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[Reign] Die Ritter von Warwark

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MSch:
Jäh wurde Pellus aus der Trauer um seinen ermordeten Freund Aidan gerissen. Ser Mizer, der letzte Watchtowerking, der noch Herr seiner Burg war, trat zu ihm, legte ihm die Hand auf die Schulter. "Ich verstehe, daß Du hier in der Kapelle trauerst, aber ich brauche Deine Hilfe. Die Neuen haben Probleme. Sie haben einiges in den Sand gesetzt und die Soldaten murren. Du hast doch einen guten ruf bei den Mannschaften, nehm die Neuen unter deine Fittiche und dann sollte es mit Isliks Hilfe gelingen Derc Cynan zurückzuerobern."

Pellus schaute Ser Mizer überrascht an, sah dann aber, daß der es ernst meinte. Er nickte und begab sich in sein Gemach um sich zu rüsten. Unterwegs mußte er plötzlich lachen, vor ein paar Wochen war er noch jemand der strammstehen mußte weil er irgend etwas verbockt hatte.

Gerüstet und gewappnet machte Pellus sich auf, die Neuen in Augenschein zu nehmen. Bragas stellte sie ihm vor. Zwei aurische Ritter, die, von ihren eigenen Leuten abgeschnitten,  sich bis zu den Watchtowerkings durchgeschlagen hatten. Ein Mann und eine Frau. Sieh mal an, dachte Pellus sich, und tatsächlich war Freya ein Energiebündel und voller Tatendrang, so daß es verständlich war, daß sie sich in dem frauenfeindlichen Umfeld der Aurier als Ritter durchgesetzt hatte.

[ Hier muß ich mal unterbrechen: Das massive Auftreten aurischer Ritterinnen und das in einem späteren Diary noch kommende Rangeln um Posten von Rittern, die nicht zu den Watchtowerkings gehören oder von ihnen ausgebildet wurden, ist ein so großes Abweichen vom Quellmaterial, daß die Probleme von Pellus, sich in einer Welt zurechtzufinden, die anders ist als seine romantischen Vorstellungen und volle Ritter ist, die keinerlei Idealen und schon gar nicht den hohen Anforderungen Isliks entsprechen, durchaus mit meinen Problemen  korrelieren mich in Jörgs Version der Welt von Artesia zurecht zu finden und Pellus' Verunsicherung, welche Werte noch gelten, ist meine, was ich noch als gegeben annehmen kann. Das ist nicht Schlimmes, aber sorgt manchmal bei mir für leichte Verwirrung ... hmmm ... Immersion durch abweichendes Weltverständnis, cool, sowas gibt es nur bei Artesia. Das Regelwerk (aber wir benutzen das ja hier nicht, sondern REIGN mit dem Artesia-Setting) ruft ja auch Immersion durch strenge Regelanwendung hervor!]

Der Andere, Istan, schien eher ein ruhiger Typ und besser im Umgang mit Worten zu sein.

Schnell war ein neuer Plan gemacht. Die dreibeinigen, zweiköpfigen Ungeheuer, die zuvor solche Probleme bereitet hatten sollten diesmal gezielt angegangen werden. Ein Ritter sollte per Lanzensturmangriff eines frontal angreifen, Freya bot sich an dies zu übernehmen und  beschäftigen, und während eines von einem von Pellus gerufenen Erdelementar hoffentlich lange genug beschäftigt würde, könnten Pellus mit magieverstärkter Rüstung und runenbewehrtem Schwert und die restlichen Ritter sich um das dritte Monster kümmern und sich dann um die Reste kümmern. Zur Not stünden noch Soldaten mit Netzen bereit. Doch die sollten nicht mehr zum Einsatz kommen, denn der Plan ging im Großen und Ganzen auf und die Soldaten des Feindes wandten sich zur Flucht bevor der große Sturm auf die Burg beginnen konnte. Also setzte Pellus hinterher und seine Leute in Begeisterung auch. Als er jedoch in den Burghof kam sah er wie die feindlichen Soldaten um eine riesige mit schwarzem Licht leuchtende Kuppel herumliefen und dann heilos die Flucht ergriffen.

Eine Teufelei der Islikliden erwartend schaute Pellus mit seiner Gabe in die Otherworld und versuchte die Kuppel mit Blicken zu durchdringen. Was er sah, ließ ihn erschaudern und ohne groß nachzudenken sprach Pellus einen mächtigen Schutzbann der Passage aus, damit das Übel in dem schwarzen Dom nicht sofort über seine Leute herfallen konnte und bedeutete seinen Leuten anzuhalten. In der schwarzen Kuppel befand sich nämlich ein riesiger Drache.

Die Kuppel, die eindeutig ein okkultes Gefängnis für die größten und mächtigsten Kreaturen, die es gab, war, schien aber zu halten und so entspannte sich Pellus ein wenig. Er bedeutete den Soldaten die Burg zu stürmen und beriet sich kurz mit seinen Rittern. Diese sollten die Burg nach dem feindlichen Magier durchkämmen, der für die Monster und die Einkerkerung des Drachen verantwortlich war. Der mußte noch in der Nähe sein. Auf die fragenden Blicke und Einwände, daß er doch besser dafür befähigt sein einen Magier zu jagen, reichte Pellus Freya seinen magischen Zweihänder und Istan seinen magischen Dolch, damit sie beide etwas gegen Zauberei hätten. Die drei schauten ihn an, als wenn er von Sinnen sei, doch Pellus antwortete nur, daß er die Waffen nicht bräuchte, wo er hingehen würde. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen und er war ganz entspannt und ruhig.

Er ermahnte seine Ritter noch mal den feindlichen Magier zu finden und sein Treiben zu stoppen und gab Freya den Rat das Schwert offen vor sich herzutragen (weil so die Command-Rune auf ihm ihr Schutz gegen Magie geben würde, aber das verriet er ihr nicht), schaute ihnen hinterher wie sie losstürmten und beobachtet kurz wie seine Soldaten die Burg systematisch einnahmen.

Er atmete einmal durch, drehte sich zu der schwarzen Kuppel und mit einer Invokation an Islik, den König des Himmels und der Bitte ihn mit dem Glanz des Himmels zu erfüllen, auf den Lippen, trat Pellus in das schwarze Licht.

Drinnen schlängelte der Drache auf Pellus zu und sprach mit einer Stimme, die Pellus bis ins Mark erschaudern ließ: "Sieh mal an! Ein Ritter von Warwark! Was machst Du denn hier Kleiner?" Starr blickte Pellus den Drachen ernst an und antwortete "Ich bin gekommen um mit euch über eure Freilassung zu verhandeln!" "Hah!" erwiderte der Drache "Was kannst Du mir denn Anbieten, was ich nicht selbst könnte?" "Nun, meine Leute erstürmen gerade die Burg und sind auch dabei den Magier zu suchen, der euch gefangen hat." Wie durch Watte hörte Pellus die Kommandos und Rückmeldungen seiner Truppen, die durch die Burg hallten und er glaubte auch, daß der schwarze Dom leicht zu flackern begann. "Du bist also der Anführer, kleiner Mensch? Warum sollte ich dich beachten?" fragte ihn der Drache spöttisch. "Ich will ehrlich zu euch sein, ich bin noch neu in dem Anführergeschäft." Der Drache setzte zu einem schallenden Lachen an, "... aber ich bin durch leidvolle Erfahrung geübt im Verhandeln mit übernatürlichen Wesen und was könnte übernatürlicher sein als ein Drache? Ich habe nicht geglaubt, daß ihr überhaupt noch existiert! Mit Isliks Hilfe stehe ich hier vor euch, großer Drache und biete euch eure Freiheit an." Pellus schaute den Drachen mit seinem durchdringenden Blick ernst an. Dieser schüttelte sich. "Danke, es gibt uns immer noch" zischte der Drache, "aber du trittst mir ohne Waffen gegenüber und ich soll dich ernst nehmen? Und wie sollen denn deine Leute mich befreien? Schaffen die das überhaupt?" Das schwarze Licht begann wieder zu flackern und mit einem Lächeln auf den Lippen antwortete Pellus: "Ja, ich habe volles Vertrauen in meine Leute, die werden das schon schaffen. Und das bringt mich zu meinem Vorschlag: wir befreien euch und im Gegenzug verschont ihr meine Truppen. Mit den Dumengal und Djar Maeliten könnt ihr hingegen anstellen was ihr wollt!" "Das tue ich sowieso" grollte der Drache "aber warum sollte ich euch verschonen, warum sollte ich Menschen glauben, die uns nur verfolgt und gejagt haben?". Pellus lächelte schief "Ach seht euch an, ihr lebt noch, doch die Gebeine der Dragonkings bleichen in der Sonne! Ich schwöre bei Islik und allem was mir heilig ist, als Ritter der Watchtowerkings, daß ich euch freilasse, wenn ihr meine Leute verschont."

Der Drache schlängelte hin und her während auch er das Nachlassen der Barriere zu bemerken schien. Dann verzog er sein Gesicht zu einer Fratze und Pellus war sich nicht sicher, ob es eine Dreadfull Mask oder ein Grinsen war "Nun gut Menschlein, ich gehe auf deinen Handel ein. Du befreist mich und ich verschone dafür deine Leute. Das gilt!" der Drache kniff die Augen zusammen und studierte Pellus intensiv, "Eins noch ... " Pellus erschauderte, doch der Drache fuhr anscheinend in guter Laune fort: "Ich will dir sogar einen Gefallen tun, ich gebe dir einen Hinweis, der dir bei deinem Kampf gegen die Isklidlidea sehr nützlich sein wird! Ich weiß von einer Expedition, die vor vielen Jahrhunderten eines von zwei mächtigen Schwertern auf eine ferne Insel gebracht hat und es dort verborgen hat. Dieses Schwert könnte sehr wichtig in diesem Krieg sein. Es sollte besser nicht in die Hände deiner Feinde fallen!" Pellus kniff die Augen zusammen. "Ein Schwert von zweien? Welches?" Aber der Drache ignorierte Pellus' Frage, "Niemand außer mir hat diese Expedition überlebt und ich bin der Einzige, der weiß wo das Schwert ist und wie man die Insel finden kann!" Pellus konnte sich gut ausmalen, wieso wohl nur der Drache überlebt hatte und lächelte sardonisch "Und wie stelle ich das an?" Das Flackern des schwarzen Doms war jetzt unübersehbar und man konnte schon leicht dir Umgebung sehen, auch die Geräusche klangen jetzt deutlicher herein. "Ganz einfach, in der Universität von Therapoli gibt es eine Giftkammer mit Artefakten und eines davon ist ein Kompass, der zeigt den Weg zur Insel, die im Mera Düré liegt." Die Barriere schien fast völlig erloschen zu sein. In Pellus rasten die Gedanken, welches Schwert meinte der Drache? Ghavaurer, die Klinge des gefährlichsten Wormkings Githwaine, das seit seinem Fall verschwunden war, oder  Gladringer, das Schwert von Fortias dem Tapferen, der Githwaine erschlug und das von Unfortias dem Fumbler bei der Black Day Battle verloren wurde? Welche anderen "beiden" Schwerter könnte der Drache sonst meinen? Und die Insel .... "Ürüne Düré? Ist die Insel ein Rest von Ürüne Düré?" fragte Pellus den Drachen flehentlich, doch da erlosch die schwarze Barriere vollends. Der Drache erhob sich zu seiner vollen Gestalt, breitete seine Schwingen aus und schüttelte sich. Im Schwungholen wandte er sich ein letztes Mal an Pellus: "Wenn wir uns das nächste mal treffen hast Du tunlichst deine Waffen dabei!" und mit einem ungeheuren Satz erhob sich das riesige Ungetüm und flog mit ein paar Schlägen seiner ledrigen Schwingen Richtung Lost Uthedmael, stieß ein paar mal auf die flüchtenden Dumengal und Djar Maeliten herunter und drehte dann Richtung Eduin Gebirge ab.

Pellus stand in dem sonnigen Innenhof der Burg und genoß die Sonne, die ihn wärmte, lauschte den Meldungen der Truppen, die durch das Gemäuer hallten und lächelte vor sich hin. Seine Leute fanden ihn später im Burghof, wo er immer noch stand und dem Drachen nachschaute. Der feindliche Magier war in großer Hektik geflohen was wohl dazu geführt hatte, daß sich seine Kontrolle über den Bann um den Drachen immer mehr gelockert hatte.

Die Burg war ohne Verluste erobert worden und man stieß auch auf  den Raum des Magiers, doch dieser war mit einem Bann versiegelt. Pellus versuchte erschöpft diesen mit einem Reinigungsritual zu brechen, kam aber nicht dagegen an. Mit ein wenig Ruhe würde er das schon knacken. Er stellte sich drauf ein in der Burg provisorisch Lager zu beziehen, als ihn die Nachricht erreichte sofort zu Burg Mizer zurückzukehren. Alle Ritter sollten sich dort versammeln, da die Befehlshaber der Burgen der Watchtowerkings neu gewählt werden würden und auch ein neuer König der Watchtowerkings ernannt werden sollte, Posten, die (bis auf Ser Mizer) durch den Krieg und die hinterhältige Ermordung König Derrek von Warwark vakant waren.

Bei dem Gedanken an politisches Ränkespiel wurde Pellus ganz schlecht und so ließ er die Truppen in der Burg Position beziehen und machte sich missmutig mit den Rittern auf nach Burg Mizer.

Aber das Gift, daß ihm die Schlange eingeflüstert hatte, begann schon zu wirken, auf dem Ritt zurück begann Pellus sich auszumalen, wie er es in die Giftkammer der Universität von Therapoli schaffen könnte...

Joerg.D:
Sehr schönes Diary Martin.

Ich nehme die Kritik an den Abweichungen zum Original Regelwerk auch demütig zur Kenntnis, bitte aber um Verständnis, da ich die Ritter absichtlich in einer Zone etabliert habe, welche im Regelwerk eher dünn beschrieben ist. Das habe ich gemacht um die Struktur der Ritter im Sinne des Plots etwas freier gestalten zu können.

MSch:
[Kleine Frage an die anonymen Mitleser (wenn ich denn welche habe): Soll ich manche Sachen ein wenig mehr erklären? Viele Sachen, die ich so lässig nebenbei schreibe haben für Kenner des Settings ein dramatisches und bedeutungsschwangeres "Dam, DAM, DAAM" im Hintergrund. Auch die Beziehungen der Reiche und Religionen untereinander könnte ich mehr ausführen, falls es gewünscht ist. Wer versteht schon, was der Unterschied zwischen Pellus' Gott Islik und den Feinden, den Islikliden, die Pellus so haßt, ist und wie die mit dem Imperium zusammengehören. Einige Gags bleiben dem Unbedarften einfach verborgen.]


Die Helden kehrten nach Burg Mizer zurück und Pellus suchte Ser Mizer auf um Rapport zu geben. Doch die anstehenden Wahlen der Watchtowerkings überschatteten das Gespräch und Mizer gab Pellus den Rat sich aus allem herauszuhalten und sich vor allem nicht mit den zwei Frauen anzulegen, die jetzt um Posten rangelten und auch noch Verflossene von seinem Lehrmeister Ser Uther, dem ehemaligen Ser Pallanwyn waren. Und mit dem sollte Pellus erst recht nicht zusammenarbeiten. Da hätte Mizer einem Pfeil, den er gerade auf das Herz eines Feindes geschossen hatte, hinterher rufen können: "Aber tu niemandem weh!"

Pellus verließ Mizer enttäuscht und suchte prompt Ser Uther auf um ihn sofort über die beiden Frauen auszufragen. Aber der mache einen auf jovialen Onkel, Pellus versicherte ihm zwar seine Unterstützung aber verließ Uther eher enttäuscht.

Pellus suchte dann einen seiner Serganten auf und kündigte an, daß er zwei Ritter zu ihm schicken würde, die mal normalen Drill mit Soldaten erleben sollten. Kein Rangunterschied und sie dürften ruhig ein wenig ruppig ran genommen werden und die Mannschaftsgrade dürften auch den einen oder anderen Spaß mit ihnen machen, solange sie es nicht übertrieben. Der Feldwebel grinste nur und versprach Pellus, daß er das selber in die Hand nehmen würde.

Jovial lächelnd verkündete Pellus Freia und Istan, daß sie zu vertrauensschaffenden Maßnahmen ein wenig Dienst mit den einfachen Soldaten schieben dürften und da sollten sie den abgebrühten Männern mal zeigen, daß sie keine Zuckerpüppchen sind auch einen groben Spaß erdulden könnten. Natürlich erwarte er Bestleistung und daß sie danach den Soldaten ordentlich einen ausgeben würden.

Pellus hatte volles Vertrauen, daß die beiden sich da durchbeißen würden und den ihnen gegenüber murrenden Soldaten sehen würden, daß auch sie gewillt waren Dreck zu fressen, wenn es hart auf hart kommt.

Abends ging er noch mal zum Feldwebel und erkundigte, wie sich die beiden gemacht hatten. Es schien wie erhofft gelaufen zu sein und Pellus hoffte, daß es nicht mehr lange dauern würde bis die Leute ihnen genauso bedingungslos in die Schlacht folgen würden wie ihm.

Pellus war irgendwie enttäuscht, daß er wegen der bevorstehenden Wahlen nicht mehr hofiert wurde. Und während es Freia richtig machte und sich einem ambitionierten Aurier, Ser Bubi, ins Bett legte um wenigstens eine neue Rüstung abzustauben, hatte Pellus jede Menge doofe Unterhaltungen und Gerangel um Koalitionen und Pöstchen und niemand, wirklich niemand legte ihm eine holde Maid ins Bett.

Bragas plante die Samen des Wunderbaums, die Floras, der palatische Windbeutel, im Lost Uthedmael deponiert hatte, zu holen und weitere Bäume zu pflanzen, um ein festeres Band mit seiner Göttin zu bekommen. Dafür würde es aber eine Erlaubnis brauchen ...

Sich Genehmigungen für Aktionen holen zu müssen war etwas, was Pellus ärgerte und da er nur durch die Gnade Ser Pallanwyns, damals seinem Freund Aidan, zum Ritter geworden war, war Pellus' Position eh gefährdet und mit einem Makel beheftet. In Pellus reifte der Entschluß, daß er selbst ein Amt als Watchtowerking anstreben sollte. Die großen Festen waren eh zu begehrt und umkämpft, aber eine kleinere sollte reichen. Es würde eh noch lange dauern bis die befreit würden, also hätte Pellus Zeit sich um die Sachen zu kümmern, die ihm wichtig erschienen, hauptsächlich den Feind angreifen ... oder vielleicht eine kleine Seereise machen...

Burg Valdere erschien ihm ideal. Der ehemalige Herr hatte den König ermordet und vom neuen Herrn wurde erwartet, daß er die Namen der Burg wieder reinwusch. Und sowas verstand sich Pellus inzwischen recht gut.

Währendessen begann Bragas mit Ser Uther zusammen auch Pläne zu machen und die beiden planten Istan aufs Schild zu heben, der schien aber zögerlich zu sein und Pellus wurde nicht richtig eingeweiht.

Da kam es zu einem dramatischen Zwischenfall.

Bragas schlenderte gerade durch den Hof um an seinem Wunderbaum zu beten, als ihm ein paar Leute, die in der Nähe standen erzählten, daß Floras (der palatische Windbeutel) an dem Baum ein merkwürdiges Ritual abgehalten hätte und daß der Baum daraufhin kränklich aussah. Auf seine Frage über den Verbleib von Floras deuteten sie zu den Stallungen.

Als Bragas hinlief hörte er schon lautes Geschrei und Gerufe. Im Stall angekommen sah er einen in Tränen aufgelösten Fedor, jammernd vor einer entsetzlich verstümmelten Pferdeleiche kauern. Der Kadaver sah aus wie von innen heraus zerrissen. Jemand habe einen Zauber gesprochen und aus dem Pferd sein eine geisterhafte Gestalt herausgekommen und sie und der Mörder seien verschwunden.

Bragas rannte los zu Eva um Floras zu stellen und rief den heraneilenden Wachen zu, daß die Floras niederschlagen sollten, falls sie ihn sehen sollten. Dort angekommen, versicherte Eva ihm, daß Floras die ganze Zeit bei ihr gewesen sei und das nicht gewesen sein könne. Floras beteuerte seine Unschuld und so zog Bragas von dannen, nicht ohne Floras darauf hinzuweisen, daß er momentan besser nicht die Gemächer verlassen sollte.

Im Burghof war derweil ein richtiger Tumult ausgebrochen, da einer der engeren Kandidaten für die zu vergebenen Ämter ermordet worden war und alles auf den gleichen Täter hinwies,  der auch das Pferd zerfetzt hatte. Einige Leute hatten gesehen wie jemand in den Stall geeilt sein, der wie Pellus aussah.

Dieser war recht erbost, was der Feind alles in ihrer Mitte abzog. Pellus kam sich eh wie auf dem Präsentierteller vor. Der Rest der kampferprobten Watchtowerkings und ihren Truppen, war von Turnierrittern und Schönwettersoldaten umgeben. Pellus rechnete jeden Moment mit einem groß angelegten Angriff, aber die Späher  berichteten nicht Verdächtiges. Aber so ein Mord war schon dreist, sich mit magischer Energie aus dem Baum versorgen, ja sie quasi herauszusaugen wie eine Blattlaus und dann diese Energie zu verwenden eines der besten Schlachtrösser zu verstückeln und aus ihm einen Geisterschimmel zu machen, der seinen Beschwörer durch die Anderswelt tragen würde, das war abartig!

Leider ließ sich ja der Verdacht gegen den palatischen Windbeutel nicht erhärten, aber der würde sein wahres Gesicht schon noch zeigen. Doch Pellus hatte momentan Wichtigeres zu erledigen.

Während der Zusammenkunft aller Ritter, um den Vorfall und den Mord zu besprechen erhob Pellus das Wort und schlug vor nicht mehr groß zu palavern und um Posten zu schachern, sondern sofort zur Wahl zu schreiten. Der Feind war nah und würde weitermachen, es sei keine Zeit zu verlieren. Aber die weibischen Laffen und alten, dummen Männer hörten mal wieder nicht auf Pellus und fingen wieder an mit ihrer alten Leier, die sie genau in die Lage gebracht hatte in der sie jetzt waren. Als dann der designierte König über die Watchtower-Kings, Lord Kelivin, sich auch gegen Pellus aussprach, kochte es in ihm so, daß der mit dem Fuß aufstampfte, sein Schwert ein Stück aus der Scheide zog und schnaubte, daß das doch auch nach guter alter Tradition geregelt werden könnte. Und tatsächlich, Lord Kelivin, ein alter Mann, nahm Pellus' Herausvorderung an, bat sich aber aufgrund seines Alter aus einen Champion erwählen zu dürfen. Pellus willigte ein und so wurde Lady Leda die Favoriten des Königs in spe, unter der Vorraussetzung, daß sie Lady Pallanwyn würde. Das wurde abgemacht und alle bereiteten sich auf den Kampf vor.

Jetzt zeigte sich, daß Pellus etwas zu ungestüm war, denn seine Rüstung war noch zerschunden von der Eroberung von Burg Derc Cynan und auch er selber hatte noch einige schwere Wunden, die lange noch nicht verheilt waren. Mit stillen Gebeten segnete er seine Rüstungsteile gegen Schaden um wenigstens einen gewissen Schutz zu haben. So ging er also zum Kampfplatz.

Seine Gegnerin fragte ihn noch ob er sich nicht eine bessere Rüstung besorgen wolle, aber Pellus wähnte sich auf höherem moralischen Grund und wollte allen zeigen, daß er seine Rüstung nicht zum Polieren hat.

Doch auch Gottvertrauen reicht manchmal nicht, gepaart mit Ungestüm und, euphemistisch formuliert, Dickköpfigkeit, ist es eine heikle Mischung. Pellus fing zwar furios an, aber seine Gegnerin war eine geschickte Kämpferin, die ihr von Pellus schwer angeschlagenes Bein doch noch decken konnte und dann machten sich Pellus' Wunden und seine angeschlagene Rüstung bemerkbar und Pellus gab den Kampf auf. Er verneigte sich vor seiner Gegnerin und Lord Kelevin, und humpelte missmutig vom Platz.

Damit war Ser Uther aus dem Spiel um Palanwyn. Ihn als König durchzurücken war auch kaum aussichtsreich also was tun?

Pellus ging in die Islikkapelle und sprach mit den Priestern, die aber favorisierten eine Agalliten, eine alten fahrenden Ritter, den Pellus als junger Knappe schon mal in Begleitung eines Inquisitors kennen gelernt hatte. Istan, den Pellus zu ihm schickte, stellte fest, daß der Agallit sehr von sich überzeugt war und ein Ausbund an Diplomatie war. Das wirre und prahlerische Gefasel des Agalliten ließ Pellus wundern, wie der nur Favorit des Klerus werden konnte. Aber die Antwort sollte Pellus bald bekommen. Als er in der Kapelle zur Andacht war, kam auch der Agallit in die Kapelle, stieß ein Gebet aus, daß sich eher wie ein Fluchen anhörte, erhob seine Axt, die in magischem Feuer rot leuchtete und stieß hervor, daß er jetzt dem heidnischen Baum den Gar ausmachen würde und rannte los. Pellus wie von der Wilden Jagt gehetzt hinterher. Er versuchte sich zwischen den Baum und den Angreifer zu stellen, doch der hackte wie toll los und Pellus hatte schwer zu kämpfen nicht selber von den wuchtigen Hieben getroffen zu werden. In seiner Not rief er ein paar Burschn, die in der Nähe standen zu, daß sie Bragas holen sollten. Auch gut zureden half nichts, der Ritter tobte weiter und auch Hinweise, daß es nicht sehr islikgefällig sei, das Gastrecht so zu mißbrauchen, brachten den Rasenden nicht zur Räson. Pellus konnte ihn immerhin so weit ablenken, daß er dem Baum nicht zu sehr schaden konnte, denn die Hiebe aus der Axt schienen dem Baum nicht gut zu bekommen.

Endlich erschien Bragas, rasend vor Wut und nun hatte Pellus das Problem sowohl den Baum als auch den alten Ritter zu schützen. Auf Pellus' Flehen hin, schlug Bragas den Agalliten nur besinnungslos. Voller Angst um den Baum betete Bragas und versuchte durch offerngs den Baum zu heilen und wie zur Bestätigung löste sich seine Axt, die bislang unzertrennlich mit dem Baum verwachsen war. Der Schaft war inzwischen wieder grün und lebendig geworden und das Holz schien eine magische Wirkung auf anderes Holz zu haben. Die Waffe war ein Kultgegenstand für seine kleine Sekte um die Springqueens und Axt und Baum sollten seine Wappengegenstände werden. Dann griff er sich die Axt des alten Ritters und rammte sie, den Stiel voran, in die Wunde im Baum. Durch Gebete und Invokationen schloß sich die Wunde um den Schaft und die Axt war in dem Baum gefangen, das Gleichgewicht war wieder hergestellt.

Inzwischen hatte sich eine große Menge an Schaulustigen angesammelt. Wütend bahnte sich Ser Mizer einen Weg durch die Menge, und tobte los. Er war außer sich vor Wut, daß der alte Ritter das Gastrecht so verletzt hätte und sein Eigentum zu zerstören versucht hatte. Er verwies den Agalliten aus der Burg. Seine Freunde dürten ich noch zu seinem Lager bringen und am nächsten Tag habe er von Ser Mizers Land zu verschwinden.

Pellus hatte zwar einen Konkurenten weniger, aber die Islikpriester schauten ihn böse an und so war das nur ein Phyrrussieg.

Zumindest brachte man Pellus die Kunde, daß Martha auf Pellus' Seite war und wer konnte sich schon des Rates der besten Köchin der bekannten Welt entziehen . Auch seine Soldaten machten gute Stimmung für ihn. Vielleicht würde noch der eine oder der andere alte Kämpe für Pellus stimmen, aber das war nicht genug. Mittlerweile war Pellus größter Gegner Ser Bubi und der sollte mittlerweile die Stimmen der Agalliten haben.

Pellus nahm all seinen Mut und gerechten Zorn zusammen und marschierte ins Lager der Agalliten.

Er erklärte, daß er den alten Ritter vor einer Dummheit schützen wollte und sie alle wüßten doch wohl sehr gut was für ein hohes Gut das Gastrecht sei. Sei es nicht auch Islik und seinen Gefährten, den vier Königen im Exil zuteil geworden? Und hatte nicht die Verletzung des Gastrechts durch König Ceram zu der fünften Tat Isliks geführt?

Wen würden sie unterstützen, fragte er sie, einen aurischen Schönwetterritter, der mit Geld, hohlen Phrasen, sexuellen Gefälligkeiten und Heuchelei sich einen Posten erschleichen wollte, oder einem Ritter, der immer aufrecht das Wort Isliks den Lippen gehabt hatte, dessen Schwert die Ungetüme der Islikliden in Isliks Namen erschlagen hatte und der seit er Ritter geworden war ständig im Feld gewesen war? Zornig und imponierend stand er vor ihnen, den Verfechtern des rechten Glaubens und so gewann er ihre Stimmen.

Pellus war kein charmanter Gesprächspartner, in Gegenwart Anderer war er eher still und wenn er sprach, dann geradeaus. Doch wenn er zu einer Menge sprechen konnte, dann blühte er auf. Und wenn es auch früher eher eine Marotte war den Katechismus zu zitieren, war er nun in Pellus Herzblut übergegangen und er verstand den tieferen Sinn in den zehn Taten Isliks, daß es nicht nur alte Märchen waren, sondern Gleichnisse, die einen Ritter anhielten ein besserer Mensch zu sein und in seinem Streben nach Höherem nicht abzulassen. Wenn er tatsächlich eine Posten erringen sollte, dann würde sich einiges ändern.

Es kam wie es kommen sollte und alle Posten wurden vergeben wie erwartet, bis zur Wahl um den Herren von Burg Warwark ging, den Verweser der Hauptstadt für den König der Watchtowerkings und zum Erstaunen vieler wurde Pellus anstellen von Ser Bubi zum Ser Warwark gewählt. Mit dem designierten König hatte Pellus sich inzwischen gut gestellt und ihm seine volle Unterstützung zugesichert und so wurde Lord Kelivin auch gewählt. Ser Uther hatte keine Posten bekommen, Ser Bubi auch nicht. Irgenwie war Pellus mulmig und tatsächlich: Bubi stand auf und forderte ein Gottesurteil, eine Tradition die ihm durchaus zustand. Lord Kelivins Blick suchte unter den Rittern nach einem Champion aber alle zögerten. Pellus war hin- und hergerissen für seinen König einzutreten, in der Hoffnung, daß jemand für ihn einspringen würde, da er immer noch schwer verletzt war und seine Rüstung auch noch nicht wieder hergestellt war, doch im rechten Moment verständigten sich Bragas und Ser Uther mit Blicken und Bragas trat vor.

Nun hatte Bragas ein ähnliches Problem wie Pellus, auch er war noch angeschlagen, beide waren erst vor einer Woche von der Erstürmung von Derc Cynan wiedergekommen und seine Rüstung war auch noch recht lädiert.

Im Kampf zeigte sich, daß Ser Bubi durchaus ein guter Schwertkämpfer war und die Runen auf Schwert und Rüstung taten ihr übriges dazu. Das Glück neigte sich bedenklich gegen Bragas und Ser Bubi sah nicht so aus, als ob er nachlassen würde und so drängte Pellus, dem angst und bange um Bragas wurde, sich zum König hin und mit seiner drohendsten Stimme zischte er ihm ins Ohr, daß er Schluß machen soll mit dem Schauspiel, er könne sich nicht vorstellen, daß Bubi sehr lange im Sattel sitzen würde und dann wäre seine Zeit gekommen. Er solle Großmut zeigen und diese Farce abbrechen.

Und tatsächlich schritt Lord Kelivin dazwischen, brach den Kampf ab und gratulierte dem neuen Konig Warwark.

So waren also alle gewählt. Pellus war zufrieden, wenn er auch immer noch großes Mißtrauen gegen Ser Bubi hegte. Jetzt gab es allerhand zu tun.

Zu seiner Vereidigung, rang Pellus den Priestern ab, ihn im Eid-Ritual zu unterweisen und so hatte er eine unauffällige, nahezu harmlose aber doch mächtige Waffe die ihm bei seinen Plänen sehr nützlich werden würde. So konnte er selber Vasallen einschwören und war durch heilige Bande vor Verrat geschützt, konnte aber auch selber seinen Untertanen zeigen, daß er es ernst meint, denn bei einem beiderseitigen, heiligen Schwur würde jede Partei, die den Eid bricht, die Konsequenzen spüren, also auch er.

Zufrieden, aber den Kopf voller Ideen, sank Pellus auf sein Bett und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Timo:
Sehr schöne Review, ich bitte aber um folgende Errata:
Die Axt kam aus dem Baum raus, als Bragas voller Panik um den Baum und seine Göttin angestürmt kam und den Agalliten mit einem Schlag seiner Ersatzaxt K.O. schlug.
Als "Austausch" wanderte dann die Agallitenaxt in den Baum zurück, der nur mit Hilfe eines Gebets Bragas schnell heilte.

Joerg.D:
Ja, das ist ein sehr gutes Review der Ereignisse. Und das haben wir alles nur an einem Tag gespielt?

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