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[Tag 2] Raumstation Bazaar
Denize Noy:
Der erste Schuss brachte Denize wieder zur Besinnung. Sie konnte den Luftzug spüren, als die Kugel viel zu dicht über ihrem Kopf hinwegpfiff.
Der Zweite löste auch ihre Erstarrung. Als wäre es ihr nachträglich noch eingefallen, fuhr sie zusammen, glitt dann schnell von dem wackeligen Barhocker, wurde von Monn, der sich schützend vor sie stellte, aus der Schussbahn geschoben und warf genau im falschen Moment einen Blick auf den Barkeeper Harry, der unter die Theke abtauchte. Zwei Meter bis zum Karabiner unter der Kaffeemaschine
Glassplitter prasselten auf ihr Gesicht. Sie schloß die Lider. Nicht schnell genug. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihr rechtes Auge.
Während Stiernacken sich mühte, seinem Kontrahenden das Rückgrat zu brechen, krümmte Denize sich zusammen und versuchte verzweifelt, mit einer Hand das Lid wieder hochzuziehen und mit der anderen den Splitter aus ihrem Augapfel zu zupfen. Was ihr nach dem dritten Anlauf endlich gelang.
So allerdings bekam sie von Jacks mutigem Angriff auf den Hünen lediglich das Krachen von Plastholz auf Rückenwirbel mit. Erst als Stiernacken sich brüllend unter dem Hieb aufbäumte, richtete auch sie sich wieder auf und blinzelte durch Tränen an Monns Rücken vorbei.
Oh nein, Jack, das sollte sich doch nicht zu unserem Problem ausweiten. Scheiße!
Sie fasste nach Monns Arm, um ihn in Richtung Ausgang zu ziehen.
"Jack! Lass uns abhauen!"
Jack Hawkins:
Die Gesetze der Kneipen-Schlägerei waren an jedem verdammten Ort im Bekannten Universum die selben. Mischt sich einer ein, mischen sich alle ein.
Der Barhocker war eine deutliche Einladung, und spontan fühlten sich drei weitere, grimmig dreinblickende Kerle berufen, mitzumischen.
Stiernacken keuchte, als sich das metallene Gestell in seinen Rücken bohrte, ließ den hageren Typen los und wirbelte mit hochrotem Gesicht herum.
"WAS ZUR HÖLLE...", brüllte er.
Der Hagere, ziemlich angeschlagen, entwand sich seinem Griff und taumelte seitwärts, in Richtung der drei anderen Schläger.
Stiernacken fand das gar nicht witzig.
"Oh, scheiße", entfuhr es Jack gerade noch, als eine bullige Faust in seine Richtung schoß und zielgenau auf seinen Kiefer prallte. Etwas knirschte bedenklich und Jack taumelte zurück. Grellbunte Strefen flackerten durch sein Blickfeld, er knickte ein, griff Halt suchend um sich und erwischte eine Tischkante. Stiernacken glotzte mit wutverzerrten Zügen zwischen Jack und seinem ursprünglichen Gegner hin und her, und wusste offenbar nicht so recht, wen er sich zuerst vorknüpfen solte. Da Jack näher war, und der Hagere mittlerweile von einem der drei Neuen in den Schwitzkasten genommen wurde, fiel die Wahl auf den Sternfahrer.
Einem ungebremsten Güterzug gleich, donnerte der muskel- und fettbepackte Körper auf ihn zu und Jack, eigentlich gerade damit beschäftigt, sie wieder hoch zu ziehen, ließ sich auf den splitterbedeckten Boden fallen und rollte zur Seite.
Der Typ wischte einen Tisch, der ihm im Weg stand, geradezu spielerisch zur Seite, und der Tisch krachte einige Meter weiter in eine Sitzgruppe. Jemand kreischte und verließ hastig das Lokal.
Jack keuchte, sah aus den Augenwinkeln, dass sich jemand auf Monn gestürzt hatte und rappelte sich auf. Er erwartete, es jeden Moment mit Stiernacken zu tun zu bekommen, aber dieser war wieder mit dem Hageren beschäftigt, der sich aus dem Schwitzkasten befreit und mit einem grellen Schrei auf den Hünen losgestürmt war.
Es herrschte ein heilloses Durcheinander sich balgender Körper, zerberstender Flaschen, Stühle und Knochen.
Fein, dachte Jack, dem das Blut in den Ohren hämmerte. Sein Kiefer schmerzte wie Hölle und er schmeckte Blut. Denize hatte er aus den Augen verloren, sah aber, dass Monn gerade seinem Gegner den Arm auf den Rücken drehte und ihn wahrscheinlich mehrmals brach. Autsch.
Jack verließ die Deckung zwischen den umgekippten Tischen, um in Monns und wahrscheinlich auch Denizes Nähe zu gelangen, zog dabei die Waffe aus dem Holster und entsicherte sie.
Denize Noy:
"Jack! Lass uns abhauen!"
Ihr Ruf verhallte ungehört.
Jemand stürzte sich auf den Ukar und zwang sie somit, dessen Arm schnell wieder freizugeben. Mit einem Sprung zurück verschaffte sie Monn Platz zu handeln und sich selbst die Zeit, sich Tränen und Blut aus den Augen zu wischen, ehe sie nach ihren Messern griff. Der nächste, der es wagte, ihren Kumpel anzugreifen, würde sich mit sorgfältig geschliffenem Stahl anfreunden müssen.
Sie trat noch einen Schritt zur Seite, in eine bessere Wurfposition. Trotz zweidimensionaler Sicht gewann sie rasch mehr Überblick.
Jack lag irgendwo weiter weg in einem Haufen Scherben und begann gerade, sich wieder aufzurappeln. Sein Blick fiel offenbar auf Monn, der sich seines kreischenden Gegners mit einem Fußtritt entledigte. Mit einer Hand hielt er seinen Kiefer, mit der anderen zog er eine Waffe, während er geduckt in ihre Richtung steuerte. Dabei entging ihm der von links kommende Angreifer.
„JACK!“
Denize schloß die Augen. Mit einem Auge durch den roten Schleier vor ihrem Sichtfeld zu zielen half ihr jetzt sowieso nichts. Sie musste sich auf den Instinkt verlassen, den Monn in ihr geweckt hatte. Also sandte sie ein kurzes Stoßgebet zum Pancreator, dass Jack nicht zu schnell rannte. Ihr Arm schnellte vor.
Jack Hawkins:
Denizes Stimme schallte über den Tumult in Jacks Richtung und endlich sah er sie. Im gleichen Augenblick spürte er einen brennenden Schmerz in seiner Seite und wurde abermals von den Füßen gerissen. Der Körper eines Mannes war mit voller Wucht auf ihn geprallt und begrub ihn nun unter sich. Wo war der hergekommen, fragte sich Jack, bevor sein Hinterkopf hart auf den Boden schlug.
Es wurde kurz schwarz. Dann spürte er eine Hand, oder zwei, die sich um seinen Hals legten, und ein wütendes, schmerzverzerrtes Grunzen knapp über ihm. Jack blinzelte und die Sicht klärte sich. Ein rothaariger Mann in einem dunkelblauen Overall der Sternfahrer-Gilde robbte sich gerade über ihn, und versuchte, seine Kehle zu fassen zu bekommen. Frisches Blut tropfte aus einem tiefen Schnitt im Oberarm, wenige Zentimeter unter dem Rangabzeichen. Lieutenant.
Jack röchelte und versuchte den Angreifer von sich zu drücken. Wo zum Henker war seine Waffe...da! Er sah sie zwischen Scherben, einigen Spielchips und einer schmäumenden Bierlache im Stuhlbein-Dschungel liegen. Zu weit weg. Aber diese Flasche...
Der –gottverdammte– Lieutenant packte sein Kinn, was Jack schmerzhaft aufstöhnen ließ, zog seinen Kopf hoch und knallte ihn erneut auf den Boden.
Jack hatte keine Ahnung mehr, wo oben und unten war. Aber seine Finger fanden die Flasche, zogen sie hoch, und eine dunkelblaue, ölige Flüssigkeit ergoss sich über den Kopf des Sternfahrers, als sie an seiner Schläfe zerbarst. Mit einem verdutzten Gesichtsausdruck sank er schwankend zur Seite und gab erst mal keinen Mucks mehr von sich.
Ächzend befreite sich Jack, robbte rüber zu seiner Waffe und bemerkte einen blutigen Wurfdolch, der sich in einen umgestürzten Stuhl gebohrt hatte. Er schob seinen Kopf nach oben und sah Denize. Hatte sie den geworfen?
Egal. Jack wurde allmählich sauer. Die Keilerei war noch immer voll im Gang und kein Ende in Sicht. Er stand schwankend auf, zog auch die andere Waffe aus dem Holster und schoß zweimal aus beiden Läufen in die Luft.
Azzu:
Mehr Gäste trafen ein - hatte der Graf etwa so viele Einladungen verschickt? Keitaro entspannte sich ein wenig. Je höher die Anzahl der Zeugen, desto unwahrscheinlicher wurde eine Manipulation des Duells durch den Gastgeber.
Unregelmäßigkeiten konnten kaum unbemerkt bleiben. Ebenso wie Lady Elisabeth machte der Hazat den Eindruck eines erfahrenen Duellisten. Er wirkte fast komisch mit seinem gekünstelten Akzent und der übertriebenen Selbstdarstellung in Ausdruck und Gestik, aber das war man von den Hazat gewohnt - so verzweifelt wie vergeblich bemüht, das Fehlen von wahrer Tradition und königlichem Blut zu kaschieren, jedoch hervorragende Kämpfer.
Daneben noch der mädchenhafte Trusnikron - Keitaro wusste kaum etwas über dessen Adelshaus, das keinerlei Lehen im Reich des Amethystkreuzes besaß. Ob die beiden ein Paar waren?
Er hielt bewusst Distanz zu dem Raubtier an der Seite des jungen Adligen. Seit Keitaros kybernetischer Modifikation hatten die Jagdhunde seines Vaters jedesmal verrückt gespielt, wenn er sich dem Familienanwesen genähert hatte, hatten schließlich vom Grundstück entfernt werden müssen, während er sich zuhause aufhielt. Ob die Raubkatze ebenso reagieren würde? Er wollte es nicht ausprobieren. Andererseits - vielleicht war es besser, für die Entfernung des Tieres zu sorgen, bevor das Duell begann: Kein Raubtier würde angesichts eines Kampfes ruhig bleiben. Aber dafür würde im Trainingsraum noch Zeit genug bleiben.
Der Lextiusritter wartete einen passenden Moment ab - die Aufmerksamkeit des Grafen war gerade durch die Baronessen Hawkwood und Justinian gebunden, die den Patron des Abends wie selbstverständlich mit Beschlag belegten - und lies sich dann zurückfallen, damit Enkidi zu ihm aufschließen konnte. Er nickte der Sternfahrerin zu, die zuvor während des unübersichtlichen Begrüßungszeremoniells kaum Beachtung gefunden hatte, begann aber kein Gespräch. Kaum vorstellbar, dass sie nach seiner Entgleisung im Old India gesteigerten Wert auf seine Gegenwart legte.
Mit einer leichten Verneigung leitete er die Begegnung mit dem Baron ein. Obwohl ihm mehrere Fragen auf der Zunge brannten, wartete er darauf, dass der höherrangige Adlige zuerst sprechen, ihn dann zum Antworten auffordern würde. Formalitäten. Nach den Erfahrungen des Abends fand er es ratsam, sich streng daran zu halten, um möglichst keine Angriffsfläche für Spott und Herablassung zu bieten. Er hatte seit langem nicht mehr so heftig mit seinem Jähzorn zu kämpfen gehabt, wie während seiner ersten Begegnung mit Enkidi. Die Hallen der Mantis waren wahrlich nicht der richtige Ort, die Beherrschung zu verlieren.
Ganz genau, Junge. Und wir machen uns Sorgen um eine Katze?
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