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Soziale Begegnungen ausspielen?
Tequila:
--- Zitat von: 1of3 am 6.01.2008 | 02:29 ---Im Gegenteil. Ich sage Worte werden so benutzt, wie es deine interne Grammatik für ihre Bestandteile vorsieht.
Und das das was mit Kartenspiel zu tun hätte, wäre mir nie in den Sinn gekommen.
--- Ende Zitat ---
Hmm, vielleicht ein wenig konstruiert aber im Kartenspiel bedeutet "ausspielen" ja das hinlegen einer möglichst passenden Karte, die mir (meiner Meinung nach) den größtmöglichen Vorteil verschafft (unter normalen Umständen)
Im Rollenspiel lasse ich meinen Charakter "Aktionen" ausspielen, die meinem Charakter (bzw. für dessen Entwicklung/dessen vorankommen) die ihm den größtmöglichen Vorteil bringen. Hierbei ist Vorteil nicht im Wortsinn gemeint (wobei das natürlich bei vielen Leuten auch vorkommt, meistens unerfahrene Rollenspiler oder Powergamer), sondern vorteilhaft im Ramen der von mir gewünschten Charakterentwicklung/Charaltergestaltung. Willsagen, das ein zwergischer Säufer/Raufbold (um mal ein übliches Klischee zu nutzen) dem Informaten in der Schenke eine aufs Maul gibt, auch wenn der Spieler an sich genau weiß, das er dann weder die Info bekommt noch sonstewie weiterkommt,sondern im Gegenteil eventuell in der Ausnüchterungszelle landet.
Aber ich sehe es dennoch eher wie 1of3: Im Rollenspiel "spielt" man seinen Charakter. Das geschieht auf vielfältige Art&Weise. Wenn mann nun etwas ausspielt, dann versetzt man sich tief in seinen Char rein (direkte Rede etc. pp.), versucht ihn also im Rahmen seiner Möglichkeiten und der spielerischen Mittel "aus"-zureizen
Eulenspiegel:
--- Zitat von: Kinshasa Beatboy am 5.01.2008 | 22:15 ---Mein Verständnis war bislang auch immer, dass das "Ausspielen" einer Szene direkte Rede beinhalten muss und quasi das Gegenteil einer im Zeitraffer behandelten Szene darstellt.
--- Ende Zitat ---
Kleiner Fehler:
Das gegenteil von "direkter Rede" ist die "indirekte Rede"
Und das Gegenteil von Zeitraffer ist "die Szene detailliert bespielen".
Wir erhalten also insgesamt vier Möglichkeiten:
1) Die Szene mit direkter Rede detailliert bespielen.
2) Die Szene mit indirekter Rede detailliert bespielen.
3) Die Szene mit direkter Rede im Zeitraffer bespielen. ("Hör mal Trader Joe: Können wir nun in dein Logbuch schauen, oder nicht? Du bekommst auch 20 000 $ dafür.")
4) Die Szene mit indirekter Rede im Zeitraffer bespielen. (Ich frage Trader Joe, ob ich mir für 20 000 $ sein Logbuch anschauen kann.)
Und jetzt ist halt die Frage, ob man unter "ausspielen" eher versteht, direkte Rede zu benutzen, oder ob man unter ausspielen eher versteht, eine Szene detailliert zu bespielen.
Und in meinem Sprachgebrauch ist es eher so: Wenn ich eine Szene sehr detailreich bespiele, dann sage ich "ausspielen" dazu. Dazu ist es bei mir unwichtig, ob ich nun direkte oder indirekte Rede in der Szene benutze. Wichtig ist nur, dass die Szene bespielt wird und dass wir die Szene detailreich spielen. (Die Szene wird quasi nicht in wenigen Worten abgehandelt, sondern es findet ein Spiel innerhalb dieser Szene statt.)
--- Zitat von: Turning Wheel am 6.01.2008 | 01:36 ---BTW: Weiß jemand wie man 'Ausspielen' im Englischen bezeichnet?
--- Ende Zitat ---
Das Wort ausspielen gibt es im Englischen nicht. Je nachdem, in welchem Zusammenhang du das Wort verwendest, gibt es daher andere Übersetzungen:
jmd. gegen einen ausspielen - to play someone off against someone.
eine Karte ausspielen - to play a card
mit direkter Rede spielen - to play in character
eine Szene mit vielen Details bespielen - to act highly detailed
Das klärt aber immer noch nicht die Frage, ob man im Deutschen "ausspielen" für "mit direkter Rede spielen" oder für "eine Szene mit vielen Details bespielen" benutzt.
Das Wort ausspielen ist eine typisch deutsche Eigenkreation. Daher wirst du das Wort auch nicht in Latein finden. - Wenn, dann würde das Wort anders übersetzt werden, je nachdem, welchen Kontext du meinst.
BTW:
Was mich interessiert: Was versteht ihr unter guten Ausspielen?
Nehmen wir als Beispiel mal einen dummen, uncharismatischen Barbaren der keine Ahnung von Diplomatie/Rhetorik hat.
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten:
1) Der Spieler hält eine super Rede, die alle am Tisch begeistert und die Spieler halten nach der Rede die Meinung des Barbaren für richtig.
2) Der Spieler spielt seinen Barbaren so, wie er ist. Und da der Barbar dumm und eher jähzornig ist, wird die Rede auch eher etwas ... dumpf. Das heißt, wir haben zwar eine beschissene Rede, dafür hat der Spieler hervorragend seinen Char verkörpert.
Welche der beiden Reden würde euch besser gefallen?
Dom:
@TW: Üblicherweise muss man Behauptungen begründen/belegen, ansonsten ist es eine These. Und deine These zum ausspielen erscheint mir sehr wackelig, da es erstens bei "ausspielen" ja nicht ein Fachwort wie Oneshot handelt und zweitens da du dich weigerst, einen Beleg zu liefern, sondern einen Gegenbeweis verlangst.
Wahrscheinlich wusste der erste, der das Wort benutzt hat, nicht, dass es beim Theater einfach nur "spielen" heißt und wollte seinen Mitspieler einfach animieren, mehr zu sagen als "Ich überrede den mal, dass ich die Info bekomme" – "Nee, du, lass uns das mal ausspielen, so einfach geht das nicht". Ausspielen wurde analog zu aussprechen und ausdiskutieren aus "aus" und "spielen" gebildet. Und nein, ich werde das nicht belegen, denn ich habe recht ;)
Maarzan:
Wer seinen Charakter im Widerspruch zu seinem bisherigen und dabei auch maßgeblich durch seine Werte bestimmten Charakterbild führt, spielt schlecht (TM), egal wie toll sich eine Rede davon abgelöst im Vortrag anhört! So etwas sollte nicht auch noch belohnt werden oder der Ausspieler sollte dann auch gezwungen werden den Schaden den sein Char einsteckt im Reallife zu soaken.
Das einzige was man aus dem Vortrag ablesen kann sind grobe Argumentationsrichtungen, tendentielles Auftreten und Engagement, was dann mit den dafür passenden Modifikatoren verbunden sein könnte.
Das ist aber etwas, was auch ein mäßig begabter Redner hinbekommt, insbesondere, wenn man ihm die Möglichkeit zur Vorbereitung gibt - z.B. in der Form von Fragen bzw. unterstützenden Proben wie "was weis ich über ...", "welchen Eindruck macht mir ", was eigentlich auch ganz nett in dem TraderJoebeispiel angedeutet worden ist.
Direkte Rede ist dann lediglich künstlerisches Beiwerk zu reinen Unterhaltungszwecken (was dann in einem sozial-kreativen Hobby ja auch seinen Eigenwert hat)
Im Übrigen hatte ich immer den Eindruck ausspielen würde sich aus (aus-arbeiten, aus-wälzen) und (Schau-spielen) zusammensetzten, kommt der Ausruf meiner Erfahrung nach "Das spiel doch aber mal richtig aus" doch in der Regel mit einem Focus und dem Wunsch nach direkter Rede oder etwas das dem nahe kommt einher.
Settembrini:
--- Zitat ---Es ist nicht ausreichend zu sagen, dass man diese Karte besitzt, man muss sie wirklich ausspielen. Genauso ist es für das Ausspielen beim Rollenspiel auch nicht ausreichend zu sagen dass man etwas sagt, man muss es wirklich tun, um vom Ausspielen sprechen zu können. Dabei ist es völlig unerheblich welche Karte man spielt und ob die aufgrund der herausgefundenen Vorinformationen gut fürs Spiel ist oder nicht.
Gutes Rollenspiel muss ja auch nicht immer zum Vorteil des Charakters gereichen.
Ob man Settembrinis Beispiel als zu kurz oder zu lang oder nicht ausgespielt genug bezeichnen würde sei dahingestellt, Tatsache ist aber dass es ganz eindeutig Passagen enthält, die direkte Rede sind und genau die würde ich als ausgespielt bezeichnen, den Rest eben nicht.
--- Ende Zitat ---
Lieber Harald!
Anbei ein Beispiel für jemanden, der von Sachen ausgeht, die überhaupt nicht grundlegend anzunehmen sind. Genau, was mein Beitrag anmahnte.
Zunächst: Die Kartenspiel-Volksetymologie. Gut, folgen wir dem Sprechenden mal darin. Denn es offenbart seinen eigenen Zugang.
Das was seiner Meinung nach "ausgespielt" wird ist das was WIRKLICH gespielt wurde.
Er setzt das GLEICH der direkten Rede. Nur die direkte Rede ist für ihn ECHTES Spielen.
usw. usf.
q.e.d.
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