen ließ, nicht mehr aus dem Kopf ging. Zündete sich im Laufen eine weitere Kippe an und ließ den Seesack von der linken auf die rechte Schulter wandern. Hölle, was ist da nur alles drin. Es war an der Zeit, sich von einigem Krempel zu trennen.     

Er bog um die Ecke und prallte so heftig mit einer rennenden Frau zusammen, dass es ihn, sammt Seesack, fast von den Beinen nahm und die Zigarette funkenstiebend auf den Boden taumelte.

Megan:
Benommen richtete Megan sich auf. Ihr Schädel brummte, und eine Stelle der Stirn kündigte schon jetzt eine hübsche Beule an. Mit einem Stöhnen ließ sie sich zurückfallen, ehe ihr wieder einfiel, dass sie sich ja auf der Flucht befand. Taumelnd sprang sie auf die Beine. Ihre Hose war über der linken Hüfte mittlerweile ziemlich durchweicht und ein großer roter Fleck zeichnete sich ab. Sie merkte es nicht.

Den Grund ihres Niedergangs nahm sie erst einige Sekunden später wahr. Der blonde, schlaksige Mann hatte den Zusammenprall offenbar besser überstanden als sie, und schien gerade bemüht, die Situation schnellstmöglich zu analysieren. Nur wenige Meter entfernt kam bereits die Stationswache mitsamt dem Gewerkschafter angestürmt - der Kerl war zäher als sie dachte.

Megan setzte zu einem neuerlichen Sprint an, doch es war zu spät und die aufkommenden Schwindelgefühle ließen sie vollends von ihrer Flucht abkommen.
"Scheiße.." murmelte sie resigniert und rieb sich ihre schmerzende Stirn. "War ja klar.."

Managarmr:
Irgendwie drängen sich die Termine hier geradezu, dachte Bruder Erland, während er fast vermeinte, seltsame, verborgene Gedankengänge der Baronin hinter den eisblauen Augen am Rande der Wahrnehmung zu erhaschen. "Nun Baronin, sicherlich können wir uns nun diesem Thema zuwenden. Habt Ihr bereits an etwas bestimmtes aus beispielsweise Paulus gedacht, oder möchtet Ihr zunächst etwas von den Verstorbenen erzählen und Ihr könnt dann etwas passendes auswählen?"

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