Autor Thema: [The Pool] Probleme mit The Pool / Eure Tipps und Erfahrungen.  (Gelesen 1329 mal)

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Malachit

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Ich mag The Pool vom Drüberlesen her sehr gerne. Daher will ich es demnächst mal ausprobieren. Ich stoße nur auf so manche Fragen, die mir das Regelwerk nicht beantworten kann und hab auch noch keine Lösung dafür gefunden. Ich möchte die Regeln ungern umkrempeln oder so "hausregeln", dass man The Pool nachher nichtmehr wiedererkennt ;)

Meine Probleme sind folgende:

1. Problem: Wie unterteile ich die Konflikte so, dass sich die Spieler nicht in die Quere kommen? Wenn alle auf einmal würfeln, will vielleicht jeder einen Siegesmonolog halten. Das stell ich mir aber schwierig vor, denn dann kann der Erste, der den Monolog hält, allen anderen doch theoretisch die Show stehlen, wenn ich als SL nicht eingreife, oder? Und eingreifen will ich nicht immer müssen!

2. Problem: Kann ich ein absolutes Obermonster oder den Superschurken auftauchen lassen, das/der nicht gleich im Siegesmonolog vom erstbesten Spieler zerissen wird, der eine Eins gewürfelt hat? Wie kann ich eine ganze Gruppe an dem Konflikt teilnehmen lassen, wenn der erste Spieler mit einem Erfolg direkt den Tod des NSCs für sich entschieden sieht?

Wie sind Eure Erfahrungen mit The Pool im Hinblick auf das Gruppenspiel? Sind meine obene erwähnten Sorgen vielleicht doch schnell aus der Welt zu schaffen?

Offline Dr.Boomslang

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Zu 1.: Du als SL unterteilst gar keine Konflikte. Du kannst natürlich den Spielern dabei helfen ihre Ziele sinnvoll zu formulieren, aber es gibt im Prinzip keine Konkurrenz im Spiel. Man würfelt nicht gegeneinander, sondern nur gegen die eigenen Ziele. Wie man die Ziele nachher zu einer Erzählung zusammenfasst ist im Zweifel natürlich das Problem des SL, oder desjenigen der erzählt.
Ansonsten gilt es natürlich die Regeln für Siegesmonologe zu beachten, d.h. nicht in andere Charaktere eingreifen und nicht Etabliertes ignorieren.

Wenn Spieler tatsächlich gleichzeitig Würfeln wollen und gleiche Ziele haben oder direkt in Konkurrenz treten und sich ihre Erfolge gegenseitig ausschließen, gibt es keine Möglichkeit das mit dem System zu lösen. Man muss dann entweder so verhandeln bis sich die Ziele nicht mehr strikt ausschließen, oder man muss sich eine Methode ausdenken wie man Spieler gegeneinander Würfeln lässt (ich meine so was gäbe es auch schon).

Zu 2.: Als SL musst du auf eine ganz gewisse Art leiten. Du kannst und musst zwar eine Handlung vorbereiten und voran treiben, du musst aber immer damit rechnen dass Spieler ganz entscheidende Details verändern werden. Du kannst dich also z.B. nicht darauf verlassen dass derjenige der Oberböse ist den du als solchen geplant hattest, aber das ändert ja nicht viel daran dass es eventuell noch einen gibt.
Sollte es in eurem Spiel ungeschriebene Regeln darüber geben wie die Dramaturgie zu verlaufen hat, z.B. dass der Oberböse, den du als solchen einführst, erstmal unantastbar ist, dann müssen die Spieler diese Ansicht teilen und selbst entsprechend spielen. Pool funktioniert nur dann, wenn die Spieler wissen welcher Einfluss auf das Spiel es für die anderen interessanter macht und welcher dem Spiel schadet.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Im Prinzip das, was Boomslang sagt. Pool braucht eine klare Gruppenagenda und großes Einvernehmen von Spielleiter und Spielern - alle müssen wissen, was sie wollen, welche Genrekonventionen es gibt etc.

Zum Thema Endkampf/Oberbösewicht kann ich auf unsere HarryPotter-Pool-Runde bei Vermi verweisen. Unsere Charaktere standen Bellatrix Lestrange und einigen Todessern/Minions gegenüber. Den Spielern war klar, dass im direkten Kampf gegen Bellatrix keiner eine Chance hätte, deswegen haben wir unsere Ziele im Endkampf entsprechend anders gesteckt und uns halt mit ihren Handlangern und Verbündeten duelliert, bis Auroren eintrafen und Bellatrix die Fliege machte. Es war also allgemeiner Gruppenkonsens, dass sich die Charaktere nur mit Gegnern messen, denen sie gewachsen waren. Den Oberschurken haben wir aber dennoch 'besiegt' weil seine Pläne völlig den Bach runter gingen. Und zu diesem Sieg trug jeder Charakter dadurch bei, dass er eben ein Teilziel des großen Konflikts errang.

Umgebrochen auf deine Runde: wenn du einen Öberbösewicht auftauchen lässt und es zu einem Kampf kommt, mach den Spielern klar, welche Bedeutung der Kampf hat. Ist es nur ein Geplänkel irgendwo im ersten oder zweiten Akt der Story? Dann kommt der Oberbösewicht natürlich lebendig davon, egal wie hart ihm die Charaktere zusetzen. Ist es die finale, alles entscheidende Konfrontation am Höhepunkt der Story? Dann grünes Licht für die Spieler! Aber sie sollten in ihrem eigenen Interesse dafür sorgen, dass der Abgang des Schurken cool und spannend wird. Niemand will sehen, wie Darth Vader mit einem einzigen Schlag umgehauen wird. Vertrau hier deinen Spielern, das System von Pool wird dir dabei nicht helfen (will und soll es auch gar nicht).

Offline Lord Verminaard

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Kann mich meinen Vorrednern voll und ganz anschließen. Vielleicht noch zwei Ergänzungen:

Erstens: Ich finde, The Pool schafft es hervorragend von ganz alleine, dass Spieler sich selbst zurücknehmen und nicht in einem Siegmonolog ihren Charakter zum größten Helden unter der Sonne mutieren lassen, der mit Links die Welt rettet und dabei mit Rechts noch ein paar Spiegeleier brät. Allein die Tatsache, dass sie es in jedem Siegmonolog jederzeit könnten, macht es witzlos. Bzw. wenn du Spieler hast, die genau das tun würden, dann solltest du vielleicht von The Pool Abstand nehmen.

Zweitens: Es ist bei The Pool möglich, mit fast keinem Setting und keinen Genre-Konventionen zu starten und all das während des Spiels zu etablieren. Im Zweifel muss dann ein Spieler, dem was nicht passt bzw. der meint, eine bessere Idee zu haben, die Würfel sprechen lassen. Ich würde dies aber, gerade für den Einstieg, auf keinen Fall empfehlen. Viel leichter geht das Spiel von der Hand, wenn man eine starke und allen gut vertraute Vorlage hat (wie in der von Enkidi angesprochenen Runde z.B. Harry Potter), an der sich alle orientieren und die der Gruppe gewissermaßen sicheren Boden unter den Füßen verleiht.
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Offline Lord Verminaard

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Oh, und P.S.: Keine Angst vor einem gut ausgearbeiteten Abenteuer-Hintergrund. Die Spieler werden dir davon weit weniger „kaputt machen“, als du jetzt vielleicht befürchtest. Klar wirst du gelegentlich ein paar Anpassungen vornehmen müssen, und die Handlung wird bestimmt ganz anders verlaufen, als du es erwartet hast. Aber mit einem gut ausgearbeiteten Hintergrund im Rücken wirst du dafür bestens gewappnet sein und diese Unberechenbarkeit macht ja gerade den Reiz aus.
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Malachit

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Allein die Tatsache, dass sie es in jedem Siegmonolog jederzeit könnten, macht es witzlos. Bzw. wenn du Spieler hast, die genau das tun würden, dann solltest du vielleicht von The Pool Abstand nehmen.

Die Gruppe für ein pool-gestützes Abenteuer oder eine Kampagne müsste ich mir noch suchen, aber ich glaube nicht, dass sich in meinem Bekanntenkreis viele dieser Spieler befinden, die diese One-Man-Show abziehen würden. Danke aber schonmal für die ganzen Hinweise! Hoffentlich klappt es so gut wie ich es mir wünsche.


Offline Lord Verminaard

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Dann mal viel Erfolg! :) Hier im Forum findest du sicher auch Rat und Hilfe, wenn es an die konkrete Vorbereitung geht.
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Malachit

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Danke :)

Offline PiHalbe

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Besser zu spät als nie: ein paar Ideen über das Leiten von The Pool finden sich auch am Ende unserer Zamonien-Chronik summiert.