Gegen Ende meiner Beiträge zu Miles Davis vielleicht noch eine Quintettaufnahme. Miles Davis hatte zwei "klassische" Quintette: das erste mit John Coltrane (1955 - 1958), das zweite mit Wayne Shorter am Saxophon (1965 - 1968). Die beiden Formationen waren so stilprägend, dass auch heute noch unter Jazzern die Gretchenfrage "Wayne or ´Trane?" gestellt wird.
Mit Wayne Shorter hat Miles Davis eine Reihe wirklich hervorragender Alben aufgenommen. Ich nenne nur die allerwichtigsten: "E.S.P.", "Miles Smiles", "Sorcerer", "Nefertiti", "Miles in the Sky" und "Filles de Kilimanjaro". Gegen Ende der Phase erweitert Miles Davis sein zweites Quintett und führt elektrische Instrumente ein, was dann letztlich zum legendären "Bitches Brew"-Album führt. Schon mit dem ersten Album dieses Quintett ("E.S.P.") hat sich Miles Davis weitgehend von den im Jazz allgegenwärtig verwendeten Standards verabschiedet und ein völlig neues Repertoire aufgebaut.
Verlinkt habe ich ein Stück von 1967, das wohl aufgrund seiner Länge auf den klassischen Alben nicht veröffentlicht wurde und erst nachträglich auf dem Sampler "Circle in the round" (von 1970) untergebracht wurde. Es ist das Stück, das dem Sampler seinen Namen gab und erweitert das Quintett um Joe Beck an der Gitarre. Das Stück erzeugt eine knappe halbe Stunde Trancefeeling oder einen äußerst intensiven Höreindruck - je nachdem, wie man zuhört. Ein hypnotisches Thema, summende und trällernde Gitarrensaiten, tremolierende Celestaklänge von Herbie Hancock, Flamencoeinflüsse, raue, dissonante Bläserlinien und prägnante Triolen und Wirbel in Tony Williams Schlagzeugspiel ergeben ein absolutes Ausnahmestück. Viel Spaß.
Miles Davis: Circle in the round