Coltrane Step 9: Interstellar Space
Das ist nicht die allerletzte Aufnahme Coltranes, aber doch zumindest das letzte Album, das als solches von ihm konzipiert wurde. Insofern ist es auch mein vorerst letzter Coltrane Beitrag hier im Strang.
Coltranes Fans waren irritiert über den Weggang seines Weggefährten, des Drummers Elvin Jones und Coltrane stand deshalb möglicherweise ein wenig unter Rechtfertigungsdruck. Von daher hat er 1967 noch einmal das Studio genutzt, um in sicherer Umgebung ein paar Experimente anstellen zu können. Auf "Interstellar Space" spielt Coltrane im Duo mit Jones´ Nachfolger, Rashied Ali. Das gesamte Album enthält nur John Coltranes Tenorsaxophon und Alis Schlagzeug... ach ja, und noch ein wenig Glöckchengeklimper von Coltrane. Dem Space-Thema entsprechend sind die Stücke auf dem Album nach Planeten benannt, von denen mir die Venus am besten gefällt, weil mir hier Coltranes Saxophon-Sound am besten gefällt. Coltrane spielt völlig frei über 8 1/2 Minuten hinweg, verliert sich immer wieder in ein paar charakteristischen Wechselnoten, probiert ein paar Skalen aus, hängt ein Motivfragment an das andere, grummelt, probiert ein paar andere Sounds aus, bleibt auf ein paar Tonrepetitionen hängen, entwickelt daraus ein weiteres Motiv... so mäandert sein Spiel ohne formale Stützpfeiler von einem Moment zum nächsten. Trotz aller Freiheit bleibt sein Klang hier relativ traditionell: Wir hören ein Saxophon und keine Fahrradpumpe. Rashied Ali ist ein aufmerksamer Begleiter, der Coltranes Gedanken mit ametrischen Rhythmen anreichert und auf neue Ideen sensibel eingeht. Das Stück beginnt mit Coltrane, der ein paar Glöckchen klingeln lässt und genauso endet es auch... Alpha und Omega, wenn man will. Das reicht an formaler Absicherung.
John Coltrane: VenusIm selben Jahr noch starb Coltrane an Krebs. Was er nicht mehr erlebt hat, ist das Ende der Avantgarde. Während sich also beispielsweise Ornette Coleman nach der totalen Freiheit zwangsläufig Gedanken über seine nächsten Schritte machen musste (und dabei erstmal eine lange Krise zu überwinden hatte), gab es Coltrane schon nicht mehr. Schade. Seine individuelle Art des
Weitermachens hätte mich sehr interessiert.