Kapitel 4: Vault Tek Nach einer kurzen Ruhepause in Harpertown erfuhr die Gruppe von einem schwer bewachten Stützpunkt auf dem Weg nach Norden. Aber das nächste Ziel lag in entgegengesetzter Richtung: Die Ruinen von Los Angeles, jetzt bekannt als Angel's Place.
Der Anblick der einstmaligen Millionenmetropole löste einige Unruhe aus. Die Stadt war vom Krieg schwer getroffen worden und auch wenn das ganze schon 200 Jahre zurück lag, konnte man das Unglück und die damit verbundenen Gefahren kaum fassen. Die alten Wolkenkratzer, Zeugen vergangener Tage, wirkten düster und bedrohlich. Wie Götter standen sie in den Überresten Los Angeles' und ihre bloße Anwesenheit schien wie ein Mahnmal das dem Betrachter das offensichtliche beschreiben sollte: "Das ist Euer Werk!"
Immer wieder peitschten Schüsse und Detonationen durch die Stille und unterstrichen die Ungastlichkeit des Ortes.
Aller Warnungen zum Trotz beschloss man die Stadt nach dem Hauptquartier der Vault Tek Gesellschaft zu durchsuchen. Langsam und aufmerksam bewegte man den Wagen durch die Straßen, jede Bewegung in der Umgebung löste kleine Panikattacken der Besatzung aus, die Ihre Waffen ständig im Anschlag hielten. Aber außer einem beklemmenden Gefühl, schien niemand hinter der Gruppe her zu sein.
Es war Maxine's Aufmerksamkeit zu verdanken, daß man noch eine ordentliche Überraschung erlebte. Während der Fahrt auf dem Lomita Boulevard erkannte sie ein altes Strassenschild, daß den gleichen Namen trug, wie die Nachricht die sie in Vault 29 gefunden hatten.
Man entschloss sich kurzerhand, der angegebenen Adresse einen Besuch abzustatten, die Neugier was sich hinter 627 verbarg war zu groß.
Das vierstöckige Haus war nicht unbewohnt und die Bewohner waren offensichtlich nicht auf Besuch eingestellt. Dennoch bemühte man sich, die sozialen Gepflogenheiten des Ödlands einzuhalten, was dazu führte das Dr. Grant beinahe von der Ladefläche des Pick-Up geschossen wurde.
Nicht nur das dort ein passabler Schütze am Fenster saß, nein die Treppe zu seinem Stockwerk war auch noch ordentlich vermint. Maxine flogen die Splitter nur so um die Ohren und es war viel Glück im Spiel, daß sie nahezu ohne Kratzer aus diesem Dilemma entkommen konnte.
Das Feuergefecht lief noch einige Zeit, aber wenn der Gegner doppelt so viele Spieler auf dem Feld hat, steht das Ergebnis eigentlich schon fest.
Im Nachhinein handelte es sich bei dem Angriff möglicherweise um einen fatalen Irrtum, den in der Wohnung des schießwütigen Mannes angekommen, wurde das Bild etwas klarer. Die einzigen Bewohner waren ein alter, jetzt toter Mann, seine alte, jetzt tote Frau und der gefährliche, jetzt tote Bullterrier.
Von einer 627 keine Spur, aber man wußte ja auch nicht, was das überhaupt sei.
Im obersten Stockwerk wurde man endlich fündig. Im abgesackten Teil des Hauses unter einer flohbefallenen Matraze verdeckt fand man 627. Ihr vorheriger Besitzer hatte ganz offensichtlich ein Faible für Handfeuerwaffen und die modifizierte Smith und Wesson 627 Target Champion war wohl sein liebstes Stück. Gut verpackt mit dem noch frisch duftendem Holster aus Rindsleder hatte die Waffe die schlimmen Zeiten derart gut überstanden, daß man Ihren Zustand als "brandneu" bezeichnen konnte.
Die Wunden wurden versorgt, Wohnungen durchsucht und dann machte man sich wieder auf die Suche nach dem Vault TEK HQ. Der Lomita Boulevard zieht sich von Westen nach Osten durch die ganze Innenstadt von L. A., und nach ein paar Umwegen, aufgrund zerstörter Brücken, fand man auch das eigentliche Ziel.
Das Begrüßungskomitee bestand hier aus einer Rakete, die den Pick-Up zwar verfehlte, aber das nötige Adrenalin herbeischaffte, daß benötigt wurde um den Wagen zu sichern und sich auf die anstürmende Horde Raider einzustellen. Die Angreifer gingen bei ihrem Angriff stümperhaft vor und so wurden sie auch ohne Probleme besiegt.
Eine kurze Überprüfung der Lage zeigte auf, daß dies nicht die einzigen Bewohner des Hochhauses waren und so suchte die Gruppe nach einer Möglichkeit, ungesehen hinein zu gelangen. Durch die Tiefgarage des dem VT HQ gegenüberliegenden Gebäudes kamen sie zwar näher ran, aber Chris wurde von einigen Schützen schwer verwundet und mußte sich erst einmal von Dr. Grant verarzten lassen.
Boris kam mit einem Plan auf, daß Chris, zusammen mit Dr. Grant, die Strasse zum VT HQ überquerte, während Maxine und er Feuerschutz aus den oberen Etagen gaben. Gesagt, getan.
Kein Plan überlebt den ersten Feindkontakt. So sagt es Murphy's Gesetz. Nicht nur, daß sich einige Raider nach dem desaströsen Auftritt ihrer Kollegen, bereits an die Tiefgarage geschlichen hatten, nein, auch die Schützen in dem Gebäude haben nach dem ersten Kontakt Verstärkung angefordert.
So kam man gerade rechtzeitig, bevor die Halunken sich mit dem Wagen aus dem Staub machen konnten, aber Feuerschutz gab es nicht, da Boris und Maxine selbst unter massivstem Beschuss eines Scharfschützen standen.
Allen Widrigkeiten zum Trotz schaffte man es völlig fertig zum Eingang des VT Gebäudes. Aus einem erst später ersichtlichen Grund war die niedrige Treppe der Eingangshalle mit unzähligen Bohlen und Brettern belegt. Auf der Gallerie über dem Eingang, wartete schon die nächste Überraschung. Raider stießen eine, an einer Kette befestigte, 300 Kilo Statue vom Sims, die Boris beinahe an der Wand zerklatscht hätte. Auch der Doktor mußte in Deckung springen und löste so eine Sprengfalle unter den Brettern aus.
Von jetzt an mußte es schnell gehen. Mit einer waghalsigen Aktion stürmte Chris nach vorne, warf sich rücklings zu Boden und schlitterte, während er die Raider unter Beschuß nah unter eine der beiden Rolltreppen.
Der Rest rannte rechts und links unter der Gallerie entlang und feuerte aus allen Rohren auf die vermeindlichen Angreifer über ihnen. Nachdem sich der Rauch gelegt hatte, waren alle vier Raider tot und der Weg frei ins Innere des Gebäudes.
Eine Sprengfalle in einem der Rezeptions-Computer hielt eine weitere Besonderheit für Dr. Grant bereit. Es handelte sich in Wirklichkeit um eine Bombenattrappe. Es kostete ein paar Stimpaks um die Gruppe wieder in einen einsatzfähigen Zustand zu bringen. Aber bei den bisher geschlagenen Schlachten, war es eher ein Wunder, daß noch keiner ums Leben gekommen war.
Aufgrund der Zerstörung im Erdgeschoss beschloss man, die Suche nach Hinweisen auf die ganze Scheisse, im ersten Stock zu beginnen.
Mit einem erbeuteten Raketenwerfer fühlte man sich weitaus sicherer, wären da nicht ständig diese unheimlichen Geräusche. Gelächter, zuschlagende Türen, wilde Schreie, die noch lebenden Raider verstanden sich durchaus, eine Gruselstimmung zu erzeugen, daß sich einem die Zehennägel aufrollten. Chris war der Spielchen müde und antwortete mit einer Rakete in den westlichen Flur...
Das Gelächter war verschwunden und der nächste Feind in Sicht. Ohne auf die Anderen zu warten, warf sich der ehemalige Navy Seal auf einen Bürowagen und rollte mit ihm den Gang hinunter. Leider bremste ihn der Schutt im Gang, so das er sich, immer noch auf dem Bürowagen liegend, direkt in der Schusslinie der hier ansässigen Raiderrunde wieder fand.
Der Doktor rettete seinen lebensmüden Arsch mit einem gezielten Tritt gegen den Wagen und schon flog das Blei durch die Luft.
Die Gegner waren an Zahl und Fertigkeit der Gruppe nicht gewachsen. Schnell und ohne weitere Eskapaden entledigte man sie ihren unseeligen Aufenthalt auf dem was von Mutter Erde übrig geblieben war.
Während ihrer Suche nach Informationen, wurde Maxine im Garten auf eine Stimme aufmerksam, die durch ein altes Intercom sprach. Nach wenigen Sätzen war klar, daß sich ihr Ziel auf dem Dach des Gebäudes befand und das sich eine ganze Horde von Raidern gerade zusammen rotteten um den Eindringlingen nun ein für alle Mal, den garaus zu machen.
Keine Sekunde zu spät verschantze sich die Gruppe an der Rezeption, als die Hölle losbrach. Dutzende von Raidern stürmen auf ein Signal hin die Lobby des Vault Tek HQ. Von unten, oben, rechts und links hagelte es Blei. Der Angriff war heftig, es schien als hege Marian einen den anderen verborgenen Todeswunsch, als sie die Deckung verlies und inmitten eine Raidergruppe stürmte und einen Gegner nach dem anderen mit dem Schlagstock erledigte.
Der Kampf dauerte zehn Minuten, aber allen Überlebenden kam es wie eine Ewigkeit vor. Von der einstigen Mamorrezeption war, auch dank Boris' Handgranate, nur noch ein trauriger Rest übrig und fast alle Protagonisten waren in irgendeiner Form verletzt. Die Lobby war ein einziges Schlachtfeld. Mehr als 30 Raider lagen überall verstreut, einige hingen von der Galerie, andere standen, wie durch Zauberei, noch auf den alten Rolltreppen, als hätten die Körper einfach vergessen umzufallen.
Der Doc machte sich an sein Werk und schaffte es, die Gruppe zumindest soweit zu verarzten, daß alle wieder gerade stehen konnten.
Nach einer viel zu kurzen Pause begann der Aufstieg durch das Gebäude. Durch die vielen Beschädigungen glich der Bürokomplex eher einem Labyrinth. Es dauerte 3 Stunden bis das Dach erreicht wurde, aber auch dann war der Gruppe keine Pause vergönnt. Ein Sicherheitsbot, bewaffnet mit einem Zwillingslasergewehr und einer Schnellfeuerkanone wurde schnell zu einer unüberwindbaren Gefahr. Selbst die bestgezieltesten Schüsse hinterliesen nichts als Kratzer auf seiner Panzerung.
In einem selbstmörderischen Kraftakt warf sich Boris auf den Roboter und stürzte mit ihm über die Brüstung im 40. Stock...
Zuvor hatte er sich mit einem Seil gesichert und so genoß er in 140 Metern Höhe den ANblick wie der Sicherheitsbot auf dem Boden aufschlug und in einer spektakulären Explosion vernichtet wurde.
Durch die Stimme in der Gegensprechanlage war man sich bewußt, daß noch mindestens ein schwerer Gegner zwischen der Gruppe und dem Dach stand.
Und Himmel, schwer war, nachdem was die Gruppe in den letzten Stunden durchleiden mußte, wahrlich untertrieben. Der Anführer der Raider hatte offensichtlich einige Strahlungsdosen zuviel abbekommen und er begann den Kampf mit zwei Revolvern, wechselte aber schnell zu einem Vorschlaghammer, mit dem er Marian bewußtlos schlug und sich dann Boris zuwandte. Letzterer mußte einige Schläge einstecken und ging ebenfalls zu Boden. Mehr als 20 direkte Treffer waren nötig um den mit Drogen aufgeputschten Mutanten zu fällen. Und auch, wenn sie wieder einmal siegreich waren, der Doc konnte keine Wunder vollbringen. Mehr schlecht als recht schleppten sie sich aufs Dach und öffneten unter Anleitung der geheimnisvollen Stimme einen geheimen Zugang im Innenhof. Nach dem Abstieg fanden sie dort unten, wie sie zuerst dachten, ein Vault. Aber im Nachhinein war es ein Rechenzentrum und die geheimnisvolle Stimme entpuppte sich als ein moderner Computer, der mit einer ausgesprochen weit entwickelten KI aufwarten konnte.
Nach einem langem Gespräch, war klar was die KI wollte: Freiheit.
Man entschied sich, die KI auf einem Datenträger mitzunehmen und sie, wenn sich die Möglichkeit bot, in einen Brainbot zu laden.
Als Austausch dafür überspielte die KI einige Vaultlokationen der Westküste auf die Pipboys der Gruppe.
Man war zwar immer noch angeschlagen, aber alle freuten sich schon auf ein weiches Bett in Harpertown, daß ja nur wenige Stunden entfernt war, wenn man ein Auto hätte...