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Bazaar

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The_Kossack:
Das Gesicht hinter dem undurchsichtigen Visier blieb starr. Der Kossacke hatte den Helm nicht abgenommen. Das Visier spiegelte und warf jeden Blick verzerrt und dunkel zurück.

"In der Tat. Das Duell wird um Mitternacht zwischen mir selbst und Sir Enkidi Li Halan stattfinden."

Unter Adligen zählte sowas als "gesellschaftlicher Anlaß", es wäre unhöflich, sie nicht einzuladen. Verfluchte Politik. Verfluchte Diplomatie. Aber falls Andrei sich für sie interessierte - und wenn nicht, so hatte man zumindest keinen Affront begangen.

Elisabeth Hawkwood:
Noch einmal wandert eine erstaunte Augenbraue nach oben, doch sie lässt die Nennung der Beteiligten unkommentiert. Das ist in der Tat interessiert, aber eigentlich wundert es mich nicht, der Li Halan ist wie ein gereizter Tiger. Wenn sie bis zum Tod kämpfen hat er keine Chance, aber wenn es nur bis zum ersten Blut geht hat der Baron die besseren Karten, er ist schneller. vorausgesetzt beide kämpfen eherlich und es gibt keine Hintergrundspielchen. Aber weshalb lässt er sich auf ein Duell mit einem Hauptmann ein? Also werde ich nicht darum herumkommen dortzu erscheinen. Ungehobelter Esel, er hätte den Baron erst nennen muessen, anscheinend verlässt ihn manchmal gute Erziehung. Auch die vielgeruehmten Kossacken der Decados haben also Fehler.
"Wo?", fragt sie deshalb nur völlig unbeeindruckt.

The_Kossack:
"Im großen Trainingsraum im Decados-Sektor." Nun, es war streng genommen kein Decados-Sektor, nur temporär, aber Ras hatte sich daran gewöhnt, es so zu nennen. "Man wird Euch den Weg zeigen."

Er spürte den Hauch von Ironie. Ein gesellschaftlicher Anlaß. Und er in einer der beiden Hauptrollen. Der Adlige ließ sich nicht so leicht abtöten, wie er geglaubt hatte. Und das alles dank Enkidi Li Halan, der ihn an die einzige Schwäche erinnerte, die er je gehabt hatte. Vielleicht, wenn sie von dieser Station weiterzogen, vielleicht hatte er dann alle Verstrickungen gelöst und konnte endlich in dem aufgehehen, wonach er sich sehnte: Pflicht. Krieg.

Bis zum Tod, ob nah oder fern. Der Buchstabe des Befehls. Loyalität.

Jack Hawkins:
Das Schott schloss sich mit einem leisen Zischen hinter ihm und der Seesack glitt schwer von seiner Schulter. Abgedimmtes Dämmerlicht, der Geruch von kaltem Zigarettenqualm. Jack sah sich um. Niemand da? Er öffnete seine Jacke und warf sie vor sich ins Zwielicht, dahin, wo wenn er sich richtig erinnerte, die Couch stehen musste.

Aus dem Nebenraum erklang ein Geräusch, dann öffnete sich eine Luke und ein orangener Lichtkegel fiel in den Raum. Eine Gestalt zeichnete sich im Gegenlicht ab, groß, schlacksig, rotblondes Haar. Ein abgegriffener braun-beige gestreifter Morgenmantel hing halbherzig über den schmalen Schultern. Shawn. Und er war nicht im mindesten überrascht.

"Jack." stellte er nüchtern fest und schloss die Luke zum Schlafraum hinter sich.
Jack nickte seinem Bruder zu und deutete mit einem Nicken auf den Seesack. Kommen wir gleich zur Sache.
"Kann ich ne Weile hierbleiben?"
Shawn fuhr sich durchs Haar und sah ihn aus müden Augen an. Er reglete das Licht im Quartier etwas hoch, so dass sich das Mobiliar des Raumes aus dem konturlosen Grau schälte und Form gewann. Tisch, Sitzgruppe, Kochnische. Ein kleines, aber ordentliches Quartier. Kein Staubkorn weit und breit.
Shawn durchquerte den Raum, goss sich aus einer Thermoskanne Kaffee ein und lehnte sich an den bogenförmigen Stahlträger, der das Quartier teilte.
"Ich hab gehört, dass du wieder hier bist." Er nahm einen Schluck und behielt ihn über den Tassenrand im Auge. "Hab gehört, du hattest Pech bei deiner letzten Mission unten auf dem Planeten."

Jack hakte seine Daumen in den Gürtel und lächelte gequält. War klar, dass Shawn das schon wußte.
"Shawn... hör zu..." Er brach ab. Sinnlos, ihm das zu erklären, warum auch. Er mußte sich nicht rechtfertigen.
Shawn leerte die Tasse und ging an ihm vorbei, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.
"Mein Dienst fängt gleich an", murmelte er missmutig und verschwand wieder in dem kleinen Raum, der sich hinter der Luke anschloss. Wenig später kam er in der Uniform eines Stations-Lieutenants wieder heraus und strich sie demonstrativ glatt.
Jack seufzte.
"Also, was ist? Kann ich bleiben?", hakte er nach, mit einem leicht genervten Tonfall, von dem er wußte, dass er weder klug noch angebracht war, sich aber nicht unterdrücken ließ. 
"Von mir aus." Er öffnete das Außenschott, drehte sich dann aber noch einmal zu ihm um, einen Augenblick verharrend, um seinen Worten die gewünschte Nachhaltigkeit zu verleihen. "Mach mir keinen Ärger, Jack."

Kaum war Shawn verschwunden, kickte Jack gegen seinen Seesack, so dass er scheppernd duch den halben Raum flog, und fluchte wütend. Fluchte über seinen verdammten Bruder und die verdammte 'Mission' und den verdammten Schmerz, der sich sein Bein hochzog, weil er irgendetwas schweres getroffen hatte. Schnaubend hinkte er zu einem Sessel und ließ sich hineinsinken.
Was bei Paulus und allen Ringen Demetras hatte er sich nur dabei gedacht? Mit dem kleinen Bonus von Commander Lindsey hätte er sich auch ein Quartier in irgendeiner Absteige in den Arkaden leisten können.
Aber nein. Jack, du kapierst es einfach nicht, scholt er sich in Gedanken. Shawn ist Shawn und du bist...
"Ach, verflucht", zischte er in die gleichgültige Stille des Quartiers.
Dann raffte er sich auf, holte sich einen Kaffee und ging in den engen Schlafraum seines Bruders. Schürzte kurz abfällig die Lippen über die selbstverständliche Ordnung, in der Shawn sein Bett hinterlassen hatte und klappte eine Deckplatte in der Wand herunter.
Dahinter lag ein Terminal, uralt, mit speckigen Tasten und einem halbblinden Bildschirm. Aber das Symbol der Station drehte sich darauf und das genügte vollkommen. Jacks Finger flogen über die Tasten und kurze Zeit später hieß ihn das System in trüben grünen Lettern willkommen.
» Lnt. Jack Hawkins. Letzter Logon. 3004.0098 IT. Fortfahren? «

Es dauerte ein bißchen, bis Jack die Dateneinträge gefunden hatte, die eigentlich für Shawn bestimmt waren. Er überflog sie während das neonrote Sprungkreuz geistesabwesend durch die Finger seiner linken Hand glitt. Verdammt. Das war interessant, aber nicht das, was er gesucht hatte.

Es half nichts. Er mußte den Jungs von der Sicherheit wohl doch einen persönlichen Besuch abstatten.

Elisabeth Hawkwood:
"Vielen Dank, ich werde da sein, wenn mich nicht ein unvorhergesehener Zwischenfall davon abhalten sollte." Sie mustert ihn von oben bis unten, so dass er es merkte, "Es wird sicherlich ein sehr interessanter Kampf. Ich habe schon viel zu lange keinem Kampf mehr zugesehen, bei dem ich nicht gleichzeitig mein eigenes Leben verteidigen musste... . Ich wuensche Euch viel Erfolg. Meine Empfehlung an Graf Mandin Decados.
Wenn Ihr mich nun entschuldigen wuerdet, meine Pflichten rufen mich leider." Mit einem höflichen Kopfnicken verabschiedet sie sich von dem imposanten Hauptmann und eilt dann, ihr Gefolge wieder im Schlepptau, auf die Felizitas zu.

Am Schott wird sie bereits von der Schuetzin Fjärill erwartet. Es ist ungewohnt nicht wie ueblich ebenfalls Lieutenant Rahmhorst im Eingansbereich zu sehen, unerschuetterlich auf der Wache, aber daran wird sie sich nun wohl gewohnen muessen.
Mit einem leisen Zischen schliessen sich die Tore hinter der kleinen Schar.
Zuhause...

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