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Schwule/Bisexuelle Charaktere - stoert euch das?

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Finarfin:
Um mal ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis zu nennen:
Ein guter Freund und Studienkollege von mir ist schwul.
Er finden den CSD doof.
Er findet Schwulenbars doof.
Er findet Männer in Frauenkleidung seltsam.
Er spielt gerne Schach.
Er wünscht sich ein Haus mit Garten, in dem er mit einem Partner alt werden kann.

Vom bevorzugten Geschlecht abgesehen weicht er in keinem Punkt von der Allgemeingesellschaft ab, bzw. die Abweichungen bewegen sich alle innerhalb der Norm (spielt Schach, geht nicht gerne aus, mag keine großen Menschenansammlungen)

Er ärgert sich darüber, dass er schwul ist, weil es ihm die Partnersuche massiv erschwert: die Leute aus der Schwulenszene mag er nicht, im Alltagsleben einen Mann zu finden, der ähnliche Interessen hat und auf ihn steht, ist ihm bisher in seinem Leben nicht gelungen.

Insofern stehe ich einer gesonderten schwulen Kultur etwas skeptisch gegenüber, weil ich an besagtem Freund sehe, dass es an sich nicht zwangsläufig ist, und er mir wahnsinnig leid tut, da er mit seiner Situation so unglücklich ist, da anscheinend fast alle Schwulen sich innerhalb einer Szene bewegen, die er nicht mag. Er muss sich offenbar entscheiden, ob er alleine bleiben oder einen Lebenstil pflegen will, den er überhaupt nicht mag.

Bisher dachte ich, dass er übertreibt, dass die Teilhaber an einer schwulen Subkultur einfach eine Minderheit innerhalb der Schwulen sind, dass die meisten Schwulen so leben wie jeder Hetero (von der Auswahl des Bettgenossen mal abgesehen).

Doch wenn ich hier eine gewisse Selbstverständlichkeit lese, mit der die Verbindung von sexueller und kultureller Identität vorgebracht wird - und die Reaktionen auf meine Frage bestätigen hier meinen Eindruck - gerate ich in Zweifel, ob mein Freund nicht doch recht hat, und er der nahezu der einzige Schwule außerhalb der Szene ist.

Aber dafür könnten wir dann in der Tat einen eigenen Thread aufmachen, wenn noch weiter Diskussionsbedarf besteht.

Monkey McPants:
Letztes Kommentar meinerseits (Ehrlich) bevor mich ein Admin zerreißt:
--- Zitat ---Doch wenn ich hier eine gewisse Selbstverständlichkeit lese, mit der die Verbindung von sexueller und kultureller Identität vorgebracht wird - und die Reaktionen auf meine Frage bestätigen hier meinen Eindruck - gerate ich in Zweifel, ob mein Freund nicht doch recht hat, und er der nahezu der einzige Schwule außerhalb der Szene ist.
--- Ende Zitat ---
Ich denke du mißliest den Thread, bzw. interpretierst etwas hinein das nur die wenigsten sagen oder meinen. Ich lese hier niemanden sexuelle und kulturelle zwangsläufig verbinden. Höchstens vielleicht, das es eben nicht so schwarz-weiß ist wie manche es gerne hätten.

Finarfin:
Gut, meine Frage ist geklärt, und nun back to topic.

ragnar:
Back to Topic: Schwule/Bisexuelle Charaktere - stoert mich das?

Jein. Wenn ich sowas wahrnehme, habe ich zwar meist einen Moment in dem ich das Ganze "anders" wahrnehme als "normalerweise", danach geht es aber normal weiter. Ohne das ich vorgewarnt bin gibt es für mich wirklich eine Art "Schockmoment", den es sonst nicht gibt. Insofern Ja. Da es einen Unterschied macht währe es wohl verlogen zu sagen das es nicht stört. Aber Nein, das allein hindert mich nicht daran langfristig an einem Buch/Film/Comic/Whatever freude zu haben.

Wenn ich im Kopf überschlage welche Stellen es gab an der eine schwule Figur negativ aufgefallen ist, so fällt mir eigentlich auf das mich diese Stellen eigentlich genauso sehr stören würden wenn es sich um heterosexulle Figuren drehen würde (z.b. eine "tragische romanze" wo ich einen actionreichen Thriller erwartet habe, oder erzwungen wirkendes herumreiten auf den "Eigenarten" des Protagonisten (Ein gefühltes: Wir haben nur noch zwei Seiten und es tut zwar nichts mehr zur Sache oder bereichert die Szene aber im Gegensatz zu den anderen 20 Teilen der Serie haben wir es noch nicht erwähnt: Die Figur ist schwarz/schwul/bayer/letzter seiner Art...), oder das auffällige reduzieren einer Figur auf einen Aspekt (Im Gegensatz zu den anderen 21 Teilen der Serie müssen wir uns in dieser Folge damit begnügen das die Figur nur am Rand auftaucht und bis auf diesen Aspekt (der dann aber auch nichts zur Sache tut) nichts beizusteuern hat.)).

Timberwere:
Mich stört es auch überhaupt nicht - oder sagen wir besser, es kümmert mich nicht, ob Charaktere heterosexuell oder homosexuell veranlagt sind.
Mir persönlich als Hetero-Frau stehen Liebesszenen zwischen Mann und Frau natürlich am nächsten (wobei ich sowieso finde, dass allzu explizite Beschreibungen zum Teil eher stören, als das sie dem Lesevergnügen förderlich wären. Manchmal jedenfalls, kommt immer drauf an.)
Und da ich eine heimliche Romantikerin bin und mir in den Geschichten, in denen eine Liebesbeziehung eine Rolle spielt, auch ein Happy End für die Beteiligten wünsche, kann ich mich mit Hetero-Beziehungen am ehesten identifizieren, aber durchaus auch genauso mit schwulen oder lesbischen Beziehungen.
(Und wenn das Ganze schrottig-kitschig geschrieben ist, dann mit hetero genauswenig wie mit homo *g*)

Letztens haben bei mir schwule Charaktere sogar einen ganz dezidiert positiven Eindruck hinterlassen (im Gegensatz zu "genauso gut oder schlecht wie hetero"). Und zwar war das im Star Wars Universum.
Seit Jahren war mir beim Lesen der diversen Romane des Expanded Universe schon aufgefallen, dass dort nie jemand schwul oder lesbisch ist. Dutzende von Romanen, hunderte von Liebesbeziehungen, zwischen Menschen und anderen Spezies und was weiß ich, aber immer brav zwischen Männlein und Weiblein. Das kann doch nicht sein, dachte ich, dass ein ganzes Universum hetero ist!

Dann kam Karen Traviss mit ihrem Beitrag zur "Legacy of the Force" Serie, 3 Romane, in denen Boba Fett und die Mandalorianer eine prominente Rolle spielen, und einer von diesen Mandalorianern, Boba Fetts Stellvertreter auf Mandalore, ist schwul. Das wird nicht herausgestrichen, nicht mal explizit ausgesprochen, sondern es ist einfach völlig selbstverständlich, dass er und sein Lebensgefährte zusammenleben und eine Adoptivtochter haben und so weiter.
Das fand ich richtig klasse. Diese Selbstverständlichkeit. Das war lange überfällig. Und so sollte das, finde ich, einfach immer überall sein.

Da fällt mir ein: der "Zweitheld" von Jonathan Kellermans Krimiserie um den Psychologen Alex Delaware und in einigen Romanen, in denen Alex nur am Rand vorkommt, auch die eigentliche Hauptperson, ein Polizist namens Milo Sturgis, ist auch schwul und angenehm klischeefrei. Explizite Liebesszenen schreibt Kellerman nicht, nur den "normalen" Beziehungskram zwischen Milo und seinem Freund Rick, aber die hätten mich bestimmt auch nicht gestört, wenn es sie gegeben hätte, einfach, weil ich den Charakter Milo sehr mag.

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