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[Setting - Meta] "Das Leben ist kein Ponyhof" - Mißkonzeption ?
carthoz:
--- Zitat von: Liquid Night am 10.08.2010 | 23:26 ---Meine "interessante" Interpretation von Lewis sollte mehr oder weniger ausdrücken, dass ich tiefe Weisheiten über das Erwachsensein von Cambridge-Professoren etwa genauso spannend finde wie die von Rollenspiel-Nerds.
--- Ende Zitat ---
Ein Hoch auf Schubladen. Das passt übrigens auch großartig zum Thema hier.
Wulfhelm:
--- Zitat von: Liquid Night am 10.08.2010 | 23:26 ---Ponyhofspieler, die sich rächen wollen
--- Ende Zitat ---
Wie meinen? Wer würde so etwas wollen? :D
--- Zitat ---bzw. dem taktischen Wissen in solchen Plots überhaupt Land zu sehen.
--- Ende Zitat ---
Ich bin leicht verwirrt. Ist es jetzt einfach nur schwierig und arbeitsintensiv? Also "Insane mode with friendly fire turned on" sozusagen? Oder auch wie erwähnt "stilistisch", also so mit richtig fiesen Sachen und so?
Also, prinzipiell ist es egal, weil weder das eine noch das andere etwas mit "großen Jungs" zu tun hat und es in meinen Augen eine Albernheit sondergleichen ist, sich das einzubilden. Aber ich wüßte es halt schon gern.
korknadel:
--- Zitat ---Und zusätzlich wird es eben auch kein Pony sein, sondern ein Motorrad mit Raketenwerfern.
--- Ende Zitat ---
Da haben wir es wieder.
Liquid Night, ich habe Dich schon verstanden, irgendwie. Ich habe nur quergeschossen, weil mir die ganzen Begrifflichkeiten und damit verbundenen Schubladisierungen missfallen. Und freilich sollte mein Ponyhof-Beispiel als ein übertragbares Muster aufgefasst werden.
Nun hängst Du das ganze an Konsequenzen auf. Und darüber kann man reden. Man kann sagen, ob man eher einen Spielstil mit Konsequenzen bevorzugt (wieso die immer gleich "hart" sein müssen, ist mir ein Rätsel) oder ob man eher alle Fünfe grade sein lassen will -- schlecht gewürfelt? Nicht so schlimm, der Reitlehrer fängt Dich auf, bzw. die Steuer-KI des Raumschiffs hat ein chirurgisches Notfallprogramm und kann Splitter aus Schädeln entfernen.
Aber das ist doch einfach nur eine Frage des Spielstils, die sowohl jugendliche als auch erwachsene Spieler untereinander beantworten müssen, bzw. entscheiden müssen, welchen der beiden Stile (oder welche Mischform davon) sie haben möchten.
Nach Deiner Definition ist Mensch ärgere Dich nicht also ein Spiel für große Jungs, denn bei kaum einem anderen Spiel muss man so offensichtlich mit guten wie mit schlechten Konsequenzen leben. Und ohne etwas gegen dieses Spiel sagen zu wollen (Ich spiele es immer mit meiner Großtante, wenn ich sie im Altenheim besuche, und irgendwie macht es Spaß), aber es erscheint mir doch kein Spiel für große Jungs oder "alte Säcke" zu sein.
Insofern stört mich einfach diese Bilder-/Assoziationskette: >Ponyhof -- Kuschelcke -- keine Konsequenzen -- Weichei -- Mädel< versus >große Jungs -- harte Konsequenzen -- Erwachsensein -- Männlichkeit<. Wenn solche Gegensätze ironisch gebraucht werden, kümmert mich das nicht. Aber wenn die Begriffe Konsequenzen, große Jungs und Reife immer wieder aneinander gekoppelt werden, dann regt sich Widerspruch in mir.
Erstens müssen Mädels, Jungs und selbst Ponies für gewöhnlich mit Konsequenzen leben. Und Kids im übrigen auch, ich glaube sogar, dass sie es in einem höheren Maße müssen, denn Erwachsene haben aufgrund ihrer Erfahrung -- da gebe ich Dir in gewisser Weise recht -- viel eher die Möglichkeit, sich rechtzeitig und erfolgreich vor Konsequenzen zu drücken als das Kindern und Jugendlichen möglich ist. Darum nehmen blutige Nasen und kaum zu überlebende Peinlichkeiten im Alter für gewöhnlich ab.
Ich sehe durchaus die von Dir skizzierte Unterscheidung in Spiel mit Konsequenzen und Spiel ohne Konsequenzen. Ich glaube nur, dass es kein Mangel an Reife oder Erwachsensein sein muss, wenn man sich für den zweiten Spielstil entscheidet, dass man nicht gleich seine Infantilität beweist, wenn man sich nicht mit wachen und gewitzten Sinnen, gestählten Muskeln, "panthergleich" etc in die darwinistische Schlacht ums Überleben in einer von Raketen werfenden Motorrädern bevölkerten Welt stürzt. Ist es nicht vielmehr eine reife Entscheidung zu sagen: "Heut habe ich mich schon so viel geärgert, jetzt spiele ich heute Abend nicht auch noch Mensch ärgere Dich nicht, sondern setze mich lieber in die Kuschelecke im Ponyhof"?
Und das alles vollends, weil es eben nur um Spielstile geht und alles nur ein Spiel ist, wo Kategorien wie "Erwachsensein bzw. groß Sein" (mit der Kategorie "hart Sein" sieht es, je nach Spiel, natürlich anders aus :D) ohnehin eine enorm untergeordnete Rolle spielen, denn das hat Wulfhelm doch ziemlich richtig formuliert:
--- Zitat von: Wulfhelm am 10.08.2010 | 20:25 ---Ich verrate Dir mal ein Geheimnis: Keine wie auch immer ausgestaltete Freizeitbeschäftigung, bei der Du mit einem halben Dutzend Geeks am Tisch so-tun-als-ob-plus-Würfeln spielst, macht Dich in irgend einer Weise "hart". Oder "erwachsen". ~;D
--- Ende Zitat ---
ArneBab:
--- Zitat von: Wulfhelm am 10.08.2010 | 22:59 ---Und was das Thema angeht: Der Threadstarter hat doch sein Unverständnis darüber kundgetan, was an "hart&dreckig" so besonders ist, oder nicht? Und ich sage dazu mal: Dass es "erwachsen" ist, schonmal nicht.
--- Ende Zitat ---
Um das einfach nochmal hervorzukramen: Die Frage war:
--- Zitat ---Ich las des öfteren den Begriff "das Leben ist kein Ponyhof", an ein paar wenigen Stellen sogar den Begriff Hotzenplotz".
Dieser Begriff wurde genommen, um zu beschreiben, (so, wie ich den Verwender dieser Worte verastanden habe, kann mich natürlich auch irren), wie ein Setting NICHT sein sollte, beziehungsweise, wie man es "realistischer" machen sollte.
…
Ich habe nicht verstanden, warum ein "Ponyhof-Setting" "ver-realistischiert" werden sollte, indem man einfach Schmutz, Fäkalien und Das Verbrechen (TM) hinzufügt.
--- Ende Zitat ---
Mir persönlich geht es dabei schon ganz grundlegend darum, dass (1) die Aussage „das Leben ist kein Ponyhof“ eine rein subjektive Wertung zum Allgemeingut erklärt und andere Meinungen runtermacht, so dass sie in freundschaftlichen Gesprächen sowieso nicht genutzt werden sollte.
Einen Schritt tiefer sind dann die Fragen: (2) Warum sagen Leute, düster sei besser als sanft? (3) Warum soll düster realistischer sein?
(1) haben korknadel und ich meiner Meinung nach bereits ausreichend dargelegt. Bei (2) hat kornadel schön widerlegt, dass die exakten Handlungen (mit Bazooka oder Reitgerte) keinerlei zwingende Bedeutung haben. Und (Name gerade nicht präsent, bitte melde dich :) ) hat beschrieben, dass es um Konsequenzen der eigenen Handlungen geht – wobei mir nicht ganz klar ist, ob sanfte Konsequenzen ein Spiel schon nicht-mehr-Ponyhof machen.
Also fehlen nur noch die Fragen: (a) Was ist realistisch? (b) Gibt es einen prinzipiellen Unterschied zwischen „ihr habt es nicht geschafft, deswegen kriegt ihr nur die braunen Ponies“ und „ihr habt es nicht geschafft, deswegen sterben eure Ponies einen langsamen, schrecklichen Tod während ihr gefesselt daneben liegt und alles mitanschauen müsst“? Was dann auf (c) führt: Was sehen die Gegner des Ponyhofes eigentlich als das Problem an? Ist das ein allgemeines Problem oder ist es einfach eine individuelle Vorliebe?
Habe ich was vergessen?
ArneBab:
--- Zitat von: korknadel am 11.08.2010 | 09:11 ---Insofern stört mich einfach diese Bilder-/Assoziationskette: >Ponyhof -- Kuschelcke -- keine Konsequenzen -- Weichei -- Mädel< versus >große Jungs -- harte Konsequenzen -- Erwachsensein -- Männlichkeit<. Wenn solche Gegensätze ironisch gebraucht werden, kümmert mich das nicht. Aber wenn die Begriffe Konsequenzen, große Jungs und Reife immer wieder aneinander gekoppelt werden, dann regt sich Widerspruch in mir.
--- Ende Zitat ---
Ich wünschte, das hätte ich so klar beschreiben können :)
Es geht mir um Schubladen, in die Leute gesteckt werden, weil sie eine bestimmt Vorliebe haben. Anders gesagt: Vorurteile, die durch die Wortwahl aktiv geschürt werden.
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