Nein, auch dann sieht es ganz und gar nicht anders aus. Wer bei einer Rollenspielübersetzung die sprachliche Qualität professioneller Romanübersetzungen erwartet, wird immer enttäuscht bleiben. Das hier ist keine Millionenbranche, in der man professionelle Übersetzer kaufen kann und bei Textwehwehchen wie denen im Eingangsposting mal eben eine neue Auflage spendiert, wenn die erste nicht verkauft ist.
Du hast offenbar ein ziemlich falsches Bild davon, wie es in der Verlagsbranche läuft:
Erstens "kauft" man sich professionelle Übersetzer nicht, man beauftragt sie und zahlt ihnen ein Honorar. Üblicherweise sind die Fristen dabei sehr kurz, d.h. gerade professionelle Romanübersetzungen leiden oft unter dem extremen Zeitdruck, dem der Übersetzer ausgesetzt ist. In der Rollenspielbranche, wo Verspätungen an der Tagesordnung sind, Produkte meistens sowieso längere Vorlaufzeiten haben und es nicht so wichtig ist, gewisse Termine (Buchmessen) einzuhalten, kurz: Wo eine längere Vorlaufzeit nicht solche Verlustrisiken birgt, könnte man zumindest an der Stelle MEHR Qualität rausholen.
Zweitens: Praktisch KEIN Verlag "spendiert" vor dem Abverkauf der Erstauflage eine Zweitauflage, um "Textwehwehchen" zu korrigieren. So etwas passiert nur, wenn der Verlag entweder jurisitsch dazu gezwungen ist oder wenn es sich um einen extrem peinlichen Fehler bei einem ganz großen Literaturstar handelt.
Abgesehen davon hängt die Qualität von Übersetzungen nicht zwangsläufig vom Finanzvolumen einer Unternehmung ab. Ich habe mehrere Jahre lang ein Phantastik-Magazin mit herausgegeben, bei dem die Übersetzungen ehrenamtlich von professionellen Übersetzern besorgt wurden, und die Qualität in sachen Übersetzung und Lektorat hat dabei den "Profidurchschnitt" im Fantasy- und SF-Bereich um Längen geschlagen. Das weiß ich mit einiger Sicherheit, weil ich eben sowohl im Klein- als auch im Großverlagsbereich als Übersetzer arbeite.
Nun gibt es unter den professionellen Übersetzern auch viele Rollenspieler (mich eingeschlossen kenne ich persönlich mindestens 3), die bei einem Projekt, das ihnen gefällt, sicher auch mal fürs halbe Honorar arbeiten würden. Im Prinzip sollte das ganz ähnlich funktionieren wie bei anderen Kleinverlagen auch, die in vielen Fällen eben hervorragende Übersetzungen abliefern. Bei den Rolemaster-Sachen kriegt man aber den Eindruck, dass da jemand drangesetzt wurde, der nicht nur noch nie zuvor etwas übersetzt hat, sondern der vor allem kein bisschen Gefühl für die Deutsche Sprache hat. Das ist zugegebenermaßen ein Problem, das sich durch den ganzen 13Mann-verlag zu ziehen scheint. Schaut man sich mal die Website an, findet man z.B. folgendes:
"Der blutende Gott" wird diesmal die Gruppe in vielen Abenden mit einer grausamen Gefahr konfrontieren. Unter Zwang werden sie sich auf machen um alte und neue Geheimnisse zu ergründen.
"in vielen Abenden" ist semantisch Unsinn (gemeint ist wohl so etwas wie "im Verlauf vieler Abende"), "diesmal die Gruppe" ist holperig (ein bisschen besser wäre schon "die Gruppe diesmal"), "auf machen" wird auch nach neuer Rechtschreibung zusammen geschrieben, da eine übertragene Wortbedeutung vorliegt - die Gruppe macht ja nicht den Kühlschrank auf, sie macht sich auf den Weg.
Oder das:
Das noch dieses Jahr im Sommer geplante Roboter - Buch für Traveller wirft seinen Schatten voraus. In diesem Fall ist es das Cover, dass bereits vorab hier gezeigt wird.
Das Buch ist sicher nicht "im" Sommer geplant, sondern "für den" Sommer. Dann kennt man offenbar den Unterschied zwischen Bindestrich und Gedankenstrich nicht (Roboter - Buch). "bereits vorab" ist eine unschöne semantische Dopplung, und der Satzbau am Ende ist auch wieder völlig verwurstet (warum nicht einfach: "das hier vorab gezeigt wird/zu sehen ist", oder etwas weniger förmlich: "das hier schon mal zu sehen ist").
Für sich genommen wäre nichts davon tragisch - aber wenn man in jedem einzelnen Satz 1-3 solcher Stolpersteine findet, dann wird ein Text irgendwann unlesbar.
Das Problem könnte 13Mann sicher am besten durch einen guten Lektor lösen (wobei ich als Lektor wahrscheinlich ziemlich schnell verlangen würde, dass ein neuer Übersetzer gesucht wird ...).
Bei einem Fanprodukt würde mich das alles nicht aufregen, da hätte das sogar einen gewissen Charme. bei 13Mann ist es aber schon sehr peinlich, weil die auf ihrer Webseite und im Werbematerial ja doch mit einem sehr großen, pseudoprofessionellen Gestus auftreten. Wenn man die ganze Zeit das eigene Loblied singt, dann sollte die Realität doch bitte nicht allzuweit dahinter zurückbleiben. Ich zitiere mal aus der Selbstcharakterisierung des Verlags:
Unsere Mission sind hochwertige Produkte zum guten Preis.
"Das ist teuer, das ist gut." - Das ist doch Quatsch. Was gut ist, darf seinen Preis haben. Aber der Preis ist kein Garant für Qualität. Oder mit anderen Worten: Der Preis bestimmt nicht, wie das Produkt ist. Wir drehen es um. Das Produkt bestimmt den Preis.
[...]
Sie können auch mittels eines unserer Produkte sehen, wie es um uns steht. Und das wissen wir. Deshalb ist jedes unserer Verlagsprodukte ein Aushängeschild von 13Mann. Jedes Produkt erstellen wir mit Herzblut und so, als ob es unser erstes oder letztes wäre. Mittelmaß gibt es nicht. Und Schlechtes muss schon auf dem Weg aussortiert sein. Wir versuchen ständig, immer bessere Produkte herzustellen.
Also, wenn Preis und Qualität bei 13Mann nichts miteinander zu tun haben sollen, dann kann man sich schlecht damit rausreden, kein Geld für Professionelle Übersetzer zu haben, oder? Und "Mittelmaß gibt es nicht" ist nun wirklich mehr als nur ein bisschen vollmundig ...
Außerdem:
Und der Maßstab? Wer sagt, ob ein Produkt gut ist oder nicht? Sie. Sie sind unser Maßstab, wir wollen Ihre Zufriedenheit. Wenn Sie mit einem unserer Produkte in den Urlaub fahren und unser Buch am Strand lesen, dann wollen wir Sie entführen, fesseln und Ihnen etwas bieten. Spielen Sie unser Spiel, dann muss es Ihnen Spaß machen, Spannung bieten und die Geselligkeit fördern. Wenn Sie lachen, sich freuen, mit uns fiebern - wenn Sie sagen: Mensch, das war gut. Dann haben wir unser Ziel erreicht.
Wenn das Teil der Verlagsmission ist, dann bin ich ja als potentieller Kunde geradewegs dazu angehalten, zu sagen, wenn bereits das Sprachniveau der Leseproben mich so sehr abschreckt, dass ich das Produkt erst gar nicht in die Hand nehme. "Fesseln" kann ein Text jedenfalls nur, wenn er einem keine sprachlichen Stolpersteine in den Weg legt.