Pen & Paper - Spielsysteme > Systemübergreifende Themen
Soziale Begegnungen ausspielen?
Feuersänger:
Ich versteh nicht ganz den Definitionsnotstand, der hier anscheinend besteht. Denkt doch einfach mal daran, was die typische, durchschnittliche deutsche Rollenspielrunde (also typischerweise DSA) darunter versteht, wenn einer sagt "Bitte ausspielen". Meistens ist damit gemeint: "nicht einfach nur würfeln". So einfach ist das. Ausspielen heisst nicht würfeln, wenn man in deutsche Spielzimmer schaut.
Es gibt freilich auch noch die Methoden "erst ausspielen, dann würfeln um zu sehen, ob es klappt", oder umgekehrt "erst würfeln, dann dem Ergebnis entsprechend spielen", aber das ist wohl beileibe nicht das typische Prozedere.
@oliof: du wirst lachen, unser damaliger DSA-SL war auch so einer. Es hat zwar iirc grundsätzlich gereicht, wenn ein Zaubererspieler sagte "Ich sprech nen Flimflam" oder "Ich mach nen Fulminictus", aber z.B. die Spielerin der Hexe musste sich für nen Hexenknoten selber ein Haar auszupfen und nen Knoten reinmachen (das ging in dem Fall, weil sie lange Haare hatte, aber was macht man mit Kurzhaarfrisur?). Und dann gab's da noch einen Zauber, Namen hab ich vergessen, für den der Zaubernde mit der Zunge seine Nase berühren musste. Diese Fähigkeit hat unser SL davon abhängig gemacht, ob der Spieler das konnte.
oliof:
TW: Wenn Du schon mit "Rolle Spielen" kommst, dann schau Dir die Etymologie genau an: Das kommt nämlich daher, das die Dialoge früher auf Rollen standen, und man sie von selbigen abgelesen hat. Sehr viel Gestaltungsfreiraum hatte man da nicht.
Aber naja.
Außerdem verweise ich mal salopp auf die klassische Problematik, dass "Rollenspiel" den englischen Begriff "role playing game" mißverständlich kompaktiert. Ohne jetzt einen neuen Begriff prägen zu wollen, hilft mir diese historische Betrachtung zumindest, die Dinge, die hier unnötigerweise als exklusiv - sich gegenseitig ausschließend - dargestellt werden, von einer Warte zu betrachten, die sie inklusiv oder gar synergistisch (sich gegenseitig verstärkend) zu sehen. Allerdings brauche ich keinen Leuchtturm dafür.
--- Zitat von: Turning Wheel am 6.01.2008 | 11:26 ---Das Problem beim Erzähl-Rollenspiel ist doch, dass man gar nichts wirklich reales tun kann, (das z. B. dem realen ausspielen einer Spielkarte nahe kommen würde). Letztenendes ist alles nur bla-bla...
...es sei denn man benutzt die direkte Rede. Sie ist das einzige richtige Life-Element des Erählers.
--- Ende Zitat ---
Du hast noch nie eine 91-Zeilen Pose einer Azundris oder einem 12-Würfel-Jörg-Show-Gepose beigewohnt, oder? Ich will begeisternde Beschreibungen für alle Sinne, nicht nur das Geschwafel von Leuten, die sich mit Mühe "Ihrzen" und "nunen".
Natürlich begeistert mich die sprachliche Komponente des Rollenspiels. Aber direkte Rede ist nur eine Möglichkeit.
Und "unreal" ist das alles genauso wie der Schwertkampf, die Kletterpartie, das Gravschlitten-Wettrennen, die Reparatur des heiligen Omnotrons, etc.pp., die häufig genug nicht der direkten Rede bedürfen, um wichtiger, wenn nicht sogar definierender Bestandteil des Spiels zu sein.
--- Zitat ---Deshalb bin ich der (für mich absolut wichtigen) Meinung, dass wahres Ausspielen mit direkter Rede einhergeht - sonst hab ich wieder nur irgendwas gemacht, das genauso unreal ist wie auf einen Wert zu würfeln, egal wie eloquent es in Settembrinis erstem Beispiel daher kommt. Zwischen seinem ersten und zweiten Beispiel gibt es natürlich einen himmelweiten Qualitätsunterschied, aber doch keinen prinzipiellen (abgesehen von den zwei kurzen Passagen in direkter Rede im ersten Beispiel).
--- Ende Zitat ---
Achso, Dir gehts um True Roleplay – dann weiß ich gar nicht, wieso ich hier versuche, zwischen Positionen zu vermitteln. Ach, ich erinnere mich, ich versuche dem OP zu helfen, andere Herangehensweisen an die Nutzung sozialer Fähigkeiten als "würfel mal" zu präsentieren. Leider hab auch ich mich auf eine Diskussion eingelassen, für die ein eigener Thread besteht.
Evil DM: Bitte schau' Dir nochmal mein Beispiel zu Dogs in the Vineyard an. Sowas wolltest Du ja. Wenn Du weitere konkrete Beispiele willst, oder ich das ausführen soll, sag bitte bescheid.
Feuersänger: Ich lache nicht, ich hatte selbst so einen SL – über diesen Punkt haben wir hin und wieder diskutiert, und es hat Formen angenommen, mit denen wir beide (und die Gruppe) leben konnten, einfach weil es mir Spaß gemacht hat, mehr als nur ein farbloser Funktionenträger zu sein. Diesen Schelmenzauber von den Fähigkeiten des Spielers abhängig zu machen ist nach meinem Dafürhalten zuviel des Guten (steht ja schon oben).
Settembrini:
--- Zitat ---Letztenendes ist alles nur bla-bla...
...es sei denn man benutzt die direkte Rede.
--- Ende Zitat ---
Totaler Blödsinn. Die direkte Rede ist nur Blabla.
--- Zitat ---Zwischen seinem ersten und zweiten Beispiel gibt es natürlich einen himmelweiten Qualitätsunterschied, aber doch keinen prinzipiellen (abgesehen von den zwei kurzen Passagen in direkter Rede im ersten Beispiel).
--- Ende Zitat ---
Der Unterschied ist RIESENGROß und zwar der essentielle. Im ersten haben die Spieler ein Problem rollenspielerisch gelöst, im zweiten regeltechnisch.
Surreal:
Sagt mal Leute, ist es nicht völlig unwichtig, woher ein Begriff kommt, oder seid ihr alle Germanistikstudenten?
Wenn ich Eure Beiträge so lese, denke ich, dass es wie immer im Leben wohl keinen Konsens geben kann. Also sollte es jede Runde machen, wie sie will. Die Runde sollte sich wenigstens einig sein!
Ich habe ja schon geschrieben, dass mir indirekte Rede zu langweilig wäre, weil ich dann nicht richtig in meiner Rolle aufgehen kann, denn da muss ich schon 'direkt' sprechen. Übrigens hätten mich 3 von 4 meiner bisherigen SL's auch dafür vom Tisch verbannt, wenn ich indirekt gesprochen hätte.
Ich denke eben, dann kann man auch gleich Tabletop oder Miniature Game spielen. Da kann man spielen, und man muss sich nicht mit eine Char und seinen Angewohnheiten auseinander setzten...
Ludovico:
--- Zitat von: Settembrini am 6.01.2008 | 10:41 ---Ach ja:
"Wir bestechen Trader Joe."
<<Wie macht ihr das?>>
"Na ich habe Birbery -2."
*öttelöttel*
"Zehn! Das macht dann zwölf! Wieviel kostet der Spaß?"
<<Zenhtausend.>>
--- Ende Zitat ---
Danke für das zweite Beispiel! Das ist so ziemlich das, was ich meinte.
Es ist zu kurz und gerade Spieler sozialer Charaktere dürften sich bei so etwas schnell langweilen, denn ihr Spotlight hat eine Dauer von vielleicht 10 Sekunden und erfordert nichts weiter als das Lesen eines Charakterbogens, um die richtige Fertigkeit rauszusuchen und das Würfeln, während Kämpfer auf der anderen Seite eine wesentliche längere Spotlight-Dauer im Kampf haben, wo sie dann auch noch ihre Fertigkeiten taktisch kombinieren müssen.
Irgendwer meinte ja schon so etwas. Ich kann da nur zustimmen.
Es muß also der Mittelweg gefunden werden.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln