@ Luxferre: Gefällt dir das? Dann hör´ dir doch vielleicht gleich noch Mendelssohns´ außergewöhnliches Streichoktett an. Das Werk gibt´s natürlich mehrfach bei youtube. Ich habe folgende Interpretation verlinkt, weil:
- die Aufnahmetechnik für eine Liveaufnahme ganz ordentlich ist
- die Musiker erstklassig sind und für meine Begriffe Mendelssohns jugendlichen Geist bei der Komposition des Werkes vermitteln können.
- der Aufführung eine Ansage vorausgeht, die ich sympathisch finde.
- die Interpreten im Stehen spielen (abgesehen von den Celli natürlich): das ist in meinen Augen die absolut adäquate Aufführungshaltung für dieses Stück! Es sollte nach Möglichkeit im Stehen gespielt werden!
Felix Mendelssohn-Bartholdy: Streichoktett, op. 20Ich habe bei dem Werk (besonders beim ersten und vierten Satz) großen Spaß daran, mir einen jugendlich-romantischen Heißsporn vorzustellen, der seine gesamte Umwelt mit großer emotionaler Anteilnahme und Leidenschaftlichkeit umarmen möchte.
Angesichts der allgegenwärtigen Misere unserer Tage bleibt mir nur zu sagen: Alle Menschen sollten dieses Stück hören!
Nun zu meinem eigenen Anliegen:
Ich wollte doch ganz dringend noch ein Miles Davis Stück verlinken, das seine Zusammenarbeit mit dem Arrangeur Gil Evans dokumentiert. Ein einziges? Ja, ein einziges. Ich muss also zum Kern vorstoßen.
Miles Davis hat vier Alben mit Gil Evans gemacht. Hier meine ganz subjektive Einschätzung:
1. Miles Ahead (1957): Ein gelungener Start mit Luft nach oben
2. Porgy and Bess (1958): Meisterwerk! Allerdings beruht es auf Arrangements eines einzigen älteren Werkes: George Gershwins Oper "Porgy and Bess" eben. Wer dieses Werk kennt, entdeckt interessante, interpretatorische Details. Wer beide Werke kennt, ist vielleicht irgendwann gelangweilt.
3. Sketches of Spain (1960): Meisterwerk! Die fünf Titel beruhen auf verschiedenen spanischen Inspirationen. Einige davon sind Eigenkompositionen, andere sind Coverversionen. Immer, wenn ich dieses Album höre, bin ich ganz und gar nicht gelangweilt, sondern sitze auf der Kante meines Stuhls.
4. Quiet Nights (1962/63): Nachfolgealbum ohne wirklich neue Qualitäten. In Ordnung, aber irgendwie auch unnötig.
Bei meiner Auswahl war ich schnell bei "Sketches of Spain"... und obwohl ich gern eine Eigenkomposition verlinkt hätte, bin ich doch bei Gil Evans Arrangement von Joaquín Rodrigos "Concierto de Aranjuez" geblieben. Es ist sicherlich das zentrale Stück des Albums, ein Meisterwerk des Jazzarrangements Gil Evans und es beinhaltet außerdem eines der berühmtesten Soli Miles Davis überhaupt (etwa 5:47 - 7:25), in dem er wiederholt zeigt, wie er, in einer für einen Trompeter ungewohnten Tiefe, Melodien aufzugreifen versucht, aufgrund der tiefen Lage aber an die Grenzen seines Instruments gerät und deshalb Melodiebögen abbrechen muss. Das ist nicht nur Unvermögen, das ist auch Konzept (die Bedeutung dieses Solos muss sicherlich jeder Hörer für sich selbst ergründen... ich denke dabei an die Begrenztheit des menschlichen Seins... aber jedem Interpret das Seine!). Hört es euch an... und viel Vergnügen dabei!
Miles Davis: Concierto de Aranjuez