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Bazaar
The_Kossack:
Die kühlen Augen des Decados waren vollkommen auf den Li Halan fokussiert, mit der Intensität, mit der ein neuer Rekrut geprüft wurde. Zu viel hing davon ab, daß er sich nicht irrte. "Hauptmann Ras Chandra Decados vom 13. Kossackenregiment "Blut der Mantis", derzeit in den Diensten des Grafen Mandin von Cadavus, der sich auf diplomatischer Mission befindet." Vielleicht hatte die Bewußtlosigkeit seinem Gedächtnis geschadet. Oder er stand unter dem Einfluß von etwas anderem.
"Meine Gastfreundschaft mag unterschätzt werden, mein Schutz dagegen keineswegs." Er brauchte Zeit zum Nachdenken, daher drehte er sich etwas zur Seite und erlaubte Megan Zugang zu dem Li Halan. "Sagt ihm, was geschehen ist." Ein Befehl. "Und Doktor Jubakin ... wäre erfreut, wenn Ihr den Dolch aus seiner Leiste nähmt. Nicht war, Doktor?" Ein fast süffisanter Ton, dann wich Ras Chandra etwas zurück, um nun Megan und Enkidi zuzusehen. Soviel hatte er bei den Jaks gelernt. Bring sie zum Reden, dann beobachte.
Megan:
Die Aufforderung klingt barsch, obwohl sie ohne jede Veränderung der Tonlage gesprochen wurde. Megans Reaktion folgt impulsiv. Längst ist keine Spur mehr von ihrem anfänglichen Aufbegehren zu finden.
Als Enkidi kurz zuvor plötzlich aus seiner Ohnmacht aufschnellt schreckt sie zurück. Sie hat ihn schon oft im Kampf erlebt, kennt seine Geschwindigkeit, sein Geschick, doch die Grazilität ist immer wieder überraschend. Jede Sehne, jeder Muskel arbeitet in vollendeter Harmonie, welche unmögliche Manöver möglich macht. Als er den Arzt in seine gefährliche Umarmung zwingt, ohne dass jener auch nur die Chance einer Reaktion gehabt hätte hält sie erneut den Atem an. Wann? Wann hat dieser Alptraum ein Ende?
Doch der Kossacke rührt sich nicht. Statt dessen setzt er zu einer Erklärung an, redet von Schutz. Seine Gelassenheit verblüfft sie, wie sein gesamtes Handeln seit Enkidis Zusammenbruch. Auch Enkidi hat innegehalten, während der bedauernswerte Doktor Blut zu Wasser schwitzt. Ein prüfender Blick in sein Gesicht gibt ihr Aufschluss darüber, dass er zumindest vernünftig ansprechbar sein sollte - wobei sie selbst daran mittlerweile stark zweifelt.
"Sagt ihm, was geschehen ist!" Megan fühlt sich müde, ausgelaugt. Alle Anspannung ist von ihr gewichen und ihre Glieder scheinen Zentner schwer. Warum bin ich eigentlich immer die Dumme? Wie oft schon sind wir wegen IHM in Schwierigkeit gekommen? Es ist immer Enkidi. Seien es die acht Wochen Sklavenschiff, sei es Stigmata, seien es die Avesti oder ihre gescheiterte Beförderung zum Captain oder die al-Malik-Schlampe. Wie oft schon musste sie vor ihm in Deckung gehen, wieviel Angstschweiß hat er von ihr gefordert? Ja, es ist immer Enkidi. Er, der nicht hören kann, der stets seinen Willen durchsetzen muss, den sein Stolz, seine Eifersucht oder seine tausend anderen Schwächen wie in einem ewigen Kreislauf in Probleme stürzen und den Rest der Gruppe lawinenartig mit sich reißen.
Ja, Megan ist müde. Sie würde am liebsten auf den Absatz kehrt machen. Behaltet ihn doch. liegt ihr auf der Zunge. Findet ruhig heraus, was hinter diesem Raubtier steckt...Vielleicht könnt Ihr ihn ja zähmen. Sie hat sich ihre Freiheit nicht umsonst erkämpft, und der Preis wird langsam entschieden zu hoch. Ihre Miene verdüstert sich und der Blick, mit dem sie Enkidi ins Visier nimmt, als sie ihm entgegentritt spricht Bände in einer stillen Sprache die nur wenige in Megans Umkreis kennen. Du hast ein gottverdammtes Glück, dass wir nicht allein sind, Enkidi! Danke dem Pankreator!
Die Sachlichkeit ihrer Stimme und die Monotonie kommen der Seelenlosigkeit des Kossacken erschreckend nahe. "Baron, Ihr solltet den Arzt jetzt besser loslassen, denn er hatte lediglich Befehl, Euch zu helfen. Ihr seid in der großen Halle plötzlich bewußtlos geworden - ohne erkennbaren Grund. Der Hauptmann hat Euch daher in sein Quartier gebracht, wo Ihr ja sowieso hinwolltet - wie Ihr selbst sagtet."
Mehr hat die Sternfahrerin zu diesem Thema nicht zu sagen und wieder verschließt sich ihr Mund zu einem schmalen Strich, während die dunkeln Augen weiterhin düster Enkidi fixieren. Ihre Hände vergraben sich tief in den ausgebeulten Taschen ihrer Weste. Seine Verzweiflung dringt nicht zu ihr durch. Sie kennt diesen Blick, die Verwirrung. Sie sollte ihn unterstützen, es wäre ihre Aufgabe, ihn durch diese Situation zu lenken, ihm die richtigen Worte in den Mund zu legen, doch sie will nicht mehr...
Enkidi Li Halan (N.A.):
Ihr Gesicht war grau und ohne jede Regung. Das schwarze Haar hielt es wie eine leere Leinwand in einem dunklen Rahmen. Megan sprach zu ihm, bevor eine einzige Zeile ihren weich geschwungenen Mund verließ.
Die nach vorne gezogenen Schultern, der schräg gelegte Kopf – geballten Fäuste, die sich unter dem Stoff ihrer Jacke abzeichnen. Der stille Vorwurf in jedem kleinen Detail ihrer Haltung, ihres Gesichts, ihrer großen, dunklen Augen.
Gott, wie schön sie war – selbst jetzt, da ihr Blick ihn am liebsten töten würde. Oder schlimmer noch, ihn losließ, so dass er haltlos fallen würde. Enkidi wußte, wie sehr er sie verletzt hatte.
Ihre Erklärung der Situation wehte ihm wie ein eisiger Hauch entgegen. Er hatte sie schon lange nicht mehr so erlebt, aber in den letzten Tagen hatte er ihr einfach zu viel abverlangt. Ihre Nerven lagen blank, und wer konnte ihr das verübeln.
Enkidi wollte aufstehen und sie in die Arme nehmen. Ihr nahe sein. Sie um Verzeihung bitten, wieder, auch wenn sie ihn von sich stoßen würde. Sie hatte alles Recht dazu.
Aber natürlich war das unmöglich. Nicht hier, nicht jetzt, nicht unter dem Blick dieser Fremden. Später vielleicht. Und so leugnete er erneut ihre Liebe, aus Furcht, sie könne ihm als Schwäche gedeutet werden.
Seine Kehle schnürte sich zusammen und er senkte den Blick, weil er ihr ausdrucksloses Starren nicht mehr ertrug. Diese Augen schnitten tiefer als jedes Schwert.
"Ich verstehe."
Enkidi nickte, und die Muskeln seines Gesichts arbeiteten, als er die Kiefer aufeinander presste. Dann traf sein Blick den des Kossacken und sofort lag darin wieder Vorsicht und Mißtrauen.
"Ich danke Euch für eure zuvorkommende Gastfreundschaft, Hauptmann."
Enkidi ließ den Arzt los, der sich keuchend aus seinem Griff löste und zur gegenüberliegenden Wand des Raumes taumelte.
"Und natürlich lag es mir fern... Euren Besitz zu beschädigen." Enkidi sah das Blitzen in Megans Augen und hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Was bei allen Heiligen redete er?
Mit einem Schnauben riß er sich den Biomonitor vom Arm und schleuderte ihn Jubakin hinterher. Der gesamte Zorn über sich selbst lag in dieser kurzen Geste.
Im gleichen Augenblick bemerkte er, dass sein Hemd geöffnet war und mit einer hastigen Bewegung bedeckte er seine Brust. Etwas metallisches blitze kurz auf, verschwand dann aber unter den Falten des seidenen Überwurfs.
Der Dolch wanderte zurück in den Schwertgurt und Enkidi glitt von der Behandlungspritsche. Er biß die Zähne zusammen, als erneut ein greller Schmerz sein Rückrat emporzuckte, aber er ließ sich nichts weiter anmerken. Er wollte weg von hier. Keine Sekunde länger würde er in diesem Quartier bleiben, der Höhle des Löwen. Enkidi spürte, dass etwas ihn zum Abgrund zog. Er mußte sich wehren. Um Megans Willen.
Mit einer beiläufigen Bewegung wischte er sich das Blut aus dem Gesicht und nickte dem Doktor, dann dem Hauptmann zu. Seine Stimme klang wieder kühl und distanziert.
"Es geht mir gut, Doktor. Verzeihen Sie die Umstände. Hauptmann – ich schulde Euch meinen Dank. Aber ich denke, wir gehen jetzt besser." Ein Blick und eine auffordernde Geste zu Megan. "Commander?"
Enkidi Li Halan (N.A.):
Doktor Jubakin runzelte die Stirn. Er zweifelte stark daran, dass es dem Li Halan 'gut ging'. Sein Blick suchte den des Hauptmanns, während seine Hand nach dem Biomonitor griff, der auf dem Boden neben ihm lag.
Megan:
Ja, verschwinden wir, denkt sich Megan, bevor der Herr Baron es sich wieder anders überlegt.
Nachdenklich richtet sie dennoch ihre Aufmerksamkeit auf den Kossacken. Was hat er sich davon erhofft? Warum hat er ihn nicht einfach liegen gelassen? Er erscheint ihr nicht wie ein Persönlichkeit, die sich von Neugierde lenken lässt, genauso wenig wie von Mitleid. Was kümmert ihn ein schwächelnder Li Halan? Was kümmert ihn überhaupt die ganze Angelegenheit? Hat er einen Anschlag vermutet? Irgendeine Gefahr von Außen? Jemand wie er wird nicht überrumpelt. Also warum? Darf sie fragen? Sollte sie? Gewiss nicht. Sie können froh sein, sich in so unversehrter Verfassung zu befinden. Aber warum? Wie ein quälender Teufel nagt diese Frage in ihr und es ist einer der hartnäckigen Sorte.
"Hauptmann..." die Stimme versagt ihr, in dem Augenblick, da sie sich selbst sprechen hört. Dummes Ding, halt die Klappe und verschwinde! Megan beißt sich auf die Unterlippe, und dann, wie ein verweigerndes Pferd, das durch die Peitsche getrieben im bereits verstrichenen Augenblick doch noch springt:
"...warum habt Ihr das getan? Doch nicht aus Fürsorge, oder?" Als der Satz raus ist gibt sie sich ein geistige Ohrfeige aber noch immer bleibt sie stehen, eine Antwort abwartend. Enkidi ignoriert sie geflissentlich, während alles in ihr schreit. "HAU AB!"
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