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[Setting - Meta] "Das Leben ist kein Ponyhof" - Mißkonzeption ?
ArneBab:
--- Zitat von: Erik Erikson am 6.08.2010 | 17:31 ---Zweitens würfeln auch solche Gruppen nicht jeden dritten Abend neue Chars aus. Warum?
--- Ende Zitat ---
Paranoia ist darque! ;)
ArneBab:
--- Zitat von: Mister Nails am 6.08.2010 | 17:43 ---Wenn ich in einem Fantasysetting dem einen SC sein geliebtes Pferd stehlen und kurz vor der Rettung sterben lasse, dann kann das für den einen Spieler Ausdruck der Düsternis des Settings und eine willkommene neue Motivation für seinen Charakter darstellen. Für den anderen Spieler (der privat vielleicht in jüngerer Zeit einige herbe Verluste einstecken musste) wäre das aber ein total frustrierendes Erlebnis.
…
Aber das sind ja irgendwo wieder Selbstverständlichkeiten.
--- Ende Zitat ---
Ich denke, das sind eben leider oft keine Selbstverständlichkeiten, und Bezeichnungen wie „Das Leben ist kein Ponyhof“ oder „Spiel für große Jungs“ machen es schwerer, das anzusprechen. Gerade Spielern, für die der Tod des Charakters ein wirkliches Problem wäre (weil sie z.B. gerade etwas instabil sind o.ä.) fällt es häufiger schwer, gegen solche Kampfbegriffe (auch das übrigens ein Kampfbegriff :) ) ihre persönlichen Grenzen zu verteidigen.
Eulenspiegel:
Ich finde, Ponyhof oder darque hat nichts mit der Schwierigkeit zu tun, sondern eher mit der inneren Einstellung der SCs und NSCs.
Nehmen wir z.B. "Superman". Das ist für mich Ponyhof. Nicht weil Superman so toll ist. Und auch nicht, weil Superman immer gewinnt. Sondern aus zwei einfachen Gründen:
1) Superman ist GUT! Er würde seine Feinde niemals töten. Er besiegt seine Feinde. Aber er gibt niemals die Hoffnung auf, dass seine Feinde sich bessern und ihren bösen Taten abschwören.
2) Die normale Bevölkerung ist gut! Die Bevölkerung ist zwar schwächlich und kann selten etwas ausrichten, aber sie versucht es zumindest. Die normale Bevölkerung versucht nicht bei jeder Gelegenheit, Superman zu hintergehen.
Oder Star Trek - TNG:
Die Förderation ist GUT!. Sie betreibt keinen Kultur-Imperialismus (1. Direktive) und sie schaltet die Phaser meistens nur auf Betäubung. Viele Folgen in der TNG-Serie drehen sich darum, wie Captain Picard versucht, ein Problem gewaltfrei zu lösen.
Was ist für mich darque:
Shadowrun ist darque: Man spielt Söldner, die bereit wären, für ein paar Nuyen ihre Schwiegermutter zu verkaufen und ihre eigene Tochter zu erschießen (oder auch mal andersrum).
Kult ist darque: Eine Möglichkeit Macht zu erhalten ist z.B., seinen eigenen Körper zu verstümmeln.
Bei Vampire in der alten WoD bin ich zwiegespalten:
Wenn man die Camarilla spielt, ist das ganze recht ausgeglichen. (Man spielt zwar Vampire, und die Welt ist recht düster. Aber man spielt schon irgendwie die halbwegs Guten.)
Wenn man dagegen den Sabbat spielt, so würde ich das eindeutig als darque bezeichnen.
Ein:
Oder anders ausgedrückt, beim Ponyhof hängt der Erfolg einer Aktion vor allem davon ab, ob sie moralisch richtig ist.
YY:
--- Zitat von: Waldviech am 4.08.2010 | 17:54 ---Kaum einer würde ein RPG bespielen, bei dem James Bond und Colt Sievers an den realitätsgetreuen Folgen eines Autounfalls sterben. Es ist einfach cooler, wenn die Verfolgungsjagden so ablaufen wie im Actionfilm.
--- Ende Zitat ---
Hier sitzt so einer - ich hatte z.B. einen Heidenspaß an Millennium´s End, das unser SL auch genau so geleitet hat.
Das ist aber mMn eine recht undurchsichtige Vermischung mehrerer Faktoren.
Im Actionfilm klappen solche Aktionen ja dann auch per "Autor fiat" - das kann man im RPG durch entsprechende Regeln erreichen, oder, wenn sie nicht die Regel, sondern die spektakuläre Ausnahme sein sollen, mit Gummipunkten o.Ä..
Actionfilm-artige Aktionen werden dann langweilig, wenn sie die Regel sind und nicht mehr mit der Realität verglichen werden.
Dann sagt nämlich keiner mehr "Krasse Sache", sondern "Das machen wir doch immer so".
Mit "Realismus" im Rollenspiel versucht man auch zu erreichen, dass wirklich krasse/gefährliche Sachen auch (wieder) so wahrgenommen werden bzw. tatsächlich wieder so sind (siehe Liquid Nights "echte Spannung" und "echte Siege").
Dabei ist dieses Streben nach Realismus freilich nicht universell umsetzbar, sondern nur für bestimmte Spielstile und Genres geeignet bzw. konstituiert ab einem gewissen Punkt einen eigenen Spielstil.
Deswegen ist es für mich unverständlich, wenn z.B. bei D&D die "das ist aber unrealistisch"-Keule geschwungen wird.
Bei anderen Systemen und Settings hat man aber bisweilen durchaus etwas davon, manche Sachen näher an die Realität zu bringen.
Ich halte es für einen großen Fehler, Realismus für grundsätzlich jedes Setting und Genre als erstrebenswert zu betrachten.
Umgekehrt kann ich auf der anderen Seite nicht nachvollziehen, dass "realistischem" Spiel bisweilen pauschal jede Existenzberechtigung und jeder Spielspaß abgesprochen wird.
Unter dem Stichwort "Ponyhof-Rollenspiel" fallen mir eher Sachen ein wie Schummeln zugunsten der Spieler, Reduzieren der Charaktersterblichkeit, das Fehlen "echten" Scheiterns (was auch einfach mal nur heißen kann, ein Abenteuer nicht oder nicht optimal gelöst zu haben) und Ähnliches.
"Unrealistische" Settings bezeichnet das für mich erst mal nicht.
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