@ Zornhau, Gegenfrage:
Wie würde denn ein Mytho-Griechen Setting aussehen, das 100% voll von Savage World unterstützt wird?
Schnellschuß, da ich gerade zu alkoholisiert bin, um mehr Für und Wider abzuwägen:
KEINEN "Mix aus "300" und der "Hercules" und "Xena" Fernsehserie", sondern entweder das eine (300) im Stile von Solomon Kane oder das andere (Xena) im Stile von Jolly-Good-Montrous-Butt-Kicking-For-Goodness (mit Allem und Scharf, d.h. mit ALLEN Arkanen Hintergründen - ja, auch und GERADE Verrückte Wissenschaft und dergleichen, denn das hat uns die Xena-Serie ja vorgemacht!).
Zu dieser "Anforderung":
Die Spieler übernehmen die Rollen von griechischen Helden und sterblichen Halbgöttern. Der SL (ich) übernimmt die Spielwelt, die anderen Sterblichen und die Götter. Der SL darf die Spieler nicht mit "Deus Ex Machina" Geschichten plump austricksen, sondern sie müssen die Chance erhalten die Geschehnisse zu verstehen und darauf zu agieren.
In wie weit ist das anders als ganz NORMALES Rollenspielen?
Hierzu: "Die Spieler unverschuldet in eine taktisch unvorteilhafte Situation zu werfen ist unfair in Anbetracht der Ressourcen des SL und soll vermieden werden." - Wenn Du "Balancing" und Encounter-Zumessungen nach "Schaffbarkeit" durch die SCs willst, dann solltest Du Dir vielleicht doch eher die 4E oder andere neuere D&D-Varianten anschauen. SW verwendet KEIN Balancing der Begegnungen auf die SC-Gruppe. - Ist es zu stark, waren die SCs zu schwach. Pech gehabt. Nächstesmal VORHER in der Gegend bei den Leuten umhören, Gerüchte und Legenden aufschnappen, die z.B. die Schwachstellen der überstarken Gegner schildern (und JEDES mythologische Monstrum in den antiken Vorlagen hat solche Schwachstellen, die von einem Helden auch ausgenutzt werden können - außer er ist zu doof sich darüber zu informieren). - Daher: Nur her mit den "unbesiegbaren" Gegnern. Diese eben DOCH zu besiegen kann dann einige Abenteuer in Anspruch nehmen. - Herausforderungen müssen NICHT auf irgendwelche Schaffbarkeitskriterien abgeklopft werden, sondern nur auf Plausibilität im Setting.
"Die Helden laufen durch das mythologische Griechenland, kämpfen gegen viele Gegner auf einmal oder einzelne, mächtige, antike Monster, lösen Probleme mit übermenschlichen Kräften. Die Götter versuchen die Helden zu benutzen, die Helden werden versuchen die Intrigen der Götter zu verstehen, um zu erkennen, wo sie selbst in diesem Spiel der Götter stehen." - Das ist weniger 300, sondern mehr Xena. Da gellt dann ihr "Kampfjodler" und sie kämpft Seite-an-Seite mit ihrer "guten Freundin" die minderbemittelten Schurken im Dutzend billiger nieder, nur um dann die Anmache eines scharfen Rocker-Gottes mit der kalten Schulter zu beantworten. - Paßt schon.
Die Unterweltgötter, allen voran Hades, versuchen Zeus zu stürzen. Die Götter haben ein dichtes Beziehungsnetzwerk untereinander: sie sind verwandt, verheiratet, hassen oder lieben sich, helfen sich mal oder machen sich gegenseitig das Leben schwer. Die "Big Players" sind Zeus, Hephaistos, Aphrodite, Hades, Hera, Ares und Persephone. - Ja, ja. Das ist alles Hintergrund-Fluff als Motivation für die NSCs. In einem Savage Setting braucht man auf so etwas nicht so lange vorab herumzureiten, sondern eher durch ZEIGEN in Form von Abenteuern, wie die Götter zueinander stehen. - Und idealerweise ändert sich das Beziehungsgeflecht im Pantheon, sowie die Einflußsphären nach settingspezifischen Regeln diesbezüglich.
Das ist auch kein Problem: Götter sind sehr menschlich, typisch griechisch und man kann sie persönlich treffen. Ich will pro Abenteuer mindestens einmal einen Gott auftreten lassen. Die Götter können ihren Willen nicht direkt durchsetzen, denn jeder Eingriff könnte zur Konfrontation mit einem anderen Gott und zu einem tödlichen Kampf führen. Daher benutzen sie ihre sterblichen Anhänger, um ihre Pläne im Geheimen auszuführen.
Das auch nicht: Götter haben Zugriff auf bestimmte, dem Charakter des Gottes angemessene Truppen" von Anhängern (Ares = z.B. Krieger, Aphrodite = schöne Frauen, Persephone = Skelette ...). Sogar ganze Menschen-Städte haben sie zur Verfügung, und sie manipulieren weniger wichtige, weniger mächtige Halbgötter, Titanen und Monster. Diese Hindernisse werfen die Götter den Helden in ihren Weg.
ABER: Das Ganze sieht nach einem Ansatz aus, der mittels einer SAUBEREN RESOURCEN-Verwaltung von Göttern, Einflußsphären, sonstigen Resourcen als SANDBOX am besten umgesetzt wäre.
Das Feeling von "300" paßt natürlich nicht zu Xenas überkandidelten "sitz den Göttern auf dem Schoß"-Agieren.
Die Kämpfe WERDEN rocken. - Es ist schließlich Savage Worlds!
"Die Götter werden die Helden ausserdem nie direkt töten, auch wenn sie es mit Leichtigkeit könnten. " WTF? - Wenn die Helden eine dicke Lippe riskieren und die Toleranz der Götter überstrapazieren, dann werden diese sie nicht nur sofort töten, sondern deren gesamtes Geschlecht auf sieben Generationen mit Flüchen schlagen, die Insel im Meer untergehen lassen, mit Seuchen und Monstern die Gegend plagen!
Und OB die griechischen Götter bei Sterblichen mit "Attitüde" ordentlich die Sau (den kalydonischen Eber) rauslassen werden! Und zwar zum TÖTEN der Helden. Das ist "direkt" genug, meine ich. - Nur Zeus sitzt auf den Trappings für Blitze aus heiterem Himmel und wird somit auch mal nur ein Paar rauchender Sandalen von einem Großmaul stehen lassen.
Humor kann man eh nicht erzwingen. Wenn man das Setting so anachronistisch wie die Herkules-Serie anlegt, dann ist da sowieso von Film-Parodien wie "Strictly Ballroom" und anderen komplett unpassenden und nicht im Geringsten in die Antike gehörenden Inhalten genug "Unglaubliches" drin, daß man dazu nur lachend den Kopf schütteln kann. - Nur dürfen die Settingregeln dann eben NICHT das Brutale, das Ernsthafte betonen.
Somit: PULP-Settingregeln für "unkaputtbare" Helden.
Bei solch einem knallchargen-reichen Pseudo-Antike-Setting brauchen die Spieler nicht unbedingt in griechischen Sagen bewandert zu sein, um Welt und Plot zu verstehen. Im GEGENTEIL! Gute Kenntnis der tatsächlichen mythologischen Verhältnisse würde hier leichter zu einem Bruch in der "Easy Going"-Stimmung führen, "weil da etwas nicht stimmt".
Welche Rassen sollte ich zur Verfügung stellen? Sollte ich sowas wie Zentauren oder Nymphen anbieten, oder soll ich es bei Menschen belassen?
Alle irgendwie passenden Rassen zulassen: Zentauren, Riesen, Nymphen, Halbgötter, Amazonen, usw. sind in solch einem Setting nicht unpassend. (Frage zur Probe: Kommt es in Xena vor? Falls ja, dann auch hier!)
Wie modelliere ich sterbliche Halbgötter? Als Rasse, oder über einen Arkanen Hintergrund "Sterblicher Halbgott"?
Ich würde bestimmte Talente/Edges nur für diese Halbgötter zugänglich machen und ihnen bei Spielbeginn alle Talente OHNE Rangbeschränkung zugänglich machen. Es sollte einem Halbgott jedoch EINGESCHRÄNKT sein, was sie alles überhaupt lernen dürfen. - Halbgötter haben weniger Entscheidungsfreiheit als normale Menschen. Und ihr Schicksal ist VORGEZEICHNET! (Das macht AGON z.B. ziemlich gut.)
(Siehe unten zum Adventure Deck: Ein Halbgott bekommt besondere Karten, die seinem Halbgott-Status entsprechen, fest zugeordnet. Alternative: Er bekommt sein eigenes, maßgeschneidertes Adventures-of-Hercules-Deck.)
Welcher Erfahrungsgrad ist angemessen?
Ich würde alle als Anfänger starten lassen, wenn die SPIELER sich im Klaren sind, daß sie erst einmal "Herkules Jugendjahre" oder "Xena - Die Vorgeschichte der Kriegerprinzessin der Herzen" spielen werden.
Wenn die Spieler gleich von Anfang an RICHTIG auf die Kakophonie hauen können sollen, dann besser als Fortgeschrittene oder Veteranen (oder gleich als Heroen) starten lassen.
Kommt eben drauf an, wie DICK die Helden sein sollen, mit denen Deine Spieler starten wollen.
Wie bekomme ich Kämpfe so unter Kontrolle, dass machomässiges Gehabe, Pathos und gebräunte, eingeölte Körper zur Geltung kommen?
Was willst Du hier "unter Kontrolle" bekommen? - Savage Worlds Kämpfe sind HOCHDYNAMISCH und führen zu einem spannenden Auf und Ab im Kampfgeschehen. - Vor allem sind sie NICHT PLANBAR und die Savages MÖGEN das so!
Machogehabe ist Ausspielen von Nachteilen und bringt dem Spieler Bennies ein. Pathos ebenfalls. Gebräunde, eingeölte Körper sieht man bei Xena nur, wenn die Amazonen wieder ihr "rituelles Aerobic" machen, ansonsten ist das eine Frage der Charakterillustration.
Willst Du solche Aspekte wirklich in Konflikten einfließen lassen, wäre - wie schon gesagt - HeroQuest sicher geeignet.
Bei Xena gewinnt aber nicht die "bestaussehendste" Kämpferin (sonst wäre nämlich Callisto schon lange mit Xenas Skalp am Bronze-Tanga unterwegs), sondern immer noch die beste Kämpferin. - Xena hat halt mehr Bennies und ist ein Wildcard.
Was ich hier einfließen lassen würde, wäre das Adventure Deck. Das sind Karten mit szenenspezifiischen "Game Hacks". In einen Setting mit solch einer Vorlage wie Xena würde ich auf jeden Fall mit dem Adventure Deck spielen.
"Ich habe ausserdem festgestellt, dass durch die explodierenden Würfel auch unwichtige Statisten viel zu häufig Glückstreffer bei SCs landen, die den Charakter komplett ausschalten. Griechische Sagenhelden sollen aber mMn nicht durch einen Zufallstreffer aus den Sandalen kippen." DOCH! - Nur STERBEN sie nicht daran!
Sie werden halt nur von anderen Wildcards ernsthaft Außer Gefecht gesetzt, während Normalos sie nur KO schlagen und ihren jeweiligen Bossen gefesselt vorführen, damit die entscheiden, was mit dem Helden zu tun ist. - Es folgt: Flucht aus dem Hauptquartier des feindseligen Gottes XYZ.
Sollte ich was bei starken Einzelgegnern beachten?
Ja. Keine Gnade. Kein Rückzug. - Wirklich STARKE Einzelgegner sind immun gegen fast alles, was Helden so aufbieten können, AUSSER ihre spezifische SCHWÄCHE! Starke Gegner haben LEGENDÄRE Schwachstellen (z.B. nur das Blut von Sysiphos, der in der Unterwelt seinen Plagen ausgesetzt ist, kann dieses Monster wie Gift schädigen. Also: Trip in die Unterwelt, nur um die Schwäche EINES Monsters ausnutzen zu können!).
Wo gibt es eine gute Auflistung von mehr Mächten, die zum Setting passen?
Das sind nicht die Droiden, die ihr sucht. Du brauchst nicht mehr Mächte, wo es doch die Trappings/Ausprägungen gibt.
Welche Beschränkungen im SW Regelwerk sollte ich auflösen, welche Einschränkungen sollte ich stattdessen vornehmen?
Siehe Alexandros Hinweis auf den Spielleiterteil.
Ich würde den Zugang zu Vorteilen(Talenten/Edges) erleichtern (also Fortgeschrittene Vorteile bereits im Anfängerrang). Ich würde Extras normal explodierenden Schaden verursachen lassen, aber die Außer Gefecht Regelung für solche KO-Schläge durch Extras abmildern. Nur Wichtige Charaktere können HELDEN töten (und werden das meist eh nicht, denn das wäre ja zu einfach!).
Das nur als schnelle, aus dem Ärmel gezogene Ansätze für ein in Richtung XENA/HERKULES/Kampf der Titanen/Kadmos Tyrann von Theben/usw. ausgerichtetes Setting.