Kann man ganz klar Vor- und Nachteile der beiden Systeme aufzählen oder läuft dieser Thread dann einfach auf eine Glaubensfrage hinaus?
Natürlich läuft alles auf eine Glaubensfrage hinaus
Shadowrun wird vom Hintergrund her, immer mal wieder an aktuelle technische Errungenschaften und Trends angepasst, aber das macht auf mich eher zu einen armseligen Eindruck (in 6 Monaten eh nicht mehr Up-to-Date) als das mir die dafür z.T. brachialen Schnitte im Setting gefallen hätten.
Shadowrun4 hat IMHO vom Spielsystem her definitv ein paar Schritte in die richtige Richtung gemacht: Flairfertigkeiten und "echte" Fertigkeiten wurden getrennt, Faustfeuerwaffen ergeben wieder Sinn (seit Shadowrun2 waren die nur noch gut um jemandem auf die Entfernung auf die Schiulter zu klopfen), Charaktere sind nun wieder eher Punks und weniger hochprofessionelle Söldner, Cyberware ist erstmal erschwinglich (so das man auch annehmen kann, das es eine Sub-kultur gibt die Cyberware als extremform von Piercings ansieht), die Würfel die man zur Hand nimmt sind recht abzählbar geworden (6-8 ist ein guter Schnitt). Aber auf der anderen Seite wirkt es auch so als hätten da zuviele Köche den Brei verdorben: Das Charaktererschaffungssystem ist voller Balance-mechanismen, die nicht so recht Wirken und während bei der grundsätzlichen Vorstellung des Regelsystems noch alles einen Sinn ergibt (Ein normaler aber extrem professioneller mensch hat wohl 12 Würfel zur Verfügung, was auch reicht um im Schnitt die Profi-Schwierigkeit (4 Mindesterfolge) zu schlagen!), sieht das in der Anwendung ganz schnell wieder anders aus (das sind Abzüge von 6 Würfeln völlig normal und ein Profi schafft nichts wenn er nicht ein paar passende Implantate hat).
Beim Kampfsystem hat man IMHO (wenigstens) einen Schritt in die falsche Richtung gemacht, denn auch wenn es insgesammt weniger Würfel pro Wurf gibt, gibt es auch mehr Würfe als früher.
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Cyberpunk 2020 merkt man in vielerlei Hinsicht an das es ein Kind der 80er ist. Die im Setting vorhandene grundlegende Technik ist "von damals" und auch die SciFi-Elemente, etwa die Cyberimplantate, würde man sich heute ganz anders vorstellen (Wenigstens vom Aussehen her, aber auch BioWare/Genmanipulation was heute wohl ein erster Gedanke wäre ist da eher ein weit entfernter Nebengedanke).
Vom System her sind 1w10 und ein paar w6 alles was man braucht. Das Kampfsystem ist grundsätzlich erstmal fies und Spieler werden ganz von selbst versuchen Deckung zu suchen ode ihr möglichstest zu tun faire Kämpfe zu vermeiden (ohne das sie sich dabei wie Nullen vorkommen, denn Gegner nehmen genau so schnell und verheerend Schaden wie sie). Dem Spielsystem merkt man, wenigstens an der ausufernden Fertigkeitsliste, die 80er an aber eigentlich ist es recht elegant und flott.
Eigentlich, denn Regelunstimmigkeiten gibt es leider zu genüge, speziell im Bereich der Ausrüstung: Ein wenig leicht erschwingliche Kevlarhaut reicht schon um vielen Faustfeuerwaffen den Schrecken zu nehmen und wenn man dann noch Rüstung drüberzieht... (Einseitig an den Rüstungen zu kürzen ist in Anbetracht der ausufernden Schadenswerte einiger Waffen übrigens nicht das wahre). Aber auch bei der Charaktererschaffung, gibt es ein paar Werte die einfach zu gut sind als das man sie (wenn man denn die Wahl hat, was bei einigen Werten nur optional ist) nicht auf Maximum nehmen würde.
Wir spielten Cp2020 mit der weit kürzeren Fertigkeitsliste aus einem der Nachfolgespiele (Cybergeneration), Waffen-/Rüstungswerten die insgesamt auf einen schmaleren Bereich zusammgerückt waren und ein paar Einschränkungen bei der Charakterschaffung. Ich spiele beides, aber mein Herz hängt irgendwie an Cp2020, trotz all seiner Fehler.