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[Reign] Die Ritter von Warwark

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Joerg.D:
Wow, das hat ja schon literarische Qualitäten.

Und alles nur in einer Sitzung.

Aber ja, das ist alles so gelaufen, da gibt es nix zu meckern. Ich war besonders beeindruckt wie ihr beide Eure Entscheidungen, ob es nun funkt von den Würfen abhängig gemacht und die Würfe dann umgesetzt habt.

oliof:
Klingt so, als müßte Mark Smylie das jetzt nur noch zeichnenmalen …

MSch:
Weil ich mal wieder nicht an mich halten konnte und ich schon wieder die Größenlimitierung lässig geknackt habe, gibt es wieder drei Teile der nächsten Sitzung. Die ersten zwei zusammen, der dritte folgt morgen.

Teil 1/3

Nachdem Pellus den Priestern von seinem Erlebnis mit dem Pascha und seinem Wesir erzählt hatte, wurden diese bleich, konnten Pellus aber nicht mehr das Guardian-Ritual verweigern.

So gewappnet machte sich Pellus mit Bragas und Freia auf in die Nähe von Heer, um dort bei dem Kräutermann, den er schon von seinem Besuch in Heer als Knappe, kennen gelernt hatte. Dort hoffte er, daß dieser ihm einen guten Ort nennen könnte einen Wolfsgeist zu beschwören um ihn dann als Wächtergeist zu binden. Die notwendigen Utensilien würde er dort auch bekommen.

Freia und Bragas waren sofort Feuer und Flamme für den Vorschlag. Also ritten sie los. Pellus wunderte sich zuerst ein wenig ob des Enthusiasmus, den beide an den Tag legten, aber gut, vielleicht wollten sie beide eine Abwechslung.

Bei dem Kräutermann angekommen, standen da vier wunderschöne Pferde mit unverkennbar tessidischem Zaumzeug und von der Trense bis zu den Hufen mit Runen bedeckt, vor der Hütte.

Leicht skeptisch und vorsichtig betraten die drei die Hütte und sahen vier tessidische Reisende, vielleicht Krieger, aber zumindest keine Soldaten. Sie kauften allerlei Zeugs, für viel Gold, das man nach Pellus' Schätzung für Rituale mit oder gegen Geister gebrauchen konnte.

"Willkommen Pellus, Knappe aus Warwark", begrüßte der Kräuterfritze ihn. Pellus wäre fast in Ohnmacht gefallen. Während er mit dem Kopf nach unten auf seinen Wappenrock deutete, antwortet Pellus gepreßt, daß sich inzwischen einiges geändert hätte. Vorsichtig wanderte seine Hand zu seinem Waffengurt um sein Schwert schnell zu lösen, aber die Tessiden blieben entspannt und freundlich, zeigten nicht, daß sie ihn erkannt hätten, bezahlten und ritten davon.

Pellus wandte sich an den Kräutermann und fragte ihn recht forsch, was er glaube was er da tue. Der bleib aber ruhig und antwortete, daß die Herren schon länger bei ihm kaufen würden und nur gute Taten vollbrächten, in dem sie Ruinen von Gespenstern und Geistern befreiten.

Pellus wollte laut aufschreien. Was machten die? Nicht nur, daß sie als Feinde in ihrem Rückzugsraum agierten, machten sie sowohl die Folklore, als auch den Schutz, den der Erid Wold brachte, nämlich seine Unwägbarkeit und seine Geister, Gespenster und Dämonen,  kaputt? Pellus wollte schier das Herz zerspringen.

Aber der Kräutermann konnte Pellus' Verzweiflung nicht verstehen. Das Ganze nahm Pellus so mit, daß er nicht bemerkte, wie Bragas und Freia sich aufmerksam die Auslagen anschauten und Kräuter inspizierten.

Wenigstens wußte der Kräutermann wo eine gute Ruine war, in deren Nähe sich Geister und Wolfsrudel herumtrieben. Für die Utensilien würde er zwei Tage brauchen, dann hätte er sie parat. Pellus bedankte sich bei ihm und verließ die Hütte in Gedanken, noch sichtlich erschüttert von der naiven Beurteilung der Geschehnisse durch den Kräutermann.

Freia hatte keine Eile zu gehen und während Bragas die Hütte, wenn auch sehr gemächlich verließ, hielt Freia an und rief ihm hinterher: "Ich habe noch kurz was zu erledigen ... Frauengeschichten, Du weißt schon ..:"

*

In einer Hütte mitten im Erid Wold stand eine Göttin, eine Dämonin, eine Verführerin, eine Verderberin, eine Frau. Auch wenn sie in ätherische Stoffe gehüllt war, erschien sie schamloser, lüsterner und verderblicher als wenn sie nackt gewesen wäre. Ihre kohlrabenschwarzen Augen beobachten eine Szene, die wie durch dichten Nebel zu sehen war. Mehrere Menschen waren in der Hütte. Einer, ein groß gewachsener Ritter, schien in ein erregtes Gespräch mit einem alten Mann vertieft zu sein. Seine Augen aber schienen durch den Nebel zu leuchten. Ligrid starrte ihn intensiv an und immer wenn sein Blick über sie zu streifen drohte, hüllte sie sich fester in Nebel und Schatten und zischte leise. Endlich drehte er sich um und ging. Ligrid ließ den Schatten fallen und sah ihm spöttisch hinterher.

Die zwei anderen Menschen wollten auch gehen. Einer davon, eine junge Frau, gerüstet wie ein Ritter, zögerte noch, da neigte sich Ligrid zu ihr und mit einem sardonischen Lächeln auf den vollen, blutrot leuchtenden, fein geschwungenen Lippen, flüsterte sie ihr etwas ins Ohr.

*

Nach dem sich sicher war, daß ihre beiden Gefährten draußen waren, wandte Freia sich an den Kräutermann und nach ein wenig Drucksen, erklärte sie ihm, daß sie Mittel zur Verhütung bräuchte. Der Kräutermann lächelte und drückte ihr ein Beutelchen mit einem Pulver in die Hand.

*

Doch Ligrid war nicht alleine. Auf der Lichtung standen neben ein paar Bäumen eine weitere Gestalt. Ein großer Mann, mit befellten Beinen und unverkennbaren Hörnern eines kleinen Hirsches, die ihm aus der Stirn wuchsen. Hinter ihm, so schien es, entfernte sich eine Frau, aber es war nur noch ein leichter, hellgoldener Schein zu sehen. Der Gehörnte sah, wie ein Ritter die Hütte verließ. Doch er sah nicht mal in die Richtung des Gehörnten. Der schaute ihm kurz, fast mitleidig hinterher.

Der zweite Ritter kam aus der Hütte. Der Gehörnte sah ihn spöttisch an, dann schlich er zu ihm, die Axt, die der auf dem Rücken trug, vermeidend, flüsterte er ihm, ohne das der Ritter es bemerken würde, etwas ins Ohr. Der Ritter zögerte, drehte sich ein Stück zur Hütte hin und lauschte.

Der Gehörnte, der erste Verbrecher der Menschheit, der Gauner, der Schwindler, dessen Tat das Ende des Zeitalters der Götter eingeleitet hatte und der dafür von Geniché der Fruchtbarkeit, Yhera der Götter- und Weltenmutter, and Hathhalla der Göttin der Vergeltung mit den Hörnern als Zeichen seines Verbrechens bestraft wurde, kicherte in sich hinein und versteckte sich wieder zwischen den Bäumen.

*

Bragas glaubte etwas gehört zu haben, gerade als die Hüttentür zuging. Er bleib stehen, drehte sich leicht um, lauschte und hörte wie Freia dem Kräutermann ihren Wunsch äußerte. Er blickte zu Pellus herüber, der eine Karte studierte. Sein erst grimmiger Gesichtsausdruck wandelte sich in ein verschmitztes Lächeln. Er schlenderte wie unbeteiligt vor der Hütte auf und ab und als Freia herauskam, schlüpfte er mit der Bemerkung, er hätte etwas vergessen, an ihr vorbei in die Hütte hinein.

*

Ligrids Gesichtsausdruck änderte sich in raubtierhafte Gier und ein lustvolles Zittern durchlief ihren Körper, als sie der jungen Ritterin hinausfolgte. Fast wäre der eine Ritter in sie hineingelaufen, doch sie war für Menschen so weit verborgen, daß er sie nicht bemerkte.

Inzwischen war die junge Frau bei dem ersten Ritter angekommen, drückte sich an ihn und küßte ihn. Ligrid liefen wohlige Schauder über die alabasterne, göttliche Haut. Wie weit würde die Frau noch in ihre Sphäre gleiten und wie weit würde sie den islikgläubigen Narren mitziehen? Er würde sich noch so bemühen können, aber er würde nur Sex bekommen, guten Sex, wilden Sex, aber halt nur Fleischeslust und keine Frucht ihrer Liebe. Ach die Islikgläubigen verdarb sie doch am liebsten und der hier war so selbstgerecht und von seinen Grundsätzen überzeugt. Seine Gabe machte es zwar schwer für sie ihn direkt anzugehen, aber das Mädchen hatte unbewußt einen Pfad betreten, der sie immer weiter in Ligrids Arme treiben würde und dann müßte sie den Ritter gar nicht selber versuchen.

Sehr zufrieden eilte Ligrid zum Weltenberg um ein neues Abwiegen der Vereinigung der beiden, die noch auf der Lichtung standen und sich küßten, zu beflecken.

Doch unbemerkt folgte ihr eine gehörnte Gestalt.

*

Der Kräuterfritze staunte nicht schlecht, als Bragas von ihm ein Fruchtbarkeitsmittel für Frauen verlangte. Aber die Münze stimmte und so händigte er ihm das gewünschte Kräuterpülverchen aus.

Verschmitzt vor sich hin pfeifend verließ er die Hütte und schlenderte zu seinen Gefährten, die gerade ihre innige Umarmung gelöst hatten. Sie schwangen sich auf ihre Pferde und ritten ein Stück weit weg. Bis sie eine malerische Lichtung fanden, auf der sie campieren würden.

Bragas half Freia sehr zuvorkommend beim Aufbau des Lagerfeuers und in einem günstigen Moment tauschte er ihr Beutelchen gegen seines aus!

Den Rest des Abends war er ungewöhnlich fröhlich und steckte die beiden mit seiner Fröhlichkeit geradezu an. Pellus schritt die Lichtung ab und zog einen Kreis mit seinem Schwert um ihren Lagerplatz. Dann sprach er ein paar Gebete und sie legten sich schlafen.

Auf ihrer Seite des Lagerfeuers nahm Freia einen Teil ihrer Kräuter zu sich, spülte sie mit einem Schluck Wasser herunter und kroch zu Pellus unter die Decke. Der war angenehm erstaunt, als Freia sich nicht nur an ihn kuschelte, sondern ihn nach allen Regeln der Kunst verwöhnte. Es brauchte nicht lange, daß er die Anwesenheit von Bragas vergessen hatte und mehr an eine andere Nacht auf einer Lichtung im Erid Wold denkend, gab er sich Freia hin.

*

Auf dem Weltenberg stand wieder Herrata, die Mutter Isliks, die güldene Waage vor sich haltend. Ami und Dieva legten wieder ihre Kugeln in die Waagschalen. Und gerade, als Ligrid, im Schatten Dievas, wieder in die Waagaschale blasen wollte, erschien unbemerkt von den Anderen eine gehörnte Gestalt hinter Herrata und wisperte ihr etwas zu. Herratas Antlitz leuchtete zornig auf. Ihr linker Arm zuckte vor und wie ein sengender Sonnenstrahl den Schatten durchbort, griff sie in Dievas Schatten und zog die kreischende und sich windende Ligrid, an ihren Schleiern hervor. Diese wand sich aus dem Stoff heraus und unter den sengenden Augen der Gottesmutter erschien ihr Fleisch verfault und verdorben und ihre Haare waren Schlangen, aus deren Mäulern Galle troff. Mit einem lauten Heulen verließ sie den Weltenberg und der Gehörnte folgte ihr lachend, sie verspottend und scheltend.

In der Aufregung war Ami ganz ruhig geblieben, hatte eine rosa leuchtende Kugel aus ihrem Gewand gezogen und zu der hellblau leuchtenden in der Waagschale gelegt.

Als ihre Schwester und Herrata wieder zu ihr schauten hatte sich die Waage schon zu Amis Seite geneigt und verharrte dort tief herabgesunken. Als Dieva die Unschuldsmiene ihrer Schwester sah, mußte sie lachen und beide umarmten sich. "Dann ist es also entschieden!" sprach Herrata und zwinkerte Ami zu. Beide Göttinen nahmen ihre Kugeln von der Waage. Gerade als Dieva nach Westen wandern wollte um als Abendstern aufzugehen, ergriff ihre Schwester sie am Ärmel und zog sie mit hinab auf eine Lichtung im Erid Wold. Die Göttinnen sahen die beiden in ihr Liebesspiel vertieften Menschen. Und während Dieva sich zu dem Mann gesellte und seine Lenden hielt, hielt Ami die der Frau. Und als die beiden Liebenden den Höhepunkt erreichten, legte jede Göttin der Frau eine Kugel in den Unterleib. Dieva die Hellblaue und Ami die Rosane. Und sie verschmolzen sofort mit der Frau, die daraufhin in einem warmen Licht zu leuchten schien.

Zufrieden blickten beide Göttinnen auf die eng aneinandergeschmiegten Liebenden und wandten sich zum Gehen. Aber Ami küßte dem Ritter, der auf der anderen Seite des Lagerfeuers schlief, im Vorbeigehen, noch schnell auf die Stirn.

...

MSch:
Teil 2/3

Den nächsten Tag ritten sie ein wenig in der Gegend umher und erkundeten den Weg zu den Ruinen. Den folgenden Tag kehrten wie wieder zu dem Kräutermann zurück und Pellus erstand was er brauchte. Neben Kerzen, Salz und anderen Ingredienzien auch noch Wein, Honig und Milch.

Sie ritten zu der Ruine und zur Dämmerung bereitete Pellus das Ritual vor. Er umgab sich und seine Gefährten mit einem Bannkreis, zündete die Kerzen an, verbrannte die Kräuter, füllte Wein und Honig in eine Schale und Milch und Honig in einen Krug. Dann begann er die Formeln des Rituals zu sprechen und mit Isliks Hilfe beschwor er einen Wolfsgeist. Pellus staunte nicht schlecht als das Gespenst eines großen, schwarzen, dradjanischen Wolfes erschien. Pellus hatte schon als blutjunger Knappe mit sowas zu tun gehabt. Der Wolf fackelte nicht lange und setzte seine geisterhafte Maske auf. Pellus erbebte kurz, schüttelte aber den Schrecken ab. Bragas erging es nicht ganz so gut und erstarrte vor Schrecken.

"Gevatter Wolf" setze Pellus in der Sprache der Geister an, doch der Wolf knurrte nur und sagte "Ihr werdet alle sterben! Mein Rudel wird euch zerfetzen." Aber Pellus ließ sich nicht beirren. "Es wird mit dem Tod deines Rudel enden. Ich habe nicht vor es so weit kommen zu lassen. Im Gegenteil, ich will dir einen Pakt anbieten, der dich und deine Schutzbefohlenen frei leben läßt." Der Wolf knurrte wieder verächtlich und fragte Pellus "Was kannst Du mir schon bieten? Du bist nur ein schwacher Mensch! Warte bis mein Rudel kommt!"

Pellus atmete tief durch, "Ich bin kein schwacher Mensch, ich bin ein Herrscher, ein Alphatier meines Rudels und daß wir uns hier zu dritt hinwagen, sollte dir zeigen, daß wir keine Angst haben und sicher sind, daß wir obsiegen." Der Wolf gluckste vor sich hin "Was könnt ihr Menschen schon? Ihr seid nackt, ohne Fell, Krallen oder Reißzähne. Wer hat schon Angst vor euch?" Pellus, der immer noch am Rande des Kreises kniete, hielt sein Schwert hoch, das bislang auf seinem Schoß ruhte und sprach ruhig "Aber wir haben das! Und glaube mir, das tut selbst Dir weh! Wir Menschen haben vielleicht keine Fänge, aber wir haben einen Verstand ... und der ist sovielmal tödlicher als alles was Du mir androhen könntest. Aber ich will nicht von mir reden. Vor diesem Wald lagern mehr Menschen, als Du es dir vorstellen kannst. Und sie werden über kurz oder lang in den Erid Wold eindringen. Dabei werden sie mit Feuer und Stahl Tod und Verderben bringen, auch für dein Rudel. Ich will den Wald schützen und auch deine Wölfe. Wenn Du es so willst gehöre auch ich einem Wolfsrudel an, denn zu Ehren von mächtigen Wesen wie dir, haben wir uns so benannt, das Wolfspack.  Ich schlage dir ein Geschäft vor: Du bindest dich an mich und ich werde dafür sorgen, daß Du mehr spirituelle Macht erlangst, als Du je verspürt hast. Dafür gibst du mir einen Teil von Dir ab und bist mein Wächter und Berater. Zusammen werden wir den Wald schützen und die Fremden vertreiben." Und mit diesen Worten hielt er dem Wolfsgeist die Schüssel mit dem Wein und Honig hin und mit ein paar gemurmelten Gebeten erfüllte Pellus den Trank mit Macht, daß Bragas mit seinem zweiten Gesicht sehen konnte, wie er von Pellus Hingabe und Überzeugung leuchtete. Der Wolf schnupperte daran aber trank nicht, denn Pellus hatte instinktiv den Wein gewählt, der menschlichen Geistern mundete, aber der Wolf verschmähte ihn. Freia preßte ein "Die Milch ..." hervor und Pellus nahm den Krug mit der Milch, goß sie sich in die hohle Hand, erfüllte sie mit seinem Bittgebet und hielt dem Geisterwolf die so geweihte Milch mit der bloßen Hand hin. Bragas und Freia zuckten zusammen, aber der Wolf schleckte die Milch aus Pellus' Hand, der stetig aus dem Krug nachfließen ließ.

Als der Geisterwolf fertig war, knurrte er, jetzt aber wesendlich ruhiger: "Trotzdem werden meine Kinder dich fressen." Pellus lächelte ihn an. "Du siehst, was ich kann und es wird noch viel mehr geben, Du wirst in spiritueller Macht schwimmen." "Wenn ich das machen soll, dann will ich Blutopfer." Pellus Haltung verhärtete sich, denn sein Gott Islik hatte alle Opfer für Götter verboten und nahm selber nur Votivgaben, Trankopfer oder Gebete an. "Nein!" sagte Pellus streng um dann ruhiger, ja fast spöttisch fortzufahren "Aber der Pfad den ich zu beschreiten habe wird durch Bäche von Blut führen und du bist frei davon zu nehmen was Du möchtest. Ich schlage dir folgenden Pakt vor: Du bist mein Begleiter und Wächter für drei Monde und entscheidest dich dann. Ich werde dafür sorgen, daß Du versorgt wirst, dafür gibst Du meinen Leuten deine Gaben und beobachtest was passiert. Danach steht es dir frei wieder in den Wald zurückzukehren." Der Wolf schien zu überlegen, entblöste dann seine Zähne und mit einem letzten Knurren willigte er ein. Mit einem Eid anstelle des Bindungsrituals bekräftigten sie ihr Abkommen.

Erleichtert stand Pellus auf und er und seine Begleiter ritten zu einer nahen Lichtung wo sie sich ein Lager machten.

Doch die Nacht sollte nicht so entspannt werden wie die vorherigen.

Sie saßen noch lange am Lagerfeuer, Pellus hatte ihren Schlafbereich schon abgesichert, als vor dem Bannkreis eine unheimliche Gestalt erschien. Ein riesiger, schwarzer Mann mit Stierhörnern. Er stieß ein brüllen aus und sprach dann mit gutturaler, kräftiger Stimme: "Ich bin der Herr des Waldes und ich verlange, daß ihr meinen Freund herausgebt, den ihr seinem Rudel gestohlen habt. Alle drei sprangen auf und Pellus näherte sich dem Wesen. Herr des Waldes? Gehörnt? Könnt das ... nein, der Gehörnte Man war er sicherlich nicht. Aber wer dann?

Pellus versuchte mit dem Wesen zu reden, doch der schien nicht sonderlich in Zuhörlaune zu sein. Das Wesen brüllte schließlich auf und bestreute Pellus mit einem Pulver, das aber keine Wirkung zu zeigen schien.

Da platzte Bragas der Kragen und er fuhr das Wesen an, daß es nur eine Herrin des Waldes gebe, und zwar die Springqueen! Aber das schien das Wesen noch mehr zu verärgern. Und Pellus raunte ihm zu, daß es Wesen in diesem Wald gab, bevor die Springqueens dort eingezogen seien, letztlich ist der Erid Wold ein uralter Ausläufer und Rest des Gartens von Geniché, der Urfruchtbarkeits- und jetzt Unterweltgöttin, ein Relikt jenes paradiesischen ersten Gartens aus dem Zeitalter der Götter.

Doch jetzt sah auch Bragas rot und zog seine Axt und wollte auf das Wesen losgehen. Der aber stampfte auf den Boden und Ranken sprossen aus dem Boden und fesselten Bragas Beine. "Ich bin Jacub, der Herr des Waldes und es gibt keine Herrin des Waldes, schon gar nicht die Menschenfrau, die mit ihren Soldaten hier eingedrungen ist!"

Jetzt war es an Freia wütend aufzustampfen. Mittlerweile hatte Bragas sich mit seiner Axt befreit, doch das Wesen verschwand im Boden und tauchte unvermittelt hinter Bragas auf.

Pellus staunte nicht schlecht, es hatte ohne große Anstrengung seinen Bannkreis durchbrochen. Aber er wollte kein unnötiges Blutvergießen, also betete er zu Islik, daß er seine Stimme mit göttlicher Kraft erfüllen möge. Und mit dieser glorreichen Stimme brüllte er, daß er keinen Kampf hier dulden würde.

Die beiden Kontrahenten hielten kurz inne und gerade als sie sich wieder aufeinander stürzen wollten, wisperte Freia Pellus zu, daß er erklären sollte, daß der Wolfsgeist freiwillig bei ihnen sei.

Pellus hatte zwar nicht vorgehabt sich zu rechtfertigen, aber er gab Freia doch nach und erklärte das Mißverständnis. Reißzahn, der Geisterwolf hatte sich inzwischen materialisiert und bestätigte Jacub, daß er feiwillig für drei Monde bei Pellus sei.

Jacub beruhigte sich zwar etwas, aber es war ihm anzusehen, daß er nicht einverstanden war. Kopfschüttelnd stapfte er davon.

Die restliche Nacht konnte keiner so richtig schlafen und früh machten sie sich auf zurück ins Heerlager zu kehren.

Dort angekommen erfuhren sie, daß vier Armeen auf den Erid Wold zumarschierten und sie einzukesseln drohten.

Und was für Armeen! Die Imperiale Armee von Groß-Tessidia mit 16.000 Mann von Osten, die Rote Armee von Metea und Pfalk mit 8.000 Mann von Süd-Osten, beide schienen direkt auf das Heerlager von Pellus und Freias Armeen zu zielen. Die Westliche Armee von Ramoristan mit 36.000 Mann von Westen, und die Marschierende Armee der Mittelländer mit 12.000 Mann, die schienen nach Heer zu wollen und die Marschierer schienen sogar den Pass nach Daradja blockieren zu wollen. Logistisch schwierig, aber damit würden sie eine Rückzugweg oder Entsatzpfad effektiv abschneiden.

Über siebzigtausen Mann! Pellus wurde ganz schwindelig bei dem Gedanken siebzigtausend eingespielte Ritter und Soldaten, die, wie der bisherige Verlauf ihrer Kampagne zeigte, die best ausgebildete, abgestimmte und geführte Kriegsmaschine war, die die Welt je gesehen hatte. Pellus hatte alles in allem 32.000 Kämpfer unter seiner Führung, ein bunt  zusammengewürfelter Haufen aus Überlebenden verschiedener spektakulärer Niederlagen und ein paar Eliterittern als Rückgrad. 6.000 davon saßen in einer Festung vor dem Erid Wold und die Rote Armee marschierte genau auf sie zu. Angeführt wurde dieser Haufen von einem kaum zwanzigjährigen Idealisten!

Pellus' Gedanken rasten. Er war zwar geschmeichelt, daß das Imperium solchen Aufwand betrieb ihn zu fangen, immerhin schickte es vier seiner zehn Armeeen gegen ihn, aber das war ein schwacher Trost. Viel Feind, viel Ehr? Eher viel Tod!

Was sollte er tun? Tiefer im Wald verstecken und versuchen das Imperium in den Wald zu ziehen und es zwingen sich aufzufächern und in lauter kleine Scharmützel und Hinterhalte locken? Kein schlechter Plan, doch die Zeit war zu knapp und kaum einer aus Pellus' Haufen war für den Kampf im Wald geeignet oder ausgebildet.

Also würde Pellus sich zur Feldschlacht stellen. Sein Plan war, der Imperialen Armee von Groß-Tessidia entgegenzutreten. Pellus Leute waren in der Überzahl, dafür war das eine Elite-Armee, der Stolz des Imperiums. Pellus hoffte, daß die Rote Armee umschwenken würde, wenn sie erfuhr, daß Pellus den Wald verlassen hatte und auf ihn zumarschieren würde. Dann sollten ihr die 6000 Söldner in den Rücken fallen, die immer noch außerhalb des Erid Wold stationiert waren. Wenn die Schicksalsgöttinen es so wollten, wäre dann der Weg nach Atallica, der Zentralprovinz frei und Pellus könnte Richtung Therapoli ziehen, der Hauptstadt, die vom Imperium eingekesselt war. Die beiden anderen Armeen würden ihn nicht mehr rechtzeitig einholen.

Das war ein ungeheures Risiko, doch Pellus sah keine andere Möglichkeit. Wenn er sich jetzt im Wald verschanzte, dann würde das Imperium langsam und allmählich immer tiefer eindringen und ihn stückweise mit ihrer all zu großen Übermacht niederringen. Oder einfach nur Einkesseln und aushungern, während ein Großteil der Armeen die Hauptstadt Therapoli Magni noch vor dem Winter angreifen würden. Nein, er wollte handeln, und sich nie wieder vom Imperium das Heft aus der Hand nehmen lassen. Er würde nach Osten gehen und sich stellen.

Pellus schickte Istan sofort zu den Söldnern, die Vorbereitungen für seinen Plan zu treffen. Er hätte ihn und seine schmeichelnde wie schneidende Zunge zwar noch gebraucht, aber er mußte Prioritäten setzen.

Also schickte er Bragas nach Heer um sie zu bitten sich ihm anzuschließen. Mit seiner Springqueen-Sekte hatte er sie besten Chancen und er war in Heer nicht bekannt. Pellus und seine Mitknappen hatten zwar Heer vom den dunklen Zaubereien des Feindes gerettet und einen Spion entlarvt und vernichtet, aber Pellus hatte auch viel verbrannte Erde hinterlassen. Er war frech zum Fürsten von Heer gewesen und hatte seine Autorität in Frage gestellt, geholfen daß sich seine Tochter von ihrer Familie abwendete und zu guter Letzt das Mädchen tödlich gekränkt, das ihn kurz zuvor, zusammen mit Mara, auf einer Lichtung im Erid Wold, zum Mann gemacht hatte. Pellus hatte zwar kurz mit dem Gedanken gespielt selber zu gehen, ihn aber dann doch verworfen.

Bragas legte dort in Heer ein Meisterstück der Diplomatie ab. Dagegen waren Ser Giswaine, der alte Agallit und Jacub wahre Meisterdiplomaten mit goldenen Zungen. Er ging sofort auf Konfrontationskurs, beleidigte den Fürsten und machte ihm einen Vorwurf nach dem Anderen. Bragas konnte von Glück sagen, daß er überhaupt mit heiler Haut aus Heer entkommen konnte!

Heer war also verloren und Pellus glaubte kaum, daß sie dem Imperium nennenswerten Widerstand entgegensetzen würden. Das war dumm, aber nicht mehr zu ändern. Nun mußte er alles auf eine Karte setzen. Er würde ausgesuchte Kämpfer zu einem speziellen Gottesdienst beiseite nehmen und dort würde der Geisterwolf sie im Gegenzug für Gaben an ihn mit seinem furchtbaren Heulen ausstatten. Das Wolfpack sollte wieder auferstehen und Pellus ließ einen Wolfskopf auf sein Banner nähen, das jetzt aus Schwert, Turm und Wolfskopf bestand.

Am nächsten Tag zogen sie ab gen Osten und stellten sich zweii Tage später auf der nördlichen Plain of Stones, kurz hinter Har An-Athair der Imperialen Armee von Groß-Tessidia ....


Joerg.D:
Ich bewundere die Geschichte mit den Göttern, die Bragas zu der Tat verleitet haben. Das ist wieder ein kleines Meisterwerk und ich freue mich auf die Fortsetzung.

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