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Buffy-Remake
Zed:
--- Zitat von: Jiba am 7.12.2020 | 08:10 ---Ich bin eher hungrig nach neuen Sachen, frischen Ideen und Autoren mit einem interessanten Blick auf die Welt. Aber das bin nur ich.
--- Ende Zitat ---
Erstmal: Sehr gut argumentiert, ich kann Deine Meinung zu Whedonschen Dialogen nachvollziehen - kind-of-ish ;D Ich fürchte, ich bin doch noch zu sehr Fanboy und werte die überkandidelten, oft sehr unnatürlichen Dialoge als nicht so schlimm und kann mich auf sie einlassen.
Frische Ideen und frische Serien finde ich auch gut und wichtig. "Fleabag" und "Mrs Maisel" fand ich ziemlich frisch und gut (obwohl auch überkandidelt), und auch "Upload" und "The Boys" mag ich. Die Serien haben alle mehr als Coming-of-Age (wie Buffy) zu erzählen, nutzen teils gewichtige Themen und sind unterhaltsam.
Alexandro:
Naja, Mrs. Maisel ist im Grunde "Gilmore Girls" in den 50ern, das Konzept von Upload ist auch nicht gerade neu und über die rechtskonservativen Inhalte von Garth Ennis' Schundwerken sage ich mal lieber nichts (immerhin entschärft die Serie einige Sachen gegenüber den Comics (die eine Wichsvorlage für die Alt-Right sind) und verkehrt sie teilweise ins Gegenteil, aber wirklich innovativ ist sie auch nicht).
@Jiba: Sicherlich könnte die Erzählweise etwas geupdated werden, aber ich fühle immer noch einen emotionalen Impact, wenn ich mir die Serie anschaue. Dieser Teil hat sich hervorragend gehalten und wird (zurecht) auch heutzutage millionenfach kopiert. Ich mag aber auch Whedons ernstere Ansätze (Dollhouse ist die beste SciFi-Serie, die ich jemals schauen durfte).
Ich schaue gerne neue Sachen, aber das heißt nicht, dass bestimmte Formeln nicht einfach zeitlos gut sind. "Independence Day" oder "The Avengers" sind immer noch gute Filme, egal was Fähnchen-in-den-Wind-Zyniker (die jedem plumpen Oscar-Bait für ein Jahr hinterherlaufen und es dann ebenso schnell vergessen) davon halten.
Was den Gedanken angeht, dass Whedon "durch" wäre: er hat zuletzt an einem Projekt gearbeitet, an dem ein ganzer Haufen toxischer Leute beteiligt war (gerade David S. Goyer gilt als der Harvey Weinstein von WB) - er war derjenige, der sich mit dem Management rumschlagen musste und gleichzeitig den Schauspielern die bescheuerten Entscheidungen des besagten Managements verkaufen musste. Dass er sich dabei nicht wohl fühlt ist nur menschlich und im Gegensatz zu der Führungsriege von WB steht er eben etwas mehr im Mittelpunkt - eine unbedachte, affektive, Äußerung hat für ihn also wesentlich mehr Konsequenzen, als für andere Personen. Nur für den Kontext. Es ist halt etwas zu einfach, gegen Leute zu treten, die sich gerade (aus diversen Gründen) nicht wehren können.
Sashael:
--- Zitat von: Alexandro am 7.12.2020 | 16:01 ---...aber wirklich innovativ ist sie auch nicht).
--- Ende Zitat ---
Warum?
Alexandro:
Brutale Selbstjustizler, die glorifiziert werden?
Strahlemann Super"helden", die im Grunde Schurken sind?
Medienkonzerne, die Imagepflege für Supis betreiben?
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mir kommt das ziemlich bekannt und bereits erschöpfend beackert vor (und sogar zu der Zeit wo die Comics rauskamen waren diese Tropes schon gut 20 Jahre alt). Heißt nicht, dass man damit nicht Spaß haben kann (es muss ja nicht immer was neues sein und für einige ist vielleicht The Boys der Augenöffner, dass solche Geschichten möglich sind), aber innovativ ist halt anders.
Zed:
Ich kann mich nicht auf den Comic beziehen, den ich nicht kenne, aber die Serie ist nicht auf meinem Kotzreizradar gelandet: Die Supes ließen sich vergleichen mit allen mit Ressourcen oder Macht ausgestatteten in der Öffentlichkeit stehenden Personengruppen: mit Spitzensportler, Stars im Showbusiness oder Online-Personalities, mit Politikern. Wie korrumpiert sie sind, wie bigott sie sich geben, wie schwierig es für sie ist, in einer Welt von Verpflichtungen, Ansprüchen und grenzenlosen Möglichkeiten Kurs zu halten. Die Boys empfinde ich nicht als glorifiziert - ihre "Feste druff, und Spaß dabei!"-Darstellung lese ich eher als Abbildung ihres Selbstbildes. Sie sind Extremisten, die wie alle Extremisten ihre moralische Überlegenheit verlieren, wenn sie extremistische Mittel einsetzen. Hughie ist der Gegenpol in der Gruppe, der bislang am erfolgreichsten dagegen kämpft, seine moralische Überlegenheit zu verlieren.
Teilen kann ich Deine Wahrnehmung, Alexandro, dass die emotionale Wirkung vieler Werke von Joss Whedon groß ist.
Ich hoffe, dass Deine These bezüglich David S. Goyer sich bewahrheitet. Lieber sehe ich Joss Whedon in einem toxischen WB-Fahrwasser, für das er jetzt ungerechterweise zur Rechenschaft gezogen werden soll. Außerdem würde ich ihm auch mal ein oder zwei schlechte Tage zugestehen.
Was mich aber pessimistisch stimmen lässt bei der Frage, ob er ein verletzendes Arschloch ist, ist die Tatsache, dass von seinen in vielen Jahren angesammelten Cast- und Crewmitgliedern nur e i n e r Joss Whedon auf Twitter halbherzig zur Seite gesprungen ist. Ich habe den Eindruck, dass die Idee des "character witness" in den USA Gewicht hat. Und für diese Art von Anschuldigungen gibt es bemerkenswert wenig Gegenwind von seinen langjährigen Mitstreiterinnen und Mitstreitern.
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