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[Comics] Muss Story & Zeichnung stimmig sein, oder langt auch nur eines davon?
GustavGuns:
Die Zeichnungen sind ja bei Comics nicht alles. Da ist auch noch die Anordnung der Fenster wichtig, der Aufbau der Seite, der Gebrauch von Farben...wenn mal eine Sache nicht so berauschend ist, können das für mich da auch oft noch andere Aspekte wieder rausholen. Ich bin aber auch Comicfreund in der 2.-3. Generation und neige dazu, über das Thema so theoretisch zu reden, wie andere in diesem Forum über Rollenspiele ;D
Rein grundsätzlich denke ich, ich bin in der Lage, jeden Aspekt eines Comics separat zu schätzen. Grade bei den amerikanischen Superheldencomics gibt's oft welche, die visuell durchweg überzeugen, aber mich von der Story her überhaupt nicht überzeugen können, und die kann ich auch sehr genießen. Auf der anderen Seite fand ich auch From Hell gut, obwohl ich die Zeichnungen da teilweise echt nicht so doll fand.
Ruinenbaumeister:
Für mich sollen die Zeichnungen so gut sein, daß ich sie nur noch im Hintergrund wahrnehme. Ich bevorzuge da einen sehr klaren Stil, a la Asterix. Einen Comic mit häßlichen oder sehr unübersichtlichen Zeichnungen zu lesen, ist, als müßte ich mich durch einen Text in Sütterlin-Schrift quälen. Die Mühe nehme ich nur selten auf mich, zum Beispiel für Donjon.
Jed Clayton:
Na, zu einem Thread über Comics muss ich natürlich auch mal eben meinen Senf dazugeben:
Alles in allem kann ich, nach fast 30 Jahren Beschäftigung mit Comics, sagen, dass ich eine Ausgabe mit hammergeiler Story und mittelmäßigen oder schwachen Zeichnungen eher akzeptiere als eine schwache Story mit geilen Zeichnungen. Wie viele Comics wollen den Kunden mit einem scharfen, tollen Coverbild ködern oder mit einem bekannten Charakter oder bekannten Zeichner, und drinnen erwarten einen dann Story-Einfälle, die von einem 5-Jährigen stammen könnten? Das habe ich schon so oft bemerkt.
Zudem lese ich bei den zahlreichen fortlaufenden Monatsserien auch häufiger mal Ausgaben, die inhaltlich oder zeichnerisch schwach sein mögen, aber eben zur Serie gehören und ich wissen möchte, wie der ganze Kram weitergeht. Oft steige ich in eine Serie ein, wenn sie einen Neustart hingelegt hat oder gerade in einem fabulös guten Run ist, also mit einem hervorragenden Hauptschreiber oder Zeichner gesegnet ist. Das geht dann ein paar Monate gut, dann wechselt aber der Autor oder der Zeichner oder beide, aber die Serie geht irgendwie weiter. Wenn es gerade eine lang gehegte Lieblingsserie von mir ist (wie Supergirl oder Teen Titans bei DC), verzeihe ich ausgesprochen viel Mist. Mit anderen Worten: Es muss schon grauenhaft schlecht oder langweilig werden, dass ich eine regelmäßige Montasserie cancle/nicht mehr lese.
Andererseits ist mir bei vielen französischen Albumserien (siehe Splitter-Verlag) aufgefallen, dass man sich dort sehr auf die Zugkraft eines bestimmten Zeichenstils, auf attraktive Heldinnen, Monster, Schwerter usw. verlässt. Aber sind die Storys dort tatsächlich Weltklasse?
Oft habe ich gemerkt, dass da nach 1 oder 2 guten Alben nichts Tolles mehr nachkam, oder nur noch das Bekannte neu erzählt wird. Ganarah bei Splitter hat stark angefangen, aber Ganarah Band 2 war schon doof. Und Die Legende der Drachenritter fand ich schon in der 90er Jahren toll und zählte die Serie zu meinen ganz großen Favoriten. Aber heute muss ich mich richtig bemühen, mir tatsächlich noch einen Band davon zu kaufen und mich durch die Handlung zu kämpfen. Wenn ich spüre, dass es schon Mühe macht, einen Band zu Ende zu lesen, oder es sich anfühlt wie eine lästige Pflicht, sollte ich eher etwas anderes lesen.
ragnar:
Zeichnungen tragen in Comics die Handlung ja durchaus mit. Zu trennen fällt mir da schwer.
Dennoch tolle Zeichnungen könnnen aber langfristrig keine gute Story ersetzen. Ich bin jedenfalls früher wenn das Taschengeld knapp wurde, eher von gutgezeichneten aber schwächelnden Serien abgesprungen als von solchen bei denen die Zeichnungen eher zweckdienlich waren, aber die Story mich fesselte.
Trotzdem kann ich (speziell bei amerikanischen Comics) durchaus festellen wie sehr die Freude an einer Geschichte wanken kann, wenn auf einmal der Zeichner wechselt. Das kann man in einigen Fällen auf eine gewisse Dynamik zwischen Autor und Zeichner zurückführen die dadurch gestört wird, andereseits kommt das sogar bei Autoren vor die den Zeichnern ziemlich Scripts überreichen und ich keine Dynamik vermuten würde. Kurzum: Zeichnungen können eine (vermutlich) gute Story auch extrem runterreißen.
Teylen:
Meiner Meinung nach definiert sich ein Comic durch seine Zeichnung derart intensiv als das die Geschichte als solche es nicht oder nur sehr schwer wett machen kann wenn die Zeichnungen nicht den eigenen Stil Anspruechen genuegen oder schlicht weg schlecht sind.
Wobei "Zeichnungen" fuer mich sowohl die Zeichnung selbst, die koloration, den Panel Aufbau als auch die Panel Aufteilung umfasst.
Das heisst in meiner Anfangszeit ging der Hang zur Zeichnung soweit das ich mir neben Artbooks auch japanische Manga kaufte ohne auch nur ein Wort japanisch lesen zu koennen.
Aktuell ist es so das ich, wenn ich im Comic Laden stehe, allen voran auf das Cover sowie einige der Seiten sehe bevor ich ueberhaupt zugreife und die Geschichte eine Chance bekommt.
Den einzigen umfangreicheren Titel den ich trotz streckenweise, meiner Meinung nach, weniger geratetenen Zeichnungen kaufte und der es schaffte mit bzw. durch die Geschichten auf ein "Ist okay" zu kommen ist bisher Sandman.
Vielleicht ringe ich mich auch zu einer franko-belgischen Serie durch, allein um als Comic Fan in Belgien nicht komplett ignorant dazustehen. (Wobei es dort weniger die Qualitaet ist als der Stil)
Die meisten Allen Moore Sachen, inklusive Watchmen, hingegen fallen entweder schon optisch raus (From Hell, V wie Vendetta) oder derart durch die Zeichnungen durch das der Rest es nicht rausreisst (Watchmen).
Ich mag durchaus Zeichen Experimente und gebe ab und an "haesslichem" eine Chance. Die Zeichner/Colorist Wechsel dich Spielchen bei amerk. Comics werde ich wohl nie nachvollziehen koennen.
Vertigo Werke kriegen am ehesten noch einen "schaut haesslich aus, hol ich dennoch" Bonus. Wobei gerade da mir auffaellt das ich bei genialer Geschichte die Zeichnungen besser finde als ggf. normalerweise.
Idealerweise passt beides zusammen..
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