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Bazaar
Managarmr:
Das Ganze wurde seltsamer und seltsamer... Bruder Erland liess seinen Blick traurig hinter den dicken Brillengläsern ueber das schäbige Lager aus einer alten Antriebsschutzdecke aus Aluplast, nun schon lange als Decke gebraucht, und das Sammelsurium improvisierten Gegenstände fuer den täglichen Bedarf in einer zerbrochenen Packschaumkiste schweifen. Ein abgebrochener Markierstift, ein zerfleddertes, ehemals gruenes Stoffeinhorn mit nur drei Beinen und einem Nasenloch, zwei verbeulte Näpfe, zwei zerfaserte Holzstäbe als Zahnbuersten(?), diverse Lumpen, ein abgebrochener Ultraplastträger als Dosenöfnner, schartige improvisierte Messer..
Dosenöffner?.. Ja richtig da lagen drei Dosen in der Ecke.
Nun, eine orthodoxe Totenklage hätte ihr vielleicht gefallen
Leise stimmte Bruder Erland den Choral 13,4 "Heimkehr ins Licht" an. Seine nicht besonders tonlagentreue Stimme hallte mit einem dunklen Tenor leise durch das Chaos aus Muell und Verstrebungen und Rohrleitungen und menschlichem Treibgut...
Schliesslich war er bei den Segnungen angekommen, vollfuehrte das Zeichen des Tores ueber ihr. Mit einem leisen Kinstern breitete er die bruechige Decke ueber sie, wobei das Einhorn und die oberste leere Dose zufällig und unauffällig in seiner Kutte verschwanden. "Und des Allschöpfer Gnade breite seine Schwingen auch ueber Euch und bringe Euch bessere Zeiten. Selbst in der tiefsten Finsternis kann sein Licht Euch leiten."
Die Erwachsenen starrten ihn dumpf an, während die meisten Kinder ihn mit grossen Augen anschauten. Lediglich eines bohrte mit schmutzigern Fingern in seiner Nase Haben sie eigentlich ueberhaupt schonmal vom IHM gehört? Nun, jedenfalls bin ich jetzt wieder in Uebung fuer Trauerfeiern - huete Deine gedanklich Zunge, Erland. Zynismus ist kein guter Weg, um mit Traurigkeit und der Situation hier umzugehen.
Innerlich seufzte er einmal und wandte sich an die Umstehenden. "Wenn Ihr sie vielleicht ein Stueck nach oben bringen könntet? Ich werde mit dem Krematorium sprechen. Und wenn sie weiter oben liegen, gibt es weniger Störungen und Gestöber, wenn die Purgers sie holen." Verhaltendes zustimmendes Murmeln von zwei Gestallten, weiter hinten im Halbdunkel.
"Und ich werde schauen, ob ich oben etwas fuer Euch erreichen kann". Ein hagerer Mann mit schiefer Nase trat hickend vor, und in einer Wolke aus fauligen Atem spuckte er nur ein "Bringt eh nichts" dem Mönch direkt vor die Fuesse.
"Wenn ich .." Der Mann unterbrach ihn mit einer Geste. Erland lief es den Ruecken hinunter Vorsicht! Er erinnerte sich dumpf an einen andere dunkle Gasse, weit in der Vergangenheit. Zwei Wochen Kirchenhospital hat ihn der Fehler damals gekostet.
"Wir wollen nicht, dass die nochmal zurueckkommen. Also, Priester, lass es gut sein. WIr bringen sie hoch. Keine Fragen, keine Anworten. Hier war nie jemand. Wir wissen von nichts."
Erland öffnete seine Lippen, beliess es aber dabei das seine Zunge sie nur befeuchtete. Fast wäre sie wieder einmal zu schnell gewesen.
"Gut. Das waren deutliche Worte. Mein Sohn, möge Dein Weg trotz allem gesegnet sein."
Bruder Erland drehte sich resignierend und erschöpft um, und drängte sich durch die ENge und den Unrat zurueck zur Treppe. Während sie unter seinem Gewicht erzitterte, stieg er langsam das schwankende Gebilde, dessen Rost wahrscheinlich nur noch durch Farbe zusammengehalten wurde, hoch. Nachdenklich wanderte er langsam zurueck zum Aufzug. Unterwegs schaute er die Dose an. Aylons alte Kuechenwunder. Feinstes Himbeerdessert. Die Dose roch allerdings seltsam. Allerdings, mit den spärlichen Brocken, die man da unten bekam, die schwerlich als Nahrung durchgingen und die jeglichen Geschmackssinn bereits zerfressen hatten, fiel der extrem schwache, aber charakteristische Geruch nicht auf.
Fast hätte er es ueberhört, aber dann schoss seine Hand blitzschnell zum Kolben. Erleichtert liess er die Waffe wieder loss, als vor ihm der nasebohrende Junge aus einem Riss in der Wandverkleidung kroch.
"Hallo..." Er zog seine Stirn kraus, während er kurz sinnierte"..Vater!" Erleichtert stiess er es hervor.
"Genaugenommen bin ich eigentlich nur ein Bruder."
"Bruder, wieso Bruder? Du bist doch schon richtig toll gross. Ich weiss aber, was Du willst. Komm" Er legte den schmutzigen Zeigefinger auf seinen Mund. Vom Mittelfinger war ein Glied abgerissen....
Drei Abbiegungen weiter lauschten beide. Es waren aber nur monotones Tropfen und das Scharren zweier wirklich grosser Schaben, die ueber den feuchten Boden flitzten, zu vernehmen.
"Es waren vier Kerle. Keine so rotzbunte Kleidung mit Abzeichen. Einfach nur dunkel und unauffällig. Die gehörten aber nach ganz oben, da wo die vielen Teppiche sind, und man das gute Essen organisieren kann.Guido haben sie einen Lappen vor die Fresse gehalten, dann fiel er einfach um. Karl wollte wissen, was sie da machen. Ihre Antwort war sehr deutlich."
Pfiffiges Kerlchen. Aber was die Scraver wohl aus ihm formen wuerde... dachte Erland wehmuetig. Der Junge beschrieb sie noch näher. Er hatte eine gute Beobachtungsgabe, aber eine Sprache, die einen Klosterbruder schamrot werden lassen wuerde.
"Danke. Ich werde vorsichtig sein" Der Junge fiel ihm ins Wort. Das ist verdammnich nochmal nicht alles. Er wies auf eine dreckstarrende Ecke zwischen zwei grossen Rohren, deren Verkleidung schon dem Zahn der Zeit oder der Bevölkung hier anheimgefallen war, und an denen Kondenswasser in grossen schwarzen Tränen herunterlief, fast als, wuerde sie um die verlorenen Unschuld hier unten weinen.
Im Dunkel verborgen lag eine Wartungsluke, die so rosting aussah, als wuerde sie nie wieder zu warten sein. Der Junge grinste breit, und riss einen Hebel herunter. Mit einem schwachen Quietschen öffnete sich langsam die Irisblende und gabe den Blick auf einen niedrigen Kriechgang, erfuellt mit kalten, öligen Nebel frei. "Hier kommt man hinter die Sackgasse..."
"Danke Junge. Ich komme später noch einmal wieder." Er kramte eine Schachtel aus seinem Rucksack. (Thetys Trauma Gilde. Semiaspirin20er.) Vielleicht könnt ihr das brauchen. Ein Strahlen lief ueber das Gesicht des Jungen. Er schoss davon. "Öh.." Bruder Erland schaute neugierig in den Schacht. Seine innere Uhr meldete sich, und er stöhnte auf. Später, er musste jetzt erstmal promenieren, dachte er ätzend. Ratlos schaute er den Hebel an. Nach oben? Ja, mit einem Zischen schloss sie sich. Der dicke Mönch machte sich auf den Weg nach oben.
Jack Hawkins:
Jack machte gerade Anstalten, sich in den federnd gelagerten Sessel hinter den Geschützkonsolen gleiten zu lassen, als von der Brücke ein Alarmsignal schrillte. Irgendwo in den Tiefen der Denkmaschine wurde ein Sicherheitsprotokoll aktiviert, und mit einem Summen erwachte das Verteidigungssystem des Schiffes zum Leben. Das Geschütz ging im passiven Modus online, wartete auf eine Freigabe durch irgendeinen Code und auf einem seitlich angebrachten Bildschirm, einer von dreien, flackerte das Bild einer Außenkamera auf.
Jack drehte sich um, hastete zurück zur Brücke und sah gerade noch den Commander in der Luke nach unten verschwinden. Ein kurzer, fragender Blick zur Baronin, dann folgte er Commander Lindsey auch schon, glitt auf den Geländern der steilen Treppe ins Unterdeck und rannte weiter, dem Geräusch von Stiefeln auf dem stählernen Boden folgend. Sie war unterwegs zum Hauptschott, legte einen ordentlichen Sprint hin, und Jack holte sie erst draußen in der Landungsbay ein. Sein Blick irrte für einnen Moment suchend umher, die Hand lag auf der Waffe an seiner Seite.
"Was ist los?", keuchte er.
Elisabeth Hawkwood:
"Ein Eindringling, denke ich", antwortete Baronin Elisabeth, "zumindest ist es das was ich einem hastigen Blick auf die Schirme und Commander Lindsays Reaktion entnehmen konnte", während sie sich gleichzeitig ärgerte, dass sie ihre Leute angewiesen hatte auf sie zu warten. Ob sie so schlau waren einer vom Schiff davoneilenden Person zu folgen war ungewiss, eher nicht, sie waren zu sehr zum Gehorchen erzogen worden. Eines Tages muss ich etwas dagegen tun. aber nicht jetzt. Erstmal will ich wissen was hier los ist. Ein Eindringling in einem bestens gesicherten Schiff gefällt mir ueberhaupt nicht! Sie warf einen bedauernden Blick rundum im Kontrollraum, gerne hätte sie sich das alles hier näher angesehen, aber nun war anderes wichtiger. Sie fluchte ungehalten ueber ihre Kleidung, die zwar huebsch und ihrem Rang angemessen, zum schnellen Laufen aber absolut ungeeignet war, während sie ihr Kleid raffte und dicht hinter Hawkins hinter der Commanderin hereilte. Eine fluchende Baronin, na wunderbar. Ich möchte nicht wissen was dieser Hawkins von mir hält, oder weitererzählt, aber was solls. Soll man mich eben fuer wunderlich halten, das ist immerhin mal etwas neues. Aber was ein Glueck, dass ich nicht zu diesen bequemen Schreibtischadligen gehören, und was ein Glueck, dass ich so klug war eine Waffe mit zu nehmen... . Wer oder was ist dieser Eindringling? Entweder der Li Halan ist heisser als ich dachte, oder aber Jemand hat es allgemein auf Schiffe abgesehen. Egal was, ich will es wissen!
Enkidi Li Halan (N.A.):
Etwa eine Stunde später kehrte er in die Quartiere zurück und war nicht sonderlich erfreut über das, was er herausgefunden hatte. Was er nicht herausgefunden hatte. Entweder die Scraver dieser Station waren besonders unfähig, oder es gab einfach nichts über diesen Mann in Erfahrung zu bringen. Er schnaubte. Wie er es hasste, auf Stümper angewiesen zu sein.
Die Quartiere waren leer, keine Spur von dem Diener oder dem Knappen.
Commander Lindsey war ebenfalls noch nicht zurück, das war gut – für den Augenblick. Um sie würde er sich später kümmern.
Er ging in seine Suite, setzte sich für einen Augenblick in einen der Sessel, die versuchten bequem zu sein, seinem Anspruch an Luxus aber nicht im mindesten entsprachen. Wie alles hier.
Nun ja, wenigstens war er nicht gänzlich erfolglos gewesen.
Dieses kleine Detail machte ihm die Station schon fast sympathisch; sie hatte nicht alle ihre schlechten Angewohnheiten aus der Zeit vor den Kriegen abgelegt. Es hatte eine Weile gedauert, einen Händler zu finden, noch dazu jemanden, auf dessen Diskretion man vertrauen konnte. Aber der Firebird öffnete noch jede Tür in dieser Welt.
Er betrachtete das Farbenspiel in dem kleinen Fläschchen. Smaragdgrün. Es gab keine edlere Farbe.
Nur eine Dosis des kostbaren Stoffes, also mußte er genau abwägen, wann er sie einsetzen würde. Bis dahin verschwand sie in einem kleinen unscheinbaren Fach am Waffengurt.
Ein dezenter Signalton erklang von der Tür. Besuch.
Es war Itaru.
Megan:
Schwer atmend kam Megan im Hangar zum Stehen. Suchend blickte sie sich um, doch die Halle, von welcher drei Schleusen abführten war leer. Sie konnte nicht einmal ausmachen, durch welchen der Ausgänge der Eindringling geflohen sein musste. Wütend strich sie sich durchs Haar.
Es war sinnlos. Er war entkommen.
Erst jetzt bemerkte sie Hawkins, der an ihrer Seite auftauchte. Doch anstatt ihm zu antworten steuerte sie wieder auf die Azara zu. Wie konnte das nur passieren? Das Schiff verfügte über ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem. Sie hätte nicht gedacht, dass man ohne die entsprechenden Codes hineingelangen konnte, zumal eine Registrierung vorliegen musste.
Einen Augenblick überlegte sie, ob es nicht doch Glenda gewesen sein konnte, doch so unkommunikativ ihre Ingenieurin sein mochte, hätte sie der Brücke zumindest einen kurzen Besuch abgestattet, allein um nach dem Rechten zu sehen. Im Übrigen hätte sie garantiert nicht den Alarm ausgelöst.
Zurück im Schiff prallte sie beinahe mit der Baronin zusammen, die sich gerade im Eilschritt und gegen ihre Kleider kämpfend den Gang entlang mühte.
"Verzeiht, Baronin, aber ich muss prüfen, was hier vorgefallen ist. Offenbar ist jemand unrechtmäßig in die Azara eingedrungen. Ich kann es einfach nicht glauben!" Ihr Gesicht war inzwischen rot angelaufen, wobei sich nicht recht ausmachen ließ, ob vor Zorn oder Anstrengung.
Systematisch begann sie, die Räume abzusuchen. Es war ihr schleierhaft, wie sie den Eindringling hatten übersehen können. Er musste schon vor ihnen hier gewesen sein. Sie durchstreifte die Frachträume, dann die Passagierunterkünfte, den Maschinenraum und die Messe. Nichts! Keinerlei Auffälligkeiten. Enkidis Kabine nahm sie genauer in Augenschein, doch vor der Baronin, die ihr jetzt zu folgen schien wollte sie nicht zu auffällig spezielle Stellen untersuchen.
Schließlich gelangte sie von einer weiternen Treppe, welche ebenfalls zur Brücke führte wieder hinauf. Sie betrat ihre eigene Kabine und bemerkte gleich, dass jemand hier gewesen war, obwohl sie nicht genau erklären konnte, warum. Dann fiel ihr Blick in die Ecke hinter dem Schreibtisch und ihr Herz setzte einen Augenblick aus.
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